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Hautähnliche, durchscheinende Wursthülle aus hydratisierter Fasermasse
Man ist in neuerer Zeit weitgehend zur Verwendung von künstlichen Wursthüllen übergegangen,
welche aus den'verschiedensten Rohstoffen hergestellt werden können und zum Teil
Eigenschaften besitzen, welche denjenigen des Naturdarmes ziemlich nahekommen, weil
der Naturdarm einerseits aus hygienischen Gründen weniger geeignet ist und weil
ferner, insbesondere in den letzten Jahren, die Notwendigkeit der Beschaffung der
für den deutschen Markt erforderlichen Mengen von Naturdärmen aus dem Ausland möglichst
beseitigt werden mußte.
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U. a. hat man als Material für künstliche Wursthüllen bereits seit
Jahrzehnten Pergamentpapier benutzt. Diese bekannten Wursthüllen aus Pergamentpapier,
also hydratisierter Fasermasse, waren jedoch sehr beschränkt verwendungsfähig, weil
sie nur eine bestimmte, verhältnismäßig geringe Schrumpfungsfähigkeit von etwa i
5 oio besaßen, während gewisse Wurstfüllungen, insbesondere solche für Dauerwurst,
eine sehr viel höhere Schnimpfungsfähigkeit aufweisen.
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Die Erfindung bezweckt die Schaffung solcher Wursthüllen aus hydratisierter
Fasermasse, welche für Wurstfüllungen beliebig hoher Schrumpfeiig ohne weiteres
verwendbar sind.
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Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß man die Schrumpfungsfähigkeit
von Pergamentpapier durch die Art, insbesondere die Stärke, seiner Hydratisierung
beliebig beeinflussen kann. Von dieser Erkenntnis ist trotz der . jahrzehntelangen
Verwendung einer einzigen Gattung von Wursthüllen aus hydratisierter Fasermasse
bisher auf diesem Gebiet der Technik nicht Gebrauch gemacht «-orden. Durch zielbewußte
Anwendung dieser Erkenntnis wird gemäß der Erfindung eine hautähnliche, durchscheinende
Wursthülle aus hydratisierter Fasermasse geschaffen, welche durch Hydratisierung
eine Schrumpfungsfähigkeit von 2o, bis 3ö0% erhalten hat. Diese neue Wursthülle
gemäß der Erfindung mit für Wursthüllen aus hydratisierter Fasermasse bisher unbekannten
Werten der Schrumpfungsfähigkeit bringt eine sehr wesentliche Bereicherung der Technik,
weil nunmehr auch die Wursthüllen aus hydratisierter Fasermasse für alle Arten von
Wurstfüllungen verwendet werden können. Ein sehr wesentlicher weiterer Vorteil besteht
darin, daß der Hersteller es in der Hand hat, den Grad der Schrumpfungsfähigkeit
der neuen Wursthülle beliebig zu beeinflussen, wodurch er in der Lage ist, allen
Wünschen seiner Abnehmer Rechnung zu tragen.
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Will man eine hautähnliche, durchsicheinende Wursthülle gemäß der
Erfindung herstellen, so kann man z. B. folgendermaßen vorgehen: Man führt eine
für Hydratisierungszwecke geeignete Fasermasse, z. B. in Papierform,
durch
ein Schwefelsäurebad von etwa 5q.° B6 und einer Temperatur von 15° C bei einem Säureweg
von etwa 2 m bis zum Wasserbad mit einer Geschwindigkeit von 9,5 m pro Minute. Man
erhält dann ein Pergamentpapier, das bei feuchtem, ganz aufgequollenem Zustande
beim Trockenprozeß in seiner Querrichtung eine Schrumpfungsfähigkeit von etwa 21
% besitzt.
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Für den Erfindungsgegenstand spielt nur die Schrumpfungsfähigkeit
in der Querrichtung eine Rolle, weil die Wurstfüllung im wesentlichen radial, dagegen
kaum in der Längsrichtung schrumpft.
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Zur Feststellung der mittels einer bestimmten Hydratisierung .erzielten,
für den Erfindungsgegenstand maßgebenden Schrumpfungsfähigkeit in der Querrichtung
geht man zweckmäßig folgendermaßen vor: Man weicht das zu untersuchende Pergamentpapier
in Wasser mindestens 1/4 Stunde ein. Von der,feuchten Probe schneidet man dann etwa
15 mm breite Streifen in der Längs. und Querrichtung aus und unterwirft sie einzeln
im Schopperschen Apparat der Feuchtprüfung. Man stellt dann bei 1 oo m Streifenlänge
bei z. B. 2ooo g Belastung (angenommener Wurstfülldruck) die Dehnung bzw. das Höchstmaß
fest und bestimmt nach dem völligen Trocknen und Glätten der Streifen das Schrumpfmaß
ohne Belastung. Aus der Differenz errechnet sich das Schrumpfvermögen, ausgedrückt
in Millimeter. Dieses Schrumpfvermögen in Millimeter kann ohne weiteres in Prozente
umgerechnet werden. Um zu einem einwandfreien Durchschnittsergebnis zu kommen, werden
zweckmäßig bei jeder Probe sowohl der Quer- als auch .der Längsrichtung je sechs
Streifen geprüft, und es wird der jeweilige Mittelwert als Endergebnis angenommen.
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Die Durchführung der Hydratisierung kann in beliebiger Weise nach
den jedem Papierchemiker geläufigen Gesichtspunkten gestaltet werden, und zwar unterschiedlich
je nach den zu erzielenden Schrumpfungswerten derWursthülle. Insbesondere kann man
statt einer einmaligen Hydratisierung eine wiederholte, z. B. zweifache Hydratisierung
anwenden, durch welche nicht etwa eine Vervielfältigung einer einfachen Hydratisierung
erzielt wird, sondern durch welche gewisse Eigenschaften der hydratisierten Fasermasse,
welche für ihre Verwendung als Wursthülle wichtig sind, beeinflußt werden können,
z. B. die Transparenz, die Einreißfestigkeit sowie die Atmungsfähigkeit.
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Es besteht ferner die Möglichkeit, in an sich bekannter Weise die
neue Wursthülle mit einer anhydratisierten Gewebeschicht zu verbinden oder auch
die Wursthülle aus mehreren im Hydratisierungsverfahren zusammengeschweißten, bereits
hydratisierten Lagen herzustellen.