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Verfahren zum Gerben von Häuten oder Fellen mit Gerbstofflösungen
und anschließender Wärmebehandlung Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren
zum Gerben von Häuten oder Fellen mit Gerbstofflösungen beliebiger Art, und zwar
stellt der Erfindungsgegenstand insofern eine Verbesserung der bisher üblichen Gerbverfahren
dar,- als das Arbeitsverfahren beschleunigt und gleichzeitig die Güte des gegerbten
Werkstoffes und die Gleichmäßigkeit desselben erhöht wird. Um -dies zu erreichen,
werden die Häute oder Felle unmittelbar nach der Gerbmitteleinwirkung, d. h. nach
dem Auftragen des Gerbmittels, einer kurzen Hitzebehandlung von etwa 8 bis i o Minuten
in einer Luft von etwa i 15' C und darüber enthaltenden Kammer derart unterworfen,
daß die Werkstücke selbst eine Temperatur bis zu etwa 65° C @ annehmen. Dabei werden
vorzugsweise die Häute oder Felle in ausgebreitetem Zustande gleich nach Anwendung
des Gerbmittels aasgeschlickert und dann in die Heizkammer eingebracht. Das Ausschlickern
geschieht zweckmäßig auf einer tragbaren Werkstückunterlage, und die Werkstücke
werden dann zusammen mit der Unterlage in die Heizkammer gebracht, in der sie kurze
Zeit, beispielsweise etwa 8 Minuten lang; verbleiben, so daß die Haut selbst nur
eine Temperatur bis zu etwa 65° C annimmt. Die Behandlung in der Heizkammer hat
den Zweck, die gleichmäßige Verteilung des Gerbstoffes zu sichern und die Wirkung
des Gerbstoffes rauf die Haut in kurzer Zeit zu vollenden. Diese Verkürzung der
Gerbzeit hat den Vorteil, daß die Werkstücke ihre Flächenausdehnung beibehalten
und nach der Gerbung eine ungewöhnlich feine Narbenseite zeigen. Dies ist eine Folge
der gleichmäßigen Gerbung und des vollkommenen Ausschlikkerns
der
Häute vor dem Setzen des Gerbstoffes. Im Vergleich zu Werkstücken, die durch übliche
Gerbverfahren behandelt worden sind, wird eine größere Flächenausdehnung der gegerbten
Werkstücke von etwa. i o bis 150/0 erzielt.
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Es ist an sich bekannt, gegerbte Werkstücke nach der Gerbung in der
Wärme zu trocknen bzw. einer Wärmebehandlung bei etwa q.9° C in feuchter Luft zu
unterwerfen. Diese Wärmebehandlung bei so niedriger Temperatur hat aber keine Beschleunigung
und keine günstige Beeinflussung des Gerbvorganges zur Folge, wie es bei dem Verfahren
gemäß der Erfindung der Fall ist.
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In der Praxis werden Felle, die in üblicher Weise, also durch Beizen,
Äschern, Pickeln, für die Gerbung vorbereitet sind und dann mit Chromgerbstoffen
gegerbt werden, gewalkt, um eine vollständige Durchdringung der Werkstücke mit dem
Chrombade zu erreichen. Nachher werden die Felle durch ein Reduktionsbad geschickt,
worin sie so lange bleiben, daß gerade eine vollständige Durchdringung mit der Reduktionsflüssigkeit
erzielt wird, ohne daß ein wesentliches Setzen des Werkstoffes vor dem AusscIhlickern
in ausgebreitetem Zustande eintritt.
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Nach der Wärmebehandlung gemäß der Erfindung werden die Felle von
ihren tragbaren Unterlagen gleich abgestreift und in einen Behälter mit fließendem
Wasser von ungefähr 65° C eingetaucht. Dadurch wird überschüssiger Gerbstoff weggewaschen,
ohne daß eine Abkühlung der Felle stattfindet, die dann sofort zur anderweitigen
Bearbeitung, z. B. zum Färben und Fettlickern, weitergehen. Gewünschtenfalls kann
man jedoch die Felle vor dem Einbringen in das Färbe-und Fettlickerfaß noch durch
ein Waschfaß schicken. Die Felle sind dann fertig, um auf Brettern oder anderen
tragbaren Unterlagen erneut ausgeschlickert und in eine übliche Trockenvorrichtung
eingebracht zu werden. Ausführungsbeispiel für ein Chromzweibadverfahren In zwei
Fässern -4 werden je 36 Schaffelle mit Chromgerbstoff ungefähr 2o Minuten gewalkt,
dann in den Behälter B überführt und nach einiger Zeit durch die Reduktionsfässer
C geschickt. Die Werkstücke werden nach ungefähr 3 Minuten dem Reduktionsbad entnommen
und auf ein Brett oder eine sonstige tragbare Unterlage d gelegt, wie sie bei D
angedeutet ist. Auf einer solchen Unterlage lassen sie sich leicht ausschlickern.
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Von dem Bretterstapel D wird das auf seinem Brett d ausgestreckte
Fell in bekannter Weise durch eine Ausreckmaschine E geschickt. Aus der Ausreckmaschine
E gelangt das Fell zusammen mit seinem Brett in eine Heizkammer F, in der Luft umläuft,
die auf ungefähr i i 5° C erhitzt ist. Ein genügender Luftwechsel sichert die Abdampfung
der Häute oder Felle in der Kammer. Die Bretter d werden durch Förderbänder f, f'
in die Kammer F eingebracht und mit einer Geschwindigkeit bewegt, bei der jedes
Brett die Kammer in 8 Minuten .durchwandert.
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Dieser Arbeitsvorgang ist besonders wichtig, denn die Erwärmung, der
die Felle in der Kammer F unterworfen werden, unterstützt die Fixierung des Gerbstoffes
und notwendigerweise die Vollendung des Gerbvorgang@es in bemerkenswertem Grade.
Wenn die Felle die Kammer f durchwandern, was auch in senkrechter Lage geschehen
kann, verteilt sich in ungefähr 8 Minuten der Gerbstoff gleichmäßig sowie durch
und durch in den Werkstücken, die eine Temperatur bis zu 65' C annehmen können,
und wird auf den Fasern so fixiert, daß die glatte Narbenfläche, die durch das Ausschlickern
und Ausrecken geschaffen ist, während aller nachfolgenden Arbeitsvorgänge erhalten
bleibt. So wird z. B. die Narbenseite nicht runzelig, wenn das Fell nachher gefärbt
und gefettlickert wird. Ferner bleibt die durch die Ausreckmaschine E gewonnene
Flächenausdehnung auch während der nachfolgenden Arbeiten erhalten, denn der Chromgerbstoff
hat sich inzwischen in der Werkstücksubstanz fixiert.
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Sobald die Felle am Austrittsende der Kammer F erscheinen, werden
sie von ihren Brettern abgenommen und dann in üblicher Weise in einen Heißwasserbehälter
G gebracht. Wenn sich im Behälter 0 genügend Felle angesammelt haben, um eins derkleinen
Fässer H beschicken zu können, werden in ein solches Faß die Felle und warmes Wasser
hineingegeben, um das Gut zunächst etwa 3o Minuten lang zu waschen. Nach dieser
Zeit wird die Flüssigkeit abgelassen, eine Färbelösung eingeführt und das Walken
weitere 30 Minuten lang fortgesetzt. Sodann wird ein Fettlicker von geeigneter
Temperatur zugesetzt und das Walken abermals 3o Minuten lang fortgeführt. Inzwischen
haben sich wieder Fellvorräte im Behälter 0 angesammelt, und diese werden in eins
der anderen Fässer f1 gebracht, um in der beschriebenen Weise behandelt zu werden.
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Die aus jedem FaßH kommenden Felle werden einzeln auf die Bretterd
des Stapels l gelegt und mit diesem alsbald in die Ausreckmaschine J gebracht. Von
ihr gehen die Häute samt ihren Brettern auf einen Nageltisch I(, auf dem in die
Ränder der Felle eine genügende Anzahl leichter Klammern eingetrieben wird, um die
Werkstücke während des Trocknens auf ihren Brettern festzuhalten.
Die
so saufgezwickten Felle wandern mit ihren Brettern in einen Trockner L, der irgendeine
für auf Bretter aufgezogene Felle geeignete Bauform haben kann. .
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Das neue Verfahren liefert bei seiner Anwendung in Verbindung mit
:der Chromgerbung von Häuten und Fellen vorzügliche Ergebnisse, aber solche werden
auch dann erreicht, wenn man das Gerben mit Pflanzengerbstoffen einer von der Chromsäurelösung
so weit abweichenden Art wie Quebracho und Sumach vornimmt. Das zuletzt genannte
Gerbmittel ist deshalb besonders erwähnt, weil es gewöhnlich dazu neigt, die mit
ihm behandelten Felle schrumpfen zu lassen. Das neue Gerbverfahren mit Behandlung
der Werkstücke in einer Heißluftkammer bei Temperaturen bis i 15° C zeichnet sich
besonders dadurch aus, daß es die Neigung sumachgegerbter Felle zum Schrumpfen bedeutend
einschränkt, was zweifellos teilweise darauf zurückzuführen ist, daß die auf Brettern
o. dgl, ausgeschlickerten Felle heiß behandelt werden.
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Im allgemeinen wird man bei der Anwendung von Pflanzengerbstoffen
die Behandlung der Häute rund Felle etwas länger als bei mineralischen Gerbstoffen
,ausdehnen müssen, denn die Pflanzengerbmittel durchdringen den Werkstoff langsamer.
Die Tatsacke, daß die pflanzengegerbten Felle nach der 8 Winuten langen Behandlung
bei i 15' C in der. Heizkammer gleichfalls keine Mängel aufweisen, zeigt
weiterhin, daß die Felle selbst die hohe Lufttemperatur nicht erreichen. Mit größter
Wahrscheinlichkeit nehmen die Werkstücke höchstens 65° C an, weil sie durch die
Abdampfung gekühlt bzw. geschützt werden. Chromgegerbte Felle können andererseits
viel höhere Temperaturen vertragen, so daß die Möglichkeit besteht, für diese in
der Kammer F wesentlich mehr ,als i 15' C aufrechtzuerhalten. Die Wärmebehandlung
der von der Gerbflüssigkeit noch feuchten Häute oder Felle sichert eine gleichmäßige
Verteilung des Gerbstoffes im ganzen Werkstück.