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Verfahren zur Herstellung pyrogenfreier Heparinpräparate
Die Erfindung
betriefft ein Verfahren zur Herstellung pyrogenfreier Heparinpräparate.
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Bei der Herstellung von Heparinpräparaten, die bekanntlich zu Hemmung
der Blutgerinnung verwendet, werden und daher bei Blutübertragungen, Thrombosen
und nach Operationen benutzt werden, entstehen oft pyrogenhaltige Entsprodukte.
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Diese Pyrogene sind kohlehydratartige Stoffe, deren Struktur noch
nicht feststeht; sie verursachen nach intravenöser Injection eines pyrogenhaltigen
Heparinpräparates eine unerwünschte Erhähung der Körpertemperatur, selbst wenn sie
nur in Spuren anwesend sind.
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Es ist schr schwierig, das Herstellungsverfahren von Heparin. beispielsweise
aus tierischer Leber oder tierschen Langen, so zu gestalten, daß das Endprodukt
pyrogenfrei ist. An sich enthält nämlich das Ausgangsprodukt in den meisten Fällen
Pyrogene; außerdem tritt bei jeder Bearbeitung die Möglichkeit auf, daß Pyrogene
dem zu behandelnden Stoff zugesetzt werden oder in ihm enstehen.
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Bisher ist ein Verfahren, das auf das Pyrogenfreimachen des Haparins
gerichtet ist, noch nicht bekanntgeworden. Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt,
ein Verfahren zur Herstellung pyrogenfreier Haparinpräparate zu schaffen. Sie ist
dadurch gekenzeichnet, daß das pyrogenhaltige Heparinpräparat bei einem pH-Wert
in den annähernden Grenzen zwischen pH 12 und pH 14 mit stark basisch reagierenden
Stoffen behandelt wird, woraufhin das gemisch neutralisiert wird und gegebenenfalls
weiterverarbeitet werden kann.
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Dieses erfindungsgemäße Verfahren stellt eine einfache Reinigungsmethode
dar, bei der das Heparin vollkommen pyrogenfrei ist und seine
Aktivität
in vollem Umfange behält. Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens entfä!lt
damit die Notwendigkeit, während der Bearbeitungen, denen das Heparin während seiner
Gewi nnung unterzogen werden muß, sorgsam darauf zu achten. daß keine Pyrogene dem
zu behandelnden Stoff zugesetzt werden. Hierdurch wird eine große Ersparnis an Zeit
und Mühe erreicht.
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Jedes pyrogenhaltige Heparinpräparat kann mit dem. Verfahren gemäß
der Erfindung von Pyrogenen -gereinigt werden. t-ls stark basische Stoffe können
beispielsweise Natrium- und Kaliumhydroxyde, Guanidin, Tetramethylammoniumhydroxyd
u. dgl. verwendet werden. Die Behandlung kann beispielsweise im Lösen des unreinen
Heparinpräparates in einer wäßrigen Lösung dieser stark basisch reagierenden Stoffe
bestehen. Die Einwirkung dieser Reagenzien auf die Pyrogene muß während einer ausreichend
langen Zeitdauer bei einer angemessenen Temperatur fortlgesetzt werden, bis die
Pyrogene vollständig vernichtet sind. Daraufhin wird das Geionisch neutralisiert,
und die Heparinlösung kann Iiunmehr für die Injektion oder für weitere Verarbeitung
brauchbar gemacht werden.
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Bei dieser Reinigungsmethode ist darauf zu achten, daß das Heparin
selbst keine Verminderung seiner Aktivität erleidet. Es ist nämlich bekannt (D.
A. Scott und A. F. Charles, J. Biiol.
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Chem. 102. 440, 1933), daß Heparin unter Einfluß von beispielsweise
0,25 n-Natronlauge bei einer Temperatur von 800 C in 4 Stunden den größten Teil
seiner Aktivität verliert.
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Man kann jedoch bei dieser Iteinigungsmethode die verschiedenen Faktoren,
nämlich die Laugenstärke, die Dauer und die Temperatur in gewissen Grenzen variieren.
Bei gleichbleibender Stärke der basisch reagierenden Lösung kann man Ibeispielsweise
bei niedriger Temperatur und längerer I)auer eine gleiche Reinigung erreichen wie
l>ei höherer Temperatur und entsprechend kürzerer Dauer.
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Es wurde festgestellt, daß sehr gute Erfolge erhalten wurden bei
Benutzung basisch reagierender Lösungen mit einer Stärke von mindestens 0,I n.
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Ein ausgezeichnet günstiger Effekt wird erreicht, wenn man die Einwirkung
während annähernd 18 Stunden bei ungefähr 370 C stattfinden läßt.
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Von den stark basisch reagierenden Stoffen verdient Natriumhydroxyd
bei weitem den Vorzug, weil Natrium meistens schon im Ausgangsprodukt anwesend ist,
gewöhnlich in Form von Natriumhel)arinat, und nach Neutralisation der Lauge mit
einer geeigneten Säure. beispielsweise Salzsäure. in Form eines unschädlichen Salzes
im Ludprodukt vorkomnit und somit nicht entfernt zu werden hraucht.
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Als vorteilhafter Nel>eneffekt tritt bei dem erflndungsgemäßen
Verfahren oft eine bedeutellde Farbenverbesserung auf. So wird die braune Farbe
eines unreinen Heparinpräparates durch die 1Xehandlung beispielsweise in eine leichtgelbe
Farbe umgewandelt.
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An sich ist die Verwendung von Laugelösungen bekannt zur Pyrogenbefreiung
von Gebrauchsgegenständen der pharmazeutischen und medizinischen Praxis, beispielsweise
von Glaswerk Kautschukschläuchen u. dgl., nebst anderen Methoden, beispielsweise
Erhitzung der Gebrauchsgegenstände auf ungefähr 2500 C. Es konnte jedoch nicht vorausgesehen
werden, daß eine Laugenbehandlung zur Pyrogenbefreiung eines Arzneimittels, wie
Heparin, angewendet werden kann und daß hienbei die Aktivität des Heparins bei behalten
wird.
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Zur Verdeutlichung des erfindungsgemäßen Verfahrens dienen die folgenden
Beispiele.
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Beispiel 1 Man macht eine Io°/oige Lösung eines pyrogenhaltigen neutralen
Natriumsalzes von Heparin, das übrigens den Anforderungen für Injektionen entspricht,
in o,l n-Natronlauge. Nfan läßt die Lauge während 18 Stunden und bei einer Temperatur
von 370 C einnvirdken. Darauf neutralisiert man das Gemisch und verdünnt es bis
auf die für Injektionspräparate in Betracht kommende Stärke.
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Wie aus einem Test mit diesem Präparat auf Kaninchen hervorgeht,
ist das Präparat pyrogenfrei.
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Es wurden hierbei pro Kilogramm Körpergewicht 2 ccm der auf 1% verdünnten
Lösung verwendet.
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Das Präparat ibesitzt die vollständige Aktivität des im unbehandelten
Präparat anwesenden Heparins.
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Beispiel 2 Man löst eine Menge unreines pyrogenhaltiges Natriumsalz
von Heparin in 0,1 n-Kalilauge, so daß eine 5%ige Lösung erhalten wird. Man läßt
die Lauge während I6 Stunden bei einer Temperatur von 350 C auf das Heparinpräparat
einwirken. Darauf neutralisiert man die Lauge. Die erhaltene Lösung, die gemäß dem
Kaninchentest keine Pyrogenaktivität besitzt, zeigt keinen Rückgang der Heparinaktivität.
Sie kann nach bekannten Reinigungsmethoden weiterverarbeitet werden.
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Beispiel 3 Man stelle eine 80/oige Lösung nicht ganz reines pyrogenhaltiges
Natriumsalz von Heparin in o,2 n-Kalilauge her. Die Lösung wird. während 20 Stunden
bei einer Temperatur von 280 C aufhewahrt. Nach Ablauf wird die Lösung neutralisiert.
Die Reaktion hiervon auf Pyrogene ist negativ, während die ursprüngliche Aktivität
des Heparins unverändert geblieben ist. Die Lösung kann nach bekannten Reingungsmethoden
weiterverarbeitet werden.
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Beispiel 4 Eine Lösung von 40/0 pyrogenhaltigem, im übrigen reinem
neutralem Natriumheparinat in 0,05 n-Natronlauge wird während 10 Stunden auf 600
C gehalten. Hiernach neutralisiert man die Flüssigkeit und bringt diese auf die
für ein
Injektionspräparat in Betracht kommende Stärke.
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Das Präparat ist pyrogenfrei, während dieHeparinaktivität unverändert
geblieben ist.
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Beispiel 5 Eine 50/oige Lösung von pyrogenhaltigem neutralem Natriumheparinat
in 0,1 n-Tetramethylarnmoniumhydroxyd wird während 20 Stunden bei 370 C aufbewahrt.
Darauf neutralisiert man die Lösung und präzipitiert das Heparin vollständig, beispielsweise
mit Aceton.
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Die biologische Aktivität des also erhaltenen Präparates, berechnet
pro Gesvichtseinheit des Endproduktes, ist gleich der des AXusgangsmaterials, während
das Endprodukt pyrogenfrei ist.
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PATENTANSPRCCHE: 1. Verfahren zur Herstellung pyrogenfreier Heparinpräparate,
dadurch gekennzeichnet, daß ein pyrogenhaltiges Heparinpräparat mit stark basisch
reagierenden Stoffen bei einem pH-Wert im annähernden Bereich zwischen PH 12 und
PH 14 behandelt wird, worauf das Gemisch neutralisiert und gegebenenfalls weiterverarbeitet
wird.