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Die
vorliegende Erfindung stammt aus dem Gebiet der Molekulargenetik,
und im einzelnen betrifft sie das Gebiet retroviraler Vektoren und
Verfahren zur Herstellung dieser Vektoren für die Transduktion von Derivaten
des β-Globin-Gens
und der β-Locus-Kontrollregion.
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Hintergrund
der Erfindung
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β-Thalassämien und
die Sichelzellenanämie
sind genetische Störungen
des β-Globin-Gens beim Menschen,
die bei Homozygoten schwere klinische Auswirkungen haben. Derzeit
stellt die allogene Knochenmarktransplantation die beste verfügbare Möglichkeit
zur Heilung dieser Patienten dar. Unglücklicherweise können nur
wenige von ihnen einen normalen, geeigneten Spender mit dem passenden
HLA-System finden, und auch wenn ein Spender mit dem passenden HLA-System
verfügbar
wäre würde es bei
vielen zu schweren Komplikationen bei der Knochenmarktransplantation
kommen, beispielsweise zu einer Transplantat-Wirt-Abstoßungsreaktion
(Parkman, R., Science 232: 1373–1378
(1986)). Aus diesen Gründen
stellt die Gentherapie unter Verwendung genetisch modifizierter,
autologer, totipotenter hämatopoetischer
Stammzellen (THSC) eine attraktive Alternative zur allogenen Knochenmarktransplantationen
dar. Da ein Gen-Targeting über
eine homologe Rekombination mit THSC technisch noch nicht möglich ist,
besteht die realistischste Strategie darin, eine stabile Integration
eines normalen humanen β-Globin-Gens
und seiner cis-wirkenden regulatorischen Elemente in das THSC-Genom
zu erhalten. Das kann über
einen durch Retroviren vermittelten Gentransfer erreicht werden,
eine effiziente Technik des Gentransfers, die auf diese Zellen anwendbar
ist (Fraser et al., Blood 76: 1071–1076 (1990)).
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Gentransferexperimente
haben kürzlich
gezeigt, dass die proximalen cis-wirkenden Elemente des humanen β-Globin-Gens
für Anwendungen
in der Gentherapie nicht ausreichen, da sie nur eine sehr niedrige, von
der Integrationsstelle abhängige
Expression des humanen β-Globin-Transgens
ermöglichen
(weniger als 1 bis 5% des Verhältnisses
zwischen der humanen β-Globin-mRNA
und der murinen βmaj-Globin-mRNA) (Cone et al., Mol. Cell
Biol. 7: 887–897
(1987), Dzierzak et al., Nature 331: 35–41 (1988), Karlsson et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 6062–6066 (1988), Miller et al.,
J. Virol. 62: 4337–4345
(1988), Bender et al., Mol. Cell. Biol. 9: 1426–1434 (1989)). Die Entdeckung
von Haupt-Hyperempfindlichkeitsstellen (HS) weit stromaufwärts des
Gen-Locus des humanen β-Globin-Gens,
die die β-Locus-Kontrollregion
(β-Locus
Control Region, β-LCR) darstellen,
hat neue Hoffnungen für
eine erfolgreiche Gen-Therapie
von Störungen β-Globin-Gens
beim Menschen geweckt (Tuan und London, Proc. Natl. Acad. Sci. USA
81: 2718–2722
(1984), Tuan et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82: 6384–6388 (1985),
Forrester et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86: 5439–5443 (1989), Grosveld
et al., Cell 51: 975–985
(1987)). LCR-Derivate können
eine erythrozytenspezifische, hohe, von der Integrationsstelle unabhängige Expression
eines angeknüpften β-Globin-Gens
in transgenen Mäusen
und in Erythroleukämiezellen
der Maus (murine erythroleukemia cells, MEL-Zellen), die eine adulte
erythroide Differenzierung nachahmen, bewirken (Grosveld et al.,
Cell 51: 975–985
(1987)). Da die Aktivität
aller HS-Stellen mittlerweile kleinen DNA-Fragmenten zugeordnet
werden konnte (US-Patent Nr. 5 126 260, Curtin et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 86: 7082–7086
(1989), Forrester et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86: 5439–5443 (1989), Ryan
et al., Gens Dev. 3: 314–323
(1989), Tuan et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86: 2554–2558 (1989),
Collis et al., EMBO J. 9: 233–240
(1990), Ney et al., Gens Dev. 4: 993–1006 (1990), Philipsen et
al., EMBO J. 9: 2159–2167
(1990), Talbot et al., EMBO J. 9: 2169–2178 (1990), Pruzina et al.,
Nucleic Acids Res. 19: 1413–1419
(1991), Walters et al., Nucleic Acids Res. 19: 5385–5393 (1991)),
ist es möglich
geworden, retrovirale Vektoren zu konstruieren, die β-LCR-Derivate
transduzieren, die an das humane β-Globin-Gen
und seine proximalen cis-wirkenden Elemente geknüpft sind (Novak et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 87: 3386–3390 (1990),
Chang et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 3107–3110 (1992)).
Diese β-Globin/LCR-Retroviren
haben jedoch einen niedrigen Titer, sie sind sehr instabil, wobei
es nach der Transmission der Provirusstruktur zu multiplen Umlagerungen
kommt, und sie bewirken eine relativ mäßige und äußerst variable Verstärkung der
Expression des β-Globin-Gens
in infizierten Erythroleukämiezellen
der Maus (MEL-Zellen) (Novak et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA
87: 3386–3390
(1990), Chang et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 3107–3110 (1992)).
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Das
US-Patent Nr. 5 126 260 beschreibt gegenüber DNasel hyperempfindliche
Stellen, die die β-LCR darstellen,
und insbesondere identifiziert es den HS2-Enhancer in der β-LCR-Struktur. Das US-Patent
Nr. 5 126 260 beansprucht auch die Verwendung von β-LCR- und
HS2-Derivaten in Protokollen eines Gentransfers, einschließlich eines
Retrovirus-vermittelten Gentransfers, zur Erzielung einer hohen
Expression des humanen β-Globin-Gens.
Das US-Patent Nr.
5 126 260 gibt jedoch keine spezifischen Verfahren an, über die
eine stabile Provirustransmission von β-Globin/LCR-Retroviren erhalten
werden kann.
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Es
ist deshalb ein Ziel der vorliegenden Erfindung, retrovirale Vektoren
für die
stabile Transduktion des β-Globin-Gens
und von Derivaten der β-Locus-Kontrollregion
sowie von anderen erythrozytenspezifischen Genen bereit zu stellen.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Es
werden retrovirale Vektoren, die fähig sind, das humane β-Globin-Gen
und Derivate der β-Locus-Kontrollregion
(β-LCR)
zu transduzieren, und die hier im folgenden als die retroviralen β-Globin/LCR-Vektoren
bezeichnet werden, bereit gestellt. Die retroviralen β-Globin/LCR-Vektoren
erfüllen
die folgenden Kriterien, die für
eine erfolgreiche Gentherapie erforderlich sind: (1) Stabilität der Provirustransmission,
oder geringe Häufigkeit
von Umlagerungen ähnlich
wie bei den retroviralen Vektoren, die auf diesem Gebiet als stabil
erachtet werden, nach der Infektion von Zelllinien und Knochenmarkzellen
der Maus; (2) verbesserter Virustiter, wodurch eine erfolgreiche
Infektion von Knochenmarkzellen ermöglicht wird, und (3) hohe Expression
des transduzierten humanen β-Globin-Gens
in Erythrozyten, was hier als ein Wert von über 50% des Verhältnisses
der mRNA des humanen β-Globins
zur mRNA des murinen βmaj-Globins auf einer Pro-Gen-Basis definiert
ist, in Pools von infizierten und mit Dimethylsulfoxid induzierten
(DMSO-induzierten) Erythroleukämiezellen
der Maus (MEL).
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Spezifische
Konstrukte, die die oben genannten Kriterien erfüllen, werden detailliert weiter
unten beschrieben.
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Spezifische
Verfahren zur Konstruktion weiterer retroviraler β-Globin/LCR-Vektoren,
die diese Kriterien erfüllen,
werden ebenfalls beschrieben.
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Die
verbesserten Vektoren sind für
die Behandlung verschiedener Krankheiten, einschließlich der β-Thalassämie und
der Sichelzellenanämie,
nützlich.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1 ist
eine schematische Darstellung des generellen Aufbaus der erfindungsgemäßen retroviralen β-Globin/LCR-Vektoren.
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2A–D sind Wiedergaben einer Computeranalyse
von Southern Blots, die die Provirustransmission der β-Globin/LCR-Retroviren
zeigen, wobei eine NeoR-spezifische Sonde
verwendet wurde. 2A zeigt multiple
Umlagerungen in Zelllinien, die mit einem β-Globin/LCR/(HS2 + HS3 + HS4)/PGK-Virus
infiziert wurden. Die genomische DNA aus infizierten Zellen wurde
mit Sac1 verdaut. Die Spur P stellt genomische DNA von Zellen dar,
die mit einem Pool von Produzenten infiziert worden waren. Die rechten
Spuren stellen genomische DNA von Zellen dar, die mit unabhängigen Produzenten-Klonen
infiziert wurden. Die erwartete Position des korrekten Provirus
ist durch einen Pfeil bezeichnet. Die 2B zeigt
die stabile Provirustransmission in infizierten Zelllinien dar,
die mit [β-Globin/LCR]mut-Vektoren erhalten wurde. Die genomische
DNA und Kontrollplasmide wurden mit Sac1 verdaut. Die linken Spuren
stellen Plasmide als Größenkontrollen
dar, wobei die Spur 1 [β-Globin/HS2/PGK]mut ist; die Spur 2 ist [β-Globin/(HS2 + HS3 + [4 × CP2 HS4])/PGK]mut; die Spur 3 ist [β-Globin/(HS2 + HS3 + HS4)/PGK]mut; die Spur 4 ist [β-Globin/HS2/PGK/NeoR–]mut; die Spur 5 ist [β-Globin/(HS2 + HS3 + [4 × CP2 HS4])/PGK/NeoR–]mut; die Spur 6 ist [β-Globin/(HS2 + HS3 + HS4)/PGK/NeoR–]mut. Die rechten Spuren zeigen genomische
DNA aus infizierten Zellen. Ein Pool von Produzenten wurde dazu
verwendet, Zellen in den Spuren 1, 2, 3 und 4 zu infizieren, während einzelne
Produzentenklone dazu verwendet wurden, die Spuren 5, 6 und 7 zu
infizieren. Die Spur 1 ist [β-Globin/HS2/SV40]mut; die Spuren 2, 5, 6 und 7 sind [β-Globin/HS2/PGK]mut; die Spur 3 ist [β-Globin/(HS2 + HS3 + [4 × CP2 HS4])/PGK]mut; und die Spur 4 ist [β-Globin/(HS2 + HS3 + HS4)/PGK]mut. Eine geringfügige umgelagerte Komponente
kommt in der Spur 3 vor. Die 2C zeigt
einen Southern Blot, der darauf abzielte, Mikroumlagerungen innerhalb
des transduzierten DNA-Inserts über
einen Verdau genomischer DNAs mit Sma1 nachzuweisen, die in beiden
LTRs sowie zwischen den LCR-Derivaten und der internen PGK/NeoR-Kassette vorkommt. Die Spuren 1 bis 7 sind
mit den rechten Spuren 1 bis 7 in der 2B identisch,
außer
dass die DNAs mit Sma1 anstelle von Sac1 verdaut wurden. Der mit „a" markierte Pfeil
zeigt die korrekte Position für
die Spur 1, da dort keine Sma1-Stelle stromaufwärts des SV40-Promotors vorliegt.
Der mit „b" markierte Pfeil
zeigt eine anormale Bande in der Spur 3, die der geringfügigen umgelagerten
Form, die oben beschrieben wurde, entspricht. Der mit „c" markierte Pfeil
zeigt die korrekte Provirusstruktur für Konstrukte, die den PGK-Promotor
transduzieren. Die 2D zeigt die Provirustransmission
nach der Knochenmarktransplantation in Mäuse. Genomische DNAs aus infizierten
Milzen (13 Tage nach der Verpflanzung) und aus Zelllinien (als Kontrollen)
wurden mit Sac1 verdaut. Die linken Spuren 1 und 2 enthalten Größenkontrollen,
die den Spuren 1 und 3 in der 2B entsprechen.
Die rechten Spuren HS2 (1, 2, 3) zeigen die Ergebnisse für drei Mäuse, denen
[β-Globin/HS2/PGK]mut, das aus einem Pool von Virusproduzenten
erhalten worden war, transplantiert worden war. Die rechten Spuren
Zen (1, 2, 3) zeigen die Ergebnisse für drei Mäuse, denen das Zen-Virus als
Kontrolle transplantiert worden war. Die Spuren HS2 + HS3 + [4 × CP2 von
HS4] (1, 2) zeigen die Ergebnisse für zwei Mäuse, denen (β-Globin/(HS2
+ HS3 + [4 × CP2
HS4)/PGK]mut aus einem Pool von Virusproduzenten
transplantiert worden war.
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3a–3b sind
eine DNA-Sequenzanalyse von β-Globin/LCR-Konstrukten,
wobei bezüglich
des Vorliegens potentiell schädlicher
Sequenzen, wie von 5'-Spleißstellen
(5'-SS), 3'-Spleißstellen (3'-SS) und Verzweigungsstellen („Branchpoint
Sites", BPS), sowie
bezüglich
Polyadenylierungssignalen (PolyA) gescreent wurde. Übereinstimmungen
oder fehlende Übereinstimmungen
mit Konsensussequenzen sind durch Großbuchstaben bzw. kleine Buchstaben
gekennzeichnet. Bereiche, die über
eine ortsgerichtete Mutagenese oder verwandte Verfahren mutiert
wurden, sind durch einen Stern gekennzeichnet.
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4a–F sind schematische Darstellungen der Schritte,
die in dem Mutageneseverfahren enthalten waren, das zur Erzeugung
der erfindungsgemäßen Retroviruskonstrukte
eingesetzt wurde. Das Nummerierungssystem entspricht demjenigen
der 3a–3b und 5a–5c.
Die 4a zeigt die PCR-vermittelte Deletion des Rsa1-Rsa1-Fragments von 372
bp im Intron 2. Es wurden zwei unabhängige PCR-Reaktionen durchgeführt, wobei
zwei Primerpaare verwendet wurden, die mit der intragenischen EcoR1-Stelle (1908) der
Rsa1-Stelle (2345), der Rsa1-Stelle (2717) bzw. der BamH1-Stelle
(2820) überlappten.
Zur Markierung des codierenden Bereiches des Gens für weitere
Untersuchungen wurden Mutationen, durch die zwei Aminosäuren des β-Globins
durch Aminosäuren
des δ-Globins
ersetzt wurden, in den EcoR1-Primer eingeführt. Die PCR-Produkte wurden
mit EcoR1, BamH1 und Rsa1 verdaut. Eine dreifache Ligation wurde
anschließend
mit dem parentalen β-Globin-Vektor
durchgeführt,
der an EcoR1- und BamH1-Stellen geöffnet worden war. Die 4b zeigt,
dass der Bereich 1665 bis 1770 durch die Ligation von vier komplementären und überlappenden
Oligonucleotiden mit dem LXSN-Vektor, der an EcoR1- und Xba1-Stellen
geöffnet
worden war, rekonstituiert und mutiert worden war. Es wurde ein
Polylinker in die Oligonucleotidsequenz aufgenommen, um die nachfolgenden
Schritte der Konstruktion vorzubereiten. Nur zwei der vier Oligonucleotide
waren phosphoryliert, um eine Concatemerisierung bei der Ligation
zu verhindern. Das Ligationsprodukt wurde vor der Transformation
mit XhoI verdaut, um das parentale Plasmid zu eliminieren. Die 4c zeigt,
dass der Bereich 1770 bis 2185 durch die PCR-vermittelte Konstruktion
rekonstituiert und mutiert worden war. Es wurden Punktmutationen
und zusätzliche
Restriktionsstellen (Mlu1 und Hind3) in die PCR-Primer eingeführt. Diese
neuen Stellen ermöglichten
die Ligation mit dem Vektor, der durch die in der 4b gezeigten
Schritte erhalten und an Mlu1- und Hind3-Stellen geöffnet worden war. Das Ligationsprodukt
wurde vor der Transformation mit BamH1 verdaut, um das parentale
Plasmid zu eliminieren. Die 4d zeigt,
dass der Bereich 2185 bis 3250 durch die PCR-vermittelte Konstruktion
rekonstituiert und mutiert worden war, und zwar über einen Ansatz, der dem in der 4c gezeigten
Schritt ähnlich
war. Die verwendete Matrize enthielt die intronische Deletion von
372 bp, die bei dem in der 4a gezeigten
Schritt erhalten worden war. Nach dem Schneiden des Vektors und
des PCR-Fragments mit Sac1 und Nco1 erfolgte eine Ligation mit einem
Vektor, der HS2, den β-Globin-Promotor und
den ersten Teil des Gens enthielt. Das Ligationsprodukt wurde vor
der Transformation mit Sma1 verdaut, um das parentale Plasmid zu
eliminieren. Die 4e zeigt, dass das Hind3-Bgl2-Insert aus dem
in der 4d gezeigten Konstrukt mit dem
Rückgrat
des in der 4c gezeigten, mit Hind3 und
Bgl2 geöffneten
Konstrukts ligiert wurde. Das Ligationsprodukt wurde vor der Transformation
mit Cla1 verdaut, um parentale Plasmide und unerwünschte Formen
zu eliminieren. Die 4f zeigt, dass das fertige retrovirale
[β-Globin/HS2]mut-Konstrukt durch das Ligieren eines Bgl1-Bgl2-Fragments
des in der 4e gezeigten Konstrukts mit
einem Bgl2-Bgl1-Fragment, das eine Enhancer/Promotor/NeoR-Kassette und eine Pvu2-Xba1-deletierte MoMLV-LTR enthielt,
erhalten wurde. Das Ligationsprodukt wurde vor der Transformation
mit Apa1 verdaut, um parentale Plasmide und unerwünschte Formen
zu eliminieren. Die Genauigkeit des Konstrukts wurde über eine
DNA-Sequenzierung verifiziert.
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5a–5c sind
die DNA-Sequenz (Sequence Listing ID No. 1) des retroviral transduzierten
humanen β-Globin-Gens
in der C/R-Orientierung, von der Base 1665 bis 3325 gemäß dem Nummerierungssystem,
das in den 3a–3b dargelegt
ist. Die drei Exons, die beiden Introns und der Promotor sind angegeben.
Die Rsa1-Rsa2-Deletion von 372 bp im Intron 2 ist unterstrichen.
Mutierte PolyA und 3'-SS
sind angegeben. Punktmutationen, die über eine Mutagenese eingeführt wurden,
sind unter der Wildtyp-Sequenz gezeigt. Codons, die beibehalten
oder durch entsprechende Codons des humanen δ-Globin-Gens ersetzt wurden,
sind angegeben. Restriktionsstellen, die für die Mutagenese relevant sind,
sind durch Kästen
gekennzeichnet und nummeriert. Oligonucleotide, die für die Mutagenese
verwendet wurden, sind durch Pfeile dargestellt.
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6A–D sind Wiedergaben einer Computeranalyse
von RNA-Protection-Assays. Die linken und rechten Spalten einer
jeden Spur enthalten eine mausspezifische β-Globin-Sonde bzw. eine für den Menschen spezifische β-Globin-Sonde.
Die Positionen spezifischer geschützter Fragmente sind durch
kleine Buchstaben rechts von jedem Blot angegeben. Die Bande für das humane β- ist „a", die für das βmaj-
der Maus ist „b" und die für das βmin-
der Maus ist „c". Die linken Spuren
M und H der 6A zeigen die Positionen
unverdauter Sonden der Maus (M) und des Menschen (H). Die Spur 1
ist RNA, die aus einem Pool (> 100)
elektroporierter (Durchschnitt von drei Kopien pro Zelle), mit G418
selektierter und mit DMSO induzierter MEL-Zellen unter Verwendung
des β-Globin/HS2/PGK-Konstrukts
extrahiert worden war. Die Spuren 2 bis 5 sind RNAs, die aus einem
Pool (> 100) infizierter
(ein Provirus pro Zelle), mit G418 selektierter und mit DMSO induzierter
MEL-Zellen extrahiert worden waren, wobei die Spur 2 [β-Globin/HS2/SV40]mut ist, die Spur 3 ist [β-Globin/HS2/PGK]mut, die
Spur 4 ist [β-Globin/(HS2
+ HS3 + [4 × CP2
HS4])/PGK]mut, und die Spur 5 ist [β-Globin/(HS2
+ HS3 + HS4)/PGK]mut. Die 6B ist
eine Wiedergabe eines RNA-Protection-Assays
unter Verwendung von RNA, die aus Zellen extrahiert worden war,
die in In-vitro-Klonogenitätsassays
nach der Infektion von Knochenmarkzellen der Maus mit [β-Globin/HS2/PGK]mut erhalten worden waren. Die 6C zeigt die Wirkung heterologer Enhancer,
wobei die RNA aus einem Pool (> 100)
infizierter (ein Provirus pro Zelle), mit G418 selektierter und
mit DMSO induzierter MEL-Zellen extrahiert worden war, und wobei
die Spur 1 [β-Globin/(HS2
+ [4 × 23
bp HS2])/F441 Py]mut ist, die Spur 2 ist
[β-Globin/HS2/F441
Py]mut die Spur 3 ist [β-Globin/HS2/SV40]mut,
die Spur 4 ist [β-Globin/HS2/PGK]mut und Spur 5 ist [β-Globin/SV40]mut.
Die 6D zeigt RNA-Protection-Assays,
die darauf abzielten, die positionsabhängige Variabilität der Expression
zu messen. Die Spuren 1 bis 6 zeigen RNA, die aus einzelnen Klonen
infizierter (ein Provirus pro Zelle), mit G418 selektierter und
mit DMSO induzierter MEL-Zellen extrahiert wurde, wobei das [β-Globin/HS2/PGK]mut-Konstrukt verwendet wurde.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Die
Erfindung stellt ein Verfahren zur Herstellung eines retroviralen
Vektors für
die Transduktion von β-Globin-Genen
und β-LCR-Sequenzen
bereit, das die folgenden Schritte umfasst:
- (a)
Bereitstellen eines retroviralen Vektors in Kombination mit einem β-Globin-Gen
oder einem Derivat von diesem sowie eines wirksamen Abschnitts des
HS2-Enhancers der β-LCR,
mit oder ohne zusätzliche(n) β-LCR-Stellen,
um eine Transduktion und Expression des β-Globin-Gens oder Derivats von
diesem zu erreichen, und
- (b) Eliminieren über
eine Mutation des A/T-reichen Abschnitts im zweiten Intron des β-Globin-Gens,
der komplementären/reversen
Spleiß-Signale
und eines Polyadenylierungssignals im retroviralen Vektor zur Bildung
eines retroviralen Vektors, der gekennzeichnet ist durch
- i) die Stabilität
der Provirus-Transmission nach einer Infektion von Zelllinien und
von Knochenmarkzellen der Maus,
- ii) einen Virustiter, der bezüglich der Erzielung einer Infektion
von Knochenmarkzellen wirksam ist, und
- iii) eine hohe Expression des transduzierten humanen β-Globin-Gens
in Erythrozyten.
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Es
werden retrovirale Vektoren, die gemäß diesem Verfahren hergestellt
werden und die imstande sind, Derivate des humanen β-Globin-Gens
und der β-Locus-Kontrollregion
(β-LCR) (die
retroviralen β-Globin/LCR-Vektoren)
zu transduzieren, für
die Behandlung von Erkrankungen wie der β-Thalassämie und der Sichelzellanämie mittels
einer Gentherapie sowie Verfahren zur Herstellung dieser Vektoren
bereit gestellt. Diese retroviralen β-Globin/LCR-Vektoren sind den derzeit verfügbaren retroviralen
Vektoren insofern überlegen, als
sie (1) eine stabile Provirustransmission mit einer niedrigen Häufigkeit
von Umlagerungen nach der Infektion von Zelllinien und Knochenmarkzellen
der Maus zeigen, (2) höhere
Virustiter erzeugen, wodurch sie eine erfolgreiche Infektion von
Knochenmarkzellen ermöglichen,
was hier als mehr als 105 G418-resistente NIH-3T3-Kolonien
pro ml Virusüberstand
unter Standardbedingungen definiert ist, und (3) eine hohe Expression
des transduzierten humanen β-Globin-Gens
in Erythrozyten hervorrufen, was hier als ein Verhältnis, auf einer
pro-Gen-Basis, der mRNA des humanen β-Globins zur mRNA des murinenmaj Globins in Pools infizierter und Dimethylsulfoxid-induzierter
(DMSO-induzierter) Erythroleukämiezellen
der Maus (MEL-Zellen) von über 50%
definiert ist.
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Strukturen,
von denen angenommen wird, dass sie für die Provirusinstabilität und den
niedrigen Titer von retroviralen β-Globin/LCR-Vektoren,
die derzeit verfügbar
sind, verantwortlich sind, sind nun identifiziert worden. Zu diesen
Strukturen gehören
ein A/T-reicher Abschnitt im zweiten Intron des humanen β-Globin-Gens
und verschiedene komplementäre/reverse
(C/R) Polyadenylierungssignale und Spleißstellen. Eine extensive Mutagenese
des transduzierten β-Globin-Gens,
die zur Elimination dieser Strukturen führt, macht die Provirustransmission
nach einer Infektion von Zelllinien und Knochenmarkstammzellen der
Maus stabil, erhöht
den Virustiter 10-fach und stört
die Expression des transduzierten β-Globin-Gens nicht nennenswert.
Die hier beschriebenen optimierten retroviralen Vektoren haben die
Untersuchung der Expressionseigenschaften verschiedener retroviral
transduzierter β-LCR-Derivate
in DMSO-induzierten MEL-Zellen und die Erzielung von Verhältnissen,
auf einer pro-Gen-Basis, der mRNA des humanen β-Globins zur mRNA des murinenmaj Globins von über 50% ermöglicht. Das Problem der positionsunabhängigen Expression
nach der chromosomalen Integration wurde ebenfalls bearbeitet. Der
Einfluss heterologer Enhancer/Promotoren auf die Expression des retroviral
transduzierten β-Globin-Gens
bei einer cis-Verknüpfung
mit β-LCR-Derivaten
wurde ebenfalls analysiert.
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Ein
Retrovirus ist, so wie der Begriff hier verwendet wird, ein Tiervirus,
das zur Virusfamilie der Retroviridae gehört, wobei beliebige Typen,
Unterfamilien, Genera oder Tropismen eingeschlossen sind.
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Retrovirale
Vektoren werden allgemein bei Verma, I. M., Retroviral vectors for
gene transfer, in MICROBIOLOGY-1985, American Society for Microbiology,
S. 229–232, Washington,
1985, beschrieben, und diese Literaturstelle wird hier mit der entsprechenden
Quellenangabe aufgenommen.
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Identifizierung von DNA-Sequenzen,
die für
die Stabilität
und den Titer von β-Globin/LCR-Retroviren
schädlich sind
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Die
Strukturen, von denen angenommen wird, dass sie für die Provirusinstabilität und den
niedrigen Titer verantwortlich sind, wurden mittels des folgenden
Verfahrens identifiziert. Es wurde eine Computersuche nach DNA-Sequenzen
in β-Globin-Gen-
und β-LCR-Derivaten,
die potentielle Ursachen für
Umlagerungen des Retrovirus sein könnten, durchgeführt. Zwei
allgemeine Mechanismen für
eine Retrovirusinstabilität
sind beschrieben worden: (1) Ein falsches Spleißen oder eine falsche Polyadenylierung,
das bzw. die zu Deletionen in der viralen genomischen RNA führen, und/oder
(2) Umlagerungen während
der Schritte der reversen Transkription, die oft durch verschiedene
Typen repetitiver Sequenzen ausgelöst werden. Es wurde deshalb
eine Computersuche nach einem virtuellen Concatemer durchgeführt, das
ein DNA-Segment von 5 kb repräsentierte
und das, von 5' nach
3', besteht aus
dem hybrid-verlängerten
Verpackungssignal (Ψ+)
von 814 bp, dem Fragment von 2748 bp, das das humane β-Globin-Gen
und seinen Promotor in komplementärer/reverser (C/R) Orientierung
enthält,
dem HS2-Fragment von 374 bp in C/R-Orientierung, dem HS3-Fragment
von 287 bp in direkter Orientierung, dem HS4-Fragment von 243 bp
in C/R-Orientierung und dem murinen Phosphoglyceratkinase-1-Promotor
(PGK-Promotor) von 583 bp in direkter Orientierung. Elemente stromaufwärts oder
stromabwärts
dieses Segments von 5 kb wurden nicht in diese Suche aufgenommen,
da Umlagerungen in LTRs oder Markern für eine Antibiotikumresistenz
(NeoR) höchstwahrscheinlich
nicht mit einer Virustransmission einer Resistenz gegen G418 kompatibel
wären.
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Es
wurden fünf
C/R AATAAA-Signale für
eine Spaltung/Polyadenylierung (PolyA) identifiziert, die alle Im β-Globin-Gen
lokalisiert waren, wie in den 3a–3b und 5a–5c gezeigt
ist. Es wurde für
die meisten von ihnen kein starkes stromabwärts liegendes PolyA-Element wie [T]n
[GT]n oder YGTGTTYY nachgewiesen, außer für PolyA in der Position 1704
in der 3a, auf das neun T in einem
Abschnitt von 11 bp unmittelbar stromabwärts folgen, bezüglich der
Spleißsignale
die Konsensus-Sequenz, die für
Wirbeltiere beschrieben und von Krainer und Maniatis (1988) in Hames,
B. D. und Glover, D. M. (Hrsg.), TRANSCRIPTION AND SPLICING (IRL
Press, Oxford), S. 131–206)
berichtet wurde:
C38/A39A62G77G100T100A60A74G84T50 für 5'-SS,
Y77Y78Y81Y83Y89Y85Y82Y81Y86Y91Y87NY97A100G100 für 3'-SS und
Y13/16NY16/16T14/16R13/16A16/16Y15/16 für Verzweigungsstellen
(branchpoint sites, BPS), und zwar 2 bis 21 bp stromaufwärts einer
vermutlichen 3'-SS.
Außerdem
wurden potentielle 5'-SS
gemäß den folgenden
fünf Klassen,
die von Krainer und Maniatis, siehe oben, beschrieben wurden (1988),
in Gruppen zusammengefasst: Klasse I = AGGTA, Klasse II = GTAAG,
Klasse III = RGGTGAG und Klasse IV = AGGTNNGT.
-
Es
wurden achtzehn potentielle 5'-SS
mit zwei oder weniger Fehlpaarungen und zweiunddreißig potentielle
3'-SS mit drei oder
weniger Fehlpaarungen identifiziert, wie in den 3a–3b und 5a–5c gezeigt
ist. Bezüglich
direkter Repeats wurde ein Bereich, der sehr A/T-reich war und degenerierte,
in Tandemform vorliegende direkte Repeats von Motiven wie [AAAAT]n
oder der Variante [AAAAN]n einschloss, im Intron 2 festgestellt,
wie in den 5a–5c gezeigt
ist. Drei der C/R PolyA-Stellen kommen in dieser A/T-reichen Region
vor, von der auch von Miller et al., J. Virol. 62: 4337–4345 (1988)
berichtet wurde, dass sie einen möglichen schädlichen Effekt auf die Vermehrung
der retroviralen β-Globin-Vektoren
hat. Ein weiteres ausgedehntes direktes Tandem-Repeat ATTTATATGCAGAAATATT
(Sequence Listing ID No. 2) fand sich im Intron 2, wie in den 5a–5c gezeigt
ist. Es wurde keine Homologie mit konstitutiven retroviralen Elementen
wie Ψ+, der
tRNA-Primer-Bindungsstelle (PBS) oder dem LTR einschließlich des
Integrationsmotivs (IN) gefunden. Es wurde keine ausgeprägte Homologie
mit dem Polypurin-Bereich für
die RNase-H-Spaltung der viralen genomischen RNA und die Initiation
des Positiv-Strangs-„strong-stop" gefunden, auch wenn
zwei Polypurin-Abschnitte
im Intron 2 identifiziert wurden: GGAGAAGAAAAAAAAAGAAAG (Sequence
Listing ID No. 3) und AGAAAAGAAGGGGAAAGAAAA (Sequence Listing ID
No. 4), wie in den 5a–5c gezeigt
ist. Es wurden keine ausgedehnten umgekehrten Repeats gefunden.
-
Beschreibung spezifischer
retroviraler β-Globin/LCR-Konstrukte,
die für
die Gentherapie nützlich
sind
-
Die
allgemeine Konstruktion der erfindungsgemäßen retroviralen β-Globin/LCR-Vektoren
wird in der 1 beschrieben. Das β-Globin-Gen
wird in umgekehrter Orientierung bezüglich der Richtung der Transkription
des Provirus insertiert, um ein Spleißen der β-Globin-Introns in der viralen
genomischen RNA vor der reversen Transkription zu verhindern. Alle
Konstrukte in diesen Beispielen leiten sich vom LXSN-Vektor ab (Miller und
Rosman, BioTechniques 7: 980–990
(1989), wobei der Inhalt dieser Arbeit mit der entsprechenden Quellenangabe
hier aufgenommen wird), aber es kann jeder beliebige andere, auf
einem Retrovirus basierende Vektor verwendet werden.
-
Zu
den grundsätzlichen
Merkmalen von LXSN (Dusty Miller, The Fred Hutchinson Center, Seattle, Washington)
gehören
von 5' nach 3': das linke LTR des
Moloney Murine Sarcoma Virus (MoMSV), die tRNA-Primer-Bindungsstelle
(PBS) des MoMSV, ein hybrid-verlängetes Verpackungssignal
(Ψ+), das
unten beschrieben wird, ein Polylinker für die DNA-Insertion, ein interner SV-Enhancer/früher Promotor,
der ein NeoR-Gen reguliert, der Polypurin-Bereich des Moloney
Murine Leukemia Virus (MoMLV) und das rechte LTR des MoMLV. Ψ+ erstreckt
sich in den gag-Bereich, damit Viren mit hohem Titer erzeugt werden.
Um die Expression der gp85- und p65-gag-Proteine des MoMLV zu verhindern,
ist das p65-gag-Startcodon
dieses Vektors zu einem Stoppcodon mutiert, und der stromaufwärts liegende
Teil des Vektors (linkes LTR bis zum 5'-Teil von Ψ+) ist durch homologe Sequenzen
des MoMSV, der kein gp85-gag exprimiert, substituiert. Dieser Bereich
enthält auch
ein hybrides Intron mit der 5'-SS
des MoMSV und eine kryptische 3'-SS
des MoMLV.
-
Die
5'-Grenze des humanen β-Globin-Promotors
ist die SnaB1-Stelle, die 266 bp stromaufwärts der CAP-Stelle liegt. Die
3'-Grenze wurde
optimiert, indem der größte Teil
der 3'-flankierenden Region
des humanen β-Globin-Gens
entfernt wurde. Lediglich 30 bp stromaufwärts des Gens wurden beibehalten,
um eine normale Spaltung/Polyadenylierung des humanen β-Globin-Gens
zu ermöglichen.
Das rechte LTR wurde intakt gehalten, oder es wurde ein sich selbst
inaktivierender Vektor konstruiert, indem in dem 3'-LTR vom LXSN eine Pvu2-Xbal1-Deletion von
176 bp erzeugt wurde, die für
pZipNeoSV(X)1 von Cone et al., Mol. Cell. Biol. 7: 887–897 (1987)
und Dzierzak et al., Nature 331: 35–41 (1988) beschrieben wurde,
wobei der Inhalt dieser Arbeiten mit der entsprechenden Quellenangabe
hier aufgenommen wird.
-
Bezüglich der
LCR-Derivate enthalten alle Konstrukte ein Hind3-Xba1-Fragment von
374 bp, das den HS2-Enhancer enthält, wie im US-Patent Nr. 5
126 260, dessen Inhalt hier mit aufgenommen wird, beschrieben wird.
-
Zusätzlich zum
HS2-Enhancer enthält
ein Konstrukt ein HS3-Fragment von 287 bp, das durch eine PCR erhalten
wurde, die 21 bp stromaufwärts
[AGACCCT ...] des Hph1-Fnu4H1-Kerns
des HS2, wie er von Philipsen et al., EMBO J. 9: 2159–2167 (1990)
beschrieben wurde, begann und 41 bp stromabwärts [... CCTATAC] endete, sowie
ein HS4-Fragment von 243 bp, das durch eine PCR erhalten wurde,
die 27 bp stromabwärts
[GGGTATA ...] der Ava1-Stelle des Sst1-Ava1-Kernfragments des HS4,
das von Pruzina et al., Nucleic Acid. Res. 19: 1413–1419 (1991)
beschrieben wurde, begann und an ihm endete. Ein weiteres Konstrukt
enthält
nur das oben beschriebene HS4-Fragment in unmittelbarer Nähe des HS2-Enhancer-Fragments
ohne HS3.
-
Der
SV40-Enhancer/frühe
Promotor, der das NeoR des LXSN reguliert, wurde durch die F441-Py-Enhancer/TK-Promotor/NeoR-Kassette
von PMC1neo (Stratagene, San Diegeo, Kalifornien) oder eine Phosphoglyceratkinase-Promotor
(PGK-1-Promotor)/NeoR-Kassette der Maus (erhalten von Rudolf Jaenisch,
The Whitehead Institute, Cambridge, Massachusetts) ersetzt. Bei
einigen Konstrukten war die Kassette aus dem heterologen Enhancer/NeoR
deletiert, um den Virustiter zu erhöhen, auch wenn nun keine Selektion
möglich war.
-
Zu
Selektionsmarkern, die in die retroviralen Vektoren insertiert werden
können,
gehören
zusätzlich zum
Gen für
die Neomycin/G418-Resistenz ein Gen für Hygromycin-Resistenz, ein
Gen für
die Puromycin-Resistenz, ein Gen für Phleomycin-Resistenz, ein
Dihydrofolat-Reduktase-Gen
und ein Multidrug-Resistance-Gen. Zu weiteren Mackern, die verwendet
werden können,
gehört
jedes beliebige Molekül,
beispielsweise das Gen, das für
die β-Galactosidase
codiert, das mit einem Substrat in Wechselwirkung tritt und dadurch eine
gefärbte
Zelle erzeugt, oder ein Molekül,
das an der Zellmembran exprimiert wird und in einem Cell-Sorting-Verfahren
eingesetzt wird, zum Beispiel über
die Wechselwirkung mit einem spezifischen Antikörper.
-
Charakteristika der Derivate
des modifizierten transduzierten β-Globin-Gens
und der β-LCR
-
Die
oben genannten Modifikationen des transduzierten β-Globin-Gens
und der β-LCR-Derivate verursachten
einen erhöhten
Virustiter, eine wiederhergestellte Stabilität der Provirustransmission
in Zelllinien und Knochenmarkstammzellen, und sie beeinträchtigten
die Expression des transduzierten β-Globin-Gens nicht.
-
Zunächst wurde
versucht, die DNA-Abschnitte, die für den Titer und die Stabilität potentiell
schädlich waren,
und die wahrscheinlich neutral bezüglich der Expression des β-Globin-Gens
waren, zu entfernen. Es wurde ein Fragment des Introns 2 von 372
bp zwischen zwei Rsa1-Stellen, die bei +580 bzw. +952 von der Cap-Stelle
des humanen β-Globins
lokalisiert waren, deletiert. Dieses deletierte Fragment enthält den größten Teil
des A/T-reichen Abschnitts, der einer Satelliten-DNA ähnlich ist,
drei der fünf
potentiellen PolyA-Stellen und einen der Polypurin-Bereiche. Dieser
deletierte Abschnitt ist deutlich von essentiellen intronischen
Strukturen entfernt, wie der normalen 5'-SS und 3'-SS, dem Verzweigungspunkt und dem intragenischen
Enhancer. Da an Rsa1-Stellen häufig
geschnitten wird, erfolgte diese Deletion durch rekombinante PCR,
wie in den 4a und 5a–5c gezeigt
ist.
-
Die
Ergebnisse zeigen, dass die Deletion von 372 bp im Intron 2 und
die Verkürzung
der 3'-flankierenden
Region den Virustiter der β-Globin/LCR-Konstrukte
10-fach erhöhen
(Tabelle I), dass sie als solche aber nicht imstande ist, die Instabilität der Provirustransmission
in Gegenwart komplexer β-LCR-Derivate,
wie HS2 + HS3 + HS4, zu verhindern.
-
Tabelle
I: Vergleich der Transmissions- und Expressionseigenschaften von β-Globin/LCR)-Retroviren
-
Es
wurde auch eine ausgedehntere Deletion von 774 bp im Intron 2 durchgeführt, und
zwar mit ähnlichen
Ergebnissen. Die Sequenz dieses neuen Introns, das über eine
Oligonucleotid-vermittelte Konstruktion konstruiert wurde, ist
CTGTGGGAGGAAGATAAGAGGGATGAACATGATTAGCAAAAGGGCCTAGCTTGGACGCGTCATCA AGGGTCCCATAGACTCAC
(dargestellt in komplementärer/reverser
Orientierung; Basen, die substituiert oder eingeführt wurden,
sind unterstrichen) (Sequence Listing ID No. 5).
-
Bei
einem weiteren Ansatz zur Stabilisierung der Provirustransmission
von retroviralen β-Globin/LCR-Vektoren
wurde eine ausgedehnte ortsgerichtete Mutagenese durchgeführt, um
andere komplementäre/reverse
potentielle SS- und PolyA-Signale zu eliminieren. Da Hinweise vorlagen,
dass die meisten Umlagerungen im transduzierten β-Globin-Gen erfolgten, wurde
auf potentielle SS-Stellen abgezielt, die im β-Globin-Gen selbst lokalisiert
waren, und die erste Phase der Mutagenese wurden auf 3'-SS begrenzt. Bei
diesem Prozess wurde darauf geachtet, keine bekannten cis-wirkenden
Merkmale und codierende Bereiche zu verändern. Demgemäß wurden
7 der 10 potentiellen C/R 3'-SS,
die im β-Globin-Gen
lokalisiert waren, über
Punktmutationen in AG zerstört,
wie in den 5a–5c gezeigt
ist. Im einzelnen wurden alle potentiellen 3'-SS, die eine oder zwei Fehlpaarung(en)
enthielten, mutiert. Außerdem
wurde eine Punktmutation in der Position 1704 des PolyA erzeugt,
wie in den 3a–3b gezeigt
ist, auf das eine starke stromabwärts liegende GT/T-Region folgt.
Insgesamt wurden in dieser ersten Phase der Mutagenese über ein
kompliziertes Konstruktionsverfahren aus mehreren Schritten, das
in der 4 beschrieben, ist 20 Punktmutationen
eingeführt.
-
Diese
zusätzlichen
Mutationen stellten die Stabilität
der Provirustransmission in Zelllinien und Knochenmarkstammzellen
wieder her, und sie beeinflussten die Expression des transduzierten β-Globin-Gens nicht.
Diese optimierten β-Globin/LCR-Retroviren
werden hier im Folgenden als [β-Globin/LCR]mut bezeichnet.
-
Um
die Provirustransmission bei einigen Konstrukten weiter zu stabilisieren,
wurde das BamH1-Xho1-Fragment von 340 bp von pZiNeoSV(X)1, das die
3'-SS des Moloney
MLV, die zur Erzeugung des subgenomischen „ENV"-Transkripts verwendet wurde, enthielt,
in einige Konstrukte eingeführt.
Dieses Fragment wirkte in Abhängigkeit
vom verwendeten Konstrukt entweder neutral, nützlich oder schädlich.
-
Stabilität der Provirustransmission
nach Infektion von Zelllinien und Knochenmarkstammzellen der Maus
-
Die
Provirustransmission von [β-Globin/LCR]mut-Viren wurde nach der Infektion von NIH-3T3-
und MEL-Zellen mit dem Überstand
von Produzenten, die mit diesen Konstrukten erzeugt worden waren,
getestet. Eine Southern-Blot-Analyse genomischer DNA aus infizierten
und mit G418 selektierten Zellen demonstrierte eine stabile Provirustransmission
mit allen Konstrukten, sogar in Gegenwart von [HS2 + HS3 + HS4]-Derivaten und
wenn die Infektion mit einem Pool von Produzenten durchgeführt wurde,
wie durch die 2B gezeigt wird. Es
wurde nur eine geringfügige
umgelagerte Komponente (weniger als 10%) in einem Pool infizierter
Zellen nachgewiesen, die mit Viren erzeugt wurden, die (HS2 + HS3
+ [4 × CP2
von HS4]) enthielten. Wenn unabhängige
Klone von Produzenten analysiert wurden, dann exprimierten die meisten
eine nicht-umgelagerte Form. Zum Nachweis von Mikroumlagerungen,
die möglicherweise
dieser Analyse entgangen sein konnten, wurde genomische DNA von
infizierten und mit G418 selektierten Zellen mit Sma1 verdaut, die
in beiden LTRs sowie zwischen den β-LCR-Derivaten und der internen
PGK/NeoR-Kassette lokalisiert ist. Die interne Sma1-Stelle war immer
konserviert, was das Fehlen einer Mikrodeletion in diesem Provirusbereich
bestätigte, wie
in der 2C gezeigt ist. Zwar haben
Novak et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87: 3386–3390 (1990)
und Chang et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 3107–3110 (1992)
berichtet, dass retrovirale β-Globin/LCR-Konstrukte
dazu neigen, nach multiplen Passagen der Produzenten weitere Umlagerungen
zu durchlaufen, aber es wurden keine derartigen Umlagerungen beobachtet,
sogar nach mehreren Wochen kontinuierlicher Kultivierung.
-
Um
die Stabilität
der mutierten Vektoren weiter zu überprüfen wurde eine intakte rechte
LTR in das [β-Globin/HS2/PGK]mut-Konstrukt eingeführt, und es wurde eine „Ping-Pong"-Infektion durch die zweiwöchige Kokultivierung
von amphotropen Ψcrip-
und ecotropen Ψcre-Produzenten durchgeführt. Es
wurde keine Umlagerung nach dieser Herausforderung beobachtet. Die
Verpackungszellen Ψcre
und Ψcrip
(Danos und Mulligan, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 6460–6464 (1988)),
die von Richard Mulligan (Whitehead Institute und MIT, Cambridge,
Massachusetts) zur Verfügung
gestellt worden waren, wurden bei 37°C in 5% CO2/95%
Luft in Dulbecco's
modified Eagle's
Medium (DMEM), das mit 10% Kälberserum,
100 IU/ml Penicillin und 100 μg/ml Streptomycin
supplementiert war, gezüchtet.
Plasmid-DNAs, die für
die Transfektion verwendet wurden, wurden mittels des Quiagen-Verfahrens
nach dem Protokoll, das vom Hersteller (Quiagen Inc., Chatsworth,
Kalifornien) mitgeliefert wurde, präpariert. Da selbst-inaktivierende
Vektoren verwendet wurden, wurden die Plasmid-DNAs nach der Linearisierung
des Plasmids außerhalb
der Provirusstruktur (Nde1-Stelle) mittels eines Calciumphosphat-Verfahrens
(5prime: 3prime Inc.) direkt in die Verpackungszellen transfiziert.
Nach der Selektion mit G418 (500 mg/ml der aktiven Fraktion) (Gibco,
BRL, Gaithersburg, Maryland) wurden Pools von Produzenten oder unabhängige Klone
von Produzenten isoliert und vermehrt. Im Falle von „Ping-Pong"-Experimenten unter
Verwendung von nicht-selbstinaktivierenden
Vektoren wurden Ψcre-
und Ψcrip-Produzenten gemischt
und 10 Tage lang kokultiviert. Produzentenzellen wurden direkt zur
Infektion über
eine Kokultivierung eingesetzt, oder es wurden Viren über eine
Filtration des Überstands
durch ein Millipore-Filter von 0,45 μm präpariert, wie es von Danos und
Mulligan, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 6460–6464 (1988) beschrieben worden war.
-
Die
mit diesen Vektoren erhaltenen Virustiter sind in der obigen Tabelle
I dargestellt. Um zu testen, ob die [β-Globin/LCR]mut-Vektoren
imstande sind, die korrekte Provirusstruktur auf hämatopoetische
Stammzellen zu übertragen,
wurden Knochenmarkzellen der Maus mit einem Pool von Produzenten
aus Spendermäusen, die
mit 5-Fluoruracil (5-FU) behandelt worden waren, infiziert. Es wurden
zwei Konstrukte ausgewählt:
[β-Globin/HS2/PGK]mut aufgrund des hohen Titers und [β-Globin/(HS2
+ HS3 + [4 × CP2
von HS4])/PGK]mut, da die geringfügige umgelagerte
Komponente, die für
dieses Konstrukt beobachtet worden war, eine Tendenz zur Instabilität anzeigen
und eine zusätzliche
Herausforderung darstellen könnte.
Ein „leerer" Zen-Vektor (Titer größer als
106/ml) (beschrieben von Fraser et al.,
Blood 76: 1071–1076
(1991)) wurde als Kontrolle verwendet. Das infizierte Knochenmark
wurde für
In-vitro-Klonogenitätsassays
ausplattiert, um die Wirksamkeit des Gentransfers abzuschätzen, oder
es wurde in letal bestrahlte syngene Mäuse transplantiert. Die Effizienz
des Gentransfers wurde über
den Vergleich der Zahl makroskopischer erythroider CFU-Mix-Kolonien
in Gegenwart und in Abwesenheit von G418 ermittelt.
-
Es
wurden Knochenmarkzellen aus erwachsenen männlichen (C57BL/6J × C3H/HeJ)F1-Mäusen isoliert, denen 4 Tage
vorher 5-FU (150 mg/kg) intravenös
injiziert worden war. Für
die Infektion wurden 6 × 106 Knochenmarkzellen zu 90% konfluenten, bestrahlten
(15 Gy Röntgenstrahlen),
virusproduzierenden Zellen in 100-mm-Petrischalen in α-Medium gegeben,
das 10% FKS, 5% KS (für
von Ψcre
stammende Produzenten von β-Globin-Viren)
oder 5% Serum von neugeborenen Kälbern
(für von
GP-E86 stammende Produzenten von JZenNeo-Viren), 5% konditioniertes Medium von
mit Kermesbeere-Mitogen stimulierten Milzzellen, 100 ng/ml murinen
Steel-Faktor (Immunex, Seattle, Washington) und 4 μg/ml PolybrenTM (Sigma, St. Louis, Missouri) enthielt.
Die Kokultivierung erfolgte über
zwei Tage, und zwar mit oder ohne Selektion (vor dem Test) in G418
(500 (aktive) μg/ml)
für einen
weiteren Tag. Die nicht-adhärenten
und die adhärenten
Zellen, die durch Trypsinieren gewonnen wurden, wurden für Tests
auf klonogene Vorläufer
oder für
die Transplantation in bestrahlte (9,5 Gy 137Cs)
Empfängermäuse vereinigt.
Die Empfänger
der Transplantate erhielten 2 × 106 vor der Infektion ermittelte Zelläquivalente
intravenös
appliziert, und drei Wochen später
wurden sie für
die Isolierung der DNA aus der Milz getötet. Für die Tests auf klonogene Vorläufer wurden
die Zellen in einer Dichte von 1,5 × 104 vor
der Infektion ermittelte Zelläquivalente
in 35-mm-Petrischalen
in 1,1 ml eines Kulturmediums ausplattiert, das 0,8% Methylcellulose,
30% FKS, 1% Rinderserumalbumin, 10–4 M β-Mercaptoethanol,
3 Einheiten/ml menschliches Erythropoietin, 2% konditioniertes Medium
von mit Kermesbeere-Mitogen stimulierten Milzzellen und 10% konditioniertes
Medium von mit Agar stimulierten humanen Leukozyten (Media Preparation
Service, Terry Fox Laboratory, Vancouver, Kanada) mit oder ohne
G418 (0,8 (aktive) μg/ml)
enthielt. Nach einer Inkubation für 18 Tage wurden makroskopisch
erythroide Kolonien unter Einsatz von Standardkriterien bewertet,
die bei Humphries et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78: 3629–3633 (1981)
beschrieben wurden. Die Platten wurden dann mit Phosphat-gepufferter
Saline (PBS) versehen, und die Zellen wurden mittels Zentrifugation
für eine
nachfolgende RNA-Isolierung und -Analyse gewonnen.
-
Die
Effizienz des Gentransfers wurde zu ungefähr 60% für den Zen-Vektor und zu ungefähr 40% für die [β-Globin/LCR]mut-Vektoren ermittelt. Die genomische DNA
aus den ganzen Milzen rekonstituierter Tiere wurde am Tag 13 nach
der Transplantation präpariert.
Eine anschließend
durchgeführte
Southern-Blot-Analyse zeigte, dass bei allen transplantierten Mäusen ein
Gentransfer in hämatopoetische
Stammzellen erhalten worden war, wie in der 2D gezeigt
ist. Die korrekte Provirustransmission ohne eine nachweisbare Umlagerung
wurde für
die drei Mäuse
beobachtet, die den [HS2/β-Globin/PGK]mut-Vektor erhalten hatten. Die beiden Mäuse, die
[β-Globin/(HS2
+ HS3 + [4 × CP2
von HS4])/PGK]mut erhalten hatten, zeigten
unterschiedliche Verhältnisse
der beiden Formen, wie nach einer Infektion von Zelllinien mit diesem
Virus beobachtet wurde. Dieser Unterschied bezüglich des Verhältnisses
ist basierend auf Ergebnissen, die von Lemischka et al., Cell 45:
917–927
(1986) und Fraser et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 1968–1972 (1992)
erhalten wurden, wahrscheinlich eine Konsequenz der Oligoklonalität der Knochenmarkrekonstitution
nach der Transplantation. Es wurde keine weitere umgelagerte Form
nachgewiesen.
-
Mutationen sind bezüglich der
Expression des transduzierten β-Globin-Gens
neutral
-
Als
nächstes
wurde bestimmt, ob die ausgedehnte Mutagenese für die Expression des β-Globin-Gens schädlich war.
RNA-Protection-Assays mit geeigneten Sonden zeigten, dass die mutierte
humane mRNA des β-Globins
in infizierten MEL-Zellen richtig initiiert und gespleißt wurde,
wie in der 6A gezeigt ist. Die mRNA des
mutierten humanen β-Globins
in Zellen, die aus In-vitro-Klonogenitätsassays nach der Infektion
von Knochenmarksstammzellen der Maus erhalten wurden, erschien ebenfalls
korrekt initiiert und gespleißt,
wie in der 6B gezeigt ist. Weiterhin
war das Ausmaß der
Expression des humanen β-Globin-Transgens
in DMSO-induzierten MEL-Zellen, die mit den [β-Globin/LCR]mut-Viren
infiziert worden waren, ähnlich
dem Ausmaß der
Genexpression, das mit nicht-mutierten β-Globin/LCR-Konstrukten, die
durch Elektroporation in MEL-Zellen eingeführt worden waren, wie in der 6A gezeigt ist.
-
Hohe und erythroide
Expression des transduzierten humanen β-Globin-Gens in infizierten
und DMSO-induzierten MEL-Zellen
-
Um
vorläufige
Informationen über
die Genexpression zu erhalten wurden linearisierte Plasmide, die verschiedene β-Globin/LCR-Inserts
im Kontext einer Provirusstruktur enthielten, in MEL-Zellen elektroporiert. Semiadhärente (APRT-)MEL-Zellen,
die von Paul-Henri Romeo (INSERM U91, Paris, Frankreich) zur Verfügung gestellt
worden waren, wurden bei 37°C
in 5% CO2/95% Luft in DMEM gezüchtet, das
mit 12% Pferdeserum, 4,5 μg/ml
Glucose, 2 mM Glutamin, 100 IU/ml Penicillin und 100 μg/ml Streptomycin
supplementiert war. Die Elektroporationen wurden mit ungefähr 107 MEL-Zellen/ml in DMEM und 20 μg der Plasmid-DNA, die mit Nde1
linearisiert worden war, unter Verwendung des Zellporators (BRL)
mit den folgenden Einstellungen durchgeführt: niedriger Widerstand,
Kapazitanz 1180 μF
und im Bereich von 250–350
V. Die Infektionen von MEL-Zellen wurden mit 3 ml filtriertem Überstand
von Virusproduzenten in Gegenwart von 8 μg/ml PolybrenTM (Sigma,
St. Louis, Missouri) wie oben beschrieben durchgeführt. Die
elektroporierten oder infizierten MEL-Zellen wurden anschließend in
Medium, das 500 μg/ml
(aktives) G418 enthielt, ausgesät.
Es wurden einzelne Kolonien oder Pools von resistenten Kolonien
isoliert und vermehrt. Die MEL-Zellen wurden bei 37°C in 5% CO2/95% Luft in DMEM, das mit 15% fötalem Kälberserum,
4,5 mg/ml Glucose, 2 mM Glutamin, 100 IU/ml Penicillin, 100 μg/ml Streptomycin
und 2% Dimethylsulfoxid (DMSO) (Sigma, St. Louis, Missouri) supplementiert war,
5 Tage induziert. Die Gesamt-RNA wurde mittels des RNAzol-B-Verfahrens
nach dem Protokoll extrahiert, das vom Hersteller mitgeliefert wurde
(Biotecx Laboratories Inc., Houston, Texas). Quantitative RNA-Protection-Assays
wurden mit gleichmäßig markierten
RNA-Sonden durchgeführt,
die in vitro mit SP6-Polymerase (Promega, Madison, Wisconsin) in
Gegenwart von [α-32P]UTP (Amersham, Arlington Heights, Illinois)
transkribiert worden waren. Eine für den Menschen spezifische
Sonde wurde von Tom Maniatis (Harvard University, Cambridge, Massachusetts)
bereit gestellt. Das spezifische geschützte Fragment ist 350 bp lang
und entspricht dem ersten und zweiten Exon der β-Globin-mRNA bis zur exonischen BamH1-Stelle.
Eine für
die Maus spezifische Sonde wurde so konstruiert, dass ein Fragment
von 145 bp, das dem ersten Exon der β-Globin-mRNA entspricht, geschützt ist.
Die ersten Exons der βmaj- und min-Globin-Gene
der Maus weisen stromabwärts
des „ATG" eine ausgedehnte
Homologie auf, aber sie weichen in ihrer Leader-Sequenz stark voneinander ab. Aufgrund
dieses Homologiemusters und der Bedingungen in unseren RNA-Protection-Assays
schützt die
für die
Maus spezifische Sonde auch ein Fragment von 115 bp der βmin-Globin-mRNA
der Maus. Der RNA-Protection-Assay wurde durchgeführt, wie
es bei Sambrook et al., Molecular cloning: a laboratory manual – 2. Ausgabe,
Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, New York
(1989) beschrieben wird, und zwar mit den folgenden Bedingungen:
10 μg Gesamt-RNA,
mehr als 5 × 105 cpm einer jeden Sonde in separaten Reaktionsansätzen, Hybridisierung
bei 52°C
für 16
Stunden in 40 mM PIPES, pH 6,4, 400 mM NaCl, 1 mM EDTA und 80% Formamid,
Verdau mit 20 μg/ml
RNase A (Sigma, St. Louis, Missouri) und 2 μg/ml RNase T1 (Sigma) für 30 Minuten
bei Raumtemperatur. Unter diesen Bedingungen werden keine raren
Fehlpaarungen wie diejenigen, die im mutierten humanen β-Globin-Gen
oder zwischen homologen Bereichen der βmaj-
und βmin-Globin-mRNA der Maus vorkommen, gefunden.
Radioaktive Banden, die den spezifischen geschützten Fragmenten entsprachen,
wurden mittels eines Phosphor-Imagers (Molecular Dynamics, Evry
Cedex, Frankreich) gescannt, und/oder es wurden Autoradiogramme
mit einem Ultrascan-Laserdensitometer
2202 (LKB Instruments Inc., Gaithersburg, Maryland) analysiert.
Die Verhältnisse
zwischen den mRNAs des humanen β-Globins
und des murinen β-Globins
wurden bezüglich
der Zahl der Uridin-Reste in jeder Sonde (Faktor 2,5) und auf einer
Pro-Gen-Basis korrigiert. Es wird zwar angenommen, dass das ursprüngliche
Isolat der aneuploiden semiadhärenten
(APRT-)MEL-Zellen pseudotetraploid ist (Chao et al., Cell 32: 483–493 (1983),
aber eine Southern-Blot-Analyse legt nahe, dass die in dieser Untersuchung
eingesetzten MEL-Zellen
eher pseudodiploid bezüglich
der endogenen β-Globin-Gene
der Maus sind. Es wurde deshalb eine Korrektur (Faktor 2) durchgeführt, um
dieses Verhältnis
zu berücksichtigen:
Durchschnitt von zwei βmaj- und zwei βmin-Globin-Genen und
nur ein Provirus pro Zelle. Globale Berechnungen wurden wie folgt
durchgeführt:
-
-
Es
wurden RNA-Protection-Assays und eine Southern-Blot-Analyse mit
einem Pool elektroporierter, mit G418 selektierter und DMSO-induzierter
MEL-Zellen durchgeführt.
Die Ergebnisse dieses Experiments legen nahe, dass Derivate von
[2 × HS2],
[HS2 + HS3] und (HS2 + [2 × HS3])
die Expression des β-Globin-Gens nicht über die
mit HS2 allein erhaltene erhöhen.
Im Gegensatz dazu erhöhte
offenbar der Zusatz von HS4-Derivaten zu HS2 und HS3 die Expression
des β-Globin-Gens
signifikant. Dementsprechend wurde die Infektionsstudie auf die
folgenden β-LCR-Kombinationen
beschränkt:
HS2, [HS2 + [(4 × 23
bp von HS2)], [HS2 + (4 × 23
bp von HS2) + HS3], [HS2 + HS3 + HS4] und [HS2 + HS3 + (4 × CP2 von
HS4)]. Diese verschiedenen β-LCR-Derivate
wurden in den mutierten Vektor eingeführt, der für eine stabile Provirustransmission
optimiert war. Ein Kontrollvektor, der den SV40-Enhancer ohne β-LCR enthielt,
wurde ebenfalls mitgeführt.
Die MEL-Zellen wurden mit dem Überstand
von Produzenten unter experimentellen Bedingungen infiziert, die
bis zu ein integriertes Provirus pro Zelle ergaben, und anschließend wurden
sie mit G418 selektiert. Pools infizierter und selektierter MEL-Zellen
mit wenigstens 102 Klonen wurden fünf Tage
lang mit DMSO induziert und anschließend bezüglich der Expression humaner β-Globin mRNA
und muriner β-Globin-mRNA mittels RNA-Protection-Assays
analysiert. Die Verhältnisse
zwischen der mRNA des transduzierten humanen β-Globins und des murinen β-Globins
wurden auf einer Pro-Gen-Basis berechnet, wobei entsprechende Korrekturen
vorgenommen wurden. Die Korrekturen wurden bezüglich der spezifischen Aktivität der Sonden
durchgeführt
und auf der Basis, dass die aneuploiden MEL-Zellen bezüglich der
endogenen Gene des murinen β-Globins
pseudodiploid erscheinen, während
sie nach der Infektion und der Selektion mit G418 nur eine Kopie
des integrierten Provirus pro Zelle enthalten. Die Zelltypspezifität der Expression
wurde über
eine Infektion von NIH-3T3-Zellen verifiziert: Es wurde keine Expression
des transduzierten β-Globin-Gens
nachgewiesen. Auch war die Expression des transduzierten humanen β-Globin-Gens in nicht-induzierten
MEL-Zellen niedrig. Die mit den verschiedenen Konstrukten erhaltenen
Ergebnisse sind in der 6A und der
Tabelle I dargestellt.
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Eine
weitere Auswirkung der Mono- oder Oligoklonalität der Knochenmarkrekonstitutionen
hinsichtlich von Protokollen zur Gentherapie ist die Notwendigkeit,
Empfängern
nur transduzierte THSC zu verpflanzen, so dass eine vollständige und
anhaltende Rekonstitution mit infizierten Zellen bei 100% der transplantierten Individuen
erreicht wird. Da ein signifikanter Anteil der THSC sogar mit retroviralen
Vektoren mit hohem Titer nicht infiziert wird, wie von Lemischka
et al., Cell 45: 917–927
(1986), Dzierzak et al., Nature 331: 35–41 (1988), Karlsson et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 6062–6066 (1988), Bender et al.,
Mol. Cell. Biol. 9: 1426–1434 (1984)
und Fraser et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 1968–1972 (1991)
berichtet wurde, kann es deshalb wünschenswert sein, vor der Transplantation
einen Schritt zur Selektion der infizierten Knochenmarkzellen einzufügen. Unglücklicherweise
wird davon ausgegangen, dass Enhancer/Promotoren, die NeoR regulieren
(z. B. LTR, SV40), in THSC reprimiert sind, wie es für andere
Stammzellen beobachtet wird, beispielsweise embryonale Stammzellen
(ES-Zellen), wie von Hawley et al., Plasmid 22: 120–131 (1989)
berichtet wurde. Demgemäß wurden
interne Enhancer/Promotoren, die in ES-Zellen nicht reprimiert sind,
in die [β-Globin/LCR]mut-Vektoren insertiert, um NeoR zu regulieren.
Zu diesen Enhancern/Promotoren gehören der F441-Polyoma (F441
Py) Enhancer/Thymidinkinase (TK) Promotor und der murine Phosphoglyceratkinase-1 (PGK)
Promotor. Außerdem
wurde bei einigen Konstrukten die Leader-Sequenz des Tabakmosaikvirus
(TMV), die ein wirkungsvoller Enhancer der Translation ist (Gallie
et al., Nucleic Acids Res. 15: 3257–3273 (1987)) eingefügt.
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Es
wurden die Titer dieser unterschiedlichen Vektoren nach der Selektion
infizierter 3T3-Zellen
mit G418 verglichen. NIH-3T3-Zellen, die von Jane-Jane Chen (Harvard-MIT
HST, MIT, Cambridge, Massachusetts) zur Verfügung gestellt worden waren,
wurden bei 37°C
in 5% CO2/95% Luft in DMEM kultiviert, das
mit 10% Kälberserum,
100 IU/ml Penicillin und 100 μg/ml
Streptomycin supplementiert war. Die NIH-3T3-Zellen wurden mit verschiedenen
Verdünnungen
des filtrierten Virusüberstands
in Gegenwart von 8 μg/ml
PolybrenTM (Sigma, St. Louis, Missouri)
infiziert, wie es von Danos und Mulligan, Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 85: 6460–6464 (1988)
beschrieben wurde. Die Zellen wurden anschließend in Medium ausgesät, das 500 μg/ml (aktives) G418
enthielt. Es wurden die resistenten Kolonien gezählt, und die Titer wurden mittels
Standardberechnungen, wie sie früher
beschrieben wurden (Danos und Mulligan, siehe oben, 1988), bestimmt.
Die Provirustransmission wurde über
eine Southern-Blot-Analyse
getestet (Sambrook et al., Molecular cloning: a laboratory manual,
2. Ausgabe, Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor,
New York, 1989), und zwar mit NeoR- und β-Globin-spezifischen Sonden
und entsprechenden Kontrollen.
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Es
zeigte sich, dass die Titer für
SV40, F441 PY/TK und F441 Py/TK/TMV ähnlich waren. Im Gegensatz
dazu erhöhte
PGK den Virustiter mehr als 5-fach gegenüber der ersten Gruppe (Tabelle
I). Da diese heterologen Enhancer in [β-Globin/LCR]mut-Vektoren
in unmittelbarer Nähe
zu LCR-Derivaten angeordnet sind, wurde auch der mögliche Einfluss,
der von diesen heterologen Enhancern auf die β-LCR-Derivate bezüglich der
Transkription des transduzierten β-Globin-Gens
ausgeübt
wird, untersucht. Die Ergebnisse dieses Experiments zeigen, dass
heterologe Enhancer für
die Expression des β-Globins
nicht neutral sind, wenn sie mit HS2 verknüpft sind. Das globale Ausmaß der Verstärkung, die
durch die Kombination [HS2 + heterologe Enhancer] bereit gestellt
wird, steigt in der folgenden Reihenfolge an: SV40, PGK und F441
Py/TK (6C und Tabelle I).
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Die β-Globin-Expression ist teilweise
unabhängig
vom Ort der chromosomalen Integration
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Da
eine Mono- oder Oligoklonalität
häufig
in langfristig rekonstituierten hämatopoetischen Systemen beobachtet
wird (Lemischka et al., Cell 45: 917–927 (1986), Fraser et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 1968–1972 (1991)) ist es essentiell,
eine Expression des transduzierten β-Globin-Gens zu erhalten, die
relativ unabhängig
vom Ort der chromosomalen Integration ist, so dass eine konsistente
und anhaltende Expression des β-Globin-Gens
erreicht wird. Grosveld et al., Cell 51: 975–985 (1987), Collis et al.,
EMBO J. 9: 233–240 (1990),
Philipsen et al., EMBO J. 9: 2159–2167 (1990), Talbot et al.,
EMBO J. 9: 2169–2178
(1990) und Pruzina et al., Nucleic Acids Res. 19: 1416–1419 (1991)
haben berichtet, dass alle HS-Stellen, einzeln oder assoziiert, imstande
sind, in MEL-Zellen und in transgenen Mäusen eine Unabhängigkeit
von der Position zu bewirken, obwohl auch eine unvollständige Unabhängigkeit
von der Position von Curtin et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 86:
7082–7086
(1989), Forrester et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 86: 5439–5443 (1989),
Ryan et al., Genes Dev. 3: 314–323
(1989) und Novak et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 98: 3386–3390 (1990)
berichtet wurde. Deshalb wurde die Variabilität der Expression der β-Globin-mRNA
in sechs unabhängigen
MEL-Zellklonen nach der Infektion und der Selektion mit G418 getestet.
[β-Globin/HS2/PGK]mut stand im Mittelpunkt der Untersuchung,
und zwar aufgrund der Annahme, dass die Unabhängigkeit von der Position durch
zusätzliche HS-Fragmente
erhöht
würde,
wenn sie mit einer isolierten HS-Stelle beobachtet wurde.
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Es
wurde keine vollständige
Unabhängigkeit
von der Position beobachtet, aber die Variation scheint relativ
mäßig zu sein,
wie durch die
6D und die Tabelle II
gezeigt wird. Tabelle
II: Variabilität
der Expression des transduzierten humanen β-Globin-Gens in unabhängigen MEL-Zellklonen,
die mit β-Globin/HS2/PGK
infiziert wurden
Unabhängige
Klone nach der Infektion und der Selektion mit G418; Werte korrigiert
bezüglich
der spezifischen Aktivitäten
der Sonden und einer Pro-Gen-Basis (eine Proviruskopie pro Zelle
in pseudodiploiden MEL-Zellen)
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Behandlung von β-Globin-Erkrankungen über einen
Gentransfer
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Der
hier beschriebene retrovirale Vektor ist für die Behandlung von β-Globin-Erkrankungen, wie
von β-Thalassämien und
der Sichelzellanämie, über einen
Gentransfer nützlich.
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Der
Gentransfer wird über
die Infektion autologer totipotenter hämatopoetischer Stammzellen
(THSC) mit dem retroviralen Vektor mittels Verfahren, die Fachleuten
auf diesem Gebiet bekannt sind, erreicht.
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Für Fachleute
auf diesem Gebiet werden Modifikationen und Variationen der vorliegenden
Erfindung sowie retrovirale Vektoren für die Transduktion von Derivaten
des humanen β-Globin-Gens
und der β-Locus-Kontrollregion
anhand der obigen detaillierten Beschreibung offensichtlich sein.
Derartige Modifikationen und Variationen sollen im Umfang der beigefügten Ansprüche mit
eingeschlossen sein.
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