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Verfahren zum Bleichen von natürlichem oder künstlichem Textilgt Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bleichen von Textilgut aus natür:
lichen oder künstlichen Fasern in der Form von Bändern und Bahnen mit Hilfe von
@sauerstoffabgebenden Flotten in kontinuierlicher, Arbeitsweise. Als Bleichmittel
kommen in Frage vor allem das Wasserstoffsuperoxyd, daneben aber auch Perverbindungen,
wie Pe2-carbonate oder die Perphosphate. Als Bleichgut wird Textilgut aus künstlichen
oder natürlichen Fasern verwendet, genannt seien z. B. Wolle, Seide, Kunstseide
oder künstliche Wolle.
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Man hat schon vorgeschlagen, solches Gut kontinuierlich mit den genannten
Bleichmitteln zu bleichen. Es zeigte sich aber, daß es erhebliche .Schwierigkeiten
bietet, den Bleichvorgang so zu führen, daß. bei sparsamstem Verbrauch -und bester
Ausnutzung des Bleichmittels eine gute Bleiche erzielt -wird. Ins!-besondere
zeigte sich, daß die Weiterverarbeitung des gebleichten Gutes zu Bändern, wie Kammzughändern,
und aus. diesen zu Garnen ganz erheblich erschwert ist. Die Ausbeute an Band, die
sog. Romane, ist bei auf diese Weise gebleichtem Guteine erheblich schlechtere als
bei dem vorliegenden Verfahren, der anfallende Abfall ein erheblich größerer, ebenso
auch die Schädigung des Gutes duTcli die mechanische Bearbeitung.
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Diese Nachteile werden bei der vorliegenden Arbeitsweise dadurch weitgehend
vermieden, daß man nicht das lose Fasergut, sondern das vorher zu einem Band oder
einer Bahn vereinigte Gut der Bleicheng unterwirft und außerdem ungesäuerte Bleichflotten
verwendet. Bahnen dieser Art sind vor allem die Kammzüze 'oder die aus diesen hergestellten
Sie ihrer Art nach nichts anderes sind als schmale Kammzugbänder. Die Verwendung
dieses Gutes im kontinuierlichen Betriebe erfordert dann ein kontinuierliches Leiten
des Gutes durch die Bäder, deren .Flotte ebenfalls kontinuierlich durch das Bad
läuft. Es liegt auf der Hand, daß man Gut und Flotte nicht miteinander, also in
gleicher Richtung, sondern gegeneinander, also in, verschiedener Richtung, im Bade
führen wird.
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Das"Bewegen der Flotte setzt aber voraus, daß man die Bleichlösungen
nicht -im aktivierten, also alkalischen Zustande zur Anwendung bringt, sondern
m einer stabilisierten Form. Es zeigte sich nun, daß die gewöhnliche Stabilisierung,
wie sie meist geübt wird, z. B. durch Zusätze bestimmter Phosphate, in Wirklichkeit
nur eine Abschwächung der Aktiviereng, nicht aber eine eigentliche Stabilisierung
bedeutet. Da - aber alle aktivierten Flotten bei der Bewegung und zudem auch beim
Zusammentreffen mit dem. rauhoberflächigen Gut ihren Sauerstoff . als Gas im molekularen
Zustande abgeben, ist man gezwungen, durch Zugabe von Säuren. wirklichstabilisierte
Flotten zu verwenden. Man hat
schonvorgeschlagen, mitHilfevonmit Schwefelsäure angesäuerten Flotten
in kontinuierlichem Betriebe zu arbeiten, im diskontinuierlichen Betrieb hat man
Salzsäure zum Ansäuern der Bleichflotte vorgeschlagen. Es zeigte sich nun überraschenderweise,
daß nicht jede beliebige Säure zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
geeignet ist. So erwiesen sich die Schwefelsäure und ebenso die Salz-und Salpetersäure
als vollkommen ungeeignet, andere Säuren zeigten oft nur geringe Eignung, brauchbar
erwiesen sich dagegen die Phosphor- und Borsäure und von den wasserlöslichen, niedrigmolekularen,
organischen Carbonsäuren die Milchsäure und die Oxalsäure. Bei der Verwendung von
Schwefelsäure zum Ansäuern der Bleichflotte kommt es alsbald zu einer Gilbung des
Gutes, ganz besonders dann, wenn man Wolle bleicht. Die Gilbung kann auch durch
das Bleichmittel nicht beseitigt werden; vielmehr wird bei längerer Einwirkung des
Bleichmittels die Faser vollkommen verdorben. Bänder aus endloser oder bereits geschnittener
Zellwolle gehen in ihrer Einzelfaserfestigkeit bei Verwendung von schwefelsaurer
Wassserstoffsuperoxydflotte stark zurück. Salzsäure verdirbt das Gut vermutlich
infolge einer Entwicklung von Chlor.
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Die vorgeschlagene Führung von Gut und Flotte gegeneinander zeitigt
noch den erheblichen Vorteil der guten Ausnutzung des Bleichmittels. Es kommt an
keiner Stelle der Oberfläche des Gutes zu einer Verarmung an Bleichmittel, immer
wieder strömt neues Bleichmittel zu den verschiedenen. Stellen des Gutes. Dabei
erhält man nicht nur eine bessere Ausnutzung des Bleichmittels, sondern gleichzeitig
auch die Möglichkeit, mit weniger starken Flotten arbeiten zu können. Ferner erhält
man aber auch eine erheblich gleichmäßigere Bleichung, da eine örtliche Verarmung
an Bleichmittel am Gut ausgeschlossen sind. Es liegt im Wesen der Gegenführung von
Flotte gegen das Gut, daß ungebleichtes bzw. nur wenig vorgebleichtes Gut, falls
man mit mehr als einem. Bade oder mit mehr als einem Durchgang arbeitet, zunächst
beim Eintritt ins Bad auf einen Flottenteil trifft, der nach Durchgang durch das
Bad und dabei veranlaßter Bleichung eben das Bad verlassen will und an Bleichmittel
verarmt ist. Beim Austritt des Gutes aus dem Bad hingegen kommt das Gut mit einer
Flotte in Berührung, die frisch oder regeneriert ist und daher ihre volle Bleichkraft
ausüben kann. Die teilweise verbrauchte Flotte vermag die leichter entfernbaren
Verunreinigungen wegzunehmen, während die schwerer entfernbaren dann von der unverbrauchten
Flotte beseitigt werden. Das gilt natürlich nicht nur für eine direkte Gegeneinanderführung
von Flotte und Gut, sondern ebenso für die Fälle, bei denen beide im Winkel zueinander
entgegengeführt werden.
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Man bleicht das Gut bei dem Durchgang durch das Bad oder durch mehrere
gleichartige oder auch der Konzentration nach ansteigende Bäder nicht bis zur Erreichung
des gewünschten Bleici%gradA, da die Beobachtung desselben im Bad nur schwer erfolgen
kann. Man lagert vielmehr das Gut nach dem Durchgang durch das Bad bis zur Beendigung
der Bleichung. Hierzu sei darauf verwiesen, daß man tierisches Fasergut überhaupt
nicht im alkalischen Zustande lagern soll, da schwere Schädigungen einzutreten vermögen,
ebenso wie man Cellulosefasern im Hinblick auf die Gefahr des Säurefraßes nicht
in Berührung mit Schwefelsäure lagert. Bei dem vorliegenden Verfahren kann man das
Gut ohne Gefahr lagern, sei es bei gewöhnlicher oder erhöhter Temperatur, weil die
verwendeten Säuren das Gut -nicht schädigen. Man kann auch die Bleichung
durch Führen des Gutes über beheizte Walzen (Lisseuse) oder durch einen Lufttrockner
beenden.
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Dem Bade können auch'faserschonende Zusätze, wie Leim, Gelatine oder
Formaldehyd, zugegeben werden. Als Badmaterial kommen in Frage Porzellan, Steingut,
Glas, nichtrostender Stahl, unter gewissen Bedingungen auch Aluminium. Man kann
die Bleichung auch in mehreren Bädern durchführen und die Peroxydbleichung auch
mit anderen Bleichverfahren kombinieren.
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Das Gut kann bei, dem vorliegenden Verfahren vorteilhaft auch die
-Bleichung aktivierende Stoffe tragen. Diese können von Natur her oder von der Vorbehandlung
auf dem Gute vorhanden sein, sie können aber auch zusätzlich aufgebracht werden.
Als Mittel dieser Art kommen alkalisch reagierende Stoffe in Betracht, z. B. aus
einer vorangegangenen Wäsche stammende adsorbierte Seife. Erfahrungsgemäß tritt
ein Übergang in die Flotte nur sehr schwer ein. Zudem ist durch die- Zugabe angesäuerter
Wasserstoffsuperoxydlösung zur Flotte Vorsorge getragen, daß die Stabilisierung
derselben aufrechterhalten bleibt.
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Beispiel Wollener Kammzug, der nach der Analyse noch i % Seife und
o,50/9 Fett adsorbiert enthält, läuft mit einer Geschwindigkeit von 3,6o m je Minute
durch ein Bad aus nicht katalytisch wirkendem V4 A-Stahl von So.,iii. Länge und
ioo 1 Badinhalt. Durch das Bad wird stetig die Bleichflüssigkeit, bestehend aus
einer o_,5%igen Wasserstoffsuperoxydlösung, die o,oi % Oxalsäure enthält, gepumpt.
Die Umpumpgescllwindigkeit beträgt
Io 1 je Minute. Der Zusatz von
mit Oxalsäure angesäuerter Wasserstoffsuperoxydlösung erfolgt laufend außerhalb
des Bades vor dem Wiederzufluß der Flotte zu dem Bad. Das feuchte Bleichgut läuft
anschließend über beheizte Walzen einer Lisseuse, wobei unter Trocknung die Bleichung
zu Ende gebracht wird. Statt des einen Bades kann man auch mehrere Bäder in Neben-
oder Hintereinanderschaltung verwenden. Statt der Behandlung auf den heizbaren Walzen
kann das feuchte Gut auch etwa io Stunden bei 2o bis 3o° lagern, wobei man dann
gesondert trocknen wird.