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Verfahren zur Erzielung eines echten raumplastischen Eindrucks bei
der Projektion von farbenphotographischen Steh- und Laufbildern Verfahren zur Erzielung
echter raumplastischer Eindrücke bei der regelrichtigen Projektion farbenphotographischer
Steh- und Laufbilder unter Verwendung normaler, allgemein benutzter farbenphotographischer
Aufnahmematerialien, Aufnahme-und Wiedergabegeräte, einschließlich normaler Projektionswände,
bei denen mittelbar oder unmittelbar keinerlei zusätzliche Einrichtungen oder Bearbeitungsmaßnahmen,
die den echten raumplastischen Eindruck verbürgen sollen, Verwendung finden, sind
bisher nicht bekanntgeworden.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es nun möglich, bei der Projektion
farbiger Steh- und Laufbilder einen echten raumplastischen Eindruck allein durch
regelrichtige Anordnung, bzw. Auswahl der Farbe der bildwichtigen Aufbauelemente
im Bildraum bei der Aufnahme mit Sicherheit zu erzielen.
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Es ist bereits gelegentlich bei der Projektion farbenphotographischer
Steh- und Laufbilder beobachtet worden, daß einzelne solcher Bilder einen echten,
raumplastischen Eindruck machen können, der sie deutlich von dem normalerweise wesentlich
geringeren räumlichen Eindruck der übrigen farbenphotographischen Steh- und Laufbilder
unterscheidet.
Die Deutung der Ursache dieser Erscheinung ist bisher
trotz aller Versuche nicht allgemeingültig gelungen. Damit blieb dieser beobachtete
Raumeffekt bisher unreproduzierbar. Es sind keinerlei allgemeingültige, Regeln aufgefunden
worden, nach denen ein solcher echter raumplastischer Eindruck mit Sicherheit dort,
wo er beabsichtigt ist, durch entsprechende Maßnahmen erzielt werden kann.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es nun möglich, diesen echten
raumplastischen Eindruck dadurch mit Sicherheit in jedem Fall zu erzielen, daß die
Anordnung bzw. Auswahl der bildwichtigen Aufbauelemente des aufzunehmenden farbigen
Motivs für die Aufnahme so getroffen wird, daß diejenigenAufbauelemente, die einen
vom Betrachter wegführenden, sich in die Tiefe des Bildraumes erstreckenden raumplastischen
Eindruck bewirken sollen, mit Farbstoffen gefärbt werden, die dem kurzwelligen Teil
des Spektrums etwa von der Linie 5oo my ab entsprechen, oder solche Farbtöne enthalten,
während diejenigen Aufbauelemente, die einen auf den Betrachter zuführenden, sich
aus dem Bildraum in Richtung des Betrachters heraus erstreckenden raumplastischen
Eindruck bewirken sollen, mit Farbstoffen gefärbt werden, die dem langwelligen Teil
des Spektrums etwa von der Linie 55o m,u ab entsprechen oder solche Farbtöne enthalten.
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Unter Aufbauelementen sind echte Gestalten im Sinne der gestaltpsychologischen
Definition der menschlichen Merkwelt zu verstehen. Alle in der realen Welt vorkommende
Gegenstände haben Gestaltcharakter. Nicht dagegen aber Licht für sich allein, sei
es - weißes oder farbiges-, d. h. sogenannte »Flächenfarben«, die im Gegensatz zu
»Oberflächenfarben« nur Erscheinungen ohne Gestaltcharakter darstellen. Oberflächenfarbenbesitzen
insofern echten Gestaltcharakter, als sie von der Gestalt des Gegenstandes - dem
sie angehören -nicht abgetrennt und als reine, selbständige Farbenerscheinungen
aufgefaßt und empfunden werden können. So ist z. B. die-- Fleischfarbe menschlicher
Gesichter eine echte Oberflächenfarbe, da sie als Wesenseigenschaft zur Gestalt
des »menschlichen Gesichts« gehört. Flächenfarben, die in der realen Welt ebenfalls
beobachtet werden können, dort@aber nicht als Gestalten, sondern als selbständige
Erscheinungen ohne Gestaltcharakter definiert werden, folgen daher dem erfindungsgemäßen
Verfahren nur bedingt, nämlich dann, wenn sie zur Erzeugung oder zur Vortäuschung
einer Gestalt benutzt werden..
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Aufbauelemente, die schwarz oder weiß gefärbt werden oder sind, bewirken
grundsätzlich einen vom Betrachter wegführenden, sich in die Tiefe des Bildraumes
hinein erstreckenden raumplastischen Eindruck. Diese Wirkung kann durch Zumischung
von Farben, die dem kurzwelligen Ende des Spektrums entsprechen, verstärkt; von
Farben, die dem mittleren Teil des Spektrums etwa von Linie 5oom,u bis zur Linie
58o. my entsprechen, geschwächt und durch Farben, die dem langwelligen Teil des
Spektrums etwa von der Linie 58o mu ab entsprechen, kontinuierlich bis zur Aufhebung
bzw. Umkehrung des raumplastischen Eindrucks beeinflußt werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren gründet sich auf die praktische- Verwendung
dieser vom Erfinder erstmalig hier bekanntgemachten und experimentell allgemeingültig
beweisbaren Entdeckung, nach der zu den beiden bisher allein bekannten raumbildenden
Komponenten, der von H e 1 m h o 1 t z -H e r i n g beschriebenen und experimentell
bewiesenen Querdisparation und Konvergenz, als dritte gleichberechtigte raumbildende
Komponente die Farbe unter oben gekennzeichneten Bedingungen hinzukommen kann.
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Nach dieser Entdeckung verhält es sich so, daß ilie Farbe der.'im
Sehraum befindlichen Elemente, deren Anordnung sowohl beim natürlichen wie beim
stereoskopischen Sehen mit Hilfe der Querdisparation und Konvergenz räumlich richtig
erkannt wird, dann zur richtigen Lokalisierung dieser Elemente beiträgt, wenn die
oben beschriebene raumbildende Wirkung der Farben mit der räumlichen Anordnung der
einzelnen Aufbauelemente im natürlichen wie im Bildraum gleichgerichtet ist. Ist
die Farbe der Aufbauelemente hinsichtlich der Färbenraumwirkung derjenigen durch
Querdisparation und Konvergenz beim Betrachten natürlicher wie stereoskopischer
Räume entgegengerichtet, dann wird der Raumeindruck entsprechend vermindert, um
im Grenzfall aufgehoben bzw. umgekehrt werden zu. können.
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Die selbständige raumbildende Wirkung der Farbe lädt sich experimentell
durch die Betrachtung von farbenphotographischen Stand- und Laufbildern in Betrachtungsgeräten,
die durch ihre Konstruktion Querdisparation und Konvergenz sicher ausschließen,
und trotzdem die Bilder den Augen des Betrachters scheinbar so darbieten, als ob
beide an der Betrachtung mitwirkend beteiligt wären, experimentell beweisen. In
diesem Fall wird der echte raumplastische Eindruck von der Farbe der im Bildraum
befindlichen Aufbauelemente allein geliefert und kann von jeder farbennormals-ichtigen
Person eindeutig beobachtet werden. Es zeigt sich, daß der raumbildende Eindruck
der Farbe unabhängig von der scheinbaren Lokalisation der farbigen Aufbauelemente
im Bildraum ist. Er erstreckt sich, wenn er durch Farben, die dem langwelligen.
Teil des Spektrums entsprechen, bewirkt wird, stets aus. dem Bildraum heraus auf
den Betrachter zuführend, wenn er durch Farben, die dem kurzwelligen Teil des Spektrums
entsprechen; bewirkt wird, stets in die Tiefe des Bildraums hinein, also vom Betrachter
wegführend, und bleibt bei Aufbauelementen, die in einer dem mittleren Teil des
Spektrums entsprechenden Farbe gefärbt sind, mehr oder weniger neutral, d. h., so
gefärbte Aufbauelemente werden stets bei gleichzeitigem Vorhandensein von Aufbauelementen,
die mit Farben, die dem kurzwelligen Teil des Spektrums entsprechen, gefärbt sind,
als vor diesem in Richtung auf den Betrachter zuliegend, und bei- gleichzeitigem
Vorhandensein von Aufbauelementen, die mit Farben, die dem langwelligen Teil des
Spektrums etwa von
der Linie 5oo m,u ab entsprechen, gefärbt sind,
als hinter diesen vom Betrachter wegliegend eindeutig erkannt. .
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Für schwarze oder weiße Aufbauelemente gilt folgendes: Es ist bekannt,
daß physiologisch schwarz oder weiß wirkende Aufbauelemente fast nie als rein schwarz
oder weiß zu bezeichnen sind. Ungefärbte, grau wirkende Aufbauelemente liegen in
der physikalischen Wertskala zwischen Schwarz und Weiß. Den beiden extremen Werten
Schwarz und Weiß nahestehende physikalisch graue Aufbauelemente ergeben stets einen
in die Tiefe wirkenden raumplastischen Eindruck. Mischt man solchen -physiologisch
noch schwarz oder weiß wirkenden-Aufbauelementen, wie oben beschrieben, noch Farben
zu, so wird der ursprünglich ohne Farbzusatz vorhandene Tiefeneindruck im Sinne
der vorangegangenen Darlegungen verändert, d. h., beim Zumischen von Farben, die
dem kurzwelligen Spektralbereich entsprechen, wird der Tiefeneindruck verstärkt,
beim Zumischen von Farben des langwelligen Spektralbereiches wird der Raumeindruck
zu einem auf den Beschauer zuführenden raumplastischen Eindruck umgewandelt.