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Hintergrund
der Erfindung
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Kreatin
ist eine natürlich
auftretende Verbindung und kommt im Gehirn von Säugern und in anderem erregbarem
Gewebe wie beispielsweise Skelettmuskulator, Retina und Herz vor.
Die phosphorylierte Form von Kreatin, Kreatinphosphat, kommt ebenfalls
in diesen Organen vor und ist das Produkt der Reaktion von Kreatinkinase,
die Kreatin als Substrat verwendet. Kreatin und Kreatinphosphat
können
relativ leicht synthetisiert werden und man nimmt an, dass sie für Säuger nicht
toxisch sind. Kaddurah-Daouk et al. (WO 92/08456, veröffentlicht
am 29. Mai 1992 und WO 90/09192, veröffentlicht am 23. August 1990;
US 5,321,030 und
US 5,324,731 ) beschreiben
Verfahren zur Hemmung des Wachstums, der Transformation und/oder
Metastasierung von Säugerzellen
unter Verwendung verwandter Verbindungen. Beispiele der von Kaddurah-Daouk
et al. beschriebenen Verbindungen schließen Cyclokreatin, b-Guanidinpropionsäure, Homocyclokreatin,
1-Carboxymethyl-2-iminohexahydropyrimidin,
Guanidinacetat und Carbokreatin ein. Dieselben Erfinder haben auch
die Wirksamkeit solcher Verbindungen bei der Bekämpfung viraler Infektionen
gezeigt (
US 5,321,030 ).
Elebaly offenbart in US-Patent 5,091,404 die Verwendung von Cyclokreatin
zur Wiederherstellung der Funktionalität in Muskelgewebe. Cohn beschreibt
in der PCT-Veröffentlichung
Nr. WO 94/16687 ein Verfahren zur Hemmung des Wachstums verschiedener
Tumore unter Verwendung von Kreatin und verwandten Verbindungen.
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Das
Nervensystem ist eine nicht ruhende Anordnung von Zellen, die ständig Informationen
erhalten, diese analysieren und erkennen und Entscheidungen treffen.
Die hauptsächlichen
Zellen des Nervensystems sind Neuronen und Neurogliazellen. Neuronen
sind die grundlegenden Kommunikationseinheiten des Nervensystems
und weisen Dendrite, Axone und Synapsen auf, die für diese
Aufgabe benötigt
werden. Neurogliazellen bestehen aus Astrozyten, Oligodendrozyten,
Ependymzellen und Mikrogliazellen. Gemeinsam sind diese am Schutz
und an der Aufrechterhaltung von Neuronen beteiligt. Die Funktionen
von Astrozyten sind nicht vollständig
aufgeklärt,
sie schließen
aber vermutlich das zur Verfügung
stellen von biochemischer und physikalischer Unterstützung und
Hilfe bei der Isolierung empfangsbereiter Oberflächen von Neuronen ein. Zusätzlich zu
ihren Aktivitäten
in normalem Gehirn reagieren sie außerdem auf Verletzungen des
ZNS durch Glianarbenbildung. Die grundlegende Funktion der Oligodendrozyten
ist die Produktion und Aufrechterhaltung von ZNS-Myelin. Sie steuern
Segmente der Myelinscheide für
multiple Axone bei.
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Die
Ependymzellen reagieren auf Verletzungen hauptsächlich durch Zellverlust. Mikrogliazellen
werden aktiviert und nehmen in Reaktion auf die Verletzung oder
Zerstörung
des Gehirns die Form von Makrophagen an. Diese Zellen können auch
proliferieren und eine stabartige Form annehmen, die einen winzigen
Nekroseherd oder ein totes Neuron unter Bildung eines Gliaknötchens umgeben
kann. Mikroglia-Zersetzung abgestorbener Neuronen wird als Neurophagie
bezeichnet.
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Das
Kreatinkinase/Kreatinphosphat-Energiesystem ist nur ein Bestandteil
eines ausgeklügelten
Energieerzeugungssystems, das in Zellen des Nervensystems wie beispielsweise
Neuronen, Oligodendrozyten und Astrozyten, vorliegt. Die Bestandteile
des Kreatin-Energiesystems schließen das Enzym Kreatinkinase, die
Substrate Kreatin und Kreatinphosphat und den Kreatin-Transporter
ein. Die durch Kreatinkinase katalysierte Reaktion ist: MgADP ± Pcr= +H+ = MgATP=+Cr. Einige der mit diesem System assoziierten
Funktionen beinhalten eine effiziente Regeneration von Energie in
Zellen mit veränderlichen
und hohen Energieanforderungen, Energietransport an unterschiedliche
Teile der Zelle, Phosphorylübertragungsaktivität, Regulierung des
Ionentransports und Beteiligung an Signaltransduktionswegen ein.
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Es
wurde gezeigt, dass das Kreatinkinase/Phosphokreatin-System in Neuronen,
Astrozyten, Oligodendrozyten und Schwann-Zellen aktiv ist. Manos
et al., J. Neurochem. 56:2101-2107 (1991); Molloy et al., J. Neurochem.
59:1925-1932. Es wurde gezeigt, dass die Aktivität des Systems während der
Regeneration hochreguliert ist und bei degenerativen Zuständen herunterreguliert
ist (siehe z.B. Annals Neurology 35(3):331-340 (1994); DeLeon et
al., J. Neurosci. Res. 29:437-448 (1991); Orlovskaia et al. Vestnik
Rossiiskoi Akademii Meditsinskikh Nauk. 8:34-39 (1992). Burbaeva
et al., Shurnal Neuropathologll Psikhiatrii Imeni S-S-Korsakova 90(7):85-87
(1990); vor kurzem wurde gefunden, dass mitochondriale Kreatinkinase
der Hauptbestandteil von pathologischen Einschlüssen ist, die in mitochondrialen
Myopathien auftreten. Stadhouders et al., PNAS, 91, S. 5080-5093
(1994).
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Behandlung von Erkrankungen des
Nervensystems bei einer von einer solchen Krankheit betroffenen
Person, indem der betroffenen Person eine Menge einer Verbindung
oder von Verbindungen, die ein oder mehrere der strukturellen oder
funktionellen Bestandteile des Kreatinkinase/Phosphokreatin-Systems
moduliert/modulieren, verabreicht wird, die ausreichend ist, um
die Symptome der Erkrankung zu verhindern, verringern oder zu verbessern.
Verbindungen, die für
diese Aufgabe wirkungsvoll sind, beinhalten Kreatin, Kreatinphosphat
und Analoga von Kreatin oder Kreatinphosphat.
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Somit
stellt die vorliegende Erfindung die Verwendung einer Kreatin-Verbindung
der allgemeinen Formel:
und pharmazeutisch annehmbarer
Salze davon bereit, worin:
- a) Y ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus -CO2H, -NHOH,
-NO2, -SO3H, -C(=O)NHSO2J und -P(=O)(OH)(OJ), worin J ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Wasserstoff, geradkettigem C1-C6-Alkyl, verzweigtem
C3-C6-Alkyl, C2-C6-Alkenyl, verzweigtem
C3-C6-Alkenyl und
Aryl;
- b) A ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus C, CH, C1-C5-Alkyl, C2-C5-Alkenyl,
C2-C5-Alkinyl und
einer C1-C5-Alkoylkette,
jeweils mit 0 bis 2 Substituenten, welche jeweils unabhängig ausgewählt sind
aus der Gruppe bestehend aus
- 1) K, worin K ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C6-Alkyl, geradem C2-C6-Alkenyl, geradem C1-C6-Alkoyl, verzweigtem C3-C6-Alkyl, verzweigtem C3-C6-Alkenyl und verzweigtem C4-C6-Alkoyl, worin K 0 bis 2 Substituenten aufweist,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy;
- 2) einer Arylgruppe, ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus einem Carbozyklus mit 1 bis 2 Ringen
und einem Heterozyklus mit 1 bis 2 Ringen, worin die Arylgruppe
0 bis 2 Substituenten enthält,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus -CH2L
und -COCH2L, worin L jeweils unabhängig ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy; und
- 3) -NH-M, worin M ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus Wasserstoff, C1-C4-Alkyl, C2-C4-Alkenyl, C1-C4-Alkoyl, verzweigtem C3-C4-Alkyl,
verzweigtem C3-C4-Alkenyl
und verzweigtem C4-Alkoyl,
- c) X ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus NR1, CHR1, CR1, O und S,
worin R1 ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus
- 1) Wasserstoff;
- 2) K, worin K ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C6-Alkyl, geradem C2-C6-Alkenyl, geradem C1-C6-Alkoyl, verzweigtem C3-C6-Alkyl, verzweigtem C3-C6-Alkenyl und verzweigtem C4-C6-Alkoyl, worin K 0 bis 2 Substituenten aufweist,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy;
- 3) einer Arylgruppe, ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus einem Carbozyklus mit 1 bis 2 Ringen
und einem Heterozyklus mit 1 bis 2 Ringen, worin die Arylgruppe
0 bis 2 Substituenten enthält,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus -CH2L
und -COCH2L, worin L jeweils unabhängig ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy,
- 4) einer C5-C9-a-Amino-w-methyl-w-adenosylcarbonsäure, angeheftet über den
w-Methylkohlenstoff;
- 5) einer C5-C9-a-Amino-w-aza-w-methyl-w-adenosylcarbonsäure, angeheftet über den
w-Methylkohlenstoff;
- 6) einer C5-C9-a-Amino-w-thia-w-methyl-w-adenosylcarbonsäure, angeheftet über den
w-Methylkohlenstoff;
- d) Z1 und Z2 jeweils
unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus =O, -NHR2,
-CH2R2, -NR2OH, worin Z1 und
Z2 nicht beide Null sein dürfen und
worin R2 ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus
- 1) Wasserstoff;
- 2) K, worin K ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C6-Alkyl, geradem C2-C6-Alkenyl, geradem C1-C6-Alkoyl, verzweigtem C3-C6-Alkyl, verzweigtem C3-C6-Alkenyl und verzweigtem C4-C6-Alkoyl, worin K 0 bis 2 Substituenten aufweist,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy;
- 3) einer Arylgruppe, ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus einem Carbozyklus mit 1 bis 2 Ringen
und einem Heterozyklus mit 1 bis 2 Ringen, worin die Arylgruppe
0 bis 2 Substituenten enthält,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus -CH2L
und -COCH2L, worin L jeweils unabhängig ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy;
- 4) einer C4-C8-a-Aminocarbonsäure, angeheftet über den
w-Methylkohlenstoff;
- 5) B, worin B ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus -CO2H,
-NHOH, -SO3H, -NO2,
OP(=O)(OH)(OJ) und -P(=O)(OH)(OJ), worin J ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Wasserstoff, geradem C1-C6-Alkyl,
verzweigtem C3-C6-Alkyl,
C2-C6-Alkenyl, verzweigtem
C3-C6-Alkenyl und Aryl,
worin B optional mit dem Stickstoff verbunden ist über einen
Linker, welcher ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus C1-C2-Alkyl,
C2-Alkenyl und C1-C2-Alkoyl;
- 6) -D-E, worin D ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C3-Alkyl, verzweigtem C3-Alkyl, geradem
C2-C3-Alkenyl, verzweigtem
C3-Alkenyl, geradem C1-C3-Alkoyl, Aryl und Aroyl, und E ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus -(PO3)nNMP, worin n 0 bis 2 ist und NMP Ribonukleotidmonophosphat
ist, verbunden über
das 5'-Phosphat, das
3'-Phosphat oder
den aromatischen Ring der Base; -[P(=O)(OCH3)(O)]m-Q,
worin m 0 bis 3 ist und Q ein Ribonukleosid ist, verbunden über die
Ribose oder den aromatischen Ring der Base; -[P(=O)(OH)(CH2)]m-Q, worin m 0
bis 3 ist und Q ein Ribonukleosid ist, verbunden über die
Ribose oder den aromatischen Ring der Base; und eine Arylgruppe
mit 0 bis 3 Substituenten, jeweils unabhängig ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Cl, Br, Epoxy, Acetoxy, -OG, -C(=O)G und -CO2G,
worin G jeweils unabhängig
ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C6-Alkyl,
geradem C2-C6-Alkenyl,
geradem C1-C6-Alkoyl,
verzweigtem C3-C6-Alkyl, verzweigtem
C3-C6-Alkenyl, verzweigtem
C4-C6-Alkoyl, worin
E an einem beliebigen Punkt an D angeheftet sein kann, und wenn
D Alkyl oder Alkenyl ist, D an einem beliebigen oder an beiden Enden
durch eine Amidbindung verbunden sein kann; und
- 7) -E, worin E ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus -(PO3)nNMP, worin n 0 bis 2 ist und NMP ein Ribonukleotidmonophosphat
ist, verbunden über
das 5'-Phosphat,
das 3'-Phosphat
oder den aromatischen Ring der Base; -[P(=O)(OCH3)(O)]m-Q, worin m 0 bis 3 ist und Q ein Ribonukleosid
ist, verbunden über
die Ribose oder den aromatischen Ring der Base;
-[P(=O)(OH)(CH2)]m-Q, worin m 0
bis 3 ist und Q ein Ribonukleosid ist, verbunden über die
Ribose oder den aromatischen Ring der Base; und eine Arylgruppe
mit 0 bis 3 Substituenten, jeweils unabhängig ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Cl, Br, Epoxy, Acetoxy, -OG, -C(=O)G und -CO2G,
worin G jeweils unabhängig
ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C6-Alkyl, geradem C2-C6-Alkenyl, geradem C1-C6-Alkoyl, verzweigtem C3-C6-Alkyl, verzweigtem C3-C6-Alkenyl, verzweigtem C4-C6-Alkoyl, und wenn E Aryl ist, E durch eine
Amidbindung verbunden sein kann;
- e) wenn R1 und mindestens eine R2-Gruppe vorliegen, R1 durch
eine Einzel- oder
eine Doppelbindung mit einer R2-Gruppe verbunden
sein kann unter Bildung eines Zyklus mit 5 bis 7 Gliedern;
- f) wenn zwei R2-Gruppen vorliegen, sie
durch eine Einzel- oder Doppelbindung verbunden sein können unter
Bildung eines Zyklus mit 4 bis 7 Gliedern,
- g) wenn R1 vorliegt und Z1 oder
Z2 ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus -NHR2, -CH2R2 und -NR2OH, dass
dann R1 durch eine Einzel- oder Doppelbindung
mit dem Kohlenstoff oder Stickstoff entweder von Z1 oder
Z2 verbunden sein kann unter Bildung eines
Zyklus mit 4 bis 7 Gliedern;
bei der Herstellung eines
Medikaments zur Behandlung von oder zur Vorbeugung gegen das Auftreten
von Huntington Chorea, der Parkinson-Erkrankung oder amyotropher Lateralsklerose
oder zur Behandlung der Symptome, welche mit Huntington Chorea,
der Parkinson-Erkrankung oder amyotropher Lateralsklerose verbunden
sind.
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Zusammensetzungen,
die Kreatin-Verbindungen in Kombination mit einem pharmazeutisch
annehmbaren Träger
und wirksame Mengen anderer Mittel, die auf das Nervensystem wirken
können,
enthalten, können
auch verwendet werden, um ein Subjekt mit einer Erkrankung des Nervensystems
prophylaktisch und/oder therapeutisch zu behandeln. Die vorliegende
Erfindung betrifft ferner Verfahren zur Verwendung von Kreatin-Verbindungen
in Kombination mit anderen Mitteln, die auf das Nervensystem wirken,
um Erkrankungen des Nervensystems zu behandeln.
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Abgepackte
Arzneistoffe zur Behandlung von Subjekten, die eine Erkrankung des
Nervensystems aufweisen oder die für eine solche Erkrankung prädispositioniert
sind, können
ebenfalls gemäß der vorliegenden Erfindung
verwendet werden. Die abgepackten Arzneistoffe beinhalten einen
Behälter,
der die Kreatin-Verbindung enthält,
in Kombination mit einem pharmazeutisch annehmbaren Träger, zusammen
mit Anweisungen zur Verabreichung der Verbindung für die Vorbeugung,
Verbesserung, Hemmung oder Beseitigung einer Erkrankung des Nervensystems.
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Andere
beispielhafte Erkrankungen, die einer erfindungsgemäßen Behandlung
mit Kreatin-Verbindungen zugänglich
sind, beinhalten, sind jedoch nicht begrenzt auf Alzheimer-Erkrankung,
Motoneuron-Erkrankung, diabetische und toxische Neuropathien, traumatische
Nervenverletzung, multiple Sklerose, akute disseminierte Enzephalomyelitis,
akute nekrotisierende hämorrhagische
Leukoenzephalitis, Entmarkungserkrankungen, mitochondrische Erkrankungen,
Pilz- und Bakterieninfektionen, Migräne-Eerkrankungen, Apoplexie, Alterung,
Demenz und mentale Störungen
wie Depression und Schizophrenie.
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Kurze Beschreibung
der Figuren
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1 ist
ein Diagramm, das die Wirkung von Kreatin-Verbindungen auf das Läsionsvolumen
in Mäusen
veranschaulicht, unter Verwendung des Malonatmodells.
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2 ist
ein Diagramm, das die Wirkung von Kreatin-Verbindungen auf Dopamin-,
HVA- und DOPAC-Werte in Mäusen
veranschaulicht, unter Verwendung des MPTP-Tiermodells.
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Ausführliche
Beschreibung
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Die
erfindungsgemäße Verwendung
schließt
allgemein die Behandlung einer Person, die von einer Erkrankung
des Nervensystems betroffen ist, gemäß Anspruch 1, mit einer Menge
einer Verbindung oder von Verbindungen, die ein oder mehrere der
strukturellen oder funktionellen Bestandteile des Kreatinkinase/Phosphokreatin-Systems
modulieren, ein, die ausreichend ist, um die Symptome der Erkrankung
zu verhindern, zu verringern oder zu verbessern. Bestandteile des
Systems, die moduliert werden können,
schließen
das Enzym Kreatinkinase, die Substrate Kreatin und Kreatinphosphat
und den Transporter für
Kreatin ein. Wie hierin verwendet, bedeutet die Bezeichnung "modulieren", die normale Funktionsweise
des Bestandteils im Kreatinkinase/Phosphokreatin-Enzymsystem zu verändern, zu beeinträchtigen
oder zu stören.
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Verbindungen,
die für
diesen Zweck besonders effektiv sind, schließen Kreatin, Kreatinphosphat
und Analoge davon ein, die im Folgenden ausführlich beschrieben werden.
Die Bezeichnung "Kreatin-Verbindungen" wird hierin so verwendet,
dass Kreatin, Kreatinphosphat und Verbindungen, die strukturell
gleichartig zu Kreatin oder Kreatinphosphat sind und Analoga von
Kreatin und Kreatinphosphat eingeschlossen sind. Die Bezeichnung "Kreatin-Verbindungen" umfasst auch Verbindungen,
welche die Aktivität
von Kreatin, Kreatinphosphat oder Kreatin-Analoga "nachahmen", d.h. Verbindungen,
welche das Kreatinkinase-System hemmen oder modulieren. Die Bezeichnung "nachahmen" soll Verbindungen
beinhalten, die nicht strukturell ähnlich zu Kreatin sind, die
aber die therapeutische Wirkung von Kreatin, Kreatinphosphat oder
strukturell ähnlichen
Verbindungen nachahmen. Die Bezeichnung "Inhibitoren des Kreatinkinase-Systems" bezeichnet Verbindungen, welche
die Aktivität
des Enzyms Kreatinkinase hemmen, Moleküle, welche den Kreatin-Transporter hemmen oder
Moleküle,
welche die Bindung des Enzyms an andere Strukturproteine oder Enzyme
oder Lipide hemmen. Die Bezeichnung "Modulatoren des Kreatinkinase-Systems" bedeutet Verbindungen,
welche die Aktivität des
Enzyms oder die Aktivität
des Transporters für
Kreatin oder die Fähigkeit
anderer Proteine oder Enzyme oder Lipide, mit dem System zu wechselwirken,
modulieren. Die Bezeichnung "Kreatin-Analogon" soll Verbindungen
umfassen, die strukturell ähnlich
zu Kreatin oder Kreatinphosphat sind, Verbindungen, die im Fachbereich
als Analoga von Kreatin oder Kreatinphosphat anerkannt sind und/oder
Verbindungen, welche dieselben oder ähnliche Funktionen wie Kreatin
oder Kreatinphosphat aufweisen.
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Die
Formulierung "Behandlung
von Erkrankungen des Nervensystems" soll die Vorbeugung der Erkrankung,
Verbesserung und/oder Hemmung einer vorher existierenden Erkrankung
und die Beseitigung einer vorher existierenden Erkrankung einschließen. Die
hierin beschriebenen Kreatin-Analoga weisen sowohl heilende als
auch prophylaktische Wirkungen auf die Entwicklung und das Fortschreiten
der Erkrankung auf.
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Die
Formulierung "therapeutisch
wirksame Menge" soll
die Menge der Kreatin-Verbindung
beinhalten, die ausreichend ist, um den Ausbruch von Erkrankungen
des Nervensystems zu verhindern oder um das Fortschreiten solcher
Erkrankungen in der behandelten Person signifikant zu verringern.
Eine therapeutisch wirksame Menge kann bezogen auf eine Einzelperson
bestimmt werden und wird zumindest teilweise unter Berücksichtigung
der Schwere der Symptome, die behandelt werden sollen und der Aktivität des speziellen
ausgewählten
Analogons, falls ein Analogon verwendet wird, erfolgen. Außerdem können die
wirksamen Mengen der Kreatin-Verbindung mit dem Alter, Geschlecht
und Gewicht der behandelten Person variieren. Daher kann ein Fachmann
die therapeutisch wirksame Menge der Kreatin-Verbindung unter Verwendung
der oben beschriebenen Faktoren bestimmen, indem reine Routineuntersuchungen
der klinischen Praxis eingesetzt werden.
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Die
Formulierung "pharmazeutisch
annehmbarer Träger" soll Substanzen
einschließen,
die zusammen mit der Kreatin-Verbindung verabreicht werden können und
die es ermöglichen,
dass der wirksame Bestandteil seine beabsichtigte Funktion der Vorbeugung,
Verbesserung, Hemmung oder Beseitigung einer Erkrankung/von Erkrankungen
des Nervensystems erfüllt.
Beispiele für
solche Träger
beinhalten Lösungsmittel, Dispergiermedien,
Hilfsstoffe, Verzögerungsmittel
und dergleichen. Die Verwendung solcher Medien und Mittel für pharmazeutisch
wirksame Substanzen ist im Fachbereich gut bekannt. In dieser Erfindung
können
beliebige herkömmliche
Medien und Mittel, die mit der Kreatin-Verbindung kompatibel sind,
verwendet werden.
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Die
Bezeichnung "pharmazeutisch
annehmbares Salz" soll
im Fachbereich bekannte, pharmazeutisch annehmbare Salze umfassen.
Typischerweise können
diese Salze unter physiologischen Bedingungen hydrolysiert werden.
Beispiele für
solche Salze beinhalten Natrium, Kalium und Hemisulphat. Die Bezeichnung
soll außerdem
niedere Kohlenwasserstoffgruppen beinhalten, die unter physiologischen
Bedingungen hydrolysiert werden können, d.h. Gruppen, welche
die Carboxylgruppe verestern, z.B. Methyl, Ethyl und Propyl.
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Die
Bezeichnung "Subjekt" soll lebende Organismen
umfassen, die empfänglich
sind für
Erkrankungen des Nervensystems, beispielsweise Säuger. Beispiele von Subjekte
beinhalten Menschen, Hunde, Katze, Pferde, Kühe, Ziegen, Ratten und Mäuse. Die
Bezeichnung "Subjekt" soll weiterhin transgene
Spezien umfassen.
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Degenerative Erkrankungen:
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Es
ist keine gute Ätiologie
oder Pathophysiologie für
diese Erkrankungen bekannt und es gibt keinen zwingenden Grund anzunehmen,
dass sie alle eine ähnliche Ätiologie
aufweisen. Erkrankungen in dieser Kategorie weisen generelle Ähnlichkeiten
auf. Es handelt sich um Erkrankungen von Neuronen, die eine Tendenz aufweisen,
zu selektiven Funktionsstörungen
zu führen,
wobei ein oder mehrere funktionelle Systeme von Neuronen beeinträchtigt werden,
während
andere intakt bleiben.
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Parkinson-Erkrankung:
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Parkinson-Erkrankung
ist auf den Verlust dopaminerger Neuronen in der Substantia nigra
des Gehirns zurückzuführen. Die
Erkrankung zeichnet sich durch verlangsamte beabsichtigte Bewegungen,
Starrheit, ausdrucksloses Gesicht und gebeugte Körperhaltung aus. Es sind verschiedene
Arzneistoffe erhältlich,
um die dopaminerge Funktion zu steigern, wie beispielsweise Levodopa,
Carbidopa, Bromocriptin, Pergolid, oder um die cholinerge Funktion
zu verringern, wie beispielsweise Benztropin und Amantadin. Selegilin
ist eine neue Behandlung, die dazu konzipiert ist, die verbleibenden
dopaminergen Neuronen zu schützen.
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Degenerative
Erkrankungen unter Beeinträchtigung
von Motoneuronen
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In
dieser Kategorie eingeschlossen sind Erkrankungen wie amyotrophe
Lateralsklerose (ALS) und spinale Muskelatrophie. Diese zeichnen
sich durch Degeneration von Motoneuronen im ZNS aus, was zu fortschreitender
Schwäche,
Muskelatrophie und Tod durch Atmungsversagen führt. Die Behandlungen sind
nur symptomatisch, es sind keine Behandlungen verfügbar, um
die Erkrankung zu verlangsamen oder anzuhalten.
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Huntington-Chorea (HD):
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HD
ist eine autosomal dominante Funktionsstörung, die in mittlerem Alter
ausbricht, und sich klinisch durch Bewegungsstörungen, Persönlichkeitsveränderungen
und Demenz auszeichnet, was häufig
innerhalb von 15-20 Jahren zum Tod führt. Die neuropathologischen
Veränderungen
im Gehirn konzentrieren sich in den Basalganglien. Der Verlust einer
Klasse von Projektionsneuronen, sog. "Spiny-Zellen" aufgrund ihrer vorstehenden dendritischen
Dornen, ist typisch. Diese Klasse von Zellen enthält Gammaaminobutansäure (GABA), Substanz
P und opioide Peptide. Durch Verknüpfungsuntersuchungen wurde
das Gen für
HD in dem am weitesten distalen Bereich des kurzen Arms von Chromosom
4 lokalisiert. Es sind keine Behandlungen für verfügbar, die nachweislich den
Fortschritt der Erkrankung verzögern.
Experimentelle Untersuchungen, die eine Ähnlichkeit zwischen Neuronen,
die für
N-Methyl-d-aspartat (NMDA)-Agonisten empfänglich sind und solchen, die bei
HD verschwinden, haben zu vielversprechenden Spekulationen, dass
NMDA-Antagonisten sich als nützlich
erweisen könnten,
geführt.
Einige aktuelle Untersuchungen vermuten, dass ein Defekt im Energiemetabolismus
des Gehirns bei HD auftreten könnte
und die neuronale Empfindlichkeit gegenüber exzitoxischen Belastungen
erhöhen
könnte.
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Zur Behandlung von Huntington-Chorea,
Parkinson-Erkrankung und ALS nützliche
Kreatin-Verbindungen
-
Kreatin-Verbindungen,
die in der vorliegenden Erfindung nützlich sind, schließen Verbindungen
ein, welche ein oder mehrere der strukturellen oder funktionellen
Bestandteile des Kreatinkinase/Phosphokreatin-Systems modulieren.
Verbindungen, die für
diesen Zweck wirkungsvoll sind, schließen Kreatin, Kreatinphosphat
und Analoga davon, Verbindungen, welche deren Aktivität nachahmen
und Salze dieser Verbindungen wie oben definiert, ein. Beispielhafte
Kreatin-Verbindungen sind im Folgenden beschrieben.
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Kreatin
(auch bekannt als N-(Aminoiminomethyl)-N-methylglycin; Methylglycosamin
oder N-Methyl-guanidoessigsäure)
ist eine gut bekannte Substanz. (Siehe The Merck Index, 11. Ausgabe,
Nr. 2570 (1989).
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Kreatin
wird chemisch oder enzymatisch durch Kreatinkinase phosphoryliert,
unter Bildung von Kreatinphosphat, welches ebenfalls gut bekannt
ist (siehe The Merck Index, Nr. 7315). Sowohl Kreatin als auch Kreatinphosphat
(Phosphokreatin) können
aus tierischem Gewebe extrahiert oder chemisch synthetisiert werden. Beide
sind kommerziell erhältlich.
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Cyclokreatin
ist ein im Wesentlichen planares zyklisches Analogon von Kreatin.
Obwohl Cyclokreatin strukturell ähnlich
zu Kreatin ist, sind die beiden Verbindungen sowohl kinetisch als
auch thermodynamisch unterscheidbar. Cyclokreatin wird durch Kreatinkinase
in der Hinreaktion sowohl in vitro als auch in vivo effizient phosphoryliert.
Rowley, G.L., J. Am. Chem. Soc. 93: 5542-5551 (1971); McLaughlin, A.C. et al.,
J. Biol. Chem. 247, 4382-4388 (1972).
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Die
phosphorylierte Verbindung Phosphocyclokreatin ist strukturell ähnlich zu
Phosphokreatin, die Phosphor-Stickstoff (P-N)-Bindung von Cyclokreatinphosphat
ist jedoch stabiler als die von Phosphokreatin. LoPresti, P. und
M. Cohn, Biochem. Biophys. Acta 998: 317-320 (1989); Annesley, T.
M. und J. B. Walker, J. Biol. Chem. 253; 8120-8125 (1978); Annesley,
T. M. und J. B. Walker, Biochem. Biophys. Res. Commun. 74: 185-190
(1977).
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Creatin-Analoga
und andere Mittel, die in die Aktivität von Kreatinbiosynthese Enzymen
eingreifen oder die Kreatin-Transporter stören, sind in dem vorliegenden
Verfahren zur Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems nützlich.
Im Nervensystem gibt es viele mögliche
intrazelluläre
und auch extrazelluläre Stellen
für die
Wirkung von Verbindungen, welche die Energieerzeugung durch Gehirn-Kreatinkinase
und/oder andere Enzyme, die damit in Zusammenhang stehen, hemmen,
steigern oder auf andere Weise modifizieren. Daher können die
Wirkungen solcher Verbindungen direkt oder indirekt sein und über Mechanismen
erfolgen, die einschließen,
aber nicht begrenzt sind auf eine Beeinflussung der Aufnahme oder
Biosynthese von Kreatin, der Funktion des Kreatinphosphat-Verkehrs,
Hemmung der Enzymaktivität
oder der Aktivität
von zugehörigen Enzymen
oder Veränderung
der Mengen an Substraten oder Produkten einer Reaktion, um die Geschwindigkeit
der Reaktion zu verändern.
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Substanzen,
von denen bekannt ist, oder von denen man annimmt, dass sie die
Energieerzeugung durch das Kreatinkinase/Phosphokreatin-System modifizieren,
die in dem vorliegenden Verfahren verwendet werden können, sind
im Folgenden beschrieben. Beispielhafte Verbindungen sind in den
Tabellen 1 und 2 gezeigt.
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Tabelle
1 Kreatin-Analoga
-
Tabelle
2 Kreatinphosphat-Analoga
-
Es
wird möglich
sein, die unten beschriebenen Substanzen zu modifizieren, um Analoga
herzustellen, die verbesserte Eigenschaften aufweisen, wie beispielsweise
ein höhere
Spezifität
für das
Enzym, erhöhte Stabilität, vermehrte
Aufnahme in Zellen oder bessere Bindungsaktivität.
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Verbindungen,
welche die Struktur oder Funktion des Kreatinkinase/Kreatinphosphat-Systems
direkt oder indirekt modifizieren, sind nützlich zu Verhinderung und/oder
Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems, die sich durch Hochregulierung
oder Herunterregulierung des Enzymsystems auszeichnen.
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Bei
Erkrankungen, bei denen das Kreatinkinase/Kreatinphosphat-System
herunterreguliert ist, beispielsweise unkontrolliertes Abfeuern
von Neutronen, werden Moleküle,
die zur Behandlung dieser Erkrankungen nützlich sind, solche beinhalten,
welche die Aktivität
hochregulieren oder die Energie (ATP)-Produktion für einen längeren Zeitraum unterstützen können. Beispiele
beinhalten Kreatinphosphat und verwandte Moleküle, welche stabile Phosphagene
bilden, die die ATP-Produktion über
einen langen Zeitaum unterstützen.
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Bei
Erkrankungen, bei denen das Kreatinkinase/Kreatinphosphat-System
hochreguliert ist, beinhalten geeignete Moleküle solche, welche die Aktivität herunterregulieren
und/oder die Energieerzeugung (ATP) hemmen.
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Moleküle, welche
den Transporter für
Kreatin oder die Assoziation von Kreatinkinase mit anderen Protein-
oder Lipidmolekülen
in der Membran, und die Konzentrationen der Substrate Kreatin und
Kreatinphosphat regulieren, sind ebenfalls dazu nützlich,
Erkrankungen des Nervensystems zu verhindern und/oder zu behandeln.
-
Bei
Verbindungen, welche in der vorliegenden Erfindung nützlich sind,
kann es sich um Inhibitoren, Substrate oder Substratanaloga von
Kreatinkinase handeln, die, wenn sie vorhanden sind, die Energieerzeugung
oder die Hochenergiephosphorylübertragung
durch das Kreatinkinase/Phosphokreatin-System modifizieren können. Außerdem können nun
Modulatoren der Enzyme, die in Verbindung mit Kreatinkinase arbeiten, entworfen
und einzeln, in Kombination oder zusätzlich zu anderen Arzneistoffen
verwendet werden, um eine genauere Kontrolle der Wirkung auf Gehirn-Kreatinkinase
zu erreichen.
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Die
Biosynthese- und Metabolismuswege von Kreatin und Kreatinphosphat
können
angesteuert werden, indem Verbindungen ausgewählt und entworfen werden, die
die Energieerzeugung oder die Hochenergiephosphorylübertragung über das
Kreatinkinase-System modifizieren können. Verbindungen, die auf
spezielle Schritte gerichtet sind, können auf strukturellen Analogien
zu Kreatin oder dessen Vorläufern
beruhen. Neue Kreatin-Analoga, die sich von Kreatin durch Substitution,
Kettenverlängerung
und/oder Zyklisierung unterscheiden, können entworfen werden. Die
Substrate von Multisubstratenzymen können kovalent verknüpft werden
oder es können
Analoga entworfen werden, die Teile der unterschiedlichen Substrate
nachahmen. Nicht hydrolysierbare phosphorylierte Analoga können ebenfalls
so konzipiert werden, dass sie Kreatinphosphat nachahmen, ohne die
ATP-Produktion zu stützen.
-
Mehrere
Kreatin- und Kreatinphosphat-Analoga sind bisher in der Literatur
beschrieben worden und können
leicht synthetisiert werden. Beispiele für diese sind in Tabelle 1 und
Tabelle 2 gezeigt. Einige davon sind langsame Substrate für Kreatinkinase.
Die Tabellen 1 und 2 veranschaulichen die Strukturen von Kreatin, Cyclokreatin
(1-Carboxymethyl-2-iminoimidazolidin), N-Phosphorkreatin (N-Phosphorylcreatin),
Cyclokreatinphosphat (3-Phosphoryl-1-carboxymethyl-2-iminoimidazolidin) und
andere Verbindungen. Außerdem
nimmt man an, dass 1-Carboxymethyl-2-aminoimidazol, 1-Carboxymethyl-22-iminomethylimidazolidin,
1-Carboxyethyl-2-iminoimidazolidin, N-Ethyl-N-amidinoglycin und b-Guanidinpropionsäure wirksam
sind.
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Cyclokreatin
(1-Carboxymethyl-2-iminoimidazolidin) ist ein Beispiel für eine Klasse
von Substratanaloga der Kreatinkinase, die durch Kreatinkinase phusphoryliert
werden können
und von denen man annimmt, dass sie wirksam sind.
-
Eine
Klasse von auf Kreatinkinase ausgerichteten Verbindungen sind Bi-Substratanaloga,
welche eine Adenosin-artige Gruppe umfassen, die über eine
modifizierbare Brücke
mit einer Kreatin-Verknüpfungsgruppe (d.h.
Kreatin oder ein Kreatin-Analogon) verbunden ist. Man nimmt an,
dass solche Verbindungen mit einer Affinität binden, die größerer ist
als die Summe der bindenden Wechselwirkungen jedes einzelnen Substrats (z.B.
Kreatin und ATP). Die modifizierbare Brücke, welche eine Adenosin-artige
Gruppe an dem 5'-Kohlenstoff mit einer
Kreatin-artigen Gruppe verbindet, kann eine Carbonylgruppe, eine
Alkylgruppe (eine verzweigte oder geradkettige Kohlenwasserstoffgruppe
mit einem oder mehreren Kohlenstoffatomen) oder eine substituierte Alkylgruppe
(eine Alkylgruppe, die ein oder mehrere Funktionalitäten trägt, einschließlich, aber
nicht begrenzt auf ungesättigte
Stellen, Heteroatomsubstituenten, Carbonsäurederivate und anorganische
Säurederivate
und elektrophile Gruppen) sein.
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Eine
weitere Klasse möglicher
Verbindungen zur Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems ist
dazu konzipiert, Kreatinkinase (reversibel oder irreversibel) zu
hemmen. Die Analoga von Kreatin in dieser Klasse können irreversibel
an die aktive Stelle des Enzyms binden. Zwei solcher Affinitätsreagenzien,
von denen bereits gezeigt wurde, dass sie Kreatinkinase vollständig und
irreversibel inaktivieren, sind Epoxykreatin, Marietta, M. A. und
G. L. Kenyon, J. Biol. Chem. 254: 1879-1886 (1979) und Isoepoxykreatin,
Nguyen, A.C.K., PhD. Dissertation in Pharmazeutische Chemie, (University
of California, San Francisco, 1983), S. 112-205). Es gibt zahlreiche
Ansätze
zur Steigerung der Spezifität
und somit der Effizienz von irreversiblen Inhibitoren, die auf die
aktive Stelle von Kreatinkinase gerichtet sind, die eine elektrophile Gruppe
einbeziehen. Die effektive Konzentration einer Verbindung, die für die Hemmung
erforderlich ist, kann verringert werden, indem günstige Bindungskontakte
in dem Kreatin-Analogon gesteigert und ungünstige Bindungskontakte verringert
werden.
-
Es
können
auch N-Phosphorkreatin-Analoga entworfen werden, welche nicht-übertragbare Gruppen tragen,
die die N-Phosphorylgruppe nachahmen. Diese können die ATP-Produktion nicht
stützen.
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Die
Kreatin-Verbindungen dieser Erfindung sind solche, die durch die
allgemeine Formel I
umfasst werden und pharmazeutisch
annehmbare Salze davon, worin:
- a) Y ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus -CO2H, -NHOH,
-NO2, -SO3H, -C(=O)NHSO2J und -P(=O)(OH)(OJ), worin J ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Wasserstoff, geradkettigem C1-C6-Alkyl, verzweigtem
C3-C6-Alkyl, C2-C6-Alkenyl, verzweigtem
C3-C6-Alkenyl und
Aryl;
- b) A ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus C, CH, C1-C5-Alkyl, C2-C5-Alkenyl,
C2-C5-Alkinyl und
einer C1-C5-Alkoylkette,
jeweils mit 0 bis 2 Substituenten, welche jeweils unabhängig ausgewählt sind
aus der Gruppe bestehend aus
- 1) K, worin K ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C6-Alkyl, geradem C2-C6-Alkenyl, geradem C1-C6-Alkoyl, verzweigtem C3-C6-Alkyl, verzweigtem C3-C6-Alkenyl und verzweigtem C4-C6-Alkoyl, worin K 0 bis 2 Substituenten aufweist,
welche jeweils unabhängig ausgewählt sind
aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy;
- 2) einer Arylgruppe, ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus einem Carbozyklus mit 1 bis 2 Ringen
und einem Heterozyklus mit 1 bis 2 Ringen, worin die Arylgruppe
0 bis 2 Substituenten enthält,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus -CH2L
und -COCH2L, worin L jeweils unabhängig ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy; und
- 3) -NH-M, worin M ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus Wasserstoff, C1-C4-Alkyl, C2-C4-Alkenyl, C1-C4-Alkoyl, verzweigtem C3-C4-Alkyl,
verzweigtem C3-C4-Alkenyl
und verzweigtem C4-Alkoyl,
- c) X ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus NR1, CHR1, CR1, O und S,
worin R1 ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus
- 1) Wasserstoff;
- 2) K, worin K ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C6-Alkyl, geradem C2-C6-Alkenyl, geradem C1-C6-Alkoyl, verzweigtem C3-C6-Alkyl, verzweigtem C3-C6-Alkenyl und verzweigtem C4-C6-Alkoyl, worin K 0 bis 2 Substituenten aufweist,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy;
- 3) einer Arylgruppe, ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus einem Carbozyklus mit 1 bis 2 Ringen
und einem Heterozyklus mit 1 bis 2 Ringen, worin die Arylgruppe
0 bis 2 Substituenten enthält,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus -CH2L
und -COCH2L, worin L jeweils unabhängig ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy,
- 4) einer C5-C9-a-Amino-w-methyl-w-adenosylcarbonsäure, angeheftet über den
w-Methylkohlenstoff;
- 5) einer C5-C9-a-Amino-w-aza-w-methyl-w-adenosylcarbonsäure, angeheftet über den
w-Methylkohlenstoff;
- 6) einer C5-C9-a-Amino-w-thia-w-methyl-w-adenosylcarbonsäure, angeheftet über den
w-Methylkohlenstoff;
- d) Z1 und Z2 jeweils
unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus =O, -NHR2,
-CH2R2, -NR2OH, worin Z1 und
Z2 nicht beide Null sein dürfen und
worin R2 ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus
- 1) Wasserstoff;
- 2) K, worin K ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C6-Alkyl, geradem C2-C6-Alkenyl, geradem C1-C6-Alkoyl, verzweigtem C3-C6-Alkyl, verzweigtem C3-C6-Alkenyl und verzweigtem C4-C6-Alkoyl, worin K 0 bis 2 Substituenten aufweist,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy;
- 3) einer Arylgruppe, ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus einem Carbozyklus mit 1 bis 2 Ringen
und einem Heterozyklus mit 1 bis 2 Ringen, worin die Arylgruppe
0 bis 2 Substituenten enthält,
welche jeweils unabhängig
ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus -CH2L
und -COCH2L, worin L jeweils unabhängig ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Brom, Chlor, Epoxy und Acetoxy;
- 4) einer C4-C8-a-Aminocarbonsäure, angeheftet über den
w-Methylkohlenstoff;
- 5) B, worin B ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus -CO2H,
-NHOH, -SO3N, -NO2,
OP(=O)(OH)(OJ) und -P(=O)(OH)(OJ), worin J ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Wasserstoff, geradem C1-C6-Alkyl,
verzweigtem C3-C6-Alkyl,
C2-C6-Alkenyl, verzweigtem
C3-C6-Alkenyl und Aryl,
worin B optional mit dem Stickstoff verbunden ist über einen
Linker, welcher ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus C1-C2-Alkyl,
C2-Alkenyl und C1-C2-Alkoyl;
- 6) -D-E, worin D ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C3-Alkyl, verzweigtem C3-Alkyl, geradem
C2-C3-Alkenyl, verzweigtem
C3-Alkenyl, geradem C1-C3-Alkoyl, Aryl und Aroyl, und E ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus -(PO3)nNMP, worin n 0 bis 2 ist und NMP Ribonukleotidmonophosphat ist,
verbunden über
das 5'-Phosphat, das 3'-Phosphat oder den
aromatischen Ring der Base; -[P(=O)(OCH3)(O)]m-Q, worin m 0 bis 3 ist und Q ein Ribonukleosid
ist, verbunden über
die Ribose oder den aromatischen Ring der Base; -[P(=O)(OH)(CH2)]m-Q, worin m 0
bis 3 ist und Q ein Ribonukleosid ist, verbunden über die
Ribose oder den aromatischen Ring der Base; und eine Arylgruppe
mit 0 bis 3 Substituenten, jeweils unabhängig ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Cl, Br, Epoxy, Acetoxy, -OG, -C(=O)G und -CO2G,
worin G jeweils unabhängig
ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C6-Alkyl, geradem C2-C6-Alkenyl, geradem C1-C6-Alkoyl, verzweigtem C3-C6-Alkyl, verzweigtem C3-C6-Alkenyl, verzweigtem C4-C6-Alkoyl, worin E an einem beliebigen Punkt
an D angeheftet sein kann, und wenn D Alkyl oder Alkenyl ist, D
an einem beliebigen oder an beiden Enden durch eine Amidbindung verbunden
sein kann; und
- 7) -E, worin E ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus -(PO3)nNMP, worin n 0 bis 2 ist und NMP ein Ribonukleotidmonophosphat
ist, verbunden über
das 5'-Phosphat,
das 3'-Phosphat
oder den aronatischen Ring der Base; -[P(=O)(OCH3)(O)]m-Q, worin m 0 bis 3 ist und Q ein Ribonukleosid
ist, verbunden über
die Ribose oder den aromatischen Ring der Base;
-[P(=O)(OH)(CH2)]m-Q, worin m 0
bis 3 ist und Q ein Ribonukleosid ist, verbunden über die
Ribose oder den aromatischen Ring der Base; und eine Arylgruppe
mit 0 bis 3 Substituenten, jeweils unabhängig ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Cl, Br, Epoxy, Acetoxy, -OG, -C(=O)G und -CO2G,
worin G jeweils unabhängig
ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus geradem C1-C6-Alkyl, geradem C2-C6-Alkenyl, geradem C1-C6-Alkoyl, verzweigtem C3-C6-Alkyl, verzweigtem C3-C6-Alkenyl, verzweigtem C4-C6-Alkoyl, und wenn E Aryl ist, E durch eine
Amidbindung verbunden sein kann;
- e) wenn R1 und mindestens eine R2-Gruppe vorliegen, R1 durch
eine Einzel- oder
eine Doppelbindung mit einer R2-Gruppe verbunden
sein kann unter Bildung eines Zyklus mit 5 bis 7 Gliedern;
- f) wenn zwei R2-Gruppen vorliegen, sie
durch eine Einzel- oder Doppelbindung verbunden sein können unter
Bildung eines Zyklus mit 4 bis 7 Gliedern; und
- g) wenn R1 vorliegt und Z1 oder
Z2 ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus -NHR2, -CH2R2 und -NR2OH, dass
dann R1 durch eine Einzel- oder Doppelbindung
mit dem Kohlenstoff oder Stickstoff entweder von Z1 oder
Z2 verbunden sein kann unter Bildung eines
Zyklus mit 4 bis 7 Gliedern.
-
Kreatin,
Kreatinphosphat und viele Kreatin-Analoga und kompetitive Inhibitoren
sind kommerziell erhältlich.
Außerdem
können
Analoga von Kreatin unter Verwendung von herkömmlichen Techniken synthetisiert werden.
Kreatin kann z.B. als Ausgangsmaterial für die Synthese von zumindest
einigen der von Formel I umfassten Analoga verwendet werden. Entsprechende
Synthesereagenzien, beispielsweise Alkylierungs-, Alkenylierungs-
oder Alkinylierungsmittel können
verwendet werden, um die jeweiligen Gruppen an Zielstellen anzubinden.
Alternativ können
Reagenzien verwendet werden, welche im Stande sind, Spacergruppen
einzufügen,
um die Kreatinstruktur zu verändern.
Andere Stellen als die Zielstelle werden unter Verwendung von herkömmlichen
Schutzgruppen geschützt,
während
synthetische Reagenzien auf die gewünschten Stellen gerichtet werden.
-
Wenn
das Kreatin-Analogon eine Ringstruktur enthält, so kann das Analogon auf
eine analoge Weise wie für
Cyclokreatin beschrieben synthetisiert werden (Wang, T., J. Org.
Chem., 39: 3591-3594 (1974)). Die verschiedenen anderen Substituentengruppen
können
vor oder nach der Bildung des Rings eingefügt werden.
-
Viele
Kreatin-Analoga sind zuvor synthetisiert und beschrieben worden
(Rowley et al., J. Am. Chem. Soc. 93: 5542-5551 (1971); McLaughlin
et al., J. Biol. Chem. 247: 4382-4388 (1972); Nguyen, A.C.K., "Synthesis and enzyme
studies using Kreatine analogs",
Thesis, Dept. of Pharmaceutical Chemistry, Univ. Calif., San Francisco
(1983); Lowe et al., J. Biol. Chem. 225: 3944-3951 (1980); Roberts
et al., J. Biol. Chem. 260: 13502-13508 (1985); Roberts et al.,
Arch. Biochem. Biophys. 220: 563-571 (1983), und Griffiths et al.,
J. Biol. Chem. 251: 2049-2054 (1976)). Außerdem liefern die zuvor genannten
Literaturstellen Kaddurah-Daouk et al. (WO 92/08456; WO 90/09192;
US 5,324,731 ;
US 5,321,030 ) auch Hinweise für die Synthese
einer Vielzahl von Kreatin-Analoga.
-
Kreatin-Verbindungen,
die gegenwärtig
verfügbar
sind oder synthetisiert worden sind, schließen beispielsweise unter anderem
Kreatin, b-Guanidinpropionsäure,
Guanidinessigsäure,
Kreatinphosphat-Dinatriumsalz, Cyclokreatin, Homocyclokreatin, Phosphincreatin,
Homocreatin, Ethylcreatin, Cyclokreatinphosphat-Dilithiumsalz und
Guanidinessigsäurephosphat-Dinatriumsalz ein.
-
Kreatinphosphat-Verbindungen
können
chemisch oder enzymatisch synthetisiert werden. Die chemische Synthese
ist gut bekannt. Annesley, T.M.
-
Walker,
J. B., Biochem. Biophys. Res. Commun., (1977), 74: 185-190; Cramer,
F., Scheiffele, E., Vollmar, A., Chem. Ber. (1962), 95, 1670-1682.
-
Salze
der Produkte können
unter Verwendung von Standardvorgehensweisen gegen andere Salze ausgetauscht
werden. Bei der enzymatischen Synthese wird das Enzym Kreatinkinase
eingesetzt, welches kommerziell erhältlich ist, um die Kreatin-Verbindungen
zu phosphorylieren. Kreatinkinase benötigt ATP für die Phosphorylierung, daher
muss es kontinuierlich ergänzt
werden, um die Reaktion voranzubringen. Es ist notwendig, die Kreatinkinase-Reaktion
an eine andere Reaktion zu koppeln, in der ATP erzeugt wird, um
die Reaktion voranzubringen. Die Reinheit der resultierenden Verbindungen
kann unter Verwendung von bekannten analytischen Techniken einschließlich 1H NMR, 13C NMR-Spektroskopie,
Dünnschichtchromatographie,
HPLC und Elementaranalyse bestätigt
werden.
-
Verwendbarkeit
-
In
der vorliegenden Erfindung können
die Kreatin-Verbindungen einer Person (z.B. einem Säuger) allein
oder in Kombination mit einer anderen Verbindung für die Behandlung
von Erkrankungen des Nervensystems verabreicht werden. Als Mittel
für die
Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems können Kreatin-Verbindungen die
Kreatinkinase/Phosphokreatin-Funktionen beeinflussen, sodass direkte
und/oder indirekte Auswirkungen der Erkrankung, die zu Symptomen
wie Paraplegie oder Gedächtnisschwäche beitragen,
verhindert, verbessert, gehemmt oder beseitigt werden. Andere Verbindungen,
die zusammen mit den Kreatin-Verbindungen verabreicht werden können, schließen Neurotransmitter,
Neutrotransmitteragonisten oder -antagonisten, Steroide, Corticosteroide
(wie beispielsweise Prednison oder Methylprednison), immunmodulierende
Mittel (wie beispielsweise Beta-Interferon), immunsuppressive Mittel
(wie beispielsweise Cyclophosphamid oder Azathioprin), Nukleotidanaloga,
endogene Opioide oder andere gängige
klinisch verwendete Arzneistoffe ein. Wenn sie zusammen mit Kreatin-Verbindungen
verabreicht werden, können
diese Mittel die Wechselwirkung mit Kreatinkinase/Phosphokreatin-Zellfunktionen
verstärken,
durch die direkte und/oder indirekte Auswirkungen der Erkrankung
verhindert, verringert oder beseitigt werden.
-
Kreatin
oder Analoga von Kreatin können
verwendet werden, um die Schwere einer Erkrankung zu vermindern,
um Symptome primärer
Erkrankungsstadien zu vermindern oder um rezidivierende aktive Schübe zu verhindern
oder deren Schwere zu verringern. Kreatin, Kreatinphosphat oder
Analoga wie beispielsweise Cyclokreatin und Cyclokreatinphosphat
können
verwendet werden, um progressive Erkrankungen zu behandeln. Viele
Kreatin-Analoga können
die Blut-Hirn-Schranke überschreiten.
Die Behandlung kann beispielsweise zu der Verringerung von Tremoren
bei Parkinson-Erkrankung und anderen klinischen Symptomen führen.
-
Verabreichungswege
-
Die
Kreatin-Verbindung kann der betroffenen Person alleine oder in Kombination
mit einem weiteren Kreatin-Analogon oder einem anderen Mittel verabreicht
werden. Die Kreatin-Verbindungen können als pharmazeutisch annehmbare
Salze beispielsweise in einem pharmazeutisch annehmbaren Träger verabreicht werden.
Die Verbindung kann dem Subjekt auf eine Vielfalt von Wegen verabreicht
werden, einschließlich, aber
nicht notwendigerweise begrenzt auf orale (diätetische), transdermale oder
parenterale Verabreichungswege (z.B. subkutane, intramuskuläre, intravenöse Injektion,
Bolus- oder kontinuierliche Infusion). Eine wirksame Menge (d.h.
eine Menge, die ausreichend ist, um in einer Person den gewünschten
Effekt hervorzurufen) einer Zusammensetzung, die ein Kreatin-Analogon
umfasst, wird der Person verabreicht. Die tatsächliche Menge an Arzneistoff,
die verabreicht werden soll, wird von Faktoren wie beispielsweise
der Größe und dem Alter
der Person und von der Schwere der Symptome, anderen medizinischen
Bedingungen und dem gewünschten
Behandlungsziel abhängen.
-
Frühere Untersuchungen
haben die Verabreichung und Effizienz von Kreatin-Verbindungen in vivo
beschrieben. Beispielsweise wurde Patienten mit Herzerkrankungen
Kreatinphosphat durch intravenöse
Injektion verabreicht. Bis zu 8 g pro Tag wurden ohne nachteilige
Nebenwirkungen verabreicht. Die Wirksamkeit der ausgewählten Kreatinkinasesubstratanaloga,
ATP-Werte zu stärken
oder die Versteifung bei ischämischen
Ereignissen in Muskeln zu hemmen, wurde untersucht. In einer Studie
wurde Cyclokreatin Mäusen,
Ratten und Küken
gefüttert
und es war für
diese Tiere anscheinend gut verträglich. Frisch geschlüpfte Küken wurden
mit einer Diät,
die 1 % Cyclokreatin enthielt, gefüttert. In Gegenwart von Antibiotika
vertrugen die Küken
1 % Cyclokreatin ohne signifikante Mortalität, obwohl die Küken langsamer
wuchsen als Kontrollküken
(Griffiths, G. R. und J. B. Walker, J. Biol. Chem. 251(7): 2049-2054 (1976)). In
einer anderen Studie wurden Mäuse
für 10 Tage
mit einer Diät,
die 1 % Cyclokreatin enthielt, gefüttert (Annesley, T. M. und
J. B. Walker, J. Biol. Chem. 253(22): 8120-8125 (1978)). Cyclokreatin
wurde Mäusen
in einer Konzentration von bis zu 1 % ihrer Diät für 2 Wochen oder für mehr als
4 Wochen gefüttert,
ohne dass schwerwiegende negative Auswirkungen auftraten. Lillie
et al., Cancer Res., 53: 3172-3178 (1993). Es wurde gezeigt, dass
die Fütterung
von Tieren mit Cyclokreatin (z.B. 1% diätetisch) in verschiedenen Organen
zu einer Akkumulation von Cyclokreatin im Konzentrationsbereich
von mM führte.
Beispielsweise wurde berichtet, dass Cyclokreatin in Ratten, die
1 % Cyclokreatin dietätisch
erhielten, von Muskeln, Herz und Gehirn aufgenommen wurde. Griffiths,
G. R. und J. B. Walker, J. Biol. Chem. 251(7): 2049-2054 (1976).
Wie bereits gezeigt wurde, wird bei einer Verabreichung von 1 %
diätetischem
Cyclokreatin eine antivirale Aktivität von Cyclokreatin beobachtet.
Viele der oben angeführten
Untersuchungen zeigen, dass Kreatin-Analoga sich als dazu in der
Lage erwiesen haben, die Blut-Hirn-Schranke zu überschreiten.
-
Die
Kreatin-Verbindung kann entsprechend der ausgewählten Verabreichungsweise formuliert
werden (z.B. Pulver, Tablette, Kapsel, transdermaler Patch, implantierbare
Kapsel, Lösung,
Emulsion). Eine entsprechende Zusammensetzung, die ein Kreatin-Analogon
umfasst, kann in einem physiologisch annehmbaren Vehikel oder Träger hergestellt
werden. Beispielsweise kann eine Zusammensetzung in Tablettenform
je nach Bedarf ein oder mehrere Hilfsstoffe wie beispielsweise Füllstoffe
(z.B. Lactose), ein Bindemittel (z.B. Gelatine, Carboxymethylcellulose,
Gummi arabicum), ein Geschmacksmittel, ein Färbemittel oder Beschichtungsmaterial
enthalten. Für
Lösungen
oder Emulsionen können
Träger
im Allgemeinen wässrige
oder alkoholisch/wässrige
Lösungen,
Emulsionen oder Suspensionen einschließlich Saline und gepufferte
Medien beinhalten. Parenterale Vehikel können Natriumchloridlösung, Ringer-Dextrose,
Dextrose und Natriumchlorid, laktathaltige Ringer-Lösung oder
Fettöle
beinhalten. Außerdem
können
intravenöse
Vehikel Fluid- und Nährstoffergänzungen
und Elektrolytergänzungen
wie beispielsweise auf Grundlage von Ringer-Dextrose einschließen. Konservierungsmittel
und andere Hilfsstoffe können
ebenfalls vorhanden sein. Z.B. können
antimikrobielle Mittel, Antioxidanzien, Chelatisierungsmittel und
inerte Gase hinzugefügt
werden (s. allgemein Remington's
Pharmaceutical Sciences, 16. Ausgabe, Mack Ed., 1980).
-
Die
Bezeichnung "Verabreichung" soll Verabreichungswege
einschließen,
die es ermöglichen,
dass die Kreatin-Verbindungen ihre beabsichtigten Funktionen zur
Verhinderung, Verbesserung, Hemmung und/oder Beseitigung von Erkrankungen
des Nervensystems in einem Subjekt ausüben. Beispiele für Verabreichungswege,
die verwendet werden können,
beinhalten Injektion (subkutan, intravenös, parenteral, intraperitoneal,
etc.), oral, Inhalation, transdermal und rektal. Abhängig von
dem Verabreichungsweg kann die Kreatin-artige Verbindung zum Schutz
vor den natürlichen
Bedingungen, welche ihre Fähigkeit,
die beabsichtigte Funktion auszuüben,
nachteilig beeinflussen können,
mit oder in einem Material beschichtet sein. Die Verabreichung der
Kreatin-artigen Verbindung erfolgt in solchen Dosierungen und für solche
Zeiträume,
die effektiv sind, um die Symptome der Erkrankung des Nervensystems
zu verringern, zu verbessern oder zu beseitigen. Die Dosierungsweisen
können
zur Verbesserung der therapeutischen oder prophylaktischen Antwort
der Verbindung angepasst werden. Z.B. können täglich mehrere geteilte Dosen
verabreicht werden oder die Dosis kann je nach Dringlichkeit der
therapeutischen Umstände
proportional verringert werden.
-
Außerdem umfassen
die in der vorliegenden Erfindung verwendeten Verbindungen Kreatin-Verbindungen,
die wirkungsvoll die Blut-Hirn-Schranke überschreiten können.
-
Die
erfindungsgemäßen Kreatin-Verbindungen
können
allein oder als Gemisch von Kreatin-Verbindungen oder zusammen mit
einem Hilfsstoff oder einem anderen Arzneistoff verabreicht werden.
Beispielsweise können
die Kreatin-Verbindungen
zusammen mit anderen verschiedenen Gruppen wie beispielsweise Nukleotiden,
Neurotransmittern, Agonisten oder Antagonisten, Steroiden, Immunmodulatoren,
Immunsuppressiva, Vitaminen, Endorphinen oder anderen Arzneistoffen
verabreicht werden, die auf das Nervensystem oder Gehirn einwirken.
-
Kreatinkinase-Isoenzyme
im Gehirn
-
Zellen
benötigen
Energie, um zu überleben
und um die Vielfalt von Aufgaben zu erfüllen, durch die sich biologische
Aktivität
auszeichnet. Der zelluläre
Energiebedarf und die Zufuhr stehen im Allgemeinen im Gleichgewicht
und werden für
die Ökonomie
und Effizienz der Energieverwendung genau reguliert. Kreatinkinase
spielt eine Schlüsselrolle
im Energiemetabolismus von Zellen mit ununterbrochen hohen und schwankenden
Energieanforderungen wie beispielsweise Skelett- und Herzmuskulatur,
Gehirn- und Nervengewebe, einschließlich z.B. der Retina, Spermatozoa
und Elektrozyten. Wie oben erwähnt,
katalysiert das Enzym die reversible Übertragung der Phosphorylgruppe
von Kreatinphosphat an ADP, um ATP zu erzeugen. Es gibt viele Isoformen
von Kreatinkinase (CK), welche Muskel (CK-MM)-, Gehirn (CK-BB)- und Mitochondrien
(CK-Mia, CK-Mib)-Isoformen einschließen.
-
Die
experimentellen Daten deuten an, dass CK in Zellen in der Nähe der Stellen
lokalisiert ist, an denen eine Energieerzeugung erfolgt; z.B. dort,
wo eine Krafterzeugung durch Motoproteine stattfindet, in der Nähe von Ionenpumpen
und Transportern in Membranen und dort wo andere ATP-abhängige Prozesse
stattfinden. CK scheint eine komplexe vielseitige Rolle in der zellulären Energiehomöostase zu
spielen. Das Kreatinkinase-System ist an Energiepuffer/Energietransport-Aktivitäten beteiligt.
Es ist außerdem
an der intrazellulären
Regulierung von ADP- und ATP-Werten sowie ADP/ATP-Verhältnissen
beteiligt. Protonenpufferung und Produktion von anorganischem Phosphat
sind wichtige Bestandteile des Systems.
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Im
Gehirn ist dieses Kreatinkinase-System ziemlich aktiv. Regionale
Veränderungen
in der CK-Aktivität
bei vergleichbar hohen Werten im Cerebellum wurden in Studien berichtet,
bei denen native Isoenzym-Elektrophorese
oder enzymatische Messungen der CK-Aktivität, in Gewebeextrakten oder
in Gehirnzellen in Kultur verwendet wurden. Chandler et al. Stroke,
19: 251-255 (1988), Maker et al. Exp. Neurol. 38: 295-300 (1973), Manos
et al. J. Neurol. Chem. 56: 2101-2107 (1991). Insbesondere die molekulare
Schicht des zerebralen Kortex weist hohe CK-Aktivitätswerte
auf (Maker et al. id. (1973) Kahn Histochem., 48: 29-32 (1976),
was mit den aktuellen 31P-NMR-Befunden übereinstimmt,
die andeuten, dass die graue Substanz einen stärkeren Fluss durch die CK-Reaktion
und höhere
Konzentration an Kreatinphosphat im Vergleich zu weißer Substanz
zeigt (Cadoux-Hudson et al. FASEBJ., 3: 2660-2666 (1989), es wurden
aber auch in Oligodendrozyten in Kultur, typischen Gliazellen der
weißen
Substanz, hohe CK-Aktivitätswerte
nachgewiesen (Manos et al. id. (1991), Molloy et al. J. Neurochem.,
59: 1925-1932 (1992). Das Gehirn-CK-Isoenzym CK-BB ist die im Gehirn
hauptsächlich
vorhandene Isoform. Geringere Mengen an Muskel- Kreatinkinase (CK-MM) und Mitochondrien-Kreatinkinase
(CK-Mi) sind vorhanden.
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Lokalisierung und Funktion
von CK-Isoenzymen in verschiedenen Zellen des Nervensystems
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Gehirn-CK
(CK-BB) kommt in allen Schichten des zerebralen Kortex sowie in
tieferen Nuclei des Cerebellums vor. Am reichlichsten vorhanden
ist es in Bergmann-Gliazellen (BGC) und Astrogliazellen, es kommt aber
auch in Korbzellen und Neuronen in dem tieferen Nucleus vor. Hemmer
et al., Eur. J. Neuroscience, 6: 538-549 (1994), Hemmer et al. Dev.
Neuroscience, 15: 3-5 (1993). BGC ist eine spezialisierte Art von
Astrogliazellen. Es stellt den Wanderungsweg für Granularzellen von der äußeren zu
der inneren Granularzellschicht während der zerebralen Entwicklung
bereit. Eine weitere Hauptfunktion dieser Zellen ist die vorgeschlagene ATP-abhängige räumliche
Pufferung von Kaliumionen, die bei der elektrischen Aktivität von Neuronen
freigesetzt werden (Newman et al. Trends Neuroscience, 8: 156-159
(1985), Reichenbach, Acad. Sci. New York, (1991), S. 272-286. Somit
scheint CK-BB Energie (ATP) für
die Migration und K+-Pufferung mittels Regulierung der
Na+/K+-ATPase bereitzustellen.
Das Vorhandensein von CK-BB in Astrozyten (Manos et al. id. 1991,
Hemmer et al. id. 1994, Hemmer et al. id. 1993) kann mit den energetischen
Anforderungen dieser Zellen für
metabolische Wechselwirkungen mit Neuronen, z.B. Tricarbonsäurezyklus
(TCA), Metaboliten- und Neurotransmitterhandel, in Zusammenhang
gebracht werden. Hertz, Can J. Physiol. Pharmacol., 70: 5145-5157
(1991).
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Die
Purkinje-Neuronen des Cerebellums spielen eine sehr wichtige Rolle
in der Gehirnfunktion. Sie erhalten Anregungsinput von Parallelfasern
und Kletterfasern, sie stellen die einzigen neuronalen Ausgabeelemente
des zerebralen Kortex dar. Man nimmt an, dass Calcium-vermittelte
Depolarisierungen in Purkinje-Zelldendriten eine zentrale Rolle
in dem Mechanismus des zerebralen motorischen Lernprozesses spielen.
Ito Corr. Opin. Neurobiol., 1: 616-620 (1991). In Purkinje-Neuronen
wurden hohe Werte an Muskel-CK (CK-MM) vorgefunden. Hemmer et al.
id. (1994), Hemmer et al., id. (1993). Es gibt starke Anzeichen,
die darauf hindeuten, dass CK-MM direkt oder indirekt an für die Ca++-Homöostase
benötigte
energetische Prozesse gekoppelt ist oder an zelluläre Prozesse,
die durch diesen sekundären
Boten ausgelöst
werden. Die glumerulären
Strukturen des Cerebellums enthalten hohe Werte an CK-BB und Mitochondrien-CK
(CK-Mi). In diesen Strukturen werden große Mengen an Energie für die Wiederherstellung
von Kaliumionengradienten benötigt,
die während der
neuronalen Anregung teilweise beschädigt werden, sowie für Metabolismus
und Neurotransmitterhandel zwischen Gliazellen und Neuronen. Hertz
et al., id. (1991). Das Vorhandensein von CK in diesen Strukturen kann
ein Hinweis dafür
sein, dass ein Teil der in diesen riesigen Komplexen verbrauchten
Energie durch das Kreatinkinase-System geliefert werden könnte.
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In
Neuronen liegt CK-BB in Verbindung mit synaptischen Vesikeln vor
(Friedhoff und Lerner, Life Sci., 20: 867-872 (1977) sowie in Verbindung
mit Plasmamembranen (Lim et al., J. Neurochem., 41: 1177-1182 (1983)).
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Es
gibt Anzeichen, die darauf hindeuten, dass CK an synaptische Vesikel
und an die Plasmamembran in Neuronen gebunden ist, und an der Freisetzung
von Neurotransmittern sowie an der Aufrechterhaltung von Membranpotenzialen
und der Wiederherstellung von Ionengradienten vor und nach Stimulierung
beteiligt sein könnte.
Dies ist in Übereinstimmung
mit der Tatsache, dass große
Energieumsätze
und gleichzeitig hohe CK-Konzentrationen in diesen Bereichen des
Gehirns vorgefunden wurden, die zahlreiche synaptische Verbindungen
aufweisen, z.B. in der molekularen Schicht des Cerebellums, in den
glumerulären
Strukturen der granulären
Schicht und auch im Hippocampus. Die Beobachtung, dass eine beobachtete
Erhöhung
der CK-Werte in einem Teil des Gehirns, das Nervenenden und Synapsen
enthält,
mit dem neonatalen Anstieg der Na+/K+-ATPase einhergeht, ist auch ein Hinweis
darauf, dass höhere
Werte an Kreatinphosphaten und CK charakteristisch für Regionen
sind, in denen Energieaufwendungen für Prozesse wie beispielsweise
Ionenpumpen hoch sind. Erecinska und Silver, J. Cerebr. Blood Flow
and Metabolism, 9: 2-19 (1989). Außerdem nimmt man an, dass die
Protein-Phosphorylierung, die eine wichtige Rolle in der Gehirnfunktion
spielt, ebenfalls einen beträchtlichen
Teil der gesamten in diesen Zellen verfügbaren Energie verbraucht (Erecinska
und Silver, id. 1989). Schließlich
gehört
CK, zusammen mit nervenspezifischer Enolase, zu einer Gruppe von
Proteinen, die als langsame Komponente b (SCb, slow component b)
bekannt sind. Diese Proteine werden im neuronalen Zellkörper synthetisiert
und durch axonalen Transport zu den axonalen Extremitäten dirigiert.
Brady und Lasek, Cell, 23: 515-523 (1981), Oblinger et al., J. Neurol.,
7: 433-462 (1987). Die Frage, ob CK an der eigentlichen Energetik
des axonalen Transports beteiligt ist, bleibt unbeantwortet.
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Schließlich spielt
das CK-System eine Schlüsselrolle
in der Energetik des Gehirns eines Erwachsenen. Dies wird durch 31P NMR-Magnetisierungsübertragungsmessungen
gestützt,
die zeigen, dass die Geschwindigkeitskonstante pseudo-erster Ordnung
der CK-Reaktion in Richtung der ATP-Synthese sowie der CK-Fluss
mit der Gehirnaktivität
korrelieren, die durch EEG gemessen wird, sowie mit der im Gehirn
nach Verabreichung von Desoxyglucose gebildeten Menge an Desoxyglucosephosphat.
Die Erfinder der vorliegenden Anmeldung haben entdeckt, dass Erkrankungen
des Nervensystems durch Modulation der Aktivität des Kreatinkinase/Kreatinphosphat-Weges
behandelt werden können.
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Die Rolle von Kreatinkinase
bei der Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems
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Über die
Mechanismen, durch welche Nervenzellmetaboliten normalerweise zu
speziellen zellulären Aufgaben
geleitet werden, ist nur wenig bekannt. Man nimmt an, dass Nervenzellen
ebenso wie andere Zellen die Geschwindigkeit der Energieerzeugung
in Antwort auf den Bedarf regeln. Das Kreatinkinase-System ist in vielen
Zellen des Nervensystems aktiv und man nimmt an, dass es eine Rolle
bei der Bereitstellung von Hochenergiephosphat für viele verschiedene neurologische
Prozesse wie beispielsweise die Neurotransmitter-Biosynthese, Elektrolytfluss und synaptische
Kommunikation spielt. Die neurologische Funktion erfordert eine
signifikante Energie und Kreatinkinase scheint eine wichtige Rolle
bei der Kontrolle des Energieflusses in spezialisierten anregbaren
Zellen wie beispielsweise Neuronen zu spielen. Die Anregung von
Kreatinkinase, dem BB-Isozym und der Gehirnmitochondrien-Kreatinkinase im
Besonderen führt
zu der Bildung eines hochenergetischen Zustandes, der den pathologischen
Vorgang bei Erkrankungen des Nervensystems fördern oder multiplizieren könnte. Die
Kreatinkinase-Induktion verursacht auch eine Freisetzung von unnormal
erhöhten zellulären Energiereserven,
die mit bestimmten Erkrankungen des Nervensystems im Zusammenhang
zu stehen scheinen. Umgekehrt ruft die Unterdrückung des Kreatinkinase-Systems
oder Abweichungen darin einen niederenergetischen Zustand hervor,
der zum Absterben des Prozesses des gesamten Nervensystems führen oder
dazu beitragen könnte.
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Die
Komponenten des Kreatinkinase/Phosphokreatin-Systems schließen das
Enzym Kreatinkinase, die Substrate Kreatin und Kreatinphosphat und
den Transporter für
Kreatin ein. Einige der mit diesem System im Zusammenhang stehenden
Funktionen beinhalten eine wirkungsvolle Regenerierung von Energie
in Zellen mit schwankendem und hohem Energiebedarf, Phosphorylübertragungsaktivität, Ionentransportregulierung, Zytoskelettassoziierung,
Nukleotidvorratskonservierung, Protonenpufferung und Beteiligung
an Signaltransduktionswegen. Es wurde gezeigt, dass das Kreatinkinase/Phosphokreatin-System
in Neuronen, Astrozyten, Oligodendrozyten und Schwann-Zellen aktiv
ist. Es wurde gezeigt, dass die Aktivität des Enzyms während der Regeneration
hochreguliert ist und in degenerativen Zuständen herunterreguliert ist
und in Mitochondrien-Erkrankungszuständen aberrierend
ist.
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Man
nimmt an, dass zahlreiche Erkrankungen des Nervensystems mit Abnormalitäten in einem
Energiezustand zusammenhängen,
die zu einer unausgeglichenen Freisetzung von Ionentransportneurotransmittern
führen
könnten
und zum Zelltod führen.
Es wurde berichtet, dass Defekte in Mitochondrien-Atmungsenzymen
und glykolytischen Enzymen eine Beeinträchtigung der Zellfunktion verursachen
können.
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Ohne
sich auf diese Theorie festzulegen, nimmt man an, dass die Induktion
oder Hemmung von Kreatinkinase eine Ursache oder eine Folge der
Erkrankung ist und dass eine Modulation der Aktivität von Kreatinkinase
die Erkrankung hemmen könnte.
Eine Modulation der Aktivität
würde den
Energiefluss modulieren und die Zellfunktion beeinflussen. Alternativ
besteht eine andere Möglichkeit
darin, dass durch Kreatinkinase-Aktivität ein Produkt erzeugt wird,
das die neurologische Funktion beeinflusst. Beispielsweise kann
Kreatinphosphat ein Phosphat an ein Proton abgeben, um dessen Funktion
zu modifizieren (z.B. Aktivität,
Lokalisierung). Wenn Phosphokreatin ein solcher Phosphatdonor ist,
so können
Kreatin-Analoga, die phosphorylierbar sind oder Phosphokreatin-Analoga
die Wechselwirkung von Phosphokreatin mit einem Zielprotein vollständig hemmen
und dadurch Funktionen des Nervensystems direkt oder indirekt behindern.
Alternativ können
phosphorylierbare Kreatin-Analoga
mit verändertem
Potenzial zur Phosphorylgruppenübertragung
Phosphatspeicher binden, so dass eine wirkungsvolle Übertragung
von Phosphat auf Ziele verhindert wird. Eine neurologische Erkrankung
könnte
mit einer Herunterregulierung der Kreatinkinase-Aktivität verbunden
sein. In solchen Fällen
könnte
eine Ergänzung
der Substrate, z.B. Kreatin, Kreatinphosphat oder Substratanaloga,
welche die ATP-Produktion für
eine längere
Zeit stützen
könnten,
mit anderen Aktivatoren des Enzyms für die Behandlung der Erkrankung
vorteilhaft sein.
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Es
wurde gezeigt, dass die Aufnahme von Kreatin-Analoga zu einer Auswechslung
der Phosphokreatin-Gewebespeicher durch synthetische Phosphagene
mit anderen kinetischen und thermodynamischen Eigenschaften führt. Dies
führt zu
feinen Veränderungen
des intrazellulären
Energiemetabolismus, einschließlich der
Erhöhung
der Gesamtreserven an hochenergetischem Phosphat (s. Literaturstellen
Roberts, J. J. und J. B. Walker, Arch Biochem. Biophys 220(2): 563-571
(1983)). Der Austausch von Phosphokreatin-Speichern durch langsamer
wirkende synthetische Phosphagene wie beispielsweise Kreatin-Analoga
könnte
sich positiv auf neurologische Erkrankungen auswirken, indem eine
länger
andauernde Energiequelle bereitgestellt wird. Ein solches Analogon,
Cyclokreatin (1-Carboxymethyl-2-aminoimidazolidin)
modifiziert den Energiefluss von Zellen unter Belastung und kann
die ATP-Ausnutzung an Stellen zellulärer Arbeit beeinträchtigen.
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Die
Pathogenese des Nervenzelltods bei neurodegenerativen Erkrankungen
ist unbekannt. Eine signifikante Menge an Daten stützte die
Hypothese, dass eine Beeinträchtigung
des Energiemetabolismus einem langsamen exzitotoxischen neuronalen
Tod unterliegen kann. Verschiedene Studien haben mitochondriale oder
oxidative Effekte bei neurodegenerativen Erkrankungen gezeigt. Ein
beeinträchtigter
Energiemetabolismus führt
zu einer Abnahme der Hochenergiephosphatspeicher und zu einem Abfall
des Membranpotenzials. Unter diesen Bedingungen wird der spannungsempfindliche
Mg2+-Block von NMDA-Rezeptoren freigelegt, so
dass es möglich
wird, dass die Rezeptoren dauernd durch endogene Konzentrationen
an Glutamat aktiviert werden. Auf diese Weise können energetisch bedingte metabolische
Defekte zu neuronalem Tod durch einen exzitotoxischen Mechanismus
führen.
Gegenwärtige
Studien deuten darauf hin, dass ein derartiger Mechanismus in vivo
auftritt und in Tiermodellen von Huntington Chorea und Parkinson-Erkrankung
eine Rolle spielen kann.
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Wie
oben ausführlich
erläutert,
ist das Kreatinkinase/Kreatinphosphat-Energiesystem nur ein Bestandteil eines
ausgeklügelten
Energieerzeugungssystems, das im Nervensystem vorliegt. Die durch
dieses System katalysierte Reaktion führt zur schnellen Regenerierung
von Energie in Form von ATP an den Stellen zellulärer Arbeit.
In Mitochondrien ist das Enzym mit dem oxidativen Phosphorylierungsweg
verbunden, der mit Erkrankungen des Nervensystems in Verbindung
gebracht wurde. Dort wirkt das Enzym in umgekehrter Richtung, wobei
es Energie in Form von Kreatinphosphat speichert.
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Die
Erfindung wird durch die folgenden Beispiele weiter veranschaulicht,
welche zeigen, dass Kreatin-Verbindungen, beispielhaft wiedergegeben
durch Kreatin selbst und das Analogon Cyclokreatin, neuroprotektive
Mittel in Tiermodellen für
neurodegenerative Erkrankungen, insbesondere Huntington Chorea und
Parkinson-Erkrankung, sind.
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Beispiele
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Beispiel 1: Malonat als
Modell für
Huntington Chorea
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Mehrere
reversible und irreversible Inhibitoren für Enzyme, die an Energieerzeugungswegen
beteiligt sind, wurden verwendet, um Tiermodelle für neurodegenerative
Erkrankungen wie Parkinson-Erkrankung und Huntington Chorea zu erzeugen.
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Inhibitoren
für die
Enzymsuccinat-Dehydrogenase, die den zellulären Energiezustand beeinflussen, wurden
erfolgreich verwendet, um ein Modell für Huntington Chorea zu erhalten.
Brouillet et al., J. Neurochem., 60: 356-359 (1993); Beal et al.,
J. Neurosci. 13: 4181-4192 (1993); Henshaw et al., Brain Research
647: 161-166 (1994); Beal et al., J. Neurochem. 61: 1147-1150 (1993).
Die Enzymsuccinat-Dehydrogenase spielt eine zentrale Rolle sowohl
im Tricarbonsäurezyklus
sowie bei der Elektronentransportkette in den Mitochondrien. Ihr
reversibler Inhibitor Malonat wurde vor kurzem in Tieren evaluiert.
Es wurde gezeigt, dass intrastriatale Injektionen von Malonat in
Ratten dosisabhängige
striatale exzitotoxische Läsionen
hervorrufen, die durch sowohl kompetitive als auch nicht kompetitive
NMDA-Antagonisten abgemildert werden. Henshaw et al., Brain Research
647: 161-166 (1994). Außerdem
mildert der Inhibitor der Glutamat-Freisetzung Lamotrigin ebenfalls die
Läsionen.
Co-Injektionen mit Succinat hemmt die Läsionen, in Übereinstimmung mit einer Wirkung
auf Succinat-Dehydrogenase. Die Läsionen werden begleitet von
einer signifikanten Verringerung der ATP-Werte sowie einem signifikanten
Anstieg der Lactatwerte in vivo, wie durch chemische Verschiebung-Resonanzbildgebung
gezeigt wurde. Beal et al., J. Neurochem. 61: 1147-1150 (1993).
Außerdem
sind die Anstiege an Lactat bei älteren
Tieren stärker, übereinstimmend
mit dem Alter der Läsionen.
Histologische Studien haben gezeigt, dass die Läsion NADPH-Diaphorase-Neuronen
verschont. Somatostatin-Konzentrationen wurden ebenfalls verschont.
In vivo-Magnetresonanzbildgebung
von Läsionen
zeigt einen signifikanten Zusammenhang zwischen zunehmender Läsionsgröße und Lactatproduktion.
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Eine
Reihe von Experimenten zeigte, dass die Verabreichung von Coenzym
Q10 oder Nikotinamid einen dosisabhängigen Schutz
gegenüber
den Läsionen
in dem Malonat-Tiermodell hervorrief. Diese Verbindungen milderten
ATP-Depletionen,
die durch Malonat in vivo hervorgerufen wurden. Außerdem milderte
die gemeinsame Verabreichung von Coenzym Q10 mit
Nikotinamid die Läsionen
und verringerte den Anstieg an Lactat, der nach intrastriatalen
Injektionen von Malonat auftrat.
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Alle
oben erwähnten
Untersuchungen stützten
Malonat als nützliches
Modell für
die neuropathologischen und neurochemischen Merkmale von Huntington
Chorea. Diese Läsionen
riefen dasselbe Muster einer zellulären Verschonung auf, das bei
Huntington Chorea zu beobachten ist. Es erfolgt eine Depletion von
striatalen Spiny-Neuronen und sogar eine verhältnismäßige Konservierung der NADPH-Diaphorase-Interneuronen.
Außerdem
erfolgt ein Anstieg der Lactatkonzentrationen, der bei Huntington
Chorea beobachtet wurde.
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Die
Wirkung von Kreatin und dessen Analogon Cyclokreatin wurde stellvertretend
für Kreatin-Verbindungen
in diesem Malonatmodell für
Huntington Chorea ausgewertet. Beide Verbindungen wurden oral als
1 % der Diät
verabreicht. Diese Verabreichungsweise beruhte auf vorhergehenden
Untersuchungen, bei denen eine signifikante Anhäufung der Verbindungen in Organen
mit hoher Kreatinkinase-Aktivität,
wie beispielsweise der Muskulatur und dem Gehirn, gezeigt wurde
und bei denen gezeigt wurde, dass durch 1 Cyclokreatin in der Nahrung
Tumorwachstum und virale Replikation gehemmt werden. Lillie et al.
Cancer Research, 53: 3172-3178 (1993); Lillie et al., Antiviral
Research 23: 203-218 (1994).
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Männliche
Sprague-Dawley-Ratten (Charles River, Wilmington, MA) mit einem
Gewicht von etwa 300 g wurden in diesem Experiment verwendet. Die
Tiere wurden in drei Gruppen eingeteilt, 7 wurden als Kontrollen
verwendet, 8 mit Kreatin behandelt und 8 mit Cyclokreatin behandelt.
Gruppe 1 wurde ein herkömmliches Futter
verabreicht, wohingegen den anderen Gruppen ein mit 1 % Kreatin
oder Cyclokreatin angereichertes Futter verabreicht wurde. Die Verbindungen
wurden 2 Wochen lang vor der Verabreichung von Malonat und anschließend für eine weitere
Woche bis zu ihrer Tötung
verabreicht. Malonat wurde in destilliertem entionisiertem Wasser
gelöst
und der pH-Wert wurde mit 0,1 M HCl auf 7,4 eingestellt. Intrastriatale
Injektionen von 1,5 μl
an Malonat, welches 3 μM
enthielt, wurden in das linke Striatum auf Höhe des Bregma 2,4 mm lateral zu
der Mittellinie und 4,5 mm ventral zu der Dura durchgeführt. Die
Tiere wurden nach 7 Tagen durch Enthaupten getötet und die Gehirne wurden
rasch entnommen und in eiskalte 0,9%-ige Salinelösung gegeben. Die Gehirne wurden
in einer Gehirnform in Abständen
von 2 mm in Scheiben geschnitten. Die Scheiben wurden dann mit der
hinteren Seite nach unten in 2%-iges 2,3,5-Triphenyltetrazoliumchlorid platziert.
Die Scheiben wurden bei Dunkelheit bei Raumtemperatur für 30 min
angefärbt
und anschließend
entnommen und in 4%-iges Paraformaldehyd bei pH 7,3 gegeben. Läsionen,
die durch eine schwache Anfärbung
erkennbar waren, wurden auf der hinteren Oberfläche jeder Sektion unter Verwendung
eines Bioquant 4-Systems von einem erfahrenen Histologen bewertet,
dem die experimentellen Bedingungen nicht bekannt waren. Diese Messungen
wurden beurteilt, indem sie mit Messungen verglichen wurden, die
an danebenliegenden Nissl-Färbungssektionen
erhalten wurden, um die Gültigkeit
des Verfahrens zu verdeutlichen. Die Daten sind als Mittelwerte
+/– Standardfehler
der Mittelwerte (SEM) ausgedrückt.
Statistische Vergleiche wurden mittels des ungepaarten Student's Test oder mittels
Einweganalyse der Varianz mit dem Fisher's protected least significant difference
(PLSD)-Test durchgeführt.
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Wie
in 1 gezeigt, rief die Behandlung der Tiere mit Kreatin
eine signifikante neuroprotektive Wirkung gegenüber der intrastriatalen Injektion
von Malonat hervor. Cyclokreatin erzeugte außerdem eine gewisse neuroprotektive
Wirkung. Diese Ergebnisse bringen das Enzym Kreatinkinase mit an
neuronalem Zelltod beteiligten Wegen in Verbindung und stützen den
therapeutischen Nutzen der Kreatin-Verbindungen bei der Behandlung
von neurodegenerativen Erkrankungen und mitochondrischen Enzephalopathien.
Es gibt wesentliche Anzeichen für
eine Verminderung des Energiemetabolismus in mehreren neurodegenerativen
Erkrankungen. Dies gilt besonders für Huntington Chorea. Das vorliegende
Läsionsmodell
zu Huntington Chorea ist relativ gut, somit zeigen die Ergebnisse,
das Kreatin-Verbindungen zur Verlangsamung des degenerativen Prozesses
bei dieser Erkrankung nützlich
sind. Man geht davon aus, dass auch andere neurodegenerative Erkrankungen,
von denen gezeigt wurde, dass sie auf Defekten bei der Energieerzeugung
beruhen, ebenfalls durch Kreatin-Verbindungen verlangsamt werden.
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Beispiel 2: MPTP als Modell
für Parkinson-Erkrankung
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MPTP,
oder 1-Methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetrahydropyridin, ist ein Neurotoxin,
das sowohl bei Menschen als auch bei Versuchstieren ein Parkinson-artiges
Syndrom hervorruft. Der erste Bericht stammte von einem Chemiker,
der ein Opiat-Analogon synthetisierte und sich selbst injizierte.
Aus Versehen synthetisierte er MPTP und entwickelte eine schwere
Parkinson-Erkrankung.
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Anschließende pathologische
Untersuchungen zeigten eine schwerwiegende Degeneration in der Pars
compacta der Substantia nigra. Ein Ausbruch in großem Umfang
trat danach in Kalifornien auf. Diese Patienten entwickelten typische
Symptome von Parkinson. Bei ihnen wurde ebenfalls eine Positronen-Emissionstomographie
durchgeführt,
die einen markanten Verlust an dopaminerger Enervierung des Striatums
zeigte.
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Untersuchungen
des Mechanismus der Neurotoxizität
von MPTP zeigen, dass die Erzeugung eines Hauptmetaboliten, MPP+, beteiligt ist. Dieser Metabolit wird durch
die Wirkung von Monoaminoxidase auf MPTP gebildet. Inhibitoren der
Monoaminoxidase blockieren die Neurotoxizität von MPTP sowohl bei Mäusen als
auch bei Primaten. Die Spezifizität der neurotoxischen Wirkungen
von MPP+ für dopaminerge Neuronen scheint
auf die Aufnahme von MPP+ durch synaptische
Dopamin-Transporter zurückzuführen zu
sein. Blockierer für
diesen Transporter verhindern die MPP+-Neurotoxizität. Es wurde
gezeigt, dass MPP+ ein ziemlich spezifischer
Inhibitor der Wirkung von Mitochondrienkomplex I ist. Es bindet
an Komplex I an der Retenon-Bindungsstelle. In vitro-Studien zeigen,
dass es eine Beeinträchtigung
der oxidativen Phosphorylierung hervorruft. In vivo-Studien haben
gezeigt, dass MPTP striatale ATP-Konzentrationen
in Mäusen
verringern kann. Es wurde gezeigt, dass MPP+,
das Ratten intrastriatal verabreicht wurde, eine signifikante Verringerung
von ATP sowie einen auf das Striatum begrenzten Anstieg an Lactat
an den Injektionsstellen herruft. Die Erfinder der vorliegenden
Anmeldung haben vor kurzem gezeigt, dass Coenzym Q10,
welches die ATP-Produktion fördert,
signifikant gegen die MPTP-Toxizität in Mäusen schützen kann.
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Die
Wirkung von zwei repräsentativen
Kreatin-Verbindungen, Kreatin und Cyclokreatin, wurde unter Verwendung
dieses Modells bewertet. Kreatin und Cyclokreatin wurden den Tieren
als 1 %-ige Formulierung im Futter verabreicht und die Verbindungen
wurden für
3 Wochen vor der MPTP-Behandlung verabreicht. MPTP wurde i.p. mit
einer Dosis von 15 mg/kg alle 2 h für in 5 Injektionen verabreicht.
Die Tiere wurden dann für
1 Woche entweder mit einer Kreatin- oder Cyclokreatin-ergänzten Diät ernährt, bevor
sie getötet
wurden. Bei den untersuchten Mäusen
handelte es sich um männliche
Swiss Webster-Mäuse mit
einem Gewicht von 30-35 g, die von Taconic Farms bezogen wurden.
Kontrollgruppen erhielten entweder normale Saline oder MPTP-Hydrochlorid allein.
MPTP wurde in 0,1 ml Wasser verabreicht. Das MPTP wurde von Research
Biochemicals bezogen. 8 bis 12 Tiere wurden in jeder Gruppe untersucht.
Nach der Tötung
wurden die beiden Striata rasch herausgeschnitten und in gekühlte 0,1
M Perchlorsäure
gegeben. Das Gewebe wurde anschließend einer Schallbehandlung
unterzogen und Aliquote wurden entnommen für eine Proteinquantifizierung
unter Verwendung eines Fluorometerassays. Dopamin, 3,4-Dihydrophenylessigsäure (DOPAC)
und Homovanillinsäure
(HVA) wurden durch HPLC quantifiziert mit einer elektrochemischen
16 Elektroden Bestimmung. Die Konzentrationen an Dopamin und Metaboliten
wurden als nmol/mg Protein ausgedrückt. Die statistische Signifikanz
der Unterschiede wurde durch Einweg-ANOVA und anschließend Fisher
PLSD post-hoc-Test bestimmt, um die Gruppenmittelwerte zu vergleichen.
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Die
Ergebnisse sind in 2 gezeigt. Eine orale Verabreichung
von Cyclokreatin oder Kreatin schützte signifikant gegen durch
MPTP hervorgerufene DOPAC-Depletionen. Cylcokreatin war wirkungsvoll
gegenüber
von MPTP hervorgerufenen Depletionen von Homovanillinsäure. Sowohl
die Verabreichung von Kreatin als auch Cyclokreatin bewirken eine
signifikante Neuroprotektion gegenüber von MPTP hervorgerufenen
Dopamindepletionen. Die von Cyclokreatin hervorgerufene neuroprotektive
Wirkung war höher
als die, welche bei Kreatin allein beobachtet wurde.
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Diese
Ergebnisse zeigen, dass die Verabreichung von Kreatin oder Cyclokreatin
signifikante neuroprotektive Wirkungen gegenüber durch MPTP hervorgerufener
dopaminerger Toxizität
bewirken kann. Diese Ergebnisse implizieren, dass diese Verbindungen
für die
Behandlung von Parkinson-Erkrankung
nützlich
sind. Die Daten zeigen weiterhin die Bedeutung des Kreatinkinase-Systems
bei der Energiepufferung und dem Überleben von neuronalem Gewebe.
Daher werden sich Kreatin-Verbindungen, welche die Energieerzeugung in
Neuronen stützen
können,
zu einer neuen Klasse von protektiven Mitteln entwickeln, mit therapeutischem Nutzen
bei der Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen, bei denen
eine Beeinträchtigung
der Energie nachgewiesen wurde.