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Caseinlederdeckfarben Als Ausgangsmaterial zur Herstellung plastischer
Massen und Schichten werden in großem Umfange Eiweißstoffe, wie Casein, Blut und
.ähnliches, allein oder in Mischung mit anderen Substanzen, wie z. B. Harzen, verwandt.
Die in Wasser oder Alkalien löslichen Eiweißstoffe werden durch Formaldehyd oder
ähnliche, sich mit Eiweiß kondensierende Chemikalien gehärtet, d. h. in wasserunlösliche
Form gebracht.- Für die Erzielung guter mechanischer Eigenschäften dieser Massen
und Schichten. spielen Zusätze von Weicbmachungs-, Plastifizierungs- oder Klärungsmitteln
eine erhebliche Rolle.
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Von besonderer Bedeutung sind die letztgenannten Zusätze bei den sog.
wäßrigen Lederdeckfarben auf Basis von Casein, die im allgemeinen mit Pigmenten
angefärbte Eiweißlösungen darstellen. und nach Zusatz von Glycerin, sulfoniertem
Klauenöl und ähnlichen Weichmachungsmitteln, wie - z. B. Türkischrotöl, zur Herstellung
von elastischen Überzügen auf Leder dienen. Die mit Hilfe der üblichen Türkischrotöle
hergestellten Caseinlederdeckfaxben zeigen jedoch den Nachteil, daß die damit hergestellten
Übierzüge in feuchtem Zustand leicht abgeriebien werden, .so daß auf dem Leder stumpfe
oder sogar farbfreie Flecken entstehen.
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Es wurde nun gefunden, daß diese Nachteile vermieden werden können,
wenn man bei der Herstellung von Caseinlederdeckfarben als Weichmachungsmittel vom
Typ des Türkischrotöls lediglich siolche verwendet, die durch .schwache Sulfonierung
pflanzlicher oder tierischer öle und Fette hergestellt, in Abwesenheit von Salzen
fixer Alkalien aufgearbeitet und mit flüchtigen Basen neutral oder schwach alkalisch
eingestellt sind. Die Herstellung-dieser besonderen Weichmachungsmittel wird in
der Art ausgeführt, d.aß man mit nicht allzu großen Schwefelsäuremengen (etwa ro
bis 40 o/o, berechnet auf das angewandte öl) sulfoniert und bei der Aufarbeitung
dafür Sorge trägt, daß keine Salze fixer Alkalien in das als Weichmachungsmittel
anzuwendende Produkt Eingang finden. Dies geschieht dadurch, d,aß der Waschprozeß
in Abwesenheit von Alkalisalzen erfolgt und daß für die Einstellung auf neutral
bis schwach alkalische Reaktion flüchtige Basen, wie z. B. Ammoniak und Methylamin,
angewandt werden. Während der obergenannte Sulfonierungsgrad noch im Rahmen der
üblichen Sulfonierungen liegt, besteht das wesentliche Moment der Erfindung in der
Ver--,vendung der speziell auf die oben beschriebene Weise hergestellten und aufgearbeiteten
aschefreien Türkischrotöle. In dieser Bezieh@ung unterscheiden. sich die hier verwendeten
Weichmachungsmittel von den vorbekannten Weichmachungsmitteln, da in der Regel
solche
Türkischrotöle angewandt wurden, die nach. der Sinfonierang mit fixen Alkalien auf
den gewünschten Tier eingestellt sind. Die an sich bekannten, mit Ammoniak neutralisierten
Türkischrotöle als Weichma,chungsmittel zu verwenden, lag bisher keine Verr, anlassung
vor, da dieselben einerseits betuir, sind als die mit fixen Alkalien eingestellten.
Türkischrotöle und andererseits der hierdurch erzielte Effekt der besseren Wasserechtheit
nicht voraussehbar war. Es kommt hinzu; daß die unter der Bezeichnung »mit Ammoniak
neutralisierte Türkischroföle<< im Handel befindlichen Produkte in der Regel
nicht den oben gestellten Anforderungen hinsichtlich Aschefreiheit genügen. In einem
Fall sind auch bereits Caseinappreturen vorgeschlagen worden, welche u. a. Labca.sein,
Salmiakgeist und als Weichmacher neben Türkischrotöl noch die vierfache Menge Glyko
e @enthalten. Obwohl als alkalisches Mittel lediglich Salmiakgeist .angegeben ist,
ist in der genannten Literaturstelle nichts über Herstellung und Eigenschaften des
angewandten Türkischrotöls ausgesagt. "Es kommt hinzu, daß infolge der Anwesenheit
der großen Menge der wasserempfindlichen Glykose ein Stabilisierungseffekt in diesem
Fall selbst dann nicht beobachtet werden komlte, wenn ein mit Ammioniak. eingestelltes
und aschefneies Türkischrotöl angewandt wurde. Aus diesem Grunde sollen auch gemäß
vorliegender Erfindung die speziellen Weichmachungsmittel allein angewandt werden,
da sonst der @erzielte E.ffiekt evtl. illusorisch werden kann, mindestens aber mit
steigenden Zusätzen der üblichen Weichhalter abnimmt.
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Die Verwendung der besonderen Weichmachu:agsmittel gemäß vorliegender
Erfindung ergibt eine bedeutende Verbesserung gegenüber den die bisher üblichen
Weichmachungsmittel enthaltenden Caseinlederdeckfarben hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit
der damit hergestellten Überzüge auf Lieder gegen Reiben in feuchtem oder nassem
Zustand.
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Da die Menge der in Caseinlederdeckfarben verwendeten Weichmachungsmittel
im Verhältnis zu der des verwendeten Caseins gewöhnlich recht groß ist, ist es nicht
er£orderlich, daß ,auch die Auflösung des Caseins mittels flüchtiger Basen,- wie
z. B. Ammoniak, erfolgt. Es kann also kaustisches Alkali, Borax oder Trinatriumpho.sphat
zur Auflösung verwendet werden, jedoch sind die mit den Caseinlederdeckfarben gemäß
der vorliegenden Erfindung erreichbaren Vorteile besonders ausgeprägt, wenn nur
wenig oder gar keine Alkaliverbindungen zur Auflösung des "Caseins benutzt werden.
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Beispiel Im folgenden wird zunächst die an sich ;.bekannte Herstellung
eines sulfoni#ert#n Rizinusöls beschrieben, welches in Abwesenheit ,von Salzen fixer
Alkalien aufgearbeitet und allein mit flüchtigen Basen eingestellt ist.
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Rizinusöl wird mit 15 % seines Gewichtes an konzentrierter Schwefelsäure
in an sich bekannter Weise bei gewöhnlicher Temperatur sulfoniert. Die überschüssige
Schwefelsäure wird mit Wasser ausgewaschen; das Abtrennen des Öles kann durch Zugabe
von Ammonsulfat unterstützt werden. Das klare, abgeschiedene Öl wird mit Ammoniak
auf den gewünschten, schwach alkalischen Titer eingestellt.
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Die 5o%ige Lösung stellt ein klares, schwach gefärbtes öl dar, das
sich bei gewöhnlicher Temperatur in Wasser klar löst.
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Die 5 %ige Lösung hat einten PH-Wert von etwa 8,5; wird sie mit verdünnter
Essigsälxre auf PH = 7 gestellt, so tritt Trübung ein, -bei PH = 5,2 erfolgt
Ausfällung.
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Eine. wertvolle Caseinlederdeckfarbe wird folgendermaßen erhalten:
io Gewichtsteile Casein werden mit 1,5 Gewichtsteilen ao0,'oigem, wäßrigem Ammoniak,
27 Gewichtsteilen Eisenoxydbraun, z Gewichtsteilen Indanthrenblau GCD (S
.c h u 1 t z, Farbstofftabellen, 6. Auflage, 1931, Nr.123q.), 2o Gewichtsteilen
der oben beschriebenen 5ö%-igen Lösung, 2 Gewichtsteilen Phenol und 935 Gewichtsteilen
Wasser verarbeitet. Die erhaltene Deckfaxbe wird in üblicher Weise aufgetragen oder
aufgespritzt und dann durch überziehen mit einer nicht pigmnentierben, formaldehydhaltigen
Eiweißappretur gehärtet und den üblichen mechanischen Behandlungen unterworfen.