-
Verfahren zur Oberflächenbehandlung kautschükierter Gewebe Die Erfindung
bezieht sich auf die Herstellung von Kautschukgewebebahnen, die sich für die Verarbeitung
zu Bekleidungsstücken eignen und ein Produkt von ganz besonderen Eigenschaften hinsichtlich
der Oberflächenbeschaffenheit, des allgemeinen Aussehens und der Festigkeit ergeben,
das, mit einem Grundgewebe vereinigt, einen neuen Stoff bildet, der wasserdicht
ist, gut aussieht und außerordentliche Festigkeit und vorzügliche Alterungseigenschaften
besitzt sowie sich gut trägt.
-
Kautschukgewebebahnen für die Herstellung von Kleidungsstücken wurden
bisher entweder durch Kalandern, d. h. durch Aufkalandern einer Schicht aus weich
gewalztem Kautschuk auf ein Grundgewebe oder mit Hilfe eines Streichverfahrens hergestellt,
bei dem eine Kautschukmasse in organischem Lösungsmittel, z. B. mittels eines Streichmessers,
auf ein Grundgewebe aufgestrichen und das Lösungsmittel aus der Aufstrichfläche
entfernt wird. Die Oberflächenschichten aus Kautschuk, die nach dem Kalanderverfahren
und nach dem Streichverfahren erhalten werden, haben ein sehr glattes Äußeres und
verdecken in starkem Maße das Gewebemuster des darunterliegenden Gewebes, so daß
sie ein weit weniger schönes Aussehen bedingen als z. B. ein Olgewebestoff, denn
der ölüberzug folgt den Umrissen des Grundgewebes und macht dieses durch den Überzug
hindurch wahrnehmbar, so daß sich nicht die glatte Oberflächenerscheinung einer
kalanderten oder ausgestrichenen Bahn ergibt. Ein anderer Nachteil der Kalandermethode
und der Streichmethode besteht darin, daß der Kautschuk selbst eine große Einbuße
an Festigkeit auf Grund des scharfen Verwalzens und der Gefügezerstörung erleidet,
die notwendig sind, um den Kautschukfilm für das Aufkalandern zu erzeugen oder um
den Kautschukzement für das Streichen zu bereiten.
-
Es ist auch bekannt, eine Kautschukschicht aus einer wässerigen Kautschukdispersion,
wie Kautschukmilch, auf einem Grundgewebe niederzuschlagen. Ein solcher Kautschuk
besitzt große Festigkeit, Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Abnutzung. Ferner
folgt ein aus einer wässerigen KaÜtschukdispersion niedergeschlagener Film den,
Umrissen des Grundgewebes und ergibt ein sehr anziehendes Aussehen. Die Kautschukmilchmischung
kann so zusammengesetzt sein, daß sie einen unvulkanisierten Film ergibt, der fest,
trocken und nicht klebrig ist und leichte Handhabung gestattet und nicht leicht
durch Zusammenhaften, Pressen oder Tuchmarkierungen während des Ausspannens, Vulkanisierens
oder Fertigbearbeitens Schaden nimmt. Das mittels Kautschukmilch hergestellte kautschukierte
Gewebe bietet noch viele andere besondere Vorteile sowohl mit Bezug auf die Herstellungsvorgänge
als auch auf das erhaltene Produkt gegenüber Gewebe, das mit weichgewalztem Kautschuk
überzogen ist.
Die Erfindung bezweckt nun, an der Oberfläche eines
Gewebes, das mit aus einer wässerigen Kautschukdispersion niedergeschlagenem Kautschuk
bedeckt ist, den gewünschte Grad von Härte und Schlupf und gleichzeib'1, ein mattes
oder stumpfes Aussehen von -bei; stimmter Struktur zu erzielen.
-
Der den Grund bildende Stoff kann gewirkt, gewebt oder auf andere
Weise aus Faserstoffen hergestellt sein; der Einfachheit halber soll er hier durchweg
mit Gewebe bezeichnet werden.
-
Das Verfahren gemäß der Erfindung besteht darin, daß der auf dem Gewebe
aus einer wässerigen Kautschukdispersion abgesetzte Kautschukniederschlag mit einem
Schwermetallsalz einer Fettsäure und dann mit einem organischen Lösungsmittel behandelt
wird, wodurch er zum Quellen gebracht und erweicht wird, worauf die erweichte Oberfläche
vor dem Härten durch Halogenieren scharrend oder narbend behandelt wird, so daß
ein mikroskopischer Krepp effekt auf der Oberfläche erzielt wird.
-
Der Kautschukniederschlagkann gegebenenfalls nach dieser Behandlung,
jedoch vor dem Halogenieren vulkanisiert werden, wobei vorzugsweise das Lösungsmittel
vor der Vulkanisation durch Trocknen entfernt wird.
-
So kann man z. B. den aus Kautschukmilch erhaltenen Kautschuküberzug
auf dem Gewebe mit Z,inkstearat bestäuben und mit Tetrachlorkohlenstoff behandeln,
um seine einzelnen Kügelchen bzw. Aggregate zum Quellen zu bringen und zu erweichen,
worauf die so behandelte Oberfläche unter einem Schabemesser entlang bewegt wird,
welches die Oberfläche des Kautschukfilms scharrt oder narbt und einen mikroslIpischen
Kreppeffekt auf der Oberfläche des Films erzeugt. Danach kann der so behandelte
Film nach dem Trocknen vulkanisiert und mit Schwefelchlorür und Brom behandelt werden,
um ihn zu härten und ihm eine gewünschte Schlupffähigkeit zu erteilen und ihn leicht
abziehbar von anderen Stoffen zu machen.
-
Eine in bekannter Weise hergestellte Kautschukmilchmischung kann auf
Gewebe verschiedener Arten aufgebracht werden, und zwar mittels eines Streichmessers,
um auf dem Gewebe einen Grundüberzug anzubringen.
-
Man kann eine Kautschukmilch mit einem Gehalt an Vulkanisierungsmitteln,
eine vulkanisierte Kautschukmilch oder eine Kautschukmilch ohne Vulkanisierungsmittel
verwenden.
-
Der abgesetzte und getrocknete Film auf der einen Seite eines nur
einseitig überzogenen Materials oder auf einer der beiden Seiten eines beiderseitig
überzogenen Materials kann in der folgenden Weise behandelt werden, um eine gefällige
Oberfläche zu erzeugen. Der getrocknete, aus der wässerigen Kautschukdispersion
niedergeschlagene Überzug wird mit einem Schwermetallsalz einer Fettsäure, wie Zinkstearat,
bestäubt und danach mit einem organischen Lösungsmittel, in dem das Salz gelöst
ist, behandelt. Wenn das Gewebe beiderseitigen Überzug hat, kann das Zinkstearat
auf die eine mit einem Überzug versehene Fläche aufgestäubt werden, bevor die andere
Fläche überzogen wird. Dann kann die zweite Fläche bestäubt oder sonstwie behandelt
werden, nachdem der endgültige Überzug auf ihr getrocknet ist. Natürlich kann die
Behandlung mit Zinkstearat auf beiden Seiten erfolgen, nachdem beide Kautschuküberzüge
aufgebracht sind. Danach wird der mit Zinkstearat behandelte Film mit einem Lösungsmittel
behandelt,. indem man das überzogene Gewebe durch eine Streichmaschine hindurchfährt
und mit einem organischen Lösungsmittel, wie Tetrachlorkohlenstoff, bestreicht.
Es können eine oder mehrere Auftragungen des Lösungsmittels in dieser Weise erfolgen.
Die Behandlung mit Lösungsmitteln läßt die Teilchenstruktur dadurch hervortreten,
daß sie die einzelnen Teilchen zum Quellen bringt und erweicht. Das Gewebe, dessen
Kautschukfilm in der vorstehend angegebenen Weise erweicht ist, wird nun vor dem
Trocknen unter einem Schabemesser hergeführt, und dadurch wird ein mikroskopischer
oberflächlicher Kreppeffekt durch diese schrammende Einwirkung auf die aufgequollenen
Teilchen und eine ausgeprägte Mattsatinappretur des fertigen Materials erzeugt.
Nunmehr kann man vor der Schlußbehandlung mit Schwefelchlorür und Brom die Vulkanisation
in Wasserdampf oder durch loses Aufhängen in einem offenen Erhitzer in bekannter
Weise stattfinden lassen.
-
Die in Aljsführung der Erfindung erzeugte Gewebebahn besitzt eine
zähe und abnutzungsfeste Oberflächenschicht aus kornfreiem Kautschuk, der in die
Unebenheiten und Lücken des Stoffgewebes einsinkt, so daß die ganze Oberflächenschicht
mehr oder weniger unregelmäßige Umrisse zeigt und allgemein der Linienführung des
Gewebes folgt, anstatt die Unregelmäßigkeiten des Gewebes vollständig auszufüllen
und eine im wesentlichen ebene und glatte Fläche zu erzeugen, wie es bei kalanderten
oder durch Ausstreichen von Kautschukzement erzeugten Waren der Fall ist. Außerdem
hat der in der beschriebenen Weise aus Kautschukmilch aufgebrachte Kautschuk eine
ausgeprägte durchscheinende Beschaffenheit, wenn die Masse nicht mit Pigment versetzt
ist. Diesem Kautschuk kann eine matte Satinappretur
gegeben. werden;
er kann ferner gehärtet und so hergerichtet werden, daß er in einzigartiger Weise
ein leicht knisterndes Anfühlen zeigt, das den Eindruck von Sub; stanz und Körper
vermittelt. Dem Stoffs kann ferner der erforderliche, für Bekleidungsstücke sehr
wichtige Schlupf verliehen werden. Die Außenflächen der Überzüge wechseln in ihrer
Umrißform je nach der Anzahl der einzelnen Auftragungen, nach der besonderen angewendeten
Masse und nach dem Gewicht und den Eigenschaften des Gewebes, auf das die Kautschuküberzüge
aufgetragen werden.