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Verfahren und Vorrichtung zum Formen der Spitze und Ferse von Schuhschäften
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Formen der Spitze und Ferse von
Schuhschäften und eine zur Durchführung dieses Verfahrens dienende Vorrichtung und
bezweckt eine Vervollkommnung der bekannten Arbeitsmethoden, insbesondere eine Vereinfachung
und Beschleunigung der Schuhlierstellung unter gleichzeitiger Qualitätssteigerung
des Erzeugnisses.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, den Fersen- bzw. Spitzenteil
der Schäfte vor dem Aufbringen auf den Leisten vorzuformen, roden: der zu verarbeitende
Schaftteil zwischen einer leistengetreuen Form oder Teilform und einer Gegenform
festgehalten und hierauf der Zwickeinschlag eingewalkt wird.
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Es ist ferner bereits vorgeschlagen worden, die Druckeinwirkung so
erfolgen zu lassen, daß hierdurch Leder, Versteifungseinlage und Futter zu einem
formbeständigen Ganzen verbunden werden und schließlich . der eingewalkte Zwickeinschlag
durch eine starke Druckwirkung senkrecht zur Walkrichtung geebnet wird.
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Wenn im Sinne der bekannten Vorschläge gearbeitet wird, so ist es
nicht möglich, den Zwickeinschlag faltenfrei einzuwalken und überhaupt den umgelegten
Randteil so vorzubereiten, daß nunmehr unmittelbar das Einbringen der Brandsohle
in den Schaft und die anschließenden Fertigungsvorgänge erfolgen können. Dies wird
nach der Erfindung jedoch dadurch ermöglicht, daß die Formgebung durch einen an
allen Punkten der Form über unterteilte Einzeldruckflächen sich gleichmäßig auswirkenden
hydraulischen Preßdruck gegen den über die beheizte Form gezogenen Schaft und das
Einwalken des Oberleders unter fortschreitender, durch eine Vielzahl von in der
Bewegungsrichtung der Walkschere liegenden Schwingungen überlagerter Schließbewegung
der Walkscheren erfolgt, worauf, wie bekannt, die umgelegten Randteile durch eine
starke Druckwirkung senkrecht zur Walkrichtung geebnet werden.
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Weiter ist Gegenstand der Erfindung die zur Durchführung dieses Verfahrens
dienende Maschine hinsichtlich der Ausbildung des Preßsattels sowie der Druckübertragungsmittel
und der Konstruktion, durch welche der neuartige Verlauf der Schließbewegung der
Walkscheren erzielt wird.
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Der mit der beheizten Innenform zusammenarbeitende, in üblicher Weise
in drei Druckbacken unterteilte Preßsattel ist so ausgebildet, daß die Gesamtdruckfläche
jeder Preßbacke in eine Reihe von Einzeldruckflächen aufgelöst ist und die Druckübertragung
auf eine die Innenoberfläche des Preßsattels bildende Stirnflächen einer Vielzahl
von im Druckgehäuse nebeneinander gelagerten, unabhängig voneinander in ihrer Längsrichtung
verschiebbaren Druckkörpern
erfolgt, auf welche ihrerseits der Druck
durch ein in allen Richtungen verschiebliches, jedoch selbst nicht zusammendrückbares.
in den Druckgehäusen eingeschlossenes Zwischenmittel übertragen wird.
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Der Antrieb der Walkscheren erfolgt derart, daß die die übliche fortschreitende
Schließbewegung durch eine Vielzahl von in der Bewegungsrichtung der Walkscheren
liegenden Bewegungen kleiner Schwingungsweite überlagert ist.
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Die hierdurch erzielte vibrierende Schließbewegung der Walkscheren
ermöglicht, wie sich gezeigt hat, ein faltenloses Einwalken, während bei den bekannten,
mehrere öffnungs- und Schließbewegungen ausführenden Walkscheren durch dieses Hinundherbewegen
mit einer vergleichsweise großen Sch«zngungsweite immer Zerrungen und Beanspruchungen
des Einschlages mit dem Ergebnis unerwünschter Faltenbildung erfolgen.
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Bei dem neuen Verfahren erfolgt die Formgebung der festen Teile, nämlich
der Hinter-und der Vorderkappe, entweder in zeitlicher Aufeinanderfolge oder auch
gleichzeitig, und es wird als Endprodukt ein in bezug auf seine 'festen Teile vollständig
bearbeiteter Schaft erhalten, der, wie bereits bemerkt, ohne weitere Nachbearbeitung
und ohne Verwendung von Täcksen, Klammern o. dgl. seine Form beibehält.
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Dieser Schaft, dessen Abmessungen zweckmäßig so gehalten werden, daß
er etwas kürzer ist als der zugehörige Leisten, wird schließlich in an sich bekannter
Weise über einen in bezug auf seine Länge verstellbaren Leisten gestülpt, nunmehr
der Leisten auf seine richtige Länge gebracht und so der Schaft zwischen der festen
Vorder-und Hinterkappe gedehnt. Da die Form der Schaftteile, an denen die Dehnungskräfte
angreifen. bereits festliegen und sich eine große Auflager$äche derselben auf dem
Leisten ergibt, erfolgt bei Verlängerung des Leistens eine Dehnung lediglich der
seitlichen Teile des Schaftes ohne Gefahr, daß der Schaft krumm oder schief gezogen
wird.
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In den Abbildungen ist eine zur Durchführung des neuen Verfahrens
geeignete Vorrichtung in einer beispielsweisen Ausführung, welche in zeitlicher
Trennung die Bearbeitung zunächst der Ferse und dann der Spitze ermöglicht, beschrieben.
ohne daß aber die Erfindung auf die beschriebenen und dargestellten Einzelheiten
beschränkt wäre.
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Von den Abbildungen stellt Fig. i einen senkrechten Schnitt durch
die neue Vorrichtung dar, Fig. 2 die Walkvorrichtung im einzelnen in Aufsicht, Fig.3
die den Schaft auf die Form pressende Vorrichtung, ebenfalls in Aufsicht. Fig. 4
und 5 im einzelnen die Vorrichtung zur Bearbeitung der Spitze im Grundriß und im
seitlichen Schnitt.
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In den Abbildungen ist mit t die Grundplatte der zweckmäßig als Zwillingsmaschine
gebauten, zwei abwechselnd in Tätigkeit befindliche Bearbeitungsvorrichtungen aufweisenden
Maschine zur Bearbeitung des Quartiers bezeichnet. Auf dieser Grundplatte sind vier
Säulen 6 angeordnet, die eine Gegendruckplatte 21 tragen, welch letztere in U-förmige
Schienen 23 eingeschoben ist. Mit 37 ist die an diesen Schienen und an der Grundplatte
i befestigte Rückwand bezeichnet. Auf der Grundplatte i ist ein Motor 4 zum Antrieb
einer Oldruckpumpe 5 befestigt, von welcher aus die einzelnen Antriebsvorrichtungen
betätigt werden. Von diesen ist auf der Grundplatte i selbst der Druckzvlinder 2
angeordnet, in welchem sich der Kolben 8, dessen Kolbenstange g gelenkig mit dem
Formträger i t verbunden ist, hin und her bewegen kann. Der Formträger t i trägt
die Preß-,form 18.
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Oberhalb des Motors bzw. des Druckzylinders 2 ist an einem Träger
29, welcher an- den Tragsäulen 6 befestigt ist, der in waagerechter Richtung wirkende
Zylinder 31 mit dem Kolben 33 angeordnet. Dieser Kolben wirkt über die Kolbenstange
34 und ein Querhaupt 32 auf Zugstangen 30, welche ein Verbindungsstück 13 parallel
zu sich selbst im Sinne der Bewegung des Kolbens verschieben. Dieses Verbindungsstück
13 ist mittels des Gelenkstückes 12, welches durch den Bolzen 14" an dem Verbindungsstück
13 und durch den Bolzen 14 an dem Formträger i i angelenkt ist, mit dem letzteren
verbunden. In der Fig. t ist der Kolben 33 im Zylinder 31 in seiner äußersten
Arbeitsstellung dargestellt. Er wird, wie der Kolben 8, in der üblichen Weise betätigt,
d. h. nach Beendigung seines Arbeitsweges wird das Rückstromventil geöffnet und
durch die Einwirkung eines Unterdruckes die Umsteuerung bewirkt.
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Die in Fig.2 im einzelnen dargestellte Walkvorrichtung wird durch
eine an der Gegendruckplatte 2 i gleitbar befestigte Schubstange 2o betätigt, welche
in dem in Kugellagern 48 laufenden Eszenterbolzen 24 endet, der die Riemenscheibe
22 trägt, welche über einen Riementrieb mit der von dem Motor 4 über die Scheibe
4o angetriebenen Riemenscheibe 39 in Verbindung steht.
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Am anderen Ende der Schubstange 2o sind mittels Bolzen 43, Laschen
43 angelenkt, welche mittels Bolzen 43b an den Walkscheren 47 drehbar befestigt
sind. Diese Scheren sind andererseits an einem Führungsschieber 45, der sich in
der Schubstange 2o bewegen kann, mit Hilfe von Bolzen 45" angelenkt und tragen
ferner
Kurvenrollen 44, die in an der Gegendruckplatte 2 i befestigten Kurvenstücken 46
laufen.
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Bei Vorwärtsbewegung der Schubstange 2ö werden die Walkscheren 47
gleichzeitig im Schließsinne bewegt und vorwärts geschoben, wobei diese Bewegung
durch den Verlauf der Kurven 46 so beeinfiußt wird, daß eine bestimmte feste Beziehung
zwischen dem Maß der Vorwärtsbewegung und dem der Schließbewegung der Walkscheren
geschaffen wird. Durch das Umlaufen des Exzenterbolzens 24 mit mehreren iooo Umläufen
je Minute werden gleichzeitig die Walkscheren in Vibration versetzt. In Fig. 2 sind
die Walkscheren .17 in einer ihrer vollständigen öffnung entsprechenden Endlage
dargestellt.
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Abb. 3 zeigt die in Abb. i nicht dargestellte, durch den Kolben 53
über ein Querhaupt 54, welches mittels einer Mutter 5 5 mit der Verlängerung des
Kolbens fest verbunden ist, und Zugstangen 5 i mit Winkelhebeln 50, welche beiderseits
der Form angebracht sind, betätigte Druckvorrichtung. An jedem der Winkelhebel 5o
ist ein Seitenteil 17" des dreiteiligen Gehäuses, welches aus den beiden Seitenteilen
und dem Mittelteil 17 besteht, befestigt. In dem Gehäuse sind Stahlkugeln 16
angeordnet, welche beim Einandemähern der beiden Gehäusehälften unter Vermittlung
von Prismen 15 auf die Ledermanschetten .19 drücken. In der Figur ist der
Kolben auf seinem höchsten Arbeitspunkt dargestellt, welcher der Preßstellung des
Drucksattels entspricht. Die Umsteuerung des Kolbens erfolgt in der üblichen oben
schon angedeuteten Weise.
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Die in den Fig.4 und 5 im einzelnen dar--festellte, etwas abweichend
ausgebildete Vorrichtung zur Bearbeitung der Spitze ist ebenfalls an den Säulen
6 angeordnet. Sie besteht aus der an diesen Säulen auf- und abwärts beweglichen.
Führungsplatte 67, deren Aufundabwärtsbewegung etwa 6 mm beträgt, und durch den
Keil 68, der in der an den Säulen starr . befestigten Lagerplatte 69 durch den Kolben
6 i über die Kolbenstange 6o und über das Querhaupt 66 vorwärts und rückwärts bewegt
wird, bewirkt wird. Bei der Vorwärtsbewegung des Keiles hebt sich die Führungsplatte
67, bei der Rückwärtsbewegung senkt sie sich wieder. In der Führungsplatte 67 bewegen
sich die Scherenhalter 65 mit den daran befindlichen auswechselbaren Walkscheren
64, die ebenfalls durch den Kolben 61 über die Kolbenstange 6o und das Querhaupt
66 im öffnungs- und Schließsinne bewegt werden. Druckfedern 57 dienen dem Druckausgleich.
Geht der Kolben 61 vorwärts, so werden die Walkscheren 64 mittels ihrer Halter 65
an die Preßform 18 angepreßt. Bei der weiteren Vorwärtsbewegung des Kolbens
61 erfolgt nun die Verschiebung des Keiles 68 nach vorn und damit das Anheben der
Führungsplatte 67. Hierbei streifen die Walkscheren 65, 64 das zu bearbeitende Oberleder
längs der Preßform 18 faltenlos hoch und bleiben schließlich mit ihrer Oberkante
in Höhe der Oberkante der Preßform 18 stehen, worauf die eben bereits beschriebene
Walkvorrichtung geschlossen wird, deren Schließbewegung wie bei der Bearbeitung
der Hinterkappe unter gleichzeitiger Vibration erfolgt. Der dies ermöglichende Antrieb
ist in den Abbildungen nicht dargestellt.
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Die Arbeitsweise der Maschine bei der Bearbeitung der Hinterkappe
ist die folgende Der mit einer Versteifungseinlage, für deren Einkleben zweckmäßig
ein schnell trocknender Klebestoff, wie Latex, verwendet wird, versehene Schaft
wird über die aus Metall oder anderem Werkstoff bestehende, durch elektrische Heizkörper
i 9 beheizte Form 18 gestülpt, in die richtige Lage auf der Form gebracht und vom
Arbeiter leicht an sich gezogen. Nun wird die ölpumpe 5 in Tätigkeit gesetzt und
hierdurch der Kolben 33 betätigt, welcher über Kolbenstange 34, Querhaupt-32, Zugstangen
30, Verbindungsstück 13, Gelenkstück 12, Gelenkbolzen 14 und 14a und Formträger
i t die Form mit dem darübergestülpten Schaft gegen die Ledermanschette
19 preßt. deren Umfang dem der Form durch entsprechende Verschiebung der
unter der Einwirkung der in dem Gehäuse befindlichen Stahlkugeln 16 stehenden Prismen
15 an gepaßt worden ist. Der Schaft mit der darin befindlichen Steifeinlage
befindet sich also eingepreßt -zwischen der Form i 8 und dem feststehenden Gehäuse
17- Wird nun der Kolben 53 betätigt, so drückt dieser bei seiner Vorwärtsbewegung
über Querhaupt 54, Zugstangen 5 i, Winkelhebel 5o auf die Gehäuseteile i 7Q und
so unter Vermittlung der Stahlkugeln i6 und der Prismen i5 auf die Ledermanschette
49. Auf diese Weise werden die Umfangsteile des Schaftes zwischen der Manschette
49 und der Form 18 eingepreßt, und der Schaft ist damit, soweit die Steifeinlage
reicht, ringsum fest um die Form 18 gepreßt, wie dies aus Fig. 3 hervorgeht.
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Nun wird durch öffnen des Ventils zum Zylinder 27 der Kolben 26 betätigt
und drückt bei seiner Vorwärtsbewegung über Kolbenstange 25, Exzenterbohen 24 und
Gelenkverbindungen 43 auf die auf den Zwickeinschlag einwirkenden Walkscheren 47,
deren Kurvenrollen so, gezwungen werden, den Kurvenweg 46 zurückzulegen. Da die
Walkscheren bei 45" drehbar an der freibeweglichen Führungsschiene 45 befestigt
sind, geht diese, während die Kurvenrollen 44 die Kurven 46
beschreiben,
mit nach vorwärts, wobei der Weg, den die Kurvenrollen 44 zurücklegen, durch entsprechende
Wahl des Radius der Kurve 46 in das gewünschte Verhältnis zu dem Weg der Führungsschiene
45 gebracht wird. Der Exzenterbolzen 24 erteilt bei seinem Umlauf den Walkscheren
4.7 und damit dem zu bearbeitenden Material mehrere i ooo Schwingungen je Minute.
Hierdurch wird das Material eingewalkt und während des Einwalkens in sich gestaucht.
Sobald der Kol-, ben 26 den Endpunkt seines Weges erreicht hat, sind die Walkscheren
47 völlig geschlossen, und das oben über die Form 18 hinausstehende Material ist
eingewalkt. Hat der Kolben diesen Punkt erreicht, so wird der Exzenterbolzen 2.1
stillgesetzt und damit auch die Walkscheren 47. Wird nun der Kolben 8 in dem Zylinder
2 betätigt und hochgedrückt, so wird hierdurch das eingewalkte und gestauchte Material
zwischen der Form 18 und den Wall,-scheren 47 ein- und damit glattgepreßt. Der Druck
dieses Kolbens wird von der Gegendruckplatte 2 i aufgenommen. Der Arbeitsvorgang
ist damit vollendet, und die Kolben 8, 26, 53 und 33 werden umgesteuert. Da die
Maschine zweckmäßig als Zwillingsmaschine gebaut ist, steht abwechselnd eine Preßform
so lange unter Druck, bis die andere gefüllt ist.
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Außer der Form sind vorteilhaft auch die Walkscheren und sonstigen
Druckvorrichtungen beheizt.
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Bei Bearbeitung der Spitze wird wie folgt verfahren: In der Lage,
in welcher der Kolben 33 seine vorwärtige Einstellung erreicht, ist der Formträger
i i aus der Maschine herausgekippt. Zunächst wird nun mittels des Hebels 73 der
entsprechend geformte Spitzensattel 7 r, welcher mit einer Filzauflage versehen
ist, gesenkt, der zu bearbeitende Schaft um die Form in die gewünschte Lage gebracht
und der Hebel 73 losgelassen, so daß durch die Druckfeder 72 der Sattel gegen
das Material und damit auch an die Form gepreßt wird. Nun werden mittels des Kolbens
61 die oben beschriebenen Walkscheren 64 in Tätigkeit gesetzt, durch welche das
Anpressen des Schaftes und Hochstreifen desselben an die Preßform in ähnlicher Weise
wie bei Spitzenzwickmaschinen bewirkt wird, worauf anschließend, wie oben beschrieben,
die unter gleichzeitigen Schwingungen sich schließende Walkvorrichtung und schließlich
die von unten auf das eingewalkte Oberleder wirkende Druckvorrichtung betätigt werden.
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Nach Formung sowohl der Ferse wie der Spitze wird der fertige Schaft
von der Form abgenommen, auf den zunächst verkürzten t.eisten aufgestülpt und in
der oben erläuterten Weise durch Verlängern des Leistens -gedehnt.