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Verfahren zur Herstellung eines Extraktes aus Getreidekeimen.
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Das Wesentliche des Verfahrens besteht darin, dass man Getreidekeime, ohne dass man sie vorher trocknet, mit 60 bis % igem Alkohol (Äthyl-oder Methylalkohol) in der Wärme behandelt. Hierdurch wird, wie weiter unten ausgeführt wird, eine fast vollständige Aufschliessung der Getreidekeime und damit die Gewinnung ihrer wertvollen Bestandteile in Extraktform erreicht.
Es ist zwar schon bekannt, Getreidekeime mit Alkohol zu behandeln, um aus ihnen ein lezithinhaltiges Präparat bzw. freies Lezithin herzustellen, doch war es hierbei zur Gewinnung dieser Stoffe notwendig, die Getreidekeime vorher völlig zu trocknen und darauf zu entfetten, worauf erst die Extraktion mit starkem, 90-bis g6% igem Alkohol einsetzte. Im Gegensatz hierzu
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weitere bedeutende Mengen sonst nicht löslicher und gewinnbarer Stoffe ausgesogen. So ergab z. B. die Behandlung von Roggenkeimen mit starkem, 90-bis 96% igem Alkohol, eine Ausbeute von nur 23%, von Weizenkeimen 15 bis 16%, während man nach dem vorliegenden Verfahren eine Ausbeute von 35 bis 36% (bei Roggenkeimen) und 30% (bei Weizenkeimen) erhält.
Zu einem abweichenden Ergebnis gelangt man auch, wenn man Getreidekeime mit Wasser extrahiert. Werden z. B. Roggenkeime mit warmem Wasser behandelt, so erhält man eine kleisterartige, schleimige Masse, die kaum filtrierbar ist und aus der sich ein Extrakt in technisch befriedigender Weise nicht herstellen lässt. Etwas besser verhält sich kaltes Wasser, mit dem allerdings ein noch filtrierbarer Auszug gewonnen wird, doch geht der Prozess des Filtrieren so langsam von statten, dass beispielsweise 100 g Roggenkeime mehrere Tage behandelt werden müssen, um extrahiert zu werden. Die Ausbeute beträgt hierbei etwa 25 bis 30%. Also auch hier kann von einer technisch befriedigenden Lösung nicht gesprochen werden.
Ausser den erwähnten Unterschieden in den Ausbeuteverhältnissen ergeben sich auch völlig andere Produkte. Während beispielsweise durch das Ausziehen von Roggenkeimen mit verdünntem Alkohol ein Extrakt von sirupartiger Beschaffenheit, aromatischem Geruch und angenehmem, würzigen Geschmack gewonnen wird, entsteht bei der Behandlung mit kaltem Wasser während und nach dem Eindampfen eine dunkel gefärbte Masse von etwas brenzlichem Geruch und unangenehme, scharfem, bitterem Geschmack. Naturgemäss ist daher auch die chemische Zusammensetzung der erhaltenen Produkte völlig verschieden. Der Extrakt aus Roggenkeimen, durch Behandlung mit 60-bis 75% igem Alkohol gewonnen, gibt z.
B. 6-43% ätherlösliche Bestandteile und 75'13% stickstoffreie Substanz, neben 15'16% Stickstoffsubstanz ; der wässerige Extrakt dagegen hat nur o'45% ätherlösliche Bestandteile, 56-29% stickstofffreie Substanz und 33'88% Stickstoffsubstanz.
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Durch die Anwendung von verdünntem Alkohol wird demnach ein neuer technischer Effekt erzielt. Verdünnt man den Alkohol auf etwa 55 bis 60% und darunter, so verringern sich die Ausbeuten mehr und mehr und man erhält Auszüge, die eine wesentlich andere chemische Zusammensetzung als die gewünschte haben.
Man kann daher nicht etwa von einer quantitativen Steigerung des bekannten Verfahrens zur Lezithinge ; winnung sprechen, sondern es liegt in der Tat ein neues Verfahren zur Aufschliessung oder Extraktion von Getreidekeimen vor.
Das Verfahren wird in einfacher Weise folgendermassen ausgeführt.
100 kg Roggenkeime werden in einem geeigneten Extraktionsapparat so lange mit 60-bis 75% igem Alkohol in der Wärme, d. h. beim Siedepunkt von etwa 7o%igem Alkohol (am besten unter Rückfluss) ausgezogen, bis eine herausgenommene Probe des Ablaufes keinen Rückstand mehr ergibt. Der gewonnene Auszug wird nun mit oder ohne Anwendung der Luftleere in bekannter Weise ganz oder teilweise von Alkohol und Wasser befreit, worauf man den erhaltenen Extrakt oder das trockene Produkt ohne weitere Reinigung direkt verwenden kann. Bei der Herstellung des Extraktes mittels Methylalkohol muss die Eindampfung des Extraktes bis zur völligen Vertreibung des Methylalkohol fortgesetzt werden, sofern die Verwendung des Extraktes als Nähr-, Genuss-und Kräftigungsmittel bzw. als Zusatz zu Nahrungsmitteln in Frage kommt.
Die Ausbeute beträgt etwa 35%.
Der so gewonnene Extrakt besitzt gelbe bis gelbbraune Farbe, würzigen, aromatischen G2ruch und Geschmack und eignet sich vorzüglich für Nährmittelzwecke als hervorragendes Kräftigungsmittel. Auch als Zusatzstoff zu anderen Nährmitteln, z. B. Schokolade, Malzextrakt u. dgl., kann er mit Vorteil Verwendung finden. Infolge des ganz erheblichen Gehaltes an Lezithin u. dgl. kann neben seiner Benutzung für Nährzwecke auch seine Verwendung für technische Zwecke, z. B. als Zusatz zu Seifen u. dgl., in Frage kommen.
Infolge der günstigen chemischen Zusammensetzung ist das Produkt unbegrenzt haltbar und wegen des billigen Ausgangsmaterials auch sehr billig herzustellen.