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Verfahren zur Vorbehandlung von Hafer oder ähnlichen Körnerfrüchten
zur Schlagentspelzung Es ist bekannt, Hafer vor der Entspelzung in einer Schlagmaschine
einer Vorbehandlung mit Feuchtigkeit und Wärme zu unterziehen, indem man die Kerne
zum Quellen bringt, um durch die Volumenzunahme des Kernes die Schale aufzusprengen
und anschließend mit leichtem Schlag die Spelzen vom Kern zu lösen. Für die Quellung
des Hafers ist eine längere Behandlung mit Feuchtigkeit notwendig, wobei dem Hafer
eine ziemlich große Wassermenge zugeführt werden muß. Der Nachteil des Verfahrens
liegt darin, daß die dem Haferkern zugeführten größeren Wassermengen anschließend
durch einen kostspieligen Trokkenvorgang wieder abgeführt werden müssen.
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Es wurde nun gefunden, daß man auch ohne Quellung der Haferkerne eine
ganz ausgezeichnete Vorbehandlung der Haferkörner erreichen kann, indem die Körner
einer kurzfristigen Dämpfung und anschließenden Netzung mit etwa io°/o Wasser unterworfen
werden und unmittelbar danach oder nach kurzer Abstehzeit von etwa 15 Min. in die
Schälmaschine gelangen. Das Verfahren kann selbstverständlich auch bei anderen dem
Hafer ähnlichen Körnerfrüchten Anwendung finden. Durch die erfindungsgemäße Behandlung
wird erreicht, daß der Kern nur sehr wenig Feuchtigkeit aufnimmt, während der Raum
zwischen Kern und Schale und die Schale selbst fast die gesamte zugeführte Wassermenge
aufnehmen. Dabei dehnt sich die Schale etwas aus, wird weich und läßt sich anschließend
in einer Schlagmaschine von dem Kern lösen. Es hat sich bei zahlreichen
Versuchen
gezeigt, daß dieser Effekt gerade bei der erfindungsgemäßen Behandlung eintritt,
da durch die kurzzeitige Dämpfbehandlung die wasserabstoßende Eigenschaft des Haferkornes
überwunden wird, wobei der Kern eine geringe Menge an Feuchtigkeit aufnimmt. Bei
der anschließenden Netzung wird die Feuchtigkeit in den Raum zwischen Spelze und
Korn angesaugt und gleichzeitig von der Spelze aufgenommen. Dieser Vorgang geht
sehr schnell vcr sich und bedarf einer Zeit von höchstens 15 Minuten. Eine längere
Abstehzeit darf nicht angewendet werden, weil sonst die Feuchtigkeit vom Kern angesaugt
würde und diesen zu einer völlig unerwünschten Quellung veranlassen könnte. Die
geringe Feuchtigkeitsaufnahme während des Dämpfens reicht vollständig aus, um dem
Kern für die Schlagentspelzung ausreichende Zähigkeit zu verleihen. Bei der Netzung
wird eine Wassermenge bis höchstens 30°/o zugeführt. Je größer die Netzmenge ist,
desto kürzer muß die Abstehzeit sein, um eine unerwünschte Wasseraufnahme des Kernes
zu vermeiden. Man arbeitet besonders vorteilhaft mit einer Netzmenge von io°/° Wasser
und einer Abstehzeit von 5 bis 15 Minuten.
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In der Fig. i bis 3 sind verschiedene Kurven dargestellt, bei denen
die Volumenzunahme des Haferkernes in Abhängigkeit von der' Behandlung unter verschiedenen
Bedingungen aufgetragen ist. In Fig. i sind die Netzwassermenge mit io°/° und die
Abstehzeit mit 15 Minuten konstant gehalten, während die Dämpfzeit variiert wurde.
Man beobachtete bei geringen Dämpfzeiten bis zu 3 Minuten nur eine sehr kleine Volumenzunahme
des Kernes bis zu 30/0. Dann steigt die Kurve stark an bis zu einer Volumenzunahme
von 18% bei 7 Minuten Dämpfzeit. Bei diesen im Labor durchgeführten Versuchen wurden
die Haferkörner zum Zwecke der Dämpfung in Dampf gehalten. Man erhielt dabei durchaus
reproduzierbare Ergebnisse. Behandelt man eine größere Hafermenge in einem Dämpfer,
so können sich unter Umständen andere Dämpfzeiten ergeben; doch muß erfindungsgemäß
die Dämpfung so eingestellt werden, daß sie in der Wirkung der 3-Minuten-Dämpfung
gemäß den dargestellten Versuchen entspricht. Bei dieser 3-Minuten-Dämpfung beträgt
die Volumenzunahme des Kernes nur etwa 30%, d. h. die lineare Ausdehnung des Kernes
ist etwa i0/0, also bei 3 mm Durchmesser 0,03 mm. Eine Quellung hat also hierbei
praktisch nicht stattgefunden.
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Fig. 2 zeigt eine Kurve, bei der die Volumenzunahme des Kernes in
Abhängigkeit von der Netzwassermenge bei konstanter Dämpfzeit von 3 Minuten und
kurzer Abstehzeit von 15 Minuten aufgetragen ist. Man erkennt aus dieser Kurve,
daß die kurze Vorbereitung durch die 3 Minuten dauernde Dämpfung ausreicht, um das
Haferkorn stark wasseraufnahmefähig zu machen, da bei der kurzen Abstehzeit von
15 Minuten bis zu 30°/o Netzwasser aufgenommen werden kann. Erst über 300/, Netzwasser
geht die Kurve in eine Gerade über, d. h. der Kern nimmt kein Wasser mehr an. Dies
deutet darauf hin, daß auch der Raum zwischen Kern und Spelze nicht in der Lage
ist, mehr Feuchtigkeit aufzunehmen. Arbeitet man mit so großen Netzwassermengen,
so muß die Abstehzeit entsprechend verkürzt werden, um dem Kern nicht zuviel Feuchtigkeit
zuzuführen, d. h. bei 20 °/° Netzwasserwird man nur mit etwa io Minuten Abstehzeit
und bei 30 °/° mit höchstens' 5 Minuten Abstehzeit arbeiten.
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In Fig. 3 ist die Abhängigkeit der Volumenzunahme von derAbstehzeitbei
konstanter3-Minuten-Dämpfung und io °/° Netzwassermenge aufgetragen. Der günstigste
für die praktische Durchführung des Verfahrens gewählte Arbeitspunkt liegt bei 15
Minuten Abstehzeit. Man erkennt, daß bei Erhöhung der Abstehzeit die Wasseraufnahme
des Kernes ansteigt bis zu etwa 40 Minuten. Nach dieser Zeit hat der Kern die ihm
zur Verfügung stehende Gesamtwassermenge aufgenommen. Er hat dann die ganze Wassermenge
zwischen Kern und Schale aufgesaugt, wobei sein Feuchtigkeitsgehalt sich dem der
Schale annähert. Bei größerer Netzwassermenge ist die zur Erreichung dieses Gleichgewichtes
notwendige Abstehzeit entsprechend länger. Man erkennt deutlich aus der Kurve, daß
eine zu lange Abstehzeit nachteilig ist, da die Wassermenge ja nicht vom Kern aufgenommen
werden soll, sondern von der Schale und dem Raum zwischen Kern und Schale.
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Nach Vorbehandlung des Hafers mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
konnte in einer geeigneten Schlagschälmaschine ioo °/°ige Schälung von Hafer bei
nur sehr geringem Bruch erreicht werden.