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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Valproinsäure oder ein pharmazeutisch
verträgliches
Derivat davon, kovalent gebunden an ein Lysophospholipid.
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Hintergrund
der Erfindung
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Man
nimmt an, daß viele
ernste Erkrankungen bei Menschen, einschließlich Ischämie, Schlaganfall, Epilepsie,
Asthma und Allergie, mit dem Phänomen
der Zellübererregung
im Zusammenhang stehen. Dieser Begriff wird hierin verwendet, um
abnorm erhöhte
Spiegel bestimmter intrazellulärer
Enzyme zu bezeichnen. Zum Beispiel werden als Ergebnis von supranormalen
intrazellulären
Phospholipasen, welche mit diesen Erkrankungszuständen assoziiert
sind, Zellmembranen zerstört.
Gegenwärtige
pharmakologische Strategien zielen daher auf die Hemmung dieser
nachteiligen abbauenden Aktivität
ab.
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Es
wäre nützlich,
wenn man erkrankte Zellen, die durch eine Enzymhyperaktivität gekennzeichnet sind,
selektiv angehen könnte,
um ein pharmakologisch aktives Molekül in Form eines Prodrugs in
eine Zelle einzuschleusen, wodurch eine solche Hyperaktivität auf das
Prodrug einwirken würde,
so daß sich
das pharmakologisch aktive Molekül
in den erkrankten Zellen anstatt in den gesunden Zellen anreichert.
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Ein
nichtbegrenzendes Beispiel für
ein solches pharmakologisch aktives Molekül ist ein Calcium komplexierendes
Mittel, das viele Vorteile gegenüber
Arzneistoffen aufweisen würde,
die gegenwärtig
zur Behandlung von mit Calcium in Zusammenhang stehenden Erkrankungen
verwendet werden.
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Intrazelluläres Calcium
ist ein wichtiger ausschlaggebender Faktor für den Zelltod, ungeachtet der
anfänglichen
Verletzung, die die Zelle erlitten hat. Es kann am Zelltod bei einer
durch Lymphocyten und Killerzellen vermittelten Schädigung von
Zielzellen, bei einer Organschädigung
während
der Transplantation oder bei anderen Arten einer Gewebeschädigung,
einschließlich
ischämischen
Verletzungen, beteiligt sein. Calciumkanal-Blocker oder Zellmembran-permeable
Formen von Calcium-Chelatoren sind vorgeschlagen worden, um vor
einer Gewebsverletzung zu schützen
oder eine Gewebeschädigung
zu verringern. Somit wird deutlich, daß die vorliegende Erfindung
eine mögliche
Anwendung (in der Ausführungsform
unter Verwendung eines Calcium-Chelators) im Zusammenhang mit diesen
Umständen
findet.
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Es
ist auch selbstverständlich,
daß ein ähnliches
Konzept auf die Behandlung von Zuständen oder Erkrankungen, die
nicht mit dem intrazellulären
Spiegel an Calciumionen verbunden sind, angewendet werden kann.
Zum Beispiel, falls die aktive Einheit, welche in das Prodrugmolekül eingebaut
wird, ein Proteinkinase-Hemmstoff ist, würde sich nach Verabreichung
des Prodrugs der Hemmstoff in einer Zelle anreichern, die ein abnormale
Proliferation zeigt, wodurch möglicherweise
ein wichtiges Hilfsmittel zur Verwendung in der Antitumortherapie
bereitgestellt wird.
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Die
Verwendung von Prodrugs, um erwünschte
Eigenschaften wie eine erhöhte
Bioverfügbarkeit
oder eine erhöhte
Ortsspezifität
auf bekannte Arzneistoffe zu übertragen,
ist ein anerkanntes Konzept gemäß dem Stand
der Technik bei der Arzneimittelentwicklung. Die Verwendung verschiedener
Lipide bei der Herstellung von bestimmten Arten von Prodrugs ist
im Fachgebiet auch bekannt. In keinem dieser Fälle sind die Prodrugs dadurch
gekennzeichnet, daß sie
eine bevorzugte Anreicherung des Arzneistoffes innerhalb der erkrankten Zellen
des Organs durch die Aktivierung mit intrazellulären Lipasen erreichen. Vielmehr
sorgen sie dafür,
daß der
Arzneistoff zu einer bestimmten Stelle transportiert wird oder innerhalb
eines bestimmten Organs freigesetzt wird. Dieser Ansatz wird durch
Phospholipid-Prodrugs von Salicylaten und nicht-steroidalen, entzündungshemmenden
Arzneistoffen veranschaulicht, offenbart in WO 91/16920, die bei
oraler Einnahme die Magenschleimhaut schützen und den Wirkstoff im Darm
freisetzen.
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In
anderen Beispielen für
Phospholipid-Prodrugs ist die Formulierung der Prodrugs in Liposomen
oder anderen mizellaren Strukturen das Merkmal, welches ihre bevorzugte
Aufnahme ermöglicht,
zum Beispiel durch Makrophagen oder durch Leberzellen, wie im Falle
der Phospholipid-Konjugate von antiviralen Arzneistoffen, offenbart
in WO 90/00555 und WO 93/00910.
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Im
allgemeinen ist eine Virusinfektion nicht mit einer supranormalen
Phospholipase-Aktivität
assoziiert, und es wird nicht gelehrt oder vorgeschlagen, daß antivirale
Phospholipid-Konjugate den Arzneistoff bevorzugt in den erkrankten
Zellen oder in den infizierten Zellen aktivieren, wie im Falle der
Phospholipid-Konjugate von antiviralen Nucleotiden und Antisense-Oligonucleotiden,
wie solchen, die in WO 90/00555, in WO 90/10448 und in NTIS Technical
Notes, Nr. 9, Seite 630, Springfield, Virginia, US, 1984, offenbart
sind.
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In
anderen Fällen
werden bestimmte Arten von polaren Lipiden verwendet, um die Prodrugs
zu intrazellulären
Organellen hinzuleiten, wie im Falle der antiviralen und antineoplastischen
Nucleoside, die in
US 5,149,794 offenbart
sind. Weitere Lipidarten sind auch in bestimmten Typen von Prodrugs
verwendet worden, wie EP-A-325160, die Mizellen bildende Glycerinester
von ACE-Hemmstoffen, welche aus dem Darm in das Lymphsystem aufgenommen
werden, wodurch die Leber umgangen wird und ein verstärkter Zugang
zum Zentralnervensystem erhalten wird, zur Verwendung bei der Behandlung
von Bluthochdruck oder kognitiver Dysfunktion offenbart. Die ACE-Hemmstoffe
machen eine enzymatische Spaltung durch und üben ihre therapeutischen Wirkungen
extrazellulär
aus.
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Andere
Arten von lipophilen Trägern,
die den intrazellulären
Transport erleichtern, sind auf dem Fachgebiet bekannt, wie in CH-A-679856,
welche die Verwendung von Salicyloyl-Carnitin für die Behandlung von Schmerzen
offenbart, und in WO 89/05358, die modifizierte Oligonucleotid-Antisense-Arzneistoffe
offenbart, die durch Anlagerung apolarer Gruppen wie Phenyl- oder
Naphthylgruppen in Zellen transportiert werden.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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In Übereinstimmung
mit der Erfindung werden Prodrugs bereitgestellt, bestehend aus
Valproinsäure oder
einem pharmazeutisch verträglichen
Derivat davon, kovalent gebunden an ein Lysophospholipid, welche selektiv
pharmakologisch aktive Verbindungen in hyperaktivierten Zellen anreichern.
Im Einklang mit einem anderen Gegenstand der Erfindung wird die
pharmakologisch aktive Verbindung aus dem Prodrug als Antwort auf
die Enzymaktivität
innerhalb der Zielzellen freigesetzt. Gemäß einem weiteren Aspekt der
Erfindung ist die pharmakologisch aktive Verbindung, welche sich
selektiv in einer Zelle anreichert, die durch einen relativ erhöhten Spiegel
der Enzymaktivität
darin gekennzeichnet ist, in der Zelle eingeschlossen und zeigt
daher eine erhöhte
gewünschte
Aktivität
darin.
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Die
vorliegende Erfindung stellt demgemäß unter einem Aspekt ein Prodrug
bereit, wie vorstehend definiert, das ein kovalentes Konjugat einer
pharmakologisch aktiven Verbindung und eines intrazellulären Transporthilfsmittels
ist, gekennzeichnet durch das Vorhandensein einer kovalenten Bindung,
die für
eine Spaltung durch die intrazelluläre Enzymaktivität empfindlich
ist.
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Unter
einem anderen Aspekt stellt die vorliegende Erfindung ein Arzneimittel
zur Behandlung eines Zustandes oder einer Erkrankung bei einem Menschen
bereit, der/die mit einer supranormalen intrazellulären Enzymaktivität in Beziehung
steht, wobei die Verabreichung an einen Menschen mit einem solchen
Zustand oder einer solchen Erkrankung eines pharmazeutisch verträglichen,
Zellmembran-impermeablen Prodrugs, wie nachstehend definiert, umfaßt ist,
wobei das Prodrug ein kovalentes Konjugat einer Zellmembran-permeablen, pharmakologisch
aktiven Verbindung und eines intrazellulären Transporthilfsmittels ist,
gekennzeichnet durch das Vorhandensein einer kovalenten Bindung,
die für
eine Spaltung durch die intrazelluläre Enzymaktivität empfindlich
ist, so daß die
Bindung als Antwort auf eine solche Aktivität gespalten wird, wodurch sich
die pharmakologisch aktive Verbindung selektiv innerhalb von Zellen
mit einer supranormalen intrazellulären Enzymaktivität anreichert
und wobei das Prodrug in einer wirksamen Menge verabreicht wird,
um die supranormale Enzymaktivität
zu verringern.
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Unter
einem weiteren Aspekt stellt die vorliegende Erfindung die Verwendung
eines pharmazeutisch verträglichen,
Zellmembran-permeablen Prodrugs, wie vorstehend definiert, das ein
kovalentes Konjugat der pharmakologisch aktiven Verbindung und eines
intrazellulären
Transporthilfsmittels ist und gekennzeichnet ist durch das Vorhandensein
einer kovalenten Bindung, die für
eine Spaltung durch die intrazelluläre Enzymaktivität empfindlich
ist, so daß die
Bindung als Antwort auf eine solche Aktivität gespalten wird, zur Herstellung eines
Arzneimittels zur Behandlung eines Zustandes oder einer Erkrankung
in einem Menschen, der/die mit einer supranormalen intrazellulären Enzymaktivität in Beziehung
steht, durch selektive Anreicherung einer Zellmembran-impermeablen,
pharmakologisch aktiven Verbindung innerhalb von Zellen mit einer
solchen Aktivität
bereit.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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Die
Erfindung wird aus der nachstehenden ausführlichen Beschreibung in Verbindung
mit den Zeichnungen verständlicher
und deutlicher.
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1 ist eine graphische Darstellung
der Wirkungen einer Verbindung, welche erfindungsgemäß nicht eingeschlossen
ist, auf den intrazellulären
Spiegel an freiem Ca2+ in menschlichen Lymphocyten.
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2 vergleicht die Erholung
bei einer globalen, cerebralen Ischämie in Anwesenheit oder Abwesenheit
einer Verbindung, welche erfindungsgemäß nicht eingeschlossen ist.
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3 veranschaulicht die Variation
bezüglich
der Dosierung von Pilocarpin-induzierten
epileptischen Anfällen.
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4 veranschaulicht den Schutz
gegen Pilocarpin induzierte epileptische Anfälle, bewirkt durch eine Verbindung,
welche erfindungsgemäß nicht
eingeschlossen ist.
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Die 5 und 6 veranschaulichen den Schutz gegen eine
langfristige Veränderung
von bestimmten Herzfunktionen oder eine Verschiebung der Tonusregulation
der Herzkranzgefäße, verursacht
durch Pilocarpin, wobei der Schutz durch eine Verbindung bewirkt
wird, welche erfindungsgemäß nicht
eingeschlossen ist.
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7 veranschaulicht die Erholung
von Pilocarpin geschädigten
Herzen in einem Ischämie-Reperfusion-Modell
unter Verwendung einer Verbindung, welche erfindungsgemäß nicht
eingeschlossen ist.
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8 veranschaulicht die schützende Wirkung
in einem Metrazol-Minimal-Epilepsieanfall-Test,
bewirkt durch eine Verbindung, welche erfindungsgemäß nicht
eingeschlossen ist.
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Die 9, 10 und 11 veranschaulichen
Ergebnisse von Experimenten bei einer Hypoxie-Reperfusion-Kardiopathologie.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Die
pharmakologisch aktive Verbindung ist Valproinsäure oder ein pharmazeutisch
aktives Derivat davon und das Hilfsmittel ist Lysophospholipid.
Andere Hilfsmittel, die erfindungsgemäß nicht eingeschlossen sind,
können
(z. B.) mindestens einen pharmazeutisch verträglichen Alkohol umfassen, der
ausgewählt
ist aus Glycerin, C3-20-Fettsäuremonoglyceriden, C3-20-Fettsäurediglyceriden, Hydroxy-C2-6-alkylestern von C3-20-Fettsäuren, Hydroxy-C2-6-alkylestern von Lysophosphatidsäuren, Lysoplasmalogenen,
Lysophosphatidsäureamiden,
Glycerophosphorsäuren,
Lysophosphatidalethanolamin, Lysophosphatidylethanolamin und N-Mono-
und N,N-Di-(C1-4)-alkyl- und quaternären Derivaten
der Amine davon. Andere pharmakologisch aktive Carbonsäuren, erfindungsgemäß nicht
eingeschlossen, sind verzweigtkettige aliphatische Carbonsäuren, Salicylsäuren (z.
B. Acetylsalicylsäure),
steroidale Carbonsäuren
(z. B. Lyserg- und Isolysergsäuren),
monoheterocyclische Carbonsäuren
(z. B. Nicotinsäure)
und polyheterocyclische Carbonsäuren
(z. B. Penicilline und Cephalosporine).
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Ein
anderes Prodrug, welches erfindungsgemäß nicht eingeschlossen ist,
schließt
einen Calcium-Chelator ein und kann folglich von möglichem
Nutzen zur Behandlung von Erkrankungen oder Zuständen sein, die mit einem übermäßig hohen
Spiegel an intrazellulären
Ca2+-Ionen in Beziehung stehen. Dieses Prodrug
enthält
mindestens eine kovalente Bindung zwischen der pharmakologisch aktiven
Verbindung und dem intrazellulären
Transporthilfsmittel, wobei die kovalente Bindung für eine Spaltung
durch die intrazelluläre
Enzymaktivität
empfindlich ist, mit der Folge, daß sich der größere Teil
der Prodrugmoleküle
ohne die Spaltung einer solchen Bindung frei in und aus normalen
Zellen heraus bewegt, während
in den Zellen, welche nur die supranormale Enzymaktivität besitzen,
die für
eine Spaltung empfindliche Bindung in einem hohen Anteil der Prodrugmoleküle, welche
in die Zellen eindringen, gebrochen wird, wodurch sich die pharmakologisch
aktive Verbindung innerhalb der abnormalen Zelle intrazellulär anreichert
und darin eingeschlossen wird, da diese Verbindung Zellmembran-impermeable
ist.
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Das
Prodrug, welches einen Calcium-Chelator einschließt, ist
z. B. eine teilweise oder vollständig
veresterte Carbonsäure,
die ein Ester ist, bestehend aus:
- (a) einem
pharmazeutisch verträglichen
Chelator für
Calcium mit der Formel (HOOCCH2)2-N-A-N-(CH2COOH)2, worin A eine gesättigte oder ungesättigte,
aliphatische, aromatische oder heterocyclische Verbindungsgruppe
ist, enthaltend in einer direkten Kettenverbindung zwischen den zwei
dargestellten Stickstoffatomen 2–8 Kohlenstoffatome in einer
zusammenhängenden
Kette, die durch 2–4
Sauerstoffatome unterbrochen sein kann, mit der Maßgabe, daß die Kettenmitglieder,
welche direkt an die zwei dargestellten Stickstoffatome gebunden
sind, keine Sauerstoffatome sind, und
- (b) einem pharmazeutisch verträglichen C3-32-Alkohol,
enthaltend 1 bis 3 OH-Gruppen (z. B. wie ein C3-6-Alkohol
oder z. B. ein sekundärer
einwertiger C7-32-Alkohol);
und
Salze mit Alkalimetallen der teilweise veresterten Carbonsäuren sowie
Säureadditionssalze
solcher veresterten Carbonsäuren,
wenn diese ein oder mehrere möglicherweise
salzbildende Stickstoffatome enthalten.
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Der
Ester aus dem vorherigen Abschnitt kann auch einer sein, worin die
Verbindungsgruppe A ein Vertreter ist, gewählt aus der Gruppe, bestehend
aus -(CH2CH2)m-, wobei m = 1–4, worin 2 bis 4 der Kohlenstoffatome,
die nicht an den Stickstoff gebunden sind, durch Sauerstoffatome
ersetzt sein können;
und -CR=CR-O-CH2CH2-O-CR'=CR'-, worin jedes der
Paare aus den Resten R-R und R'-R' zusammen mit der
gebundenen -C=C-Einheit einen aromatischen oder heterocyclischen
Ring, enthaltend 5 oder 6 Ringatome, vervollständigen, wobei der durch R-R
vervollständigte
Ring gleich oder verschieden ist von dem Ring, der durch R'-R' vervollständigt wird.
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In
besonderen Ausführungsformen
kann die Verbindungsgruppe A zum Beispiel aus -CH2CH2- und -CH2CH2-O-CH2CH2-O-CH2CH2- gewählt
sein; oder kann zum Beispiel -CR=CR-O-CH2CH2-O-CR'-CR'- sein, worin jedes
der Paare aus den Resten R-R und R'-R' zusammen
mit der gebundenen -C=C-Einheit einen aromatischen oder heterocyclischen
Ring vervollständigt,
der ausgewählt
ist aus der Gruppe, bestehend aus Furan, Thiophen, Pyrrol, Pyrazol,
Imidazol, 1,2,3-Triazol, Oxazol, Isoxazol, 1,2,3-Oxadiazol, 1,2,5-Oxadiazol,
Thiazol, Isothiazol, 1,2,3-Thiadiazol, 1,2,5-Thiadiazol, Benzol,
Pyridin, Pyridazin, Pyrimidin, Pyrazin, 1,2,3-Triazin, 1,2,4-Triazin
und 1,2-, 1,3- und 1,4-Oxazinen und -Thiazinen; wobei der durch
R-R vervollständigte
Ring gleich oder verschieden ist von dem Ring, der durch R'-R' vervollständigt wird.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist die Verbindungsgruppe
A -CR=CR-O-CH2CH2-O-CR'=CR'-, worin jedes der
Paare aus den Resten R-R und R'-R' zusammen mit der
gebundenen -C=C-Einheit die gleichen oder verschiedene Ringe vervollständigt, gewählt aus
unsubstituierten und substituierten Benzolringen, wobei die substituierten
Benzolringe 1 bis 4 Substituenten, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend
aus einem C1-3-Alkylrest, einem C1-3-Alkoxyrest, F, Cl, Br, I und CF3, oder einen einzigen zweiwertigen Substituenen,
der -O-(CH2)n-O-
ist, worin n = 1–3, enthalten.
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Gegenwärtig wird
bevorzugt, daß der
Calcium-Chelator, welcher in das Prodrug eingebaut wird, aus Ethylen-1,2-diamin-N,N,N',N'-tetraessigsäure, Ethylen-1,2-diol-bis-(2-aminoethylether)-N,N,N',N'-tetraessigsäure und
1,2-Bis-(2-aminophenoxy)ethan-N,N,N',N'-tetraessigsäure ausgewählt ist.
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Wie
vorstehend erwähnt,
enthält
der C3-32-Alkohol, z. B. ein C3-6-Alkohol,
auf den vorstehend Bezug genommen wurde, 1 bis 3 OH-Gruppen. Wenn
zwei OH-Gruppen vorhanden sind, kann eine davon verestert oder in
anderer Weise derivatisiert sein; und wenn drei OH-Gruppen vorhanden
sind, können
entweder eine oder zwei der OH-Gruppen verestert oder in anderer
Weise derivatisiert sein. Irgendwelche Kohlenstoffatome in der/den
veresternden oder in anderer Weise derivatisierenden Gruppe(n) werden
nicht zu den beispielsweise 3 bis 6 Kohlenstoffatomen gezählt, die
in dem pharmazeutisch verträglichen
Alkoholen enthalten sein können.
Folglich können
diese Alkohole zum Beispiel mindestens einen Vertreter aus der Gruppe
umfassen, bestehend aus Glycerin, C3-20-Fettsäuremonoglyceriden,
C3-20-Fettsäurediglyceriden,
Hydroxy-C2-6-alkylestern von C3-20-Fettsäuren, Hydroxy-C2-6-alkylestern von Lysophosphatidsäuren, Lysoplasmalogenen,
Lysophospholipiden, Lysophosphatidsäureamiden, Glycerophosphorsäuren, Lysophosphatidalethanolamin,
Lysophosphatidylethanolamin und den N-Mono-C1-4-alkyl-,
N,N-Di-C1-4-alkyl- und quaternären Ammonium derivaten,
falls die vorstehenden Verbindungen Amine sind. Ein Beispiel für einen
sekundären
C7-32-Alkohol ist 1-Myristylmyristylalkohol.
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Dem
Fachmann ist bewußt,
daß das
Prodrug in einer solchen Weise angepaßt werden kann, daß die gewünschte pharmakologisch
aktive Einheit durch die Einwirkung des Enzyms, das bekanntermaßen die
Quelle der Enzymhyperaktivität
bei dem/der zu behandelnden Zustand oder Erkrankung ist, freigesetzt
wird. Zum Beispiel war für
die Membran-assoziierte, Calcium-unabhängige, Plasmalogen-selektive
PLA2-Aktivität festgestellt worden, daß sie sich
um über
400% während
2 Minuten einer globalen Ischämie
erhöhte
(p < 0,01), nach nur
5 Minuten einer Ischämie
um das 10fache größer war
(nahe dem Maximum) und während
des gesamten untersuchten ischämischen
Zeitraums (bis zu 60 Minuten) aktiviert blieb; vgl. Ford et al.,
J. Clin. Invest. 88(1) (1991), 331–335. Diese Tatsachen legen
nahe, daß die
Bindung der pharmakologisch aktiven Einheit in der 2-Position in
einem Glycerophosphorsäurederivat
und die Verwendung eines Lysoplasmalogens möglicherweise als das intrazelluläre Transporthilfsmittel,
an welches die aktive Einheit kovalent gebunden ist, wirksamer sein
kann als ein Lysophospholipid.
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Bei
der vorliegenden Erfindung ist die pharmakologisch aktive Verbindung
die antiepileptische Verbindung Valproinsäure. In diesem Zusammenhang
wird in Betracht gezogen, daß die
Anwendung der vorliegenden Erfindung in dieser Ausführungsform
die Verwendung einer viel geringeren wirksamen Dosis von Valproinsäure ermöglicht,
als es sonst der Fall ist, wodurch das Auftreten von unerwünschten
Nebenwirkungen möglicherweise
wesentlich verringert wird. In einer nichtbegrenzenden Ausführungsform
kann die Valproinsäure zum
Beispiel mit 1-Heptanoyl-sn-glycero-3-phosphorylcholin verestert
sein.
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Beim
Auswählen
des intrazellulären
Transporthilfsmittels für
die Zwecke der vorliegenden Erfindung wird der Fachmann natürlich die
Notwendigkeit berücksichtigen,
solche Hilfsmittel, z. B. bestimmte 1,2-Diacylglycerole, die Aktivatoren
von Proteinkinase C sind (vgl. Lapetina et al., J. Biol. Chem. 260
(1985), 1358; und Boynton et al., Biochem. Biophys. Res. Comm. 115
(1983), 383), oder intrazelluläre
Transporthilfsmittel, die wahrscheinlich unerwünschte Produkte hervorbringen,
wie die in der Zelle, zu vermeiden.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft:
- (1) Valproinsäure oder
ein pharmazeutisch verträgliches
Derivat davon, kovalent gebunden an ein Lysophospholipid.
- (2) Valproinsäure,
wie in Anspruch 1 definiert, kovalent gebunden an 1-Hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphorylcholin.
- (3) Arzneimittel, umfassend eine Verbindung nach Anspruch 1
oder 2.
- (4) Verwendung einer Verbindung, wie in Anspruch 1 oder 2 definiert,
für die
Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung von Epilepsie.
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Referenzbeispiel 1: Herstellung
von Prodrug-1 und Prodrug-2
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Einführung
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Der
Begriff "Prodrug-1" wird hierin verwendet,
um einen 1 : 1-Ester von 1,2-Bis-(2-aminophenoxy)ethan-N,N,N',N'-tetraessigsäure (BAPTA)
mit dem Cholinderivat ROCH2-CH(OH)-CH2O-(PO2)-OCH2N+(CH3)2, worin R eine Heptanoylgruppe ist, zu bezeichnen.
BAPTA ist ein Calcium-Chelator, für den die menschliche Zellmembran
normalerweise undurchlässig
ist, während
die Zellmembran für
das Prodrug-1, welches kein Calcium-Chelator per se ist, durchlässig ist.
Die Carbonsäureesterbindungen
im Prodrug-1 sind durch PLA2 spaltbar, so
daß aktivierte
Zellen wie IgE-Lymphocyten eine selektive intrazelluläre Anreicherung
von BAPTA zeigen sollten, verglichen mit den nicht-aktiverten Zellen,
mit dem Ergebnis, daß sich
der [Ca2+]-Spiegel in den aktivierten Zellen
im Vergleich zu den nicht-aktiverten
Zellen verringern sollte. Das "Prodrug-2" ist der 1 : 2-Ester
von BAPTA mit dem dargestellten Cholinderivat.
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Verfahren
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a) Diheptanoyl-L-α-lecithin
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In
einen trockenen 500 ml-Dreihalskolben, ausgestattet mit einem öldichten
Rührwerk,
einem CaCl2-Röhrchen und einem Tropftrichter,
wurden 100 ml Glaskügelchen
mit einem Durchmesser von 5 mm und 11,0 g (0,01 Mol) eines CdCl2-Addukts von synthetischem L-α-Glycerophosphorylcholin
eingebracht. Der Kolben wurde in ein Eiswasserbad getaucht, und
zu dem schnell gerührten
Gemisch wurde ein dünner
Strahl von 29,7 g (0,2 Mol) Heptanoylchlorid, frisch hergestellt
und gelöst
in 60 ml Chloroform*, gefolgt von 11 ml (0,14 Mol) wasserfreiem
Pyridin, gelöst
in 100 ml Chloroform* (* wasserfrei, alkoholfrei), zugegeben. Nach
30 Minuten wurde die Badtemperatur auf 25°C erhöht, und das Rühren wurde
für 2 Stunden
fortgesetzt. Das Reaktionsgemisch wurde durch einen filterlosen
Büchner-Trichter
gegossen. Die Glaskügelchen
wurden mit 3 × 50 ml
Chloroform gewaschen, und die vereinigten Filtrate wurden mittels
Zentrifugation geklärt.
Der Überstand wurde
unter vermindertem Druck eingeengt. Der Rückstand wurde für mehrere
Stunden bei einem Vakuum von 0,1 mm und einer Badtemperatur von
30–35°C gehalten,
um den größten Teil des überschüssigen Pyridins zu
entfernen, und dann mit 500 ml wasserfreiem Aceton für 10 Minuten
gerührt
und zentrifugiert. Der Niederschlag wurde in ähnlicher Weise mit 2 × 100 ml
wasserfreiem Aceton und 2 × 100
ml wasserfreiem Ether behandelt. Das zurückbleibende feste Material
wurde unter vermindertem Druck getrocknet und von den letzten Spuren
an Cadmiumchlorid und Pyridinhydrochlorid dadurch befreit, daß es in
200 ml eines 5 : 4 : 1-Gemisches, bezogen auf das Volumen, von Chloroform/Methanol/Wasser
gelöst
wurde, und die Lösung über eine 120
cm lange Säule
mit einem Durchmesser von 2,5 cm, enthaltend ein gleiches Volumen
an einem Gemisch aus Amberlit IR-45 und IRC-50, geleitet wurde.
Die Säule
wurde mit 500 ml des gleichen Chloroform/Methanol/Wasser-Gemisches
gewaschen, und die vereinigten ausgeströmten Flüssigkeiten wurden unter vermindertem
Druck aus einem Bad bei 40–45°C bis zur
Trockene eingeengt. Der Rückstand
wurde bei einem Vakuum von 0,1 mm und 45°C getrocknet. Das Rohprodukt
wurde durch Ausfällen
aus einer Lösung
in 50 ml Chloroform mit 150 ml Aceton, Zentrifugation und Umkristallisation
des Niederschlags, 2,3 g (47,6%), aus Chloroform und Ether gereinigt.
(Dioctanoyl-L-α-lecithin
kann in ähnlicher
Weise hergestellt werden.)
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b) 1-Heptanoyl-sn-3-glycerophosphorylcholin
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Eine
Lösung
des Produkts aus Teil (a) (1,2 mMol) in einem Gemisch aus Ether
(196 ml) und Methanol (12 ml) wurde in Gegenwart von (HOCH2)3-C-NH2·HCl (50
ml, 0,1 M, pH 8,7), enthaltend CaCl2 (0,72
mM) und 5 mg rohes Klapperschlangengift (Crotalus adamanteus) als
Quelle für
Phospholipase A2, bei 37°C für 3 Stunden stark gerührt. Die
Umsetzung wurde mittels DC überwacht
(70 : 25 : 4, bezogen auf das Volumen, Chloroform/Methanol/Wasser).
Nach Beendigung der Umsetzung wurde die organische Schicht abgetrennt,
und die wäßrige Schicht
wurde mit Ether gewaschen und dann gefriergetrocknet. Der Rückstand
wurde mit 2 : 1, bezogen auf das Volumen, Chloroform/Methanol extrahiert
und zentrifugiert. Beim Verdampfen des klaren Überstands wurde das Titelprodukt
in einer Ausbeute von 90% erhalten. Eine Dünnschichtchromatographie unter
Verwendung von 70 : 25 : 4, bezogen auf das Volumen, Chloroform/Methanol/Wasser
zeigte, daß es
frei von dem Ausgangsmaterial und von Heptansäure war. Irgendeine Fettsäure in dem
Produkt kann jedoch durch Kristallisation aus Ethanol-Ether entfernt
werden. Anmerkung: Dies ist ein allgemeines Verfahren zur Spaltung der
Glycerol-2-Esterbindung. (Octanoyl-sn-3-glycerophosphorylcholin
kann in ähnlicher
Weise hergestellt werden.)
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c) Prodrug-1 und Prodrug-2
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Eine
Lösung
des Produkts aus Teil (b) (0,5 g, 1,04 mMol) in Chloroform (15 ml,
frisch destilliert über P2O5) wurde zu einer
Lösung
von BAPTA (0,495 g, 1,03 mMol, für
den Monoester von Prodrug-1, oder 0,248 g, 0,51 mMol, für den Diester
von Prodrug-2), N,N'-Dicyclohexylcarbodiimid
(0,214 g, 1,03 mMol) und 4-Dimethylaminopyridin (0,025 g, 0,202
mMol) und HCONMe2 (20 ml, frisch destilliert über CaH2) unter einer Stickstoffatmosphäre zugegeben,
und das Gemisch wurde bei Raumtemperatur für zwei Tage gerührt. Die
Umsetzung wurde mittels DC überwacht
(65 : 35 : 5, bezogen auf das Volumen, Chloroform/Methanol/Wasser).
Der Niederschlag wurde mittels Filtration entfernt, und das Filtrat
wurde durch Verdampfen unter vermindertem Druck bei 35°C eingeengt.
Der Rückstand
wurde in 2 : 1 : 2, bezogen auf das Volumen, Chloroform/Isopropanol/Wasser
gelöst.
Die organische Schicht wurde abgetrennt, getrocknet (Na2SO4) und dann über eine 20 cm lange Säule von
Kieselsäure
(Bio-Sil-HA) mit einem Durchmesser von 1,8 cm geleitet. Die Säule wurde
mit Chloroform gründlich
gewaschen, bis sie frei von BAPTA war (DC), und dann mit einem Gradienten
von Chloroform/Methanol (1 : 1, bezogen auf das Volumen) zu reinem
Methanol eluiert, wobei die Elution mittels DC überwacht wurde. Die eluierten
Fraktionen wurden vereinigt und durch Verdampfen eingeengt. Das
gewünschte
Zielprodukt (d. h. Prodrug-1 oder Prodrug-2, abhängig von der Anzahl der verwendeten
Moläquivalente
an BAPTA) wurde aus Ether auskristallisiert und unter vermindertem
Druck über
P2O5 bei 30°C getrocknet;
Ausbeute 0,3 g (30%). Es ist offensichtlich, daß der entsprechende Triester
oder Tetraester durch Variieren der geeigneten Anzahl von Moläquivalenten
an BAPTA erhalten werden kann. (Die analogen Octanoylester werden
in ähnlicher
Weise hergestellt).
-
Referenzbeispiel 2: Anwendung
von Prodrug-1 zur Verringerung des intrazellulären Calciumspiegels in hyperaktivierten
Zellen
-
Methode
-
Der
intrazelluläre,
freie [Ca2+]i-Gehalt
wurde mittels Durchflußcytometrie
unter Verwendung des Ca2+-sensitiven Farbstoffes
Fluo-3/AM (Molecular Probe Inc., OR) (vgl. Minta et al., 1989; Kao
et al., 1989) überwacht.
Aus Spenderblut erhaltene Zellen und solche aus dem Blut eines Asthmapatienten
wurden weiter zweimal in DMEM gewaschen und in einer Konzentration
von 107 Zellen/ml resuspendiert. Fluo-3/AM
(1 mM) wurde in DMSO, ergänzt
mit dem nichtionischen grenzflächenaktiven
Pluronic F-127 (Wyandotte Corp., MI), zubereitet. Aliquots der Fluo-3/AM-Stammlösung wurden
zu Zellsuspensionen in DMEM/HEPES in einer Endkonzentration von
3 μM zugegeben
(Sättigungspuffer).
Die Sättigung
konnte für
30 min bei 37°C
voranschreiten und wurde für
1 Stunde bei 23°C
unter vorsichtigem Bewegen fortgesetzt. Die Zellen wurden dann unter Verwendung
von frischem DMEM/HEPES, supplementiert mit 2% Pferdeserum, auf
die gewünschten
Konzentrationen eingestellt. Die Autofluoreszenz wurde eliminiert,
indem die Schwellenempfindlichkeit oberhalb der Werte eingestellt
wurde, die in Abwesenheit eines Farbstoffes erhalten worden waren.
Die Fluoreszenzintensitätsdaten
wurden von 5000 Einzelzellen gesammelt, und die Werte wurden als
willkürliche
Fluoreszenzeinheiten ausgedrückt.
Prodrug-1 (1 mM) wurde in DMSO zubereitet und, falls geeignet, in
einer Endkonzentration von 3 μM
vor der Calciumbehandlung zu den Zellen für 5 min zugegeben.
-
Lymphocyten
aus Spenderblut und aus dem Blut eines Asthmapatienten wurden Prodrug-1
ausgesetzt. Die Anreicherung des freigesetzten BAPTA-Chelators innerhalb
der Zelle wurde durch Messung von [Ca2+]i mittels Durchflußcytometrie unter Verwendung
von Fluo-3/AM, wie oben beschrieben, abgeschätzt. Die Ergebnisse sind in 1 dokumentiert, worin die
[Ca2+]i-Werte dargestellt
sind für
normale Lymphocyten (Tafel A); normale Lymphocyten, behandelt mit
Prodrug-1 (Tafel B); Lymphocyten aus dem Asthmapatienten (Tafel C);
Lymphocyten aus dem Asthmapatienten, stimuliert mit IgE (Tafel D);
Lymphocyten aus dem Asthmapatienten, behandelt mit Prodrug-1 (Tafel
C'); und Lymphocyten
aus dem Asthmapatienten, stimuliert mit IgE und behandelt mit Prodrug-1
(Tafel D').
-
Es
wird beobachtet, daß Lymphocyten
aus einem Asthmapatienten eine zweifache Doppelverteilung bezüglich des
[Ca2+]i-Spiegels
zeigen (Tafel C). Etwa 50% der Zellen zeigen einen hohen [Ca2+]i-Spiegel, was auf
eine Zellhyperaktivierung hinweist, während der zweite Teil der Population
ein ähnliches
Verhalten wie die normale Population zeigt (vergleiche Tafel A).
Im Fall der Tafeln C' und
D', wobei die Zellen
mit dem Prodrug-1 behandelt worden sind, ist die Population der
hyperaktivierten Zellen wieder auf einen Normalwert zurückgekehrt,
während
die Population der nicht-aktivierten Zellen intakt bleibt (vergleiche
Tafel C). Die Daten zeigen, daß Prodrug-1
eine selektive Anreicherung des Chelators innerhalb von aktivierten,
aber nicht in nicht-aktivierten Zellen vorsieht.
-
Referenzbeispiel 3: Prodrugs
zur möglichen
Anwendung bei der Behandlung von Tumoren
-
Einführung
-
In
diesem Beispiel wird eine Reihe von veranschaulichenden Ausführungsformen
vorgestellt, wobei ein Prodrug einen Proteinkinase-Hemmstoff einschließt. Nach
Verabreichung des Prodrugs würde
sich der Hemmstoff in einer Zelle anreichern, die eine abnormale
Proliferation zeigt, wodurch möglicherweise
ein wichtiges Hilfsmittel zur Verwendung bei der Antitumortherapie
bereitstellt wird.
-
(i)
Die Verbindung QSO2N, worin Q = 5-Isochinolyl
und N = NHCH2CH2NHCH3, ist ein selektiver Hemmstoff der cAMP-abhängigen Proteinkinase;
Hidaka et al., Biochemistry 23 (1984), 5036; und Tash et al., J.
Cell Biol. 103 (1986), 649. In ähnlicher
Weise ist die Verbindung QSO2N, worin Q
= 5-Isochinolyl und N = 2-Methylpiperazin-1-yl, ein wirksamer Hemmstoff
der cyclischen, Nucleotid-abhängigen
Proteinkinase und der Proteinkinase C; Hidaka et al., vorstehend
erwähnt;
und Kikuchi et al., Nucl. Acids Res. 16 (1988), 10171. Diese Verbindungen
können
durch Verfahren, die den Fachleuten bekannt sind, kovalent an ein
intrazelluläres Transporthilfsmittel
konjugiert werden, z. B. veranschaulicht durch:
-
-
In
Schema (b) ist R eine aliphatische Kohlenwasserstoffgruppe, wie
sie in Plasmalogenen zu finden ist (oder kann in einem herkömmlichen
Syntheseverfahren eingeführt
werden), und ist A ein aliphatischer Acylrest, z. B. eine Lauroyl-,
Myristoyl-, Palmitoyl-, Stearyl- oder Oleylgruppe.
-
Die
Verbindung QSO2N, worin Q = 5-Isochinolyl
und N = 2-Methylpiperazin-1-yl, kann in ähnlicher Weise mit Hilfe des
N4-Atoms von Piperazin gebunden werden.
-
Es
wird erwartet, daß die
P-N-Bindung in den vorstehend dargestellten Prodrugs (A) und (B)
für eine Spaltung
durch das Enzym PLD empfindlich sind, wodurch die beschriebenen
Proteinkinase-Hemmstoffe intrazellulär freigesetzt werden und sich
diese Hemmstoffe in Zellen mit einem supranormalen PLD-Spiegel anreichern.
-
(ii)
4',5,7-Trihydroxyflavon
ist ein Hemmstoff der Tyrosin-spezifischen Proteinkinase; Akiyama
et al., J. Biol. Chem. 262 (1987), 5592. Diese Verbindung kann an
ein intrazelluläres
Transporthilfsmittel durch die vorstehend in Teil (i) beschriebenen
Verfahren (a) und (b) konjugiert werden. Diese veranschaulichenden
Konjugate würden
die Strukturen (C) und (D) aufweisen:
worin R' und A die gleichen Bedeutungen haben,
wie vorstehend angegeben, und Q' der
Molekülrest
von 4',5,7-Trihydroxyisoflavon
ist, aus dem ein phenolisches Wasserstoffatom entfernt worden ist
und der auf diese Weise an den Rest des Moleküls durch ein O-Atom unter Bildung
einer P-O-Bindung gebunden ist. Es wird erwartet, daß diese
P-O-Bindung in den vorstehend dargestellten Prodrugs (C) und (D)
für eine
Spaltung durch das Enzym PLD empfindlich ist, wodurch die beschriebenen
Proteinkinase-Hemmstoffe intrazellulär freigesetzt werden und sich
diese Hemmstoffe in Zellen mit einem supranormalen PLD-Spiegel anreichern.
-
(ii)
Der Proteinkinase-Hemmstoff K252b aus Nocardiopsis sp. ist eine
Carbonsäure
mit der folgenden angenommen Formel:
-
-
Diese
Verbindung kann an ein intrazelluläres Transporthilfsmittel konjugiert
werden, z. B. durch das vorstehend in Referenzbeispiel 1 beschriebene
Verfahren. Beispielhafte Konjugate sind Ester der Carbonsäurefunktion
in der vorstehenden Formel mit zum Beispiel Heptanoyl-sn-3-glycerophosphorylcholin
oder Octanoyl-sn-3-glycerophosphorylcholin.
-
Referenzbeispiel 4: Herstellung
und biologische Eigenschaften von DP16
-
"DP16" bezeichnet hierin
einen 1 : 1-Ester von BAPTA mit dem Cholinderivat ROCH2-CH(OH)-CH2O-OCH2N+(CH3)2, worin R eine
Hexadecanoylgruppe ist. DP16 wurde gemäß dem in Referenzbeispiel 1
beschriebenen Verfahren hergestellt.
-
Einführung in die Beurteilung von
DP16 im Zusammenhang mit einer Ischämie
-
Der
beidseitige Verschluß der
gemeinsamen Kopfschlagader ist der einfachste und direkteste Ansatz zur
Induktion einer globalen Ischämie.
Bei Ratten tritt 24 Stunden später
eine Mortalität
von praktisch 64% auf. Die Ursachen der Mortalität sind größtenteils eine Hirnschwellung
(Ödem)
und fokale Läsionen
(Infarkte). Die globale Ischämie
wird durch Isolierung der gemeinsamen Kopfschlagader durch einen
Einschnitt auf der ventralen Seite des Halses erreicht. Die Speicheldrüsen werden
lateral verschoben, und die Karotisscheide wird freigelegt. Sowohl
der Hirnnerv als auch sympathische Nerven werden von der gemeinsamen
Kopfschlagader getrennt, die dann dauerhaft abgebunden wird. Sprague-Dawley-Ratten (250–300 g)
wurden mit Halathan oder durch intramuskuläre Injektion von 0,1 ml Ketamin
(0,1 g/ml, Park Davis, GB) und 0,1 ml Rompun (2%, Bayer, BRD) pro
300 g Körpergewicht
betäubt.
DP16 wurde ggf. i. p. nach der Arterienligatur verabreicht (0,001–0,1 mg/kg).
Jede Versuchs- und Kontrollgruppe schloß 14 männliche Ratten ein. Die statistische
Analyse wurde gemäß den Kriterien
durchgeführt.
-
Versuchseinzelheiten
und Ergebnisse des Ischämietests
-
Embolischer Infarkt
-
Sprague-Dawley-Ratten
(300 g) werden mit Halathan betäubt.
Die rechte gemeinsame Kopfschlagader wird freigelegt, und die äußeren Karotis-
und Pterygopalatinumarterien werden mit Seidenfaden Nr. 0 unterbunden.
In die gemeinsame Kopfschlagader wird eine Kunststoffkanüle eingeführt, die
vorher mit heparinisierter Salzlösung
gefüllt
wurde. In die Kanüle
wird dann eine Suspension von Kügelchen
injiziert (eine gasdichte 0,5 ml-Hamilton-Spritze), gefolgt durch einen Stoß von 0,5
ml Salzlösung.
Die gemeinsame Kopfschlagader wird dann dauerhaft unterbunden. Die
15 μm-Polystyrolkügelchen
werden in 0,05% Tween-80
in normaler Salzlösung
zubereitet, gefolgt durch eine vollständige Desinfektion für 5 Minuten.
Ein 100 μl-Aliquot
wird entnommen und sofort in die Spritze überführt.
-
Ischämie-Fötalhirn-Modell
-
Trächtige Sprague-Dawley-Ratten
mit einer Tragzeit von 20 Tagen wurden verwendet. Die Tiere wurde durch
intramuskuläre
Injektion von 0,1 ml Ketamin (0,1 g/ml, Park Davis, GB) und 0,1
ml Rompun (2%, Bayer, BRD) pro 300 g Körpergewicht betäubt. Ein
Bauchdeckenschnitt wurde durchgeführt, und die zwei Gebärmutterhörner wurden
freigelegt und während
des chirurgischen Eingriffs feucht gehalten. Die intracerebrale
Injektion von 1–2
mCi/2 ml [3H]-Arachidonsäure (Na+,
240 mCi/mMol; von New England Nuclear, Boston, MA) und/oder 1,5
mCi/2 ml [14C]-Palmitinsäure (Na+,
819 mCi/mMol; von Amersham, Searle, GB) in isotonischer Salzlösung, enthaltend
NaHCO3 (1,32 Gew.-%), in die Embryos erfolgte über die
Gebärmutterwand
in die Fontanellen. Auf Bestellung angefertigte Spritzen (33 Gauge,
0,375'' Länge; von
Hamilton, Reno, NV) wurden verwendet, um ein Hirnödem zu verringern.
Nach der Injektion wurden die Föten
zur Aufrechterhaltung bei einer physiologischen Temperatur in die
Bauchhöhle
zurückgegeben.
Nach 1 h wurden sie für
20 min einer Blutflußeinschränkung unterzogen
(Restriktionssitzung), indem die Blutgefäße in der Plazenta mehrfach
abgeklemmt wurden. Wann immer gewünscht, wurde die Blutzirkulation
durch Entfernung der Klammern für
30 min wiederhergestellt (Reperfusionssitzung). Die ganze Zeit über wurden
sowohl die einer Restriktion unterzogenen als auch die scheinoperierten
Föten in
der Bauchhöhle
vor der künstlichen
Geburt aufrechterhalten. Nach der Geburt durch einen Querschnitt
in den Uterus wurden lebensfähige
Föten ohne
ein offensichtliches Ödem
unver züglich
getötet,
und die herausgetrennten Fötalhirne
wurden sofort in geeigneten organischen Lösungsmitteln zur weiteren Behandlung
homogenisiert.
-
Föten-Großhirnhemisphären-Modell
-
Die
Föten wurden
aus den Gebärmutterhörnern in
einem lebensfähigen
Zustand entnommen, und ihre Großhirnhemisphären wurden
innerhalb von 15 sec nach der Enthauptung herauspräpariert.
Die von Blut und Gehirnhäuten
befreiten Großhirnhemisphären wurden
getrennt, und jede (50 ± 2,5
mg) wurde in eine Vertiefung einer Falcon-Kulturschale mit 24 Vertiefungen
gelegt. Das Gewebe wurde schnell zweimal in kaltem Dulbecco's modifizierten Eagle-Medium
(DMEM, Grand Island Biol. Co.) gewaschen und dann bei 37°C in 0,6–1,2 ml
DMEM, durchspült
mit Sauerstoff und supplementiert mit verschiedenen Zusätzen, inkubiert.
Aliquots des Inkubationsmediums (0,1 ml) wurden zur Eicosanoid-Bestimmung
mittels einer Radioimmuntest (RIA)-Technik entnommen. Nach Ansäuerung mit
5 ml Ameisensäure
wurden 0,1 ml Isopropanol und 0,5 ml Diethylether zugegeben. Nach
Mischen und Zentrifugieren bei geringer Geschwindigkeit (2500 × g, 5 min)
wurde die organische Schicht gesammelt und unter einem Stickstoffstrom
getrocknet. Der erhaltene Rückstand
wurde in 0,1 ml Natriumphosphatpuffer, pH 7,4, enthaltend 0,1% Rinderserumalbumin,
gelöst.
Die Proben wurden über
Nacht bei 4°C
mit dem geeigneten polyclonalen Antiserum und einem 3H-markierten
Tracer (4000 CpM/Röhrchen)
in einem Endvolumen von 0,3 ml inkubiert. Ungebundenes Material
wurde mit 0,3 ml Dextran beschichteter Holzkohle (Pharmacia, Schweden)
gefällt.
Nach Zentrifugation bei 4°C
wurden Aliquots des Überstands
(0,4 ml) in Fläschchen überführt, und
nach Zugabe einer Szintillationsflüssigkeit wurden die Proben
in einem Packard-Tricarb-Szintillationszähler gezählt. [3H]-Arachidonsäure (240
Ci/mMol) (New England Nuclear, Boston, MA), gelöst in isotonischem NaHCO3 (1,32%, Gew./Vol.), wurde durch die Gebärmutterwand
und die Fontanellen in das Embryogehirn injiziert. Nach der Injektion
wurden die Föten
zur Aufrechterhaltung unter physiologischen Bedingungen in die Bauchhöhle zurückgegeben.
Nach 1 h wurden die Föten
entbunden und sofort getötet.
Die Großhirnhemisphären wurden
zur nachfolgenden ex vivo-Inkubation oder zur Lipidextraktion schnell
entfernt.
-
Ergebnisse
-
Die
Beidseitige Globale Gehirnischämie
bewirkt einen zunehmenden Verlust der Versuchstiere bis zu 6–7 Tagen
nach dem chirurgischen Eingriff. Wie in 2 veranschaulicht, erhöht DP16
die post-ischämische Erholung
um 250% im Vergleich zur Kontrolle unter Verwendung von nicht geschützten Ratten
(p < 0,01). Diese
Daten zeigen die mögliche
Fähigkeit
von DP16, ischämische
Zustände
zu behandeln, die sonst tödlich
sind.
-
Herzischämie – perfundiertes
Herz-Modell
-
Weiße Ratten
wurden durch zervikale Dislokation getötet, und ihre Herzen wurden
schnell entnommen und bei 60 mmHg mit modifiziertem Krebs-Henselleit-Puffer
unter Verwendung des Modells eines perfundierten Herzens nach Langendorff
reperfundiert. Die Herzen wurden für ein Prääquilibierungsintervall von
10 min perfundiert und anschließend
entweder global ischämisch
gemacht (kein Durchfluß)
oder kontinuierlich für
den angegebenen Zeitraum perfundiert. Die Perfusion wurde durch
schnelle Exzision des Ventrikelgewebes und direktes Eintauchen in
kalten Homogenisierungspuffer (10 mM Imidazol, 10 mM KCl, 0,25 M
Saccharose [Grad 1], pH 7,8) beendet. Sowohl die Aktivierung von
Phospholipase A2 als auch deren Umkehrbarkeit während der Reperfusion korrelierten
zeitlich mit Veränderungen
des anaeroben Stoffwechsels in den Muskelzellen und den elektronenmikroskopischen
Untersuchungen.
-
Modell des Kammerflimmerns,
verursacht durch einen Koronarverschluß
-
Hunde
(11,6–20,7
kg) wurden betäubt
und an Instrumente angeschlossen, um den Blutfluß der linken Kranzarterie,
den linken Ventrikeldruck und das Ventrikelelektrogramm zu messen.
Die linke vordere, absteigende Arterie wurde unterbunden, und anschließend wurde
ein Vorderwandinfarkt erzeugt. Alle Leitungen zu der kardiovaskulären Instrumentierung
wurden derart unter der Haut verlegt, daß sie auf der Rückseite
des Nacken des Tieres austraten. Ein geeignetes Arzneimittel wurde
verabreicht, um die postoperativen Schmerzen zu minimieren und eine
Entzündung
zu verhindern. Der Ischämietest
wurde nach 3–4
Wochen durchgeführt.
-
Eigenschaften von DP16
im Zusammenhang mit der Behandlung von epileptischen Erkrankungen
-
Auf Pilocarpin
basierendes Modell einer experimentellen Epilepsie
-
Acetylcholin,
Acetylcholinesterase-Hemmstoffe und Acetylcholin-Analoge sind wirksame
Mittel für
die Auslösung
epileptischer Krämpfe,
wenn sie intracerebral oder systematisch verabreicht werden (vgl.
Ref. bei Leite et al., Neurosci. & Biobeh.
Rev. 14 (1990), 511–517).
Bei verschiedenen Arten wurde gezeigt, daß die systemische Verabreichung von
muscarinartigen, cholinergen Agonisten elektroenzephalographische
und das Verhalten betreffende, limbische Anfälle hervorruft, begleitet von
einer ausgedehnten Hirnschädigung,
welche topographisch derjenigen ähnlich
ist, die durch Kainsäure
und Folate verursacht wird, und häufig bei obduzierten menschlichen
Epileptikern beobachtet wird. Systemische Injektionen von Pilocarpin,
einem wirksamen muscarinartigen, cholinergen Agonisten, sind in
der Lage, eine Reihe von Verhaltensänderungen einschließlich Blickkrämpfen ("stirring spells"), Fazialautomatismen
und motorischen, limbischen Anfällen
hervorzurufen, die sich über
1–2 Stunden
entwickeln und sich zunehmend zu einem limbischen Status aufbauen,
dem ein genereller Status epilepticus folgt.
-
Ergebnisse
-
Unmittelbar
nach der Injektion von Pilocarpin wurde das Verhalten des Tieres
durch Akinesie, unkoordinierte taumelnde Bewegungen, Fazialautomatismen
und Herzflattern dominiert. Die weitere Entwicklung von epileptischen
Ereignissen ist dosisabhängig
(3). Die Verabreichung
von Pilocarpin in Dosen von 300–350 mg/kg
bewirkt das Auftreten von limbischen Anfällen mit Aufbäumen, Oberarmklonus,
Speichelfluß,
intensiven mastikatorischen Kieferbewegungen und Fallen. Die motorischen,
limbischen Anfälle
begannen nach 20–30 min,
kehrten alle 2–8
min wieder und führten
zu einem Status epilepticus. Eine Erhöhung der Dosis von Pilocarpin
auf bis zu 400 mg/kg beseitigte die limbischen Anfälle, und
nach 15 bis 25 min riefen anfängliche
Verhaltensänderungen
letale, allgemeine, tonische-klonische Krämpfe hervor. Die Anmelder betrachten
diese Dosis als LD100.
-
Die
Verabreichung von DP16 vor Pilocarpin verhinderte den Tod bei den
Tieren und verminderte epilepsieartige Manifestationen. Wie in 4 gezeigt, zeigte DP16 eine
therapeutische Wirkung in Dosen im Bereich von 10–8 bis
10–5 mg/kg.
Für dieses
besondere Modell einer Epilepsie (400 mg/kg Pilocarpin; Ratten)
beträgt
der abgeschätzte
therapeutische Index (ET) von DP16 0,5 mg/kg/5 × 10–7 mg/kg
= 1 × 106. Die erhaltenen Daten legen nahe, daß DP16 eine
sehr vielversprechendes Prodrug für die Behandlung von epileptischen
Erkrankungen ist.
-
Pilocarpin
und Kardiotoxizität
-
Bei
mit Pilocarpin behandelten Ratten wurden zwei Todesarten festgestellt,
erstens infolge letaler Krämpfe
und zweitens ein verspäteter
Tod, der nicht unmittelbar auf epileptische Ereignisse zurückzuführen ist.
Die Anmelder versuchten, den tatsächlichen Grund für den verspäteten Tod
der Ratten nach Pilocarpin induzierten Krämpfen zu ver stehen. Bei einer
makroskopischen Obduktion dieser Tiere wurden Anzeichen von kardiopulmonalen
Schädigungen
beobachtet: Lungenödeme
und Blutungen, vergrößerte und,
in einigen Fällen,
deformierte Herzen. Die Färbung
der Herzen mit 0,1% Trypanblau bei überlebenden Tieren ergab das
fleckige Bild einer Myokardie mit Bereichen einer intensiven Farbaufnahme,
d. h. geschädigten
Teilen, und hellen Bereichen, d. h. Infarkten. Folglich nehmen die
Anmelder an, daß sich
nach der Pilocarpin-Verabreichung eine Herzschädigung entwickelte, welche
die Anmelder als post-Pilocarpin-Krampfanfall-Kardiopathie (PSCP)
bezeichnen. PSCP-Studien im Zusammenhang mit einer DP16-Beurteilung
wurden in vivo und in vitro mit Ratten durchgeführt, die nach konvulsiven und
subkonvulsiven Dosen von Pilocarpin überlebten.
-
PSCP-Experimente
-
Erwachsene
(2–3 Monate),
männliche
Sprague-Dawley-Ratten wurde für
sämtliche
Experimente verwendet. Sie wurden mit üblichem Brikettfutter und mit
Wasser nach Belieben gefüttert
und in üblichen
Kunststoffkäfigen
(4–5 Individuen
in jedem Käfig)
unter natürlicher
Beleuchtung gehalten. Ein Pilocarpin-Scopolamin-Epilepsiestatus-Modell
(Pilocarpin) wurde ausgeführt,
wie früher
beschrieben. In einer Gruppe von 23 Ratten wurde Pilocarpin i. p.
in unterschiedlichen Dosen, die von 100 bis 400 mg/kg Körpergewicht
(B/W) reichten, während
verschiedener Zeiträume
verabreicht. Eine zweite Gruppe von 17 Ratten wurde vor der Pilocarpin-Verabreichung
mit DP16 behandelt, wobei das DP16 30 min vor dem Pilocarpin im
nächsten
Dosisbereich injiziert wurde und seine Wirkung in den darauf folgenden
Zeiträumen
untersucht wurde.
-
In
vivo-ECGs (Birtcher-Cardio-Tracer, Modell 375, USA) in drei Standardableitungen
wurden unter Ketamin-Betäubung
(3,3 mg/kg Imalgen 100, Rhone Merieux, Frankreich, und 7 mg/kg Rompun,
Bayer Leverkusen, Deutschland; i. m.) aufgezeichnet. Die ECG-Aufzeichnungen
wurden in dem Zeitraum vor den Pilocarpin-Injektionen (Kontrolle),
24 h nach der Pilocarpin-Verabreichung (akuter Zeitraum) und nach
der relativen Stabilisierung der Herzfunktion am 3.–14. Tag
nach der Pilocarpin-Verabreichung gemacht. Teile der ECG-Aufzeichnungen
wurden unter Nembutal-Betäubung
(35 mg/kg; i. p.) in dem Zeitraum vor der Aufnahme einer Perfusion
an dem isolierten, präparierten
Herzen nach Langendorff gemacht. Das Perfusion-Hypoxie-Reperfusion-Modell
am isolierten Herzen (PHR) wurde mit der herkömmlichen Langendorff-Technik
(nicht rezirkulierendes Perfusionssystem), eingestellt auf 37°C, in zwei
Modifikationen ausgeführt:
1. Unter konstantem Perfusionsdruck (PP) – Perfusion mit dem vorstehenden
PP, durch Anpassen des Durchflusses mit Hilfe einer Schlauchpumpe
(Isamtec SA, Laboratoriumstechnik, Schweiz). Im Falle eines konstanten
PP's wurde das Volumen
des Ausflusses mit einer Stromwaage (Precisa 1000C-3000D, Schweiz)
gemessen. Im Falle eines konstanten Durchflusses, aufgenommen in
dem Kontrollzeitraum, veränderte
sich der Durchfluß während der nachfolgenden
Versuchszeiträume
nicht, und der PP wurde regelmäßig aufgezeichnet.
Nach 30 min des Kontrollzeitraums wurde die Perfusion für 30 min
gestoppt, und der nachfolgende Reperfusionszeitraum dauerte 30 min.
Direkte ECGs wurden vom ventrikulären Apex (Ableitung 1), Aurikel
(Ableitung 2) und dazwischen (Ableitung 3) aufgezeichnet. Der Perfusionswiderstand
der Herzkranzgefäße (CVPR)
wurde in willkürlichen
Einheiten wie folgt berechnet: PP/Durchfluß/Herzgewicht. Unter Befolgen
des vorstehenden Protokolls wurden die Herzen einer Perfusion mit
dem Farbstoff Trypanblau (0,1%) unterzogen, um die Zellschädigung und
Infarktbildung zu beurteilen.
-
Ergebnisse
und Diskussion
-
Die
ECG-Ergebnisse in vivo sind in 5 dargestellt,
worin die nicht ausgefüllte
Balken einige ECG-Ereignisse, ausgedrückt als Mittelwert ± SE, einzelner
ECGs im Kontrollzeitraum zeigen. Die erste Gruppe von Balken zeigt
ECG-Veränderungen
nach Pilocarpin-Injektionen
in einem akuten Stadium der PSCP: unter den Ableitungen 1 und 2
werden statistisch signifikante Abschwächungen des R-Peaks beobachtet
(47% bzw. 16% von Kontrolle 1). Die DP16-Behandlung der PSCP normalisierte
die elektrische Aktivität
im akuten Stadium bei 5 von 7 behandelten Ratten. Es ist bekannt,
daß die
Amplitude von ECG-Ereignissen
zum Teil mit der Intensität
der entsprechenden physiologischen Prozesse im Zusammenhang steht.
Folglich kann die Pilocarpin induzierte Veränderung der R-Welle und deren
Normalisierung durch DP16 die Fähigkeit
von DP16 zeigen, eine Ventrikelschwäche, zumindest bei einer PSCP,
zu heilen. Kontrollratten zeigen eine relative Normalisierung der
R-Welle innerhalb von 3–14
Tagen nach der Pilocarpin-Verabreichung. Jedoch korrelierte die R-Normalisierung
auf irgendeine Weise mit einer drastisch erhöhten S-Wellentiefe unter Ableitung
3 (36%) und Ableitung 2 (61%) (wobei der letztere Wert im Hinblick
auf eine große
Variabilität
noch nicht statistisch signifikant ist). Die Erhöhung der S-Wellentiefe spiegelt
die Schädigung
einer Herzmuskelischämie
wieder und weist möglicherweise
auf einen Infarkt in den mit Pilocarpin behandelten Kontrolltieren
hin. Wie beim akuten Stadium der PSCP verhindert DP16 in der Phase
der Stabilisierung das Auftreten von ECG-Ver der PSCP verhindert DP16
in der Phase der Stabilisierung das Auftreten von ECG-Veränderungen,
die bei Kontrollratten beobachtet werden. Der Unterschied zwischen
mit DP16 geschützten
Tieren und solchen, die nicht geschützt sind, ist statistisch signifikant
(p < 0,01). In
diesem Zeitraum der PSCP ist eine deutliche Erhöhung der Herzfrequenz sowohl
bei der Pilocarpin-Kontrolle als auch bei den mit DP16 behandelten
Tieren vorhanden. Eine solche Tachykardie ist möglicherweise mit einer hämodynamischen
Insuffizienz verbunden, die für
die Infarktpathophysiologie charakteristisch ist. So zeigte die
in vivo-ECG-Untersuchung während
eines langen Zeitraums nach den Pilocarpin-Injektionen eine eindeutige
Veränderung
der Herzfunktionen auf (PSCP), die bei einigen Tieren durch die
DP16-Behandlung geheilt werden kann.
-
Langendorff-Herzmodell
-
6 zeigt den Perfusionswiderstand
in den Herzkranzgefäßen (CVPR)
in isolierten Langendorff-Herzen. In den ersten 30 nun des Kontrollzeitraums
erhöhte
sich der CVPR in den isolierten Langendorff-Herzen ständig, und
diese Erhöhung
ist nach 20 min statistisch signifikant. In allen Herzen, die nach
den Pilocarpin-Verabreichungen perfundiert wurden, war der anfängliche
Perfusionsfluß größer als
bei der Kontrolle, und anschließend
nahm der CVPR wesentlich ab (untere Linie). Diese Verringerung des
Tonus der Herzkranzgefäße ist möglicherweise
mit einem intrakardialen Noradrenalin-Mangel oder einer Paralyse,
hervorgerufen durch einen Sauerstoffmangel, verbunden. Die Behandlung
von Ratten mit DP16 vor der Pilocarpin-Applikation beugt einer Beeinträchtigung
der CVPR-Regulation in sowohl dem anfänglichen als auch dem letzten
Zeitraum der Perfusion vor, wodurch ein Beweis für die Fähigkeit von DP16 erhalten wird,
die Funktion der Herzkranzgefäße unter
hypoxischen Bedingungen zu normalisieren. Der Perfusionsstillstand
während
30 min und die nachfolgende Reperfusion sind durch die hinreichend
bekannte, breite Gruppe von Ereignissen einer Herzschädigung gekennzeichnet,
welche die Anmelder auf einer willkürlichen Skala einteilten, wie
in 7 gezeigt ist. Kontrollherzen
aus unbehandelten Ratten erholten sich meistens nach dem Stoppen
der Perfusion mit einem ausgeprägten
Bereich von Veränderungen
(wie eine gestörte
myokardiale Erregbarkeit, Konduktivität und Kontraktilität). Der
Mittelwert für
die Erholung in der Kontrollgruppe beträgt 6,3 ± 0,6 (n = 7). Herzen aus
mit Pilocarpin behandelten Ratten mit unterschiedlichen Stadien
einer PSCP zeigten eine Vergrößerung des Spektrums
und eine Erhöhung
der Schwere der pathologischen Ereignisse, wobei der Mittelwert
für die
Erholung nur 3,3 ± 0,8,
n = 7, p < 0,05,
betrug. Die Erholung war häufig
von Kammerflimmern begleitet. Einige der Herzen erholten sich nicht
vollständig
oder stellten nur wieder die Vorhofaktivität her. Die DP16-Behandlung vor
den Pilocarpin-Verabreichungen erhöhte die Fähigkeit von geschädigten Herzen,
sich nach dem Reperfusionsstillstand zu erholen; der Mittelwert
betrug 6,4 ± 0,6
(n = 9). In dieser Gruppe von Ratten trafen die Anmelder öfters auf
Fälle einer
vollständigen
Erholung. Folglich rief die DP16-Behandlung
einer Pilocarpin-induzierten Herzschädigung (PSCP) eine eindeutige
Verbesserung der Herzfunktion hervor.
-
Untersuchung der antiepileptischen
Wirkungen von DP16: Metrazol-Minimalepilepsieanfall-Test
-
Methode
-
Die
Erprobung von DP16 als ein möglicher
antiepileptischer Arzneistoff wurde mit 3–4 Wochen alten, männlichen
BALB/c-Mäusen
(18–27
g) durchgeführt.
Die Tiere wurden bei ausreichender Kost gehalten und hatten freien
Zugang zu Futter und Wasser, außer
kurz während
des Versuchszeitraums. Die Tiere wurden getrennt für eine Stunde
in durchsichtigen Kunststoffkäfigen
vor der Behandlung und während
des Versuchszeitraums untergebracht. Die Arzneistoffe wurden in
normaler Salzlösung
gelöst,
wobei das Injektionsvolumen auf 0,01 ml/g Körpergewicht eingestellt wurde.
DP16 wurde i. p. in Dosen im Bereich von 0,1 bis 300 μg/kg verabreicht
(0,1 μg/kg:
n = 10; 5 μg/kg:
n = 10; 25 μg/kg:
n = 20; 75 μg/kg:
n = 20; 150 μg/kg:
n = 20; bzw. 300 μg/kg: n
= 10 Tiere). Kontrolltiere erhielten i. p.-Injektionen von normaler
Salzlösung.
Auf die Verabreichung von DP16 oder der Salzlösung folgte nach 30 Minuten
eine Metrazol-Verabreichung (50 μg/kg,
s. c.). Anschließend
wurden die epileptischen Symptome während der nächsten 30 Minuten beobachtet.
Das Fehlen oder die relative Verzögerung von myoklonischen Zuckungen
(MJ) in der Versuchsgruppe wurde als Hinweis auf eine mögliche antiepileptische
Aktivität
angesehen. Die Daten wurden gemäß der χ2 (Chi-Quadrat)-Methode
mit dem Computer-Statistikpaket "StatViewII" analysiert.
-
Ergebnisse
und Schlußfolgerungen
-
Metrazol
in einer Dosis von 50 μg/kg,
s. c., rief myoklonische Zuckungen (MJ) in allen Kontrollmäusen mit
einer Latenzzeit von 1011 min hervor (n = 11). Die Wirkung von DP16
auf das Auftreten von minimalen Metrazol-induzierten Epilepsieanfällen ist
in 8 gezeigt. Mäuse, die
mit 0,1 μg/kg
DP16 behandelt wurden, zeigten die gleiche Antwort auf Metrazol
wie die Kontrolltiere (nicht behandelt). DP16 in Dosen im Bereich
von 5 bis 300 μg/kg
zeigte eine signifikante schützende
Wirkung (p < 0,001).
Die Ergebnisse des Tests deuten auf eine signifikante, dosisabhängige antiepileptische
Wirkung von DP16 auf die Metrazol-induzierten Epilepsieanfälle hin.
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Untersuchung der kardioprotektiven
Wirkung von DP16
-
1. Erprobung an einem
ex vivo-Rattenherz-Niederfluß-Reperfusion-Modell
-
Methode und Ergebnisse
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Es
wurden die allgemein verwendeten ex vivo Langendorff-Herz-Durchflußstopp-Reperfusion- und -Niederfluß-Modelle
verwendet (Neely und Rovetto, 1975), die für pharmakologische Prüfungen weiterhin üblich sind.
Die kardioprotektive Wirkung von DP16 wurde in einem kombinierten
experimentellen Musterbeispiel einer Normalflußperfusion, gefolgt durch einen
Niederfluß und
dann eine Reperfusion (LFR) eines ex vivo-Rattenherzes beurteilt.
Die Entwicklung des ECG's
und des Perfusionsdrucks (PP) wurde als ein Kriterium für die Arzneistoffbeurteilung
angesehen. Daten, die in Experimenten in Gegenwart von DP16 gesammelt
worden waren, wurden mit denjenigen ohne eine Arzneistoffergänzung (Kontrolle
Nr. 1) verglichen. Eine weitere Reihe von Experimenten (Kontrolle
Nr. 2) wurde mit einem Gemisch, umfassend DP16, aus den Komponenten
BAPTA und Lysophosphatidylcholin (LPC) durchgeführt. DP16 (1–100 μg/l) wurde
in einem normalen Perfusionspuffer gelöst. Das Gemisch aus BAPTA und
LPC wurde in DMSO als eine Stammlösung gelöst. Die Endkonzentration von
BAPTA, LPC und DMSO in dem Perfusionspuffer für die Kontrolle Nr. 2 betrug
100 μg/l
jeder Komponente.
-
Ein
starke Abnahme des Perfusionsdrucks (PP) unter 20 mmHg (Niederflußzeitraum)
rief eine Sinusbradykardie hervor, die in einem stabilen AV-Block
gipfelte (9.2, vgl.
Normalfluß in 9.1), häufig in Verbindung mit einer
ventrikulären
Arrhythmie (9 Experimente, Kontrolle 1). Anhaltende (> 0,5 h) Niederflußbedingungen
endeten üblicherweise
in einer paroxysmalen Tachyrhytmie und Kammerflimmern (VF). Die
Reperfusion setzte ein, bevor das VF vorübergehend den Sinusrhythmus
wiederherstellen konnte. Jedoch rief die Reperfusion in den meisten
der Kontrollexperimente eine Erhöhung
des Herkranzgefäßtonus und
eine Arrhythmie, gefolgt durch ein irreversibles VF, hervor (9.3). Nach Feststellung
eines AV-Blocks in dem Niederflußzeitraum wurde das Perfusionsmedium
mit den Arzneistoffen supplementiert. Es wurde kein therapeutischer Effekt
auf den AVB in den Experimenten mit dem Gemisch aus BAPTA und LPC
beobachtet (10.3 und 10.4, vgl. ohne BAPTA und
LPC – Normalfluß in 10.1 und Niederflußperfusion
in 10.2), während die Zugabe
von DP16 eine vollständige
oder vorübergehende
Linderung des atreoventrikulären
Synchronismus bewirkte (4 Fälle
bzw. 1 Fall) (11.3).
Außerdem
zeigte DP16 eine bedeutende kardioprotektive Wirkung in dem Reperfusionszeitraum,
wobei eine vollständige
Wiederherstellung des Sinusrhythmus in 4 von 5 Experimenten beobachtet
wurde (11.4; vgl. ohne
DP16 – Normalfluß in 11.1 und Niederflußperfusion
in 11.2). Eine ECG-Analyse
zeigte eine DP-Wirkung vom vorwiegend metabolischen Typ auf, die
eine Erhöhung
der aurikulären
(eindeutige Erhöhung
der Herzfrequenz) und ventrikulären
(Wiederherstellung eines regelmäßigen Sinusrhythmus)
Erregbarkeit umfaßte.
Jedoch wurde noch vorhandene Verzögerung der AV-Konduktivität (erhöhtes PQ-Intervall)
beobachtet.
-
Schlußfolgerungen
-
Die
in diesem Experiment erhaltenen Daten deuten auf eine signifikante
kardioprotektive Aktivität
von DP16 bei einer Ischämie-Reperfusion-Pathologie
hin.
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Untersuchung der kardioprotektiven
Wirkung von DP16
-
2. Erprobung in einem
in vivo-Modell einer Myokardschädigung
-
Methode und
Ergebnisse
-
Die
Verabreichung des wirksamen β-Adrenorezeptor-Agonisten
Isoproterenol (ISO) ist ein allgemein anerkanntes Modell einer experimentellen
myokardialen Pathologie. Die kardioprotektive Wirkung von DP16 wurde
bei 82 weiblichen Sprague-Dawley-Ratten mit einem Gewicht von 250–350 g getestet.
Die Myokardschädigung
wurde in den Ratten durch zwei aufeinanderfolgende Injektionen von
ISO (85 μg/kg,
s. c.) hervorgerufen. Falls geeignet, folgte den Injektionen von
ISO nach 30 und 180 Minuten eine DP16-Verabreichung (0,01 μg/kg, i.
p.). Die Wirkung von DP16 wurde durch eine ECG-Analyse und die Bestimmung
der Serum-Glutaminsäure-Oxalacetattransaminase
(SGOT)- und Lactatdehydrogenase (LDH)-Aktivität beurteilt. Die Mortalität der Kontrollratten
nach der ISO-Maßnahme
betrug 17,1 ± 5,9%
(7 von 41). Die überlebenden
Tiere zeigten eine auffallende hyperakute Verschiebung des ST-Segments
in Ableitung 1 und 2 des ECG's.
Pathologische Symptome auf dem ECG wurden während des Versuchszeitraums
verschlimmert. 48 Stunden nach der zweiten ISO-Injektion zeigten alle behandelten Tiere
eine pathologische Verlagerung des ST-Segments. Die Verabreichung
von DP16 verringerte die Mortalität in 2 Fällen (2 von 30). Tiere, die pathologische
Verlagerung des ST-Segments wurde nur bei 28% und 40% der ECGs (24
Stunden bzw. 48 Stunden nach der ISO-Injektion) gefunden. Die biochemische
Bestimmung ergab eine 1,7–1,9fache
Erhöhung
für SGOT
und LDH in mit ISO behandelten Kontrollratten (p < 0,05). Die Behandlung
mit DP16 verringerte den Prozentsatz der Versuchstiere wesentlich,
die einen abnormen Spiegel einer SGOT- und LDH-Aktivität zeigten.
-
Schlußfolgerungen
-
Die
vorstehenden Daten deuten auf eine signifikante kardioprotektive
Wirkung von DP16 in einem in vivo-Modell einer myokardialen Pathologie
hin.
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Allgemeine Schlußfolgerungen
-
Das
mit DP16 bezeichnete Prodrug zeigte signifikante therapeutische
und protektive Wirkungen in experimentellen Modellen eines Schlaganfalls
und einer Ischämie
sowie in Modellen einer Epilepsie, was vergleichbar ist mit der
Verwendung des entsprechenden Arzneistoffes in herkömmlicher
Form in einer Menge, die dem 105–106-fachen der Menge entspricht, wenn sie in
Form des Prodrugs verwendet wird.
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Referenzbeispiel 5: Herstellung
von Prodrug-3
-
Der
Begriff "Prodrug-3" wird hierin verwendet,
um einen 1 : 1-Ester von 1,2-Bis-(2-aminophenoxy)ethan-N,N,N',N'-tetraessigsäure (BAPTA)
mit 1-Myristylmyristylalkohol zu bezeichnen, und wird wie folgt hergestellt.
Eine Lösung
von BAPTA (0,5 g, 1,05 mMol) in Dimethylformamid (25 ml, frisch
destilliert über CaH2), 1-Myristylmyristylalkohol (0,451 g, 1,1
mMol), N,N'-Dicyclohexylcarbodiimid
(0,216 g, 1,1 mMol) und 4-Dimethylaminopyridin (0,025 g, 0,202 mMol)
wurden zusammen für
zwei Tage bei Raumtemperatur unter Argon in einem 50 ml-Kolben,
ausgestattet mit einem Magnetrührer,
gerührt.
Nach zwei Stunden begann N,N'-Dicyclohexylharnstoff
auszufallen. Die Umsetzung wurde mittels DC überwacht (90 : 10, Vol./Vol.,
Chloroform : Methanol); Rf des Produkts
= 0,62. Der Niederschlag wurde durch Filtration entfernt, und das
Filtrat wurde bei 35°C
unter vermindertem Druck eingeengt. Der Rückstand wurde mit 25 ml eines
2 : 1 : 2 Vol.Vol.-Gemisches aus Chloroform : Isopropanol : Wasser
extrahiert. Die organische Schicht wurde abgetrennt, mit einer 1%igen wäßrigen NaCl-Lösung gewaschen
und über
Na2SO4 getrocknet.
Anschließend
wurde sie eingedampft, und der Rückstand
wurde über
eine 160 mm × 30
mm-Säule
von Kieselgel 60 (230–400
Mesh, ASTM) geleitet. Das gewünschte
Produkt wurde mit einem 90 : 10 Vol./Vol.-Chloroform : Methanol-Gemisch
eluiert. Der 1-Myristylmyristylalkohol wurde nach der Methode von
Molotkovski V. G. und Bergelson L. D. (Biologicheska Chimia 8(9) (1982),
1256–1262)
hergestellt. Die BAPTA-1-Myristylmyristylalkohol-Esterbindung in
Prodrug-3 ist gegen eine Spaltung durch Esterasen empfindlich.
-
Beispiel I: Herstellung
und biologische Eigenschaften von TVA16
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Der
Begriff "TVA16" wird hierin verwendet,
um einen 1 : 1-Ester von Valproinsäure mit dem Cholinderivat ROCH2-CH(OH)-CH2O-P(O)2-O-CH2-CH2N+(CH3)3, worin R eine Hexadecanoylgruppe ist, zu
bezeichnen, und wurde wie folgt hergestellt. Eine Lösung von
1-Hexadecanoyl-sn-glycero-3-phosphorylcholin (1,04 mMol) in Chloroform
(25 ml, frisch destilliert über
P2O5), Valproinsäure (0,159
g, 1,1 mMol), N,N'-Dicyclohexylcarbodiimid
(0,216 g, 1,1 mMol) und 4-Dimethylaminopyridin (0,025 g, 0,202 mMol)
wurden zusammen für
zwei Tage bei Raumtemperatur unter Argon in einem 50 ml-Kolben,
ausgestattet mit einem Magnetrührer
und Glaskügelchen
(10 g, 5 mm Durchmesser), gerührt.
Nach zwei Stunden begann N,N'-Dicyclohexylharnstoff
auszufallen. Die Umsetzung wurde mittels DC überwacht (65 : 25 : 4 Vol./Vol.-Chloroform
: Methanol : Wasser); Rf des Produkts =
0,41. Der Niederschlag und die Glaskügelchen wurden durch Filtration
entfernt, und das Filtrat wurde bei 35°C unter vermindertem Druck eingeengt.
Der Rückstand
wurde mit 25 ml eines 2 : 1 : 2 Vo1.Vol.-Gemisches aus Chloroform
: Isopropanol : Wasser extrahiert. Die organische Schicht wurde
abgetrennt, mit einer 1%igen wäßrigen NaCl-Lösung gewaschen
und über
Na2SO4 getrocknet.
Anschließend
wurde sie eingedampft, und der Rückstand
wurde über
eine 160 mm × 30
mm-Säule
von Kieselgel 60 (230–400
Mesh, ASTM) geleitet. Das gewünschte
Produkt wurde mit einem 65 : 25 : 4 Vol./Vol.-Chloroform : Methanol
: Wasser-Gemisch eluiert; Rf = 0,4.
-
Eine
Testprobe von TVA16 wurde eine Stunde vor einer s. c.-Dosis von
Metrazol (80 mg/kg) an eine Gruppe von drei Mäusen i. p. verabreicht (0,01
bis 100 mg/kg). Eine wirksame Dosis entsprach der Menge, welche
Krämpfe
(beurteilt mit 2 Punkten pro Tier) und/oder den Tod (beurteilt mit
1 Punkt pro Tier) in den folgenden 30 Minuten verhinderte. Auf dieser
Grundlage konnte der ED100-Wert berechnet
werden, der in der folgenden Tabelle mit bekannten krampflösenden Mitteln
verglichen wird.
-
Krampflösende Aktivität (ED
100, mg/kg) von bekannten Arzneistoffen und
TVA16
-
Aus
der vorstehenden Daten ist ersichtlich, daß TVA16 eine signifikante krampflösende Aktivität besitzt
und anscheinend um mehr als das 500fache wirksamer als Natriumvalproat
ist.