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Verfahren zur Herstellung von Futtermitteln aus Rapssaat, aus deren
Preßkuchen oder ihrem Extraktionsschrot unter Entfernung des Senföls Futterschrote
aus Rapskuchen variieren qualitativ außerordentlich stark, so daß man von einer
Einheitlichkeit bisher nicht sprechen kann (vgl. Hefter, Technologie der Fette und
Öle). Es ist bekannt, daß die bei dem üblichen Heißpreßverfähren von Rapssaat anfallenden
Rapskuchen im Vergleich zu anderen durch Pressung. gewonnenen Preßkuchen teilweise
einen unangenehm beizenden Geruch und Geschmack aufweisen, der auf den Senfölgehalt
des Rapskuchens bzw. auf eine nachträgliche fermentative Senfölbildung zurückzuführen
ist. Dadurch wird der Futterwert der Rapskuchen entweder stark beeinträchtigt bzw.
die Kuchen kommen für die Verfütterung teilweise nicht -in Frage.
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Es wurde nun schon vorgeschlagen, die Rapskuchen zu kochen bzw. zu
dämpfen. Dadurch gelingt es jedoch nur, die leichter flüchtigen Senföle zu entfernen.
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Es wurde nun gefunden, daß man die erwähnten Nachteile vermeidet,
wenn man die im Preßkuchen enthaltenen Senföle entfernt und gleichzeitig die Versenfungsmöglichkeiten
im Rapskuchen beseitigt bzw. wenn die Senföle schon aus der Rapssaat bzw. ihrem
Extraktionsschrot entfernt werden. Dies wird nach vorliegender Erfindung dadurch
erreicht, daß dem zur Extraktion des Rapsöles dienenden Lösungsmittel, insbesondere
Benzin o..dgl., Alkohol beigemischt wird. bzw. daß das Rapsöl zunächst durch Heißpressung
oder Extraktion mit Lösungsmitteln entfernt wird und die verbleibenden Kuchen oder
Schrote dann mit Alkohol ausgelaugt werden.
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Es ist an sich bekannt, die in der Baumwollsaat enthaltenen färbenden
Harze vor der Auslaugung mit "einem der bekannten Fettlösungsmittel einer Vorbehandlung
mit verdünntem Alkohol zu unterwerfen. Bekannt ist es weiter, lecithinhaltige Pflanzen,
z. B. Sojabohnen, nach ihrer Zerkleinerung zwecks
Gewinnung von
reinem Pganzenlecithin in der Kälte kurze Zeit mit starkem Alkohol vorzubehandeln.
Schließlich wurde schon vorgeschlagen, Bitterstoffe aus trockenen, vorgepreßten
Sojabohnen mittels konzentrierten oder verdünnten Alkohols zu entfernen.
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Die in der Baumwollsaat bzw. in Sojabohnen enthaltenen Farb- und Bitterstoffe
haben finit dein im Raps vorhandenen Senföl nichts zu tun. Trotz der bekannten Verfahren
der Entfernung von Farb- und Ritterstoffen aus Baumwollsaat bzw. Sojabohnen ist
es daher überraschend, daß die bei der Rapskuchenver fiitterung sehr schädlichen
Senföle mittels Alkohol entfernt werden. Es ist ferner überraschend, daß man durch
eine gründliche Alkoholextraktion nicht nur den im Rapskuchen enthaltenen Gehalt
an Senfölen und Rübölresten beseitigt, sondern gleichzeitig auch die Neigung beim
späteren Feuchtwerden der Kuchen durch Fermentwirkung wieder neue Senföle zu bilden.
Das durch Alkohol extrahierte Rapsschrot zeigt einen sehr angenehmen, kuchenartig
zarten, süßlichen Duft, der in keinerlei Beziehung mehr an den muffigen Geruch des
unbehandelten Rapskuchens erinnert. Auch bei Benetzung mit lauwarmem Wasser und
Stehenlassen über Nacht tritt weder eine neue Fermentierung noch irgendeine Geruchs-
oder Geschmacksverschlechterung ein.
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Bei einer Alkoholextraktion der beim üblichen Heißpreßverfahren anfallenden
Rapskuchen wurden z. B. etwa 22 % Extrakt erhalten, von dein sich bei ruhigem Stehenlassen
auf der Oberfläche des Extraktes etwa 5,60/, Öl absonderten. Nach Entfernen
der Ülanteile ergab der bis zur Trockne eingedampfte Extraktionsrest eine dunkelbraune,
feste Masse.
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Neben der üblichen Rübölgewinnung durch Heißpressen der Rapssaat wird
die Ölgewinnung teilweise auch schon auf dem Extraktionswege vorgenommen. Es hat
sich gezeigt, daß sich aus Rapssaat auch auf dem Wege der Benzinextraktion Senföle
weitgehend entfernen lassen und daß sich bei der Benutzung derartig extrahierter
Rapäschrote praktisch kaum noch ferinenta,tive Senfölbildung feststellen läßt. Wird
jedoch ein derartiger Extraktionsschrot nachträglich nochmals mit Alkohol extrahiert,
so werden etwa 15010 Extrakt erhalten, die nach dem Eindampfen zur -Trockne einen
festen Rückstand ergeben, der eine fast schwarze Farbe und die gleichen Eigenschaften
aufweist wie der bei der direkten Alkoholextraktion erhaltene feste Rückstand. Dieser
Extrakt ist teilweise wasserlöslich und enthält noch geringe Ölanteile. Die wässerige
Lösung zeigt einen unangeneltnien Geruch. Nach der Entfernung dieses Alkoholextraktes
aus dein Rapskuchen weist dieser die gleichen Eigenschaften auf wie ein finit Alkohol
extrahierter Heißpreßkuchen.
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Wird der direkt mit Alkohol extrahierte oder der mit Benzin vor- und
dann mit Alkohol nachextrahierte Kuchen mit Wasser befeuchtet, so bleibt die überstehende
Wasserschicht praktisch klar. Proben aus ganz verschiedenen Saaten von Rapskuchen
zeigen nach der Alkoholextraktion eine gleichmäßige Beschaffenheit.
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Gleiche Wirkungen lassen sich auch erzielen, wenn man den zur Gewinnung
der (31e aus der Rapssaat angewandten Extraktionsmitteln, z. B. Benzin oder sonstigen
geeigneten Lösungsmitteln bzw. Lösungsmittelgeinischen, einen entsprechenden Anteil
Alkohol zufügt. Hierbei werden neben dem 01 nicht mir die Senfölanteile aus
dem Futterkuchen entfernt, sondern gleichzeitig alle diejenigen Nebenstoffe, die
bei einer Extraktion der Futterkuchen mit Alkohol herausgelöst werden. Durch das
erfindungsgemäße Verfahren lassen sich daher aus den verschiedenen Rapssaaten und
den auf den verschiedensten Wegen hergestellten Rapskuchen weitgehend einheitlich
zusammengesetzte Futtermittel gewinnen. die die bisherigen schädlichen Nachteile
nicht mehr aufweisen.
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Bei der Durchführung von Vergleichsversuchen mit gequetschter, heißgepreßter
und extrahierter Rapssaat wurden folgende Ergebnisse erzielt: A. Gequetschte Rapssaat
i. Aus gequetschter Rapssaat wurden nach bekannter Benzinextraktion 43,5 % Rüböl
und 54,50/0 Rückstand (Verlust 20/,) erhalten. Bei einer Extraktion des Rückstandes
mit Methylalkohol erhielt man 2o,40/0 Extrakt und 77,5 % Rückstand (Verlust 2,1
%), d. h. auf ioo Teile Ausgangsmaterial bezogen: 42,5 % Rückstand, 43,5 % Rüböl,
11,2 0/0 Extrakt, 2,8 % Verlust.
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2. Nach einer Extraktion des gleichen Ausgangsmaterials mit einem
Gemisch von Benzin und Methylalkohol (i : i) erhält man nach längerem Stehen und
Kühlen eine Trennung der in Benzin und Alkohol löslichen Stoffe. Nach entsprechender
Aufarbeitung erhielt man 0/0 43,5 0% Rückstand, 35,5 % Rüböl und 18,3 Extrakt (Verlust
2,7 %).
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3. Wurde die gequetschte Rapssaat zunächst mit Methylalkohol und der
Extrakt anschließend mit Benzin extrahiert, so erhielt man folgende Ausbeuten:46,5%Rückstand,
51,50/0 Alkoholextrakt (davon 38,8 0% benzinlösliches Öl und 9,9 0% benzinunlöslicher
Rückstand) und einen Verlust von 2 0/0. Das auf diese Weise erhaltene Öl zeigte
eine braune Färbung.
B. Ausgepreßte Rapssaat i. Bei der bekannten
Extraktion der bereits ausgepreßten Rapssaat erhielt man 81 °% Rückstand und 9,6%
Rüböl (Verlust 9,50/0). Bei der anschließenden Methylalkoholextraktion des Rückstandes
erhielt man 87 % Rückstand und 13 % Extrakt, d. h. auf ioo Teile Ausgangsmaterial
bezogen: 70,5 % Rückstand, 9,5 % Rüböl, 10,5 % Extrakt, 9,5 0/0 Verlust.
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2. Nach einer Extraktion dieses Materials mit einem Gemisch von Benzin
und Methylalkohol (i : i) erhielt man nach der gleichen Behandlung wie zu A 2 74,5
0/0 Rückstand, 6,38 0/0 Rüböl, 12,75 0/0 Extrakt und einen Verlust von 6,37 0/0.
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3. Wurde die ausgepreßte Rapssaat zunächst mit Methylalkohol und der
Extrakt dann anschließend mit Benzin extrahiert, so erhielt man folgende Ausbeuten:
71,5 0% Rückstand, 20,5 % Alkoholextrakt (davon 1o,15 0/0 benzinlösliches Öl und
9,65 % benzinunlöslicher Extrakt) sowie einen Verlust von 8 0/0. Das auf diese Weise
erhaltene Öl zeigte eine braune Färbung. C. Extrahierte Rapssaat i. Bei einer Extraktion
mit einem Gemisch von Benzin und Methylalkohol (i : i) entsprechend den Verfahren
zu A:2 und B 2 erhielt man 78,5 % Rückstand, i °% Rüböl und 11,9 °% Extrakt (Verlust
8,6 0/0).
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z. Bei einer Extraktion mit Methylalkohol wurden erhalten: 74,5% Rückstand,
18,60/0 Extrakt. Der Verlust betrug 6,9 0/0.
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Bei den Vergleichsversuchen betrugen die Verdampfungsverluste im Wärmeschrank
bei ioo° C und q. Stunden Dauer bei gequetschter Rapssaat 2 % und bei der ausgepreßten
und der extrahierten Rapssaat 5 0/0.
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Sämtliche behandelten Kuchen, Schrote usw. waren frei von Senföl und
zeigten auch nach einer Benetzung mit lauwarmem Wasser und Stehenlassen über Nacht
weder eine neue Fermentierung noch irgendeine Geruchs- oder Geschmacksverschlechterung.