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Herstellung gelber Antimonpigmente Antimonhaltige gelbe Pigmente sind
seit langem unter der Bezeichnung Neapelgelb bekannt. Dieses besteht hauptsächlich
aus basischem Bleiantimoniat und ist daher, wie alle Bleifarben, giftig. Auch hat
es einen grünlichen Farbstich, der bes,ond:ers dann -störend wirkt, wenn es zur
Herstellung heller, etwa elfenbeinartiger Farben benutzt wird. Es ist zwar auch
ein Verfahren zur Herstellung chromtrioxydhaltiger gelber Antimonp.igmente bekannt,
doch führt dieses .ebenfalls nicht zu rein gelben Tönen. Es wurde nun gefunden,
daß man bleifreie, vielseitig verwendbare gelbe Antimonpigmente herstellen kann,
indem man Gemenge von Antimoniat und Antimontetroxyd erhitzt oder aber, was meistens
zweckmäßiger, weil billiger, sein dürfte, ein Gemisch, aus dem -sich die beiden
Bestandteile beim Glühen bil-Jen, sonveit sie nicht etwa schon darin eithalten sind.
Man mischt z. B. Antimontrioxyd und Salpeterentsprechend der nachstehenden Gleichung
und glüht bei, ungefähr 85o°: 2 Sb2O3 + 2 NaN 03 - z Na Sb 03 + Sb2 04 +
2 NO . Es entsteht eine schöne, hellgelbe Farbe, die als Pigment für Anstriche,
aber auch als Farbkörper in der Keramik-, Email- und Glasindustrie verwendbar ist.
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Ausdrücklich bemerkt sei, daß man keineswegs an. die oben angeführte
Gleichung gebunden ist; es soll auch nicht gesagt sein, daß in dem fertigen Erzeugnis
Antimoniat und Tetroxyd als solche getrennt vorhanden sind. Es ist durchaus möglich,
daß ein Gemisch oder eine feste Lösung von verschiedenen, zum Teil umbekannten Oxydationsstufen
vorliegt. Das rechnungsmäßige Verhältnis zwischen Antimoniat und Tetroxyd, :das
in dem vorliegenden Beispiel 2 : z ist, darf erfindungsgemäß auch größer oder kleiner
sein. Man kann eine lückenlose Reihe von Farbtönen herstellen, von :denen diejenigen
im allgemeinen :den größten Weißgehalt haben, :die rechnungsmäßig .am meisten Antimoniat
enthalten. Es braucht sich hierbei nicht immer um Natriumantimoniat zu handeln;
auch andere Antimoniate, z. B. das des Strontiums, kommen in Frage. Statt des Salpeters
kann auch ein anderes geeignetes Oxydationsmittel, etwa Nätriumperchlorat, verwandt
wenden.
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Man kann auch von anderen Antimonrohstoffen ausgehen .als von dreiwertigem
Oxyd. Um ein Pigment gleicher Zusammensetzung zu erhalten wie _ beim angeführten
Beispiel, könnte man etwa nach folgender Gleichung arbeiten x8 Na Sb 03 -f - Sbz
+ 8 Na H S 04 - zo Na Sb 03 -r- 5 Sb, 0¢ -f - 8 Na, S 04 + 4H2 0 . Das Natriumsulfat
muß natürlich ausgewaschen werden.
Auch auf folgende Art bekommt
man beispielsweise ein Pigment gleicher Zusammensetzung: Man kocht zunächst Natriummetantimoniat
mit so viel Säure, etwa Salpetersäure, daß die Hälfte des Natriumoxy.dgehaltes an
diese gebunden ist: 4 NaSb 03 -E- 2 HN03 + 4 11,0 = 2 NaSb03 + 2 Sb (0H)5
-E- 2 NaN03 . Das entstandene Gemenge von Antimoniat und Pentahydrat wird ausgelaugt
und erhitzt: 2[2 Na Sb 03 + 2 Sb (OH),] - 2 (2 Na Sb 03 + Sb, 0J + io H2
0 + 0.,. Wie in allen Fällen, so kann man auch in diesem auf eine andere Zusammensetzung
des Enderzeugnisses hinarbeiten. Mischt man beispielsweise das nach dem vorstehend
geschilderten Verfahren erhaltene Zwischenerzeugnis vor dem Glühen innig mit der
entsprechenden Menge Antimontrioxyd, so erhält man ein Enderzeugnis, in dem Antimoniat
und Tetroxyd im Verhältnis i : i enthalten sind: 2 Na Sb 03 + 2 Sb (O H)5 -E-
Sb, 0, --_. 2 Na Sb 03 -#. 2 Sb, 0, -7- 5 H,0. Versuche haben ergeben,
daß man ein besonders sattgelbes Pigment erhält, wenn man dem Gemenge vor dem Glühen
Titandioxyd zusetzt. In besonderen Fällen kann es auch angebracht sein, andere hell
gefärbte Stoffe, wie Zinnoxyd, Zirkonsilicat, Tonerde oder Boroxyd einzuführen,
sei es, um den Farbton aufzuhellen oder um die Feuerbeständigkeit zu erhöhen oder
um die Herstellungstemperatur zu senken. Endlich ist es noch möglich, .die gelbe
Farbe weitgehend abzutönen, indem man andersfarbige Verbindungen mitglüht, z. B.
Kobalt-, Eisen- oder Chromverbindungen. Man bekommt auf diese Weise ganz andere
Farbtöne als durch Vermischen der fertigen Pigmente mit diesen Verbindungen.
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Nach dem eingangs erwähnten bekannten Verfahren wird zwar auch ein
gelbes Antimonpigment erhalten, das ebenfalls Titan und Chrom enthält. Zwischen
diesem und dem neuen Verfahren besteht indessen ein grundsätzlicher Unterschied:
Bei den nach dem bekannten Verfahren hergestellten Pigmenten ist Chromtrioxyd der
für die Farbbildung maßgebende Bestandteil; .bei den neuen Pigmenten dient die Chromverbindung
nur zum Abtönen einer an sich schon ohne deren Mitwirkung entstehenden gelben Farbe.
Es handelt sich hierbei stets um eine Abtönung nach grün, da bei dem vorliegenden
Verfahren das Chrom im Enderzeugnis in dreiwertiger Form vorliegt. Selbst wenn man
sechswertige Chromverbindungen, etwa Chromate, benutzt, werden diese beim Glühvorgang
reduziert, solange noch drei- oder vierwertiges Antimon vorhanden ist. Während also
die nach dem bekannten Verfahren hergestellten Pigmente stets Chrom, und zwar sechswertiges,
enthalten, ist beiden neuen Pigmenten ein Chromgehalt an sich entbehrlich. Wird
eine Chromverbindung mitbenutzt, so liegt sie im Enderzeugnis stets dreiwertig vor.
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Im übrigen ist dafür Sorge zu tragen, daß nicht etwa; eine Rohmischung,
die an sich den vorbeschriebenen Bedingungen genügt, beim Glühen durch den Luftsauerstoff
so weit oxydiert wird, daß alles Antimon in die fünfwertige Form übergeht. Auch
müssen die Zuschläge, die erfindungsgemäß Anwendung finden können, so beschaffen
und in der Menge bemessen sein, daß eine vollständige Überführung des Antimons in
die fünfwertige Stufe vermieden wird.
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Die erforderliche Glühtemperatur ist jeweils durch Versuche zu ermitteln,
sie schwankt in weiten Grenzen j e nach der Zusammensetzung der zu glühenden Gemische.
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Obgleich ein wesentlicher Fortschritt darin gesehen wird, daß es durch
das vorstehend beschriebene Verfahren ermöglicht wird, brauchbare bleifreie gelbe
Antimonpigmente herzustellen, kann es in solchen Fällen, in denen ein Bleigehalt
unbedenklich oder gar erwünscht ist, .dennoch angebracht sein, bleihaltige Stoffe
mit zu verwenden, beispielsweise um den Farbton oder das Verhalten gegenüber dem
Bindemittel zu verändern.