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Walzwerk für die Bearbeitung der schmalen Langseitenflächen von breiten
Streifen und Blechen Beim Walzen von breiten Flachstäben (Universaleisen) und Blechplatten
mittels waagerechter Walzen, die die Dickenverminderung durchführen, und versetzt
dazu angeordneten senkrechten Walzen, die die Breite des Walzgutes bestimmen und
die Schmalseiten glatt, scharfkantig und senkrecht zu den breiten Flächen gestalten
sollen, zeigt sich die Erscheinung, daß die senkrechten Walzen die ihnen nach vorstehendem
zufallende Aufgabe nicht zur vollen Zufriedenheit ausfüllen, oder jedenfalls nur
bei verhältnismäßig großer Dicke bei gleichzeitig beschränkter Breite des Walzgutes.
Mit abnehmender Dicke und zunehmender Breite haben die Stäbe bzw. Platten nicht
mehr genügende Steifigkeit, um dem zur Schaffung eines guten Erzeugnisses erforderlichen
seitlichen Druck der senkrechten Walzen zu widerstehen. Sie bäumen sich hierbei
in der Mitte auf oder klettern an den senkrechten Walzen hoch, mit dem Ergebnis,
daß die erstrebte Sauberkeit der schmalen Seitenflächen nicht erreicht wird. Die
letzteren behalten ihre gewölbte Form zum Teil bei oder werden schiefwinklig, sofern
sich überhaupt eine nennenswerte Einwirkung der senkrechten Walzen noch bemerkbar
macht.
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Um diesen Übelstand jedenfalls möglichst klein zu halten, ist man
von jeher bestrebt gewesen, die senkrechten Walzen möglichst dicht an die waagerechten
Walzen heranzurücken, von der Erwägung ausgehend, daß wegen der kurzen Entfernung
der zwischen den waagerechten Walzen eingeklemmte Walzstab auf -dem Wege bis zu
den senkrechten
Walzen nicht mehr ausknicken kann Das trifft aber
nur zu bei größerer Dicke und beschränkter Breite der Stäbe bzw. Platten. Bei geringerer
Dicke und bei einer Entfernung zwischen den waagerechten und senkrechten Walzen
von 8oo bis iooo mm, die sich bei derartigen größeren Walzwerken aus konstruktiven
Gründen ergibt, versagt das Mittel.
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Ebensowenig löst auch eine andere bekannt gen@ordene Bauart das Problem,
bei der die senkrechten Walzen in einiger Entfernung von den waagerechten Walzen
angeordnet sind und wobei vor oder hinter den ersteren oder auf ihren beiden Seiten
ein Paar waagerechter Druckrollen eingebaut sind, die die durchlaufenden Walzplatten
einspannen, ohne selbst nennenswerte Walzarbeit zu leisten. Aber auch hier bleibt
aus konstruktiven Gründen die Entfernung der Einspannrollen von den senkrechten
Walzen noch so groß, daß die letzteren für dünne breite Platten den erstrebten Zweck
nicht erfüllen.
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Restlos befriedigen könnte nur eine Lösung, bei der die senkrechten
Walzen direkt in derselben Achse mit den waagerechten Walzen angeordnet sind, wobei
dann also ein vollständig geschlossenes Kaliber gebildet wird. Mit einem derartigen
Walzwerk kann aber nur eine Breite gewalzt werden. Für abweichende Breiten müssen
jedenfalls entsprechend längere oder kürzere waagerechte Walzen eingebaut werden,
eine Bedingung, die diese Walzwerksbauart und Arbeitsweise für den praktischen Betrieb,
der mit ständig wechselnden Breiten rechnen muß, von vornherein unmöglich macht.
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Zweck der Erfindung ist, vorstehende Übelstände zu beseitigen. Sie
besteht darin, daß den senkrechten Walzen je ein Paar waagerechter Druckrollen derart
dicht vorgelagert wird, daß an dieser Stelle praktisch auch ein geschlossenes Kaliber
entsteht. Die Breite dieser Druckrollen ist beschränkt, so daß sie die durch die
senkrechten Walzen zti behandelnden Platten nur, an den Rändern fassen und fest
einklemmen, damit die senkrechten Walzen den erforderlichen Druck ausüben können,
ohne daß Gefahr besteht, daß die Platte an den Rändern ausweicht oder in der Mitte
aufbäumt. Es ist so jede Gewähr gegeben, daß die gewünschte Platten= breite erzielt
wird und die schmalen Seitenflächen eine saubere rechtwinklige Form erhalten.
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Zwischen den gegenüberliegenden Paaren der Druckrollen ist ein derartiger
Zwischenraum, daß bei ihrer größten Annäherung noch diejenige geringste Plattenbreite
bearbeitet werden kann, die für das betreffende Walzwerk normalerweise in Frage
kommt. Bei größeren Walzwerken wird sogar noch genügend Platz verbleiben für ein
etwaiges zusätzliches mittleres Druckrollenpaar.
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Es zeigt Abb. i eine schematische Ansicht eines -Walzwerkes der fraglichen
Bauart in der Walzrichtung gesehen, Abb.2 eine gleiche Ansicht in größerem Maßstabe
einer Hälfte des Walzwerkes, Ahb. 3 einen Querschnitt dazu, Abb. 4 einen Grundriß
über eine schräge Anordnung der Druckrollenpaare, Abb. 5 einen Querschnitt durch
ein etwaiges zusätzliches mittleres Druckrollenpaar.
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Es bezeichnet i das in Behandlung befindliche Blech, 2 und 3 die den
senkrechten Walzen 4 vorgelagerte Druckrolle. Im Falle der Darstellung ist beispielsweise
die obere Druckrolle fest gelagert, und sie erhält ihren Antrieb über eine geeignete
Räderübersetzung 5 durch den Motor 6 oder in Verbindung mit dem Antrieb der anschließenden
Rollgänge unter Umständen auch im Zusammenhang mit dem Antrieb der waagerechten
Walzen. Eine der beiden Druckrollen, im Falle der Darstellung die untere, ist entsprechend
der Dicke der zu walzenden Streifen in der Höhenlage verstellbar, z. B. durch den
Motor 7 oder in sonstiger geeigneter Weise. Einen Antrieb braucht sie normalerweise
nicht zu haben, obwohl die Ableitung eines solchen z. B. von der angetriebenen Achse
der oberen Rolle 2 durch bekannte Mittel keine Schwierigkeit bereitet und durchgeführt
werden kann. Zum Beispiel stützt sich die senkrechte Walze 4 gegen eine hinter ihr
gelagerte Stützwalze 8, die ihren Antrieb in geeigneter Weise, z. B. durch konische
Räder 9, von dem Hauptgetriebe erhalten kann. -Die bisher beschriebenen Teile befinden
sich in einem gemeinsamen Gestell io, das quer zur Walzrichtung verschiebbar ist,
z. B. mittels Druckschraube i i des Motors 12 oder hydraulischer Zylinder o. dgl.
Es führt sich hierbei entweder auf einer Fahrbahn unterhalb der Walzebene oder,
im Falle der Darstellung, an einem Trägerrahmen 13, der für beide Fahrgestelle io
oberhalb der Walzbahn angeordnet ist. Die Verstellung kann auch für beide Gestelle
gleichzeitig durch denselben Antrieb, z. B. Schraubenspindel mit Rechts- und Linksgewinde,
erfolgen, so daß sich die senkrechten Walzen stets in derselben Entfernung von der
gemeinsamen Mittelachse befinden. Abb.5 zeigt ein etwaiges zusätzliches mittleres
Druckrollenpaar 14 und 15. Davon ist die obere Rolle 15 in der Höhenlage verschiebbar,
so daß sie aus der Walzzone nach oben herausgehoben oder andererseits auf das in
Behandlung befindliche Blech gedrückt werden kann. Wird hierbei die untere Rolle
14 angetrieben, z. B. durch Reibungsrollen 16 und Motor 17, so trägt dieses, was
bei erheblicher Entfernung der senkrechten Walzen von den waagerechten von Nutzen
sein kann, zu einem sicheren Durchschieben des Bleches an den senkrechten Walzen
vorbei bei, vor allem in Fällen, in denen auf einen eigenen Antrieb der unteren
Druckrollen 3 oder der senkrechten Walzen 4 verzichtet wird. Für den gleichen Zweck
können auch über anschließende Rollgangsrollen heb- und senkbare Treibrollen angeordnet
werden. Zudem bietet das mittlere Druckrollenpaar 14, 15 eine weitere Sicherung
gegen ein Ausweichen des Streifens in der Mitte, unter dem Einfluß des Druckes der
senkrechten Walze. Selbständiger Schutz wird auf dieses zusätzliche Druckrollenpaar
nicht begehrt.
Günstig wirkt sich nach derselben Richtung auch aus
eine Anordnung der Druckrollen 2, 3 gemäß Abb. 4. Sie liegen hiernach, von oben
gesehen, unter dem Winkel a schräg zur Durchgangsrichtung des Bleches. Dadurch ergibt
die von jedem Paar ausgeübte Vorschubkraft P eine seitliche Komponente Pl in Richtung
auf die zugeordnete senkrechte Walze .4 zu, die dazu beiträgt, daß ein Rückweichen
des von den Druckrollen eingespannten Saumes der in Behandlung, befindlichen Platte
unter dem Druck der zugeordneten senk: rechten Walze nicht stattfindet. Um die senkrechten
Walzen in dem gewünschten Sinne mit Sicherheit auch in solchen Fällen zur Wirkung
zu bringen, in denen ihre auf Breite eingestellte Entfernung zufällig zu groß geblieben
ist oder das Blech aus irgendeinem Grunde geringe :\bweichungen in der Breite hat,
kann es z\veckniäßig sein, die beiden Gerüste to von ihrer Einstellvorrichtung schnell
zu lösen, sobald die unter einem Winkel x schräggestellten Druckrollen 2, 3 das
Blech gefaßt haben. Es zieht alsdann die erwähnte seitliche Komponente Pl die beiden
Lagergerüste io und damit die senkrechten Walzen 4 an die Seitenflächen des Bleches
heran, und die letzten üben die beabsichtigte Wirkung aus.
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Die bauliche Anordnung des Gerüstes kann so durchgeführt werden, daß
der Winkel a veränderlich ist, um die Komponente 1'l von Fall zu Fall dem
Bedürfnis entsprechend regelbar zu machen. Möglich ist es hierbei auch, die Druckrollen
2, 3 in die punktiert angedeutete Lage der Abb.4 zu bringen, um die Komponente l)/
auch beim Walzen in entgegengesetzter Richtung hervorzurufen und wirksam zu machen.
Die Dickenbearbeitung der zu erzeugenden Streifen bzw. Blechplatten erfolgt zwischen
waagerechten Walzen in irgendeiner bekannten Zusammensetzung und Anordnung. Handelt
es sich um ein Walzwerk größerer Abmessungen und finit größerem Walzprograniin in
bezug auf Dicke und Breite der Platten, so wird dein betreffenden Gerüst bzw. den
Gerüsten mit waagerechten Walzen zweckmäklig ein Gerüst mit senkrechten \\'alzen
in der bisher gebräuchlichen Bauart beigegeben, entweder als selbständiges Gerüst
oder in direktem Zusammenhang mit dem Gerüst der waagerechten Walzen. Diese letzteren
senkrechten Walzen bleiben alsdann zur Ausführung kräftiger Walzstiche auf <lic
zli _\iifalig dc-; \\':ilzvorganges noch dicken Schmalseiten der Brammen in Tätigkeit
nur so lange, wie es zur \ eritieiduiig der eingangs erwähnten Schwierigkeiten möglich
ist. Im weiteren Verlauf des Walzvorganges kommt ihnen dann nur noch nebensächliche
Bedeutung zu, während nunmehr das Gerüst der Erfindung in Wirksamkeit tritt. Dieses
Gerüst kann ebenfalls getrennte Aufstellung finden oder zusammengebaut sein mit
dem Gerüst der waagerechten Walzen oder demjenigen der zunächst in Tätigkeit tretenden
senkrechten Walzen, wenn solche vorhanden sind.
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Die Walzgeschwindigkeit des Gerüstes wird zweckmäßig in Übereinstimmung
gebracht finit derjenigen der waagerechten Walzen, wenn die Entfernung der Gerüste
voneinander so gering ist, daß die Walzplatte gleichzeitig in beiden Gerüsten in
Bearbeitung sein kann. Bei größerem Abstand genügt es, wenn die @@@alzgeschwindigi;cit
des neuen Gerüstes sich der Umfangsgeschwindigkeit der anschließenden Rollgänge
anpaßt.