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Hintergrund der Erfindung
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Der
Erfolg von Gentherapie-Techniken hängt in hohem Maße von der
Fähigkeit
ab, eine Kombination aus einer stabilen Integration in die Chromosomen
und einer hoch effizienten regulierten Expression der transferierten
Gene auf für
den Menschen sichere Weise zu erzielen. Mit vielen der derzeitigen Techniken
lässt sich
mit großen
DNA-Fragmenten in vitro und in vivo eine wirksame vorübergehende Transfektion
von Zellen durchführen.
Die nachfolgende Integration in die Chromosomen ist jedoch sehr
ineffizient. Um die geringen Integrationsgrade zu umgehen, können retrovirale
Vektoren eingesetzt werden, welche sich sehr wirksam in empfängliche
Zellen integrieren.
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Während rekombinante
retrovirale Vektoren die Integration eines Transgens in das Genom
von Wirtszellen gestatten, können
die meisten Retroviren nur sich teilende Zellen transduzieren, was
ihre Verwendung für
einen Gentransfer in vivo auf nicht proliferierende Zellen wie z.B.
Hepatozyten, Muskelfasern, hämopoetische
Stammzellen und Neuronen einschränkt.
Sich nicht teilende Zellen stellen im Körper den vorwiegenden langlebigen
Zelltyp dar und sind die am meisten gewünschten Ziele für einen Gentransfer,
einschließlich
Leber, Muskel und Hirn. Selbst Ausführungen, bei denen die Transduktion von
hämopoetischen
Stammzellen versucht wird, erfordern anspruchsvolle ex vivo-Techniken, um in
diesen Zellen vor einer Infektion eine Zellteilung auszulösen.
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Ein
Weg, dieses Hindernis zu umgehen, besteht darin, an Stelle konventioneller
retroviraler Vektoren lentivirale Vektoren zu verwenden. Lentiviren sind
komplexe Retroviren, die sich auf Grund ihres höheren Komplexitätsgrades
in das Genom von nicht proliferierenden Zellen integrieren und wie
während einer
latenten Infektion deren Lebenszyklen modulieren können. Diese
Viren umfassen HIV-1, HIV-2 und SIV. Wie andere Retroviren verfügen Lentiviren über gag-,
pol- und env-Gene, die von zwei langen endständigen Sequenzwiederholungen
(LTR) flankiert werden. Jedes dieser Gene codiert multiple Proteine, welche
am Anfang als ein Vorläufer-Polyprotein
exprimiert werden. Das gag-Gen codiert die inneren Strukturproteine
(Matrix, Capsid und Nucleocapsid). Das pol-Gen codiert die durch
RNA gelenkte DNA-Polymerase (reverse Transkriptase, Integrase und
Protease). Das env-Gen codiert die viralen Hüll-Glykoproteine und enthält zusätzlich ein
für den Kern-Export
von viraler RNA verantwortliches cis-acting Element (RRE). Die 5'- und 3'-LTRs dienen der Promotion
von Transkription und Polyadenylierung der Virion-RNAs. Die LTR
enthält
alle anderen für
die virale Replikation benötigten
cis-acting Sequenzen. Neben der 5'-LTR befinden sich Sequenzen, welche für die reverse
Transkription des Genoms (Bindungsstelle für den tRNA-Primer) und für eine effiziente
Enkapsidierung der viralen RNA in Partikel benötigt werden (die psi-Stelle).
Falls in dem viralen Genom die für
die Enkapsidierung (oder Verpackung von retroviraler RNA in infektiöse Virionen)
benötigten
Sequenzen fehlen, ist das Ergebnis ein cis-Defekt, welcher eine
Enkapsidierung von genomischer RNA verhindert. Die erhaltene Mutante
ist jedoch immer noch in der Lage, die Synthese aller Virion-Proteine
zu dirigieren. Ein zusammenfassender Überblick zu Lentiviren wie
HIV ist z.B. in Field's
Virology (Raven Publishers), Hrg. B.N. Fields et al., ©1996
enthalten.
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Zusätzlich zu
gag, pol und env weisen Lentiviren, anders als andere Retroviren,
verschiedene "akzessorischen" Gene mit einer Regulator-
und Strukturfunktion auf. Speziell verfügt HIV-1 über mindestens sechs solcher
Gene, nämlich
Vif, Vpr, Tat, Rev, Vpu und Nef. Das nahe verwandte HIV-2 codiert nicht
für Vpu,
es codiert aber für
ein anderes nicht verwandtes Protein Vpx, das in HIV-1 nicht gefunden wurde.
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Das
Vpr-Gen codiert ein Protein von 14 kD (96 Aminosäuren) (Myers et al. (1993)
Human Retroviruses and AIDS, Los Alamos National Laboratory, (N.M.).
Das offene Leseraster von Vpr kommt auch in den meisten HIV-2- und
SIV-Isolaten vor. Ein Vergleich der Aminosäuren zwischen HIV-2-Vpr und HIV-2-Vpx
zeigt Bereiche großer
Homologie, was nahe legt, dass das Vpx durch Verdopplung des Vpr-Gens
entstanden sein könnte
(Myers et al. (1993), supra). Vpr und Vpx kommen in reifen Viruspartikeln
in mehrfachen Kopien vor und es ist gezeigt worden, dass sie sich
an das p6-Protein binden, das einen Teil des von gag codierten Vorläufer-Polyproteins
darstellt, welches beim Aufbau der Viren eine Rolle spielt (
WO 96/07741 ;
WO 96/32494 ). Somit erfolgt der Einbau
von Vpr und Vpx in Viruspartikel über die Wechselwirkung mit
p6 (Lavallee et al. (1994) J. Virol. 68: 1926–1934 und Wu et alo. (1994)
J. Virol. 68: 6161). Es ist ferner gezeigt worden, dass Vpr sich
besonders mit dem carboxyendständigen
Abschnitt von p6 verbindet. Die genaue Rolle von Vpr und Vpx muss
jedoch noch eindeutig bestimmt werden, die bis heute gewonnenen
Daten legen jedoch nahe, dass diese Proteine im Frühstadium
einer Infektion eine Rolle spielen. Es ist auch gezeigt worden,
dass Vpr und Vpx, welche bezüglich
des HIV-Genoms in
trans expimiert werden, eingesetzt werden können, um mit dem HIV-Virus
heterologe Proteine anzusteuern (
WO 96/07741 ;
WO 96/32494 ). Eine Beschreibung
der Struktur und Funktion von Vpr und Vpx einschließlich der
vollständigen
Nucleotid- und Aminosäuresequenzen
dieser Proteine sowie ihrer Bindungsdomänen stehen auch sowohl in
WO 96/07741 als auch in Zhao
et al. (1994) J. Biol. Chem. 269(22): 1577 (Vpr); Mahalingham et
al. (1995) Virology 207: 297 (Vpr) und Hu et al. (1989) Virology
173: 624) (Vpx). Andere relevante Schriften zu Vpr sind z.B. Kondo
et al. (1995) J. Virol. 69: 2759; Lavallee et al. (1994) J. Virol.
68: 1926 und Levy et al. (1993) Cell 72: 541). Andere relevante
Schriften zu Vpx sind z.B. Wu et al. (1994) J. Virol. 68: 6161.
Alle der obigen Schriften werden hiermit als Referenz eingeführt.
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Angesichts
der Vorteile, die in der Gentherapie mit retroviralen Vektoren,
insbesondere mit Lentiviren verbunden sind, welche in der Lage sind,
sich nicht teilende Zelle zu infizieren, wären verbesserte Verfahren zur
Erzeugung von reinen Vorräten
an einem rekombinanten Virus, welche frei von einem replikations-kompetenten
Helfervirus sind, im Stand der Technik von großem Wert. Im Allgemeinen werden
rekombinante Retroviren gewonnen, indem ein geeigneter proviraler
DNA-Vektor in Säugerzellen ("Verpackungszellen") eingeführt wird,
welche die für eine
Enkapsidierung der gewünschten
rekombinanten RNA benötigten
viralen Proteine produzieren, denen aber das Signal für die Verpackung
von viraler RNA (Ψ-Sequenz)
fehlt. Während
die erforderlichen gag-, pol- und env-Gene des Retrovirus intakt
sind, wird somit von diesen Verpackungslinien kein Wildtyp-Helfervirus
freigesetzt. Werden die Zellen jedoch mit einem getrennten Vektor
transfiziert, der die für das
Verpacken benötigte Ψ-Sequenz
enthält,
kann durch Rekombination ein Wildtyp-Helfervirus entstehen (Mann
et al. (1983) Cell 33: 153). Dies stellt, insbesondere im Falle
von Lentiviren wie HIV, eine Hauptgefahr dar.
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Die
derzeitigen Ansätze
zur Verhinderung von Sicherheitsgefahren, die mit einer Rekombination
einhergehen, welche zur Erzeugung eines rekombinations-kompetenten
Helfervirus führt,
umfassen die Ausführung
zusätzlicher
Mutationen (z.B. LTR-Deletionen)
in den zur Erzeugung von Verpackungs-Zelllinien eingesetzten viralen
Konstrukten sowie die Abtrennung der viralen Gene, welche für die Produktion
von Virionen auf gesonderte Plasmide notwendig sind. Es wurde beispielsweise
vor kurzem gezeigt, dass das rekombinante murine Moloney-Leukämie-Virus
(MuLV), das frei von einem nachweisbaren Helfervirus ist, erzeugt
werden kann, wenn in den Verpackungszellen das gag- und das pol-Gen
von dem env-Gen abgetrennt werden (Markowitzet al. (1988) J. Virol.
62(4): 1120). Diese Verpackungszellen enthielten zwei getrennte
Plasmide, welche zusammen die für
die Virion-Produktion benötigten
viralen Proteine codierten, was die Wahrscheinlichkeit verringerte,
dass Rekombinationsereignisse, welche für die Erzeugung eines intakten Retrovirus
notwendig sind (d.h. zwischen drei Plasmid-Vektoren), auftreten
würden,
wenn mit einem das Ψ-Verpackungssignal
enthaltenden dritten Vektor cotransfiziert wird.
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Zusätzliche
Verfahren zur Herstellung von sichereren Verpackungs-Zelllinien
für Retroviren,
insbesondere von Verpackungs-Zelllinien für Lentiviren, welche ein rekombinantes
Retrovirus erzeugen, jedoch nicht selbst entweder ein nachweisbares
Helfervirus hervorbringen oder virale Gene transferieren, würden in
der Gentherapie beim Menschen von großem Wert sein.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt neue Verpackungs-Zelllinien zur Verfügung, welche
ein rekombinantes Retrovirus produzieren, das frei von einem nachweisbaren
Helfer-Virus ist. Die von den Zelllinien der Erfindung produzierten
Retroviren umfassen Lentiviren wie HIV, die in der Lage sind, heterologe DNA
auf ein breites Spektrum von sich nicht teilenden Zellen zu transferieren.
Neben anderen Vorteilen bieten die Verpackungszellen den Vorteil
einer größeren Sicherheit,
wenn sie in der Gentherapie beim Menschen eingesetzt werden, indem
sie praktisch die Möglichkeit
einer molekularen Rekombination ausschalten, welche zur Produktion
eines replikations-kompetenten Helfervirus führt.
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In
einer Ausführungsform
sieht die Erfindung eine retrovirale Verpackungs-Zelllinie vor,
welche zumindest drei getrennte Expressionsvektoren enthält, die
zusammen gag-, pol- und
env-Polyproteine codieren und bei welchen, anders als bei anderen
Verpackungs-Zelllinien,
die gag- und pol-Gene zumindest teilweise auf unterschiedliche Vektoren
verteilt sind, um die Wahrscheinlichkeit einer zur Produktion eines
replikations-kompetenten
Helfervirus führenden
Rekombination mit anderen retroviralen Vektoren in der Zelle zu
verringern. Der erste als pgag^pol bezeichnete Vektor codiert das
vollständige
gag-Polyprotein (welches die virale Matrix, das Capsid und Nucleocapsid-Proteine
wie p17, p24, p9 und p6 enthält)
und codiert in bestimmten Ausführungsformen auch
einen Teil des pol-Polyproteins (welches virale Poloymerase-Proteine
wie die Protease, die reverse Transkriptase und die Integrase enthält). In
einer Ausführungsform
umfasst der zusammen mit gag im ersten Vektor codierte Anteil von
pol das Protease-Protein (PR). In den meisten lentiviralen Genomen
wird PR von einem pol-Abschnitt codiert, der mit gag überlappt
(siehe 5). In dieser Ausführungsform codiert der erste
Vektor daher gag und den Abschnitt von pol, der im lentiviralen
Genom (z.B. von HIV) mit gag überlappt.
Andere überlappende
oder nicht überlappende
Abschnitte von pol können
auch mit gag auf dem ersten Vektor enthalten sein. In einer anderen
Ausführungsform
jedoch sind gag und pol vollständig
voneinander getrennt, so dass der erste Vektor alles gag und keinen
Anteil von pol codiert.
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Der
zweite als pVpr-RTIN bezeichnete Vektor ergänzt den ersten Vektor pgag^pol,
indem er den (die) restlichen Abschnitt(e) des nicht von pgag^pol codierten
Polyproteins codiert. Das pol-Protein umfasst eine Protease (PR),
eine reverse Transkriptase (RT) und eine Integrase (IN). In dem
Falle, wenn pgag^pol die PR codiert, codiert somit der zweite Vektor
vorzugsweise die RT und die IN. Zusätzlich codiert der zweite Vektor
ein Targeting-Protein, welches die codierten pol-Proteine (z.B.
RT und IN) zu auf der Innenseite der Plasmamembran sich zusammensetzenden
Virionen lenkt. Normalerweise wird pol über gag zu den sich zusammensetzenden
Virionen gelenkt, da sie zusammen als ein großes gag-pol-Vorläufer-Polyprotein
(z.B. Pr160gag-pol) exprimiert werden. In
den Vektoren der vorliegenden Erfindung jedoch sind gag und mindestens
ein Teil von pol auf verschiedene Vektoren verteilt. Somit wird
in der Erfindung ein Mittel verwendet, das den vom zweiten Vektor
codierten pol-Abschnitt zu sich zusammensetzenden Virionen lenkt.
Das Targeting-Mittel (z.B. ein Protein oder Peptid) wird vorzugsweise
im Leseraster mit dem pol-Abschnitt codiert, so dass der Vektor als
ein einzelnes Fusionsprotein exprimiert wird.
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Jedes
geeignete Targeting-Mittel, welches sich an eine Komponente von
sich zusammensetzenden retroviralen Virionen (z.B. lentivirale gag-Proteine)
bindet, kann vom zweiten Vektor codiert werden (z.B. zusammen mit
einem pol-Abschnitt). Geeignete Targeting-Mittel sind z.B. Antikörper, Fragmente
von Antikörpern,
Proteine und Peptide. In einer Ausführungsform ist das Targeting-Protein
entweder Vpr oder Vpx, einschließlich der Fragmente und Mutanten
derselben, welche sich an das gag-Protein p6 binden. Somit codiert
in einer Ausführungsform
der zweite Vektor ein Vpr- oder Vpx-Fusionsprotein, welches Vpr
oder Vpx (oder Peptide, Mutanten oder Varianten derselben) sowie
einen Abschnitt von pol enthält,
wobei der pol-Abschnitt vorzugsweise RT und IN umfasst. Innerhalb
dieses Fusions-Konstrukts befindet sich vor RT und IN vorzugsweise
eine Protease-Spaltstelle, so dass sie von der PR gespalten und
aktiviert werden, wenn sie sich mit den sich zusammensetzenden Virionen
erst einmal zusammengeschlossen haben.
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Der
als pENV bezeichnete dritte Vektor codiert ein virales env, welches
ein oder mehrere Hüllproteine
für die
vom ersten und zweiten Vektor codierten Viruspartikel zur Verfügung stellt.
In einer Ausführungsform
stammt das virale env von einem Lentivirus wie z.B. HIV, SIV, FIV,
EIV (z.B. gp120 und gp41). In einer anderen Ausführungsform stammt das virale
env von VSV (z.B. das VSV-G-Glycoprotein, welches die von dem ersten
und zweiten Vektor codierten rekombinanten Retrovirus-Partikel pseudotypisiert).
In noch einer anderen Ausführungsform stammt
das virale env von einem Retrovirus des Typs C, wie z.B. MoMuLV,
HaMuSV, MuMTV, GaLV und RSV.
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Die
oben beschriebenen ersten, zweiten und dritten Vektoren werden in
geeignete Verpackungszellen wie z.B. die humanen Nierenzellen 293T
cotransfiziert, um die neuen Verpackungs-Zelllinien der Erfindung
zu produzieren. Wenn sie mit einem vierten Vektor cotransfiziert
werden, der die notwendigen Ψ-
und LTR-Sequenzen für
das Verpacken von RNA in Viruspartikel enthält, produzieren die Zellen
ein rekombinantes helferfreies Retrovirus. Entsprechend stellt die
Erfindung in einer anderen Ausführungsform eine
Produktions-Zelllinie zur Verfügung,
welche einen als pΨ bezeichneten
vierten Vektor enthält
(zusammen mit dem ersten, zweiten und dritten Vektor). Der vierte
Vektor umfasst ein retrovirales Verpackungssignal (Ψ), vorzugsweise
zusammen mit einem ausgesuchten Transgen, das von langen endständigen Wiederholungssequenzen
(LTRs) flankiert wird. Jeder der ersten, zweiten, dritten oder vierten Vektoren
kann auch ein RNA-Export-Element,
wie z.B. das HIV RRE, und/oder ein Marker-Gen enthalten, welche
den Nachweis von positiven Zelltransformanten sowie eines unerwünschten
Helfervirus ermöglichen.
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In
einer anderen Ausführungsform
stellt die Erfindung ein Verfahren zur Gewinnung einer Verpackungs-Zelllinie
zur Verfügung,
die zur Erzeugung eines rekombinanten, helferfreien Retrovirus befähigt ist.
Das Verfahren umfasst die Transfektion einer geeigneten Wirtszelle
mit, wie jeweils oben beschrieben, einem ersten Vektor, der ein
retrovirales gag-Polyprotein (in bestimmten Ausführungsformen) zusammen mit
einem Abschnitt eines retroviralen pol-Proteins codiert, einem zweiten
Vektor, der den Rest des retroviralen pol-Polyproteins codiert,
welcher nicht von dem an ein Vpr- oder Vpx-Protein fusionierten ersten
Vektor codiert wird, und einem dritten Vektor, der ein virales env-Protein codiert.
Die ersten, zweiten und dritten Vektoren enthalten jeweils einen
Promotor, der funktionsfähig
an ein Gen gebunden ist, welches das gag-Polyprotein, das pol-Polyprotein, das
Vpr-Protein, das Vpx-Protein oder das env-Protein codiert. In einer
Ausführungsform
ist der Promotor ein induzierbarer Promotor, der in den Verpackungszellen
eine selektive Expression des gag-Polyproteins, des pol-Polyproteins,
des Vpr-Proteins, des Vpx-Proteins oder des env-Proteins gestattet.
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In
noch einer anderen Ausführungsform
stellt die Erfindung ein Verfahren zur Gewinnung eines rekombinanten
Retrovirus zur Verfügung,
indem eine Wirtszelle cotransfiziert wird mit einem ersten Vektor, der
ein retrovirales gag-Gen und (in bestimmten Ausführungsformen) einen Abschnitt
eines retroviralen pol-Gens umfasst, wobei beide funktionsfähig an einen
Promotor gebunden sind; mit einem zweiten Vektor, der den nicht
im ersten Vektor enthaltenen ganzen restlichen Abschnitt des retroviralen
pol-Gens sowie ein Gen umfasst, das ein Vpr- oder ein Vpx-Protein
ganz oder nur einen Abschnitt davon codiert, wobei die Gene funktionsfähig an einen
Promotor gebunden sind und als ein einzelnes Fusionsprotein exprimiert
werden; mit einem dritten Vektor, der ein virales env-Gen umfasst; und
mit einem vierten Vektor, der ein virales Verpackungssignal, eine
virale lange endständige
Wiederholung (LTR) und vorzugsweise ein Transgen umfasst, wie sie
alle jeweils oben beschrieben wurden. Nach der Cotransfektion des ersten,
zweiten, dritten und vierten Vektors in geeignete Zellen kann das
Virus wieder aus dem Zellkulturmedium gewonnen werden.
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Die
Verpackungs-Zelllinien der Erfindung und die von diesen Zelllinien
produzierten rekombinanten Retroviren (z.B. HIV und SIV) können dazu verwendet
werden, um auf sichere und effiziente Weise heterologe Nucleinsäuren (z.B.
therapeutische Transgene) an sich teilende und sich nicht teilende
Zellen zu liefern. Sie können
z.B. eingesetzt werden, um Zielzellen mit einer gewünschten
DNA in vitro zu transformieren. Zusätzlich lassen sie sich in vivo
einsetzen, um therapeutische Gene an Zellen zu liefern (z.B. in
Verfahren der Gentherapie beim Menschen), ohne die Gefahr einer
Rekombination, die zu dem produzierenden replikations-kompetenten
Helfervirus führt.
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Kurze Beschreibung der Figuren
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1 zeigt
eine Karte des Plasmids pgag^pol, welches in der Verpackungs-Zelllinie der Erfindung
verwendet wurde. Das Plasmid enthält upstream zu einem HIV-gag und einem mutierten pol-Gen
den CMV-Promotor. Das pol-Gen ist mutiert (z.B. durch Deletion oder
ortsgerichtete Mutagenese, um die codierende Sequenz zu verändern),
um die Expression von mindestens einem Abschnitt des pol-Polyproteins,
vorzugsweise der reversen Transkriptase (RT) und der Integrase (IN),
zu verhindern. Vorzugsweise ist auch pol mutiert, um die Expression von
akzessorischen Genen zu verhindern.
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2 zeigt
eine Karte des Plasmids pVpr-RTIN, welches in der Verpackungs-Zelllinie der Erfindung
verwendet wurde. Das Plasmid enthält den induzierbaren RSV-LTR-Promotor upstream
zu einem Vpr-Fusionsgen, welches Vpr und mindestens einen Abschnitt
von HIV pol codiert, das in dem Plasmid pgag^pol mutiert ist. Somit
ergänzt
das pVpr-RTIN die mutierte, pgag^pol codierende Sequenz im pgag^pol.
Vorzugsweise codiert pVpr-RTIN sowohl ein Fusionsprotein, das Vpr
enthält,
gefolgt von einer Protease-Spaltstelle
unmittelbar upstream von RT und IN, als auch das HIV-RNA-Export-Element RRE,
das so platziert ist, dass es zusammen mit Vpr, RT und IN transkribiert
wird, wie dies alles ich 2 gezeigt wird.
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3 zeigt
eine Karte der in der Verpackungs-Zelllinie der Erfindung verwendeten
Plasmide pENV und pΨ.
Das Plasmid pENV enthält upstream
von einem Gen, welches das VSVg-Glykoprotein codiert, den induzierbaren
RSV-LTR-Promotor. Dieses Plasmid stellt ein pseudotypisiertes Hüllprotein
für das
rekombinante Retrovirus zur Verfügung.
Das Plasmid pΨ enthält, von
5' nach 3', eine 5'-LTR, das HIV-Verpackungssignal
(Ψ), ein mRNA-Export-Element
(RRE von HIV), den CMV-Promotor, ein Markergen (GFP) und eine 3'-LTR. Die 5'-LTR (links) ist
vorzugsweise eine Hybrid-LTR,
welche in Kombination mit Abschnitten einer MuLV-LTR oder des CMV-Promotors minimale HIV-LTR-Sequenzen
enthält.
Die 3'-LTR (rechts)
ist ebenfalls vorzugsweise ein Hybrid-Promotor, welcher in Kombination
mit einer nicht-lentiviralen PolyA-Sequenz (z.B. aus dem β-Globin-Gen
des Kaninchens) minimale HIV-LTR-Sequenzen
enthält.
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4 zeigt
die Molekülstruktur
des HIV-Virus mit den env-Proteinen (gp41 und gp120), den gag-Proteinen
(p7/p9, p17 und p24) und den pol-Proteinen (IN, RT).
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5 zeigt
eine Karte des Genoms von HIV-1 mit der 5'-LTR, gag, pol, env, der 3'-LTR und den akzessorischen
Genen.
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Genaue Beschreibung der Erfindung
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Anders
als andere retrovirale Verpackungs-Zelllinien enthalten die von
der vorliegenden Erfindung zur Verfügung gestellten Zelllinien
getrennte Expressionsvektoren, welche zumindest Abschnitte der gag-,
pol- und env-Polyproteine codieren. Durch die Aufteilung von allen
oder von Abschnitten der gag-, pol- und env-Gene auf drei getrennte
Plasmide wird das Risiko einer molekularen Rekombination in den
Verpackungszellen zur Produktion eines replikations-kompetenten
Hefervirus praktisch ausgeschaltet. Außer dem Vorteil, dass eine
stabile Genom-Integration der DNA in einem breiten Spektrum von
sich teilenden und nicht teilenden Zellen ermöglicht wird, sind die retroviralen
Verpackungszellen der Erfindung folglich für einen Einsatz in der Gentherapie
beim Menschen sicherer.
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DEFINITIONEN
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Die
folgenden hier zur Beschreibung der Erfindung verwendeten Ausdrücke und
Begriffe sollen die unten ausgeführten
Bedeutungen haben.
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Der
Begriff "retrovirale
Verpackungs-Zelllinie" bezieht
sich auf eine Zelllinie (typischerweise eine Zelllinie von Säugern),
welche über
die notwendigen codierenden Sequenzen verfügt, um Viruspartikel zu produzieren,
denen die Fähigkeit
fehlt, RNA zu verpacken und ein replikations-kompetentes Helfervirus
zu produzieren. Wenn die Verpackungsfunktion in der Zelllinie vorgesehen
ist (z.B. in trans), produziert die Verpackungs-Zelllinie ein rekombinantes Retrovirus,
wodurch sie zu einer "retroviralen
Produzenten-Zelllinie" wird.
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Der
Ausdruck "Retrovirus" bezieht sich auf jedes
bekannte Retrovirus (z.B. Retroviren des Typs C wie das murine Moloney-Leukämie-Virus
MoMuLV), das murine Harvey-Sarkom-Virus
(HaMuSV), das murine Mammary-Tumor-Virus (MuMTV), das Gibbonaffen-Laukämie-Virus
(GaLV), das feline Leukämie-Virus
(FLV) und das Rous-Sarkom-Virus (RSV)).
Die "Retroviren" der Erfindung umfassen auch
die humanen T-Zell-Leukämie-Viren
HTLV-1 und HTLV-2 sowie die Lentivirus-Familie der Retroviren, wie
z.B. die humanen Immunodefizienz-Viren HIV-1, HIV-2, das Affen-Immunodefizienz-Virus (SIV),
das feline Immunodefizienz-Virus (FIV), das Pferde-Immunodefizienz-Virus
(EIV) sowie andere Klassen von Retroviren.
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Die
Ausdrücke "gag-Polyprotein", "pol-Polyprotein" und "env-Polyprotein" beziehen sich auf
die von dem retroviralen gag- pol- bzw. env-Gen codierten multiplen
Proteine, die typischerweise als einzelnes Vorläufer-"Polyprotein" exprimiert werden. Das HIV-gag codiert
z.B. neben anderen Proteinen p17, p24, p9 und p6. Das HIV pol codiert
neben anderen Proteinen die Protease (PR), die reverse Tanskriptase
(RT) und die Integrase (IN). Das HIV-env codiert neben anderen Proteinen
Vpu, gp120 und gp41. Der hier verwendete Ausdruck "Polyprotein" soll die gesamten
oder jeden Abschnitt der gag-, pol- und env-Polyproteine umfassen.
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Die
Ausdrücke "Vpx" und "Vpr" betreffen die lentiviralen
Proteine VPx bzw. Vpr, welche z.B. in der Patentanmeldung
WO 96/07741 beschreiben
werden, die hiermit vollständig
als Referenz eingeführt wird.
Diese Ausdrücke
beziehen sich auch auf Fragmente, Mutanten, Homologe und Varianten
von Vpr und Vpx, welche die Fähigkeit
beibehalten., sich mit p6 zu verbinden.
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Der
Ausdruck "Fusionsprotein" bezieht sich auf
ein Molekül
mit zwei oder mehr miteinander verbundenen Proteinen. Das Fusionsprotein
ist typischerweise eine Aminosäuresequenz,
welche zwei oder mehr Proteinsequenzen umfasst.
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Der
Ausdruck "Vektor" bezieht sich auf
ein Nucleinsäuremolekül, das in
der Lage ist, eine andere Nucleinsäure, an welche es gebunden
worden ist, zu transportieren. Der Ausdruck "Expressionsvektor" umfasst jeden Vektor (z.B. ein Plasmid,
Cosmid oder Phagenchromosom), der ein Genkonstrukt in einer für die Expression
durch eine Zelle geeigneten Form enthält (z.B. gebunden an einen
Promotor). In der vorliegenden Beschreibung werden "Plasmid" und "Vektor" untereinander austauschbar
verwendet, da ein Plasmid eine gewöhnlich eingesetzte Form für einen
Vektors ist. Darüber
hinaus soll die Erfindung noch andere Vektoren umfassen, welche äquivalente Funktionen
ausüben.
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Der
Ausdruck "Transgen" bedeutet eine Nucleinsäuresequenz,
(z.B ein therapeutisches Gen), welche teilweise oder ganz heterolog,
d.h. für
eine Zelle, in welche sie eingeführt
wird, fremd ist oder sie ist homolog zu einem endogenen Gen der
Zelle, in welche sie eingeführt
wird, wobei sie aber so konzipiert ist, dass sie in das Genom der
Zelle so insertiert wird, dass sie das Genom der Zelle verändert (sie wird
z.B. an einem Ort insertiert, der sich von dem des normalen Gens
unterscheidet, oder ihre Insertion führt zu einem "Knockout"). Ein Transgen kann
eine oder mehrere transkriptionelle regulatorische Sequenzen und
jede andere Nucleinsäure
wie z.B. Introns umfassen, welche für eine optimale Expression einer
ausgewählten
Nucleinsäure
notwendig sein können.
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Die
Ausdrücke "Transformation" und "Transfektion" bedeuten die Einführung einer
Nucleinsäure wie
z.B. eines Expressionsvektors in eine Empfängerzelle.
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Der
Ausdruck "RNA-Export-Element" bezieht sich auf
ein cis-wirkendes posttranskriptionelles regulatorisches Element,
welches den Transport eines RNA-Transkripts
vom Kern zum Cytoplasma einer Zelle reguliert. Beispiele für RNA-Export-Elemente sind, jedoch
nicht ausschließlich,
das rev-Response-Element (RRE) (siehe z.B. Cullen et al. (1991)
J. Virol. 65: 1053 und Cullen et al. (1991) Cell 58: 423–426) und
das posttranskriptionelle regulatorische Element des Hepatitis B-Virus
(PRE) (siehe z.B. Huang et al. (1995) Molec. and Cell Biol. 15(7): 3864–3869; Huang
et al. (1994) J. Virol. 68(5): 3193–3199; Huang et al. (1993)
Molec. and Cell Biol. 13(12): 7476–7486 sowie das
US-Patent 5,744,326 ). Im Allgemeinen
sitzt das RNA-Export-Element innerhalb der 3'-UTR eines Gens und kann als eine Kopie oder
als mehrfache Kopien insertiert werden. Die RNA-Export-Elemente
lassen sich in jedes oder in alle der getrennten Vektoren insertieren,
welche die Verpackungs-Zelllinien der vorliegenden Erfindung erzeugen.
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REKOMBINANTE RETROVIRALE VEKTOREN
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Die
Verpackungszellen der vorliegenden Erfindung umfassen drei oder
mehr retrovirale Vektoren, welche jeweils die gesamten oder einen
Abschnitt von gag, pol und env codieren. Vorschriften zur Produktion
von rekombinanten retroviralen Vektoren und zur Transformation der
Verpackungs-Zelllinien sind im Stand der Technik gut bekannt (Current Protocols
in Molecular Biology, Ausubel, F.M. et al. (Hrg.) Green Publishing
Associates, (1989), Abschnitte 9.10–9.14 und andere Standard-Laborhandbücher; Eglitis
et al. (1985) Science 230: 1395–1398; Danos
und Mulligan (1988) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 6460–6464; Wilson
et al. (1988) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 3014–3018; Armentano
et al. (1990) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87: 6141–6145; Huber
et al. (1991) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88: 8039–8243; Ferry
et al. (1991) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88: 8377–8381; Chowdhury
et al. (1991) Science 245: 1802–1805;
van Beusechem et al. (1992) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 7640–7644; Kay
et al. (1992) Human Gene Therapy 3: 641–647; Dai et al. (1992) Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 89: 10892–10895; Hwu
et al. (1993) J. Immunol. 150: 4104–47115;
US-Patent 4,868,116 ;
US-Patent 4,980,286 ; PCT-Anmeldung
WO 89/07136 ; PCT-Anmeldung
WO 89/02468 ; PCT-Anmeldung
WO 89/05345 und PCT-Anmeldung
WO 92/07573 ). Darüber hinaus können geeignete
retrovirale Sequenzen, welche in der vorliegenden Erfindung eingesetzt
werden können,
aus handelsüblichen
Quellen bezogen werden. Derartige Sequenzen können z.B. in Form von retroviralen
Plasmiden wie z.B. pLJ, pZIP, pWE und pEM gekauft werden. Geeignete
Verpackungssequenzen, welche in den Vektoren der Erfindung verwendet
werden können,
sind ebenfalls im Handel erhältlich
und umfassen z.B. die Plasmide ΨCrip, ΨCre, Ψ2 und ΨAm. Während die
vorliegende Erfindung unter Bezugnahme auf besondere Ausführungsformen
beschrieben werden soll (z.B. besondere retrovirale Vektoren), lassen
sich andere retrovirale Vektoren zur Verwendung in der Erfindung
nach den hier beschriebenen Vorschriften herstellen.
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In
einer besonderen Ausführungsform
stellt die Erfindung eine Verpackungszelle mit drei oder mehr rekombinanten
lentiviralen Vektoren zur Verfügung.
Diese Vektoren lassen sich herstellen, indem ausgesuchte lentivirale
Sequenzen in einen geeigneten Vektor insertiert werden (z.B. ein
im Handel erhältliches
Expressionsplasmid mit geeigneten regulatorischen Elementen (z.B.
einem Promotor und einem Enhancer), Restriktionsstellen zum Klonieren, Mekergenen
usw.). Dies lässt
sich mit Einsatz von im Stand der Technik bekannten Standard-Klonierungstechniken,
einschließlich
einer PCR, erreichen. Lentivirale Sequenzen, die in solche Vektoren
kloniert werden sollen, lassen sich aus jeder bekannten Quelle erhalten,
einschließlich
einer lentiviralen genomischen RNA oder von der viralen RNA entsprechenden
cDNAs. Geeignete, der lentiviralen genomischen RNA entsprechende
cDNAs sind im Handel erhältlich und
umfassen z.B. pNLENV-1 (Maldarelle et al. (1991) J, Virol. 65: 5732),
welche genomische Sequenzen des HIV-1 enthält. Andere Quellen für retrovirale
(z.B. lentivirale) cDNA-Klone sind die American Type Culture Collection
(ATCC), Rockville, MD.
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Sind
die retroviralen Sequenzen (z.B. gag, pol, env, LTRs und cis-wirkende
Sequenzen) erst einmal in einen geeigneten Vektor kloniert, können sie, wie
hier beschrieben, modifiziert werden. In einer Ausführungsform
werden die aus Plasmiden wie pNLENV-1 amplifizierten lentiviralen
Sequenzen in einen geeigneten Backbone-Vektor wie z.B. einen pUC-Vektor
(z.B. pUC19) (University of California, San Francisco), pBR322 oder
pcDNA1 (InVitrogen, Inc.) kloniert und dann durch eine Deletion
(unter Verwendung von Restriktionsenzymen), Substitution (z.B. unter
Einsatz einer ortsgerichteten Mutagenese) oder eine andere (z.B.
chemische) Modifikation modifiziert, um die Expression oder die
Funktion der ausgesuchten lentiviralen Sequenzen zu verhindern. Wie
in den hier wiedergegebenen Beispielen beschrieben, lassen sich
Abschnitte der gag- pol- und env-Gene
zusammen mit ausgewählten
akzessorischen Genen entfernen oder mutieren. Beispielsweise wird
in einer Ausführungsform
ein Abschnitt von pol deletiert oder auf andere Weise mutiert, um
ein eingekürztes
gag^pol-Gen zu gewinnen, welches das gesamte gag und einen Abschnitt
von pol enthält.
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Es
ist bevorzugt, dass jeder Vektor der Erfindung die minimalen lentiviralen
Sequenzen enthält, die
benötigt
werden, um die gewünschten
lentiviralen Proteine (z.B. gag, pol und env) zu codieren oder die gewünschte lentivirale
Funktion (z.B. Verpackung von RNA) zu dirigieren. Das heißt, dass
der Rest des Vektors vorzugsweise nicht viralen Ursprungs ist oder
aus einem anderen Virus als einem Lentivirus (z.B. HIV) stammt.
In einer Ausführungsform
werden die in den retroviralen Vektoren der Erfindung enthaltenen
lentiviralen LTRs modifiziert, indem ein Abschnitt der LTR durch
eine funktionell ähnliche
Sequenz aus einem anderen Virus ersetzt und eine Hybrid-LTR erzeugt
wird. Beispielsweise kann die lentivirale 5'-LTR, welche als Promotor dient, teilweise durch
den CMV-Promotor oder eine LTR aus einem anderen Retrovirus (z.B.
MuLV oder MuSV) ersetzt werden. Die lentivirale 3'-LTR kann alternativ
oder zusätzlich
teilweise durch eine Polyadenylierungssequenz aus einem anderen
Gen oder Retrovirus ersetzt werden. In einer Ausführungsform
wird ein Abschnitt der 3'-LTR
des HSV-1 durch die Polyadenylierungssequenz des β-Globin-Gens
von Kaninchen ersetzt. Durch die auf diese Weise erfolgende Minimierung
der gesamten lentiviralen Sequenzen in den Vektoren der Erfindung
wird die Aussicht auf eine Rekombination unter den Vektoren, welche
zu einem replikations-kompetenten Helfervirus führt, größtmöglich verringert.
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In
der vorliegenden Erfindung lässt
sich jeder geeignete Expressionsvektor verwenden. Wie unten in den
Beispielen beschrieben, umfassen geeignete Expressionskonstrukte
ein humanes Cytomegalovirus (CMV)-Immidiate-early-Promotor-Konstrukt.
Der Cytomegalovirus-Promotor kann aus jeder geeigneten Quelle erhalten
werden. Beispielsweise kann der vollständige Cytomegalovirus-Enhancer-Promotor von
dem menschlichen Cytomegalovirus (hCMV) herrühren. Andere geeignete Quellen,
um CMV-Promotoren
zu erhalten, sind kommerzielle Quellen wie Clontech, InVitrogen
und Stratagene. Ein Teil oder der gesamte Promotor kann in der vorliegenden
Erfindung eingesetzt werden. Andere Beispiele für Konstrukte, die zur Ausführung der
Erfindung eingesetzt werden können,
sind Konstrukte, bei denen MuLV-, SV40-, Rous-Sarkom-Virus (RSV)-, Vaccinia
P7.5- und Ratten-β-Actin-Promotoren
verwendet werden. In einigen Fällen,
wie bei RSV und MuLV, befinden sich die Promotor-Enhancer-Elemente
innerhalb der oder neben den LTR-Sequenzen.
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Geeignete,
für eine
Gentranskription, Translation, Prozessierung und Sekretion benötigte regulatorische
Sequenzen sind fachbekannt und werden ausgesucht, um die Expression
des gewünschten Proteins
in einer geeigneten Zelle zu dirigieren. Der hier verwendete Ausdruck "regulatorische Sequenz" umfasst daher jedes
genetische Element, das in 5'-Richtung (upstream)
oder in 3'-Richtung (downstream)
zu der translatierten Region eines Gens vorkommt und das die Expression
des Gens kontrolliert oder beeinflusst, wie z.B. Enhamcer- und Promotor-Sequenzen.
Derartige regulatorische Sequenzen werden z.B. in Goeddel, Gene
Expression Technology: Methods in Enzymology, Seite 185, Academic
Press, San Diego, CA (1990) beschrieben und können zur Verwendung in der
vorliegenden Erfindung von einem Fachmann ausgesucht werden.
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In
einer Ausführungsform
wird in der Erfindung ein induzierbarer Promotor innerhalb des retroviralen
Vektors verwendet, so dass die Transkription ausgesuchter Gene an-
und ausgeschaltet werden kann. Dies hält die von der Expression von
cytotoxischen viralen Proteinen verursachte Toxizität möglichst
klein, was die Stabilität
der die Vektoren enthaltenden Verpackungszellen erhöht. Beispielsweise können hohe
Expressionsgrade von VSV-G (Hüllprotein)
und Vpr cytotoxisch sein (Yee, J.-K., et al., Proc. Natl. Acad.
Sci., 91: 9654–9568
(1994) und daher kann die Expression dieser Proteine in den Verpackungszellen
der Erfindung von einem induzierbaren Operatorsystem wie z.B. dem
induzierbaren Tet-Operatorsystem (GIBCOBRL) kontrolliert werden,
was durch die Konzentration von Tetracyclin im Kulturmedium eine
enge Regulation der Genexpression (d.h. Erzeugung von retroviralen
Partikeln) gestattet. Da heißt,
dass mit dem Tet-Operatorsystem
in Gegenwart von Tetracyclin das Tetracyclin an das Tet-Transaktivator-Fusionsprotein (tTA)
gebunden wird, was die Bindung von tTA an die Tet-Operatorsequenzen
verhindert und die Expression des Gens unter der Kontrolle der Tet-Operatorsequenzen
(Gossen et al. (1992) PNAS 89: 5547–5551) gestattet. In Abwesenheit
von Tetracyclin bindet sich das tTA an die Tet-Operatorsequenzen,
was die Expression des Gens unter der Kontrolle des Tet-Operators
verhindert.
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Beispiele
für andere
induzierbare Operatorsysteme, welche für eine kontrollierte Expression
des für
eine pseudotypisierte Hülle
sorgenden Proteins eingesetzt werden können sind 1) induzierbare eukaryotische
Promotoren, die auf Metallionen reagieren (z.B. der Metallothionein-Promotor),
Glucocorticoid-Hormone und 2) das LacSwitchTM Inducible
Mammalian Expression System (Stratagene) von E. coli. Kurz gesagt
bindet sich im Lactose-Operon von E. coli der Lac-Repressor als
Homotetramer an den lac-Operator und blockiert so die Transkription
des lac2-Gens. Induktoren wie Allolactose (ein physiologischer Induktor)
oder Isopropyl-β-D-thiogalactosid (IPTG,
ein synthetischer Induktor) binden sich an den Lac-Repressor, was
zu einer Konformationsänderung
führt und
die Affinität
des Repressors für
den Operator effektiv verringert. Wenn der Repressor vom Operator
entfernt wird, erfolgt wieder eine Transkription vom Lactose Operon.
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In
noch einem anderen Ansatz lässt
sich eine selektive Expression von in den Vektoren der Erfindung
enthaltenen retroviralen Genen erzielen, indem upstream zu ausgewählten codierenden
Sequenzen ein Cre/lox-Repressor-System cloniert wird. Speziell kann
zwischen dem (den) Gen(en), das (die) selektiv exprimiert werden
soll(en), und einem 5'-Promotor ein Polystop-Signal
insertiert werden. Das Polystop-Signal wird von zwei loxP1-Stellen flankiert
(Sauer (1993) Methods in Enzymology 225: 890–900). Nach Kontakt mit der
cre-Recombinase rekombinieren die lox-Stellen und deletieren das
Polystop-Signal, was dem Promotor gestattet, dass er in cis arbeitet,
um die Expression des Gens (der Gene) anzuschalten.
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VIRALE HÜLLPROTEINE UND PSEUDOTYPISIERUNG
-
Zusätzlich zum
Codieren von retroviralen Proteinen, welche zur Produktion und zum
Aufbau von Kernvirionen benötigt
werden (z.B. gag- und pol-Proteine), codieren die Verpackungs-Zelllinien der
Erfindung auch virale Hüllproteine
(env), welche den Bereich an Wirtszellen festlegen, welche letztlich von
den aus den Zellen erzeugten rekombinanten Retroviren infiziert
und transformiert werden können. Im
Falle von Lentiviren, wie z.B. HIV-1, HIV-2, SIV, FIV und EIV, umfassen
die env-Proteine gp41 und gp120. Die von den Verpackungszellen der
Erfindung exprimierten viralen env-Proteine werden vorzugsweise
auf einem Vektor codiert, der von den viralen gag- und pol-Genen
getrennt ist, wie dies bereits weiter oben beschrieben wurde.
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Beispiele
für env-Gene
retroviralen Ursprungs, welche in der Erfindung verwendet werden können, sind,
jedoch nicht ausschließlich,
retrovirale Hüllproteine
des Typs C, wie z.B. die vom murinen Moloney-Leukämie-Virus
MoMuLV), vom murinen Harvey-Sarkom-Virus (HaMuSV), vom murinen Mammary-Tumor-Virus
(MuMTV), vom Gibbonaffen-Laukämie-Virus
(GaLV) und vom Rous-Sarkom-Virus (RSV). Andere virale env-Gene,
die verwendet werden können,
sind z.B. env-Gene aus immundefizienten Viren (HIV-1, HIV-2, FIV,
SIV und EIV), humane T-Zell-Leukämie-Viren
(HTLV-1 und HTLV-3) und das vesikuläre Stomatitis-Virus (VSV) (Protein
G). Wenn rekombinante Retroviren der Erfindung produziert werden
(z.B. rekombinante Lentiviren), kann das retrovirale (z.B. lentivirale)
Wildtyp-env-Gen verwendet werden oder es kann durch jedes andere
virale env-Gen, wie z.B. durch die oben angeführten, ersetzt werden. Verfahren
zu einer auf diese Weise erfolgenden Pseudotypisierung von rekombinanten
Viren mit Hüllproteinen
von anderen Viren sind im Stand der Technik gut bekannt. Der hier verwendete
Ausdruck "Pseudotyp-Hülle" ist ein anderes
Hüllprotein
als das natürlicherweise
mit dem retroviralen Kernvirion vorkommende, welches das retrovirale
Kernvirion einhüllt
(was zu einem phänotypisch
gemischten Virus führt).
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In
einer Ausführungsform
stellt die Erfindung Verpackungszellen zur Verfügung, welche rekombinante,
mit dem VSV-G-Glycoprotein pseudotypisierte Lentiviren (z.B. HIV,
SIV, FIV, EIV) produzieren. Das VSV-G-Glycoprotein verfügt über einen
breiten Wirts-Bereich.
Mit dem VSV-G-Glycoprotein pseudotypisierte Retroviren weisen daher
einen breiten (pantropen) Wirts-Bereich auf und sind in der Lage, Zellen
wirksam zu infizieren, welche gegen eine Infektion gegen ökotropische
und amphotropische Retroviren resistent sind (Yee et al. (2004)
PNAS 91: 9564–9568).
Jeder geeignete Serotyp (z.B. Indiana, New Jersey, Chandipura, Piry)
und Stamm (VSV Indiana, San Juan) von VSV-G lässt sich in der vorliegenden
Erfindung einsetzen. Das zur Pseudotypisierung des Kernvirions ausgewählte Protein
legt den Wirtsbereich der Verpackungs-Zelllinie fest. VSV-G tritt
mit einem spezifischen Phospholipid auf der Oberfläche der
Säugerzellen
in Wechselwirkung (Schlegel, R., et al., Cell, 32: 639–646 (1983);
Spuertzi, F., et al., J. Gen. Virol., 68: 387–399 (1987)). Somit verfügen die
Verpackungs-Zelllinien, welche VSV-G verwenden, um eine pseudotypisierte
Hülle für das retrovirale
Kernvirion zu liefern, über
einen breiten (pantropischen) Wirts-Bereich. Darüber hinaus lassen sich mit
VSV-G pseudotypisierte Retrovirus-Partikel mittels Ultrazentrifugation
auf mehr als das 100-fache aufkonzentrieren (Burns, J.C., et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci., 90: 8033–8037 (1993)). Stabile mit VSV-G
pseudotypisierte retrovirale-Verpackungs-Zelllinien gestatten die
Erzeugung von Virus-Präparationen
in großem
Maßstab
(z.B. aus 10 bis 50 Litern Überstand),
um retrovirale Stocklösungen
im Bereich von 107 bis 1011 Retrovirus-Teilchen pro
ml zu erhalten.
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Die
viralen Hüllproteine
der Erfindung (ob pseudotypisiert oder nicht) können auch modifiziert sein,
z.B. durch Aminosäure-Insertionen,
Deletionen oder Mutationen, um angestrebte Hüllsequenzen wie eine ökotropische
Hülle mit
dem EPO-Liganden, sybthetische und/oder andere Hybrid-Hüllen und
Derivate des VSV-G-Glycoproteins zu produzieren. Ferner ist gezeigt
worden, dass es möglich
ist, das Infektions-Spektrum von Retroviren und folglich von auf Retroviren
basierenden Vektoren einzuschränken, indem
die viralen Verpackungsproteine auf der Oberfläche des Virus-Teilchens modifiziert
werden (siehe z.B. die PCT-Schriften
WO
93/25234 und
WO 94/06920 ).
Beispielsweise umfassen Strategien für die Modifikation des Infektions-Spektrums
von retroviralen Vektoren: das Ankoppeln von für die Zelloberfläche spezifischen
Antikörpern
an das virale env-Protein (Roux et al. (1989) PNAS 86: 9079–9083; Julan
et al. (1992) J. Gen. Virol. 73: 3251–3255 und Goud et al. ((1983)
Virology 163: 251–254)
oder das Ankoppeln von Zelloberflächen-Rezeptorliganden an die
viralen env-Proteine (Neda et al. (1991) J. Biol. Chem. 255: 14143–14146).
Das Ankoppeln kann in Form der chemischen Vernetzung mit einem Protein
oder einer anderen Spezies (z.B. Lactose zur Überführung des env-Proteins in ein
Asialoglycoproteun) sowie durch Erzeugung von Fusionsproteinen (z.B.
Einzelketten-Antikörper/env-Fusionsproteine)
erfolgen. Während
diese Technik dafür
von Nutzen ist, die Infektion auf bestimmte Gewebetypen zu beschränken, kann sie
auch eingesetzt werden, um einen ökotropen Vektor in einen amphotropen
Vektor zu überführen.
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VERPACKUNGS-ZELLLINIEN
-
Es
kann jede geeignete Zelllinie verwendet werden, um die Verpackungszellen
der Erfindung herzustellen. Im Allgemeinen sind die Zellen Säugerzellen.
In einer besonderen Ausführungsform
sind die zur Herstellung der Verpackungs-Zelllinie verwendeten Zellen
menschliche Zellen. Geeignete menschliche Zelllinien, die eingesetzt
werden können,
sind z.B. 293-Zellen (Graham et al. (1977) J. Gen. Virol., 36: 59–72), tsA-201-Zellen
(Heinzel et al. (1988) J. Virol., 62: 3738) und NIH3T3-Zellen (ATTC).
Andere geeignete Verpackungs-Zelllinien zur Verwendung in der vorliegenden
Erfindung sind von anderen menschlichen Zelllinien stammende (z.B. von
einer embryonischen Zelllinie stammende) Verpackungs-Zelllinien
und von einer murinen Zelllinie stammende Verpackungs-Zelllinien, wie z.B. Psi-2-Zellen
(Mann et al. (1983) Cell, 33: 153–159); FLY (Cossett et al.
(1993) Virol., 193: 385–395); BOSC
23-Zellen (Pear et al. (1993) PNAS 90: 8392–8396); PA317-Zellen (Miller
et al. (1986) Molec. and Cell. Biol., 6: 2895–2902); die kat-Zelllinie (Finer et
al. (1994) Blood, 83: 43–50);
GP+E-Zellen und GP+EM12-Zellen (Markowitz et al. (1988) J. Virol., 62:
1120–1124)
und Psi-Crip- und Psi-Cre-Zellen (
US-Patent 5,449,614 ;
Danos, O. und Mulligan et al. (1988) PNAS 85: 6460–6464).
Die Verpackungs-Zelllinien der vorliegenden Erfindung können retrovirale Partikel
mit einem pantropen, amphotropen oder ökotropen Wirts-Bereich produzieren.
Bevorzugte Verpackungs-Zelllinien produzieren retrovirale Partikel,
wie z.B. lentivirale Partikel (z.B. HIV-1, HIV-2 und SIV), die in
der Lage sind, sowohl sich teilende als auch sich nicht teilende
Zellen zu infizieren.
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ZELLTRANSFEKTION UND SCREENING
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Die
rekombinanten retroviralen Vektoren der Erfindung, welche zusammen
die (für
die Produktion von leeren Viruspartikeln benötigten) gag-, pol- und env-Proteine
codieren, in denen gag und pol zumindest zum Teil auf zwei getrennte
Vektoren aufgeteilt sind, werden zur Erzeugung von Verpackungs-Zelllinien
unter Einsatz von Standard-Transfektionstechniken
in geeignete Zellen cotransfiziert. Zu diesem Zweck kann jede bekannte
Zelltransfektions-Technik eingesetzt werden. Wie im Stand der Technik
bekannt, werden im Allgemeinen die Zellen mit den Vektoren in einem
passenden Medium unter geeigneten Transfektions-Bedingungen inkubiert
(d.h. kultiviert). Beispielsweise lassen sich Verfahren wie die Elektroporation
und die Caclciumphosphat-Fällung (O'Mahoney et al. (1994)
DNA & Cell Biol.
13(12): 1227–1232)
einsetzen.
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Positive
Verpackungszelltransformanten (d.h. Zellen, welche die retroviralen
Vektoren aufgenommen und integriert haben) können auf den Gebrauch von verschiedenen
Selektionsmarkern hin gescreent werden, die im Stand der Technik
gut bekannt sind. Beispielsweise können in den Vektoren Marker-Gene
wie z.B. das grüne
Fluorenszenz-Protein
(GFP)-Gen, das Hygromycin-Resistenz (Hyg)-Gen, das Neomycin-Resistenz
(Neo)-Gen und das β-Galactosidase
(β-gal)-Gen
enthalten sein und auf ihre Verwendung in z.B. enzymatischen Aktivitäts-Assays
oder Arzneimittel-Resistenz-Assays hin untersucht werden. Alternativ
können
die Zellen wie von Goff et al. (1981) J. Virol. 38: 239 beschrieben
als ein Maß für die virale
Proteinproduktion auf ihre reverse Transkriptase (RT)-Aktivität hin untersucht werden.
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Ähnliche
Assays können
verwendet werden, um auf die Produktion eines unerwünschten
replikations-kompetenten Helfervirus durch die Verpackungszellen
hin zu testen. Beispielsweise können
in dem die viralen Verpackungssequenz (Ψ) und LTRs enthaltenden "Produzenten"-Vektor Marker-Gene wie
die oben beschriebenen enthalten sein. Nach der vorübergehenden
Infektion der Verpackungszellen mit dem Produzenten-Vektor können die
Verpackungszellen mit anderen Nicht-Verpackungszellen subkultiviert
werden. Diese Nicht-Verpackungszellen werden mit den rekombinanten
replikationsdefizienten retroviralen Vektoren der Erfindung, welche
das Marker-Gen enthalten, infiziert. Weil diese Nicht-Verpackungszellen
jedoch nicht die zur Herstellung von Virus-Partikeln benötigten Gene (z.B. das gag-,
pol- und env-Gen) enthalten, sollten sie dann wieder nicht in der
Lage sein, andere Zellen zu infizieren, wenn sie mit diesen anderen
Zellen subkultiviert werden. Wenn diese anderen Zellen positiv für die Gegenwart des
Marker-Gens sind, wenn sie mit den Nicht-Verpackungszellen subkultiviert
wurden, ist ein unerwünschtes
replikations-kompetentes Virus produziert worden.
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Um
auf die Produktion eines unerwünschten Helfervirus
hin zu testen, können
die Verpackungszellen der Erfindung entsprechend mit einer ersten Zelllinie
(z.B. NIH3T3) subkultiviert werden, die dann wieder mit einer zweiten
Zelllinie subkultiviert wird, welche auf die Gegenwart eines Marker-Gens
oder von RT-Aktivität
hin getestet wird, was auf das Vorkommen eines replikations-kompetenten
Helfervirus hinweist. Wie im Stand der Technik bekannt, können Marker-Gene
daraufhin geprüft
werden, ob sie in FACS, Färbeassays
oder enzymatischen Aktivitäts-Assays
eingesetzt werden.
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VERWENDUNGEN IN DER GENTHERAPIE
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Die
neuartigen Verpackungs-Zelllinien der Erfindung lassen sich verwenden,
um von einem unerwünschten
Helfervirus freie, rekombinante Retroviren (z.B. rekombinante Lentiviren)
zu produzieren, welche in der Lage sind, heterologe DNAs (z.B. ein therapeutisches
Transgen) in eukaryotische Zellen zu transferieren (und effizient
zu integrieren). Das heißt,
das rekombinante Virus kann aus Verpackungs-Zelllinien der Erfindung
gewonnen und als virales Material in Kultur oder in vivo zur Infektion
von Empfängerzellen
verwendet werden. Im Falle von sekretierten Proteinen oder von in
hämatopoetischen Zellen
exprimierten Proteinen lassen sich empfindliche Asays wie der ELISA
oder das Western Blotting einsetzen, um die Effizienz des Gentransfers
zu bestimmen.
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Speziell
lassen sich die von den Verpackungszellen der Erfindung produzierten
Lentiviren auf sichere Weise einsetzen, um nicht nur verschiedene
sich teilende Zelltypen sondern auch sich nicht teilende Zelltypen
zu transformieren, was das Spektrum der durch Gentherapie behandelbaren
Krankheiten vergrößert. Diese
rekombinanten Lentiviren können
z.B. eingesetzt werden, um Neuronen, Muskel-, Herz-, Lungen-, Leber-,
Haut- und Knochenmarkszellen zu transformieren.
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Mit
Hilfe der Erfindung lässt
sich ein breites Spektrum heterologer DNAs transferieren. Derartige DNAs
sind z.B. therapeutische Gene (die z.B. therapeutische Proteine
codieren, welche zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden
können).
Weil über
die rekombinanten Retroviren (z.B. Lentiviren) der Erfindung sich
nicht teilende als auch sich teilende Zellen transformiert werden
können,
umfassen die behandelbaren Krankheiten z.B. Globin-Erkrankungen,
einen Mangel am Koagulationsfaktor des Blutes, Nerven-Erkrankungen, Atoimmun-Krankheiten und
Lungen-Krankheiten. Somit können
die therapeutischen Gene, die transferiert werden sollen, z.B. die
Gene für
das menschliche β-Globin, den Faktor VIII,
den Faktor IX, und das zystische Fibrom sein. Alternativ können die
retroviralen Vektoren der Erfindung verwendet werden, um an Zellen
Antisense-Polynucleotide
abzugeben, damit die Expression ausgesuchter Gene gehemmt wird (Yee,
J.-K., et al., Proc. Natl. Acad. Sci., 91: 9564–9568 (1994); Dranoff, G.,
et al., Proc. Natl. Acad. Sci., 90: 3539–3543 (1993); Miller, A.D.,
et al., Meth. in Enz., 217: 581–599
(1993)).
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Zusätzlich lassen
sich die Verpackungs-Zelllinien der vorliegenden Erfindung auch
verwenden, um erwünschte
DNA enthaltende Retroviren zu produzieren, um eine die erwünschte DNA
oder erwünschte
Gene in Säugerzellen
wie z.B. menschliche Zellen einzuführen, die dann an lokalisierte
Bereiche des Körpers
verabreicht werden (z.B. eine ex vivo-Infektion von autologen weißen Blutkörperchen zur
Abgabe von Protein in lokalisierte Bereiche des Körpers, siehe
z.B.
US-Patent 5,399,346 ).
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BEISPIELE
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Präparation einer von einem Helfervirus
freien lentiviralen Verpackungs-Zelllinie
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Stabile
Verpackungs-Zelllinien, welche ein rekombinantes von einem nachweisbaren
Helfervirus freies HIV produzieren, wurden wie unten beschrieben,
präpariert.
Die Verpackungs-Zelllinien eliminieren praktisch die Möglichkeit
von rekombinatorischen Ereignissen, welche zu einem intakten replikations-kompetenten
Helfervirus führen
können,
indem in ihnen die zur Produktion und den Aufbau von Virionen sowie
zur Verpackungs-RNA benötigten
codierenden Sequenzen auf vier getrennte Plasmide aufgeteilt werden,
welche hier als pgag^pol-, pVpr-RTIN-, pENV- und pΨ-Plasmid
bezeichnet werden. Diese Plasmide enthalten minimale gemeinsame
HIV-Sequenzen sowie minimale nicht codierende HIV-Sequenzen. Sie
enthalten auch induzierbare Promotoren, um eine durch die Expression
von cytotoxischen Proteinen wie Vpr verursachte Toxizität gegen
die Verpackungszellen zu verhindern. Werden die Zellen vorübergehend
in geeignete Verpackungszellen von Säugern cotransfiziert, produzieren
sie von HIV stammende retrovirale Vektorpartikel ohne eine Rekombination
zur Produktion eines Helfervirus.
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Plasmid-Präparation
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Jedes
Expressions-Plasmid wurde mit Hilfe von Standard-Klonierungstechniken
(Sambrook, J. et al. (1989) Molecular Cloning: A laboratory Manual
2. Auflage Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor
New York, USA) konstruiert. Die Oligonucleotide zum Klonieren wurden
mit Hilfe von Standardvorschriften synthetisiert oder von im Handel
befindlichen Quellen wie GENSET Inc. erhalten Die Genauigkeit der
Plasmid-Konstruktion wurde mit Hilfe von Standard-Nucleotid-Sequenzierungstechniken bestätigt. Alle
Plasmide enthielten geeignete Promotor-Sequenzen wie z.B. den Promotor
des Human Early Cytomegalusvirus (hCMV) und wahlweise ein Reporter-Gen
wie das Gen für
das grüne
fluoreszierende Protein (GFP). Geeignete lentivirale (z.B. HIV-1)
codierende und nicht codierende Sequenzen wurden mittels Amplifikation
ausgesuchter Sequenzen von zur Verfügung stehenden Plasmiden mit
proviraler DNA wie z.B. dem PNLENV-1 (Maldarelli et al. (1991) J.
Virol. 65: 5732) erhalten.
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Das Plasmid pgag^pol
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Das
Plasmid pgag^pol wurde so konzipiert, dass es das gag-Polyprotein
und einen Teil des pol-Polyproteins codiert, vorzugsweise den Teil
von pol, der im lentiviralen Genom mit gag überlappt, einschließlich, aber
nicht ausschließlich
der lentiviralen Protease (PR) (siehe z.B. 5). Dies
wurde erreicht, indem entweder ein Abschnitt der pol codierenden
Sequenz deletiert wurde oder durch Mutation eines Abschnitts der
pol codierenden Sequenz, so dass nur ein Teil des pol-Gens exprimiert
wurde.
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Zur
Konstruktion des pgag^pol wurde eine das provirale HIV-Genom enthaltende
cDNA wie z.B. PNLENV-1 (Maldarelli et al. (1991) J. Virol. 65: 5732) (von
Stephen Goff freundlicherweise zur Verfügung gestellt) amplifiziert
und in einen oder mehrere geeignete Expressionsvektoren wie z.B.
pCDNA 1 und pCDNA 3 (Invitrogene Corp.) cloniert. Ausgesuchte codierende
und nicht codierende Sequenzen wurden in dem Plasmidvektor mit Hilfe
von Standardtechniken deletiert oder auf andere Weise mutiert, so
dass nur die gewünschten
gag- und pol-Polyproteine exprimiert wurden. Falls sie nicht aus
dem Vektor deletiert wurden, wurden die HIV-Sequenzen, die nicht exprimiert
werden sollten (z.B. die das reverse Transkriptas (RT)-Gen und das
Integrase (IN)-Protein von pol codierenden Sequenzen, die env-Proteine
codierenden Sequenzen, die akzessorischen Gene und die cis wirkenden
nicht codierenden Sequenzen (z.B. die Export-Elemente und die LTR-Sequenzen) mutiert,
so dass sie nicht länger über eine
genügende Homologie
mit den Nucleotidsequenzen verfügten, die
in jedem der weiter unten beschriebenen Plasmide pVpr-RTIN, pENV
oder pΨ enthalten
sind. Ein geeigneter Promotor wie der CMV.Promotor wurde upstream
zu den gag^pol-codierenden Sequenzen ebenfalls in den Vektor cloniert,
falls er nicht bereits in dem Plasmid-Grundgerüst enthalten war. Eine Karte
von pgag^pol wird in 1 gezeigt.
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Das Plasmid pVpr-RTIN
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Das
Plasmid pVpr-RTIN wurde so konzipiert, dass es ein Vpr- (oder VPx-)Fusionsprotein
codiert, welches den vom Plasmid pgag^pol nicht codierten restlichen
Teil des pol-Polyproteins
von HIV enthält. Speziell
codierte pVr-RTIN ein Fusionsprotein, das Vpr enthielt (welches
durch Vpx ersetzt worden sein konnte) oder Teile davon,. die sich
an p6 binden, sowie die reverse Transkriptase (RT) und die Integrase (IN)
von pol. Wie in 2 gezeigt, befand sich vor den
RT- und IN-codierenden Sequenzen upstream eine Protease-Spaltstelle. Ist
das Vpr- (oder Vpx)-Fusionsprotein erst einmal in den Verpackungszellen exprimiert,
vereinigt es sich über
p6 mit von gag oder pgag^pol produzierten zusammengebauten HIV-Virionen.
Dies gestattet den an das Vpr fusionierten RT- und IN-Proteinen, dass sie
in die Kernvirionen verpackt werden. Somit wirkt Vpr (oder Vpx)
so, dass es die RT- und IN-Proteine dazu bringt oder "huckepack trägt", um die viralen
Teilchen auf der Innenseite der Plasmamembran zusammenzubauen, wo
die gag-Polyprotein-Vorläufer einen
derartigen viralen Aufbau lenken.
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Um
pVpr-RTIN zu konstruieren, wurden die die gewünschten lentiviralen Sequenzen
enthaltenden Expressions-Plasmide wie für pgag^pol beschrieben konstruiert
(z.B. durch Mutation der in PNLENV-1 enthaltenen Sequenzen nach
dem Klonieren in ein passendes Expressions-Konstrukt). Die Vpr- (oder
Vpx)-codierende Sequenz wurde sodann im Leseraster mit den in dem
Plasmid enthaltenen pol-codierenden Sequenzen (z.B. RT und IN) in
das Plasmid kloniert. Dies erfolgte, indem zuerst mit einem die
vollständige
Vpr-codierende Sequenz
enthaltenden Plasmid, wie z.B. SCVCMV (Yau et al. (1995) J. Virol.
69: 7032–7044)
eine PCR durchgeführt
wurde Dies gestattete, dass an den Beginn der Vpr- (oder Vpx)-codierenden
Sequenz eine Kozak-Sequenz und ganz an das Ende der Vpr-codierenden
Sequenz eine Bgl 2-Stelle platziert werden konnten und dass mutante
Vpr.Vektoren für
eine verminderte Cytotoxizität
erzeugt werden konnten. Es ist z.B. gezeigt worden, dass ein Austausch
von GGG (Gly an Aminosäureposition
75) durch AAC (Asn) oder eine Deletion an der Vpr-codierenden Sequenz derart,
dass nur die N-terminalen
Aminosäuren
1–88 codiert
wurden (Yau et al. (1995), supra), die Toxizität des Vpr-Proteins in den Zellen
herabsetzen. Das erhaltene amplifizierte Vpr- (oder Vpx)-Konstrukt wurde sodann
in das Plasmid kloniert, welches die pol-codierende Teilsequenz
im Leseraster mit z.B. den RT- und IN-codierenden Sequenzen enthielt,
wobei die 33 Basenpaare lange Protease(PT)-Spaltstelle, welche vor
IN sitzt, zu beachten und beizubehalten war. An Stelle der PR-Stelle
unmittelbar vor IN können auch
andere HIV- und
Nicht-HIV-PR-Stellen verwendet werden. Beispielsweise kann die HIV-1-Protease- Spaltstelle mit der
Aminosäuresequenz
VSQNYPIV (SEQ ID NO: 1), die in der Verbindung zwischen HIV-1 p16GAG und p24GAG liegt,
verwendet werden. Beispielsweise kann die HIV-1-Protease-Spaltstelle mit
der Aminosäuresequenz
VSQNYPIV (SEQ ID NO: 1), die in der Verbindung zwischen HIV-1 p16GAG und p24GAG liegt,
verwendet werden. Alternativ kann die HIV-1-Protease-Spaltstelle
mit der Aminosäuresequenz
ARULAEA (SEQ ID NO: 2), die in der Verbindung zwischen HIV-1 p24GAG und p2GAG liegt,
verwendet werden. Eine Karte des Plasmids pVpr-RTIN wird in 2 gezeigt.
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Das Plasmid pENV
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Das
Plasmid pENV wurde konzipiert, um die für das rekombinante Lentivirus
gedachten Hüllproteine
zu codieren. Diese Proteine sind notwendig, um Virion-Partikel zu
bilden und den Wirtszellbereich festzulegen, welcher mit dem rekombinanten
Lentivirus infiziert (und somit transformiert) werden kann. Wird
in pENV ein nicht-lentivirales (z.B. Nicht-HIV) env-Gen eingesetzt,
produziert die erhaltene Verpackungs-Zelllinie pseudotypisierte
lentivirale Virionen. Beispielsweise kann die codierende Sequenz
für das vesikuläre Stomatitis-Virus-Glycoprotein
(VSVg) an Stelle des HIV-env-Gens eingesetzt werden. Dies bietet
die Vorteile, dass ein breiterer (pantroper) Wirtsbereich für das rekombinante
Lentivirus und eine größere Stabilität erworben
werden, was ein Aufkonzentrieren der Viruspartikel durch Ultrazentrifugation
gestattet.
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Zur
Herstellung von pENV wurde mit Hilfe von Standard-Klonierungstechniken
eine gewünschte
env-codierende Sequenz (z.B. HIV von PNLENV-1 oder VSVg) in einen
oder mehrere geeignete Expressionsvektoren kloniert. Wie in 3 gezeigt,
befand sich vor der env-codierenden Sequenz upstream ein geeigneter
Promotor (z.B. ein induzierbarer Promotor wie der RSV-Promotor)
und downstream ein Polyadenylierungssignal. Das pENV kann auch einen
Selektionsmarker wie das Neomycin (neo)-Resistenzgen enthalten.
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Das Plasmid pΨ
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Das
Plasmid pΨ wurde
so konzipiert, dass es eine lange endständige Wiederholung (LTR) und Verpackungssequenzen
(Ψ) enthielt,
die für
die Verpackung von RNA benötigt werden,
welche zusammen mit einem in Frage kommenden Transgen (d.h. einem
in der Gentherapie beim Menschen eingesetzten therapeutischen Gen)
von pΨ in
lentivirale Virionen transkribiert wurde. Die linke (5') LTR fungiert als Promotor
und die rechte (3')
LTR wirkt als Polyadenylierungssequenz. Bei der Konstruktion des
pΨ mit Hilfe
von auf Lentiviren (z.B. HIV) basierenden Vektoren ist es bevorzugt,
die lentiviralen LTR-Sequenzen
durch funktionell ähnliche
Sequenzen aus anderen Viren zu ersetzen. Dies vermindert die Wahrscheinlichkeit
einer Rekombination (z.B. mit den Plasmiden pgag^pol, pVpr-RTIN
und pENV) und erhöht
die Sicherheit der Verpackungs-Zelllinie. Beispielsweise kann eine
Hybrid-5'-LTR eingesetzt
werden, welche einen Teil der HIV-5'-LTR
durch den CMV-Promotor oder eine LTR aus einem anderen Retrovirus
(z.B. MuLV oder MuSV) ersetzt, und es kann eine Hybrid-3'-LTR eingesetzt werden,
welche einen Teil der HIV-3'-LTR
durch eine retrovirale Polyadenylierungssequenz oder eine β-Globin-Polyadenylierungssequenz
des Kaninchens ersetzt. Das Plasmid pΨ enthält auch vorzugsweise ein RNA-Exportelement
(z.B. das Rev-Responsive Eelement (RRE) des HIV (Cullen et al. (1991)
Science 16: 346–350;
Rosen et al. (1990) AIDS 4: 499–509)
oder das post-transkriptionelle regulatorische Element (PRE) des
HBV (Huang et al. (1995) Molec. and Cell Biol. 15(7): 3864–3869)),
welches den Export von RNA aus dem Kern der Wirtszelle in das Cytoplasma verursacht,
sowie ein Markergen (z.B. GFP), wie dies alles in 3 gezeigt
wird.
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Das
Plasmid pΨ wurde
wie oben für
die Plasmide pgag^pol, pVpr-RTIN und pENV beschrieben konstruiert,
indem z.B. HIV-LTR, Ψ und
RRE (z.B. aus pNLENV-1) in ein geeignetes Grundgerüst wie z.B.
pUC19 subkloniert wurden. Zur Gewinnung von Hybrid-LTRs wurden Standardtechniken
eingesetzt, indem z.B. ein geeigneter Promotor und geeignete Polyadenylierungssequenzen
in HIV-LTR-Sequenzen kloniert wurden und ein passender Anteil der HIV-LTRs
deletiert wurde. Ein geeigneter Restriktionsort zum Klonieren von
heterologen cDNAs (z.B. von Transgenen) wurde dem pΨ ebenfalls
hinzugefügt,
gefolgt von einer Insertion eines gewünschten therapeutischen Gens
(z.B. humanes β-Globin).
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Cytotoxizität
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Bei
der Konstruktion der oben beschriebenen Plasmide können zusätzliche
Schritte unternommen werden, um auf die aus der Expression von viralen
Proteinen wie VPR und viralen Proteasen resultierende potentielle
Toxizität
gegen Zellen einzugehen. In einem Ansatz können die für diese Proteine codierenden
Sequenzen deletiert werden, so dass sie nur die für ihre Funktion
nötigen
kleinstmöglichen Anteile
(z.B. VPR/p6-Bindungsdomänen) codieren. Es
ist z.B. bekannt, dass die Expression von VPR in voller Länge gegenüber Zellen
toxisch sein kann, dass aber eine eingekürzte Form des Proteins, welche
nur die ersten 88 N-terminalen Aminosäuren enthält, die Cytotoxizität des Proteins
verringert, ohne dass seine Funktion (d.h. seine Fähigkeit,
sich an p6 zu binden) beeinträchtigt
wird. Somit codieren in einem Ansatz die Plasmide der Erfindung
ein eingekürztes
weniger toxisches VPR-Protein.
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In
einem anderen Ansatz wird auf die Cytytoxizität eingegangen, indem in den
Plasmiden der Erfindung konventionelle Repressorelemente verwendet
werden. Es können
z.B. das TET-regulierte Expressionssystem (GIBCO BRL Inc.) oder
das LacSwitchTM Inducible Mammalian Expression
System (Stratagene) zum Einsatz kommen. Kurz gesagt bindet sich
in dem Lactose-Operon von E. coli der Lac-Repressor als ein Homotetramer
an den lac-Operator und blockiert so die Transkription des lac2-Gens.
Induktoren wie Allolactose (ein physiologischer Induktor) oder Isopropyl-β-D-thiogalactosid (IPTG,
ein synthetischer Induktor) binden sich an den Lac-Repressor und
verursachen eine Konformationsänderung
und eine effektive Abnahme der Affinität des Reprssors zum Operator.
Wird der Repressor vom Operator entfernt, erfolgt wieder eine Transkription
vom Lactose Operon.
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Im
LacSwitchTM Inducible Mammalian Expression
System wird ein Vektorsystem verwendet, in welchem einige Elemente
des Lactose-Operons für den
Einsatz in eukarytischen Zellen zur Kontrolle der Genexpression
modifiziert worden sind. Dieses Verfahren zur induzierbaren Expression
von exogenen Genen in eukaryotischen Zellen besteht aus einem eukaryotischen
Lac-Repressor-Expressionsvektor p3'SS und den zwei den eukarytischen lac-Operator enthaltenden
Vektoren pOP13CAT und pOPRSVICAT, von denen jeder von Stratagene
bezogen werden kann, in welche sich die in Frage kommenden lentiviralen
Gene durch Klonieren insertieren lassen. Diese Vektoren werden in
kultivierte Zellen transfiziert, wo die Expression der lentiviralen
Gene unterdrückt
wird, bis ein Induktor wie IPTG zum Einsatz kommt, welcher eine
Induktion binnen 4 bis 8 Stunden gestattet.
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In
noch einem anderen Ansatz kann eine selektive Expression der in
den Plasmiden der Erfindung enthaltenen lentiviralen Gene dadurch
erzielt werden, dass in ein cre/lox- Repressor-System upstream zu den codierenden
Sequenzen geklont wird. Speziell wird zwischen das (die) Gen(e),
welches (welche) selektiv exprimiert werden soll(en) und seinem
(ihrem) Promotor ein Polystop-Signal insertiert. Das Polystop-Signal
wird von zwei loxP1-Stellen flankiert (Sauer (1993) Methods in Enzymology 225:
890–900).
Nach Kontakt mit der cre-Rekombinase rekombinieren die beiden lox-Stellen
und deletieren das Polystop-Signal, was dem Promotor gestattet,
dass er in cis wirkt, um die Expression des Gens (der Gene) anzuschalten.
Dieser Ansatz hat den zweifachen Vorteil, dass den Plasmiden der
Erfindung gestattet wird, die toxischen Proteine zu codieren und
diese in den Verpackungszellen ohne toxische Nebenwirkungen bleiben,
und dass die Sicherheit der Verpackungszellen erhöht wird,
weil die Plasmide über
längere
Zeiträume
in Kultur verbleiben können,
ohne dass ein Virus produziert wird.
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Zum
Insertieren eines cre/lox-Repressorsystems in Plasmide können Oligos
eingesetzt werden, um zwei ein Polystop-Signal überspannende lox-Stellen upstream
von der gag^pol-codierenden Sequenz aber downstream von der Promotorsequenz
zu klonieren, wie dies in 1 dargestellt
ist.
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Transfektion, Infektion und Selektion
von Zellen
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Zur
Erzeugung von Verpackungszellen wird eine geeignete Zelllinie mit
den Plasmiden 1–3
cotransfiziert, welche zusammen die viralen Proteine codieren, die
zur Bildung von helferfreien, replikations-defizienten, lentiviralen
Virionen benötigt
werden. Das Plasmid 4 kann sodann auf die Verpackungszellen transfiziert
werden, um eine Produzenten-Zelllinie zu erzeugen (d.h. welche Virionen
produziert, die das Plasmid 4 verpackt haben).
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Als
Verpackungs-Zelllinie kann jede geeignete Zelllinie eingesetzt werden.
Es können
z.B. menschliche 293T-Zellen (Nieren-Fibroblasten) verwendet werden.
Diese Zellen können
gezüchtet
und wie bei Pear et al. (1993) PNAS 90: 8392–8396 und Danos et al. (1988)
PNAS 85: 6460–6464
beschrieben transfiziert werden. Kurz gesagt können die Zellen bei 37°C mit 5%
CO2/95% Luft in mit 10% hitzeinaktiviertem
Kalbsserum (CS) supplementiertem DMEM, 4,5 mg/ml Glucose, 2,0 mM
Glutamin, 100 Einheiten/ml Penicillin und 100 μg/ml Streptomycin gezüchtet werden.
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Die
Plasmid-DNAs lassen sich nach dem Qiagen-Verfahren (Qiagen, Inc.)
herstellen und in Zellen transfizieren, indem z.B. die Calciumphosphat-Methode
(5'3', Inc.) eingesetzt
wird. Nach Transfektion der Plasmide 1–3 in die Zellen können die
Kolonien auf die Verwendung von 320 μg/ml Hygromycin B (Calbiochem)
hin gescreent werden. Die Kolonien können gesammelt, expandiert
und wie bei Goff et al. (1981) J. Virol. 38: 239–248 beschrieben auf ihre reverse
Transfektase-Aktivität
sowie auf ihre Infektivität
(nach vorübergehender
Transfektion mit dem vierten Plasmid) hin gescreent werden, indem sie
z.B. mittels der fluoreszenz-aktivierten Zellsortierung (FACS) mit
Hilfe des grünen
Fluoreszenzproteins (GFP, Clonetech) auf GFP hin oder mit Hilfe
von z.B. einem β-Galactosidase-Mobilisierungs-Assay wie
bei Pear et al. (1993) supra und Danos et al. (1988) supra beschrieben
auf ihre β-Gal-Expression hin
untersucht werden. Die Infektivität lässt sich an verschiedenen sich
teilenden und nicht teilenden Zelltypen testen.