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Verfahren zur Herstellung fettgaren Leders iBei der Herstellung fettgaren
Leders wurden die in der Wasserwerkstatt wie üblich vorbehandelten Blößen meist
einer Vorgerbung mit ,Alaun unterzogen -und dann mit einem Gemisch von teilweise
ungesättigten :Fettstoffen, wie Klauenöl, Pferdefett, Talg, Tran, einerseits und
Gersten- oder Roggenmehl andererseits, behandelt. In vielen Fällen wurde auch ein
Zusatz von Rinderhirn angewendet. iBei einem bekannten Verfahren wurden die ,Blößen
zuerst mit einer Beizflüssigkeit behandelt, die durch Anrühren von Roggenmehl mit
Wasser und Vergärung gewonnen wurde, worauf die Häute getrocknet und dann mit Tran
und Talg behandelt wurden.
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,Es wurde nun gefunden, daß man fettgares Leder von außerordentlicher
Zugfestigkeit auch ohne Einsatz von Mehl herstellen kann, indem man die Blößen nach
der üblichen Vorbehandlung in der Wasserwerkstatt zunächst mit niederen aliphatischen
Carbonsäuren bei gleichzeitiger Anwesenheit von Ammonium- oder Aminsalzen und Fettalkoholsulfonaten
vorbehandelt, die Blößen dann trocknet und mit einem für die Fettgerbungüblichen
Fettgemisch imprägniert. Geeignete niedere aliphatische Carbonsäuren sind beispielsweise
Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure, Milchsäure, Glykolsäure sowie technische
Abfallsäuren, die eine oder mehrere dieser (Säuren enthalten, wie das bei der Fettsäuresynthese
durch Paraffinoxydation in dem an die Oxydationsöfen angeschlossenen Kondensatoren
abgeschiedene Kühlerwasser oder das Waschwasser des rollen Oxydationsprodukts der
Paraffinoxydation, das sich bei Beendigung der Reaktion in den
Oxydationsöfen
vorfindet. Die mitzuverwendenden Ammonsalze können durch teilweise Neutralisation
desKühlerwassers mit Ammoniak oder Aminen gebildet werden. Zweckmäßig setzt man
auch noch Ammonium- oder IAminsalze starker anorganischer Säuren, insbesondere Ammoniumsulfat,
zu. Zur Verhinderung der Schwellung kann beispielsweise auch Kochsalz oder sonstiges
Neutralsalz zugesetzt werden. Es ist jedoch darauf zu achten, daß nicht zu große
Mengen von Kochsalz verwendet werden, wodurch die Leder einen zu hohen Aschegehalt
aufweisen würden, da ein (Auswaschen der Blößen oder der fertigen Leder nicht durchgeführt
werden kann.
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Geeignete Fettalkoholsulfonate sind vorwiegend diejenigen mit 8 bis
io oder 12 bis 14 Kohlenstoffatomen im Molekül, doch können auch höhermolekulare
Fettalkoholsulfonate, beispielsweise solche mit 15 bis 17 Kohlenstoff-atomen, Anwendung
finden. Zum Fettgarmachen dienen feste Fette, tierische oder pflanzliche Öle, hochmolekulare
aliphatische Kohl-enwasserstoffe oder Gemische dieser Stoffe, beispielsweise ein
Gemisch von Talg, Degras und Tran, das auch Paraffin enthalten kann.
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Das Verfahren kann. beispielsweise folgendermaßen ausgeführt werden:
Rindshäute werden wie üblich geweicht, geäschert, entlnä.lkt und gebeizt (mit einer
Fermentbeize aus Pankreasenzymen). Die geheizten Blößen, die gegen Phenolphthalein
nzutral reagieren, werden mit einer Brühe folgender Zusammensetzung behandelt: 15o%
Wasser von 25°, 3% Kühlwasser, das vorher bis zu einem 1),1-Wert voll 3,5 mit Ammoniak
neutralisiert wurde, (Säuregehalt auf Essigsäure berechnet, etwa 300/0), 2o% Ammoniumsulfat
und o,5% Fettalkoholsulfonat (hergestellt aus Fettalkoholen mit 8 bis to Kohl°nstoffatomen,
33% Fettalkoholgehalt).
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Die Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht der gebeizten Blößen.
In dieserFlüssigkeit bleiben die Blößen io Tage liegen und werden dann getrocknet.
Hierbei werden die Blößen nicht hornig, sondern bleiben weich und weiß. Die Häute
werden dann mindestens 2 Tage, vorzugsweise aber 8 bis 1.4 Tage, gelagert. Danach
werden sie wieder befeuchtet, was zweckmäßig dadurch geschehen kann, daß man sie
nochmals durch die obenerwähnte Brühe zieht. Sie sollen dabei nicht zu naß werden,
sondern nur so viel Feuchtigkeit aufnehmen, daß sie sich gut stollen lassen. Nach
dem Stollen werden die Häute mit einer Mischung gleicher Teile Talg, Degras und
Tran behandelt, und zwar rechnet man 18% Fettgemisch auf das Gewicht der lufttrockenen
Häute. Mit dem Fettgemisch werden die Häute auf beiden Seiten geschmiert, dann im
warmen Raum aufgehängt oder im Warmluftfaß oder in der Kurbelwalke '/z bis i Stunde
gewalkt. Nach dieser Behandlung erhält man ein fettgares Leder von außerordentlicher
Zähigkeit und ,Zugfestigkeit, das den mit Hilfe von Mehl hergestellten fettgaren
Ledern vollkommen gleichwertig, meist sogar überlegen ist. Gegenüber allen bisher
bekannten Verfahren zur Herstellung fettgaren Leders zeichnet sich das neue Verfahren
durch einfache und leichte Durchführbarkeit aus.