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TECHNISCHES
GEBIET
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Monomere, die aus α-, β- und γ-Hydroxysäuren und
Derivaten der natürlichen
Aminosäure
L-Tyrosin hergestellt sind. Die Erfindung betrifft ferner Poly(amidcarbonate)
und aliphatische-aromatische Poly(amidester), die aus den erfindungsgemäßen Monomeren
hergestellt sind.
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ALLGEMEINER
STAND DER TECHNIK
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US-Patent
Nr. 5,099,060 offenbart diphenolische Monomere, die auf 3-(4-Hydroxyphenyl)propionsäure und
L-Tyrosinalkylestern (Desaminotyrosyltyrosinalkylestern) basieren.
Spätere
verwandte Patente beinhalten Abänderungen
dieser grundsätzlichen
Monomerstruktur. Obwohl diese Moromere bei vielen Anwendungszwecken
vorteilhaft sind, weisen sie einige Einschränkungen auf:
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Die
Monomere sind wasserunlöslich,
und deshalb lassen sich daraus hergestellte Polymere nicht leicht
resorbieren. Mit anderen Worten zeigen die bereits beschriebenen
Polymere, die aus den bereits beschriebenen wasserunlöslichen
Monomeren hergestellt sind, keinen Gewichtsverlust, wobei der Abbau
der Hauptkette des Polymers zu einem Verlust der mechanischen Festigkeit
und einer Verringerung des Molekulargewichts des Polymers führt.
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Die
Monomere zeigen zwei phenolische Hydroxylgruppen, womit die entstehenden
Polymere auf Strukturen mit einer vollkommen aromatischen Hauptkette
begrenzt sind, die zu einer guten mechanischen Festigkeit jedoch
zu einer geringen Abbaurate führen
kann.
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Poly(hydroxysäuren), wie
Poly(glycolsäure)
(PGA), Poly(milchsäure)
(PLA) und deren Copolymere stellen aufgrund ihres begründeten Sicherheitsprotokolls
und der Genehmigung durch die FDA sicherlich die am weitestgehend
erforschten synthetischen, abbaubaren Polymere dar. Poly(aminosäuren), die
von natürlich vorkommenden α-L-Aminosäuren stammen,
bilden eine andere wesentliche Gruppe von abbaubaren Polymeren.
Trotz ihrer scheinbaren Leistungsfähigkeit als Biomaterialien
haben Poly(aminosäuren)
tatsächlich
nur eine geringe praktische Verwendung gefunden. Ein Hauptproblem
besteht darin, dass die meisten Poly(aminosäuren) stark unelastisch sind
(z. B. nicht verarbeitbar sind, wodurch deren Verwendbarkeit eingeschränkt ist).
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Obwohl
verschiedene Copolymere von Hydroxysäuren und Aminosäuren hergestellt
und aus biologischer Sicht ausgewertet worden sind, ist deren Erforschung
als Biomaterialien ziemlich begrenzt. Helder et al., J. Biomed.
Mater. Res., (24), 1005–1020
(1990) offenbart die Synthese von Copolymeren von Glycin und DL-Milchsäure und
den resultierenden Abbau in vitro und in vivo. Von einer glatten
Synthese eines Copolymers, das von Milchsäure und Lysin stammt, haben
Barrea et al., Macromolecules, (28), 425–432 (1995) berichtet. Der
Lysinrest diente dazu, ein die Zelladhäsion förderndes Peptid chemisch an
das Copolymer zu binden. Andere Polymere von Aminosäuren und
Hydroxysäuren
sind in US-Patent Nr. 3,773,737 offenbart.
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Diese
drei vorstehend genannten Copolymerarten waren statistische Copolymere,
die durch Ringöffnungspolymerisation
aus zyklischen Monomeren hergestellt worden sind. Die Zusammensetzung
der Copolymere hängt
stark von der relativen Reaktivität dieser zwei Arten von zyklischen
Monomeren und von den angewendeten genauen Polymerisationsbedingungen
ab. Es ist schwer, die Zusammensetzung zu steuern und die Eigenschaften
der Polymere vorherzusagen. In der Mikrostruktur und Sequenz der
Polymere kann es auch starke Schwankungen von Charge zu Charge geben.
Die meisten bisherigen Berichte beschreiben zudem nur Polymere mit
einem geringen Molekulargewicht (Mw < 10000).
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Für medizinische
Verwendungszwecke gibt es nur wenige abbaubare Polymere, die kommerziell
erfolgreich eingesetzt wurden. Poly(glycolsäure) (PGA), Poly(milchsäure) (PLA)
und deren Copolymere stellen repräsentative Beispiele dar. Es
besteht weiterhin Bedarf nach biologisch abbaubaren, insbesondere
biologisch resorbierbaren Polymeren, die für die Verwendung als mit Gewebe
kompatiblen Materialien geeignet sind. Viele Forscher auf dem sich
entwickelnden Gebiet der Gewebetechnologie haben zum Beispiel vorgeschlagen,
neue Gewebe zu gestalten, indem isolierte Zellpopulationen auf Gerüste aus
einem Biomaterial transplantiert werden, wodurch in vivo neue funktionelle
Gewebe geschaffen werden. Es werden biologisch resorbierbare Materialien
gefordert, deren Abbau- und Resorptionsraten so angepasst werden
können,
dass sie der Wachstumsrate des Gewebes entsprechen. Das erfordert,
dass Sammlungen vieler verschiedener Materialien verfügbar sind,
so dass die bestimmten Polymereigenschaften den Anforderungen des
bestimmten Anwendungszwecks optimal angepasst werden können, der
gerade entwickelt wird.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Dieser
Bedarf wird durch die vorliegende Erfindung erfüllt. Die vorliegende Erfindung
stellt eine neue Klasse von nichttoxischen aliphatischen-aromatischen
Dihydroxymonomeren und daraus abgeleitete biologisch resorbierbare
Polymere bereit. Diese Monomere werden aus α-, β- und γ-Hydroxysäuren und Derivaten der natürlichen
Aminosäure
L-Tyrosin hergestellt.
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Nach
einem Gesichtspunkt der vorliegenden Erfindung werden somit Monomere
mit einer Struktur gemäß der Formel
I bereitgestellt:
worin
R
1 und R
2 jeweils
unabhängig
voneinander aus H und geradkettigen und verzweigten Alkylgruppen
mit bis zu 18 Kohlenstoffatomen ausgewählt sind; R
3 aus
der Gruppe ausgewählt
ist, die aus -CH=CH- und (-CH
2-)
k besteht, wobei k 0 bis einschließlich 6
ist; Z jeweils ein Brom- oder Iodatom ist; d und n unabhängig voneinander
0, 1 oder 2 sind; und X Wasserstoff oder eine gebundene Gruppe mit
der Struktur gemäß der Formel
II
ist, worin Y aus geradkettigen
und verzweigten Alkyl- und Alkylarylgruppen mit bis zu 18 Kohlenstoffatomen ausgewählt ist.
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Im
Sinne des Standes der Technik sind diese neuen Monomere den Desaminotyrosyltyrosinalkylestern ähnlich,
die in US-Patent Nr. 5,099,060 offenbart sind, wobei der wichtige
Unterschied darin besteht, dass die Desaminotyrosyl-Einheit durch
aliphatische Hydroxysäuren
ersetzt worden ist. Insbesondere sind diese neuen Dihydroxymonomere
wasserlöslich.
Dieses Merkmal war nicht vorhersehbar und stellt einen wichtigen Unterschied
gegenüber
den bereits offenbarten schwer löslichen
Desaminotyrosyltyrosinalkylestern dar.
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Die
Monomere können
polymerisiert werden, wodurch Polymere erzeugt werden, die hervorragende physikalische,
chemische und biologische Eigenschaften zeigen, wodurch sie als
geformte Strukturen, wie Folien bzw. Filme, Fasern, Stäbe und insbesondere
polymere Gerüste
für die
Geweberekonstruktion oder die Gewebetechnologie vorteilhaft werden.
Außer
dass sie in der Polymerform nicht toxisch sind, wird erwartet, dass die
erfindungsgemäßen Polymere
durch hydrolytische Kettenspaltung unter physiologischen Bedingungen nichttoxische
Abbauprodukte bilden. Die wichtigste Verbesserung der hier offenbarten
neuen Polymere ist ihre höhere
Rate beim Abbau und der biologischen Resorption.
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Die
aliphatischen-aromatischen Dihydroxymonomere können in der gleichen Weise
wie die bereits offenbarten Desaminotyrosyl-tyrosinalkylester verwendet
werden. Insbesondere können
die Monomere verwendet werden, um Polycarbonate, Polyiminocarbonate,
Polyurethane, Poly(esteramide) und Polyether herzustellen. Von diesen
vielen unter schiedlichen Polymeren stellen aliphatische-aromatische
Poly(amidcarbonate) und aliphatische-aromatische Poly(amidester)
die bevorzugten Ausführungsformen
dar.
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Die
vorliegende Erfindung schließt
folglich auch aliphatische-aromatische Poly(amidcarbonate) ein, die
aus den erfindungsgemäßen Monomeren
hergestellt sind. Die Poly(amidcarbonate) werden nach dem Verfahren
hergestellt, das in US-Patent Nr. 5,198,507 offenbart ist, dessen
Beschreibung hier als Bezug erwähnt wird.
Die vorliegende Erfindung schließt ferner aliphatische-aromatische
Poly(amidester) ein, die aus den erfindungsgemäßen Monomeren hergestellt sind.
Die Poly(amidester) werden nach dem Verfahren hergestellt, das in
US-Patent Nr. 5,216,115 offenbart ist, dessen Beschreibung hier
ebenfalls als Bezug erwähnt
wird.
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Die
erfindungsgemäßen aliphatischen-aromatischen
Poly(amidcarbonate) haben die sich wiederholenden Struktureinheiten
der Formel III:
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Die
erfindungsgemäßen aliphatischen-aromatischen
Poly(amidester) haben die sich wiederholenden Struktureinheiten
der Formel IV:
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In
den Formeln III und IV sind R1, R2, R3, X, Z, d und
n genau wie in den Formeln I und II definiert. Außerdem kann
Y von X auch ein Wasserstoffatom sein. R ist aus gesättigten
und ungesättigten,
substituierten und unsubstituierten Alkyl-, Aryl- und Alkyla rylgruppen
mit bis zu 24 Kohlenstoffatomen ausgewählt, und m ist die Anzahl der
Struktureinheiten in der durchschnittlichen Polymerkette und kann
im Bereich von 2 bis 1000 liegen.
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Die
Poly(amidcarbonate) und Poly(amidester) der vorliegenden Erfindung
werden schneller abgebaut und schneller biologisch resorbiert als
herkömmliche
Polycarbonate und Polyarylate, die aus Desaminotyrosyl-tyrosinalkylestern
polymerisiert wurden. Die erfindungsgemäßen Polymere können folglich
in all den Fällen als
Biomaterialien verwendet werden, die eine höhere Abbau- und Resorptionsrate
als die bereits offenbarten Polymere erfordern. Bestimmte Anwendungszwecke,
bei denen die erfindungsgemäßen Polymere
besonders vorteilhaft sind, schließen Gerüste für die Gewebetechnologie ein,
auf die isolierte Zellpopulationen transplantiert werden können, um
neue Gewebe und implantierbare Vorrichtungen für die Zufuhr eines Medikamentes zu
gestalten, bei denen eine pharmazeutisch wirksame Einheit für die langsame
Freisetzung in die Polymermatrix eingemischt ist.
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Die
vorliegende Erfindung schließt
folglich auch implantierbare medizinische Vorrichtungen ein, die
die erfindungsgemäßen Poly(amidcarbonate)
und Poly(esteramide) enthalten. In einer Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung werden die Polymere mit einer ausreichenden Menge einer
biologisch oder pharmazeutisch wirksamen Verbindung kombiniert,
damit sie als ortsspezifisches oder systemisches System für die Verabreichung
eines Medikamentes therapeutisch wirksam sind, wie es bei Gutowska
et al., J. Biomater. Res., 29, 811–21 (1995) und Hoffman, J.
Controlled Release, 6, 297–305
(1987) beschrieben ist. Ein weiterer Gesichtspunkt der vorliegenden
Erfindung gibt zudem ein Verfahren für die ortsspezifische oder
systemische Verabreichung eines Medikamentes an, indem eine implantierbare
Vorrichtung für
die Verabreichung eines Medikamentes, die eine therapeutisch wirksame
Menge einer biologisch oder physiologisch wirksamen Verbindung in Kombination
mit dem erfindungsgemäßen Poly(amidcarbonat)
oder Poly(esteramid) enthält,
im Körper
eines Patienten implantiert wird, der dieser bedarf.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden die Polymere zu porösen Vorrichtungen
geformt, wie es bei Mikos et al., Biomaterials, 14, 323–329 (1993)
oder Schugens et al., J. Biomed. Mater. Res., 30, 449–462 (1996)
beschrieben ist, so daß für das Anfügen und
Wachstum von Zellen gesorgt ist, wie es in Bulletin of the Material
Research Society, Special Issue on Tissue Engineering (Mitherausgeber: Joachim
Kohn), 21(11), 22–26
(1996) beschrieben ist. Ein weiterer Gesichtspunkt der vorliegenden
Erfindung stellt folglich ein Gewebegerüst mit einer porösen Struktur
zum Anheften und für
die starke Vermehrung von Zellen entweder in vitro oder in vivo
bereit, das aus den erfindungsgemäßen Poly(amidcarbonaten) und
Poly(esteramiden) hergestellt ist.
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Die
erfindungsgemäßen Polymere
zeigen hervorragende physikalische Eigenschaften und eine hervorragende
Verarbeitbarkeit; sie können
durch herkömmliche
Polymerformgebungsverfahren, wie Lösungsmittelgießen, Extrusion,
Formpressen und Spritzgießen,
zu verschiedenen dreidimensionalen Strukturen für bestimmte Anwendungszwecke
geformt werden.
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Weitere
Merkmale der vorliegenden Erfindung werden in der folgenden Beschreibung
und den Ansprüchen
hervorgehoben, die in den besten Methoden die Prinzipien der Erfindung
offenbaren, die gegenwärtig
für deren
Durchführung
in Betracht gezogen werden.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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Eine
vollständigere
Einschätzung
der Erfindung und viele andere beabsichtigte Vorteile lassen sich leicht
anhand der ausführlichen
Beschreibung der Erfindung in Verbindung mit den folgenden Zeichnungen
erhalten, wobei:
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1: den langsameren Abbau
von Poly(GATE-adipat) in vitro im Vergleich mit Poly(D,L-milchsäure) in
PBS (pH = 7,4) bei 65°C
zeigt und
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2: den beschleunigten Abbau
von Poly(GATE-adipat) in vitro im Vergleich mit Poly(DTE-adipat)
in PBS (pH = 7,4) bei 37°C
zeigt.
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BESTE ART
UND WEISE DER DURCHFÜHRUNG
DER ERFINDUNG
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Poly(hydroxysäuren), wie
PGA und PLA, stellen die erfolgreichsten synthetischen Biomaterialien
dar. Es gibt jedoch Bedenken in bezug auf die Acidität ihrer
Abbauprodukte, ihren begrenzten Bereich der physikalisch-mechanischen
Eigenschaften und ihre einfache chemische Struktur, die keine chemischen
Bindungsstellen für
biologische Liganden, Wirkstoffe oder Vernetzungsmittel bietet.
Folglich wurden Versuche unternommen, Hydroxysäuren mit einer großen Vielzahl
von anderen Komponenten zu co-polymerisieren,
um optimale Eigenschaften zu erzielen.
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Die
vorliegende Erfindung führt
eine neue Klasse von Dihydroxymonomeren und daraus polymerisierte
Copolymere ein, bei denen eine α-, β- oder γ-Hydroxysäure zuerst
mit einem L-Tyrosinalkylester oder einem strukturellen Derivat von
L-Tyrosinalkylestern
verbunden wird, wodurch ein Dihydroxymonomer erzeugt wird, wie es
in der Formel I definiert ist. Diese neuen Monomere werden dann
polymerisiert, wodurch streng alternierende Poly(amidcarbonate)
erzeugt werden, oder sie werden mit ausgewählten Disäuren copolymerisiert, wodurch
Poly(amidester) gebildet werden, oder sie werden umgesetzt, um andere
vorteilhafte Polymere zu erzeugen.
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Diese
Dihydroxyverbindungen können
in irgendeinem herkömmlichen
Polymerisationsverfahren verwendet werden, wobei Diol- oder Diphenolmonomere
verwendet werden, dazu gehören
jene Verfahren, die Polymere synthetisieren, die herkömmlich als
hydrolysebeständig
und nicht biologisch abbaubar angesehen werden.
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Dazu
gehören
Polyester, Polycarbonate, Polyiminocarbonate, Polyarylate, Polyurethane,
Polyether und statistische Blockcopolymere der neuen aliphatischen-aromatischen
Dihydroxymonomere mit Poly(alkylenoxid), wie sie in US-Patent Nr.
5,658,995 beschrieben sind. Besonders bevorzugte Ausführungsformen
sind neue Poly(amidester) und neue Poly(amidcarbonate), die nachstehend
ausführlicher
beschrieben werden.
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Die
Ausgangsmaterialien in Form der erfindungsgemäßen Dihydroxymonomere haben
die in der Formel I gezeigte Struktur, wobei R1,
R2, R3, X, Z, d
und n wie vorstehend bei der Formel I beschrieben sind. n ist vorzugsweise
0, und R1 und R2 werden
vor zugsweise unabhängig
aus einem Wasserstoffatom und einer Methylgruppe ausgewählt. Besonders
bevorzugt ist n = 0 und mindestens einer der Reste R1 und
R2 ist ein Wasserstoffatom, während der
andere, wenn er kein Wasserstoffatom ist, eine Methylgruppe ist,
was zu den Strukturen von Glycolsäure bzw. den verschiedenen
Stereoisomeren von Milchsäure
führt.
R3 ist vorzugsweise -CH2-,
so daß das
Ausgangsmaterial in Form des Dihydroxymonomers ein Derivat von L-Tyrosin
ist. X hat vorzugsweise die Struktur gemäß der Formel II, worin Y eine
Ethyl-, Butyl-, Hexyl-, Octyl- oder Benzylgruppe ist. Y ist stärker bevorzugt
eine Ethylgruppe.
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Wenn
mindestens ein Z vorhanden ist, sind aus den Ausgangsmaterialien
in Form der erfindungsgemäßen Dihydroxymonomere
hergestellte Polymere strahlungsundurchlässig, wie es in der gleichzeitig
anhängigen
vorläufigen
US-Patentanmeldung des gleichen Inhabers, Serien-Nr. 60/064,905
offenbart ist, die am 7. November 1997 eingereicht worden ist, deren
Beschreibung hier als Bezug erwähnt
wird. Die erfindungsgemäßen iodierten
und bromierten Dihydroxymonomere können auch als strahlungsundurchlässig machende, biologisch
kompatible, nichttoxische Zusätze
für andere
polymere Biomaterialien verwendet werden.
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L-Tyrosin
ist eine natürlich
vorkommende Aminosäure,
und die Hydroxysäure
ist vorzugsweise ebenfalls ein natürlich vorkommendes, mit Gewebe
kompatibles Material. In den besonders bevorzugten Ausführungsformen
werden die Dihydroxymonomere der Formel I hergestellt, indem ein
Alkyl- oder Alkylarylester von L-Tyrosin, der iodiert oder bromiert
sein kann oder auch nicht, mit einer Hydroxysäure mit der Strukturformel Ia
umgesetzt wird:
worin R
1,
R
2 und n wie vorstehend bei der Formel I
beschrieben sind. Der L-Tyrosinester
ist vorzugsweise ein Ethyl-, Butyl-, Hexyl-, Octyl- oder Benzylester.
Der Ethylester ist besonders bevorzugt.
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Wenn
bei der Hydroxysäure
der Formel Ia n Null ist und R1 und R2 ein Wasserstoffatom sind, ist die Hydroxysäure Glycolsäure, und
wenn n Null ist, R1 ein Wasserstoffatom
ist und R2 eine Methylgruppe ist, ist die
Hydroxysäure
irgendein Stereoisomer von Milchsäure. Glycolsäure stellt
das besonders bevorzugte Ausgangsmaterial in Form der Dihydroxyverbindung
dar.
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Alkyl-
und Alkylarylester von Tyrosin, die bis zu acht Kohlenstoffatome
enthalten, werden nach dem Verfahren hergestellt, das bei J. P.
Greenstein und M. Winitz, Chemistry of the Amino Acids, (John Wiley & Sons, New York
1961), S. 927–929
offenbart ist. Alkyl- und Alkylarylester von Tyrosin, die mehr als
acht Kohlenstoffatome enthalten, werden nach dem Verfahren hergestellt,
das in US-Patent Nr. 4,428,932 von Overell offenbart ist. Beide
Beschreibungen werden hier als Bezug erwähnt. Wenn die Tyrosinalkyl-
oder -alkylarylester anfangs in ihrer Salzform erhalten werden,
werden die Salze durch einfaches Waschen mit einer wäßrigen Base
entfernt.
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Die
Dihydroxyverbindungen werden dann durch von Carbodiimid vermittelte
Kopplungsreaktionen in Gegenwart von Hydroxybenzotriazid nach dem
Verfahren hergestellt, das in US-Patent Nr. 5,587,507 offenbart ist,
dessen Beschreibung hier als Bezug erwähnt wird. Geeignete Carbodiimide
sind dort beschrieben. Das bevorzugte Carbodiimid ist 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)carbodiimidhydrochlorid
(EDCl·HCl).
Nachstehend ist ein schematischer Überblick über diesen Syntheseweg aufgeführt:
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Die
unbehandelte Dihydroxyverbindung kann zweimal umkristallisiert werden,
zuerst aus 50% Essigsäure
und Wasser und danach aus Ethylacetat, Hexan und Methanol in einem
Verhältnis
von 20 : 20 : 1. In einer anderen Ausführungsform wird die Flash-Chromatographie über Kieselgel
angewendet, die als mobile Phase ein Gemisch von Methylenchlorid
: Methanol mit 100 : 2 einschließt.
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Die
Dihydroxyverbindungen werden dann polymerisiert, wodurch mit Gewebe
verträgliche,
biologisch abtragbare Polymere für
medizinische Zwecke erzeugt werden. Die Dihydroxyverbindungen können zum
Beispiel nach einem der geeigneten Verfahren, die in US-Patent Nr.
4,980,449 offenbart sind, dessen Beschreibung hier als Bezug erwähnt wird,
zu Polyiminocarbonaten polymerisiert werden. Nach einem Verfahren
wird ein Teil der Dihydroxyverbindung in das geeignete Dicyanat überführt, danach
werden äquimolare
Mengen der Dihydroxyverbindung und des Dicyanats in Gegenwart eines
Katalysators aus einer starken Base, wie eines Metalloxids oder
Metallhydroxids, polymerisiert. Das entstehende Polyiminocarbonat
hat die Struktur der Formel VI:
worin
R
1, R
2, R
3, X, Z, d und n wie vorstehend bei der Formel
III beschrieben sind und m die Anzahl der Struktureinheiten in der
durchschnittlichen Polymerkette ist und im Bereich von 2 bis 1000
liegen kann.
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Die
erfindungsgemäßen Dihydroxyverbindungen
können
auch nach dem Verfahren, das in US-Patent Nr. 5,099,060 beschrieben
ist, dessen Beschreibung hier als Bezug erwähnt wird, mit Phosgen umgesetzt
werden, wodurch aliphatische-aromatische Poly(amidcarbonate) erzeugt
werden. Das beschriebene Verfahren ist im wesentlichen das herkömmliche
Verfahren zum Polymerisieren von Diolen zu Polycarbonaten. Geeignete Verfahren,
zugehörige
Katalysatoren und Lösungsmittel
sind auf diesem Fachgebiet bekannt und werden bei Schnell, Chemistry
and Physics of Polycarbonates, (Interscience, New York 1964) beschrieben,
dessen Inhalt hier ebenfalls als Bezug erwähnt wird. Aliphatische-aromatische
Poly(amidcarbonate), die gemäß dieser
Verfahren unter Verwendung der erfindungsgemäßen Dihydroxyverbindungen hergestellt
wurden, haben sich wiederholende Struktureinheiten mit der Struktur
der Formel III, worin R1, R2,
R3, X, Z, d, n und m wie vorstehend bei
der Formel III beschrieben sind.
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Die
Dihydroxyverbindungen können
auch nach dem Verfahren umgesetzt werden, das in US-Patent Nr. 5,216,115
offenbart ist, dessen Beschreibung hier als Bezug erwähnt wird,
wodurch streng alternierende Poly(amidester) erzeugt werden.
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Wie
in US-Patent Nr. 5,216,115 offenbart, werden die Dihydroxyverbindungen
in einer von Carbodiimid vermittelten direkten Polyveresterung mit
aliphatischen oder aromatischen Dicarbonsäuren umgesetzt, wobei als Katalysator
4-(Dimethylamino)pyridinium-p-toluolsulfonat
(DPTS) verwendet wird, wodurch die aliphatischen oder aromatischen
Poly(esteramide) erzeugt werden. Für die Polymerisation von Poly(esteramiden)
geeignete Dicarbonsäuren
haben die Strukturformel VII:

worin R für die aliphatischen Poly(esteramide)
aus gesättigten
und ungesättigten,
substituierten und unsubstituierten Alkylgruppen mit bis zu 18 Kohlenstoffatomen
und vorzugsweise 2 bis 12 Kohlenstoffatomen, die gegebenenfalls
auch mindestens ein Stickstoff- oder Sauerstoffatom enthalten können, ausgewählt ist.
Für die aromatischen
Poly(esteramide) wird R aus Aryl- und Alkylarylgruppen mit bis zu
24 Kohlenstoffatomen und vorzugsweise 13 bis 20 Kohlenstoffatomen,
die gegebenenfalls auch mindestens ein Stickstoff- oder Sauerstoffatom
enthalten können,
ausgewählt.
Der entstehende Poly(amidester) hat die Struktur der Formel IV,
in der R, R
1, R
2,
R
3, X, Z, d, n und m wie vorstehend bei
der Formel IV beschrieben sind.
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R
wird vorzugsweise so ausgewählt,
dass die als Ausgangsmaterialien verwendeten Dicarbonsäuren entweder
wichtige natürlich
vorkommende Metabolite oder biologisch sehr gut kompatible Verbindungen
sind. Bevorzugte Ausgangsmaterialien aus einer aliphatischen Dicarbonsäure schließen folglich
die intermediären Dicarbonsäuren des
zellulären
Respirationsweges ein, der als Krebs-Zyklus bekannt ist. Zu diesen
Dicarbonsäuren
gehören α-Ketoglutarsäure, Succinsäure, Fumarsäure und
Oxaloessigsäure
(R in der Formel VII ist -CH2-CH2-C(=O)-, -CH2-CH2-, -CH=CH- bzw. -CH2C(=O)-).
Eine andere natürlich
vorkommende bevorzugte aliphatische Dicarbonsäure ist Adipinsäure (R =
(-CH2-)4), die in
Rübensaft
vorkommt. Eine weitere bevorzugte biologisch kompatible aliphatische
Dicarbonsäure
ist Sebacinsäure
(R = (-CH2-)8),
die als Teil der klinischen Auswertung von Poly(bis(p-carboxyphenoxy)propan-co-sebacinsäureanhydrid)
von Laurencin et al., J. Biomed. Mater. Res., 24, 1463–81 (1990)
umfassend untersucht und als nichttoxisch erkannt worden ist.
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Andere
bevorzugte biologisch kompatible aliphatische Dicarbonsäuren schließen Oxalsäure (kein
R), Malonsäure
(R = (-CH2-)), Glutarsäure (R = (-CH2-)3), Pimelinsäure (R = (-CH2-)5), Suberinsäure (R = (-CH2-)6) und Azelainsäure (R = (-CH2-)7) ein. Das heißt, R kann (-CH-)Q darstellen,
wobei Q zwischen 0 und einschließlich 8 liegt. Zu den bevorzugten
aromatischen Dicarbonsäuren
gehören
Terephthalsäure,
Isophthalsäure
und Bis(p-carboxyphenoxy)alkane, wie Bis(p-carboxyphenoxy)propan.
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Die
erfindungsgemäßen Dihydroxyverbindungen
können
auch bei der Herstellung von Polyurethanen nach im wesentlichen
herkömmlichen
Verfahren verwendet werden, wobei verschiedene Dihydroxyverbindungen
als Kettenverlängerungsmittel
verwendet weiden. Statistische oder Blockcopolymere der erfindungsgemäßen Poly(amidcarbonate)
und Poly(amidester) mit einem Poly(alkylenoxid) können nach
dem Verfahren hergestellt werden, das in US-Patent Nr. 5,658,995
offenbart ist, dessen Beschreibung hier als Bezug erwähnt wird.
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Die
erfindungsgemäßen Dihydroxyverbindungen
bilden Poly(amidcarbonate) mit einem Gewichtsmittel des Molekulargewichts
von mehr als etwa 20000 Dalton und vorzugsweise etwa 80000 Dalton,
das durch Gelpermeationschromatographie (GPC) unter Bezugnahme auf
Polystyrol-Standards in Tetrahydrofuran (THF) ohne weitere Korrektur berechnet
wurde. Die erfindungsgemäßen Dihydroxyverbindungen
liefern Poly(esteramide) mit einem Gewichtsmittel des Molekulargewichts
von mehr als etwa 20000 Dalton und vorzugsweise mehr als 80000 Dalton,
das anhand der GPC unter Verwendung von THF als Elutionsmittel unter
Bezugnahme auf Polystyrol-Standards ohne weitere Korrektur berechnet
wurde.
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Die
erfindungsgemäßen Polymere
werden so definiert, dass sie Polymere mit freien Carbonsäure-Seitengruppen
einschließen.
Es ist jedoch nicht möglich,
aus den entsprechenden Monomeren mit freien Carbonsäure-Seitengruppen
Polymere mit freien Carbonsäure-Seitengruppen
ohne eine Vernetzungsreaktion der freien Carbonsäuaregruppe mit dem Comonomer
zu polymerisieren. Somit werden die erfindungsgemäßen Polymere
mit freien Carbonsäure-Seitengruppen
aus Homopolymeren und Copolymeren von erfindungsgemäßen Benzylestermonomeren
mit der Struktur der Formel I hergestellt, wobei X die Struktur
der Formel II hat, worin Y eine Benzylgruppe ist.
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Die
Homopolymere und Copolymere von Benzylester können durch selektives Entfernen
der Benzylgruppen durch ein von Palladium katalysiertes Hydrogenolyseverfahren
in die entsprechenden Homopolymere und Copolymere der freien Carbonsäure überführt werden,
wie es in der gleichzeitig anhängigen
vorläufigen US-Patentanmeldung,
Serien-Nr. 60/064,656 vom gleichen Inhaber offenbart ist, die am
7. November 1997 eingereicht worden ist, deren Beschreibung hier
als Bezug erwähnt
wird. Die katalytische Hydrogenolyse ist erforderlich, da die Empfindlichkeit
der Polymerhauptkette die Verwendung von strengeren Hydrolyseverfahren
verhindert.
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Die
erfindungsgemäßen Polymere
werden auch so definiert, daß sie
strahlungsundurchlässige,
mit Brom und Iod substituierte Polymere einschließt. Die
Herstellung solcher Polymere ist in der vorstehend erwähnten gleichzeitig
anhängigen
vorläufigen
US-Patentanmeldung,
Serien-Nr. 60/064,905 vom gleichen Inhaber offenbart. Die Beschreibung
dieser Anmeldung wird hier als Bezug erwähnt, sofern sie die erfindungsgemäßen Polymere
betrifft.
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Die
neuen erfindungsgemäßen Monomere
sind bei der Herstellung von biologisch resorbierbaren Polymeren
für biomedizinische
Zwecke besonders vorteilhaft. Die Poly mere können nach bekannten Verfahren aufbereitet
werden, die gewöhnlich
auf dem Gebiet von synthetischen Polymeren angewendet werden, wodurch
eine Vielzahl von vorteilhaften Gegenständen mit wertvollen physikalischen
und chemischen Eigenschaften bereitgestellt wird. Diese vorteilhaften
Gegenstände
können
nach herkömmlichen
Formgebungsverfahren für
Polymere, wie Extrusion, Formpressen, Spritzgießen, Lösungsmittelgießen, Naßspinnen
und dergleichen, geformt werden. Formgegenstände, die aus diesen Polymeren
hergestellt sind, sind u. a. als abbaubare Vorrichtungen für die Anwendungszwecke
als medizinische Implantate vorteilhaft.
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Eine
Vielzahl von Forschern auf dem sich entwickelnden Gebiet der Gewebetechnologie
hat zum Beispiel vorgeschlagen, neue Gewebe aufzubauen, indem isolierte
Zellpopulationen auf Biomaterialgerüste transplantiert weiden,
wodurch in vivo ein neues funktionelles Gewebe geschaffen wird.
Für diesen
Zweck sind relativ schnell abbauende und vollständig resorbierbare Polymere
erforderlich. Alle herkömmlichen
abbaubaren Desaminotyrosyl-tyrosinalkylester-Polymere sind langsam
resorbierende Materialien, die innerhalb eines Jahrs nach der Implantation
in vivo keinen signifikanten Gewichtsverlust zeigen. Die erfindungsgemäßen Polymere
sind für
diesen Bedarf gedacht.
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Weitere
Anwendungszwecke für
die hier offenbarten Polymere schließen die Verwendung von Formgegenständen, wie
Gefäßtransplantaten
und Stents, Knochenplatten, Nähten,
implantierbaren Sensoren, Sperren zur Verhinderung der operativen
Adhäsion,
implantierbaren Vorrichtungen für
die Verabreichung von Medikamenten und anderen therapeutischen Hilfsmitteln
und Gegenständen
ein, die sich innerhalb eines bekannten Zeitraums unschädlich zersetzen.
Die erfindungsgemäßen Polymere
verstärken
herkömmliche
Desaminotyrosyl-tyrosinalkylester-Polymere, indem sie höhere Abbau-
und Resorptionsraten bieten. Wie bei den vorstehend erläuterten
Poly(amidcarbonaten) wird auch bei den neuen Poly(amidestern) erwartet,
dass sie schneller abgebaut werden und höhere Raten der biologischen
Resorption als die bereits offenbarten Polyarylate zeigen.
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Die
folgenden nicht begrenzenden Beispiele erläutern bestimmte Gesichtspunkte
der Erfindung. Alle Teile und Prozentsätze sind auf das Gewicht bezogen,
wenn es nicht anders angegeben ist, und alle Temperaturen sind in °C.
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BEISPIELE
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Die
Abbaurate (in vitro) und einige grundsätzliche Eigenschaften der erfindungsgemäßen Polymere wurden
in einer Vergleichsuntersuchung mit Poly(D,L-milchsäure) und
Poly(DTE-adipat) ausgewertet. Poly(D,L-milchsäure) besteht aus Monomeren
(Milchsäure),
die sehr wasserlöslich
sind. Bei vielen Anwendungszwecken wird Poly(D,L-milchsäure) zu schnell abgebaut. Die
Verwendung eines aliphatischen-aromatischen Dihydroxymonomers mit
einer begrenzten Wasserlöslichkeit
kann die Abbaurate des entsprechenden Polymers verringern. Im Vergleich
mit einem praktisch wasserunlöslichen
Monomer aus dem Stand der Technik, Desaminotyrosyl-tyrosinalkylester,
kann die Verwendung eines aliphatischen-aromatischen Dihydroxymonomers
mit begrenzter Wasserlöslichkeit
in ähnlicher
Weise die Abbaurate des entsprechenden Polymers erhöhen. Von
den neuen aliphatischen-aromatischen Dihydroxymonomeren stammende
Polymere können
folglich Abbau- und Resorptionsraten aufweisen, die zwischen der
von Poly(D,L-milchsäure)
und denen von Desaminotyrosyl-tyrosinpolycarbonaten und -polyarylaten
liegen.
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Um
die Nützlichkeit
dieses Versuchs zu zeigen, wurde ein Dihydroxymonomer aus Glycolsäure und L-Tyrosinethylester
hergestellt (und als GATE bezeichnet). Dieses GATE wurde entweder
mit Succin-, Adipin-, Suberin- oder Sebacinsäure polymerisiert. Das führte zu
einer Reihe von vier alternierenden Copolyestern, die sich nur durch
die Flexibilität
und Hydrophobie ihrer Struktur der Polymerhauptkette unterschieden:
Die Glasübergangstemperatur
nahm ab, wenn die Anzahl der Methylengruppen in der Polymerhauptkette
zunahm. Das war zu erwarten, da das Vorhandensein einer großen Anzahl
von Methylengruppen die Flexibilität der Polymerhauptkette erhöht. Der
an der Polymeroberfläche
gemessene Kontaktwinkel von Luft-Wasser nahm ebenfalls mit zunehmender
Anzahl der Methylengruppen in der Polymerhauptkette ab. Dieses Ergebnis
war unerwartet, da der Kontaktwinkel, der die Hydrophobie der Polymeroberfläche widerspiegelt,
zunehmen sollte, wenn der Polymerstruktur mehr Methylengruppen hinzugefügt werden.
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Die
Abbaurate in vitro von Poly(GATE-adipat) wurde mit der von Poly(D,L-milchsäure) und
der des bereits offenbarten Poly(DTE-adipats) (wobei DTE für Desa minotyrosyl-tyrosinethylester)
steht, bei pH = 7,4 und entweder bei 65°C oder 37°C verglichen. Da alle drei Polymere
amorphe Materialien mit einem ähnlichen
Polyestergrundgerüst
sind, war zu erwarten, dass der grundsätzliche Abbaumechanismus vernünftig vergleichbar war.
Die signifikanteste Erkenntnis bestand darin, dass Poly(GATE-adipat)
langsamer als Poly(D,L-milchsäure),
jedoch schneller als Poly(DTE-adipat)
abgebaut wurde. Im Gegensatz zu Poly(D,L-milchsäure) änderte in unserer Untersuchung
Poly(GATE-adipat) aufgrund der geringeren Abbaurate und der deutlich
geringeren Menge der sauren Abbauprodukte, die pro Gramm Polymer
erzeugt wurden, zudem den pH-Wert der Umgebung nicht. Diese Erkenntnis
lässt sich
in eine bessere biologische Kompatibilität dieser neuen Polymerklasse übertragen.
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VERSUCH
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Materialien:
L-Tyrosin, Glycolsäure,
L-(+)-Milchsäure,
Succinsäure,
Adipinsäure,
Suberinsäure,
Sebacinsäure,
Thionylchlorid, Ethanol, Hydroxybenzotriazolhydrat (HOBt), Diisopropylcarbodiimid
(DIPC), Dimethylaminopyridin (DMAP) und p-Toluolsulfonsäure wurden von Aldrich geliefert.
Das Hydrochloridsalz von Ethyl-3-(3-dimethylamino)propylcarbodiimid (EDCl·HCl) wurde
von JBL Scientific erhalten. Poly(D,L-milchsäure) (Mw =
1,0 × 105 Dalton) wurde von MEDISORB erhalten. Alle
Lösungsmittel
hatten HPLC-Qualität
und wurden wie erhalten verwendet.
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Methoden:
Die magnetische Kernresonanz (NMR) und die Fouriertransformierte
Infrarotanalyse (FTIR) wurden mit einem Varian XL-200-MHz bzw. einem
Spektrometer Matson Cygnus 100 durchgeführt. Die Reinheit des Monomers
und die Glasübergangstemperatur
(Tg) der Polymere wurden unter Verwendung
eines Dynamischen Differenz-Kalorimeters (DSC) von TA Instruments
(Modell 910) bestimmt. Das Molekulargewicht wurde durch Gelpermeationschromatographie
(GPC) mit einem System erhalten, das aus einer Perkin Elmer-Pumpe
(Modell 410) und einem Waters Differentialrefraktometer (Modell
410) bestand. Zwei PL-Gelsäulen
(Polymer Laboratories) mit einer Porengröße von 103 und
105 Å wurden
in Reihe mit einer Strömungsrate von
1 ml/min in THF betrieben. Das Molekulargewicht wurde in bezug auf
Polystyrol-Standards berechnet. Polymerfolienproben, die durch Lösungsmittelgie ßen hergestellt
worden waren, wurden für
die Messungen des Kontaktwinkels von Luft-Wasser auf einem Rame-Hart Gontometry
(Modell 100) präpariert.
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Synthese:
Es wurde das bei J. P. Greenstein und M. Winitz, Chemistry of the
Amino Acids (John Wiley & Sons,
New York 1961), S. 927–929
offenbarte Thionylchloridverfahren angewendet, um aus L-Thyrosin
den L-Tyrosinethylester herzustellen. Glycol- oder Milchsäure wurde
mit dem L-Thyrosinethylester gekoppelt, wobei EDCl·HCl als
Kopplungsreagenz verwendet wurde. Die hergestellten Monomere, N-Glycolamid-L-tyrosinethylester
(GATE) und N-Milchsäureamid-L-tyrosinethylester
(LATE), wurden dann mit Phosgen polymerisiert, wie es in US-Patent
Nr. 5,099,060 beschrieben ist, wodurch Poly(amidcarbonate) erhalten
wurden, oder sie wurden mit ausgewählten Disäuren (Succin-, Adipin-, Suberin-
und Sebacinsäure)
copolymerisiert, wodurch eine Reihe von Poly(esteramiden) erzeugt
wurde, wobei das von Carbodiimid vermittelte direkte Polymerisationsverfahren
angewendet wurde, das im US-Patent Nr. 5,216,115 beschrieben ist.
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Synthese
des GATE-Monomers: Glycolsäure
(3,9 g, 0,052 Mol), Tyrosinethylester (9,0 g, 0,043 Mol) und HOBt
(0,174 g, 1,29 mMol) wurden in einen 100 ml Rundkolben gegeben,
der mit einem Rührstab
ausgestattet war. Es wurde Dimethylformamid (24 ml) zugesetzt. Nach
kurzer Zeit wurde eine homogene Lösung erhalten. Das Reaktionsgefäß wurde
in einem externen Eiswasserbad abgekühlt, und die Temperatur wurde
bei 0 bis 4°C
gehalten. Es wurde EDCl·HCl
(9,88 g, 0,052 Mol) zugesetzt, und das Gemisch wurde 4 Stunden gerührt, das
Eiswasserbad wurde entfernt, und das Reaktionsgemisch wurde weitere
8 Stunden gerührt.
Um das Monomer abzutrennen, wurden 48 ml Ethylacetat in den Kolben
gegeben, und es wurde 20 Minuten gerührt, danach folgte die Zugabe
von 20 ml einer 0,5 m Natriumbicarbonatlösung. Das gesamte Gemisch wurde
in einen Scheidetrichter gegeben, und die wäßrige Phase wurde entfernt.
Die restliche organische Schicht, die den größten Teil des Produktes enthielt,
wurde zweimal mit 20 ml einer 0,5 m Natriumbicarbonatlösung und
20 ml 20% (Gew./Gew.) NaCl gewaschen. Dem folgten drei Wäschen mit
jeweils 20 ml 0,4 m HCl und drei Wäschen mit jeweils 20 ml einer
20%igen (Gew./Gew.) Natriumchloridlösung. Nach diesen Wäschen war
die organische Phase bei pH-Papier neutral. Die organische Phase
wurde über
festem Magnesiumsulfatpulvex getrocknet, das Pulver wurde abfiltriert,
und das klare Filtrat wurde bei reduziertem Druck verdampft. Das
Produkt wurde als hellgelbes Öl
erhalten. Diesem Öl
wurden unter Rühren
80 ml Hexan zugesetzt. Das Öl
kristallisierte innerhalb von Minuten zu einem Feststoff. Der unbehandelte
Feststoff wurde aufgefangen, mit 80 ml Methylenchlorid gewaschen
und bis zu einem konstanten Gewicht vakuumgetrocknet. Es wurden
6,8 g GATE in Form eines weißen
Pulvers erhalten, Ausbeute 60%, Reinheit 99%. Die chemische Struktur
des GATE wurde durch NMR-Spektroskopie bestätigt.
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Synthese
von Poly(GATE-carbonat): Die gesamte Ausrüstung wurde vor der Verwendung
gereinigt und in einem Ofen bei 120°C getrocknet. Ein 250 ml 3-Hals-Kolben wurde mit
einem hängenden
Rührer
versehen. Es wurden GATE (4,29 g, 0,016 Mol) und 36 ml Methylenchlorid
zugegeben. Unter Rühren
wurde Pyridin (4,85 ml, 0,064 Mol) zugesetzt, und es wurde eine
klare Lösung
erhalten. Das Reaktionsgemisch wurde mit einem externen Eiswasserbad
auf etwa 4°C
abgekühlt.
Mit einer 10 ml Spritze wurde eine Lösung von Phosgen in Toluol
zugesetzt (10 ml, 0,019 Mol). ACHTUNG: PHOSGEN IST EXTREM TOXISCH
UND DARF NUR UNTER EINER GEEIGNETEN ABSAUGUNG FÜR TOXISCHE DÄMPFE VERWENDET
WERDEN. Die Zugaberate von Phosgen wurde mit einer Injektionspumpe
gesteuert und bei 3,9 ml/h gehalten. Nachdem das gesamte Phosgen
zugesetzt worden war, wurde das Reaktionsgemisch weitere 90 Minuten
gerührt.
Während dieses
Zeitraums wurde das Reaktionsgemisch viskos. Danach wurde das Reaktionsgemisch
mit 40 ml Methylenchlorid verdünnt,
und das gefällte
Pyridiniumhydrochlorid wurde durch Filtration entfernt. Das den
größten Teil
des Produktes enthaltende Filtrat wurde mit 800 ml Ethylether behandelt,
was zur Fällung
des Polymers führte.
Das unbehandelte Polymer wurde durch Filtration aufgefangen und
durch Auflösen
in 40 ml Methylenchlorid und erneute Fällung aus 400 ml Isopropanol
gereinigt. Als abschließenden
Reinigungsschritt wurde das Polymer in 40 ml Tetrahydrofuran gelöst und durch
die Zugabe von 400 ml destilliertem Wasser erneut gefällt. Poly(GATE-carbonat)
(4,3 wurde in Form eines weißen
Pulvers erhalten, Ausbeute 96%. Das Gewichtsmittel des Molekulargewichts
betrug etwa 20000 g/Mol.
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Synthese
von Poly(GATE-adipat): Äquimolare
Mengen von GATE und Adipinsäure
wurden in Methylenchlorid gelöst,
und die Polyveresterung erfolgte genau wie in US-Patent Nr. 5,216,115
(Beispiel 4) für
Poly(DTE-adipat) beschrieben. Typischerweise wurde Poly(GATE-adipat)
mit einer Ausbeute von etwa 50% in Form eines weißen Pulvers
mit einem Gewichtsmittel des Molekulargewichts von etwa 100000 g/Mol
abgetrennt.
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Es
wurden zwei getrennte Untersuchungen zum Abbau in vitro durchgeführt, um
die Abbaurate von Poly(GATE-adipat) mit den Abbauraten von Poly(D,L-milchsäure) und
Poly(DTE-adipat) zu vergleichen, indem durch Lösungsmittelgießen hergestellte
Folienproben bei 37°C
oder 56°C
in einer Phosphat-Pufferlösung
(pH = 7,4) inkubiert wurden. Die Pufferlösung wurde wöchentlich
gewechselt, und der pH-Wert der Pufferlösung wurde während des
gesamten Abbauprozesses überwacht.
Der Erhalt des Molekulargewichts wurde durch GPC gemessen, und jeder
Wert ist der Durchschnittswert von mindestens zwei Bestimmungen
der Proben.
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ERGEBNISSE
UND ERLÄUTERUNG
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Die
neuen Dihydroxyverbindungen GATE und LATE sind erste Beispiele von
Monomeren, die aus aliphatischen Hydroxysäuren und der Aminosäure L-Tyrosin
erzeugt wurden. Diese aliphatischen-aromatischen Dihydroxymonomere
dienten dazu, neue abbaubare Biomaterialien zu entwickeln. Die ersten
vier von GATE stammenden alternierenden Copolyester hatten eine ähnliche
chemische Struktur, abgesehen von einer anderen Anzahl von Methylengruppen
in der Polymerhauptkette (Tabelle I). Tabelle
I: Chemische Struktur der von GATE stammenden alternierenden Copolyester
m =
2 → | Poly(GATE-succinat) |
m =
4 → | Poly(GATE-adipat) |
m =
6 → | Poly(GATE-suberat) |
m =
8 → | Poly(GATE-sebacat) |
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Diese
geringe Strukturveränderung
führt zu
einem großen
Unterschied der Eigenschaften der Masse und der Oberfläche der
Polymere (Tabelle II). Die Glasübergangstemperatur
(Tg) nahm ab, wenn die Anzahl der Methylengruppen
in der Polymerhauptkette zunahm: Das war zu erwarten, da das Vorhandensein
einer großen
Anzahl von Methylengruppen die Flexibilität der Polymerhauptkette verbessert.
Der Kontaktwinkel von Luft-Wasser (θ), der an der Polymeroberfläche gemessen
wurde, nahm jedoch mit der zunehmenden Anzahl der Methylengruppen
in der Polymerhauptkette ebenfalls ab. Dieses Ergebnis war unerwartet,
da der Kontaktwinkel, der die Hydrophobie der Polymeroberfläche widerspiegelt,
zunehmen sollte, wenn der Polymerstruktur mehr Methylengruppen hinzugefügt werden.
Die Zusammensetzung der Polymeroberfläche unterscheidet sich aufgrund
der bevorzugten Umgruppierung der funktionellen Gruppen (wie der
Amidbindungen) auf der Polymeroberfläche anscheinend von der der
Masse des Polymers.
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Die
Rate für
den Abbau in vitro von Poly(GATE-adipat) wurde in einer Untersuchung
des beschleunigten Abbaus bei pH = 7,4 und 65°C mit der von Poly(D,L-milchsäure) verglichen.
Da beide Polymere amorphe Materialien mit einer ähnlichen Polyesterhauptkette
sind, wurde erwartet, daß der
grundsätzliche
Abbaumechanismus auf vernünftige
Weise vergleich bar war. Die signifikanteste Erkenntnis bestand
darin, daß Poly(GATE-adipat)
langsamer als Poly(D,L-milchsäure)
abgebaut wurde (1).
Im Gegensatz zur Poly(D,L-milchsäure) änderte Poly(GATE-adipat)
außerdem
den pH-Wert der Umgebung nicht. Es wird nunmehr allgemein anerkannt,
daß entzündliche
Reaktionen einiger abbaubarer Implantatmaterialien mit der hohen Konzentration
saurer Abbauprodukte in Zusammenhang stehen. Im Vergleich mit der
in großem
Umfang verwendeten Poly(D,L-milchsäure) hatte das neue Poly(GATE-adipat)
folglich eine geringere Abbaurate und setzte eine deutlich geringere
Menge von sauren Abbauprodukten frei.
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Der
Abbau von Poly(DTE-adipat) und Poly(GATE-adipat) wurde bei 37°C verglichen,
um die Bedingungen im Körper
eines Patienten zu simulieren. Dieser Versuch erläutert die
Tatsache, dass der Austausch des praktisch wasserunlöslichen
und hydrophoben DTE (Desaminotyrosyl-tyrosinethylesters) durch das
besser wasserlösliche
und hydrophile GATE innerhalb der Polymerstruktur die beobachtete
Abbaurate der entsprechenden Polymere tatsächlich erhöhte.
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Es
wurden Folienproben von Poly(DTE-adipat) und Poly(GATE-adipat) hergestellt,
und das Molekulargewicht der inkubierten Proben wurde periodisch
für bis
zu 130 Tage bestimmt. Wie in 2 gezeigt,
wurde Poly(GATE-adipat) schneller als Poly(DTE-adipat) abgebaut.
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Tabelle
II: Physikalische Eigenschaften der von GATE abgeleiteten alternierenden
Copolyester
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INDUSTRIELLE ANWENDBARKEIT
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Die
neuen Polymere sind für
biomedizinische Anwendungszwecke, einschließlich neuer Gerüstmaterialien
für die
Gewebetechnologie und Systeme für
die Verabreichung von Medikamenten, vorteilhaft.
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Die
vorangegangenen Beispiele und die Beschreibung der bevorzugten Ausführungsform
sollten eher als erläuternd
angesehen werden, als dass sie die vorliegende Erfin dung, wie sie
durch die Ansprüche
definiert ist, einschränken.
Es ist selbstverständlich,
dass zahlreiche Abänderungen
und Kombinationen der vorstehend aufgeführten Merkmale angewendet werden
können,
ohne dass von der vorliegenden Erfindung abgewichen wird, wie sie
in den Ansprüchen
aufgeführt
ist. Diese Abänderungen
werden nicht als Abweichung vom Gedanken und Umfang der Erfindung
angesehen, und all diese Abänderungen
sollen im des Umfangs der nachfolgenden Ansprüche enthalten sein.
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QUERHINWEIS
AUF EINE VERWANDTE ANMELDUNG
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Diese
Anmeldung beansprucht den Vorteil der vorläufigen US-Anmeldungen, Serien-Nr. 60/038,213, am
18. Februar 1997 eingereicht; 60/064,656, am 7. November 1997 eingereicht;
und 60/064,905, am 7. November 1997 eingereicht. Die Beschreibungen
aller drei Anmeldungen werden hier als Bezug erwähnt.