-
Verfahren zur Herstellung von Futtermitteln Bei der Verarbeitung von
Kartoffeln, z. B. für die Stärkefabrikation, werden diese zerkleinert, z. B. durch
Reiben, wobei eine dünne, breiartige Masse erzielt wird, die noch alle Bestandteile
der Kartoffeln enthält, nämlich Stärke und Faserstoffe in nicht gelöstem Zustande,
und weiter Eiweiß, Zucker, Mineral-und Fettstoffe. Die Stärke kommt zum Teil in
auswaschbarereForm, zurnTeil in gebundener Form in den noch nicht aufgeschlossenen
Zellen der Kartoffeln vor.
-
Wenn man nun dieser Masse die Flüssigkeit durch Auspressen, Sieben
oder Zentrifugieren entzieht, entweder indem man unmittelbar das Fruchtwasser aus
dem Kartoffelbrei entfernt oder beim Auswaschen der Stärke nach den bekannten Verfahren-
der Kartoffelstärkefabrikation, so wird eine faserige Masse erzielt, die durch die
kapillare Wirkung der Fasern die Fähigkeit hat, Flüssigkeiten aufzusaugen und sogar
feuchten, z. B. breiartigen Massen, Flüssigkeit zu entziehen.
-
Es ist bekannt, saftreiche Pflanzenteile mit Häcksel, Kleie, Holzmehl
o. dgl. zu mischen, insbesondere auch Kartoffelbrei mit trockenen Stoffen, wie z.
B. Trockenpülpe oder' Strohmehl, zu versetzen und das dabei erzielte Gemisch zu
einem festen Futtermittel zusammenzupressen. Auch ist es bekannt, gemahlenen Torf
als Träger beim Trocknen von Kartoffelbrei, Rübenbrei o.-dgl. zu verwenden.
-
Die Erfindung bezieht sich nun auf ein Verfahren zur Herstellung von
wertvollen Futtermitteln, darin bestehend, daß man von der aus zerkleinerten Kartoffeln
durch vollständige oder teilweise mechanische Entfernung des Fruchtwassers erhaltenen,
verhältnismäßig trockenen Masse fein zerkleinerte breiförmige Zucker- oder Futterrüben
oder Grünfutterpflanzen aufsaugen läßt und die erhaltene homogene Masse trocknet.
Es
wurde nämlich gefunden, daß die vorerwähnte, aus Kartoffeln erhaltene faserige Masse
beim Verarbeiten mit den breiförmigen Zusätzen in starkem Maße die Fähigkeit hat,
dieselben aufzusaugen. Dabei entstehen homogene Gemische von einer solchen physikalischen
Beschaffenheit, daß sie leicht getrocknet «-erden können, ohne daß dabei der Nährmittelgehalt
durch zu lange Erhitzung auf hohe Temperatur beeinträchtigt wird.
-
Gemäß der Erfindung ist es möglich, aus Kartoffeln und Zuckerrüben
Futtermittel von sehr günstiger Zusammensetzung zu erhalten. Eine Durchschnittsanalyse
dieser Ausgangsstoffe ergibt für die Kartoffel etwa 77"/, Wasser, etwa 17"/o Stärke,
etwa 20/0 eiweißartige Stoffe (Stickstoffverbindung 1\x 6,a5), etwa 1,50/0 Rohfaser
(Cellulose), etwa 1,3% Mineralstoffe, etwa 1% Zucker und etwa 0,20/0 fettartige
Stoffe; für die Zuckerrübe etwa 760/"Wasser, etwa 17% Zucker, etwa a.,10/0 Stärkeartige
Substanzen, etwa 1,511/0 Rohfaser, etwa 1,30/0 eiweißartige Stoffe und etwa 0,1%
fettartige Stoffe.
-
Die kartoffelverarbeitende Industrie beschränkte sich in der Hauptsache
auf die Herstellung von Stärke, die in erster Linie für technische Zwecke und in
geringerem Maße als Lebensmittel gebraucht wurde. Neben der Herstellung von Stärke
befaßt man sich auch mit der Herstellung von Kartoffelflocken, Kartoffelwalzmehl,
Kartoffelbackmehl u. dgl., während schließlich der Faserstoff als ein in gewissem
Maße minderwertiges Viehfutter hauptsächlich in nassem Zustande und in geringem
Umfange in trockener Form verkauft wurde. Diese Fasermasse enthält im Durchschnitt
S60/0 Wasser. 50/0 Stärke, 7,70/0 Rohfaser, o,80/0 Eiweiß, o,40/0 Mineralstoffe
und o,10/0 Fettstoffe.
-
Wie aus den Analysen ersichtlich ist, enthält die Kartoffel eine im
Verhältnis zur Stärke beträchtliche Menge Eiweißsubstanz, deren Gewinnung undVerwertung
jedoch bisher wirtschaftliche Schwierigkeiten bot.
-
Eine gewisse Ähnlichkeit mit der obengenannten Verarbeitung von Kartoffeln
zeigt die Zuckerindustrie, wo an erster Stelle die Gewinnung von Zucker in mehr
oder weniger reiner Form angestrebt wird.
-
Auch die Zuckerindustrie hat verschiedene Abfälle, die als Futtermittel
nutzbar gemacht werden. Hierzu gehören z. B. die Melasse, die Zuckerpülpe, die beim
Auslaugen erzielte getrocknete Pülpe und die nasse Pülpe.
-
Aus diesen Analysenwerten geht hervor, daß die hier in Frage kommenden,
bei der Verarbeitung von Kartoffeln anfallenden Erzeugni@se bzw. Abfallstoffe im
wesentlichen aus Fasern, Stärke und kleineren Mengen anderer Bestandteile bestehen,
während in den aus Rüben erzielten Abfällen Zucker den Hauptbestandteil bildet.
-
Gemäß der Erfindung kann man nun die aus Kartoffeln erzielte Fasermasse,
insbesondere die größtenteils von Stärke befreite Kartoffelpiilpe, zu Futtermitteln
verarbeiten, die eine weniger einseitige Zusammensetzung haben, insbesondere neben
Stärke auch wesentliche Mengen löslicher Kohlenhydrate enthalten.
-
Nach einer vorteilhaften Ausführungsform des Verfahrens der Erfindung
werden außerdem die Bestandteile des Fruchtwassers bzw. das aus dem Fruchtwasser
gewonnene Eiweiß dem zu trocknenden Gemisch einverleibt. Zu diesem Zwecke kann man
das Fruchtwasser vor dein Auswaschen der Stärke in an sich bekannter Weise aus dein
Kartoffelbrei entfernen und in eingedicktem Zustande dem Gemisch von Kartoffelpülpe
und Rübenbrei zusetzen entweder vor oder während der Trocknung. Das eingedickte
Fruchtwasser wird dabei durch die Fasern absorbiert, so daß das Wasser beim Trocknen
leicht verdampft «-erden. kann. An Stelle des eingedickten Fruchtwassers kann man
auch das durch Koagulierung aus dem Fruchtwasser gewonnene Eiweiß zusetzen. Im allgemeinen
bietet das Eindicken des Fruchtwassers keine besonderen Schwierigkeiten; es war
aber bisher nicht möglich, das Fruchtwasser zu trocknen, haltbaren Erzeugnissen
zu verarbeiten.
-
Zur Ausführung des Verfahrens gemäß der Erfindung geht man vorzugsweise
von der bei der Kartoffelstärkefabrikation anfallenden Pülpe aus; diese wird nach
Entfernung des größten Teils des Wassers durch Pressen, Zentrifugieren oder Sieben
mit dein Rübenbrei vereinigt,. der durch Zerkleinern von Rüben in ähnlichen Maschinen,
wie sie für die Herstellung des Kartoffelbreies benutzt werden, erzielt wird. Die
Masse wird innig durchgearbeitet, wobei der Rübensaft durch die Kartoffelfasern
aufgenommen wird, derart, daß eine homogene Masse entsteht.
-
Diese homogene Masse wird nun unter Verwendung geeigneter, an sich
bekannter Trockenvorrichtungen getrocknet. Die Trocknung kann z. B. durch direkte
Heizung oder bei hoher Temperatur in schnell umlaufenden Luftmassen oder in einem
Vakuumtrockner oder auf einem Walzentrockner stattfinden. Es versteht sich, daß
die Wahl des Ti ockners Einfluß auf die Eigenschaften des schließlich erzielten
Futtermittels hat. Man hat daher darauf zu achten, daß man innerhalb der Grenzen
der nach den Gesichtspunkten der Trockentechnik erforderlichen Feuchtigkeitsnormen
der aufzubringenden Massen bleibt. Gegebenenfalls kann man die Trocknung bei
solchen
Temperaturen ausführen, daßgleichzeitig ein Aufschluß der Stärke und eine Koagulation
der Eiweißstoffe stattfindet bzw. daß der Zucker in Invertzucker übergeführt wird.
-
Gegebenenfalls kann man* auch dem der Kartoffelfasermasse einzuverleibendenRübenbrei
oder anderen breiartigen Stoffen bestimmte Bestandteile, wie z. B. Saft oder Eiweiß,
entziehen, bevor man dieselben von der Kartoffelmasse aufsaugen läßt.
-
Die Erfindung ist auch für die Herstellung von Futtermitteln _ aus
Kartoffelfasermasse und Grünfutter von wesentlicher Bedeutung. Man kann z. B. mit
den Zuckerrüben die Köpfe und die Blätter mitverarbeiten. Auf diese Weise können
die Rübenblätter praktisch verwertet werden. Diese enthalten nämlich wertvolle Bestandteile;
sie bestehen aus etwa 8q.0/" Wasser, etwa 7,q.0/" stärkeartigen Stoffen, etwa q.,30/,
Mineralstoffen, etwa 2,3% Eiweißstoffen, etwa 1,6% Rohfaser und etwa o,40/0 fettartigen
Stoffen. Zwar werden die Rübenblätter schon als Viehfutter benutzt, doch gehen dabei
ziemlich viele Nährstoffe verloren, und ihre Verwendung hat praktisch nur geringe
Bedeutung. Gemäß der Erfindung ist es nun leicht möglich, die ganze Pflanze zu verarbeiten
und dadurch beim Ernten der Rüben viel Arbeit zu ersparen.
-
Die nach dem Verfahren der Erfindung erhältlichen Futtermittel können
in jeder gewünschten Forni hergestellt werden, z. B. in Mehlform, granuliert, in
Stücken oder in Brikettform. Bei der letztgeninnten Verarbeitungsweise hat man .außerdem
noch den Vorteil, daß zufolge der Eigenschaften der Erzeugnisse keine Bindemittel
zugesetzt zu werden brauchen.
-
Die nach dem Verfahren der Erfindung erhaltenen Futtermittel sind
sehr rein Lind haben einen angenehmen Geschmack. Sie `,werden von den Tieren gern
genommen.
-
Beispiele i. Gewaschene Kartoffeln werden auf einer Reibe fein gemahlen.
Der Kartoffelbrei gelangt in eine Walzenpresse mit Tüchern ohne Ende nach bekannter
Bauart und wird hier auf einen Gehalt von etwa q.5% Trockensubstanz abgepreßt. Das
abfließende Fruchtwasser kann zur' Gewinnung von Eiweiß benutzt werden. Die verhältnismäßig
trockene, krümelige Preßmasse gelangt in eine Mischvorrichtung und wird hier mit
fein gemahlenem Rübenbrei im Verhältnis 2 : i (auf Trockensubstanz berechnet) gemischt.
Die Kartoffelpreßmasse nimmt den nahezu flüssigen Rübenbrei begierig auf, so, daß
sich die ergebende; praktisch homogene Masse, die sich immer noch trocken anfühlt,
leicht trocknen läßt. Durch Wahl eines Walzentrockners und entsprechend hoher Temperatur
erhält man eine Umsetzung der Kartoffelstärke in lösliche Stärke, während auch etwa
511/0 Invertzucker aus dem absorbierten Zuckersaft gebildet wird. Die erhaltene
Masse wird ohne Zusatz von Bindemitteln zu genügend festen Briketten gepreßt und
gepackt.
-
2. Trocknet man die im Beispiel i genannte homogene Masse in einem
Vakuumtrockner, dann findet eine sehr schonende Trocknung statt, so daß die ursprünglichen
Bestandteile in ihren Eigenschaften nur wenig verändert werden. Nach Mahlung entsteht
ein sehr wertvolles und gut verdauliches Futtermehl, das abgesackt wird.
-
3. Kartoffelpülpe wird mit etwa i 0%o Kalk vermischt und durch eine
Büttnerpresse auf eine Trockensubstanz von :251110 ausgepreßt. Diese Fasermasse
nimmt sehr begierig Flüssigkeiten auf, so daß man durch Mischen von gleichen Teilen
Preßmasse und fein gemahlenem, nahezu flüssigem Rübenbrei leine krümelige Masse
erhält. Diese Masse wird auf einem Schnellumlauftrockner auf einen Trockengehalt
von 700% getrocknet, einer Granuliermaschine zugeführt, und darauf trocknet man
fertig. Die getrocknete Masse stellt ein wertvolles Geflügelfutter dar.
-
d.. In dem nach Beispiel i erhaltenen Fruchtwasser wird durch Hitzekoagulation
das Eiweiß ausgeflockt und durch Vakuumfiltration auf einen Trockengehalt von etwa
2o bis :250/, entwässert. Diese Eiweißmasse wird nun in einer Mischvorrichtung nach
Beispiel i oder 3 in einem Verhältnis von i Teil Eiweißmasse auf 5 -Teile Kartoffelfaserrübenbreigemisch
homogenisiert. Die Trocknung erfolgt dann nach Beispiel?. oder 3. Man erhält ein
sehr eiweißreiches Kraftfutter.