-
Gebiet der Erfindung
-
In
den letzten Jahren wurden sogenannte "süße" Ölbohrlöcher mit einem Gehalt an Kohlendioxid (nachstehend
als CO2 bezeichnet) aufgrund des zunehmenden
Energiebedarfs und aufgrund einer Verknappung von qualitativ hochwertigen Ölressourcen,
die leicht ausbeutbar sind, ausgebeutet. Ferner ist die Ausbeutung
von recht kleinen Ölquellen,
die aufgrund ihrer relativ geringen Reserven nur eine kurze Förderdauer bis
zu etwa 10 Jahren aufweisen, im Steigen begriffen. Wenn der Produktionswirkungsgrad
einer Ölquelle
abnimmt, wird entlüftetes
(entgastes) Meerwasser in das Rohr, das üblicherweise zur Ölförderung
verwendet wird, injiziert, um den Wirkungsgrad der Erdölförderung
wiederherzustellen.
-
In
der vorerwähnten
Situation sind Erdölrohre
mit hoher Korrosionsbeständigkeit
sowohl gegen CO2 als auch gegen Meerwasser,
das geringe Mengen an gelöstem
Sauerstoff bis zu etwa 500 ppb enthält, erforderlich. Das Meerwasser
enthält,
wie vorstehend erwähnt,
eine geringe Menge an gelöstem
Sauerstoff und wird in der vorliegenden Beschreibung als "Meerwasser" bezeichnet.
-
Herkömmlicherweise
wird ein Inhibitor verwendet, um die Korrosion von Rohren aus Kohlenstoffstahl zu
unterdrücken,
wenn das Rohr sowohl zur Ölförderung
als auch zur Injektion von Meerwasser verwendet wird. Der Inhibitor
erhöht
jedoch nicht nur die Förderkosten,
sondern führt
auch zu einer Umweltverschmutzung. Daher besteht ein Bedarf an Stahl
für ein Ölförderrohr,
das eine ausreichende Korrosionsbeständigkeit aufweist, um auf den
Inhibitor verzichten zu können.
-
Aus
den nachstehend genannten Druckschriften 1 und 2 ist es bekannt,
dass mit steigendem Cr-Gehalt die Korrosionsbeständigkeit von Stahl in CO2-Umgebungen sinkt und die allgemeine Korrosionsbeständigkeit
sich verbessert. Tatsächlich
wurden bereits Stähle
der JIS SUS 410-Reihe, die 12 bis 13 % Cr ("%" bedeutet
in der vorliegenden Beschreibung bei der Angabe des Gehalts an Legierungselementen "Masse-%") enthalten, bereits
als Rohre für Ölbohrungen
verwendet.
-
- Druckschrift 1: A. Ikeda, M. Ueda und S. Mukai "Corrosion/83" NACE Houston, Artikel
Nr. 45, 1983
- Druckschrift 2: Masaki Ueda und A. Ikeda "Corrosion/96" NACE Houston, Artikel Nr. 13, 1996.
-
Jedoch
sind Stähle
der SUS 410-Reihe aufgrund ihres hohen Cr-Gehalts teuer. Ferner
weisen Stähle mit
hohem Cr-Gehalt den Nachteil auf, dass sie in Meerwasser, das wenig
gelösten
Sauerstoff enthält,
einer lokalisierten Korrosion (Lochfraß) unterliegen.
-
Ein
Stahl, der geringere Mengen an Cr enthält und billiger ist als Stahl
mit einem Gehalt an 12 bis 13 % Cr, wird für Rohre für die Ölbohrung in Ölquellen
mit kurzer Lebensdauer, die vorstehend beschrieben wurden, bevorzugt.
Ferner ist im Hinblick auf die Injektion von Meerwasser ein Stahl
erforderlich, der gegen eine lokalisierte und allgemeine Korrosion
in Meerwasser beständig
ist, d. h. ein gegen Meerwasser beständiger Stahl.
-
Tokukai
Sho-53-38687 (Druckschrift 3) beschreibt einen gering legierten,
gegen Meerwasser beständigen
Stahl mit einem Gehalt an 1,0-6,0
% Cr und 0,1 bis 3,0 % Al. Jedoch dient dieser Stahl nicht für Rohre für Ölbohrungen
und über
seine CO2-Korrosionsbeständigkeit ist nichts bekannt.
-
Tokukai
Sho-57-5846 (Druckschrift 4) beschreibt einen Stahl mit einem Gehalt
an 0,5–5
% Cr, der gegen eine süße Korrosion
beständig
ist. Während
die Druckschrift 4 ausführt,
dass dieser Stahl eine gute Korrosionsbeständigkeit in Meerwasser mit
einem Gehalt an CO2 aufweist, betrifft die
Beständigkeit
nur die allgemeine Korrosionsbeständigkeit, die durch den korrosionsbedingten
Gewichtsverlust bestimmt wird. Ferner ist die Mikrostruktur dieses
Stahls nicht bekannt, da das Herstellungsverfahren für diesen
Stahl nicht offenbart ist.
-
Tokukai
Sho-57-37667 (Druckschrift 5) schlägt einen gegen nasses CO2 beständigen
Stahl für
Rohrleitungen vor, der mehr als 3,0 bis 12,0 % Cr enthält. Die
Beständigkeit
dieses Stahls gegen eine lokalisierte Korrosion wird in bestimmten
Bereichen, wie Schweißstellen,
verbessert, wo die vorherige Wärmebehandlung sich
von den übrigen
Bereichen unterscheidet. Der Stahl kann jedoch aufgrund seines geringen
C-Gehalts keine einzelne Martensit-Mikrostruktur aufweisen. Daher
besitzt er eine geringe Zugfestigkeit und die Beständigkeit
eines aus diesem Stahl hergestellten Rohrs gegen eine lokalisierte
Korrosion ist unzureichend.
-
Tokukai
Hei-5-112844 (Druckschrift 6) beschreibt ein Stahlrohr mit guter
CO2-Korrosionsbeständigkeit, das für Rohre
in Erdölquellen
verwendet werden kann. Jedoch beträgt der Cr-Gehalt dieses Stahlrohrs
nur 0,25–1,0
%, da das Rohr nicht zur Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit
gegen Meerwasser entwickelt wurde. Ferner wird die CO2-Korrosionsbeständigkeit
dieses Rohrs vorwiegend durch eine decarbonisierte Schicht mit einer
Dicke von mehr als 100 μm
verbessert, die an der inneren Oberfläche des Rohrs gebildet worden
ist.
-
Ferner
beschreibt JP-A-60-238418 die Herstellung eines korrosionsbeständigen Saugrohrs
für eine Erdölquelle.
Das Rohr weist folgende, in Gew.-% angegebene Zusammensetzungsbereiche
auf: 0,1–0,3
% C, 0,1–0,8
% Si, 0,3–1,2
% Mn, ≤0,025
% P, ≤0,01
% S, 8–15
% Cr und 0,001-0,05
% Al. Der Stahl wird nach Erwärmen
in einer carbonisierenden Atmosphäre auf 900–1000 °C abgeschreckt und sodann bei
600–700 °C vergütet. Im
Beispiel B ist folgende Zusammensetzung angegeben: 0,13 % C, 0,43
% Si, 0,95 % Mn, 0,013 % P, 0,006 % S, <0,01 % Cu, 0,02 % Ni, 8,7 % Cr, 0,01
% Mo und 0,014 % Al. Der Wert für
die Zugfestigkeit beträgt
116-119 ksi.
-
Wie
vorstehend erwähnt,
ist es bekannt, dass mit steigendem Cr-Gehalt die allgemeine Korrosionsbeständigkeit
von Stahl in einer CO2-Umgebung verbessert wird. Jedoch ist
die Verwendung von Stahl mit einem Anteil von mehr als 10 % an Cr
für kurzlebige Ölquellen
mit einer Lebensdauer von 10 Jahren oder weniger unwirtschaftlich.
Ferner weist Stahl, der einen hohen Gehalt an Cr besitzt, den Nachteil
einer lokalisierten Korrosion (Lochfraß) in Meerwasser mit einem
geringen Gehalt an darin gelöstem
Sauerstoff auf. Das Rohr für
die Erdölbohrung
wird wertlos, nachdem es eine lokalisierte Korrosion, die durch
die Rohrwand geht, erfahren hat, selbst wenn es eine günstige allgemeine
Korrosionsbeständigkeit
aufweist. Dies bedeutet, dass bei einem Stahl für Rohre für eine Ölquelle nicht nur die allgemeine
Korrosionsbeständigkeit,
sondern auch eine lokalisierte Korrosionsbeständigkeit von erheblicher Bedeutung
ist.
-
Offenbarung der Erfindung
-
Ein
Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, einen Stahl bereitzustellen,
der die folgenden Eigenschaften aufweist:
-
- 1) Streckgrenze nicht unter 552 MPa (Streckgrenze
der Qualität
API 80 oder mehr) in einem wärmebehandelten
Zustand durch Abschrecken/Anlassen oder Normalglühen/Anlassen.
- 2) Überlegene
Beständigkeit
gegen eine lokalisierte Korrosion in nasser CO2-Umgebung
und gegen Meerwasser mit einem geringen Gehalt an gelöstem Sauerstoff.
- 3) Überlegene
Beständigkeit
gegen eine allgemeine Korrosion in Meerwasser mit einem geringen
Gehalt an darin gelöstem
Sauerstoff.
-
Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein vergleichsweise
billiges nahtloses Rohr für
die Erdölbohrung
bereitzustellen, das aus dem vorerwähnten Stahl hergestellt worden
ist.
-
Die
Erfinder haben die Maßnahmen
zur Verbesserung der Beständigkeit
von Stahl für
Rohre für
die Erdölbohrung
gegen eine lokalisierte Korrosion in einer CO2-Umgebung
und gegen eine Korrosion in Meerwasser untersucht. Dabei haben die
Erfinder festgestellt, dass die Beständigkeit nicht nur gegen eine
lokalisierte Korrosion in einer CO2-Umgebung,
sondern auch gegen die Korrosion in Meerwasser in erheblichem Maße verbessert
werden kann, indem man die Mikrostruktur von im wesentlichen Martensit
allein in einem Zustand nach dem Abschrecken oder Normalglühen herstellt.
-
Es
ist bekannt, dass eine lokale Korrosionsbeständigkeit von Cr-freiem Kohlenstoffstahl
gegen eine nasse CO2-Umgebung von der Mikrostruktur
abhängt.
Ferner ist es bekannt, dass die Ferrit-Perlit-Duplex-Struktur (zweiphasige Struktur)
für eine
lokale Korrosionsbeständigkeit
besser als die alleinige homogene Martensit-Struktur ist. Jedoch weist gemäß den Untersuchungen
der Erfinder in Stahl mit einem Gehalt an Cr die alleinige Martensit-Struktur
eine überlegene
Beständigkeit
gegen eine lokale Korrosion in einer nassen CO2-Umgebung
auf.
-
Auf
der Grundlage dieser Befunde wird erfindungsgemäß ein Stahl für Rohre
für die Ölbohrung
bereitgestellt, der sämtliche
nachstehenden Eigenschaften aufweist:
-
(a) Chemische Zusammensetzung
-
Der
Stahl besteht aus (in Masse-%) mehr als 0,10 % bis 0,30 % C, 0,10
% bis 1,0 % Si, 0,1–3,0
% Mn, 2,0 % bis 7,0 % Cr und 0,01 % bis 0,10 % Al und Rest Fe und
zufällige
Verunreinigungen; wobei P als Verunreinigung nicht mehr als 0,03
% und S als Verunreinigung nicht mehr als 0,01 % ausmachen. Ferner
können 0,05
% bis 0,5 % Cu als Legierungselement enthalten sein.
-
(b) Mikrostruktur
-
Bei
der Mikrostruktur handelt es sich im wesentlichen um eine einzige
Martensit-Struktur im abgeschreckten oder normalgeglühten Zustand.
Der Ausdruck "im
wesentlichen alleinige Martensit-Struktur" bedeutet, dass es sich bei der Struktur
bei etwa 95 % oder mehr in der Querschnittfläche um Martensit handelt. Zusätzlich zu
Martensit ist insgesamt das Vorliegen von weniger als etwa 5 % Ferrit,
Bainit und/oder Perlit zulässig.
-
(c) Festigkeit
-
Die
Streckgrenze liegt nicht unter 552 MPa nach einer Wärmebehandlung
durch "Abschrecken/Anlassen" oder "Normalglühen/Anlassen".
-
Die
vorliegende Erfindung stellt ferner ein nahtloses Erdöl-Borhlochrohr bereit,
das aus dem vorerwähnten
Stahl hergestellt worden ist und eine hervorragende Beständigkeit
gegen eine Korrosion durch nasses CO2 und
eine Meerwasserkorrosion aufweist.
-
Kurze Beschreibung der Zeichnung
-
Tabelle
1 ist eine Tabelle, die die chemischen Zusammensetzungen der getesteten
Stähle
sowie die Testergebnisse der folgenden Beispiele darstellt.
-
1 ist ein Diagramm zur Darstellung
der Beziehung zwischen dem Cr-Gehalt und dem Martensit-Flächenverhältnis sowie
der lokalen Korrosionsbeständigkeit
in einer Umgebung mit nassem CO2 und künstlichem
Meerwasser.
-
2 ist ein Diagramm zur Darstellung
der Beziehung zwischen dem Cr-Gehalt von Stahl mit 2,0–9,0 % Cr
gemäß der vorliegenden
Erfindung und der Korrosionsbeständigkeit
in künstlichem
Meerwasser.
-
Beste
Ausführungsform
zur Durchführung
der Erfindung Der erfindungsgemäße Stahl
für ein
Erdöl-Bohrlochrohr
weist sämtliche
vorerwähnten
Eigenschaften (a) bis (c) auf. Diese einzelnen Eigenschaften werden
nachstehend erläutert.
-
1. Chemische Zusammensetzung
des Stahls
-
Zunächst werden
die Gründe
für die
Auswahl der vorerwähnten
Legierungselemente und deren Mengen beschrieben.
-
C
-
C
ist zur Verbesserung der Härtbarkeit
des Stahls und zur Gewährleistung
einer Struktur, die im wesentlichen nur Martensit umfasst, erforderlich.
Dadurch ergibt sich die Korrosionsbeständigkeit und die Festigkeit
des Stahls. Wenn der Anteil an C nicht über 0,10 % liegt, so ergibt
sich keine zur Erzielung dieser Struktur ausreichende Härtbarkeit
und weder die Korrosionsbeständigkeit
noch die Festigkeit sind ausreichend. Andererseits führt ein
Anteil von mehr 0,30 % C zu Abschreckrissen, was die Herstellung
von nahtlosen Rohren erschwert.
-
Daher
wird der Anteil an C im Bereich von mehr als 0,10 % bis 0,30 % gewählt. Insbesondere
beträgt dieser
Bereich mehr als 0,10 bis 0,25 %.
-
Si
-
Si
wird als Desoxidationsmittel für
den Stahl verwendet. Ein Anteil davon von nicht unter 0,10 % ist notwendig.
Bei einem Si-Gehalt von mehr als 1,0 % ergibt sich jedoch ein ungünstiger
Einfluss auf die Bearbeitbarkeit und die Zähigkeit des Stahls.
-
Mn
-
Mindestens
0,1 % Mn ist zur Verbesserung der Festigkeit und der Zähigkeit
des Stahls erforderlich. Jedoch nimmt bei einem Mn-Gehalt von mehr
als 3,0 % die Beständigkeit
gegen CO2-Korrosion ab. Somit beträgt der geeignete
Mn-Anteil 0,1–3,0
%.
-
Cr
-
Cr
verbessert die Härtbarkeit
des Stahls zur Erhöhung
von dessen Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit in einer Umgebung
von nassem CO2 und auch in Meerwasser, das
eine geringe Menge an darin gelöstem
Sauerstoff enthält.
Wenn der Cr-Gehalt weniger als 2,0 % beträgt, so ist diese Wirkung nicht
ausreichend. Auf der anderen Seite macht die Zugabe von großen Mengen
an Cr den Stahl teuer. Ferner kommt es in Stahl mit einem Gehalt
an mehr als 9,0 % Cr leicht zu einer lokalisierten Korrosion in
Meerwasser und zu einer Abnahme der Zähigkeit. Daher beträgt der geeignete
Cr-Anteil 2,0–9,0
%. Im Hinblick auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kosten des Stahls
und dessen Eigenschaften beträgt
ein besonders bevorzugter Bereich 3,0–7,0 %.
-
Al
-
Al
wird als Desoxidationsmittel für
den Stahl verwendet. Wenn dessen Anteil weniger als 0,01 % beträgt, so besteht
die Möglichkeit
einer unzureichenden Desoxidation. Auf der anderen Seite beeinträchtigt ein Anteil
von mehr 0,10 % Al die mechanischen Eigenschaften, z. B. die Zähigkeit.
-
Cu
-
Obgleich
Cu kein unerlässliches
Element darstellt, kann es gegebenenfalls im Stahl vorhanden sein, da
es die Korrosionsbeständigkeit
gegen Meerwasser verbessert. Eine derartige Wirkung ist unzureichend, wenn
der Gehalt weniger als 0,05 % beträgt. Andererseits beeinträchtigt ein
Anteil von mehr als 0,5 % Cu die Warmbearbeitbarkeit des Stahls.
Daher soll der Anteil an Cu, sofern es zugesetzt wird, im Bereich
von 0,05–0,5 %
liegen.
-
Der
erfindungsgemäße Stahl
besteht aus den vorerwähnten
Elementen, wobei der Rest aus Fe und zufälligen Verunreinigungen besteht.
Unter den Verunreinigungen sollen insbesondere P und S in folgender Weise
begrenzt sein.
-
P
-
P
ist unvermeidlicherweise in Stahl enthalten. Da eine Menge von mehr
als 0,03 % P sich an Korngrenzflächen
abscheidet und die Zähigkeit
des Stahls verringert, ist die P-Menge auf nicht mehr als 0,03 % begrenzt.
-
S
-
S
ist unvermeidlicherweise in Stahl enthalten und vereinigt sich mit
Mn unter Bildung von MnS, das die Zähigkeit des Stahls beeinträchtigt.
Daher ist dessen Anteil auf nicht mehr als 0,01 % begrenzt.
-
2. Mikrostruktur
-
Eine
der bemerkenswerten Eigenschaften des erfindungsgemäßen Stahls
ist dessen Mikrostruktur, die im wesentlichen nur aus Martensit
besteht. Aus dem erfindungsgemäßen Stahl
gefertigte Stahlrohre werden in angelassenem Zustand nach dem Abschrecken
oder Normalglühen
verwendet. Daher handelt es sich bei der endgültigen Struktur im wesentlichen
nur um angelassenen Martensit.
-
Je
nach der vorerwähnten
chemischen Zusammensetzung und Mikrostruktur ist der erfindungsgemäße Stahl
gegen eine lokalisierte Korrosion in nasser CO2-Umgebung
und gegen Meerwasserkorrosion beständig und weist eine ausreichende
Festigkeit auf. Wie vorstehend erwähnt, ist unter dem Ausdruck "im wesentlichen nur
aus Martensit" zu
verstehen, dass die Struktur aus etwa 95 % oder mehr (in Flächen-%,
gemessen bei mikroskopischer Betrachtung) Martensit besteht. Vorzugsweise
liegt der Anteil an Martensit nicht unter 98 %.
-
Der
Grund für
die Verbesserung der lokalisierten Korrosionsbeständigkeit
in nasser CO2-Umgebung und gegen Meerwasser,
die sich durch eine im wesentlichen nur aus Martensit bestehende
Mikrostruktur ergibt, ist noch nicht geklärt. Als Grund hierfür kann jedoch
folgendes angenommen werden.
-
Eine
lokalisierte Korrosion läuft
nicht ab, während
das Korrosionsprodukt, das in einer korrodierenden Umgebung entsteht,
gleichmäßig die
Stahloberfläche
bedeckt. Die Struktur des Korrosionsprodukts hängt von der Stahlstruktur ab.
Wenn daher die Struktur des Stahls nur aus Martensit besteht, kommt
es zu keiner lokalisierten Korrosion, da das Korrosionsprodukt gleichmäßig die
Stahloberfläche
bedeckt. Wenn irgendwelche Strukturen, die von Martensit abweichen,
in Mengen von etwa 5 % oder mehr vorliegen, unterscheidet sich das Korrosionsprodukt
auf derartigen Strukturen von einem Korrosionsprodukt auf dem Martensit.
Dieser Unterschied des Korrosionsprodukts oder ein partielles Ablösen des
Korrosionsprodukts führt
die lokalisierte Korrosion herbei.
-
Die
vorerwähnte
Struktur lässt
sich durch eine Wärmebehandlung
erreichen, deren Bedingungen in geeigneter Weise je nach der chemischen
Zusammensetzung des Stahls festgelegt werden. Beispielsweise lässt sich
eine Struktur, die im wesentlichen nur aus Martensit besteht, in
einem Verfahren bilden, bei dem der Stahl auf einen Bereich von
900–1100 °C erwärmt und
mit einer kontrollierten Abkühlgeschwindigkeit
durch Kühlen
mit Wasser (Abschrecken) oder an der Luft abgekühlt (Normalglühen) wird.
Die Anlasstemperatur kann im Bereich von 450–700 °C gewählt werden.
-
3. Festigkeit des Stahls
-
Der
erfindungsgemäße Stahl
weist eine Streckgrenze von 552 MPa oder mehr auf, und zwar im abgeschreckten-angelassenen
oder normalgeglühtenangelassenen
Zustand, wie vorstehend erwähnt.
Diese Streckgrenze entspricht den Erdöl-Bohrlochrohren der Qualität 80 (minimale
Streckgrenze 80 000 psi) oder mehr, gemäß API-Standard (American Petroleum
Institute). Daher lässt
sich das aus dem erfindungsgemäßen Stahl
hergestellte Erdöl-Bohrlochrohr
für Erdöl-Bohrlochrohre
hoher Festigkeit der Qualität
80 oder mehr verwenden.
-
Obgleich
der vorerwähnte
erfindungsgemäße Stahl
für geschweißte Erdöl-Bohrlochrohre
verwendet werden kann, eignet er sich besser für nahtlose Erdöl-Bohrlochrohre.
Diese Rohre lassen sich nach einem herkömmlichen Verfahren herstellen.
Das nahtlose Rohr lässt
sich nach dem Mannesmann-Verfahren, durch Warmextrudieren und dergl.
herstellen. Nach der Herstellung soll das Rohr einer Wärmebehandlung
unterzogen werden, um dafür
zu sorgen, dass die Struktur im wesentlichen aus angelassenem Martensit
besteht.
-
Beispiel
-
Stähle der
in 1 angegebenen chemischen
Zusammensetzung wurden in einem Vakuumofen hergestellt und zu Rohlingen
von 550 mm Durchmesser gegossen. Diese Rohlinge wurden sodann durch
Warmumformen bei 1 200 °C
zu Vorblöcken
von 150 mm Durchmesser verarbeitet. Nahtlose Rohre mit einem Außendurchmesser
von 188 mm und einer Dicke von 12 mm wurden aus den Vorblöcken nach
dem Mannesmann-Rohrherstellungsverfahren hergestellt.
-
Die
Rohre wurden auf 900–1
100 °C erwärmt und
sodann abgeschreckt oder normalgeglüht, um eine Struktur mit 83–99 Flächen-% Martensit
zu bilden. Der Flächen-%-Wert
von Martensit wurde durch Steuerung der Erwärmungstemperatur im genannten
Bereich und der Abkühlgeschwindigkeit
im Bereich von 5–40 °C/sec, je
nach der chemischen Zusammensetzung des Stahls, variiert.
-
Prüfkörper für eine mikroskopische
Inspektion wurden aus den Rohren im abgeschreckten oder normalgeglühten Zustand
geschnitten, um den Martensit-Flächen-%-Wert
zu prüfen.
Anschließend
wurden die Rohre im Bereich von 500–650 °C angelassen, um Rohre mit einer
Streckgrenze gemäß API-Qualität 80 (Streckgrenze:
552–655
MPa) zu bilden.
-
Mit
diesen Rohren wurden ein Härtetest,
ein Zugtest und ein Korrosionstest gemäß den nachstehenden Angaben
durchgeführt.
-
(A) Härtetest
-
Die
HRC-Härte
wurde an Querschnitten in senkrechter Richtung zur Längsrichtung
der Proberohre (angelassene Rohre nach dem Abschrecken oder Normalglühen) gemessen.
-
(B) Zugtest
-
Prüfkörper mit
einem Durchmesser von 4,0 mm und einer Länge von 20 mm aus dem parallelen
Bereich wurden aus den Proberohren geschnitten. Tests wurden bei
Raumtemperatur durchgeführt.
Die Streckgrenze bei einer Gesamtdehnung von 0,5 % und die Zugfestigkeit
wurden gemessen. Ferner wurden die Verhältnisse der Streckgrenze zur
Zugfestigkeit (Streckverhältnis,
YR) berechnet.
-
(C) Martensit-Flächenanteil
-
10
Gesichtsfelder der einzelnen Querschnitte (senkrecht zur Längsrichtung
der Rohre im abgeschreckten oder normalgeglühten Zustand) wurden mit einem
optischen Mikroskop bei 100-facher Vergrößerung inspiziert. Dabei wurden
die Martensit-Flächenverhältnisse
gemessen. Die Mittelwerte wurden berechnet.
-
(D) Lokalisierter Korrosionstest
in nasser CO2-Umgebung
-
Prüfkörper von
22 mm Breite, 3 mm Dicke und 76 mm Länge wurden aus den Proberohren
geschnitten. Die Prüfkörper wurden
nach Polieren mit Schmirgelpapier Nr. 600, Entfetten und Trocknen
getestet, indem man sie 720 Stunden in die folgende Testlösung tauchte.
Der Gewichtsverlust der Prüfkörper nach
Entfernen des Korrosionsprodukts wurde gemessen. Das Auftreten einer
lokalisierten Korrosion wurde visuell geprüft.
-
Testlösung
-
5
% NaCl-Lösung,
gesättigt
mit 3 bar CO2; Bewegen mit einer Strömungsgeschwindigkeit
von 2,5 mm/s; Lösungstemperatur
80 °C.
-
(E) Meerwasser-Korrosionstest
-
Prüfkörper mit
einer Breite von 22 mm, einer Dicke von 3 mm und einer Länge von
76 mm wurden aus den Stahlrohren geschnitten, mit Schmirgelpapier
Nr. 600 poliert, entfettet, getrocknet und in dieser Form verwendet.
Die Prüfkörper wurden
72 Stunden in künstliches
Meerwasser mit einem Gehalt an 500 ppb gelöstem Sauerstoff (gemäß ASTM D
1141–52-Standard) getaucht.
Anschließend
wurde das Korrosionsprodukt auf den Prüfkörpern entfernt. Der Gewichtsverlust
wurde gemessen. Das Auftreten von lokalisierter Korrosion wurde durch
visuelle Inspektion geprüft.
-
Die
Ergebnisse sind in Tabelle 1 aufgeführt, wobei "0" keine
Korrosion beim Korrosionstest mit nassem CO2 oder
beim Korrosionstest mit künstlichem
Meerwasser bedeutet und "x" das Auftreten einer
lokalisierten Korrosion bei diesen Tests bedeutet.
-
1 ist ein Diagramm, das
die Beziehung zwischen dem Cr-Gehalt, dem Martensit-Anteil und dem Auftreten
einer lokalisierten Korrosion in CO2-Umgebung
und künstlichem
Meerwasser gemäß den Angaben in
Tabelle 1 zeigt.
-
2 ist ein Diagramm, das
die Beziehung zwischen dem Cr-Gehalt von erfindungsgemäßen Stählen und
der Korrosionsgeschwindigkeit in künstlichem Meerwasser gemäß den Angaben
in Tabelle 1 zeigt. Die Zahlenwerte in den 1 und 2 sind
die gleichen wie in Tabelle 1.
-
Aus
den Testergebnissen von Tabelle 1 sowie von den 1 und 2 geht
hervor, dass es bei den erfindungsgemäßen Stählen (Nr. 1, 2 und 6 bis 9),
die mehr als 95 Flächen-%
Martensit im abgeschreckten oder normal geglühten Zustand aufweisen, nie
zu einer lokalisierten Korrosion weder in CO2-Umgebung
noch im künstlichen
Meerwasser kommt. Diese Stähle
zeigen eine gute Beständigkeit
gegen eine allgemeine Korrosion in künstlichem Meerwasser und eine
hohe Festigkeit, z. B. eine Streckgrenze von nicht unter 552 MPa
bei 0,5 % Gesamtdehnung.
-
Bei
den Stählen
Nr. 6 bis 9 handelt es sich um Cu enthaltende erfindungsgemäße Stähle. Die
Korrosionsgeschwindigkeiten dieser Stähle sind wesentlich geringer.
-
Bei
den Stählen
Nr. 11 bis 16 handelt es sich um Vergleichsstähle. Darunter sind die Stähle 11 und
12 in Bezug auf die Beständigkeit
gegen eine allgemeine Korrosion in Meerwasser schlechter und leiden
auch an einer lokalisierten Korrosion, da ihr Cr-Gehalt nicht ausreichend
ist. Die Stähle
Nr. 13–16
entsprechen den erfindungsgemäßen chemischen
Zusammensetzungen, weisen jedoch geringe Martensit-Anteile auf.
Daher leiden sie alle an einer lokalisierten Korrosion in Meerwasser
und in nasser CO2-Umgebung, obgleich einige
von ihnen (Stähle
14–16)
eine gute Beständigkeit
gegen eine allgemeine Korrosion in Meerwasser aufweisen. Hieraus
ergibt sich, dass nicht nur die Auswahl der geeigneten chemischen
Zusammensetzung, sondern auch eine im wesentlichen nur aus Martensit
bestehende Struktur erforderlich sind, um eine lokalisierte Korrosion
zu vermeiden.
-
Industrielle Anwendbarkeit
-
Der
erfindungsgemäße Stahl
weist eine hervorragende Beständigkeit
gegen eine lokalisierte Korrosion sowohl in nasser CO2-Umgebung
als auch in Meerwasser auf und zeigt ferner eine Beständigkeit
gegen allgemeine Korrosion in Meerwasser. Ferner weist der erfindungsgemäße Stahl
eine gute Streckgrenze von nicht unter 552 MPa auf, und zwar im
abgeschreckten-angelassenen und normalgeglühten-angelassenen Zustand.
-
Da
aus dem erfindungsgemäßen Stahl
hergestellte Stahlrohre relativ billig sind, können sie als Erdöl-Bohrlochrohre
für Umgebungen,
bei denen CO2 und Meerwasser gleichzeitig
vorliegen, auch im Fall von kurzlebigen Ölquellen herangezogen werden.
-
-