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Verfahren zum Drucken mit hochaufgequollenen Chromatgelatinereliefs,
die durch Belichten unter einem Positiv erhalten wurden Der große Vorteil des Kombinationsgummidruckes
besteht darin, daß das Bild aus mehreren Chromatgummifarbschichten aufgebaut wird;
deren Lichtempfindlichkeit und Farbkraft jeweils verschieden ist, wodurch die Wirkung
des Bildes ganz der künstlerischen Absicht angepaßt werden kann. Diese Art der Bildgestaltung
ist durch vorliegende Erfindung weitaus einfacher und schneller verwirklicht.
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Auf der Eigenschaft hochgequollener Chromatgelatinereliefs, die Bildelemente
in ganz verschiedener Höhenlage zu enthalten, konnte ein derartiges mehrfaches Druckverfahren
aufgebaut werden. Wird nämlich vom Positiv aus (photographisches Diapositiv oder
durchscheinende Zeichnung) auf .starke Chromatgelatineschichten kopiert und diese
in kaltem Wasser zur Aufquell.ung gebracht, so entstehen ausgeprägte Reliefs, die
die Schatten des Bildes in höchster Höhe, die Mitteltöne in tieferer Lage und die
Lichter am tiefsten enthalten. Durch diese Höhenunterschiede der Bildstellen ist
es möglich, zunächst den hochliegenden Schatten allein Farbe zu geben und nur diese
ein oder mehrere Male bis zu gewünschter Kraft auf denselben Papierbogen abzudrucken,
wobei die Anpressung des Bogens an das Relief nur eine leichte zu sein braucht.
Man kann aber auch alle Stellen der Schicht anfärben mit lichter oder etwas kräftigerer
Farbe und diese mit etwas kräftigerem Anpressen des gleichen Papierbogens gegen
die Reliefdruckplatte drucken, wobei das Papier tiefer in die Quellischicht dringt
und idie Mitteltöne auf den Schattendruck aufgedruckt werden. In solcher Vereinigung
beider Druckarten, dem leichten Anpressen bei starker Farbe und dem stärkeren Anpressen
mit lichteren Farben, besteht der große Vorteil, das Bild ganz wie beim Kombinationsgummidruck
künstlerisch aufbauen zu können. Auch lassen sich diese getrennt zu druckenden Schatten
und Mitteltondrucke verschiedenfarbig vereinigen.
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Bei der Verwendung von unter einem Positiv belichteten O_uellr eliefs
für dieses Druckverfahren hat sich herausgestellt, daß das Einfärben mit jeder Art
von Farbe (Öl, Fett, Aquarell, Tempera usw.) vorgenommen werden kann, also sowohl
Öl- wie Wasserfarben, da nicht wie beim Lichtdruck nur die belichteten und gehärteten
Chromatgelatineschichtenteile die Ölfarbe -annehmen. Alle Stellen des Reliefs nehmen
die Farbe an, und diese haftet nur durch die Kraft des Bindemittels. Diese ist aber
sehr viel geringer als die Adhäsion gehärteter Chromatgelatine gegenüber Ölfarbe.
Dadurch ist es möglich, den Abdruck des Duellreliefs mit jeder Farbe schon durch
den leichten Druck der Handfläche auf der Rückseite des Druckbogens zu vollziehen.
Dabei sind gerade die Schattenstellen, die die meiste Farbe benötigen, auf
dem
Duellrelief. am höchsten gelegen, nehmen die Farbe am leichtesten an und geben sie
auch am leichtesten ab. Beim Lichtdruck ist es gerade .umgekehrt, da in dem möglichst
flach zu haltenden Relief die Schatten am tiefsten liegen und die Farbe (Öl oder
Fett) fest ansaugen und nur starker maschineller Pressendruck den Druck bewältigen
kann. Wenn also schon im Handdruck die unter einem Positiv belichteten Duellreliefs
druckfähig sind, so ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß für größere Auflagen eine
Maschine benutzt werden kann, nur muß die Einrichtung derselben diesem Verfahren
angepaßt sein, also die Farbgebung entsprechend verändert werden können, z. B. durch
Regeln der Anpressung von harten und weichen Walzen. Vorteilhaft ist es auch; däß
die Drucke vom Duellrelief, das unter einem Positiv belichtet ist; unmittelbar seitenrichtig
sind. Eine Zeichnung auf durchscheinendemPapier kann also unmittelbar kopiert und
in ursprünglicher Größe seitenrichtig vom Duellrelief gedruckt werden.
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Zur Ausführung des Verfahrens werden auf festen Unterlagen (Glas,
Metall usw.) dicke Gelatineschichten aufgegossen. Diese Gußschicht besteht aus einer
warmen, io bis 30 °% wässerigen Gelatinelösung, der etwas Glycerin je nach der Feuchtigkeit
der Luft zugesetzt ist. Als weitere Zusätze können feiner Gips, gebrannt oder ungebrannt,
sowie Kreide usw. dienen, welche Zusätze die Gelatine weiß anfärben, was für die
genaue Erkennung der Einfärbung von Vorteil ist. Statt der direkten Zusätze weißer
Pulver kann auch innerhalb der Gelatine eine weiße Trübung dadurch erzielt werden,
daß in der gelösten Gelatine Fällungen von weißen Niederschlägen erzeugt werden,
z. B. Bariumsulfät durch Natriumsulfat und Chlorbarium, wodurch milchige Emulsionen:
entstehen. Um ein Festhaften der getrockneten Gelatineschicht zu begünstigen, ist
eine Vorbehandlung der Glas- oder Metalloberfläche mit einer Eiweiß-Wasserglas-Mischung
vorzunehmen. Diese besteht aus 1 5 g Albumin, 6 g konzentrierter Wasserglaslösung
und 12 ccm Wasser und wird mittels Leinenläppchen auf der Oberfläche gleichmäßig
aufgebracht. Die warme, blasenfreie Gelatinemnischung wird -dann auf die vorbehandelte,
horizontal gelagerte Plätte aufgegossen. Die Dicke der aufzugießenden Schicht richtet
sich nach der feineren oder gröberen Zeichnung des Positivs. Im Durchschnitt ist
für eine i9/25-cm-Platte das Quantum von i2o ccm einer: 2o°/oigen Gelatinelösung
ausreichend. Das Trocknen findet bei gewöhnlicher Temperatur statt, so daß keine
korn-Bildung erfolgt. Nach etwa, 2 Tagen ist die Plätte trocken; sie wird nun 5
Minuten lang in einer 5 °/oigen Kalium- oder Ammoniumbichromatlösung gebadet und
in einem dunklen Raum. getrocknet. Sie ist nun zum Kopieren bereit. Das Positiv
oder die Zeichnung wird mit Klebestreifen auf die festgelegte Scheibe des Kopierrahmens
angeklebt und die Platte mit der Schicht gegen das Positiv so eingelegt, daß zwei
Eckseiten der Platte fest gegen die zwei Eckseiten des Rahmens stoßen. Man kann
dann während des Kopierens nachsehen, indem man im dunkleren Zimmer die Platte abhebt
und gegen helles Papier hält. Es muß ein braunes, gut sichtbares Bild in negativer
Form mit allen Tönen kopiert sein. Dunkle Positive und kräftige Zeichnungen können.
unmittelbar in der Sonne bei steilern Ruffall der Strahlen kopiert werden, zarte
hingegen in zerstreutem Licht. Nach dem Kopieren kommt die Platte in eine Schale
mit kaltem Wasser, worin sie langsam aufquillt. Das höchste Relief ist erst nach
einigen Stunden erreicht. Am besten läßt man sie über Nacht im Wasser. Zum Umdruck
wird sie völlig abgetrocknet und auf ein Reißbrett gelegt und durch breite Holzleisten
auf allen Seiten befestigt. Ein Papierbogen "größer als die Platte wird mit Heftzwecken
an seiner linken Seite befestigt, so daß er auf die Platte geklappt und wieder linksseitig
umgelegt -werden kann. Es wird nun die Platte eingefärbt. Die Schatten mögen zuerst
gedruckt werden. Da diese am höchsten liegen, kann ihnen sehr leicht Farbe gegeben
werden, indem man bei Öl- oder Fettfarbe eine harte Kautschuk-oder Leimwalze kräftig
einfärbt und mit ganz leichtem Druck über das Relief rollt. Man legt dann den Druckbogen
auf das Relief und fährt mit der Handfläche gleichmäßig über die Rückseite des Bogens.
Nach Umlegen des Bogens sehen wir bereits ein Schattenbild, das in seiner Kraft
durch mehrmalges Einwalzen des Reliefs und Umdrucken auf den Bogen gesteigert werden
kann. Statt einer Walze lassen sich auch flache Tampons, die mit mehrfachem Leinen
glatt überzogen sind, verwenden, die eingefärbt auf das Relief leicht aufgedrückt
werden.. Besonders bei i Benutzung von Aquarell-* und Temperafarben sind diese Tampons
vorteilhaft.
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Um nun dem Bilde die Mittel töne zugeben, muß das Relief mit zarter
Farbe bis fast zu den tiefsten Stellen eingefärbt werden. Die Platte wird zuvor
gut gereinigt, mit Wasser bei Wasserfarben, mit Terpentin und Wasser bei Ölfarben.
Nun wird für Öl- und Fettfarben eine weiche Kautschuk- oder Leimwalze benutzt, diese
mit lichter Farbe, gegebe,nenfalfs rnit- Weißzusatz, eingefärbt und unter stärkerem
Druck über das Relief gerollt,
,dann der Druck auf den Papierbogen
mit stärkerer Pressung der Handfläche oder des Handballens vollzogen. Auch dieser
Mitteltorndruck wird öfter wiederholt; bis alle Töne ganz nach Wunsch im Bild erscheinen,
wobei an einzelnen Stellen auch durch Druck der Fingerspitze auf der Rückleite des
Papiers nachgeholfen werden kann. Bei umgelegtem Bogen läßt sich die Entstehung
des Bildes genau verfolgen und so jede Phase des mehrfachen Druckes ganz nach eigenem
Ermessen verändern. Statt der weichen Walze läßt sich auch durch weiche Pinsel die
Farbe bis zur Tiefe des Reliefs bringen. Auch flache Tampons mit Plüsch bezogen
sind geeignet, um die Farbe durch die kurzen Haare bis in die Tiefe des Reliefs
zu bringen. Zum Schluß wird noch einmal ein Schattendruck dem Bilde gut tun. Man
kann natürlich auch zuerst mit einigen zarten Mitteltondrucken das Bild aufbauen
und auf .diese dann den Schattendruck mit kräftiger Farbe legen. Auch lassen sich
in verschiedenen Farben diese Drucke vornehmen, z. B. auf einen lichtblauen Mittelton
ein dunkelvioletter Schatten.
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Als Unterlage für die dicke Gelatineschicht dienten nach der Beschreibung
bisher feste Glas- oder Metallplatten u. dgl. Leichte Unterlagen, wie Papier, Celluloid
usw., .sind nicht ohne weiteres brauchbar, da diese sich in feuchtem Zustande rollen
und die starke Schicht mit großer Kraft beim Trocknen sich zusammenzieht. Durch
eine besondere Behandlung hingegen konnten diese Unterlagen trotzdem zur Verwendung
gebracht werden. Wird nämlich eine Papierunterlage auf beiden Seiten mit der gleich
starken Gelatineschicht versehen oder zwei einseitig mit gleicher Schicht bedeckte
Papiere zusammengekittet, so gleicht sich die Kraft des Zusammenziehens und des
Ausdehnens der starken Gelatineschicht völlig aus, und die -Doppelplatte liegt völlig
eben, sowohl in trockenem als auch feuchtem Zustande. Bei photographischen Filmen
hat man auch, um das Rollen zu vermeiden, auf der Rückseite eine Gelatineschicht
aufgebracht, aber hier bleibt diese Schicht unbenutzt. In dem vorliegenden Falle
jedoch entstehen Doppelplatten, die beiderseitig in gleichem Maße zum Druck verwandt
werden können.
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Es ist weder im Lichtdruck noch im Tief-. druck möglich, nur allein
den Schattenstellen Farbe zu geben, da dieselben bei diesen Verfahren in der Druckplatte
zutiefst liegen und jede Einfärbung auch den höher liegenden Mitteltönen und Lichtern
Farbe abgibt. Beim Flachdruck erhalten natürlich alle Stellen immer die gleiche
Färbe. Beim Abdruck des Duellreliefs jedoch, Glas vom Positiv aus belichtet wird,
kann der große Vorteil der alleinigen Verstärkung der Schattenstellen sehr leicht
erreicht werden, da diese Stellen zuhöchst liegen und die Einfärbung nur dieser
Stellen, wie beschrieben, sehr einfach vonstatten geht. Beim Mehrfarbendruck ist
es sogar möglich, von derselben Platte Drucke zu erhalten, die in den Lichtern,
Mitteltönen und Schatten verschiedene Farbtönungen aufweisen, da die Höhenlage des
Reliefs diese verschiedenfarbigen Einfärbungen zuläßt.