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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Interzellulare
Kommunikation ist wichtig für
die Funktion vielzelliger Systeme. Als Vermittler des Informationstransfers
im Gehirn, im endokrinen System, im enteralen Nervensystem und in
der neuromuskulären Verbindung
modulieren Ionenkanal-Proteine Spannungsänderungen über Zellmembranen hinweg erzeugende Ionenströme und wirken
gleichzeitig als Sensoren für
physiologische Signale, beispielsweise Änderungen der Ligandenkonzentration
und der Transmembran-Spannung. Ligandengesteuerte Ionenkanäle stellen
einen schnellen Dialog zwischen Zellen des Zentralnervensystems
sicher, indem sie ein durch eine Zelle freigesetztes, chemisches
Neurotransmittersignal in ein elektrisches Signal umwandeln, das
sich entlang der Zellmembran einer Zielzelle verbreitet. Ligandengesteuerte
Ionenkanäle
sind multimere Proteinkomplexe mit durch verwandte Gene codierten
Untereinheiten-Bestandteilen.
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Bis
jetzt wurden zahlreiche Familien von ligandengesteuerten Rezeptoren
identifiziert und auf der Grundlage von Sequenzübereinstimmung charakterisiert.
Zu denen, die kationische Kanäle
bilden, gehören z.B.
anregende nikotinische Acetylcholin-Rezeptoren (nAChRs), anregende
glutamataktivierte Rezeptoren, der 5-HT3 Serotonin-Rezeptor,
der ATP-Rezeptor und der sarcoplasmatische Ryanodin-Rezeptor. Zu
den anionische Kanäle
bildenden gehören
beispielsweise der hemmende GABA-Rezeptor und der glycinaktivierte Rezeptor.
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Der
Neurotransmitter Acetylcholin (ACh) aktiviert zwei pharmakologisch
unterschiedliche Rezeptortypen: nikotinische Acetylcholin-Rezeptoren
(nAChR) der ligandengesteuerten Ionenkanal-Superfamilie und muscarinische
Acetylcholin-Rezeptoren (nAChR) der G-Protein-gebundenen Rezeptor-Superfamilie
(Taylor, A. Goodman-Gilman, T.H. Rail, A.S. Nies und P. Taylor,
Hrsg. (New York: Pergamon Press), S. 166–186, 1990); (Taylor, A. Goodman-Gilman,
T.H. Rail, A.S. Nies und P. Taylor, Hrsg. (New York: Pergamon Press),
S. 122–149,
1990). Eine Anzahl pathologischer Erscheinungen und/oder krankhafter
Bedingungen stehen im Zusammenhang mit nAChR, wie beispielsweise
Myasthenia gravis, Schizophrenie, Alzheimer-Krankheit, Tourette-Syndrom
und Nikotinsucht. Biochemische und elektrophysiologische Daten haben
gezeigt, dass nikotinische und muscarinische Rezeptoren funktionell
verschiedene Einheiten sind. (Bonner et al., Science, 237, 527–532, 1987).
Während
nAChR aus verwandten Proteinuntereinheiten zusammengesetzte Pentamere
sind, die die Plasmamembran viermal umfassen, bestehen mAChR aus
einer einzigen Polypeptidkette, von der angenommen wird, dass sie
die Plasmamembran siebenmal umfasst.
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Nikotinische
Acetylcholin-Rezeptoren, aus fünf
Untereinheiten zusammengesetzte Glykoproteine, setzen die Bindung
von Acetylcholin im kationischen Kanal um. Die fünf Rezeptor-Untereinheiten
bilden einen pseudosymmetrischen Ring um einen zentralen Kanal.
Neuronale nikotinische AChR (NnAChR) vermitteln Neurotransmission
an vielen zentralen und peripheren Synapsen und umfassen zwei Typen
von Untereinheiten (alpha und beta), die durch zehn verschiedene
neuronale Gene codiert werden. Expression spezieller Kombinationen
der Untereinheiten-RNAs in Oozyten erzeugt biophysikalisch verschiedene
Kanäle,
die pharmakologisch auf der Grundlage der diese Kanäle modulierenden
Liganden unterschieden werden.
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Rekombinante
DNA-Technik hat die Identifizierung der muskulären nAChR-Untereinheiten alpha1, beta1,
gamma, delta und epsilon und der neuronalen Untereinheiten alpha2,
alpha3, alpha4, alpha5, alpha6, alpha7, alpha8, beta2, beta3 und
beta4 (Ratten-Nomenklatur) von Wirbeltieren ermöglicht. Viele Kombinationen
dieser Untereinheiten erzeugen funktionelle, rekombinante Rezeptor-Kanal-Komplexe,
die sowohl durch ACh als auch durch Nikotin aktiviert werden. Vom
nAChR in einer neuromuskulären
Verbindung wird angenommen, dass er eine (α1)2β1γδ Stöchiometrie
(Galzi et al., Annu. Rev. Pharmacol., 31, 37–72, 1991) aufweist. Im Gegensatz
dazu führen
die neuronalen nAChR-Untereinheiten alpha2, alpha3 und alpha4, im
Zusammenspiel mit entweder beta2 oder beta4, zum Zusammenbau funktioneller
nAChR (Boulter et al. Proc. Nati. Acad. Sci. USA, 84, 7763–7767, 1987;
Ballivet et al., Neuron, 1, 847–852,
1988; Wada et al., Science, 240, 330–334, 1988; Deneris et al.,
Neuron, 1, 45–54,
1988; Duvoisin et al., Neuron, 3, 487–496, 1989; Couturier et al.,
J. Biol. Chem, 265, 17560–17567,
1990), während
die neuronalen alpha7 und alpha8-Untereinheiten in Abwesenheit jeglicher
anderer Untereinheiten funktionelle nAChR bilden können. (Couturier
et al., J. Biol. Chem, 265, 17560–17567, 1990; Seguela et al.,
J. Neurosci, 13, 596–604,
1993; Gerzanich et al., Molec. Pharmacol., 45, 212–220, 1994).
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Vorausgesetzt,
es existieren zehn verschiedene Gene für nikotinische Acetylcholin-Untereinheiten, so sind
zahlreiche Kombinationen funktionelle Rezeptoren bildender Untereinheiten
möglich.
Trotz der zahlreichen Untereinheit-Kombinationen, die aus vorher
klonierten Genen erzeugt werden können, passen die Eigenschaften
der ursprünglichen
nAChR nicht immer zu denen der rekombinanten Rezeptoren (Sargent,
Annu. Rev. Neurosci., 16, 403–443,
1993). So zeigen beispielsweise die cholinergen Rezeptoren in chromaffinen
Rinderzellen und in den Haarzellen der Cochlea von Ratte und Huhn
ein pharmakologisches Profil, das zu keiner Kombination bekannter
Untereinheiten passt (Shirvan et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA.,
88, 4860–4664,
1991; Housley et al., Proc. R. Soc. Lond. B, 244, 161–167, 1991;
Fuchs et al., Proc. R. Soc. Lond. B, 248, 35–40, 1992; Erostegui et al.,
Hearing Res., 74, 135–147,
1994), woraus das Vorkommen weiterer, bisher nicht identifizierter
Untereinheiten angenommen werden kann.
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Folglich
besteht eine Notwendigkeit, zusätzliche
Mitglieder der nikotinischen Acetylcholin-Rezeptor-Superfamilie zu identifizieren
und diese nAChR-Untereinheiten, genauso wie die daraus aufgebauten,
funktionellen Rezeptoren, zu charakterisieren, wozu auch die Aufklärung der
Art und Weise des Einbaus verschiedener Untereinheiten bei der Bildung
funktioneller Rezeptoren (d.h. eines Untereinheit-Aufbaus, der Liganden-Bindungsstellen
und einen ligandengesteuerten Transmembrankanal beinhaltet) sowie
der Zusammenhang zwischen der Struktur des Untereinheit-Aufbaus
und dem pharmakologischen Profil des entsprechenden Rezeptors gehören. Die
vorliegende Erfindung entspricht diesem Bedarf und schafft auch
die damit zusammenhängenden
Vorteile.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung stellt isolierte, eine alpha9-nikotinische
Acetylcholin-Rezeptor(nAChR-)Untereinheit codierende Nucleinsäuren, ein
isoliertes, dadurch codiertes Rezeptor-Untereinheit-Protein sowie einen rekombinant
exprimierten alpha9-nikotinischen Acetylcholin-Rezeptor (nAChR)
zur Verfügung.
Darüber hinaus
werden diese Nucleinsäuren
beinhaltende Vektoren und Sonden, mit diesen Nucleinsäuren transformierte
Wirtszellen, Antisense-Oligonucleotide und diese Oligonucleotide
beinhaltende Zusammensetzungen, spezifisch an die Rezeptoren der
Erfindung bindende Antikörper
sowie diese Antikörper
beinhaltende Zusammensetzungen und transgene, nicht-humane Säugetiere
bereitgestellt.
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Die
alpha9-nAChR-Untereinheiten der Erfindung bilden einen kationischen
Rezeptor-Kanal-Komplex, der
durch Acetylcholin aktiviert wird und durchlässig ist für Kationen, inklusive Kalzium.
Erfindungsgemäße funktionelle
alpha9-nACh-Rezeptoren können
als homomere Rezeptoren exprimiert sein, d.h., dass nur ein Untereinheit-Typ
für die
Funktion nötig
ist, stattdessen können
die erfindungsgemäßen Rezeptoren
auch als heteromere Rezeptoren exprimiert sein, wobei mehr als ein
Untereinheit-Typ benötigt
wird, um einen funktionellen Rezeptor zu bilden. Zusätzlich stellt
die Erfindung Verfahren zur Verfügung,
um Verbindungen zu identifizieren, die die Aktivität der erfindungsgemäßen Rezeptoren
oder die Aktivität
von Nucleinsäuren,
die diese Rezeptoren codieren, modulieren.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 zeigt die Nucleotid- und Aminosäuresequenz
des cDNA-Klons, der die alpha9-nAChR-Untereinheit codiert. Die Aminosäuresequenz
wird unterhalb der Nucleotidsequenz dargestellt. Spaltung des Signalpeptids
wird an Aminosäureposition
1 vorhergesagt (Von-Heijne,
Nucl. Acid. Res., 14, 4683–4691,
1986). Das Signalpeptid codierende Aminosäuren sind mit negativen Zahlen
versehen. Nucleotide sind, beginnend mit dem ersten Nucleotid des
Codons für
den angenommenen N-terminalen Rest des reifen Proteins, in 5'-3'-Richtung nummeriert. Nucleotide auf
der 5'-Seite des
Aminosäurerests
1 werden mit negativen Zahlen angezeigt. Pfeilspitzen zeigen die
durch genomische Sequenzierung bestimmte Intron-Position an. Membranübergreifende
Regionen sind unterstrichen. Die Sequenzinformation, die in 1 gezeigt wird, wird auch in PatentIn-Format
in SEQ ID NO: 1 und 2 dargestellt.
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2A zeigt
die Restriktionskarte des alpha9-Untereinheit-Gens und 2B zeigt
eine partielle Restriktionskarte für überlappende genomische Klone
M6 und MNANO, die die gesamte codierende Sequenz des alpha9-Untereinheit-Gens
abdecken. NcoI und NheI Restriktionsstellen sind in pMNANO und Sac1
Restriktionsstellen in pM6 nicht kartiert.
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3 zeigt die Gegenüberstellung der Aminosäuresequenzen
der bekannten nAChR-alpha-Untereinheiten.
Alle Sequenzen entsprechen den Ratte-Untereinheiten, außer alpha8,
die eine Huhn-Untereinheit ist. In allen Sequenzen identische Reste
sind als weiße
Buchstaben auf schwarzem Hintergrund dargestellt. Leerzeichen sind
eingeführt,
um die Homologien zu vergrößern. Vorhergesagte
Signalpeptide und die vier potentiell membranübergreifenden Bereiche werden
angezeigt. Sternchen bezeichnen die in allen nAChR-alpha-Untereinheiten
konservierten Cysteinreste 127, 141, 191 und 192 (alpha9-Nummerierung
des reifen Peptides, enthält
nicht die 28 das Signalpeptid umfassenden Aminosäurereste).
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4A und 4B zeigen
die elektrophysiologischen Reaktionen der alpha9-beimpften Oozyten
gegenüber
cholinergen Agonisten. 4A zeigt die Strom-Reaktionen
die ACh, Nikotin, Muscarin, 1,1-Dimethyl-4-Phenylpiperazin (DMPP)
und Oxotremorin-M (OXO-M) in alpha9-cRNA-beimpften Oozyten hervorrufen, die
bei –50
mV in einer Spannungsklammer gehalten wurden.
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4B zeigt
die Kurven für
die Konzentrations-Reaktion auf ACh, DMPP und OXO-M. Die gezeigten Werte
sind der Mittelwert und der Standardfehler des Mittelwertes der
Spitzenstromwerte in mindestens vier Oozyten pro Wirkstoff. Fehlerbalken
werden nicht dargestellt, wenn der Standardfehler kleiner als das
Symbol ist. Reaktionen einer jeden Zelle wurden gegenüber dem
größten, durch
ACh hervorgerufenen Strom normalisiert. Die HiII-Gleichung (EC50 =
9,7 μM;
Steigung = 1,3) wurde an die ACh-konzentrationsreaktive Kurve angepasst.
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5A und 5B zeigen
die Blockade der ACh-Reaktion durch verschiedene Antagonisten in alpha9-beimpften
Oozyten. Inhibitionskurven wurden durch gemeinsame Verabreichung
von 10 μM
ACh und ansteigende Konzentrationen von entweder (–) Nikotin
oder (+) Muscarin (siehe 5A) und
Strychnin, d-Tubocurarin (d-TC) oder Atropin (siehe 5B)
durchgeführt.
Reaktionen werden als Prozentanteil (%) des durch 10 μM ACh hervorgerufenen
Kontrollstroms wiedergegeben. Der Mittelwert und der Standardfehler
des Mittelwertes der Werte aus mindestens vier verschiedenen Oozyten
pro Wirkstoff werden gezeigt. Fehlerbalken werden nicht dargestellt,
wenn der Standardfehler kleiner als das Symbol ist.
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6 zeigt die Sensitivität gegenüber α- und κ-Bungarotoxin der durch ACh
hervorgerufenen Ströme in
alpha9-beimpften Oozyten. Repräsentative
Reaktionen auf 100 μM
Ach, aufgezeichnet bei einem Haltepotential von –50 mV, sind dargestellt. Oozyten
wurden vor der Verabreichung der zweiten Testkonzentration von ACh
30 Minuten lang mit α-Bungarotoxin
(α-BTX,
A) oder κ-Bungarotoxin
(κ-BTX,
B) inkubiert.
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7A bis 7C zeigen
die Spannungsabhängigkeit
der durch ACh hervorgerufenen Ströme in alpha9-beimpften Oozyten
und Ca2+-Permeabilität des rekombinanten alpha9-Rezeptors.
In 7A wurde der Stromstärke-Spannungs-Zusammenhang
der durch ACh hervorgerufenen Ströme in alpha9-beimpften Oozyten
durch Anwendung einer Stromstärkensteigerung
(2 Sekunden Dauer, +50 mV bis –120
mV) während
der Plateauphase der Stromstärkereaktion
bestimmt. Die Verläufe
sind repräsentativ
für jene,
die für
vier verschiedene Oozyten ermittelt wurden.
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7B zeigt
repräsentative
Stromverläufe,
die in alpha9-exprimierenden Oozyten vor und nach der Injektion
von 50nl 20mM 1,2-bis(2-Aminophenoxy)-Ethan-N,N,N1,N1-Tetraessigsäure (BAPTA)
durch 100 μM ACh
bewirkt wurden.
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7C zeigt
durch ACh hervorgerufene Ströme
in alpha9-beimpften Oozyten, die bei –10 mV in einer Spannungsklammer
gehalten und mit einer 350mM NaCl beinhaltenden Ringer-Lösung gebadet
wurden.
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8 zeigt
Detektion von alpha9-Transkripten in der Ratten-Cochlea. Vervielfältigungsreaktionen wurden,
wie in Beispiel VI beschrieben, unter Verwendung von aus einer vollständigen RNA
transkribierter cDNA als Matrize und alpha9-spezifischen Primern
durchgeführt.
Gezeigt wird die Auflösung
der amplifizierten Produkte in einem mit Ethidiumbromid gefärbten 1,5%igen
Agarosegel. Ein 10 μM – Aliquot
jedes Reaktionsgemischs wurde pro Spur geladen. Spur 1, DNA-Leiter;
Spur 2, keine DNA-Matrize;
Spur 3, vervielfältigtes
Produkt aus Riechepithel-cDNA; Spur 4, vervielfältigtes Produkt aus Riechepithel-cDNA;
Spur 5, vervielfältigtes Produkt
aus Ischiasnerv-cDNA.
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9A bis 9F zeigen
die Ergebnisse von in-situ-Hybridisierung von Sagittalschnitten
von Rattenembryonen und Koronarschnitten von erwachsenen Gehirnen
sowie die Identifizierung und Transkriptlokalisierung von alpha9. 9A und 9B zeigen
die Anwesenheit von alpha9-Transkripten
in der Hirnanhangdrüse,
dem Riechepithel, dem Zungenbodenmuskel und der Zunge eines Rattenembryos
in Entwicklungsstufe E16. 9C und 9D zeigen
eine Ansicht mit großer
Vergrößerung der
Hypophyse in einem Rattenembryo in Entwicklungsstufe E16, in der
alpha9-Transkript im Pars tuberalis, jedoch nicht im Pars distalis
oder dem Pars nervosa lokalisiert ist. 9E und 9F zeigen
die Anwesenheit des alpha9-Transkripts im Pars tuberalis des erwachsenen
Rattengehirns.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Molekulare
Klonierungsstudien haben die strukturelle und funktionelle Diversität nikotinischer
Acetylcholin-Rezeptoren (nAChRs) gezeigt. Bis heute wurden im Nervensystem
von Wirbeltieren sieben alpha-Untereinheiten (alpha2 bis alpha8)
und drei beta-Untereinheiten (beta2 bis beta4) charakterisiert.
Die vorliegende Erfindung beschreibt die Identifizierung und funktionelle
Charakterisierung eines neuen Mitglieds dieser Familie von Rezeptor-Untereinheit-Genen,
die durch den Neurotransmitter Acetylcholin (ACh) aktiviert werden.
Das neue Mitglied wird als alpha9 bezeichnet. Die molekulare Struktur
von alpha9 zeigt an, dass es eher zur ionotrophen (nikotinischen)
als zur metabotrophen (muscarinischen) ACh-Rezeptorfamilie gehört. Dennoch weichen die gemischten
nikotinisch-muscarinischen Eigenschaften des rekombinanten alpha9-Rezeptors
vom pharmakologischen Profil aller bekannten funktionellen nikotinischen
Rezeptoren ab.
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Isolation
und Identifizierung des neuartigen nAChR-Untereinheit-Gens der vorliegenden
Erfindung wurde über
Screening einer genomischen Rattenbibliothek, unter Verwendung einer
Ratten-nAChR-alpha7-Untereinheit-cDNA als Sonde, erreicht. DNA-Sequenzanalyse
zeigte, dass ein isolierter, genomischer Klon ein Protein mit signifikanter
Aminosäuresequenzidentität zu Mitgliedern
der ligandengesteuerten Ionenkanal-Gen-Superfamilie codierte. Seine Homologie
zu bekannten Untereinheiten zeigte, dass es näher mit nAChR-Untereinheiten
als mit GABAA, Glycin oder 5-HT3 Rezeptor-Untereinheiten
verwandt war. Die Anwesenheit konservierter, zusammenhängender
Cysteinreste, die ein Kennzeichen aller nAChR-alpha-Untereinheiten
sind und von denen angenommen wird, dass sie ein Teil der Acetylcholin-Bindungsdomäne sind (Popot
und Changeux, Physiol. Rev. 64, 1162–1193, 1984), in der extrazellulären Domäne, legt
nahe, dass dieses Gen eine nAChR-alpha-Untereinheit kodierte. Daher
wurde diese neuentdeckte Untereinheit, gemäß gängiger Nomenklatur, als die
alpha9-Untereinheit der nAChR-Genfamilie bezeichnet.
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Ein
aus dem isolierten, genomischen Klon hergeleitetes Polymerase-Ketten-Reaktion
(PCR)-Fragment wurde
verwendet, um eine cDNA-Bibliothek des Riechepithels der Ratte zu screenen.
Vier unabhängige cDNA-Klone
wurden isoliert, von denen einer einen 1937 bp langen Einschub aufwies,
der einen offenen Leserahmen für
die alpha9-Untereinheit codierte. Die Nucleotid- sowie die abgeleiteten
Aminosäuresequenzen sind
in 1 gezeigt (und auch im PatentIn-Format
in SEQ ID NO: 1 und 2 wiedergegeben). Die Volllängen-alpha9-cDNA kodiert ein reifes Protein
mit 451 Aminosäureresten,
denen eine Leitsequenz aus 28 Resten voransteht. Es weist alle Merkmale
auf, die für
die anderen Mitglieder der nAChR-Genfamilie charakteristisch sind,
inklusive der in allen nAChR-alpha-Untereinheiten vorkommenden vier
hydrophoben Bereiche, die potentiell membranübergreifende Bereiche MSR I
bis IV (Kyte und Doolitle, J. Mol. Biol., 157, 105–132, 1982)
vorhersagen sowie Cysteinreste an den Positionen 127, 141, 191 und
192 (alpha9-Nummerierung des reifen Peptids, ohne die 28 Aminosäurereste,
die das Signalpeptid umfassen).
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Die
Volllängen-alpha9-cDNA
wurde als Sonde zum Screenen von zwei genomischen, in die Phagenvektoren
LambdaDASH II und LambdaFIX II eingebauten Mausbibliotheken verwendet.
Man erhielt zwei überlagernde,
genomische Klone (siehe 2). Diese,
die gesamte codierende Sequenz des alpha9-Untereinheit-Gens abdeckenden
Klone, wurden in Plasmidvektoren kloniert und die alpha9-Untereinheit-Genstruktur, durch
Sequenzierung über
die Intron-Exon-Grenzen hinweg, bestimmt. Die Intron-Exon-Grenzen
des alpha9-Gens sind in 1 markiert.
Das Gen besteht aus fünf
Exonen und weist eine Intron-Exonstruktur auf, die von der aller
bekannten nAChR-Gene abweicht (Noda et al., Nature, 305, 818–823, 1983;
Nef et al., EMBO J., 7, 595–601,
1988; Wada et al., Science, 240, 330–334, 1988; Buonanno et al.,
J. Biol. Chem., 264, 7611–7616,
1989; Boulter et al., J. Biol. Ghem, 265, 4472–4482, 1990). So sind beispielsweise
im Gegensatz zu anderen nAChR-Untereinheit-Genen mit konservierten Intron-Exon-Grenzen
der ersten vier Exonen die Exone III und IV des alpha9-Gens verschmolzen.
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Der
alpha9-cDNA-Klon wurde sequenziert und die Sequenz mit den Sequenzen
der anderen nAChR-alpha-Untereinheiten (siehe 3)
verglichen. Basierend auf Sequenzähnlichkeit scheint die alpha9-Untereinheit
ein entferntes Mitglied der nAChR-Untereinheit-Genfamilie zu sein.
Sie unterscheidet sich von der neuronalen alpha7-alpha8-Unterfamilie
(38% Aminosäuresequenz-Übereinstimmung)
ebenso wie von der neuronalen alpha2- bis alpha6-Unterfamilie (36–39%) oder
der muskulären
alpha1-Untereinheit (37%). Obwohl alpha9 die höchstkonservierten Sequenzelemente
mit anderen Mitgliedern der Familie teilt, weichen einige Aminosäurereste
von den in anderen alpha-Untereinheiten als unveränderlich
befundenen ab. So sind zum Beispiel die konservierten, hydrophoben
Reste Phe-99 und Va1-230 (alpha9-Nummerierung des reifen Peptids,
ohne die 28 Aminosäurereste
die das Signalpeptid bilden) im alpha9-Protein gegen die polaren
Reste Ser-99 und Ser-230 ausgetauscht und der konservierte, positiv
geladene Rest Lys-144 durch den ungeladenen Rest Thr-144 ersetzt.
Die hydrophoben Reste Leu-255 (alpha1- bis alpha6-Untereinheiten)
oder Met-255 (alpha7-/alpha8-Untereinheiten), die in MSR II vorkommen,
sind in der alpha9-Untereinheit durch die polare Aminosäure Gln-255
ersetzt. Verglichen mit den anderen nAChR-Untereinheiten weist alpha9
zusätzlich
die Deletion eines Thr-Rests zwischen MSR II und MSR III auf.
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Eine
für Expressionsstudien
in Xenopus-Oozyten geeignete Volllängen-alpha9-cDNA wurde über Subklonierung
des Fragments von Nucleotid –94
bis 1766 (1; d.h. Reste 79 bis 1938,
wie in SEQ ID NO:1 wiedergegeben) in den Expressionsvektor pGEMHE
(Liman et al., Neuron, 9, 861–871,
1992) konstruiert. cRNA wurde unter Verwendung des mMessage-mMachine-Transkriptions-Kits
(Ambion, Austin, TX), mit einem mit NheI linearisierten Plasmid
erzeugt.
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Zwei
Tage nach der Injektion von alpha9-cRNA reagierten mehr als 95%
der spannungsgeklammerten Xenopus-Oozyten auf Acetylcholin. Nach
innen gerichtete Ströme
als Reaktion auf 100 μM
Acetylcholin reichten von 20 bis 500 nA. 4A zeigt
für die
Gabe von Acetylcholin repräsentative
Stromverläufe.
Hohe Konzentrationen (>10 μM ) dieses
Agonisten bewirkten eine schnelle Reaktionsspitze, die schnell auf
einen Plateaulevel zurückfiel.
Oozyten, die alpha9 exprimierten, waren gegenüber Glutamat, GABA, Glycin,
Serotonin, ATP, Histamin und Adenosin nicht sensitiv.
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Alle
vor der Klonierung der alpha9-Untereinheit klonierten, funktionellen
nAChR-alpha-Untereinheiten bilden
bei der Expression in Xenopus-Oozyten entweder heteromere oder homomere,
durch Nikotin aktivierte Rezeptor-Kanalkomplexe (Boulter et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 84, 7763–7767, 1987; Duvoisin et al., Neuron,
3, 487–496,
1989; Couturier et al., Neuron, 5, 847–856, 1990; Luetje und Patrick,
J. Neurosci. 11, 837–845,
1991; Seguela et al., J. Neurosci., 13, 596–604, 1993; Gerzanich et al.,
Molec. Pharmacol., 45, 212–220,
1994). Erstaunlicherweise rief Nikotin (0,1 μM bis 1 mM ) in alpha9-beimpften
Oozyten keine Reaktion hervor (4A). Gemeinsame
Expression von alpha9 zusammen mit entweder beta2- oder beta4-nAChR-Untereinheiten
führte
nicht zur Bildung von Rezeptor-Kanälen, die durch Nikotin aktiviert
wurden. Der alpha9-Rezeptor-Kanalkomplex wurde auch nicht durch
Muscarin aktiviert (4A). Darüber hinaus bewirkten weder
der nikotinische Agonist Cytosin noch die muscarinischen Agonisten
Bethanecol und Pilocarpin Stromreaktionen. Trotzdem bewirkte sowohl
der nikotinische Agonist 1,1-Dimethyl-4-Phenylpiperazin (DMPP) als
auch der muscarinische M1-Agonist Oxotremorin M(OXO-M) nach innen
gerichtete Ströme
in alpha9-beimpften Oozyten (4A). 4B zeigt
die Konzentrations-Reaktions- Kurven
gegenüber
diesen cholinergen Agonisten. Acetylcholin hatte eine offensichtliche
Affinität
(EC50) von 10μM. Die maximalen, sowohl durch
DMPP als auch OXO-M bewirkten Spannungsreaktionen lagen bei ungefähr 5% der
bei Acetylcholin beobachteten.
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Obwohl
weder Nikotin noch Muscarin Reaktionen in alpha9-cRNA-beimpften
Oozyten bewirkte (siehe 4A), verringerten
diese beiden klassischen cholinergen Agonisten die durch Acetylcholin
hervorgerufenen Ströme. 5A zeigt
die Hemmungskurve, die sich aus der gemeinsamen Gabe von 10μM Acetylcholin
und steigenden Konzentrationen von entweder Nikotin oder Muscarin
(IC50 = 30 μM bzw. 75 μM) ergab. Wie in 5B gezeigt,
wurde der alpha9-Rezeptor-Kanalkomplex auch durch den nikotinischen
Antagonisten d-Tubocurarin (IC50 = 0,3 μM) ebenso
wie durch den muscarinischen Antagonisten Atropin (IC50 =
1,3 μM)
blockiert. Das Alkaloid Strychnin, klassischerweise als Blocker
der Glycingesteuerten Chlorid-Kanäle verwendet, zeigte sich,
mit einer IC50 von 0,02 μM (5B), als
wirkungsvoller Antagonist der alpha9-Homomere. Sowohl α-Bungarotoxin
(100 nM) als auch κ-Bungarotoxin
(100 nM) blockierte Reaktionen auf 100 μM Acetylcholin (6). Die
Blockade durch diese Toxine war nach 10-minütiger Spülung der Oozyten mit Frosch-Ringerlösung fast vollständig aufgehoben.
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Elektrophysiologische
Eigenschaften wurden an den alpha9-beimpften Oozyten 2–7 Tage
nach der Injektion bestimmt. Der Zusammenhang zwischen Spannung
und Stromstärke
(I–V),
der durch Anwendung einer Zwei-Sekunden-Spannungssteigerung in der
Plateaureaktion gegenüber
Acetylcholin ermittelt wurde, ist in 7A dargestellt.
Die I-V-Kurve war
nicht-linear und wies einen maximalen, durch Acetylcholin hervorgerufenen,
nach innen gerichteten Strom bei –50 mV auf. Stromreaktionen
wurden bei negativen Potentialen von bis zu –50mV reduziert. Die Tatsache,
dass das Verhältnis
zwischen dem nach innen gerichteten, durch 100 μM Acetylcholin und durch 1 μM Acetylcholin
ausgelösten
Strom bei –50
mV (2,1) größer als
bei –80
mV (1,0) war, bedeutet, dass die Reduzierung der Stromreaktionen
bei hyperpolarisierten Potentialen von der Agonistenkonzentration
abhängen
dürfte.
Bei Haltepotentialen positiver als –50 mV wird der durch Acetylcholin
aktivierte, nach innen gerichtete Strom bis auf –25 mV verringert, wobei bis
zu einem Haltepotential von +20 mV eine starke Gleichrichtung beobachtet
wurde. Durch schrittweisen Anstieg im Haltepotential ermittelte
I–V-Kurven
für Spitzen-
und Plateaureaktionen hatten die gleiche Form wie in 7A gezeigt.
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Aus
den I-V-Zusammenhängen
wird ein offensichtliches Umkehrpotential von –25 mV geschätzt. Dieser
Wert passt entweder zu einem nicht-selektiven kationischen Strom
oder zu einem anionischen (Cl–) Strom. Die Veränderung
der äußeren NaCl-Konzentration
von 50 mM bis 150 mM erzeugte eine positive Verschiebung des Umkehrpotentials
der Acetylcholin-induzierten Ströme.
Dies weist darauf hin, dass der alpha9-Kanal für Na+ durchlässig ist.
Die meiste der durch 100 mM Acetylcholin hervorgerufenen Spitzenreaktion
der alpha9-exprimierenden Oozyten verschwand, sobald der Kalzium-Chelatbildner
1,2-bis (2-Aminophenoxy)Ethan-N,N,N1,N1-Tetraessigsäure (BAPTA) in die Oozyten
injiziert wurde (siehe 7B). Wie schon für andere
nAChR-Untereinheiten (Gerzanich et al., Molec. Pharmacol., 45, 212–220, 1994)
angenommen, zeigt dieses Ergebnis also, dass ein Teil des durch
Acetylcholin hervorgerufenen Stroms durch einen Cl–-Strom
durch Ca2+-aktivierte Cl–-Kanäle, die
bekanntlich in Oozyten vorkommen (Miledi und Parker, J. Physiol.
(Lond)., 357, 173–183,
1984) transportiert wird. Um die Beteiligung eines Ca2+-aktivierten
Cl–-Stroms
an der Reaktion auf Acetylcholin zu überprüfen, wurde das Umkehrpotential
von Cl– und
Na+ in entgegengesetzte Richtungen verschoben,
indem die äußere NaCl-Konzentration
vorübergehend
auf 350 mM gesteigert und die Oozyten bei –10 mV unter einer Spannungsklammer
mit zwei Elektroden gehalten wurden. Unter dieser Bedingung riefen 100 μM Acetylcholin
einen nach außen
gerichteten, gefolgt von einem nach innen gerichteten Strom hervor (7C).
Wie von anderen neuronalen nAChR berichtet (Vernino et al., Neuron,
8, 127–134,
1992; Seguela et al., J. Neurosci., 12, 596–604, 1993), resultiert der
nach innen gerichtete Strom wahrscheinlich aus dem Einfließen von
Kationen durch alpha9-Rezeptor-Kanäle und der nach außen gerichtete
Strom aus dem Fluss von Cl– durch Ca2+-aktivierte
Cl–-Kanäle. Es sollte
festgehalten werden, dass I-V-Kurven, die für Oozyten, in die 1,2-bis(2-Aminophenoxy)Ethan-N,N,N1,N1-Tetraessigsäure injiziert
wurde, ermittelt wurden, die gleiche wie oben beschriebene Form
hatten und dadurch nahegelegt wird, dass der Cl–-Strom
unter den Versuchbedingungen nicht zur I-V-Kurve beitrug.
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Die
oben beschriebenen Xenopus-Oozyten-Expressionsstudien zeigen, dass
die alpha9-Protein-Untereinheit
durch Acetylcholin aktivierte und sowohl für Na+ als
auch für
Ca2+ durchlässige Ionen-Kanäle bildet. Wie
neuronale alpha7- und alpha8-Untereinheiten (Couturier et al., Neuron,
5, 847–856,
1990; Gerzanich et al., Molec. Pharmacol., 45, 212–220, 1994)
kann auch alpha9 in einen homomeren Rezeptor-Kanal-Komplex eingebaut
werden. Dies weicht von anderen funktionellen, neuronalen nAChR-alpha-Untereinheiten
ab, die den Einbau gemeinsam mit einer beta-Untereinheit voraussetzen,
um Rezeptor-Kanalkomplexe
zu bilden (Boulter et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 84, 7763–7767, 1987;
Ballivet et al., Neuron 1, 847–852,
1988; Wada et al., Science, 240, 330–334, 1988).
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Durch
Acetylcholin in alpha9-beimpften Oozyten hervorgerufene Ströme nahmen
bei negativen Haltepotentialen von bis zu –50mV ab. Dies könnte das
Ergebnis einer spannungsabhängigen
Blockade des Kanals, entweder durch Acetylcholin oder durch die Kationen
in der für
die Erhaltung der Oozyten verwendeten Lösung, sein. Die Tatsache, dass
die Blockierung bei hohen Agonistenkonzentrationen stärker hervortrat,
zeigt an, dass zumindest ein Teil dieses Effekts auf die spannungsabhängige Kanalblockierung
durch Acetylcholin zurückzuführen ist.
Hohe Acetylcholin- und Carbamylcholinkonzentrationen sind dafür bekannt,
eine spannungs- und konzentrationsabhängige Kanalblockierung muskulärer nAChR
in BC3H-1-Zellen zu bewirken (Sine und Steinbach,
Biophys. J., 46, 277–284,
1984).
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Aufgrund
seiner Primärstruktur
und der elektrophysiologischen Eigenschaften gehört das alpha9-Protein zu der
nikotinischen Familie der ligandengesteuerten Ionenkanäle, die
auch Untereinheiten für
nAChR, GABAA, Glycin und 5-HT3-Rezeptoren
beinhaltet. Jedenfalls blockierten, wie vorher beschrieben, in alpha9-beimpften
Oozyten Nikotin, Muscarin, d-Tubocurarin und Atropin die durch Acetylcholin
hervorgerufene Stromreaktion. Daher fällt der alpha9-Rezeptor-Kanalkomplex
weder in die nikotinische noch die muscarinische Untergruppe des
pharmakologischen Klassifikationsschemas der cholinergen Rezeptoren
(P. Taylor in The pharmacological basis of therapeutics, A. Goodman-Gilman,
T.H. Rall, A.S. Nies und P. Taylor, Hrsg. (New York: Pergamon Press),
S. 122–149
und 166–186,
1990). Der Befund, dass sowohl der nikotinische Agonist DMPP als
auch der muscarinische Agonist OXO-M in der Lage ist, Stromreaktionen
in alpha9-beimpften Oozyten zu bewirken, zeigt an, dass der alpha9-Rezeptor
eine gemischte, nikotinisch-muscarinische Pharmakologie aufweist.
Darüber
hinaus ist die Blockade der alpha9-Rezeptoren durch den Glycin-Rezeptor-Antagonisten
Strychnin ungewöhnlich.
Ein ähnlicher
Effekt von Strychnin wurde auch für in Xenopus-Oozyten exprimierte
alpha7- und alpha8-Homomere berichtet (Seguela et al., J. Neurosci.,
12, 596–604,
1993; Gerzanich et al., Molec. Pharmacol., 45, 212–220, 1994).
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Die
alpha9-Protein-Untereinheit beinhaltet die am stärksten konservierten Aminosäurereste
innerhalb der vorgeschlagenen Acetylcholin-Bindungsstelle der nAChR-alpha-Untereinheiten
(Dennis et al., Biochem, 27, 2346–2357, 1988; Galzi et al.,
J. Biol. Chem., 265, 10430–10437,
1990). Dennoch liegen zwei nicht-konservative Ersetzungen im alpha9-Protein,
Phe-99 durch Ser und Lys-144 durch Thr (Positionsnummern beziehen
sich auf das reife Protein, ohne die 28 Reste der Leitsequenz) in
der Nähe
der ersten und zweiten Domäne der
angenommenen Agonisten-Bindungsstelle des nAChR. Diese Aminosäureersetzungen
sind wahrscheinlich verantwortlich für die unterschiedlichen pharmakologischen
Eigenschaften des alpha9-Rezeptor-Kanalkomplexes.
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Um
das Expressionsmuster des alpha9-Gens in Geweben zu bestimmen, wurden
in-situ-Hybridisierungsstudien
durchgeführt.
Aus der codierenden Sequenz des genomischen alpha9-Klons wurde in
vitro synthetisierte RNA abgeleitet und Sagittalschnitte von Rattenembryonen
und Koronarschnitte erwachsener Rattengehirne damit hybridisiert.
Die Anwesenheit von Transkripten wurde in der Hypophyse eines Rattenembryos
in der Entwicklungsstufe E16 (siehe 9B und 9D)
festgestellt. Es wurde beobachtet, dass die alpha9-Genexpression
auf den Pars tuberalis der Adenohypophyse begrenzt ist, wobei der
Pars distalis und die Neurohypophyse kein detektierbares Signal
zeigen. Die Anwesenheit von alpha9-mRNA wurde auch im erwachsenen
Pars tuberalis der Ratte und der ventralen Oberfläche der
Medianuserhebung (siehe 9F) beobachtet.
Alpha9-Expression wurde auch in der Geruchsschleimhaut der E16-Ratte
beobachtet (siehe 9B). Die alpha9-Transkripte wurden
im pseudostratifizierten Stäbchenepithel,
das jede der gewundenen Flächen
des Riechorgans überzieht,
entdeckt. Zusätzliche
Expression wurde in der Zunge der sich entwickelnden Ratte festgestellt
(9B). Schließlich
bewirkten in-situ-Hybridisierungsanalysen
auf 20 mm Koronarschnitten, die alle 180 mm durch das erwachsene
Hirn angelegt wurden, keine alpha9-Genexpression im Zentralnervensystem
der Ratte.
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In-situ-Hybridisierungsstudien
an Kryostatschnitten der Ratten-Cochlea zeigen an, dass das alpha9-Gen
auch in den äußeren Haarzellbereichen
aller Cochlea-Windungen exprimiert wird. Keine Expression des alpha9-Gens
wurde in den Neuronen des Ganglion spirale oder anderen Stützstrukturen
der Cochlea (siehe 9B) festgestellt.
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Von
bereits früher
publizierten, neuronalen nAChR-Genen wird die Expression im Zentralnervensystem
von Wirbeltieren berichtet (Sargent, Annu. Rev. Neurosci., 16, 403–443, 1993).
Wie oben offenbart, bewirkten die in-situ-Hybridisierungsstudien
in Koronarschnitten durch das Rattenhirn keine alpha9-Genexpression
im Zentralnervensystem. Obwohl niedrige Mengen von alpha9-Transkripten
oder ein sehr begrenztes Expressionsmuster, das sich der Detektion
entzog, nicht ausgeschlossen werden können, legen die Ergebnisse doch
nahe, dass alpha9, relativ zu anderen nAChR-Untereinheiten gesehen, nur an einem
begrenzten Teil cholinerger Funktionen in vivo beteiligt ist. in-situ-Hybridisierungsstudien
zeigen, dass das alpha9-Untereinheit-Gen in der Ratte im Pars tuberalis
der Hypophyse, dem Riechepithei, den äußeren Haarzellen der Cochlea und
im Skelettmuskel der Zunge exprimiert wird.
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Der
Pars tuberalis bildet einen anatomisch klar definierten Teil des
Hypophysenvorderlappens (Adenohypophyse), der aus gonadotropen und
thyreotropen, peptidausschüttenden
Zellen besteht (Wittkowski et al., Acta Endocrinol., 126, 285–290, 1992).
Neuroendokrine Effekte, wie z.B. die Hemmung der Ausschüttung von
Progesteron und schilddrüsenstimulierender
Hormone nach Nikotingabe, wurden bei Mensch und Ratte berichtet
(Fuxe et al., Psychoneuroendocrinol., 14, 19–41, 1989). Obwohl diese Wirkungen
der Aktivierung der nAChR des Hypothalamus zugeschrieben wurden,
weist das Vorkommen der alpha9-nAChR-Untereinheit in der Hypophyse
darauf hin, dass Nikotin diese Drüse unmittelbar beeinflussen
kann.
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Es
ist eher so, dass sensorische Geruchszellen über efferente Innervation verfügt, die
die Geruchsfunktionen abstimmt (Shirley, Olfaction. Intl. Rev. Neurobiol.,
33, 1–53,
1992). Da die Gabe von Acetylcholin langsame elektrische Potentiale
verursacht und nadelförmige
Impulsaktivität
der Neuronen der Geruchsrezeptoren verbessert, wird eine cholinerge
Regulation angenommen (Bouvet et al., Neurosci. Res., 5, 214–223, 1988).
Obwohl eine weitergehende pharmakologische Charakterisierung der
Reaktion von Geruchsneuronen auf Acetylcholin ebenso wie eine genauere
Lokalisierung der alpha9-Untereinheit innerhalb des Riechepithels nötig ist,
könnte
das Vorkommen von alpha9-Transkripten im Riechepithel die molekulare
Grundlage für
die beschriebenen cholinergen Wirkungen bilden.
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Die
alpha9-Genexpression im sich entwickelnden Zungenmuskel ist verblüffend. Mit
den durchgeführten
in-situ-Hybridisierungsstudien ist es nicht möglich zu unterscheiden, ob
das Signal genau in den Muskelfasern oder im umgebenden Verbindungsgewebe
lokalisiert ist. Dennoch scheinen die alpha9-Transkripte nicht in
allen sich entwickelnden Skelettmuskeln vorzukommen. So gaben in-situ-Hybridisierungsstudien,
die in Sagittalschnitten der Körpermitte
von Rattenembryonen durchgeführt
wurden, keine Hinweise auf alpha9-Transkripte in den Interkostal- oder
Axialmuskel.
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Alle
pharmakologischen Merkmale des homomeren, in Oozyten exprimierten
alpha9-Rezeptors
unterscheiden sich von denen anderer klonierter nAChR (Boulter et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 84, 7763–7767, 1987; Ballivet et al.,
Neuron, 1, 847–852,
1988; Wada et al., Science, 240, 330–334, 1988; Couturier et al., Neuron,
5, 847–856,
1990; Gerzanich et al., Molec. Pharmacol., 45, 212–220, 1994).
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Um
die Expressionsmuster des alpha9-Gens in der Ratten-Cochlea weiter
zu untersuchen, wurde PCR mit aus der Gesamt-RNA der Cochlea revers
transkribierter cDNA durchgeführt.
Zwei für
die alpha9-Sequenz spezifische Primer wurden entworfen und verwendet,
um ein eine Intron-Exon-Grenze des alpha9-Gens übergreifendes Fragment zu vervielfältigen.
Wie in 8 gezeigt, wurde mit alpha9-Primern ein Fragment
der erwarteten Länge
(573 bp) aus der cDNA der Ratten-Cochlea vervielfältigt. Die
Analyse des Fragments mit den Restriktionsendonukleasen AccI, HinfI
und NcoI bestätigte
darüber
hinaus, dass es vom alpha9-Transkript abgeleitet ist. Da das alpha9-Gen
auch im Riechepithel der Ratte transkribiert wird, wurde RNA aus
diesem Gewebe als Positivkontrolle verwendet. cDNA aus Ischiasnerven
der Ratte wurde als Negativkontrolle genommen, um die Möglichkeit
auszuschließen,
dass aufgrund der verwendeten PCR-Parameter sehr niedrige Transkriptmengen
in jedem untersuchten Gewebe aufgefunden werden. Wenn auch keine
DNA aus dem Ischiasnerv mit den alpha9-spezifischen Primern vervielfältigt wurde
(siehe 8), so konnten doch mit den entsprechenden spezifischen
Primern sowohl alpha3- als auch alpha4-Untereinheiten in diesen
Geweben nachgewiesen werden.
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Eine
mögliche
physiologische Rolle des alpha9-Rezeptor-Kanals ist die efferente
cholinerge Versorgung der Cochlea-Haarzellen mit Nervenbahnen. Die äußeren Haarzellen
der Cochlea sind bei Wirbeltieren an der mechanischen Schallausbreitung
beteiligt (Flock, R. Klinke und R. Hartmann, Hrsg. (Berlin: Springer-Verlag),
S. 2–8,
1983). Diese Zellen erhalten eine efferente cholinerge Versorgung
mit Nerven. Die elektrische Anregung dieser efferenten Neuronen
führt zu
einer Herabsetzung der Sensitivität und dem Anpassen der Gehörnervenfasern,
die im Gegenzug Schutz gegen akustische Traumata bewirken (Brown
und Nuttal, J. Physiol. (Lond.), 354, 625–646, 1984; Klinke, Hearing
Res., 22, 235–243,
1986; Rajan und Johnstone, Brain Res., 458, 241–255, 1988). Die molekulare
Beschaffenheit des an der efferenten Nervenversorgung der Haarzellen
der Cochlea beteiligten Acetylcholin-Rezeptors wurde nicht beschrieben. Obwohl
ein nicht-selektiver Kationenkanal wie auch ein an das G-Protein
gebundener Rezeptor vorgeschlagen wurden, waren cholinerge Agonisten
und Antagonisten bei der Beschreibung des Rezeptors als entweder
nikotinisch oder muscarinisch wenig hilfreich (Housley und Ashmore,
Proc. R. Soc. Lond. B, 244, 161–167,
1991; Fuchs und Murrow, Proc. R. Soc. Lond. B, 248, 35–40, 1992;
Fuchs und Murrow, J. Neurosci., 12, 800–809, 1992; Kakehata et al.,
J. Physiol. (Lond.), 463-, 227–244,
1993; Erostegui et al., Hearing Res., 74, 135–147, 1994). Daher wird aufgrund der
einzigartigen pharmakologischen Merkmale angenommen, dass es sich,
wie auch immer die Primärstruktur
dieses cholinergen Rezeptors sein mag, dabei um einen Rezeptor handelt,
dessen Art vorher noch nicht beschrieben wurde (Fuchs und Murrow,
Proc. R. Soc. Lond. B, 248, 35–40,
1992; Erostegui et al., Hearing Res., 74, 135–147, 1994).
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Die
hierin gezeigten Ergebnisse legen nahe, dass der alpha9-Rezeptor
der cholinerge Bestandteil des zur Cochlea führenden Nervensystems ist.
Diese Schlussfolgerung gründet
in erster Linie auf dem Vorkommen von alpha9-Transkripten in den
Haarzellen der Cochlea der Ratte. Derzeitige Befunde geben Grund
zu der Annahme, dass das zur Cochlea führende System an der Verbesserung
der Signalwahrnehmung innerhalb eines Hintergrundgeräusches dient,
die Cochlea vor Schaden durch Lärm
schützt
und die Dämpfung
der Cochlea-Reaktion gegenüber
Hörreizen
bewirkt, wenn die Aufmerksamkeit auf anderes gerichtet werden muss.
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Verschiedene
Versuche haben gezeigt, dass der cholinerge Bestandteil des zur
Cochlea führenden Systems
auch an der durch Aminoglycosid-Antibiotika bewirkten Ototoxizität beteiligt
sein können.
Bei Verabreichung in hohen Dosen lassen diese Antibiotika die äußeren Haarzellen
(OHC) verkümmern
(Govaerts et al., Toxicology Letters, 52, 227–251, 1990) Das Ergebnis dieser
Verkümmerung
reicht von Ohrklingeln bis zu vollständigem Gehörverlust. Gegenwärtige Theorien
zu den Mechanismen, über
die Aminoglycoside ihre ototoxische Wirkung auf die OHC ausüben, vermuten,
dass die OHCs aufgrund der Blockade des intrazellulären Nachrichtensystems
metabolisch destabilisiert werden. Gleichzeitig werden auch die
efferenten Synapsen destabilisiert und können die infolge Reizung ausgeschüttete Menge
an ACh nicht länger überwachen
und steuern. Als Endergebnis tritt eine Überreizung (ein ACh-Überschuss)
in Richtung der destabilisierten OHC auf, aus der die beobachtete
Verkümmerung
folgt (Williams et al., Hearing Res., 30, 11–18, 1987). Folglich sind ACh
und der alpha9-Rezeptor, die für
die Weiterleitung des efferenten Signals zum efferenten Endabschnitt der
Haarzelle verantwortlich sind, stark an der Entfaltung des ototoxischen
Potentials der Aminoglycosid-Antibiotika beteiligt. Demgemäß werden
Antagonisten des Rezeptors, die wenigstens eine alpha9-Rezeptor-Untereinheit (d.h.
alpha9-Blocker) umfassen, die Nebenwirkungen der Aminoglycosidinduzierten
Ototoxizität
verringern oder ausschalten.
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Die
vorliegende Erfindung stellt isolierte Nucleinsäuren zur Verfügung, die
eine alpha9-nikotinische Acetylcholin-Rezeptor-Untereinheit
codieren. Der Ausdruck "Nucleinsäuren" (auch als Polynucleotide
bezeichnet) schließt
RNA ebenso wie einzel- und doppelsträngige DNA und cDNA ein. Wie
hierin verwendet, bezieht sich der Ausdruck "isoliertes Polynucleotid" auf ein Polynucleotid,
dass von seiner natürlichen
Umgebung getrennt oder daraus entfernt wurde. Ein Mittel, um ein
eine alpha9-nAChR-Rezeptor-Untereinheit codierendes Polynucleotid
zu isolieren, ist, eine genomische Säugetierbibliothek mit einer
DNA-Sonde mittels gut bekannter Verfahren zu untersuchen. Aus dem
alpha9-Rezeptor-Gen abgeleitete DNA-Sonden sind für diesen
Zweck besonders nützlich.
DNA- und cDNA-Moleküle, die
alpha9-Rezeptoren codieren, können
verwendet werden, um komplementäre
genomische DNA, cDNA oder RNA aus menschlichen, Säugetier-
oder anderen tierischen Quellen zu erhalten. Derartige Moleküle können auch
verwendet werden, um verwandte cDNA oder genomische Klone beim Screenen
einer cDNA- oder genomischen Bibliothek, mit den unten ausführlicher
beschriebenen Verfahren, zu isolieren. Die Nucleinsäuren der
Erfindung umfassen Nucleotidsequenzen, die der in 1 (siehe
auch SEQ ID NO:1) gezeigten Nucleotidsequenz von Grund auf gleichen.
Die vorliegende Erfindung schließt ebenfalls Nucleinsäuren ein,
die degenerierte Varianten der in 1 (und
SEQ ID NO:1) gezeigten Nucleotidsequenz sind.
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Der
Ausdruck "degenerierte
Varianten" bezieht
sich auf alpha9-nAChR-Untereinheiten codierende Nucleinsäuren, die
aufgrund der Degeneration des genetischen Codes nicht notwendigerweise
mit den Nucleinsäuren
der Erfindung unter den angegebenen Hybridisierungsbedingungen hybridisieren.
Bevorzugt umfassen Polypeptid(e) oder Protein(e) der Erfindung codierende
Nucleinsäuren
Nucleotide, die im Grunde die gleiche Aminosäuresequenz wie in 1 (siehe auch SEQ ID NO:2) codieren. Als
Alternative hybridisieren Polypeptid(e) der Erfindung codierende
Nucleinsäuren
bevorzugt unter hochstringenten Bedingungen mit nahezu der gesamten
Sequenz oder wesentlichen Bereichen (d.h. typischerweise mit wenigstens
25–30
zusammenhängenden
Nucleotiden) der in 1 (siehe auch
SEQ ID NO:1) wiedergegebenen Nucleotidsequenz.
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„Stringenz
der Hybridisierung",
wie hierin verwendet, bezieht sich auf Bedingungen, unter denen
Polynucleotidhybride stabil sind. Wie dem Fachmann bekannt, ist
die Stabilität
der Hybride eine Funktion der Natriumionen-Konzentration und der
Temperatur (siehe z.B. Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual
2d Ed. (Cold Spring Harbor Laboratory, 1989).
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Die
Erfindung stellt isoliertes alpha9-nikotinisches Acetylcholin-Rezeptor-Untereinheit-Peptid,
Polypeptid und/oder Protein zur Verfügung, das durch die Nucleinsäuren der
Erfindung codiert wird, sowie alpha9-nikotinischen Acetylcholin-Rezeptor,
der diese Untereinheit umfasst. Die alpha9-nAChR-Untereinheit umfasst
ein Protein mit einer Länge
von ca. 451 Aminosäuren.
Die Aminosäuresequenz
der alpha9-Untereinheit wird in 1 (und
in SEQ ID NO:2) wiedergegeben.
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Wie
hierin verwendet, bezieht sich der Ausdruck "isoliertes Protein" auf ein Protein, das frei ist von Zellbestandteilen
und/oder Kontaminationen, die normalerweise einem Protein in seiner
natürlichen
in-vivo-Umgebung anhaften. Polypeptide und/oder Proteine der Erfindung
beinhaften natürlich
auftretende, allelische Abwandlungen, genauso wie rekombinante Formen
davon. Das alpha9-nAChR-Polypeptid kann mit verschiedenen, einem
Fachmann bekannten Verfahren isoliert werden. Zu den für Isolation
und Aufreinigung der Proteine der Erfindung verfügbaren Verfahren zählen: Fällung, Gelfiltration,
Ionenaustausch, Revers-Phasen-
und Affinitätschromatographie.
Andere bekannte Verfahren werden in Deutscher et al., Guide to Protein
Purification: Methods in Enzymology Vol. 182, (Academic Press, 1990)
beschrieben. Alternativ können
die isolierten Polypeptide der vorliegenden Erfindung über bekannte
rekombinante Verfahren gewonnen werden, die beispielsweise in Sambrook
et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual 2d Ed. (Cold Spring
Harbor Laboratory, 1989) beschrieben sind.
-
Polypeptid(e)
der Erfindung kann (können)
hergestellt werden, indem die alpha9-nAChR-Untereinheit codierende Nucleinsäuren in
einer geeigneten Wirtszelle, wie beispielsweise einer Bakterienzelle,
einer Hefezelle, einer Amphibienzelle (d.h. einer Oozyte) oder einer
Säugetierzelle
mit bekannten Verfahren exprimiert werden. Das exprimierte Polypeptid
kann mit bekannten Verfahren gewonnen werden. Polypeptide der Erfindung
können,
wie unten detaillierter beschrieben wird, direkt aus den mit Expressionsvektoren
transformierten Zellen isoliert werden. Die Polypeptide der Erfindung,
biologisch aktive Fragmente und funktionelle Äquivalente davon können auch über chemische
Synthese hergestellt werden. Wie hierin verwendet, bezieht sich "biologisch aktives
Fragment" auf jeden
Abschnitt des durch die Aminosäuresequenz
in 1 (siehe auch SEQ ID NO:2) repräsentierten
alpha9-Polypeptids, das in einen kationischen, durch Acetylcholin
aktivierten und für Kalzium
durchlässigen
Kanal eingebaut werden kann. Synthetische Polypeptide können zum
Beispiel mit dem automatischen Peptidsynthetisierer, Modell 430A
oder 431A, von Applied Biosystems, Inc. (Foster City, CA) unter
Verwendung der durch den Hersteller zur Verfügung gestellten Chemie hergestellt
werden.
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Wie
hierin verwendet, bezieht sich der Ausdruck "nikotinische Acetylcholin-Rezeptor-(nAChR)-Untereinheit" auf rekombinant
exprimiertes/hergestelltes (d.h. isoliertes oder im wesentlichen
reines) Protein, das vier hoch-hydrophobe, membran-übergreifende
Regionen vorhersagende Bereiche und Cysteinreste an den Positionen
127, 141, 191 und 192 (bezogen auf das reife Peptid, ohne die 28
Aminosäure-Leitsequenz)
aufweist. Solche Proteinuntereinheiten werden in einen kationischen
Kanal eingebaut, der durch Acetylcholin aktiviert wird. nAChR-Untereinheiten
der Erfindung schließen
Abwandlungen, die durch mRNA, die über alternatives Spleißen eines
Primärtranskripts
erzeugte wurde, codiert sind, genauso wie biologisch aktive Fragmente ein.
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Die
alpha9-nAChR-Untereinheit der Erfindung trägt zur Bildung eines mit den
hierin beschriebenen Methoden beurteilten funktionellen Rezeptors
durch Kombination mit wenigstens einer zusätzlichen nAChR-Untereinheit
der gleichen oder einer anderen Art bei. Wie hierin verwendet, bedeutet
der Ausdruck "funktioneller
Rezeptor", dass
die Bindung eines Liganden, z.B. Acetylcholin (ACh), die Öffnung des
Rezeptor-Ionenkanals bewirkt und es dabei Kationen, wie beispielsweise
Ca2+, aber auch Na+ und
K+ erlaubt, in die Zelle einzuströmen. Aktivierung
des Agonisten eines "funktionellen
Rezeptors der Erfindung" induziert
den Rezeptor.
-
Die
Erweiterung der Nucleinsäuren,
Polypeptide oder Proteine der Erfindung mit den folgenden Zusätzen: "rekombinant exprimiert/hergestellt", "isoliert" oder "im wesentlichen rein" schließt Nucleinsäuren, Peptide,
Polypeptide oder Proteine mit ein, die in dieser Form von Menschenhand
hergestellt wurden und folglich aus ihrer ursprünglichen zellulären in-vivo-Umgebung herausgelöst sind.
Durch das menschliche Einwirken sind diese rekombinanten Nucleinsäuren, Polypeptide
und Proteine der Erfindung nützlich
für Anwendungen, für die die
entsprechenden, natürlich
vorkommenden Moleküle
nicht verwendet werden können,
wie beispielsweise zur Identifizierung von Bestandteilen potentieller
Verbindungen.
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Sequenzen
mit "substantieller
Sequenzhomologie" beziehen
sich auf Nucleotidsequenzen, die zu wenigstens 90% mit den Nucleinsäuren der
Erfindung identisch sind; und Aminosäuresequenzen, die typischerweise
wenigstens 95% Aminosäureidentität mit den
Polypeptiden der Erfindung aufweisen.
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Die
vorliegende Erfindung stellt auch Nucleinsäuren zur Verfügung, die
(eine) funktionsfähig
an einen Promotor oder andere regulatorische Sequenzen gebundene
alpha9-Rezeptor-Untereinheit(en)
codiert(en). Wie hierin verwendet, bezieht sich der Ausdruck "funktionsfähig verbunden" auf die funktionelle
Verbindung zwischen der Nucleinsäure
und den regulatorischen und Effektorsequenzen wie Promotoren, Verstärker, Transkriptions-
und Translations-Abbruchstellen sowie andere Signalsequenzen. Insbesondere
bezieht sich die funktionsfähige
Verbindung einer Nucleinsäure
mit einem Promotor insofern auf den physikalischen und funktionellen
Zusammenhang zwischen der Nucleinsäure und dem Promotor, als dass
die Transkription der DNA vom Promotor aus durch eine RNA-Polymerase eingeleitet
wird, die den Promotor spezifisch erkennt und daran bindet.
-
Zu
den geeigneten Promotoren zählen
spezifische Sequenzen, die für
die Erkennung durch RNA-Polymerase, Bindung und Einleitung der Transkription
ausreichen. Zusätzlich
gehören
zu den geeigneten Promotoren Sequenzen, die die Erkennung, Bindung
und Einleitung der Transkriptionsaktivität der RNA-Polymerase modulieren.
Solche Sequenzen können
cis-aktiv sein oder auf trans-aktive Faktoren reagieren. In Abhängigkeit von
der Art der Regulation können
Promotoren konstitutiv oder reguliert sein, Beispiele für Promotoren
sind SP6, T4, T7, der frühe
SV40-Promotor, der Cytomegalovirus-(CMV-)Promotor, der Maus-Mammatumorvirus (MMTV),
der Steroid-induzierbare Promotor, der Moloney-Nagetier-Leukämievirus-(MMLV-)Promotor
und dergleichen.
-
Die
in der vorliegenden Erfindung eingesetzten Vektoren beinhalten sowohl
einen Promotor als auch eine Klonierungsstelle, in der alpha9-Rezeptor-Untereinheit(en)
codierende Nucleinsäure
funktionsfähig
eingebunden werden kann. Solche bekannten Vektoren sind in der Lage,
RNA in vitro oder in vivo umzuschreiben und sind kommerziell von
Quellen wie beispielsweise Stratagene (La Jolla, CA) und Promega
Biotech (Madison, WI) erhältlich.
Um die Expression und/oder in-vitro-Transkription zu optimieren,
kann es nötig
sein, 5' und/oder
3' untranslatierte
Bereiche der Klone zu entfernen, hinzuzufügen oder zu verändern, um
zusätzliche, möglicherweise
unpassende, alternative Codons für
den Translationsbeginn sowie andere Sequenzen zu entfernen, die
die Expression auf der Transkriptions- oder Translationsebene behindern
oder verringern. Alternativ können übereinstimmende
Ribosomenbindungsstellen unmittelbar 5' vom Startcodon aus eingesetzt werden,
um die Expression zu verstärken.
(Als Beispiel siehe Kozak, J. Biol. Chem. 266:19867 (1991)). Genauso können alternative
Codons, die die gleichen Aminosäure
codieren, ursprüngliche
Codons der alpha9-nAChR-Untereinheit ersetzen, um die Transkription
zu verstärken
(so kann z.B. die Codonpräferenz der
Wirtszelle angenommen, die Anwesenheit G-C-reicher Domänen verringert
werden und dgl.).
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Beispiele
für geeignete
Vektoren, die in der vorliegenden Erfindung eingesetzt werden können, umfassen
Viren, wie Baculoviren und Retroviren, Bakteriophage, Kosmide, Plasmide
und andere Rekombinationsvehikel, die typischerweise bekanntermaßen verwendet
werden. Nucleinsäuren
der Erfindung werden durch bekannte Verfahren in die Vektorgenome
eingesetzt. So können
zum Beispiel das Insert und die Vektor-DNA unter geeigneten Bedingungen
mit einem Restriktionsenzym zusammengebracht werden, um an jedem
Molekül komplementäre Enden
zu schaffen, die sich aneinander legen und durch eine Ligase miteinander
verbunden werden können.
Alternativ können
synthetische Verbindungsstücke
an den Enden der geschnittenen Nucleinsäuren der Erfindung angebracht
werden. Diese synthetischen Verbindungsstücke beinhalten Nucleinsäuresequenzen,
die zu einer speziellen Schnittstelle in der Vektor-DNA passen.
Zusätzlich
kann eine Nucleinsäure, die
einen Abbruchcodon und eine passende Schnittstelle aufweist, mit
dem Vektor verbunden werden, der zum Beispiel einige oder alle folgenden
enthält:
ein selektierbares Marker-Gen, wie das Neomycin-Gen für die Selektion
stabiler oder vorübergehender
Transfizienten in den Säugetierzellen;
Verstärker/Promotor-Sequenzen des
unmittelbaren, frühen
Gens für
den menschlichen CMV für
hohe Transkriptionsniveaus; Transkriptionsabbruch- und RNA-Prozessierungssignale
aus SV40 für
die mRNA-Haltbarkeit;
SV40-Polyom-Replikationsursprünge
und ColE1 für
saubere Episom-Replikation; vielseitige, mehrfache Klonierungsstellen;
und T7- und SP6-RNA-Promotoren für
die in-vitro-Transkription
der Sense- und Antisense-RNA. Andere Mittel sind bekannt und erhältlich.
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Ebenfalls
werden Vektoren zur Verfügung
gestellt, die die alpha9-nAChR-Untereinheit codierende Nucleinsäure aufweisen
und für
die Expression in einer Bakterienzelle, einer Hefezelle, einer Amphibienzelle
(d.h. Oozyte), einer Säugetier-
oder anderen tierischen Zelle angepasst sind. Derartige Vektoren
umfassen zusätzlich
regulatorische Elemente, die für
die Expression von Nucleinsäure
in den Bakterien-, Hefe-, Amphibien-, Säuger- oder Tierzellen notwendig
sind und relativ zu der Nucleinsäure,
die die alpha9-nAChR-Untereinheit codiert, angeordnet sind und so
deren Expression erlauben. Wie hierin verwendet, bezieht sich "Expression" auf den Vorgang,
bei dem Nucleinsäuren
in mRNA umgeschrieben und in Peptide, Polypeptide oder Proteine übersetzt
werden. Wird die Nucleinsäure
aus genomischer DNA abgeleitet, kann Expression auch das Spleißen der
mRNA umfassen, sofern ein geeigneter eukaryotischer Wirt gewählt wurde.
Für die
Expression benötigte
regulatorische Elemente umfassen Promotorsequenzen zur Bindung von
RNA-Polymerase und Transkriptionseinleitungs-Sequenzen für die Ribosomen-Bindung.
Ein bakterieller Expressionsvektor könnte beispielsweise einen Promotor,
wie beispielsweise den lac-Promotor,
die Shine-Dalgarno-Transkriptionseinleitungs-Sequenz und das Startcodon
AUG (Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual 2d
Ed. (Cold Spring Harbor Laboratory, 1989) beinhalten. Genauso könnte ein
eukaryotischer Expressionsvektor einen heterologen oder homologen
Promotor für
die RNA-Polymerase II, ein stromabwärts gelegenes Polyadenylierungssignal,
das Startcodon AUG und ein Abbruchcodon für die Ablösung des Ribosoms beinhalten.
Solche Vektoren sind kommerziell erhältlich oder können aus
vorhandenen Sequenzen mit bekannten Verfahren zusammengebaut werden.
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Diese
Erfindung stellt auch einen transformierten Wirt zur Verfügung, der
rekombinant den alpha9-nikotinischen Acetylcholin-Rezeptor exprimiert.
Ein derartiger Wirt wurde mit einer Nucleinsäure transformiert, die die
alpha9-Untereinheit codiert. Ein Beispiel für einen transformierten Wirt
gemäß der vorliegenden
Erfindung ist eine Säugetierzelle,
die ein Plasmid umfasst, das für
die Expression in einer derartigen Zelle spezifisch angepasst wurde.
Das Plasmid beinhaltet eine eine alpha9-nAChR-Untereinheit und die
für die
Expression der Untereinheit notwendigen regulatorischen Elemente
codierende Nucleinsäure.
Geeignete, für
die vorliegende Erfindung verwendbare Säugetierzellen sind beispielsweise
Maus-Fibroblasten-NIH3T3-Zellen, CHO-Zellen, HeLa-Zellen, Ltk–-Zellen,
Neuronale PC12- und N2A-Zellen, HEK-293-Nierenzellen und CG4-Gliazellen. Wirtszellen
können
mit den oben beschriebenen Plasmiden, mit bekannten Methoden wie
z.B. Kalzium-Phosphat-Fällung, DEAE-Dextran,
Elektroporation, Mikroinjektion oder Lipofektion transformiert werden.
Andere, für
die Verwendung in der vorliegenden Erfindung geeignete Wirte sind
Oozyten, insbesondere Xenopus-Oozyten.
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Nikotinische
Acetylcholin-Rezeptoren gemäß der Erfindung
werden rekombinant in einer Wirtszelle exprimiert, die wenigstens
eine alpha9-Untereinheit aufweist. Rekombinante Rezeptoren können homomer oder
heteromer sein. Folglich kann eine transformierte Wirtszelle rekombinant
einen Rezeptor exprimieren, der nur alpha9-Untereinheiten beinhaltet
oder zumindest eine alpha9-Untereinheit und eine oder mehrere andere nAChR-Untereinheiten aufweist.
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Die
vorliegende Erfindung schafft auch Nucleinsäuresonden. Bei solchen Sonden
handelt es sich um Polynucleotide, die in der Lage sind, spezifisch
mit einer eine alpha9-nAChR-Untereinheit
codierenden Sequenz zu hybridisieren. Wie hierin verwendet, bezieht
sich der Ausdruck "Sonde" auf einzel- oder
doppelsträngige
DNA oder RNA, mit einer Nucleotidsequenz, die wenigstens die 25
zusammenhängenden
Basen wie in 1 (siehe auch SEQ ID
NO:1) umfasst. Zur Unterscheidung der alpha9-Untereinheit von anderen
alpha-nAChR-Untereinheiten verwendete Sonden bestehen bevorzugt
aus wenigstens 14 zusammenhängenden
Basen aus dem Bereich der zytoplasmatischen Schleife der alpha9-Nucleotidsequenz.
Alternativ dazu werden Sonden, die zum Auffinden zusätzlicher
Untereinheiten der nAChR-Familie verwendet werden sollen, bevorzugt
aus wenigstens 14 zusammenhängenden
Basen eines membranübergreifenden
Bereichs der alpha9-Nucleotidsequenz
bestehen.
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Wie
hierin verwendet, schließt
der Ausdruck "spezifisch
hybridisierend" die
Möglichkeit
eines Polynucleotids ein, eine komplementäre Nucleinsäuresequenz zu erkennen und, über Wasserstoffbrücken zwischen komplementären Basenpaaren,
ein doppel-helikales Segment zu bilden. Nucleinsäure-Sondentechnik ist dem Fachmann
bekannt, der leicht erkennt, dass solche Sonden stark in der Länge veränderlich
und mit einem detektierbaren Agens, wie beispielsweise mit einem
Radioisotop, einem Fluoreszenzfarbstoff u.ä. markiert sein können, um
die Detektion der Sonde zu erleichtern. Die Sonden der Erfindung
sind nützlich,
um die Anwesenheit von Nucleinsäuren
zu detektieren, die die alpha9-nAChR-Untereinheit codieren. Die
Sonden können
beispielsweise für
in-situ-Hybridisierungen verwendet werden, um spezielle Gewebe zu
identifizieren, in denen das alpha9-nAChR-Untereinheit-Gen exprimiert
wird. Zusätzlich
sind die Oligonucleotide, die zu Nucleinsäuren komplementär sind,
die die alpha9-nAChR-Untereinheit codieren, von Nutzen, um das alpha9-Gen
und damit zusammenhängende
mRNA zu detektieren, oder zur Isolation verwandter Gene durch Homologensuche in
genomischen oder cDNA-Bibliotheken oder mittels bekannter Vervielfältigungsmethoden.
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Weiterhin
stellt die Erfindung Antisense-Oligonucleotide mit einer Sequenz
zur Verfügung,
die in der Lage ist, spezifisch an jeden Bereich einer mRNA zu binden,
der die alpha9- nAChR-Untereinheit
codiert, um so die Translation der mRNA zu verhindern. Antisense-Oligonucleotide können auch
eine Sequenz beinhalten, die in der Lage ist, spezifisch an jeden
Bereich der cDNA zu binden, die die alpha9-Untereinheit codiert.
Wie hierin verwendet, schließt
der Ausdruck "spezifisch
binden" die Fähigkeit
einer Nucleinsäuresequenz
ein, komplementäre
Nucleinsäuresequenz
zu erkennen und damit doppel-helikale Abschnitte zu schaffen, indem
Wasserstoffbrücken
zwischen den komplementären
Basenpaaren gebildet werden.
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Auch
werden durch die vorliegende Erfindung Zusammenstellungen geschaffen,
die eine Menge eines erfindungsgemäßen Antisense-Oligonucleotides
umfassen, das die herabgesetzte Expression der alpha9-nAChR-Untereinheit
bewirkt, wobei dieses Antisense-Oligonucleotide
in der Lage ist, an die den alpha9-nAChR-Rezeptor codierende mRNA
zu binden, um dessen Translation zu verhindern. Die von der vorliegenden
Erfindung zur Verfügung
gestellten Zusammenstellungen weisen einen annehmbaren, hydrophoben Träger auf,
der durch die Zellmembran hindurchgehen kann und können auch
eine Struktur umfassen, die an einen für einen gewählten Zelltyp spezifischen
Rezeptor bindet und dabei durch die Zellen des gewählten Zelltyps
aufgenommen wird. Die Struktur kann Teil eines Proteins sein, von
dem bekannt ist, dass es an einen zelltypspezifischen Rezeptor bindet.
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Antisense-Oligonucleotid-Zusammenstellungen
(AOCs) gemäß der vorliegenden
Erfindung sind so gestaltet, dass sie zur Verabreichung an ein Subjekt
(Patient) durch Injektion im Blutstrom oder unter Labor-Zellkulturbedingungen
stabil sind. Die physikalischen und chemischen Eigenschaften der
AOC sind so gewählt,
dass die Zusammensetzung in der Lage ist, durch die Zellmembran
hindurchzugehen, um so in das Zytoplasma der Zelle zu gelangen.
Eine solche Zusammensetzung kann so gestaltet sein, dass sie kleine,
hydrophobe chemische Strukturen oder alternativ dazu spezifische,
zelluläre
Transportsysteme beinhaltet, die die AOC vereinfachen und in die
Zelle transportieren. Zusätzlich
können
die AOC nur für
die Verabreichung an ausgewählte
Zellpopulationen bestimmt sein, indem die AOC darauf abzielen, an
ausgewählte
Zellpopulationen gebunden und von diesen aufgenommen zu werden.
Die Ausrichtung kann dadurch erreicht werden, dass zellspezifische
AOCs entworfen werden, die an einen Rezeptor binden, der nur in
einem bestimmten, wie oben besprochenen Zelltyp aufgefunden wird.
Alternativ kann ein AOC auch dafür
bestimmt sein, eine mRNA-Zielsequenz zu erkennen und selektiv daran
zu binden. Im letztgenannten Fall wird die Ausrichtung beispielsweise dadurch
erreicht, dass die eingesetzte Sequenz in der in 1 (SEQ
ID NO:1) gezeigten Sequenz enthalten ist. Die AOC ist dazu bestimmt,
die Ziel-mRNA zu deaktivieren, indem sie (1) an die Ziel-mRNA bindet
und den Abbau der mRNA beispielsweise durch RNase I Verdau einleitet
oder (2) die Translation der Ziel-mRNA unterbindet, indem sie die
Bindung von translationsregulierenden Faktoren oder Ribosomen stört, oder
durch den Einschluss anderer chemischer Strukturen, wie beispielsweise
Ribozymsequenzen oder reaktiver chemischer Gruppen, die die ZielmRNA
entweder abbauen oder chemisch verändern. AOC zeigten diese Eigenschaften, sobald
sie auf mRNA-Ziele gerichtet wurden (siehe Cohen et al., TIPS, 10:435
(1989) und Weintraub, Sci. American, January (1990), S. 40).
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Die
Erfindung stellt auch Antikörper
mit spezieller Reaktivität
gegenüber
alpha9-nAChR-Polypeptiden und/oder
Proteinen des Erfindungsgegenstandes zur Verfügung. Aktive Fragmente von
Antikörpern
sind in der Definition von "Antikörper" mit erfasst.
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Die
Antikörper
der Erfindung können
mit bekannten Verfahren hergestellt werden. So können beispielsweise polyklonale
und monoklonale Antikörper
mit Verfahren hergestellt werden, die z.B. in Harlow und Lane, Antibodies:
A Laboratory Manual (Cold Spring Harbor Laboratory 1988) beschrieben
werden. Das alpha9-Protein der Erfindung, oder Teile davon, können bei
der Erstellung solcher Antikörper
als das Immunogen benutzt werden. Alternativ können synthetische Peptide (in
kommerziell erhältlichen
Synthesegerät(en)
erstellt und als Immunogene verwendet werden. Aminosäuresequenzen
können
mit bekannten Verfahren analysiert werden, um zu bestimmen, ob sie
hydrophobe oder hydrophile Domänen
des entsprechenden alpha9-Proteins der Erfindung codieren. Geänderte Antikörper, wie
zum Beispiel chimäre,
vermenschlichte, CDR-behaftete oder bifunktionelle Antikörper, können ebenfalls
mit bekannten Verfahren hergestellt werden. Derartige Antikörper können auch über Hybridome,
chemische Synthese oder rekombinante Methoden hergestellt werden,
die z.B. in Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual
2d Ed. (Cold Spring Harbor Laboratory, 1989 und Harlow und Lane,
(siehe oben) beschrieben werden. Sowohl Anti-Peptid- also auch Anti-Fusionsprotein-Antikörper können verwendet
werden (siehe z.B. Bahouth et al., Trends Pharmacol. Sci. 12: 338
(1991); Ausubel et al., Current Protocols in Molecular Biology (John
Wiley and Sons, NY 1989)).
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Die
Antikörper
der Erfindung haben verschiedene Anwendungsbereiche, wie beispielsweise
Isolierung des alpha9-Rezeptors der Erfindung. Zusätzlich sind
die Antikörper
nützlich,
um die Anwesenheit des alpha9-Rezeptors zu detektieren und ebenso
für die
Analyse der Lokalisierung, der Untereinheit-Zusammensetzung und
der Struktur der funktionellen Domänen des Rezeptors. Ein Verfahren
zur Detektion der Anwesenheit von alpha9-nAChR auf der Oberfläche einer
Zelle umfasst Kontaktieren der Zelle mit einem spezifisch am alpha9-nACh-Rezeptor
bindenden Antikörper
und Nachweis des gebundenen Antikörpers auf der Zelloberfläche. Im
Hinblick auf den Nachweis der alpha9-Rezeptoren können die erfindungsgemäßen Antikörper z.B. für in-vitro-Diagnose-
oder in-vivo-Abbildungsverfahren verwendet werden.
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Immunologische
Verfahren, die für
den in-vitro-Nachweis des alpha9-Rezeptors in einer Probe nützlich sind,
umfassen Immunoassays, die einen nachweisbaren Antikörper einsetzen.
Zu derartigen Immunoassays zählen
beispielsweise ELISA, das Pandex mikrofluorimetrische Assay, Agglutinationsassays,
Flusszytometrie, Serumdiagnose Assays und bekannte immunohistochemische
Färbeprozeduren.
Ein Antikörper
kann durch verschiedene bekannte Mittel nachweisbar gemacht werden.
Ein nachweisbarer Marker kann beispielsweise direkt oder indirekt
an den Antikörper
angeheftet werden. Nützliche
Marker umfassen z.B. Radionuclide, Enzyme, Fluorogene, Chromogene
und chemolumineszente Markierungen.
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Darüber hinaus
können
erfindungsgemäße Antikörper verwendet
werden, um die Aktivität
des Ionenkanals des alpha9-Rezeptors bei Tieren und Menschen, ebenso
wie in daraus isolierten, biologischen Geweben, zu modulieren. Entsprechend
stellt die Erfindung Zusammenstellungen zur Verfügung, die einen Träger und
eine Menge eines Antikörpers
mit Spezifität
für den
alpha9-Rezeptor umfasst und wirksam die Bindung von natürlich vorkommenden
Liganden an den Rezeptor blockiert. Ein monoklonaler Antikörper, der
auf ein Epitop eines alpha9-Rezeptors auf der Oberfläche einer
Zelle gerichtet ist, wobei der Antikörper eine Aminosäuresequenz
aufweist, die im Grunde die gleiche ist wie die Aminosäuresequenz
in Sequenz ID NO:2, kann für
diesen Zweck nützlich
sein.
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Weiterhin
stellt die Erfindung ein transgenes, nicht-menschliches Säugetier
bereit, das in der Lage ist, alpha9-Protein exprimierende Nucleinsäure zu codieren.
Ebenfalls bereitgestellt werden transgene, nicht-menschliche Säugetiere,
die nicht in der Lage sind, Nucleinsäure zu exprimieren, die biologisch
funktionierendes alpha9-Protein codiert oder alternativ nur dazu
in der Lage ist, in mancher Hinsicht biologisch fehlerhaftes alpha9-Protein
zu exprimieren. Veränderliche
Grade der Disfunktionalität
werden durch Manipulation der alpha9-Nucleinsäure erreicht, um ein mutiertes
Protein zu codieren.
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Die
vorliegende Erfindung steilt auch ein transgenes, nicht-menschliches
Säugetier
mit einem Genom bereit, das Antisense-Nucleinsäure umfasst, die in zur alpha9-mRNA
komplementäre
Antisense-mRNA umgeschrieben wird. Derartige Antisense-mRNA hybridisiert
mit alpha9-mRNA und verringert deren Translation.
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In
den erfindungsgemäßen transgenen
Tieren werden Nucleinsäuren
verwendet, die mit einem induzierbaren Promotor und/oder gewebespezifischen,
regulatorischen Elementen verbunden sein können, sodass die Expression
induziert oder auf spezielle Zellen begrenzt werden kann. Beispiele
für geeignete
Promotoren sind der Metallothionein-Promotor und der L7-Promotor.
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Die Übertragung
von Nucleinsäurematerial
in Säugerzellen
zur Zeugung transgener Tiere kann durch Mikroinjektion, retrovirale
Infektion oder andere, dem Fachmann bekannte Mittel durchgeführt werden,
um das Material in geeignete, befruchtete Embryonen zu übertragen.
(Siehe z.B. Hogan et al., Manipulating the Mouse Embryo: A Laboratory
Manual (Cold Spring Harbor Laboratory, 1986). Homologe Rekombination
kann ebenfalls für
die Hervorbringung transgener Tiere gemäß der vorliegenden Erfindung
verwendet werden. Homologe Rekombinationstechniken sind bekannt.
Homologe Rekombination ersetzt ein ursprüngliches (endogenes) Gen durch
ein rekombinantes oder mutiertes Gen, um ein Tier hervorzubringen,
das keine ursprüngliche
(endogene) alpha9-Rezeptor-Untereinheit, aber stattdessen beispielsweise
eine mutierte Rezeptor-Untereinheit exprimieren kann. Im Gegensatz
zur homologen Rekombination fügt
die Mikroinjektion dem Wirtsgenom Gene hinzu, ohne Wirtsgene zu
entfernen. Mikroinjektion kann ein transgenes Tier erzeugen, das
in der Lage ist, sowohl endogene als auch exogene alpha9-Rezeptor-Untereinheiten
zu exprimieren: Transgene, tierische Modellsysteme sind hilfreich
für die
in-vivo-Untersuchung von Zusammensetzungen zur Identifikation rezeptorspezifischer
Liganden, d.h. Agonisten und Antagonisten, die Rezeptorreaktionen
aktivieren oder unterbinden.
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Nucleinsäuren, Oligonucleotide
(inkl. Antisense), Vektoren, die gleiche, transformierte Wirte beinhalten,
Rezeptor-Untereinheiten und Kombinationen daraus, ebenso wie Antikörper der
vorliegenden Erfindung, können
zum Screenen von Zusammensetzungen in vitro verwendet werden, um
die Zusammensetzungen zu identifizieren, die als Agonisten oder
Antagonisten der alpha9-Rezeptor-Untereinheiten der Erfindung funktionieren.
Derartige in-vitro-Screening-Assays
schaffen nützliche
Information im Hinblick auf die Funktion und Aktivität der alpha9-Rezeptor-Untereinheiten
der Erfindung, die die Identifizierung und die Entwicklung von Wirkstoffen
erleichtern können,
die zu spezifischer Interaktion mit einem oder mehreren Typen von
Rezeptor-Untereinheiten oder Rezeptor-Subtypen in der Lage sind.
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Die
vorliegende Erfindung stellt auch ein Verfahren zur Identifizierung
von Zusammensetzungen zur Verfügung,
die an alpha9-nikotinische-Acetylcholin-Rezeptor-Untereinheiten binden. In einem derartigen
Verfahren können
die Rezeptor-Untereinheiten der Erfindung in einen kompetitiven
Bindungsassay eingesetzt werden. Ein derartiges Assay kann das schnelle
Screening einer großen
Anzahl von Zusammensetzungen ermöglichen,
um festzustellen, welche Zusammensetzungen, wenn es solche gibt,
in der Lage sind, an die alpha9-nAChR-Untereinheit zu binden. Nachfolgend
können
detailliertere Assays mit den Zusammensetzungen durchgeführt werden,
bei denen eine Bindung vorgefunden wurde, um weiter festzustellen,
ob solche Zusammensetzungen als Agonisten oder Antagonisten der
erfindungsgemäßen Rezeptoren
(d.h. von nAChR, die wenigstens eine alpha9-Untereinheit umfassen)
wirken.
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Die
vorliegende Erfindung stellt darüber
hinaus auch ein Bioassay zur Identifizierung von Verbindungen zur
Verfügung,
die die Aktivität
der erfindungsgemäßen Rezeptoren
(d.h. von nAChR, die wenigstens eine alpha9-Untereinheit umfassen)
modulieren. In einer Ausführungsform
wird das Bioassay ausgeführt,
indem Zellen, die den wenigstens eine alpha9-Untereinheit aufweisenden
Rezeptor exprimieren, mit mindestens einem potentiellen Agonisten
versehen werden und die Zellen danach auf Änderungen in der Ionenkanalaktivität überwacht
werden. In noch einer weiteren Ausführungsform wird das Bioassay
durchgeführt,
indem Zellen, die Rezeptor exprimieren, der wenigstens eine alpha9-Untereinheit aufweist,
mit einer konstanten Menge eines bekannten alpha9-Agonisten sowie
steigenden Mengen wenigstens eines potentiellen Antagonisten kontaktiert
werden und danach die Zellen auf Änderungen in der Ionenkanal-Aktivität überwacht
werden.
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Die
vorliegende Erfindung stellt auch ein Bioassay gemäß Anspruch
28 zur Identifizierung von Zusammensetzungen zur Verfügung, die
die regulatorischen Bereiche des alpha9-nAChR-Untereinheit-Gens modulieren.
Ein derartiges Assay wird durchgeführt, indem Säugetierzellen
verwendet werden, die mit einem wenigstens einen Teil des regulatorischen
Bereichs des funktionsfähig
mit einem Reportergen verbundenen alpha9-Gens aufweisenden Nucleinsäurekonstrukt
transformiert wurden. Die transformierten Zellen werden mit wenigstens
einer Zusammensetzung kontaktiert, wobei die Fähigkeit dieser Zusammensetzung
zur Modulation des regulatorischen Bereichs unbekannt ist. Danach
werden die Zellen auf Expression des Reportergens überwacht.
Zu geeigneten Reportergenen, die verwendet werden können, gehören beispielsweise
das Chloramphenicol-Acetyltransferasegen, das Luciferasegen und
dergleichen.
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Eine
Zusammensetzung oder ein Signal, zur "Modulation der Aktivität" eines erfindungsgemäßen Rezeptors
bezieht sich auf eine Zusammensetzung oder ein Signal, durch die
die Aktivität
des alpha9-Rezeptors dahingehend verändert wird, dass sich der Rezeptor
bei Anwesenheit der Zusammensetzung oder des Signals anders verhält als bei
Abwesenheit der Zusammensetzung oder des Signals. Zusammensetzungen,
die die Modulation beeinflussen, umfassen Agonisten und Antagonisten.
Ein Agonist schließt
eine Zusammensetzung, wie beispielsweise Acetylcholin, ein, die
alpha9-Rezeptor-Funktion aktiviert. Alternativ beinhaltet ein Antagonist
eine Zusammensetzung, die die alpha9-Rezeptor-Funktion behindert. Typischerweise
wird die Wirkung eines Antagonisten als Blockade einer agonisten-induzierten
Rezeptoraktivierung beobachtet. Zu Antagonisten zählen kompetitive
ebenso wie nicht-kompetitive Antagonisten. Ein kompetitiver Antagonist
(oder kompetitiver Blocker) wirkt an oder nahe bei der für die Agonistenbindung
spezifischen Stelle. Ein nicht-kompetitiver Antagonist oder Blocker
deaktiviert die Funktion des Rezeptors, indem er mit einer anderen
Stelle als der Wirkungsstelle des Agonisten zusammenwirkt.
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Dem
Fachmann ist bekannt, dass Bioassay-Verfahren zur Identifizierung
von Zusammensetzungen die die nAChR-Aktivität modulieren, im Allgemeinen
den Vergleich mit einer Kontrolle brauchen. Eine Form der "Kontrolle" ist eine Zelle oder
Kultur, die im Wesentlichen genauso behandelt wird wie die der Zusammensetzung
ausgesetzte Testzelle oder Testkultur, mit dem Unterschied, dass
die "Kontroll"-Zelle oder -Kultur
nicht der Zusammensetzung ausgesetzt wird. So kann beispielsweise
in Verfahren, die elektrophysiologische Spannungsklammer-Verfahren
verwenden, die gleiche Zelle in An- und Abwesenheit der Zusammensetzung
untersucht werden, indem einfach die äußere . Badlösung der Zelle gewechselt wird.
Eine andere Art von "Kontroll"-Zelle oder -Kultur,
die verwendet werden kann, ist eine mit den transfizierten Zellen
identische Zelle oder Kultur, mit der Ausnahme, das die "Kontroll"-Zelle oder -Kultur
die funktionelle alpha9-nACh-Rezeptor-Untereinheit nicht exprimiert. Dem entsprechend
wird die Reaktion der transfizierten Zelle auf die Zusammensetzung
mit der Reaktion (oder deren Fehlen) der "Kontroll"-Zelle oder Kultur auf die gleiche Zusammensetzung unter
den gleichen Reaktionsbedingungen verglichen.
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In
noch einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung kann die Ionenkanal-Aktivität des alpha9-nAChR dadurch
moduliert werden, dass der Rezeptor mit einer wirksamen Menge wenigstens
einer Zusammensetzung kontaktiert wird, die in einem der oben beschriebenen
Bioassays identifiziert wurde.
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Die
folgenden Beispiele sind dazu gedacht, die vorliegende Erfindung
zu veranschaulichen, ohne sie dabei einzugrenzen.
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BEISPIEL I
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Screening
genomischer Bibliotheken
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Eine
Volllängen-alpha7-nAChR-Untereinheit-cDNA
(Seguela et al., J. Neurosci., 13, 596–604, 1993) wurde für das Screening
von 5 × 105 Klonen einer lambdaCharon 4A genomischen
Ratten-Bibliothek verwendet (bezogen von Dr. James Eberwine, Department
of Pharmacology, University of Pennsylvania Medical School, Philadelphia,
PA).
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Hybridisierung
wurde bei 65°C
in 1 M NaCl, 50 mM Tris-HCl, pH 8,0, 0,5% SDS, 100 mg/ml denaturierter
Lachssperma-DNA und 0,1 % (w/v) von jeweils Ficoll, Polyvinylpyrrolidon
und Rinderserum-Albumin durchgeführt.
Die Filter wurden bei 45°C
in 2 × SSPE
(1 × SSPE
ist 180mM NaCl, 9mM Na2HPO4,
0,9mM NaH2PO4 und
1 mM EDTA, pH 8,0) gewaschen. Ein Klon von ~16kb wurde isoliert,
der die Exons IV und V des alpha9-Untereinheit-Gens beinhaltete.
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BEISPIEL II
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Screening
einer cDNA Bibliothek
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Ein
aus codierenden Sequenzen des in BEISPIEL I beschriebenen, genomischen
Rattenklons abgeleitetes PCR-Fragment (Nucleotide 283 bis 806, 1, d.h. Nucleotide 455 bis 979 der SEQ
ID NO:1) wurde als Sonde verwendet, um 1 × 106 Platten
einer lambdaNM1149 cDNA-Bibliothek des erwachsenen Riechepithels
der Ratte (erhalten von Dr. Heinz Breer und Dr. Klaus Raming, Universität Stuttgart-Hohenheim,
Institut für
Zoophysiologie, Stuttgart, Deutschland) zu screenen. Hybridisierung
wurde wie in BEISPIEL I beschrieben durchgeführt und die Filter bei 65°C in 0,2 × SSPE gewaschen.
Vier unabhängige
Klone wurden isoliert, einer enthielt eine Volllängen-alpha9-cDNA (1). Die alpha9-cDNA besteht aus einem
87 bp 5'-untranslatierten Bereich,
einem offenen Leserahmen von 1437 bp und einem 413 bp 3'-untranslatierten
Bereich. Die Volllängen-alpha9-cDNA wurde
als Sonde verwendet, um zwei in Phagenvektoren lambda DASHII und
lambda FIXII eingebaute genomische Maus-(129SvJ-)Bibliotheken zu
screenen. Es wurden zwei überdeckende
genomische Klone erhalten (2). Diese
Klone, die die gesamte codierende Sequenz des alpha9-Untereinheit-Gens umfassen,
wurden in Plasmidvektoren kloniert und die Struktur des alpha9-Untereinheit-Gens
dadurch bestimmt, dass über
die Intron-Exon-Grenzen sequenziert wurde.
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BEISPIEL III
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Bestimmung
und Analyse der Nucleotid-Sequenz
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Der
alpha9-Untereinheit-cDNA-Klon wurde unter Verwendung des Sequenase
2.0-Kit (United States Biochemical, Cleveland, OH) und synthetischer
Oligonucleotid-Primer sequenziert. Ein Vergleich der alpha9-Aminosäuresequenzen
mit anderen nAChR-alpha-Untereinheiten
wurde unter Verwendung von Sequenzanalysesoftware der Universität von Wisconsin
Genetics Computer Group [Devereux et al., Nucl. Acids. Res., 12,
387–395,
1984) durchgeführt.
Der Prozentwert der Sequenzübereinstimmung
der gegenübergestellten
Sequenzen wurde errechnet, indem die Anzahl der gleichen Reste durch
die Gesamtanzahl der Reste der kürzeren
Sequenz geteilt und der Quotient mit 100 multipliziert wurde.
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BEISPIEL IV
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Elektrophysiologische
Vorgehensweise
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Eine
für Xenopus-Oozyten-Expressionsstudien
geeignete Volllängen-alpha9-cDNA
wurde konstruiert, indem das Fragment von Nucleotid –94 bis
1766 (1; d.h. Reste 79 bis 1938, wie
in SEQ ID NO:1 gezeigt) in den Expressionsvektor pGEMHE (Liman et
al., Neuron, 9, 861–871,
1992) subkloniert wurde. cRNA wurde mit dem mMessage mMachine Transkriptionskit
(Ambion, Austin, TX) mit durch NheI linearisierten Plasmiden hergestellt.
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Die
Isolierung und Erhaltung von Oozyten wurde bereits früher beschrieben
(Boulter et al., Proc. Natl. Acad. Sci USA 84, 7763–7767, 1987).
In jede Oozyte wurden 1 bis 10 ng cRNA injiziert. Elektrophysiologische Aufzeichnungen
wurden 2 bis 7 Tage nach der Injektion unter einer Zwei-Elektroden-Spannungsklammer
mit einem Axoclamp-2A-Verstärker
(Axon Instruments, Foster City, CA) durchgeführt. Spannungselektroden waren
mit 3M KCl gefüllt
und hatten einen Widerstand von ~10 MΩ; stromführende Elektroden waren mit
0,3M KCl gefüllt
und hatten einen Widerstand von ~1 MΩ. Wenn nicht anders angegeben,
lag das Haltepotential bei –50
mV. I-V-Zusammenhänge
wurden mit der pClamp 5.5 Software (Axon Instruments) ermittelt,
indem zwei Sekunden dauernde Spannungssteigerungen in Anwesenheit
eines Agonisten aufgebracht wurden und die vor und nach der Agonistengabe
ermittelten Durchschnittswerte der Kontrolle abgezogen wurden. Alle
Aufzeichnungen wurden digitalisiert und in einem Computer gespeichert.
Die Daten wurden mit einer Software analysiert, die von Dr. S. Traynelis
(The Salk Institute for Biological Studies, La Jolla, CA) entwickelt
und zur Verfügung
gestellt wurde.
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Oozyten
waren durchgehend mit Ringer-Froschlösung (10mM HEPES, pH 7,2, 115mM
NaCl, 1,8mM CaCl2 und 2,5mM KCl) überschichtet.
Es wurden keine Reaktionen gegenüber
der Wirkstoffgabe an nicht-beimpfte Oozyten beobachtet. Für die Hemmungskurven
(siehe 4B, 5A und 5B)
wurden Antagonisten zusammen mit 10 μM Acetylcholine verabreicht.
Im Fall von α-Bungarotoxin
und κ-Bungarotoxin (siehe 6A und 6B)
wurden die Oozyten mit diesen Wirkstoffen für 30 Minuten vorinkubiert.
Der Mittelwert und der Standardfehler des Mittelwerts der Spitzenstromreaktion
von wenigstens vier Oozyten pro Versuch sind in den Abbildungen
dargestellt. Alle Kurvenanpassungen wurden mit der Sigma Plot Software
(Jandel Scientific) mit den folgenden Gleichungen durchgeführt:
- (i) Reaktion (für Konzentrations-Reaktionskurven)
=
[(max – min)/(1
+ (EC50/Konzentration)n)]
+ min und
- (ii) Reaktion (für
Konzentrations-Hemmungskurven)
= [(max – min)/(1 + (Konzentration/IC50)n)] + min.
-
Atropin-Sulphat,
(–)-Nikotin-Ditartrat,
(+)-Muscarin-Chlorid, Strychnin-Hydrochlorid und Oxotremorin-M wurden
von RBI (Natick, MA) bezogen, kappa-Bungarotoxin wurde von Dr. V.
Chiappinelli (St. Louis University Medical Center, St. Louis, MO) überlassen.
Alle anderen Wirkstoffe wurden von Sigma Chemical Co. (St. Louis,
MO) bezogen. Die Wirkstoffe wurden in Ringer-Froschlösung aufgelöst. Rinderserum-Albumin
(100 mg/ml) wurde zu den Toxinlösungen
hinzugefügt.
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BEISPIEL V
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In-situ-Hybridisierung
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Es
wurden Versuche an Sagittalschnitten durch die Mitte von E16-Rattenembryonen
(hybridbereites Gewebe, Novagen, Madison, WI) und 20μm dicken
Koronarschnitten des erwachsenen Rattenhirns nach dem von Simmons
et al. in J. Histotechnol., 12, 169–181, 1989 beschriebenen Protokoll
durchgeführt.
Sowohl mit 35S als auch mit 32P
markierte RNA-Sonden
wurden aus der alpha9-cDNA (z.B. Nucleotide 283 bis 806, 1; d.h. Nucleotide 455 bis 979 der SEQ
ID NO:1) abgeleitet. Hybridisierung wurde bei 65°C und abschließende Waschungen
bei 72°C
in 0,1 × SSC
(1 × SSC
ist 180mM NaCl und 17mM Natriumcitrat, pH 7,0) durchgeführt. Die
Schnitte wurden in Kodak-NTB-2-Emulsion getaucht, nach dreiwöchiger Exposition
bei 4°C
in Kodak D19 entwickelt und nachfolgend NissI-gefärbt.
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BEISPIEL VI
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Vervielfältigungsreaktionen
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Gewebe
wurden aus erwachsenen Sprague-Dawley-Ratten entnommen. Die Tiere
wurden geköpft und
die Gewebe rasch präpariert
und in flüssigen
Stickstoff getaucht. Die vollständige
RNA wurde nach Chomczynski und Sacchi (siehe Analytical Biochem.,
162, 156–159,
1987) unter Verwendung des Reagens TRIzol (Gibco BRL, Gaithersburg,
MD) isoliert. Erststrang-cDNA wurde aus 2 μg Gesamt-RNA mit dem Superscript-Präamplifikations-System
(Gibco BRL) hergestellt. Ein Aliquot mit 50ng cDNA wurde in Vervielfältigungsreaktionen
als Matrize verwendet. Die folgenden für alpha9 spezifischen Primer
wurden eingesetzt: Sense-Primer, Nucleotide 778 bis 802; Antisense-Primer,
Nucleotid 1353 bis 1327 (1; Nucleotide
951 bis 975 bzw. Nucleotide 1526 bis 1500 von SEQ ID NO:1). Das
vorhergesagte Fragment überdeckt
eine Intron-Exon-Grenze. Eine 573 Basenpaar große Bande wird im Fall der Vervielfältigung
von cDNA erwartet, wohingegen ein Fragment von 1450 bp das Ergebnis
der Vervielfältigung
kontaminierender genomischer DNA wäre. Reaktionen wurden in der
folgenden Reaktionsmischung durchgeführt: 5U Taq DNA-Polymerase,
5U Taq Verstärker (Stratagene,
La Jolla, CA), jeweils 5 μM
Primer, jeweils 50 μM
dATP, dGTP, dCTP und dTTP, 20mM Tris-HCl, pH 8,5, 10mM (H4N)2SO4,
2mM MgSO4, 0,1 % Triton X-100 und 0,1 mg/ml
Rinderserum-Albumin. Zyklus Parameter waren: 2 Min. bei 95°C gefolgt
von 34 Zyklen von jeweils 1 Min. bei 55°C, 1 Min. bei 72°C, 30 Sek.
bei 95°C
und ein abschließender
Zyklus von 1 Min. bei 55°C,
5 Min. bei 72°C.
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BEISPIEL VII
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Detektion von alpha9-Transkripten
in der Cochlea der Ratte
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Um
festzustellen, ob das alpha9-Gen in der Cochlea der Ratte exprimiert
ist, wurden Vervielfältigungsreaktionen
an aus der vollständigen
RNA der Cochlea revers transkribierter cDNA durchgeführt. Wie
in Beispiel V beschrieben, wurden zwei für die alpha9-Sequenz spezifische
Primer eingesetzt, um ein Fragment, das eine Intron-Exon-Grenze überdeckt,
zu vervielfältigen
und um zusätzlich
die mögliche
Vervielfältigung
genomischer DNA zu vermeiden. Da alpha9 im Riechepithel der Ratte
vorkommt, wurde cDNA aus diesem Gewebe als Positivkontrolle verwendet.
Ichiasnerv-cDNA wurde aufgenommen, um die Möglichkeit auszuschließen, dass
aufgrund der für
die Vervielfältigungsreaktionen
verwendeten Parameter sehr kleine Mengen des Transkripts in einem
der untersuchten Gewebe nachgewiesen werden. Während mit den alpha9-spezifischen
Primern keine DNA aus dem Ischiasnerv vervielfältigt wurde (8),
konnten sowohl alpha3- als auch alpha4-Untereinheiten mit den entsprechenden
spezifischen Primern in diesen Geweben nachgewiesen werden.
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Ein
Fragment der erwarteten Größe (573
bp) wurde zur Vervielfältigung
von alpha9-cDNA aus der Cochlea der Ratte erhalten. Analyse des
Fragments mit Restriktionsendonukleasen AccI, HinfI und NcoI bestätigte weiterhin,
dass es sich um ein aus alpha9-Transkripten abgeleitetes Fragment
handelte.
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