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Verfahren zum Veredeln von fermentiertem Tabak Es sind schon seit
langem Verfahren bekannt, um Tabak mit Wasserstoffsuperoxyd zu veredeln bzw. zu
bleichen. Diese Behandlungen wurden im allaiemeinen entweder durch Tauchen des Tabaks
in verdünnter Bleichlösung oder durch Besprühen des Tabaks mit verdünntem Wasserstoffsuperoxydlösungen
vorgenommen. Es wurde auch bereits vorgeschlagen, Tabak durch Behandlung mit einer
Wasserstoffsuperoxydlösung hoher Konzentration, längeres Stehenlassen, völliges
Trocknen und anschließendes Dämpfen zu veredeln. Dieses Verfähren wurde aber nur
auf unfermentierten Tabak angewendet. Die vorliegende Erfindung bezieht sich demgegenüber
auf die Veredelung von Tabak, der der natürlichen Fermentation unterworfen wurde
undi durch das erfindungsgemäße Verfahren in bezug auf Farbe, Geschmack und Aroma
noch verbessert wird.
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Nach vorliegender Erfindung wird der fermentierte Tabak durch Sprühbehandlung
mit ammoniakalischen Wasserstoffsuperoxydlösungen derart veredelt, daß zum Besprühen
unter ro° gekühlte
Wasserstoffsuperoxydlösungen verwendet werden,
welche mindestens i i, z. B. ri bis 2o, Volurnprozent Wasserstoffsuperoxyd enthalten
und vorteilhaft auf pH-Werte von 9 bis zi, vorzugsweise 9,5 bis 9,7, eingestellt
sind und der besprühte Tabak einige Zeit, z. B. 24 Stunden, der Einwirkung des Wasserstoffsuperoxyd-s
unter Vermeidung von Überhitzungen überlassen wird und alsdann durch Wärmebehandlung,
vorzugsweise durch Erhitzen auf Temperaturen von etwa 83 bis r25'°', auf einen Feuchtigkeitsgehalt
von etwa 6 bis 81/o getrocknet wird. Hierbei wird die Menge des in der Behandlungsflüssigkeit
vorhandenen Wassers vorteilhaft so bemessen, .daß auf ioo Teile Tabak 211 bis 35
Teile Wasser zur Anwendung gelangen. Weiterhin werden vorzugsweise ammoniakalische
Wasserstoffsuperoxydlösungen verwendet, welche Netzmittel enthalten.
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In der Patentschrift 688 372- ist zwar bereits ein Verfahren, beschrieben,
bei dem fermentierter Tabak mit ammoniakalischen - Wasserstoffsuperoxydlösungern
besprüht worden ist. Hierbei wurden nach Beispiel z auf ioo kg Tabak eine Bleichlösung
angewendet, die aus 1o 1 4oo/oiger Wässerstoffsuperoxyd@lösung, 2o 1 Wasser und
212 @5o/öigem Ammoniak bestand. Der besprühte Tabak wurde getrocknet und hierauf
mit einer verdünnten Wasserstoffsuperoxydlösung, die zwecks Entfernung des, Wasserstoffsuperoxyds
- Traubenzucker enthält, nochmals besprüht und hierauf nochmals getrocknet Nach
Beispiel 2 der Patenschrift werden ioo kg Tabak mit einer Lösung besprüht, die 125
ccm H2'02 4ä°/0'9, o5o@ccrnWasser und 22,5 ccm Ammoniak konzentriert enthält: Nach
3/4stündigem Lagern, wurde der Tabak 1/x. Stunde bei etwa 8o° unter Umwenden getrocknet,
wonach er noch ö;82"/1 H202 enthielt. Hierauf wurde der Tabak zwecks Entfernung
des Wasserstoffsuperoxyds mit einer Lösung besprüht, die Ferrosulfat enthielt, und
dann erneut getrocknet.
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Die durch .die Patentschrift 688 372 geschützte Erfindung besteht
darin, daß der mit Wasserstoffsuperaxydlösungen behandelte Tabak mit Mitteln behandelt
wird die befähigt sind, -das zurückgebliebene Wasserstoffsuperoxyd durch Reduktion
oder Katalyse zu entfernen, Die vorliegende Erfindung unterscheidet sich von dem
vorbeschriebenen Verfahren u. a. dadurch; daß zum Besprühen des fermentierten Tabaks
eine unterhalb ia°' gekühlte ammoniakalische Wasserstoffsuperoxydlösung verwendet
wird, :die einen als günstig erkannten Mindestgehalt an Wasserstoffsuperoxyd= aufweist.
In der Patentschrift 688 372 ist nichts über Temperaturen der ammoniakalisthen
Wasserstoffsuperoxydlösungen- gesagt, dagegen hat man in der Praxis das Besprühen
des Tabaks allgemein mit angewärmter Wasserstoffsuperoxydlösung vorgenommen, weil
man sich hierdurch eine rasche und durchgreifende Wirkung versprochen hat. Demgegenüber
ist es überraschend, daß gefunden wurde, daß bei vorliegendem Verfahren die Wirkung
der Wassers#toffsuperoxyd#beharidlung auf den Tabak um so besser ist, je stärker
die Wasserstoffsuperoxydlösung gekühlt ist.
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Ein weiterer Unterschied besteht darin, daß gemäß vorliegender Erfindung
das besprühte Gut geraume Zeit sich selbst überlassen wird, wobei selbstverständlich
Erhitzung stattfindet und darauf zu achten ist, daßi Überhitzungen (Überschreitungen
von Temperaturen von etwa 5o°) vermieden werden. Im Anschluß an diese Einwirkungsstufe
wird erfindungsgemäß ein Trockenvorgang durch Erhitzen auf Temperaturen von etwa
83 bis 125° vorgenommen, durch den der Tabak auf einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa
6 bis 8 °/o getrocknet wird. Hierbei verschwinden auch die letzten Reste von Wasserstoffsuperoxyd,
ohne daß schädliche oder störende Nebenwirkungen auftreten. Die in der Patentschrift
688 372- vorgesehene Nachbehandlung mit Reduktionsmitteln, wie Traubenzucker
od@ dgl., die ein nochmaliges Trocknen des Tabaks erfordert, kommt mithin bei vorliegender
Erfindung in Wegfall.
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Die Ausübung des Verfahrens kann in folgender Weise erfolgen: Tabakblätter
werden, nachdem sie gedämpft und von den Rippen abgestreift worden sind, in einem
Vorratsraum oder ,auf dem Boden gelagert und mit der ammoniakalischen Wasserstoffsuperoxydlösung
besprüht. Die Behandlung kann auch ,derart vorgenommen werden, daß der Tabak unter
Besprühung durch eine Drehtrommel geführt und dann in Bündeln aufgehäuft wird. Die
Menge der zum Sprühen verwendeten Wasserstoffsuperoxydlösung wird so bemessen, daß
sie im wesentlichen in dem Tabak verbleibt.
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Die Wasserstoffsuperoxydlösung soll, wie bereits früher erwähnt wurde,
mindestens i z, z. B. etwa i i bis 2o, Volümprozent Wasserstoffsuperoxyd enthalten.
Unter der Volumkonzentration einer handelsüblichen Wasserstoffsuperoxydlösung soll
dieAnzahl von GewichtseinheitenWasserstoffsuperoxyd verstanden werden, die in ioo
Volumeinheiten der betreffenden Wasserstoffsuperoxydlösung enthalten sind. Mit Vorteil
werden Lösungen verwendet, die eine Wasserstoffsuperoxydkonzentration von etwa 15
Volumprozent haben.
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Die Wasserstoffsuperoxydlösungen werden mit Ammoniak alkalisch gemacht,
und zwar vorteilhaft derart, daiß, sie einen pH-Wert zwischen 9 bis i i, vorzugsweise
9,5 und 9,7, aufweisen.
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Die Herstellung der Sprühlösungen erfolgt im allgemeinen derart, daß
einer handelsüblichen Wasserstoffsuperoxydlösung eine bestimmte Menge Ammoniakwasser
und eine bestimmte Menge Wasser zugeführt werden. Es hat sich hierbei als vorteilhaft
erwiesen, die Gesamtmenge des Wassers so zu bemessen, daß auf ioo Teile von abgeripptem
fermentiertem Tabak nicht weniger als etwa 21 und nicht mehr als etwa 35 Teile,
vorzugsweise 27 Teile, Wasser zur Anwendung kommen.
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Wenn der Tabak außergewöhnlich trocken ist, so kann- das Wasserverhältnis
an der oberen. Grenze liegen, z. B. derart, daß auf i oo Teile Tabak etwa 35 Teile
Wasser kommen: Tabaksorten, die außergewöhnlich dunkel oder schwer sind, werden
vorteilhaft
unter Verwendung von Wasserstoffsuperoxy dkonzentrationen
behandelt, die in der Nähe der oberen Grenze von 2o Volumprozent liegen, Mit Torteil
kann man den Sprühlösungen auch. noch Netzmittel zusetzen. Dies empfiehlt sich insbesondere
für die Behandlung von schweren. Wachs enthaltenden Tabaken, z. _B. von hochkohlehydrathaltigen
Virgin.iatabaken. Als Netzmittel können u. a. Sch,#vefelsäureester oder Sulfonate
verwendet werden.
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Es hat sich, wie bereits erwähnt, als vorteilhaft erwiesen, die Wasserstoffsuperoxy.dbehandlu.ng
des Tabaks bei niedrigen Temperaturen vorzunehmen. Erfindungsgemäß werden Lösungen
verwendet, welche auf Temperaturen unterhalb iö°'_, vorzugsweise auf etwa 5° und
weniger gekühlt sind. Bisher hat man zum Besprühen von Tabak durchweg Wasserstoffsuperoxydlösungen
verwendet, die auf höhere Temperaturen erwärmt waren, weil man den Standpunkt vertrat,
daß Oxydationsreaktionen um so rascher vor sich gehen, je höher die Temperatur ist.
Es war infolgedessen überraschend, daß durch Anwendung -gekühlter Wasserstoffsluperoxydlösungen
besondere Vorteile erzielt werden können.
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Ein weiteres besonderes Merkmal der Erfindung besteht darin, daß der
besprühte Tabak geraume Zeit der Einwirkung des Wasserstoffsuperoxyds unterworfen
wird. Der besprühte Tabak kann zu diesem Zweck lose auf dem Fußboden aufgehäuft
oder in flachen. Behältern gelagert und, mit Canvas od. dgl. bedeckt werden. Im
den ersten 8 Stunden entwickelt sich dabei beträchtliche Wärme. In diesem Zeitraum
gehen die meisten Veränderungen des, Tabaks vor sich. Es hat sich als vorteilhaft
erwiesen, dafür Sorge zu tragen, daß während dieses Stadiums keine Überhitzungen
des, Tabaks stattfinden. Wenn die Temperatur über 5o° ansteigt, empfiehlt sich Kühlung,
z. B. durch Belüftung, um das sogenannte Kochen zu vermeiden.. Die Gesamteinwirkungsdauer
des Wasserstoffsuperoxyds kann etwa 24 Stunden betragen. Nach Beendigung des Vorganges
wird der Tabak erfindungsgemäß einem gründlichen Trockenvorgang bei verhältnismäßig
hohen Temperaturen, z. B. zwischen etwa $3 bis i25°, unterworfen. Hierdurch wird
er in einen Zustand übergeführt, in dem er nurnochetwa.6bis8°/o Feuchtigkeit enthält
und frei ist von Wasserstoffsuperoxyd. Diesem, das Wasserstoffsuperoxyd und etwaige,
im Laufe des Gesamtverfahrens durch Oxydation von Harzen oder Lignin entstandene
unerwünschte Nebenprodukte beseitigenden Trockenverfahren kommt erhebliche Bedeutung
zu.
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Der erfindungsgemäß behandelte Tabak muß bei der Verarbeitung auf
Zigarren, Zigaretten oder Pfeifentabak wieder angefeuchtet werden. Beispiel 1 ioo
Gewichtsteile von mit Dampf behandeltem und fermentiertem Tabak werden mit einer
ammoniakalischen Lösung gleichmäßig besprüht, die aus 13 Teilen einer ioovolumprozentigen
Wasserstoffsuperoxyd@lösung mit 30 Volumprozent Wasserstoffsuperoxyd (27,6
Gewichtsprozent Wasserstoffsuperoxyd), 15 Teilen Wasser und i Teil Ammoniakwasser
(spez. Gewicht o,9i) besteht und auf eine Temperatur unter io° abgekühlt ist. Die
Gesamtmenge an Wasser beträgt 23,r Gewichtsteil.-auf ioo Gewichtsteile fermentierten
Tabak. Der besprühte Tabak wird lose auf dem Boden aufgehäuft, mit Canvas bedeckt
und 2.4 Stunden stehengelassen. Die Temperatur wird öfters geprüft, um sich zu vergewissern,
daß 5o" nicht überschritten. werden. Sobald die Temperatur so hoch ansteigt, daß
Überschreitung von 5o° zu befürchten ist, wird der Tabak durch Lüften oder Umwenden
gekühlt. Beispiele Es wird eine Lösung aus 65 Teilen einer ioovolumprozentigen Wasserstoffsuperoxydlösu.ng,
65Teilen Leitungswasser und 5 Teilen Ammoniakwasser (spei. Gewicht o,9i) zubereitet,
deren pH-Wert 9,5 beträgt. Die Lösung wird durch Einbringen von Eisstücken auf etwa
8°' gekühlt. Auf 5oo Gewichtsteile von dampfbehandeltem und fermentiertem Burleytabak
wird dieLösung imLaufe einerStunde gleichmäßig aufgesprüht, wobei dafür Sorge getragen
wird,daß die Temperatur zwischen 8 und i o° bleibt. Die Weiterbehandlung erfolgt
gemäß Beispiel i.
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Durch das Verfahren gemäß Erfindung werden verschiedene Effekte erzielt.
So kann man z. B. dunkelfarbigem und streng herbem Tabak eine schöne helle Farbe
und ein sehr angenehmes und mildes Aroma verleihen.
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Bei Vergleichsversuchen, bei denen eine Wassers-toffsuperoxydlösung
gleicher Zusammensetzung zum Teil bei Temperaturen von 2o,5°, zum anderen Teil bei
Temperaturen unter io` auf den Tabak gesprüht wurde, ergibt sich, daß im erstgenannten
Fall die Farbe des Tabaks nur wenig verbessert und deutlich dunkler war als beim
Arbeiten. mit gekühlter Wasserstoffsuperoxy dlösun g gemäß Erfindung. Die aus dem
erstgenannten. Tabak 'hergestellten Zigaretten zeigten einen weniger angenehmen.
Geruch und Geschmack als die Zigaretten, welche aus entsprechendem, aber mit gekühlter
Wasserstoffsuperoxydlö sung veredeltem Tabakhergestellt worden sind.