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Streichinstrument Die Erfindung betrifft ein Streichinstrument, insbesondere
eine Geige, deren Deckel und Boden zwecks Erhöhung der Schwingfähigkeit am Rande
eine membranähnliche Umfassung und am Boden einen zweiten Baß- oder Schwingbalken
besitzen. Bis heute war man der Auffassung, daß die Resonanz und Tonqualität einer
Geige in erster Linie vonder Holz-undLachbeschaffenheit abhängig seien. Daher versuchte
man schon seit erdenklichen Zeiten fast alle Holzarten in den verschiedensten Lebensaltern
sowie alle möglichenLacke zurAnwendung zu bringen. Stets aber blieb es mehr oder
weniger dem Zufall oder der besonderen Geschicklichkeit der einzelnen Geigenbauer
überlassen, ob eine Geige in ihrer Tonqualität hochwertig, durchschnittlich oder
gar minderwertig ausfiel. An eine serienmäßige Herstellung gleichmäßig guter Geigen
war daher bei der bisherigen Konstruktion der Geige nicht zu denken. In der Hauptsache
hielt man an dem Prinzip und dem Aussehen der überlieferten Geige fest und berücksichtigte
nicht die neuesten Erkenntnisse der Schwingungslehre und der Akustik. Gerade in
Orchestern wird die Ungleichheit der Geigen sehr störend empfunden, und es war daher
schon immer der Wunsch eines jeden Dirigenten, im Orchester gleichmäßig klangschöne
Geigen zu besitzen.
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Der Erfindung liegt nun der Gedanke zugrunde, d:aß die Resonanz eines
Streichinstrumentes in erster Linie von der Schwingungsmöglichkeit des Holzes abhängig
ist und daß die Holz- und Lackbeschaffenheit nur auf die Klangfarbe einen Einfluß
hat. Um die Schwingungsmöglichkeit des Holzes restlos zu gewährleisten, wurden erstens
Deckel und Boden am Rande membranartig ausgearbeitet und zweitens die Dicke des
Deckels und des Bodens quer zur Längsfaser des Holzes gleichmäßig verjüngt, und
zwar vom Baßbalken nach rechts und links, so daß die tieferen Tonlagen in der
näheren
Umgebung des Baßbalkens mehr Schwingmasse und die höheren Tonlagen in der weiteren
Umgebung bzw. in größeren Abständen weniger Schwingmassevorfinden. UrnnuneinevölligeGleichschaltung
der Tonfrequenzen von Deckel und Boden zu gewährleisten, wurde auch der Boden mit
einem Baßbalken versehen und beide Baßbalken mittels eines oder mehrerer Stimmstöcke
miteinander verbunden. Allerdings verliert der sog. Stimmstock bei der vorliegenden
Erfindung seinen Wortsinn, denn von Stimmen kann hierbei nicht mehr die Rede sein.
Man kann diesen längs des Baßbalkens bzw. zwischen diesem bis zu ioo mm verstellen,
ohne daß das Verstellen des Stimmstockes auf die Ausgeglichenheit der Saiten einen
Ei nfluß hat. Dieses Maß von Verstellung ist bei den bisherigen Geigen unmöglich,
da schon oft einige- zehntel- Millimeter genügen, um die Saiten klanglos und unausgeglichen
zu machen. Es ist überhaupt bei den bisherigen Geigen geradezu eine Kunst, den Stimmstock
an die richtige Stelle zu setzen. Diese Empfindlichkeit der Verstellung oder Abstimmung
kommt bei der vorliegenden Erfindung gänzlich in Fortfall. Hier hat der Stimmstock
lediglich die Aufgabe, eine starre Verbindung des Deckels mit dem Boden herzustellen,
wobei die Wirkung- dieser starren Verbindung bei An-,vendung von zwei oder mehreren
Stimmstöcken bzw. Verbindungsgliedern vermehrt wird. Durch die Anordnung eines zweiten
Baßbalkens auf dem Boden und dessen direkte Kupplung mit demjenigen des Deckels
werden die beiden genauestens synchronisiert. Außerdem sind beide Baßbalken oder,
besser gesagt, Sch@vingbalkengewichtsmäßig so dimensioniert, daß dieselben, einmal
zur Schwingung angeregt, längere Zeit ihre Schwingung beibehalten und die Obertöne
der ungestrichenen Saiten längere Zeit mitschwingen lassen. Also diejenige Resonanz,
welche man bei alten Meistergeigen vorfindet, wird hier ohne Rücksicht auf die Holz-
und Lackbeschaffenheit rein mechanisch erreicht.
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Ein weiteres hervorstechendes Merkmal der vorliegenden Erfindung ist
die Form der Geige. Diese Form ermöglicht durch die Fortsetzung der mittleren Einschnürung
eine leichte und bequeme Spielbarkeit auch von Personen mit kurzen Händen.
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Des ferneren kommen bei dieser neuen Geige die F-Löcher des Deckels
in Fortfall. Dadurch wird erreicht, daß der sog. Wolf, d. h. Tonüberlagerungen innerhalb
einer Saite, nicht mehr in Erscheinung tritt, da keinerlei störende Unterbrechung
der Schwingungsfortpflanzung innerhalb des Deckels durch die Holzfaserunterbrechung
der F-Löcher auftreten kann. Es verschwindet aber nicht nur der sog: Wolf, sondern
es wird auch dadurch noch gleichzeitig die Schwingfläche des Deckels vergrößert.
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An Hand der Abb. 1, 2 und 3 ist die -Erfindung des Streichinstrumentes,
und zwar einer Geige beschrieben.
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Abb. i zeigt die Draufsicht, Abb. 2 den Längsschnitt und Abb. 3,den
Querschnitt A-13 der Geige. Die wesentlichsten Merkmale, der neuen Geige sind: Deckel
i mit Querverjüngung 5, 6 und Schwingbalken 7, Verbindungsstege (Stimmstöcke) 8,
g, Umfassungsmembran io, i i, Verbindungsrand i2, 13, Schallöffnungen 15.
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Deckel i und Boden d. verjüngen sich quer zur Holzfaser gleichmäßig
nach dem Rande zu, und zwar von der Mitte des Baß- bzw. Sch wingb alkens
aus nach beiden Seiten 2, 3 bzw. 5, 6. Die größte Dicke des Deckels und des Bodens
ist daher längs der Mitte der Baßbalken. Diese Anordnung entspricht dem Verlauf
der Frequenzen, und zwar gelangen die tieferen Frequenzen längs der Mitte der Baßbalken,
die höheren gegen den äußersten Rand von Deckel und Boden zum Einsatz. Jede in Schwingung
befindliche Saitenmasse muß im Gleichgewicht zu der -in Schwingung befindlichen
Holzmasse stehen. Die Baß- oder Schwingbalken 7 sind- im Gegensatz zu den bisherigen
Baßbalken bedeutend schwerer dimensioniert. Diese überdimensi.onierung hat ausschließlich
den Zweck, die zur Schwingung angeregten Holzmassen in ihrer Zeitdauer zu unterstützen.
Diese Schwingung wird einerseits durch die beiderseitige Verjüngung von Decke i
" und Boden q. und andererseits durch die membranartige Umfassung io, ii des Deckels
und Bodens wesentlich beeinflußt. Durch dieses starke Mitschwingen der Schwingbalken
7 treten die Obertöne der Saiten ungeheuer in Erscheinung, wie dieses nur bei den
teuersten alten Meistergeigen teilweise vorhanden ist. Auch sprechen durch diese
Neuerung die Saiten in allen Lagen sehr leicht an, während die Töne laut, weich
und getragen sind.
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Beide Baßhalken werden durch einen oder mehrere Stimmstöcke 8, g durch
eine Vorspannung miteinander gekuppelt. Dadurch wird erreicht, daß Deckel und Boden
in ihren Schwingungen genau synchronisiert werden. Durch die Anordnung mehrerer
Stimmstöcke wird die Lautstärke wesentlich erhöht. Durch diese neue Synchronisierung
sind sämtliche Saiten in allen Lagen ausgeglichen. Die Stimmstöcke erhalten eine
gabelförmige Aussparung (Abb.3), um ein Umfallen während des Anbringens zu verhüten.
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Um Deckel und Boden mit der Zarge 14 zu verbinden, schließt sich an
die äußere Peripherie der Umfassungsmembran io, ii ein Verbindungsrand 12, 13 an.
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Der Steg der neuen Geige ist aus Leichtmetall gefertigt und konstruktiv
derart ausgebildet, daß die Schwingungen der Saiten intensiver auf den Deckel übertragen
werden, ohne daß Dämpfungen hierbei auftreten können. Tim gleichmäßige Ausbreitung
der Schwingungen auf Deckel .und Boden zu gewährleisten, ist der Steg im Schwerpunkt
des Deckels aufgesetzt.
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Die Schallöcher 15 werden entgegen den bisherigen Ausführungen in
die Zarge verlegt, um erstens infolge Durchbruch am Deckel keine Schwingmasse zu
verlieren und zweitens die- Längsfaser des Holzes, welche die Schwingungen quer
zu dieser fortpflanzt, nicht zu unterbrechen. Gerade die Unterbrechung der Längsfaser
verursacht zum
Teil die Unausgeglichenheit der Tonlagen. Außerdem
ist die Erfassung und Ausbreitung der Schalldellen infolge der Verteilung der Schallöcher
an der Zarge eine vollkommenere als bisher. Die Schalllöcher können verschiedenartig
geformt sein. Bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel sind sie als Schalltaschen
ausgeführt, um die Schallwellen während des Spielens mehr nach oben aus dem Korpus
treten zu lassen. Auch ist es denkbar, daß trompetenförmige, also trichterförmige
Schallöffnungen an der Zarge angebracht werden. Die innere Fläche des Deckels und
des Bodens ist mit einer hauchdünnen, harten und polierten Metallfolie überzogen,
um die Schallwellen durch die Struktur des Holzes nicht zu dämpfen, sondern dieselben
möglichst lange Zeit vom Deckel zum Boden und von diesem wieder zurück und wiederum
zum Boden schwingen zu lassen.
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Die Form der Geige läßt durch die Elastizität des Deckels und des
Bodens sowie der seitlichen Ausweichbarkeit der Zarge die vertikalen Schwingungen
besser zu als die ältere, barocke Geigenform, weshalb auch die flaschenähnliche
Form der neuen Geige ein Bestandteil der Erfindung ist.