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Diese
Erfindung betrifft eine Zellinie, und sie betrifft insbesondere
eine stabile Zellinie, die menschliche GABAA'-Rezeptoren
exprimieren kann, die die α1β1γ2S-Untereinheitenkombination umfassen. Die
Erfindung betrifft außerdem
das Klonen von neuen cDNA-Sequenzen die diese bestimmte Untereinheit
der menschlichen GABAA-Untereinheit codieren.
Außerdem
betrifft die Erfindung die Verwendung der Zellinie bei einem Screening-Verfahren
für die
Ausarbeitung und Entwicklung subtypspezifischer Medikamente.
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Gammaaminobuttersäure (GABA)
ist ein hauptsächlicher
inhibitorischer Neurotransmitter im Zentralnervensystem. Sie vermittelt
die schnelle synaptische Hemmung, indem sie den intrinsischen Chloridkanal
des GABAA-Rezeptors öffnet. Dieser Rezeptor umfaßt ein multimeres
Protein mit einer Molekülgröße von 230–270 kDa
und spezifischen Bindungsstellen für eine Vielzahl von Arzneimitteln,
einschließlich
Benzodiazepinen, Barbituraten und β-Carbolinen, und außerdem Stellen
für den
agonistischen Liganden GABA (für Übersichten siehe
Stephenson, Biochem. J., 1988, 249, 21; Olsen und Tobin, Faseb J.,
1990, 4, 1469; sowie Sieghart, Trends in Pharmacol. Sci., 1989,
10, 407).
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Molekularbiologische
Untersuchungen zeigen, daß der
Rezeptor aus mehreren unterschiedlichen Typen von Untereinheiten
besteht, die auf der Basis ihrer Sequenzähnlichkeiten in vier Klassen
(α, β, γ und δ) eingeteilt
werden. Heute sind sechs Typen von α-(Schofield et al., Nature (London),
1987, 328, 221; Levitan et al., Nature (London), 1988, 335, 76;
Ymer et al., EMBO J., 1989, 8, 1665; Pritchett & Seeberg, J. Neurochem., 1990, 54,
802; Luddens et al., Nature (London), 1990, 346, 648; sowie Khrestchatisky
et al., Neuron, 1989, 3, 745), drei Typen von β-(Ymer et al., EMBO J., 1989,
8, 1665), zwei Typen von γ-Untereinheiten (Ymer
et al., EMBO J., 1990, 9, 3261; sowie Shivers et al., Neuron, 1989,
3, 327) und eine δ-Untereinheit
(Shivers et al., Neuron, 1989, 3, 327) identifiziert worden.
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Die
unterschiedliche Verteilung vieler dieser Untereinheiten wurde durch
in situ-Hybridisierung charakterisiert (Sequier et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, 1988, 85, 7815; Malherbe et al., J. Neurosci., 1990,
10, 2330; sowie Shivers et al., Neuron, 1989, 3, 327), und dies
ermöglichte
die Spekulation darüber,
welche Untereinheiten aufgrund ihrer Co-Lokalisierung theoretisch
im selben Rezeptorkomplex vorkommen könnten.
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Verschiedene
Untereinheitenkombinationen wurden in Zellen Co-transfiziert, um
synthetische Untereinheitenkombinationen zu identifizieren, deren
Pharmakologie derjenigen echter GABAA-Rezeptoren
in vivo ähnelt
(Pritchett et al., Science, 1989, 245, 1389; Malherbe et al., J.
Neurosci., 1990, 10, 2330; Pritchett und Seeberg, J. Neurochem.,
1990, 54, 1802; sowie Luddens et al., Nature (London), 1990, 346,
648). Dieser Ansatz ergab, daß zusätzlich zu
einer α-
und β-Untereinheit
gewöhnlich
auch entweder γ1 oder γ2 (Pritchett et al., Nature (London), 1989,
338, 582; Ymer et al., EMBO J., 1990, 9, 3261; sowie Malherbe et
al., J. Neurosci., 1990, 10, 2330) oder γ3 (Herb
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 1992, 89, 1433; Knoflach et
al., FEBS Lett., 1991, 293, 191; sowie Wilson-Shaw et al., FEBS
Lett., 1991, 284 211) erforderlich ist, um eine Benzodiazepin-Empfindlichkeit
zu erzeugen, und daß die
Benzodiazepin-Pharmakologie
des exprimierten Rezeptors zu einem großen Teil von der Identität der vorhandenen α- und γ-Untereinheiten
abhängt.
Rezeptoren, die eine δ-Untereinheit
enthalten (d. h. αβδ), binden
anscheinend keine Benzodiazepine (Shivers et al., Neuron, 1989, 3,
327). Es wurden Untereinheitenkombinationen identifiziert, die das
pharmakologische Profil eines Rezeptors vom BZ1-Typ
(α1β1γ2) und eines Rezeptors vom BZ2-Typ
(α2β1γ2 oder α3β1γ2) aufweisen (Pritchett et al., Nature (London),
1989, 338, 582), sowie zwei GABAA-Rezeptoren
mit neuer Pharmakologie, α5β2γ2 (Prittchett und Seeberg, J. Neurochem.,
1990, 54, 1802) und α6β2γ2 (Luddens et al., Nature (London), 1990,
346, 648). Obwohl die Pharmakologie dieser exprimierten Rezeptoren ähnlich derjenigen
zu sein scheint, die durch Bindung radioaktiv markierter Liganden
in Gehirngewebe identifiziert wurden, wurde trotzdem nicht gezeigt,
daß diese Rezeptoruntereinheiten-Kombinationen
in vivo existieren.
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US Patent N°5166066 beschreibt
eine stabile umgewandelte HEK293-Zelle, die einen eine αβγ-Untereinheit enthaltenden
funktionellen GABA
A-Rezeptor umfasst.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Herstellung permanent transfizierter
Zellen, die den GABAA-Rezeptor enthalten,
der die α2β3γ2-Untereinheitenkombination umfasst, und
die sich für
das Screening nach Arzneimitteln eignen, die auf diesen Rezeptor
wirken. Der GABAA-Rezeptor wurde zuvor in
Xenopus-Oozyten (Sigel et al., Neuron, 1990, 5, 703–711) und
in transient transfizierten Säugerzellen
exprimiert (Pritchett et al., Science, 1989, 245, 1389–1392).
Diese beiden Systeme beinhalten jedoch die transiente Expression
und sind für Screeningzwecke
ungeeignet.
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Wir
haben jetzt die stabile Expression des Rezeptors erreicht.
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Folglich
stellt die vorliegende Erfindung eine stabile Co-transfizierte eukaryotische
Zellinie bereit, die einen menschlichen GABAA-Rezeptor
exprimieren kann, der die α2β3γ2-Untereinheitkombination umfasst.
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Dies
wurde erzielt, indem Zellen mit drei Expressionsvektoren Co-transfiziert
wurden, von denen jeder cDNAs enthielt, die eine α-, β- oder γ2-GABAA-Rezeptoruntereinheit codierten. Unter einem
weiteren Gesichtspunkt stellt die vorliegende Erfindung daher ein
Verfahren zur Herstellung einer eukaryotischen Zellinie bereit, die
den GABAA-Rezeptor exprimieren kann, umfassend
das stabile Co-Transfizieren einer eukaryotischen Wirtszelle mit
mindestens drei Expressionsvektoren, wobei einer dieser Vektoren
die cDNA-Sequenz, die eine alpha2-, ein
anderer Vektor die cDNA-Sequenz, die eine beta3-
und ein dritter Vektor die cDNA-Sequenz enthält, die eine gamma2-GABAA-Rezeptoruntereinheit codiert. Die stabile
Zellinie, die etabliert wurde, exprimiert diesen α2β3γ2-GABAA-Rezeptor. Jeder dadurch exprimierte Rezeptor,
der die einzigartige Kombination von α, β und γ-Untereinheiten umfaßt, wird
nachstehend als eine GABAA-Rezeptor-"Untereinheitenkombination" bezeichnet. Pharmakologische
und elektrophysiologische Daten bestätigen, daß der von den erfindungsgemäßen Zellen
exprimierte α2β3γ2-Rezeptor
die Eigenschaften besitzt, die von einem nativen GABAA-Rezeptor
erwartet werden.
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Die
Expression des GABAA-Rezeptors kann durch
eine Vielzahl verschiedener Promotor Expressionssysteme in einer
Vielzahl unterschiedlicher Wirtszellen durchgeführt werden. Zu den eukaryotischen
Wirtszellen gehören
geeigneterweise Hefe-, Insekten- und Säugerzellen. Vorzugsweise sind
Säugerzellen
die eukaryotischen Zellen, die den Wirt zur Expression des Rezeptors
bereitstellen können.
Geeignete Wirtszellen sind u. a. Nagetier-Fibroblastenlinien, beispielsweise
Maus-Ltk–-Zellen,
Ovarzellen des Chinesischen Hamsters (CHO) und Babyhamster-Nierenzellen
(BHK); HeLa- sowie HEK293-Zellen. Es ist notwendig, zumindest eine α, eine β und eine γ-Untereinheit
in die Zellinie einzubringen, damit der gewünschte Rezeptor hergestellt
wird. Innerhalb dieser Einschränkung
erfolgt die Wahl der Rezeptoruntereinheiten-Kombination nach dem
Typ der Aktivität
oder Selektivität,
nach dem gesucht wird. Beispielsweise stellen Benzodiazepine (als
BZ bezeichnet) eine Klasse von Arzneimitteln dar, die auf den GABAA-Rezeptor wirken. Die Anwesenheit einer α1-Untereinheit ist
spezifisch für
eine Klasse von Benzodiazepinen mit der als BZ1 bezeichneten
Pharmakologie, wogegen α2 bis α5 unterschiedliche pharmakologische Profile
festlegen, die weitgefaßt
als BZ2 bezeichnet werden. Der Typ der β-Untereinheit
ist für
die Festlegung der Benzodiazepinklasse nicht entscheidend, obwohl
eine β-Untereinheit
erforderlich ist. Die γ-Untereinheit
ist ebenfalls wichtig für
die Festlegung der BZ-Selektivität.
Es ist wahrscheinlich, daß die
Unterscheidung zwischen der Selektivität der α-Untereinheit durch die Identität der besonderen
vorhandenen γ-Untereinheit
vermittelt wird.
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Um
diese Erfindung am wirksamsten für
Screening-Zwecke einsetzen zu können,
ist es bevorzugt, daß eine
Bank von Zellinien mit jeweils einer unterschiedlichen Untereinheitenkombination
aufgebaut wird. Üblicherweise
ist eine Bank aus 5 oder 6 Zellinien-Typen für diesen Zweck geeignet.
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Die
vorliegende Erfindung stellt stabil Co-transfizierte eukaryotische
Zellinien bereit, die menschliche GABAA-Rezeptoren
exprimieren können,
die die α2β3γ2-Untereinheitenkombination umfassen.
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Die
DNAs für
die Rezeptoruntereinheiten können
aus bekannten Quellen erhalten werden und werden gewöhnlich als
spezifische Nukleotidsequenzen erhalten, die in einem Standardklonierungsvektor,
wie beispielsweise den von Maniatis et al. in Molecular Cloning,
A Laboratory Manual, Cold Spring Harbour Press, New York, 2. Auflage,
1989, beschriebenen, enthalten sind. Vorzugsweise stammen die cDNA-Sequenzen vom
menschlichen Gen. Für
Screening-Zwecke sind aber auch cDNAs von anderen Spezies geeignet,
wie Rinder- oder Ratten-DNA. Bekannte Quellen für die cDNAs für GABA
A-Rezeptoruntereinheiten
sind die folgenden:
α1 Rind | ) | Schofield
et al., Nature, 1987, 328 |
β1 Rind | ) | 221–227. |
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α1 Mensch | ) | Schofield
et al., FEBS Lett., 1989, 244 |
β1 Mensch | ) | 361–364. |
| | |
α2 Ratte | | Khrestchatisky
et al., J. Neurochem., 1991, 56, 1717. |
| | |
α2 Rind | ) | Levitan
et al., Nature, 1988, 335 |
α3 Rind | ) | 76–79. |
| | |
α4 Ratte | | Wisden
et al., FEBS Lett., 1991, 298, 227. |
| | |
α4 Rind | | Ymer
et al., FEBS Lett., 1989. 258. 119–122. |
| | |
α5 Ratte | | Pritchett
und Seeburg, J. Neurochem., 1990, 54, 1802–1804. |
| | |
α6 Ratte | ) | Luddens
et al., Nature, 1990, 346 |
α6 Rind | ) | 648–651. |
| | |
β2 Rind | ) | Ymer
et al., EMBO J., 1989, 8, 1665–1670. |
β2 Ratte | ) | |
β3 Rind | ) | |
β3 Ratte | ) | |
β3 Mensch | | Wagstaff
et al., Am. J. Hum. Genet., 1991, 49. 330. |
| | |
γ1 Mensch | ) | Ymer
et al., EMBO J., 1990, 9, 3261–3267. |
γ1 Ratte | ) | |
γ1 Rind | ) | |
γ2 Mensch | | Pritchett
et al., Nature, 1989, 338, 582–585. |
| | |
γ2 Rind | | Whiting
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 1990, 57, 9966–9970. |
| | |
γ3 Ratte | | Herb
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 1992, 89, 1433 und |
| | Knoflach
et al., FEBS Lett., 1991, 293, 191. |
| | |
γ3 Maus | | Wilson-Shaw
et al., FEBS Lett., 1991, 284, 211. |
| | |
δ Ratte | | Shivers
et al., Neuron, 1998, 3, 327. |
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Bestimmte
cDNA-Sequenzen, die verschiedene Untereinheiten des menschlichen
GABAA-Rezeptors codieren,
sind bis heute nicht verfügbar.
Dazu gehören
insbesondere die Sequenzen, die die α2-, α3-, α5-, α6- und β2-Untereinheiten
codieren. Diese Nuldeotidsequenzen sind folglich neuartig. Wir haben
jetzt die cDA-Sequenz der α2-Untereinheit des menschlichen GABAA-Rezeptors bestimmt. Diese Nukleotidsequenz
ist, zusammen mit den ihr entsprechenden abgeleiteten Aminosäuresequenzen,
in 2 der beigefügten
Zeichnungen dargestellt. Also stellt die vorliegende Erfindung unter
verschiedenen weiteren Gesichtspunkten DNA-Moleküle bereit, die die α2-Untereinheit
des menschlichen GABAA-Rezeptors codieren und die die gesamte
oder einen Teil der in 2 dargestellten Sequenz oder
im wesentlichen ähnliche
Sequenzen umfassen.
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Die
Sequenzierung der erfindungsgemäßen neuartigen
DNA-Moleküle
kann leicht durch ein Standardverfahren durchgeführt werden, daß im beigefügten Beispiel
3 beschrieben ist, oder kann durch alternative molekulare Klonierungstechniken
durchgeführt
werden, die im Fachgebiet wohlbekannt sind, wie die von Maniatis et
al. in Molecular Cloning, A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor
Press, New York, 2. Auflage, 1989, beschriebenen.
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Unter
einem anderen Gesichtspunkt stellt die Erfindung einen rekombinanten
Expressions-Vektor bereit, der die Nukleotidsequenz einer GABAA-Rezeptoruntereinheit zusammen mit weiteren
Sequenzen umfaßt, die
die Synthese der GABAA-Rezeptoruntereinheit
in Kulturen stabil co-transfizierter eukaryotischer Zellen steuern
können.
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Der
Ausdruck "Expressionsvektoren", wie hier verwendet,
betrifft DNA-Sequenzen, die für
die Transkription klonierter Kopien rekombinanter DNA-Sequenzen
oder Gene und die Translation ihrer mRNAs in einem geeigneten Wirt
notwendig sind. Diese Vektoren können
zur Expression eukaryotischer Gene in einer Vielzahl von Wirten
verwendet werden, wie Bakterien, Blaugrünalgen, Hefezellen, Insektenzellen,
Pflanzenzellen und tierische Zellen. Speziell ausgearbeitete Vekoren
ermöglichen
das Shuttling von DNA zwischen Bakterien- und Hefe-, Bakterien-
und Pflanzen- oder Bakterien- und tierischen Zellen. Ein geeignet
konstruierter Expressionsvektor sollte enthalten: einen Replikationsursprung
für die
autonome Replikation in Wirtszellen, Selektionsmarker, eine begrenzte
Zahl geeigneter Restriktionsenzymstellen, eine hohe Kopienzahl sowie
starke Promotoren. Ein Promotor ist definiert als eine DNA-Sequenz,
die bewirkt, daß die
RNA-Polymerase an die DNA bindet und die RNA-Synthese einleitet.
Ein starker Promotor ist einer, der die Initiation der mRNAs mit hoher
Frequenz steuert. Expressionsvektoren können Klonierungsvektoren, modifizierte
Klonierungsvektoren, speziell entworfene Plasmide oder Viren beinhalten,
sind aber nicht darauf beschränkt.
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Der
Ausdruck "Klonierungsvektor", wie hier verwendet,
betrifft ein DNA-Molekül,
gewöhnlich
eine kleine Plasmid- oder Bakteriophagen-DNA, das in einem Wirtsorganismus
zur Selbstreplikation befähigt
ist und das zur Einbringung eines Fragmentes fremder DNA in eine
Wirtszelle verwendet wird. Die mit der Vektor-DNA kombinierte Fremd-DNA
stellt ein rekombinantes DNA-Molekül dar, das der Rekombinationstechnologie
entstammt. Klonierungsvektoren können
Plasmide, Bakteriophagen, Viren und Cosmide beinhalten.
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Der
erfindungsgemäße rekombinante
Expressionsvektor kann hergestellt werden, indem die Nukleotidsequenz
der gewählten
GABAA-Untereinheit in einen geeigneten Vorläufer-Expressions-Vektor
(nachstehend als der "Vorläufervektor" bezeichnet) unter
Verwendung herkömmlicher,
im Fachgebiet bekannter rekombinanter DNA-Methodologie eingebracht
wird. Der Vorläufervektor
kann kommerziell erhalten werden oder durch Standardtechniken aus
bekannten Expressionsvektoren konstruiert werden. Der Vorläufervektor
enthält geeigneterweise
einen Selektionsmarker, gewöhnlich
ein Antibiotikaresistenzgen, wie das Neomycin- oder Ampicillinresistenzgen.
Der Vorläufervektor
enthält
vorzugsweise ein Neomycinresistenzgen in Nachbarschaft zum frühen Spleiß- und Polyadenylierungsbereich
des SV40; ein Ampicillinresistenzgen sowie einen Replikationsursprung,
z. B. den pBR322 ori. Der Vektor enthält vorzugsweise auch einen
induzierbaren Promotor, wie den MMTV-LTR-(induzierbar mit Dexamethason)
oder den Metallothionin-Promotor (induzierbar mit Zink), so daß die Transkription
in der erfindungsgemäßen Zellinie
kontrolliert werden kann. Dies verringert oder vermeidet jegliches
Toxizitätsproblem
in den Zellen aufgrund des intrinsischen Chloridkanals des GABAA-Rezeptors.
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Ein
geeigneter Vorläufervektor
ist pMAMneo, der von Clontech Laboratories Inc. Erhältlich ist
(Lee et al., Nature, 1981, 294, 228; und Sardet et al., Cell, 1989,
56, 271). Alternativ kann der Vorläufervektor pMSGneo aus den
Vektoren pMSG und pSV2neo, wie hier in Beispiel 1 beschrieben, hergestellt
werden.
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Der
erfindngsgemäße rekombinante
Expressionsvektor wird dann hergestellt, indem die cDNA der GABAA-Rezeptoruntereinheit in den vorstehenden
Vorläufervektor
kloniert wird. Die erforderliche cDNA der Rezeptoruntereinheit wird
aus dem Vektor, in dem sie enthalten ist, subkloniert und in eine
Restriktionsenzymstelle, z. B. die HindIII-Stelle, im Polylinker
des Vorläufer-Vektors,
beispielsweise pMAMneo oder pMSGneo, durch im Fachgebiet bekannte
Standardklonierungsmethodologie und insbesondere durch Techniken,
analog den hier in Beispiel 1, Schritt (b), beschriebenen, ligiert.
Vor dieser Subklonierung ist es oft vorteilhaft, zur Verbesserung
der Expression die Enden einer cDNA für die Untereinheit mit zusätzlichen
5'-untranslatierten
Sequenzen zu verändern,
beispielsweise durch Modifikation des 5'-Endes der DNA der γ2L-Untereinheit
durch Hinzufügen
von Sequenzen des 5'-untranslatierten
Bereiches aus der DNA der α1-Untereinheit.
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Ein
geeigneter erfindungsgemäßer Expressionsvektor
ist in der 1 der beigefügten Zeichnungen dargestellt,
worin R die Nukleotidsequenz einer gegebenen alpha-, beta- oder
gamma-Untereinheit
des GABAA-Rezeptors darstellt und der übrige, dort
dargestellte Expressionsvektor von dem Vorläufervektor pMSGneo stammt und,
wie im beigefügten
Beispiel 1, Schritte (a) und (b) beschrieben, konstruiert worden
ist.
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Für die erfindungsgemäße Zellinie
sind drei dieser Vektoren notwendig, von denen einer eine α2-Untereinheit,
einer eine β3-Untereinheit und der dritte eine γ2-Untereinheit
enthält.
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Die
Zellen werden dann mit der gewünschten
Kombination von drei Expressionsvektoren Co-transfiziert. Es gibt mehrere üblicherweise
verwendete Techniken zur Transfektion eukaryotischer Zellen in vitro.
Die Calciumphosphatfällung
von DNA wird am häufigsten
verwendet (Bachetti et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 1977, 74,
1590–1594;
Maitland et al., Cell, 1977, 14, 133–141) und stellt eine bevorzugte
Technik im erfindungsgemäßen Zusammenhang
dar.
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Ein
kleiner Prozentsatz der Wirtszellen nimmt die rekombinante DNA auf.
In einem kleinen Prozentsatz von diesen integriert die DNA in das
Wirtszellchromosom. Da das Neomycinresistenzgen in diese Wirtszellen eingebracht
wurde, können
sie durch Isolation der Einzelklone selektiert werden, die in Anwesenheit
von Neomycin wachsen. Jeder dieser Klone wird dann getestet, um
diejenigen zu identifizieren, die den Rezeptor erzeugen. Dies wird
erreicht, indem die Produktion beispielsweise mit Dexamethason induziert
und dann die Anwesenheit des Rezeptors mittels Bindung des radioaktiv
markierten Liganden nachgewiesen wird.
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Unter
einem weiteren Gesichtspunkt stellt die vorliegende Erfindung die α2β3γ2-Untereinheit
enthaltenden Proteinpräparationen
von menschlichen GABAA-Rezeptoruntereinheiten-Kombinationen
bereit, die aus Kulturen stabil transfizierter eukaryotischer Zellen
stammen. Die Erfindung stellt auch Membranpräparationen bereit, die die α2β3γ2-Untereinheitenkombinationen
des menschlichen GABAA-Rezeptors enthalten, die aus Kulturen
stabil transfizierter eukaryotischer Zellen stammen. Insbesondere
werden die Proteinpräparationen und
Membranpräparationen
erfindungsgemäss
geeigneterweise die α2β3γ2-Untereinheitkombination
des menschlichen GABAA-Rezeptors enthalten
und sie werden vorzugsweise einen die α2β3γ2-Untereinheitkombination
umfassenden meschlichen GABAA-Rezeptor enthalten.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform stellt die Erfindung
einen GABAA-Rezeptor enthaltende Zellmembran
bereit, die aus der α2β3γ2-Untereinheitkombination besteht, welche
aus stabil transfizierten Ltk–-Mausfibroblastenzellen
isoliert wurde.
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Die
erfindungsgemäße Zellinie
und die Membranpräparationen
davon eignen sich zum Screening nach und Ausarbeiten von Arzneimitteln,
die auf den GABAA-Rezeptor wirken, z. B.
Benzodiazepine, Barbiturate, β-Carboline
und Neurosteroide. Folglich stellt die vorliegende Erfindung die
Verwendung der oben beschriebenen Zellinie und der davon stammenden
Membranpräparationen
beim Screening nach und Ausarbeiten von Medikamenten bereit, die
auf den GABAA-Rezeptor wirken. In diesem
Zusammenhang sind Moleküle von
besonderem Interesse, die selektiv mit GABAA-Rezeptoren
Wechselwirken, die aus verschiedenen Untereinheitenkombinationen
bestehen. Es ist leicht ersichtlich, daß die erfindungsgemäße Zellinie
und die davon stammenden Membranpräparationen ideale Systeme für die Untersuchung
der Struktur, Pharmakologie und Funktion der verschiedenen GABAA-Rezeptorsubtypen bereitstellen.
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Die
folgenden, nicht einschränkenden
Beispiele veranschaulichen die vorliegende Erfidung.
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BEISPIEL 1
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HERSTELLUNG VON α1β1γ2L-TRANSFIZIERTEN
ZELLEN
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a) Konstruktion des eukaryotischen Expressionsvektors
pMSGneo
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Das
etwa 2500 Basenpaare große
HindIII-EcoRI-Fragment des Vektors pMSG (erworben von Pharmacia
Biosystems Limited Milton Keynes, Großbritannien), das das gpt-Strukturgen
und die SV40-Polyadenylierungssignale
enthält,
wurde durch das etwa 2800 Basenpaare große HindIII-EcoRI-Fragment des
pSV2neo (Southern, P. J. und Berg, P. J., Molecular and Applied
Genetics, 1, 327–341,
1982) ersetzt, das das Neomycinresistenzgen Neor und
die SV40-Polyadenylierungssignale enthält. Die EcoRI- und die HindIII-Stelle
wurden dann durch Restriktionsspaltung, Herstellung glatter Enden
mit Klenow-Polymerase und erneute Ligierung entfernt. Die EcoRI-
und die HindIII-Klonierungsstelle wurden dann an der XhoI- und der SmaI-Stelle
des Polylinkers mittels herkömmlicher
Techniken unter Verwendung von EcoRI- und HindIII-Linkern eingefügt.
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b) Klonierung der cDNAs für die Untereinheiten
in pMSGneo
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Die α1-
und β1-GABAA-Rezeptor-cDNAs
aus Rind wurden von der Molecular Neurobiology Unit, MRC Centre,
Hills Road, Cambridge erhalten, (Scholfield, P., et al., Nature.
328, 221–227,
1987). Die γ2-cDNA aus Rind wurde durch das Verfahren
von Whiting, P., et al., (Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 87, 9966–9970, 1990)
kloniert. Rinder-α1 wurde aus pbGRαsense durch Spaltung mit EcoRI,
Herstellung glatter Enden mit Klenow-Polymerase, Hinzufügen von
HindIII-Linkern durch Ligation, Spaltung mit HindIII und Ligation
in die HindIII-Stelle von pMSGneo subkloniert. Rinder-β1,
wurde aus pbGRβsense
durch Restriktionsspaltung mit EcoRI (partielle Spaltung), Herstellung
glatter Enden mit Klenow-Polymerase,
Ligation von HindIII-Linkern, Restriktionsspaltung mit HindIII und
Ligation in die HindIII-Stelle
von pMSGneo subkloniert. Vor dem Subklonieren in pMSGneo wurde die
Rinder-γ2-cDNA von der veröffentlichten Sequenz wie folgt
abgeändert.
Der 5'-untranslatierte
Bereich der Rinder-α1-cDNA (Basen 60–200 der veröffentlichten
Sequenz) wurde an das 5'-Ende
der veröffentlichten γ2-Sequenz
gefügt,
indem der untranslatierte Bereich von α1 unter
Verwendung der Polymerasekettenreaktion vervielfältigt und das Produkt dann
in die 5'-BamHI-Stelle
(Stelle im Polylinker des Bluescript-SK–-Klonierungsvektors;
der Bluescript-Vektor wurde von Stratagene, San Diego, U.S.A., erworben)
und die HindIII-Stelle der γ2-cDNA subkloniert wurde. Die veränderte γ2-cDNA
wurde dann durch Spaltung mit XbaI (Stelle im Polylinker des Klonierungsvektors),
Herstellen glatter Enden mit Klenow-Polymerase, Spaltung mit XhoI (Stelle
im Polylinker des Klonierungsvektors) und Ligation in die XhoI-Stelle
von pMSGneo subkloniert.
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c) Co-Transfektion von Maus-Ltk–-Zellen
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Ltk–-Zellen
wurden vom Salk Institute for Biological Studies, San Diego, Kalifornien,
erhalten. Die Zellen wurden bei 37°C, 5–8% CO2,
in modifiziertem Eagles-Medium gezüchtet, das Penicillin, Streptomycin
und 10% fötales
Kälberserum
enthielt. Der Expressionsvektor für die Co-Transfektion, der
die DNAs für
die GABAA-Rezeptoruntereinheiten enthielt,
wurde durch ein Standardprotokoll (Chen, C., und Okayama, H., BioTechniques,
6, 632–638,
1988) hergestellt. Für
die Co-Transfektion wurden die Ltk–-Zellen in Schalen
plattiert (etwa 2 ×105 Zellen/Schale) und über Nacht gezüchtet. Die
Transfektion wurde durch Calciumphosphatfällung unter Verwendung eines
Kits (gekauft von 5 Prime → 3
Prime Products, Westchester, Pennsylvania) durchgeführt. Die
Co-Transfektion wurde nach den Anleitungen des Herstellers unter
Verwendung von 5 μg
jedes Untereinheiten-DNA-Konstruktes pro 10-cm-Schale mit Zellen
durchgeführt.
Nach zwei Tagen in Kultur wurden die Zellen 1:8 in Kulturmedium
aufgeteilt, das 1 mg/ml Neomycin [Geneticin (erhältlich von Gibco BRL, Paisley, Schottland,
GB)] enthielt. Nach einer weiteren Woche wurde die Konzentration
auf 1,5 mg/ml und dann eine Woche danach auf 2 mg/ml erhöht. Resistente
Zellklone wurden isoliert und unter Verwendung von Klonierungszylindern
subkloniert. Die Subklone wurden unter Verwendung der Bindung radioaktiv
markierter Liganden analysiert: Die Subklone wurden in 10-cm-Kulturschalen
gezüchtet
und, als sie konfluent waren, in Kulturmedium mit 1 μM Dexamethason
(erhältlich
von Sigma Chemical Company, Poole, Dorset, Großbritannien) überführt. 3–5 Tage
später
wurden die Zellen geerntet, die Membranen präpariert und für die Bindung
des radioaktiv markierten Liganden eingesetzt (siehe Beispiel 2,
Schritt (a) unten), wobei der Benzodiazepin-Antagonist 3H-Ro15-1788 (erhalten
von New England Nuclear, Du Pont (GB), Ltd., Stevenage, Großbritannien)
eingesetzt wurde. Der Klon, der die größte Menge an 3H-Ro15-1788-Bindung
exprimierte wurde aus einer Einzelzelle mittels Grenzwert-Verdünnung subkloniert.
Die nachstehend beschriebene erhaltene Klonpopulation von Zellen
wird als Population A bezeichnet.
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BEISPIEL 3
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ISOLATION AUND SEQUENZIERUNG DER DIE UNTEREINHEIT α2 DES
MENSCHLICHEN GABAA-REZEPTORS CODIERENDEN
cDNAs
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a) cDNA-Banken
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Es
wurden die die α2-Untereinheit des menschlichen GABAA-Rezeptors codierenden cDNAs von menschlichem,
fötalen
Hirn-lambda-Bakteriophagen-cDNA-Banken kloniert. In dem lambda-ZAP-Vektor
wurden alle cDNA-Banken konstruiert und erworben von Stratagene
(San Diego, Californien). Zum Screening wurden die cDNA-Banken nach
den Anweisungen des Herstellers mit 40000 pfu pro 137 mm Platte
auf Platten gezogen. Unter Verwendung von Hybond N-Filter (Amersham)
wurden nach den Herstelleranweisungen Filterabhebungen genommen.
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b) Isolation von menschlicher α2-Untereinheit
codierender cDNA
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Es
wurde eine Rinder-α2-cDNA (erhalten von E. Barnard, Molecular
Neurobiology, University of Cambridge, Hills Road, Cambridge; Levitan
et al., Nature, 1988, 335, 76) auf hohe spezifische Aktivität (> 1,109 cpm/μg) mit 32P durch Random-Priming markiert und als
Sonde verwendet. Bankenfilter (8 Replikafilter) wurden vorhybridisiert
für 3 bis
6 Stunden bei 42°C
und 5 × SSPE
(1 × SSPE
sind 0,18 Mol NaCl, 0,01 Mol Na3PO4 [pH 7,4], 1 mMol EDTA), 5 × Denhardts-Lösung, 100 μg/ml Lachssperma-DNA,
0,1% Natriumdodecylsulfat (SDS), 30% Formamid. Die Hybridisierung
wurde in dem gleichen Puffer für
18 Stunden bei 42°C
einschließlich 0,5
bis 1,106 cpm 32P-markierter
Sonde pro ml Hybridisierungspuffer ausgeführt. Die Filter wurden bei
55°C in 5 × SSPE (2 × 15 Minuten)
und 1 × SSPE
(2 × 15
Minuten) gewaschen und für
1 bis 3 Tage auf einem Kodak XAR-Film exponiert. Positive Klone
wurden einer Plaque-Reinigung unter Anwendung von Standardmethoden und
der „Bluescript"-Plasmid (Stratagene),
nach Herstelleranweisungen „gerettet" unterzogen. Die
cDNA-Klone wurden auf beiden Strängen
mit Hilfe von Standardmethoden unter Anwendung des Sequenase II-Enzyms (United
States Biochemicals) kloniert. Die Nucleotidsequenz der die α2-Untereinheit
des menschlichen GABAA-Rezeptor codierenden
cDNA wird zusammen mit der abgeleiteten Aminosäuresequenz, die dieser entsprach,
in 2 der beigefügten
Zeichnungen gezeigt.
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BEISPIEL 4
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HERSTELLUNG STABILER TRANSFIZIERTER ZELLEN,
DIE α2β3γ2S-UNTEREINHEITENKOMBINATIONEN DES MENSCHLICHEN
GABAA-REZEPTORS EXPRIMIEREN
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Die
Isolation und Sequenz von menschlichen α2-cDNAs
sind in Beispiel 3 beschrieben worden. Die Sequenz von menschlichem 72 ist zuvor von Pritchett et al., Nature,
1989, 338, 582, veröffentlicht
worden. Eine menschliche γ2-cDNA wurde isoliert mit Hilfe der PCR unter
Anwendung der anderswo beschriebenen Bedingungen (Whiting et al.,
Proc. Natl. Acad, Sci, USA, 1990, 87, 9966–9970), indem als Matrix eine
menschliche Hippocampus-cDNA-Bank und Oligonucleotid-Primer verwendet
wurden, die deriviert wurden von 5' und 3' untranslatierten Bereichen der veröffentlichten γ2-Sequenz,
in die eine HindIII-Restriktionsstelle eingebaut ist:
5'GGGAGGGAAGCTTCTGCAACCAAGAGGC3',
5'ACCACATAGAAGCTTATTTAAGTGGAC3'. Das Sequenzieren
zeigt, dass die Form von 72. die zur Anwendung gelangt, die kurze
Form, γ2S ist, welcher das 24 bp-Insert in dem vermutlichen
cytoplasmischen Schleifenbereich fehlt (Whiting et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, 1990, 87, 9966–9970).
Die Sequenz von menschlichem β3 ist veröffentlicht
worden von Wagstaff et al., Am. J. Hum. Genet., 1991, 41, 330–337. Eine
menschliche β3-cDNA wurde isoliert durch Screening einer
menschlichen, fötalen
Hirn-cDNA-Bank (siehe
Beispiel 3) mit einer kurzen menschlichen β3-cDNA-Sonde,
die die vermutliche cytoplasmische Schleifendomäne codiert, die unter Anwendung
der PCR erhalten worden ist.
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Menschliche α
1-, β
3-
und γ
2S-cDNAs wurden in dem eukaryotischen Expressionsvektor
pMSGneo (siehe Beispiel 1) unter Anwendung von Standardmethoden
(siehe Maniatis et al., in Molecular Cloning, A Laboratory Manual,
Cold Spring Harbor Press, New York, 2. Ausg., 1989) subkloniert
und stabile Zelllinien, die menschliche α
2β
3γ
2S-GABA
A-Rezeptoren exprimieren entsprechend der
Beschreibung in Beispiel 1 zusammengestellt. SEQUENZLISTE