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Verfahren zur Entfettung von Häuten, Leder oder Fellen Das Entfetten
von Leder und Fellen verschiedenster Art :erfolgt, wenn man von der Naßentfettung
im Walkfaß absieht, heute meist durch Einhängen bzw. Eintauchen der getrockneten
Leder und Felle in eine entsprechende Menge eines geeigneten Lösungsmittels. Die
Leder werden dazu im allgemeinen in entsprechenden Abständen an Rahmen aufgehängt
und in Extraktionsbehälter eingeführt, die dann. so weit mit Lösungsmittel gefüllt
werden, daß eine Extraktion im Vollbade stattfindet (Tauchverfahren). Es ist einleuchtend,
daß bei diesem Verfahren beträchtliche Mengen Lösungsmittel benötigt werden, denn
die Extraktions-Behälter sind an sich ziemlich geräumig, und es muß zum rationellen
Arbeiten mindestens die doppelte Menge einer Behälterfüllung vorhanden sein, weil
in der Praxis eine Hälfte der Lösungsmittelmenge immer zum Entfetten benutzt und
die andere nebenher destilliert, d. h. ihr das aufgenommene Fett entzogen wird.
Der großen Menge entsprechend müssen auch die Behälter für Rein- und zu destillierendes
Lösungsmittel bemessen sein. Da der Häufigkeit des Destillierens in der Praxis gewisse
Grenzen gesetzt sind, muß das Lösungsmittel fast bis zur Grenze seines Fettlösevermögens
benutzt werden. Tatsächlich werden je nach Fettgehalt 2o und mehr Chargen Leder
in einer Behälterfüllung entfettet. Daß dabei naturgemäß der Entfettungsgrad der
Leder mit steigender Anreicherung des Lösungsmittels mit Fett sinkt, ist ein weiterer
Mangel des Tauchverfahrens, denn es werden nur die ersten Chargen Leder einwandfrei
entfettet, während die naclgolgenden noch mehr oder weniger Fett enthalten.
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Diese und andere Nachteile, die 'bei der folgenden Gegenüberstellung
noch hervortreten, werden nun durch das Berieselungsverfahren vermieden. Dieses
ist dadurch gekennzeichnet, daß das Lösungsmittel durch eine Pumpe im ständigen
Kreislauf innerhalb der Extraktionsbehälter durch ein über den Ledern angebrachtes
System von Düsen oder
durch andere geeignete Vorrichtungen gedrückt
und dabei zerstäubt wird, so daß die Leder im gleichmäßigen Strom berieselt werden.
Zur Erzielung dieses Vorganges ist nur eine geringe Menge Lösungsmittel @erforderlich;
sie beträgt gegenüber dem Tauchverfahren den zwanzigsten bis fünfundzwanzigsten
Teil. Dementsprechend klein können natürlich auch die Vorratsbehälter behalten werden,
was die Ausmaße der Apparatur wesentlich beeinflußt. Ein weiterer Vorteil ist die
ausgezeichnete Waschwirkung des Berieselungsstromes, die eine Herabsetzung der Entfettungsdauer
ermöglicht. Damit sind die Vorteile gegenüber dem Tauchverfahren keineswegs erschöpft.
So z. B. ist es beim Berieselungsverfahren möglich, nicht nur für jede Charge Leder
frisches Lösungsmittel zu verwenden, sondern es kann darüber hinaus sogar bei jeder
einzelnen Charge das Lösungsmittel beliebig oft erneuert werden, ein Umstand, der
neben einer völlig einwandfreien und gleichmäßigen Entfettung auch jeden gewünschten
Grad der Entfettung ermöglicht. Während beim Tauchverfahren die in einer Behälterfüllung
zu entfettenden Leder eine genaue Abstimmung hinsichtlich Gerbung und Farbe erfordern,
ist die Reihenfolge der einzelnen Chargen heim Beries@elungsverfahrezi beliebig.
Bei Lohnentfettungen trägt dies wesentlich zur schnelleren Auftragserledigung bei.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil ist die Möglichkeit der Verwendung
verschiedener Lösungsmittel und die damit verbundene :-\-npassung des Extraktionsmittels
an die zu entfettenden Leder. Bei der geringen Menge, die zum Betrieb einer Anlage
nach dem Berieselungsverfahren erforderlichist, kann das Lösungsmittel leicht gewechselt
«-erden; auch in finanzieller Hinsicht würden sich keine übermäßigen Aufwendungen
ergeben. Schließlich sei noch auf einen der wichtigsten Vorteile des Berieselungsverfahrens
hingewiesen. Er besteht in der Möglichkeit, auf diese Weise auch Häute und Blößen
entfetten zu können, die infolge ihres gegenüber dem Lösungsmittel geringeren spezifischen
Gewichts, bedingt durch den `Nasser. und größeren Fettgehalt, für das Tauchverfahren
ungeeignet sind und demzufolge bisher meist itnentfettet verarbeitet wurden. Welcher
Wert der Entfettung z. B. der rohen Schweinshaut beizumessen ist, geht daraus hervor,
daß die Extraktion einer solchen Haut, nachdem sie auf mechanischem Wege von allem
anhaftenden Fett befreit worden ist, immer noch eine Ausbeute von 400 bis 5oo g
Fett ergibt, das sonst bei der Einarbeitung in der Lederfabrik oder Gerberei meist
beim Äschern verlorengeht.
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Somit dürfte erwiesen sein, da.ß die Neuerung des Berieselungsverfahrens
bei der Entfettung von Häuten, Ledern und Fellen mit gewichtigen Vorteilen verbunden
ist und einen technischen Fortschritt darstellt.
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Das Verfahren ist auf der Zeichnung in einem Ausführungsbeispiel schematisch
dargestellt.
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Abb. i zeigt die Anordnung der Düsen a in zwei Extraktionsbehältern
b, von denen der linke im Längsschnitt und der rechte im Querschnitt dargestellt
ist. Bei einem normalen Streukegel von etwa 8o° sind die Düsen in bezug auf Anzahl,
Abstand und Höhe über den in bestimmten Abständen voneinander hängenden Häuten,
Ledern oder Fellen c so angeordnet, daß letztere nicht nur in der vollen Breite,
sondern auch auf beiden Seiten von dem zerstäubten Lösungsmittel getroffen werden.
Es ist weiter zu erkennen, auf welche Weise das von den Häuten, Ledern oder Fellen
abtropfende und natürlich auch das an die Behälterwandung auftreffende Lösungsmittel
aufgefangen und den Zerstäubungsdüsen wieder zugeführt wird, damit durch einen ununterbrochenen
Kreislauf des Lösungsmittels eine dauernde Berieselung erfolgt. Das aufgefangene
und gesammelte Lösungsmittel läuft bei d aus den Extraktionsbehältern durch die
Ansaugleitung e der Pumpe/ zu, die es durch die Druckleitung g durch die Düsen drückt.
Damit letztere nicht verschmutzen, ist in die Druckleitung ein Filtertopf 1a eingeschaltet,
während die mit i bezeichneten Vorrichtungen dazu dienen, erforderlichenfalls das
Lösungsmittel durch indirekten Dampf zu erwärmen. Da meist jeweils zwei Behälter
w iechselweise arbeiten, d.h. der eine entfettet und der andere trocknet (die Anschlüsse
hierzu sind in der Zeichnung weggelassen), sind in den Rohrleitungen, Schieber k.
erforderlich, um die notwendigen Verbindungen herstellen zu können. Dabei ist selbstverständlich
zur Einführung frischen Lösungsmittels ein Anschluß bei L und zum Abpumpen gebrauchten,
also fetthaltigen Lösungsmittels ein solcher bei in vorgesehen.
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In Abb. z ist ein Extraktionsbehälter b in der Draufsicht dargestellt.
Über den Behältern ist die Druckleitung g zur Erzielung eines gleichmäßigen Druckes
an sämtlichen Düsen a zu einer Ringleitung ausgebildet. Die punktierten Kreise sind
die Streukegel der Düsen in der Höhe, wo das Lösungsmittel auf die aufgehängten
Leder oder Häute trifft.