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Verfahren zur Konservierung von zur Gewinnung von Mehl und Öl dienendem
tierischem Rohmaterial Für die Konservierung von Rohmaterial für die Herstellung
von Mehl und 01 aus tierischem Material, z. B. Heringen und anderen Fischen
sowie Fischabfällen und von Walen,, hat man, bisher allgemein gewöhnliches Kochsalz
verwendet. Verschiedene andere Vorschläge, wie z. B. die Verwendung von Formalin,
haben keine praktische Verwendung in erwähnenswertem- Ausmaß gefunden.
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Die Konservierung der erwähnten Materialien mit Hilfe von Kochsalz
oder anderer vorgeschlagener Mittel hat bisher keinesfalls zu befriedigenden Ergebnissen,
geführt. Wenn eine zur Konservierung ausreichende Menge von Kochsalz angewendet
wird, z. B. roo/o des Gewichts der zu konservierenden Heringe, so wird ein Fischmehl
erhalten, dessen Qualität durch einen zu hohen Gehalt an Salz stark herabgesetzt
ist. Das hierbei erhaltene dunkle Öl weist einen hohen Gehalt an freien Fettsäuren,
auf. Wenn geringere Mengen von Kochsalz zur Konservierung verwendet werden, wird
eine praktisch ausreichende Frischhaltung des Materials nicht erzielt. Werden z..
B. nur etwa q. bis 5 % an Kochsalz, bezogen auf das Gewicht der zu konservierenden
Heringe, angewendet, so wird die Haltbarkeit des Materials nur mäßig über die Dauer
der Haltbarkeit von nicht mit Konservierungsmitteln behandeltem Material gesteigert;
sie beträgt z.. B. nicht mehr als etwa das Doppelte der Zeit, innerhalb deren nicht
konserviertes Frischmaterial ohne, störende Qualitätseinbußen verarbeitet werden
kann. Durch zu schwaches Salzen macht sich auch die Autolyse der Proteine während
der Verarbeitung
des Materials störend bemerkbar. So wird z. B.
die Masse der Heringe mehr gelatinös und schwierig zu Pressen, wodurch die Menge
des gewonnenen. Öls erheblich reduziert wird. Die Menge der löslichen Proteine in
solchem autolysierten Rohmaterial ist viel größer als in Frischmaterial, so daß
erhebliche Verluste durch Übergang löslicher Proteine in das ausgepreßte Leimwasser
auftreten.
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Die Tatsache, daß keinesderbisher vorgeschlagenen Konservierungsmittel
in der Lage war, das Kochsalz als Konservierungsmittel in der Praxis zu ersetzen
und bessere Konservierungen zu erzielen als sie durch Verwendung von Kochsalz zu
erzielen sind, haben die Erfinder v eranlaßt, während einer längeren Zeit die Bedingungen
zu studieren, welche beim Lagern der für die Mehl- und Ölgewinnung aus tierischen:
Rohstoffen, wie Fischen, auftreten und Versuche zur Verbesserung der Konservierung
der Ausgangsmaterialien durchzuführen. Bei diesen Studien haben die Erfinder verschieden-
wichtige Beobachtungen gemacht, die bisher nicht bekannt waren und infolgedessen
auch nicht berücksichtigt worden sind. Diese Beobachtungen sind zum Teil von entscheidender
Wichtigkeit für die Wirkung der angewendeten Konservierungsmittel im Sinn einer
ausreichend langen Frischhaltung des Rohmaterials und der Erzielung vollwertiger
Produkte.
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Es hat sich insbesondere als wichtig erwiesen, das zu lagernde Rohmaterial
so weit als möglich unter anaeroben Bedingungen zu halten und Konservierungsmittel
anzuwenden, welche gegen anaerobe Bakterien wirksam sind und gleichzeitig die Eigenschaft
haben, daß sie bei der Verarbeitung der Rohstoffe verhältnismäßig leicht beseitigt
werden können.
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Diese Feststellungen haben neue Wege für die erfolgreiche Konservierung
der für die Verarbeitung in Betracht kommenden tierischen Rohstoffe gewiesen, die
zum Teil in erbeblichem@ Gegensatz zu den bisher gebräuchlichen Methoden stehen.
So sind z. B. die Behälter, welche für Heringe u. dgl. Ausgangsstoffe bisher verwendet
wurden, durchweg so konstruiert, daß,Blut, Schleim und Salzsohle abfließen und so
weit wie möglich beseitigt werden können. Diese Tatsache beruhte auf der allgemeinen
Erfahrung, daß die Blut und Fischsaft enthaltende Salzlauge Veranlassung zu rascher
eintretender Zersetzung und einer rapiden Vermehrung von Fettsäuren in Fette enthaltenden
Rohstoffen, gibt.
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Die Erfinder haben nun festgestellt, da.ß es bei Verwendung von gegen
anaerobe Bakterien wirksamen Konservierungsmitteln vorteilhaft isst, die vorstehend
erwähntem Flüssigkeiten, die bisher beseitigt wurden, so weitgehend wie möglich
in dem Rohmaterial zu- belassen und vorzugsweise noch weitere Flüssigkeiten zuzuführen,
die zweckmäßig erfindungsgemäß anzuwendende Konservierungsmittel in gelöster Form
enthalten. Hierdurch gelingt es, die zwischen den Einzelfischen oder den Fischstücken
befindliche Luft weitgehend auszutreiben und die erfindungsgemäß wesentliche Lagerung
des Gutes unter anaeroben Bedingungen zu gewährleisten. Eis werden mithin im Gegensatz
zu den bisherigen Gepflogenheiten praktisch dichte Behälter verwendet, die einen
Abfluß der obernerwähnten Flüssigkeit nicht gestatten und infolgedessen befähigt
sind, eine möglichst lange Frischhaltung des Materials im Sinne der vorliegenden
Erfindung zu gewährleisten.
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Als geeignete, unter anaeroben Bedingungen gut wirksame Konservierungsmittel
wurden unter anderem Äthylenoxyd, Hydroxylamin, Nitrite und Lösungen von salpetriger
Säure ermittelt. Bei Durchführung von Versuchen mit derartigen Konservierungsmitteln
wurde die wichtige Feststellung gemacht, daß bei Verwendung von Nitriten, z. B.
von Alkalimetallen, eine Zersetzung derselben während des Lagerns des Rohmaterials
und insbesondere während der Verarbeitung desselben stattfindet. Auf Grund dieser
Feststellung ist es möglich, Nitrite in verhältnismäßig großen Mengen anzuwenden,
ohne die Produkte, wie Fischmehl und 01,
in störender oder schädlicher Weise
zu beeinflussen. Infolgedessen kann durch Anwendung von Nitriten in größeren Mengen
eine erheblich längere Lagerung des Rohmaterials unter einwandfreier Frischhaltung
erfolgen, als es bisher möglich war, ohne den Gehalt der Produkte an Konservierungsmitteln
in störender Weise zu erhöhen. Die Erfindung gestattet infolgedessen Produkte von
einwandfreien Eigenschaften herzustellen, welche für Genußzwecke, z. B. als Futtermittel,
einwandfrei verwendet werden können, da sie Konservierungsmittel nur in sehr geringen
zulässigen Mengen enthalten. Es wurde z. B. gefunden, daß bei Anwendung von
0,5
bzw. 2 g Natriumnitrit per Kilogramm Heringe (d. h. 2,5 bzw. io g Natriummitrit
per Kilogramm fettfreier Trockensubstanz) das Rohmaterial etwa i Monat bzw. etwa
2 bis 3 Monate bei einer Temperatur von etwa 5 bis io° C einwandfrei konserviert
werden kann. In der Trockensubstanz von aus den so konservierten Rohstoffen hergestelltem
Fischmehl befand sich weniger als o, i bzw. 0,-2 g Konservierungsmittel per Kilogramm
Trockensubstanz. Da die Menge der in genußfähigem Fischmehl zulässigen Konservierungsmittel
im allgemeinen etwa o,7 bis i g per Kilogramm fettfreier Trockensubstanz beträgt,
gestattet die Erfindung, wie aus vorstehenden Beispielen hervorgeht, die Herstellung
von Fischmehl, dessen: Gehalt an Konservierungsmitteln erheblich unter den zulässigen
Mengen liegt.
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Es wurde weiterhin festgestellt, daß bei Anwendung ausreichender Mengen.
von Äthylenoxyd, Hydroxylamin und insbesondere von Nitriten und Lösungen von salpetriger
Säure die Aktivität von proteolytischen und fettzersetzenden Enzymen so weitgehend
abgestoppt wird; daß nur eine sehr geringfügige Vermehrung von wasserlöslichen Proteinen
und von Fettsäuren während des Lagerns stattfindet.
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Beispiel Zu. ioo hl von Heringen wurden während des Lagerns in einem
dichten Silo ioo hl einer 2o/oigen Lösung von Natriumnitrit gegeben. Nach 4tägiger
Lagerung
waren die Heringe gleichmäßig eingeweicht und enthielten etwa i,5 g Natriumnitrit
per Kilogramm. Nach 4wöchiger Lagerung bei einer Temperatur von etwa 8° C betrug
der Nitritgehalt nur noch etwa o,8 g/kg, und die Heringe waren noch genau so frisch
wie bei Beginn der Lagerung. Der Gehalt an freien Fettsäuren in dem ausgepreßten
Öl betrug nach 4 Wochen 2,7 0/0, während er bei Beginn des Lagerns 1,4% betrug.
Nach 5 Wochen dauernder Lagerung konnten die Heringe fabrikmäßig ebenso leicht oder
noch leichter verarbeitet werden alfs gutes Frischmaterial. Der Fettgehalt der Preßkuchen.betrug
3,5 bis 4%, während er bei der Verarbeitung guter, frischer Heringe gegen 4.% betrug.
Das gewonnene Öl zeigte Eine helle Farbe und enthielt 3 % freie Fettsäure. Der-
Preßkuchen wurde durch Trocknen in ein Fischmehl mit etwa 9o % Trockensubstanz übergeführt.
Das so erhaltene Fischmehl stellte ein Ganzmehl dar, das alle Bestandteile unter
Einschluß des in Trockenform übergeführten Leimwassers enthielt. Der Gehalt des
Fischmehls an Nitrit betrug 5 Tage nach dem Trocknen o, i bis o,2 g/kg. Bei weiterer
Lagerung nahm der Gehalt des Fischmehls an Nitrit noch weiter ab.
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Vergleichsweise sei erwähnt, daß Heringe gleicher Oualität, welche
in der bisher üblichen Weise durch starkes Salzen, z. B. mit io hl Kochsalz per
ioo hl Heringen, konserviert worden waren, bei entsprechend langer Lagerung ein
Öl lieferten, das etwa 8% freie Fettsäure enthielt. Das daraus gewonnene Mehl enthielt
einen beträchtlich geringeren Betrag von Protein und 6 bis 8% Kochsalz. Dais Leimwasser
enthielt so viel Salz, daß es weder als Leimwasserkonzentrat verwendet, noch mit
dem Mehl zusammen getrocknet werden konnte. Hinzu kommt, daß die Kosten für das
angewendete Salz -erheblich größer sind als die Koisten für das erfindungsgemäß
anzuwendende Nitrit..
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Mit Bezug auf das bisher in der Praxis allgemein verwendete Verfahren
der Konservierung des Ausgangsmaterials durch Salzen ist zu erwähnen, d.aß das vorliegende
Verfahren erheblich größere Ausbeuten, und wertvollere Produkte liefert und außerdem
auch noch wirtschaftlicher ist.
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Die Wirkung der erfindungsgemäß anzuwendenden Konservierungsmittel
kann in gewissem Ausmaß noch durch Regelung des Säuregrades des Ausgangsmaterials
verbessert werden. Dies kann z. B. dadurch geschehen, daß durch gleichzeitige Zufügung
von Säure eine Einstellung auf einen pH,-Wert vo:n etwa 5 erfolgt.
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Selbstverständlich kann man auch mehrere der beanspruchten Konservierungsmittel
gemeinschaftlich zur Anwendung bringen oder Konservierungsmittel gemäß der Erfindung
zusammen mit solchen Konservierungsmitteln verwenden, welche für die in Betracht
kommenden Zwecke bekannt und gebräuchlich sind wie Kochsalz., Formaldehyd u. dgl.
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Es hat sich weiterhin als vorteilhaft erwiesen, die Konservierungsmittel
gemäß Erfindung, z. B. Nitrit, in einem früheren Zeitpunkt, z. B. bereits an Bord
des Fischfangbootes, zuzugeben.
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Es hat sich weiterhin gezeigt, daß auch bei Verwendung der gebräuchlichen
Behälter für Heringe durch Zugabe von Nitrit in den o:benerwähnten Mengen bessere
und vorteilhaftere Ergebnisse erzielt werden als durch Anwendung der bekannten Salzkonservierung
für die Herstellung von Fischmehl bestimmten Heringen.
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An Stelle der obe nerwähnten Nitrite von AlkaIimetallen können auch
Nitrite von alkalischen Erden, insbesondere Calciumnitrit mit Vorteil Anwendung
finden.