-
Verfahren und Webstuhl zum Herstellen von Gobelins Die Erfindung betrifft
einen Webstuhl zum Herstellen von Gobelins, bei dem die zum Herstellen eines Farbenfeldes
notwendige Schußbreite mittels zweier Zeiger von einer die Musterzeichnung tragenden
Walze abgenommen wird und nur diejenigen Kettenfäden ein Fach bilden, die sich zwischen
zwei entsprechend der Zeigerstellung einstellbaren Kettenschiebern befinden.
-
Derartige Webstühle sind bekannt, doch sind sie bisher nur schlecht
zum Herstellen von Gobelins mit feiner Ketteneinstellung und für größere Gobelinformate
zu verwenden. Hinsichtlich der Ketteneinstellung ist bekannt, daß für gewisse Arbeiten
bis zu sechzehn Kettenfäden je Zentimeter verlangt werden. Es ist ohne weiteres
einzusehen, daß bei dieser Feinheit das genaue Einstellen der Kettenschieber auf
das Farbenfeld mit den bisher bekannten Einrichtungen nicht genau möglich ist. Bei
großen Gobelinformaten ist wohl das Einstellen der Kettenschieber leicht zu bewerkstelligen,
dagegen macht wieder die große, unhandliche Vorlage Schwierigkeiten. Die Erfindung
beseitigt die angeführten Schwierigkeiten, indem sie bei feinen Ketteneinstellungen
das Arbeiten nach einer größer gehaltenen Vorlage ermöglicht, die alle Einzelheiten
deutlich sichtbar macht und dabei -die Einstellung der Kettenschieber sehr erleichtert;
im Gewebe wird dann die Vorlage verkleinert wiedergegeben. Ebenso können dekorative
Gobelins, die weniger Einzelheiten enthalten, nach einer handlichen, kleineren Vorlage
gearbeitet werden; in einem solchen Fall wird die Vorlage vergrößert wiedergegeben.
Aus dieser Möglichkeit, die Vorlage in verkleinertem, vergrößertem oder naturgetreuem
Maßstab ins Gewebe zu bringen, ergibt dich als weiterer Vorteil, daß die Ausführung
eines Gobelins auf Grund der vorhandenen Vorlage nach einer entsprechenden Abänderung
der Ketteneinstellung in den verschiedensten Formaten vorgenommen werden kann. In
vielen Fällen wird hierdurch die Anfertigung einer eigenen Vorlage erspart.
-
Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß jeder Kettenschieber
mit einem
Übersetzungsgetriebe verbunden ist. Das Übersetzungsgetriebe
besteht hierbei aus einer auf der Weblade fest angeordneten Zahnstange und einer
schwenkbar angeordneten Zahnstange, zwischen denen Übersetzungszahnräder drehbar
angeordnet sind. Die Walze für die -Mustervorlage ist zweckmäßig aus mehreren Teilabschnitten
zusammengesetzt und ruht auf llitnehmerwellen, die entsprechend dem Webvorgang zwangsläufig
fortgeschaltet werden.
-
Der Umstand, daß Vorlage und Gewebe im Fall der Verkleinerung oder
Vergrößerung nicht mehr dieselbe Breite haben, hat zur Folge, daß die korrespondierenden
Farbenfelder der Vorlage und des Gewebes beim Arbeiten nicht mehr übereinander zu
liegen kommen, wie dies bei der Übertragung in natürlicher Größe zutreffen würde.
Im Interesse eines raschen Arbeitsfortschrittes müssen aber die Vorlage und das
Gewebe grundsätzlich übereinander liegen, um im selben Blickfeld der Arbeiterin
zu bleiben. Zu diesem Zweck kann die Vorlage seitlich verschoben «erden. Um trotz
dieser Verschiebung bei jeder Zeigereinstellung die richtigen Kettenfäden zu haben,
wird nach dem seitlichen Verschieben der Vorlagewalze der Kettenschieber nach einem
angefärbten oder sonstwie bezeichneten Kettenfaden und der Zeigerschieber nach einer
diesem Kettenfaden entsprechenden Punktmarke der Vorlage eingestellt. Um den Zeiger
über diese Punktmarke der Vorlage zu bringen, muß während dieses Einstellens die
Zahnradverbindung der beiden Schieberpaare ausgeschaltet werden. Es ist in diesem
Zustande ohne weiteres möglich, den Zeiger in die jeweils vorteilhafteste Arbeitsstellung
zu bringen, ohne daß der Kettenschieber aus seiner Lage verschoben werden muß. 'Nach
dem Einstellen des Schieberpaares und dein Einkuppeln der Zahnradverbindung kann
in gewohnter Weise weitergearbeitet werden.
-
Durch die gegebene Möglichkeit, die Vorlage seitlich verschieben zu
können, ergibt sich auch der weitere Vorteil, daß die Vorlagewalze und daher auch
die Vorlage nicht mehr aus einem einzigen Stück zu bestehen braucht, da jeder einzelne
Teilabschnitt der Vorlage in der beschriebenen Weise immer mit dein Gewebe in richtigen
Zusammenhang gebracht werden kann; diese Unterteilung empfiehlt sich insbesondere
bei Gobelins von größerem Format. Durch die Teilung der Vorlage ist aber auch die
Möglichkeit gegeben, daß bei geeigneter 'Unterteilung der Webschäfte und der Antriebsvorrichtung
hierfür mehrere Personen an einem Gobelin gleichzeitig arbeiten können, was bei
einer ungeteilten Vorlage nicht möglich ist. Damit das Herstellen eines Farbenfeldes,
das über zwei Abschnitte der geteilten Vorlage reicht, ohne Schwierigkeit erfolgen
kann, ebenso auch, damit die Vorlage den eingetragenen Schußfäden entsprechend weitergeschaltet
werden kann, sind die einzelnen Teilabschnitte der Vorlage auf kurze zylindrische
Trommeln aufgewickelt, die ihren Antrieb aber nicht mehr unmittelbar von einer axialen
Welle, sondern von zwei außenliegenden Mitnehmerwellen erhalten. Die Trommeln liegen
auf diesen Mitnehinerwellen auf und können nach Belieben fugenlos aneinandergereiht,
seitlich verschoben. zurechtgerückt oder ausgewechselt «-erden.
-
Es ist noch darauf hinzuweisen, daß es an sich nicht mehr neu ist,
gobelinartige Gewebe in den verschiedensten Größen nach nur einer Vorlage mustergemäß
herzustellen. Dies läßt sich z. B. mit Hilfe von Jacquardmaschinen oder ähnlichen
Einrichtungen ohne weiteres ermöglichen. Ferner ist es in der Textilindustrie, z.
ß. bei Pantographen, bekannt, aus Zahnschienen und Übersetzungsrädern bestehende
Übersetzungsgetriebe zur -Musterübertragung zu verwenden.
-
Die Erfindung ist in einem Ausführungsbeispiel in den Fig. i und 2
dargestellt. Oberhalb der nicht näher bezeichneter.
-
Kette befinden sich die beiden Kettenschieber 15, die sich vor dem
Webeblatt i7 seitlich verschieben lassen. Eine Zahnstange 16, die über die ganze
Stuhlbreite reicht, ist oberhalb des Webeblattes 17 auf der Weblade befestigt.
Die Kettenschieber 15 weisen Zapfen 18 auf für zwei miteinander koaxial verbundene
Zahnräder ig und ig', von denen das rückwärtige, i g, auf der Zahnstange 16 abrollt,
während das vordere, i g', in die kurze Zahnstange 2o des Zeigerschiebers 21 eingreift.
Die Zahnstange 20 ist am Zeigerschieber 2i, der sich auf einer Schiene seitlich
verschieben läßt, mittels eines Zapfens 22 gelenkig befestigt. Bei einer Verschiebung
des Zeigerschiebers 21 ergibt sich infolge der Zahnradübersetzung der Zahnräder
1g und ig' für den Kettenschieber 15 ein kürzerer Weg. wodurch eine Verkleinerung
der Vorlage im Gewebe erzielt wird. Wünscht man eine Vergrößerung der Vorlage im
Gewebe, so ist die Anordnung sinngemäß umzukehren. Der Drehzapfen 18, der das Zahnräderpaar
ig, icj trägt, ist dann in der illitte des Zeigerschiebers 21 mittels eines kurzen
Armes etwas nach oben oder unten verstellbar derart zu befestigten, daß das rückwärtige
Zahnrad ig auf der Zahnstange i6 abrollen kann. Dagegen ist der Drehzapfen 22 am
oberen Ende eines gleichfalls etwas verstellbaren Tragarmes derart seitlich am Kettenschieber
15 anzubringen, daß die um diesen Drehzapfen 22 schwenkbare Zahnstange 2o über den
Kettenschieber
15 zu liegen kommt und in das vordere Zahnrad ig' eingreifen kann, ohne dabei seine
parallele Lage zur Zahnstange 16 zu verlieren. Wünscht man eine Übertragung in natürlicher
Größe, dann wird das in die lange Zahnstange 16 eingreifende Übersetzungsrad i9
entfernt und das andere Übersetzungsrad ig' am Drehzapfen 18 festgeklemmt, so daß
der Kettenschieber 15 und der Zeigerschieber 21 fest miteinander verbunden sind.
-
Die an den Zeigerschiebern 2i befestigten Zeiger 23 gleiten an den
Vorlagetrommeln 24 und 25, auf denen j e ein Teilabschnitt der Vorlage aufgewickelt
ist. Beide Trommeln liegen auf den Mitnehmerwellen 26 und 27 fugenlos nebeneinander;
die Wellen 26 und 27 sind in einem Schlitten 28 angeordnet, der sich im Falz 2g
seitlich verschieben läßt. Das Zahnrad 3o besorgt über die beiden Zahnräder 30'
und 3o" die Drehung der Wellen 26 und 27 und damit das Schalten der Vorlagetrommeln
bei fortschreitender Webarbeit. Dieses Schalten kann in an sich bekannter Weise
mit der Hand, mit Schnurzug oder einer sonstigen Vorrichtung ausgeführt werden.
In Fig. 2 ist beispielsweise eine Vorrichtung zum pneumatischen Schalten dargestellt:
Ein Gummiball 31 wird beim Schwenken z. B. des Schafthebels zusammengedrückt. Ein
dünner Schlauch 3a leitet dann die gepreßte Luft in einen Zylinder 33 mit dem Kolben
34 und drückt den letzteren nach oben. Diese Aufwärtsbewegung wird durch das Gestänge
35 auf die Klinke 36 übertragen, welche das Zahnrad 3o um den gewünschten Betrag
weiterschiebt.
-
Die Arbeitsweise ist folgende: Vor Beginn des Webens werden die Trommeln
2:4 und 25 auf die Wellen 26 und 27 gelegt, die Zahnstangen 2o werden durch Schwenken
um die Zapfen 22 außer Eingriff gebracht, die Kettenschieber r 5 zusammengerückt
und auf den Bezugsfaden der Kette eingestellt. Ebenso werden die Zeiger 23 der Zeigerschieber
2i zusammengeschoben und auf die Bezugsmarke der Vorlage eingestellt. Dann werden
die kurzen Zahnstangen 2o durch Drehen um die Zapfen 22 mit ihren zugehörigen Übersetzungsrädern
in Eingriff gebracht. Zum Erreichen desselben Zieles wäre es auch m5glich, die Zahnstangen
2o im Eingriff zu belassen und nur die Zeiger 23, die diesfälls seitlich verschiebbar
angeordnet sein müßten, auf die Bezugsmarke der Vorlage einzustellen. Ist die Einstellung
erfolgt, dann kann jedes im Arbeitsbereich gelegene Farbenfeld mit den beiden Zeigern
eingestellt werden. Beim Betätigen der Fußtritte werden die Schäfte abwechselnd
angehoben; die Zahl der fachbildenden Kettenfäden entspricht der Breite des Zwischenraumes
zwischen den Kettenschiebern 15. Das entstehende Fach weist somit eine Breite auf,
die der Entfernung der Zeigerschieberei auf der Vorlage und dem eingestellten Verkleinerungs-
bzw. Vergrößerungsmaßstab entspricht. Bei fortschreitender Arbeit wird es notwendig,
die Trommeln 24 und 25 in eine neue Lage zu bringen oder die Teilabschnitte der
Vorlage auszuwechseln.
-
Durch richtige Wahl der übersetzungszahnräder läßt sich jedes gewünschte
Maßstabverhältnis zwischen Vorlage und Gewebe erreichen.