DE874C - Niederschraubhahn mit und ohne Entleerungsventil, mittelst dessen eine unter Druck stehende Dampf- oder Wasserleitung angebohrt werden kann - Google Patents

Description

1877.

Klasse 85.

G. A. FISCHER in GÖRLITZ.

Niederschraubhahn mit und ohne Entleerungsventil, mittelst dessen eine unter Druck stehende Dampf- oder Wasserleitung angebohrt werden kann.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 20. October 1877 ab.

Den Gegenstand dieser Erfindung bildet ein Niederschraubhahn mit konischer Dichtung und Entleerungsventil, mittelst welches eine unter Druck stehende Dampf- oder Wasserleitung angebohrt werden kann.

Die gleichen Buchstaben bezeichnen stets gleiche Theile.

Der Hahn besteht aus:

1. Einem Gehäuse A aus Rothgufs oder Gufseisen, mit Gewindeansätzen zum Einschrauben in die Schelle B des anzubohrenden Hauptrohres und zur Verbindung mit einer Bohrhülse C oder dem Zuleitungsrohr D.

2. Einem konischen Kegel E aus Bronce, Gufseisen oder Messing, mit Führungsohren und eingeschnittenem. Linksgewinde, welcher mittelst Spindel F und Handrad auf- und niedergeschraubt wird.

3. Deckel, Führungsscheibe und Stopfbüchse für die Spindel.

4. Dem Entleerungsventil G mit Hebel und Spiralfedern zum selbstthätigen Oeffnen und Schliefsen.

Das Gehäuse A des Hahnes ist derart construirt, dafs der Durchgang in gerader Richtung erfolgt und kreisförmig von gleichem Querschnitt ist, Wasser und Dampf passiren also den Hahn ganz frei, wie jeden anderen Theil des Zuleitungsrohres, es findet weder Stofs, noch Druckverlust statt, und beim Oeffnen und Schliefsen des Hahnes macht sich kein Schlag bemerklich. Der neue Hahn ist den bisher üblichen Kegelhähnen noch aus dem Grunde vorzuziehen, dafs die Flüssigkeit nicht um den Kegel herum oder durch denselben hindurch, sondern unter demselben hinweggeht, die konische Dichtung also nicht angefressen werden kann.

Der kreisförmige Querschnitt des Durchganges ermöglicht . das Einbringen eines Bohrers zum Anbohren einer unter Druck stehenden Wasseroder Dampfleitung. Zu dem Ende wird der Hahn in die um das anzubohrende Rohr gelegte Schelle B geschraubt, der Bohrer H eingeführt, die Bohrhülse C zur sicheren Führung desselben mit dem Gehäuse verschraubt und verdichtet, wie in Fig. 1 und 2 dargestellt ist. Nach erfolgter Durchbohrung des Hauptrohres wird der Bohrer zurückgezogen und der Hahn geschlossen, die Bohrhülse C kann jetzt abgeschraubt und der Bohrer herausgezogen werden; an Stelle der Bohrhülse wird alsdann eine Schlauchverschraubung D mit dem Hahn verschraubt, und die Verbindung mit dem Zuleitungsrohr ist hergestellt; siehe Fig. 3 und 4 der Zeichnung. In dem Gehäuse befinden sich zwei prismatische Führungen a, welche correspondirend mit den an dem Hahnkegel E sitzenden Ohren e die Drehung des letzteren verhindern. Die Abdichtung des Hahngehäuses erfolgt nach unten durch das Entleerungsventil G, nach oben durch die Deckscheibe b, die Muttern e und / und die Stopfbüchse d, welche gleichzeitig zur Führung der Spindel F dienen. Das Entleerungsventil G hat die Aufgabe, das nach dem Abschliefsen des Hahnes im Zuleitungsrohr befindliche Wasser abzuführen. Das Ventil sitzt in einer mit dem Gehäuse A yerschraubten und abgedichteten Mutter h und wird durch einen auf dem überstehenden Rande derselben liegenden Hebel g beim Niederschrauben des Kegels E etwas gehoben und so geöffnet. In der Mutter h liegen ferner eine Spiralfeder i und eine Hülse k, welche dem Ventil G die Tendenz ertheilen, sich selbstthätig zu schliefsen. Fig. 1 und 5 der Zeichnung zeigen das Ventil bei geöffnetem Zuleitungshahn. Hierbei steht dasselbe unter dem Druck des durchgehenden Wassers oder Dampfes und bleibt somit geschlossen; das Abschliefsen erfolgt präcise im Augenblick des Lüftens ' des Hahnes, so dafs ein Verlust nicht eintreten kann.

Fig. 3 veranschaulicht die Wirkungsweise des niedergeschraubten Konus E auf das Entleerungsventil und zeigt dasselbe geöffnet. Das Oeffnen des Ventils erfolgt erst nach dem vollständigen Abschlufs der Hauptleitung, so dafs auch hierbei keinerlei Verlust eintreten kann. Der Hahnkegel E ist nach der Seite des Zuleitungsrohres bei / durchbohrt; diese Oeffnung läfst das im Zuleitungsrohre zurückgebliebene Wasser zu dem Entleerungsventil gelangen, durch welches dasselbe abfiiefst. Das Entleerungsventil selbst ist so einfach constrüirt, dafs Reparaturen nicht zu befürchten stehen; andererseits geschieht das Oeffnen und Schliefsen desselben so sicher, dafs Verluste an Dampf und Wasser nicht eintreten

Claims (1)

1. können. Die Dichtungen sind je nach der Art der durchzuleitenden Flüssigkeit aus Metall, Blei, Leder, Gummi, die Spiralfeder i aus Stahl, Neusilber, Kupfer oder Messing herzustellen.

   Der Niederschraubhahn kann ohne Veränderung an jeder beliebigen Stelle eines Zuleitungsrohres (Bleirohres) eingeschaltet werden, derselbe erhält alsdann zu beiden Seiten Muttergewinde und Dichtungstheile. Bei Verwendung an hochgelegenen Punkten der Zuleitung wird das Entleerungsventil überflüssig und kann weggelassen werden; es entsteht alsdann der einfache Niederschraubhahn mit konischer Dichtung.

   Patent-Ansprüche: Ein Anbohr-Niederschraubhahn mit selbstthätiger Entleerung, mittelst welches eine unter Druck stehende Dampf- oder Wasserleitung angebohrt werden kann, und welcher auch ohne Entleerungsventil als Niederschraubhahn mit konischer Dichtung verwendbar ist.

   Hierzu ι Blatt Zeichnungen.