-
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Trickbildern oder kinematographischen
Trickfilmen Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Herstellung von Trickbildern oder kinematographischen Trickfilmen, bei denen "die
darzustellenden Gegenstände in bildhaften Formabwandlungen oder Formverzerrungen
nach irgendeinem übereinstimmenden Plan wiedergegeben werden.
-
Die Erfindung macht es sich zur Aufgabe, den Abwandlungen bestimmte
geometrische Gesetzmäßigkeiten zugrunde zu legen, um auf besondere Weise die Abwandlungen
in großer Reichhaltigkeit und wenig kostspielig herzustellen.
-
Zu diesem Zweck wird gemäß der Erfindung in an sich bekannter Weise
zwischen Objekt ünd dem Bildträger ein optisches System auf beliebigem Wege in Brennweitenabstand
bewegt dessen Projektion bis auf ein schmales, die Bildzone überstreichendes Schlitzbild
beliebiger Form von einer Schlitzblende abgefangen wird, die ebenfalls gegenüber
dem Bildträger bewegt wird.
-
Ähnliche Bildabwandlungen kommen bei gewissen Panoramaaufnahmeapparaten
bei der Herstellung des Panoramabildes zustande; jedoch nur als Zwischenstufe und
ohne daß der Zweck der vorliegenden Erfindung verfolgt wird.
-
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt,
und zwar zeigt Fig. i die Wirkungsweise der Vorrichtung in schematischer Därstellung,
Fig. z eine Reihe von Schlitzformen, Fig. g ein Grundbild nebst seiner Verzerrung,
Fig. q. einen Axialschnitt durch die Vorrichtung und Fig. 5 einte teilweise weggebrochen
dargestellte Oberansicht derselben.
-
Zur Erläuterung der Wirkungsweise des Wesens der Erfindung ist in
Fig. i als Objekt ein Pfeil i dargestellt, dessen nach einem bestimmten geometrischen
Gesetz abgewandeltes Bild auf dem Bildträger z, der die Gestalt einer photographischen
Platte oder eines Filmstreifens haben kann, aufgebracht werden soll. Zu diesem Zwecke
wird zwischen denn Objekt i, das selbstverständlich in beliebiger
Entfernung
angeordnet sein und eine Figur oder eine Landschaft darstellen kann, und dem Bildträger
2 ein durch eine Linse angedeutetes optisches System oder Objektiv 3 des Aufnahmeapparates
in Richtung des Pfeiles 4 bewegt, derart, daß sich das Objektiv 3 stets in Brennweitenabstand
von dem Bildträger 2 befindet. Dicht über,dem Bildträger :2 ist eine Blende 5 angeordnet,
die sich mit dem Objektiv 3 mitbewegt und einen feinen Schlitz 6 aufweist; der sich
z. B. senkrecht zur Zeichenebene erstreckt und den ganzen Bildträger 2 bestreichen
kann. Das Objektiv 3 projiziert von dem Objekt i ein umgekehrtes Bild 7 auf der
Blendenfläche. Von diesem Bild tritt nur ein ganz kleiner schmaler Teil durch den
Schlitz 6 auf den Bildträger 2 über und wird dort festgehalten.
-
Betrachtet man die Vorgänge, welche sich bei dem Durchgang .des Objektivs
nebst Blende durch den Raum zwischen Objekt und Bildträger abspielen, so ergibt
sich folgendes: In der Stellung 3' der Linse, in der die Blende die Stellung 5'
einnimmt, beginnt gerade der untere Teil der Projektion 7' durch den Schlitz 6'
auf .den Bildträger zu fallen. Wird das System 3; 5, 6 nach oben bewegt, so gelangen
nacheinander die Abschnitte der Projektion 7 in der Richtung vom unteren nach dem
oberen Ende des Pfeiles durch den Schlitz 6 und werden nacheinander auf den Bildträger
2 niedergelegt. In der Stellung 3", 6", ,7", g" ist die Abbildung auf dem Bildträger
:2 vollendet. Das durch den Bildträger festgehaltene abgewandelte Bild sei durch
den Pfeil $ angedeutet.
-
Man sieht, daß gegenüber der eigentlichen optischen Projektion 7 die
von dem Bildträger 2 aufgenommene Abb. 8 in ihrem Ausmaße wesentlich verschieden
ist. Der Unterschied ist zunächst abhängig von der Entfernung des Objektes und den
optischen Werten des Systems.
-
Bewegt sich nun das optische System 3 nebst Schlitz 6 nicht geradlinig,
sondern auf einer gekrümmten Bahn, so erhellt, daß die Verzeichnung des vom Bildträger
aufgenommenen Bildes 8 gegenüber der Projektion 7 eine andere sein muß. Denkt man
sich ferner den Schlitz 6 zunächst geradlinig, so ist die Verzeichnung an seinen
verschiedenen Punkten ganz verschieden, wenn sich diese Punkte mit verschiedener
Geschwindigkeit bewegen. Dieses kann z. B. dadurch hervorgerufen werden, daß sich
der Schlitz -um- eine seine Verlängerung schneidende Achse dreht; also z. B: auf
einer Kreisscheibe oder auf einem Kegelmantel.
-
Stellt man nun den Schlitz nicht senkrecht zu seiner Bewegungsrichtung;
sondern gibt ihm irgendeine willkürlich gebogene oder gezackte Form, so ergeben
sich hierdurch weitere geometrische Verzeichnungsmöglichkeiten. Denn wenn man einen
Teil des Schlitzes z. B. am. unteren Teil der Blende an der Stelle g anordnet, so
würde das abgewandelte Abbild des Objektes i für diesen Schlitzteil in der Zone
i i vom Bildträger aufgenommen werden müssen. Daraus ergibt sich, daß auch durch
schräge oder nicht gerade Ausführung des Schlitzes zusätzliche Verzeichnungen des
Grundbildes zustande kommen.
-
Will man eine Bildreihe; z. B. einen in bestimmte Bewegungszustände
aufgeteilten Bewegungsvorgang, abbilden, so kann man das System 3, 5 jedesmal, nachdem
man einen neuen Bildträger 2 eingesetzt oder weitergeschaltet hat, an der Bildträgerzöne
vorbeibewegen und dann, während ein neuer Bildträger eingesetzt wird, in die Ausgangsstellung
zurückbringen entweder pendelnd öder auf einer geschlossenen, Kreisbahn. Es besteht
auch die Möglichkeit, daß man abwechselnd mit zwei optischen Systemen arbeitet,
von denen das eine vorbewegt wird, während das andere in seine Ausgangslage zurückgeht.
Getrieblich einfach gestaltet sich die Vorrichtung, wenn eine Reihe von Systemen
3, 5 gemeinsam auf einem im Kreise bewegten Träger angeordnet sind.
-
In diesem Falle kann man auch die den einzelnen Objektiven 3 zugeordneten
Schlitze in ihrer Form verschieden gestalten, und zwar in der Weise, daß hierdurch
zusätzliche Verzeichnungen von einzelnen Bildteilen hervorgerufen werden, die gewisse
Bewegungsvorgänge des Objektes vortäuschen. Wird z. B. eine menschliche Figur abgebildet,
so können die Knie, die Füße, der Bauch oder der Kopf durch die in Fig. 2 dargestellten,
nacheinander zur Wirkung kommenden Schlitzformen in schwingende Bewegung versetzt
werden: Ähnliche Bewegungen können natürlich an der Landschaft, dem Himmel, bei
Tieren, Bäumen , und anderen Gegenständen hervorgerufen werden.
-
Kuppelt man die Blende nicht starr mit dem Objektiv, sondern erteilt
ihr eine Eigenbewegung z. B. :dadurch, daß die Blende, sich schneller oder langsamer
gegenläufig der ungleichförmig bewegt, so entstehen naturgemäß weitere Verzerrungswirkungen
beliebiger Art, die sich von geometrischen Gesetzen herleiten.
-
In den Fig. 4 und 5 ist ein Aufnahmeapparat für einen kinematographischen
Trickfilm dargestellt. Inder Grundplatte 12 eines Gehäuses ist eine Welle 13 drehbar
gelagert, welche von Hand oder motorisch in gleichförmige Umdrehung versetzt wird.
Auf der Welle ist oben eine Scheibe 14 befestigt, welche in kreisförmiger Anordnung
eine Anzahl von
Objektiven 3 trägt. Die Zahl dieser Objektive richtet
sich nach der Genauigkeit, mit welcher der Vorgang aufgenommen werden soll. Die
Achsen der Objektive 3 sind gegenüber der Welle 13 unter einem gleichen Winkel geneigt,
und senkrecht zu den Achsen sind die Schlitze 6 auf einem kegelflächenartigen Träger
16 angeordnet, der ebenfalls starr an der Welle 13 befestigt ist. Dieser Träger
weist zwischen den einzelnen Schlitzen Zwischenwände 17 auf, die den- Zweck haben,
die Projektion benachbarter Objektive von den Schlitzen fernzuhalten. Eine zylindrische
Gehäusewand 18 trägt am oberen Ende einen Deckel i9, in dem das obere Ende der Welle
13 gelagert ist. Der Deckel besitzt eine gemeinsame Objektivöffnung 2i, die von
oben gesehen (Fig. 5) entsprechend dem Wege 3' bis 3" (Fig. i) länglich gestaltet
ist, an der die Objektive 15 vorbeigeführt werden. In der Achsenrichtung der Ob,jektivöffnung
2i und unterhalb des Schlitzträgers 16 ist der am Gehäuse feste Aufnahmetisch 22
für den Bildträger angeordnet, welcher in Form eines Filmstreifens 23 vermittels
der Sprossenräder 24 und des von der Welle angetriebenen Maltesergetriebes 25 ruckweise
weiterbewegt wird, sobald ein Objektiv 15 vorübergegangen ist. Wo es sich nicht
um natürlich bewegte Objekte handelt, kann, wenn die geringe Schlitzweite wegen
ungenügender Lichtstärke dies verlangt, das Objektiv entsprechend langsamer über
den Bildträger bewegt werden, oder es können für eine Abbildung mehrere hintereinanderfolgende
Objektive wirksam werden. Die Weiterstellung des Bildträgers für die nächste Abbildung
kann dann von Hand geschehen.
-
Die Schlitze 6 können geradlinig gehalten sein. Infolge des kleineren
Weges, den sie am inneren Teile zurücklegen, kommt eine Verzeichnung dergestalt
zustande, daß der äußere Teil des Bildes gegenüber dem inneren auseinandergezogen
oder verzerrt erscheint. Gibt man den Schlitzen eine von der geraden Linie abweichende
Form, so kann dazu noch eine Verzeichnung des Bildes nach irgendeiner Kurve stattfinden,
indem z. B. der untere Teil, etwa die Beine einer Figur, nach vorn oder hinten herumgebogen
werden. Die Art der Verzeichnungswirkung läßt Fig. 3 erkennen, wobei ein gebogener
Schlitz zugrunde gelegt ist. Macht man die Form der Schlitze entsprechend der Fig.
2 unter sich verschieden, so können gewisse Bewegungen an Bildteilen oder auch im
ganzen Bilde hervorgerufen werden.
-
An Stelle von ununterbrochenen Schlitzen können auch unterbrochene
treten, bei denen die einzelnen Teile die ganze Bildfläche bestreichen, aber in
der Bewegungsrichtung versetzt zueinander liegen, also mit unterschiedlichen Zeiten
einwirken (vgl. die drei rechten Spalte der Fig. 2).
-
Die Schlitze 6 müssen verhältnismäßig schmal sein, z. B. 1/
... mm, da die einzelnen durch den Schlitz herausgeschnittenen Teile der
Projektion 7 (Fig. i) nicht entsprechend ihrer natürlichen Folge zu dem Abbild 8
zusammengefaßt werden. Ist der Schlitz nicht genügend schmal, so wird das Abbild
8 unscharf. Diesen Mangel kann man dadurch beseitigen, daß man das Objektiv 3 mit
einer optischen Bildumkehrung mittels Spiegel oder Linsen versieht.
-
Das Erzeugnis- des beschriebenen - Apparates, die Bildfolge oder der
Trickfilm, zeichnet sich dadurch aus, daß sämtliche Einzelbilder derselben nach
den gleichen geometrischen Gesetzen von den naturgetreuen Projektionen des oder
der Objektive abgewandelt sind.
-
Bei dem beschriebenen Ausführungsbeispiel sind die Schlitze dicht
über dem Bildträger auf der einen Seite des optischen Systemes angeordnet. Natürlich
können sie auch innerhalb des optischen Systemes liegen. Auch können an ihrer Unterseite
Sammellinsen z. B. in Form von achromatischen Zylinderlinsen angeordnet sein, die
ein zusammengerafftes Abbild des Spaltes auf den Bildträger werfen. Hierdurch würde
es unter anderem möglich sein, die Spalte zur Erzielung höherer Lichtausbeute breiter
zu halten.
-
Schließlich kann noch eine Vorrichtung c. B. am Stativ des Apparates
angebracht werden, wodurch der Apparat in beliebige Winkellagen zu dem Objekt eingestellt
werden kann. Hierdurch können zusätzlich ähnliche Verzerrungen der Abbilder erreicht
werden, wie sie bei gewöhnlichen photographischen Apparaten z. B. bei der Aufnahme
von Türmen u. dgl. bekannt sind.