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Verfahren zur Herstellung geformter Arzneizubereitungen Bekanntlich
verwendet man seit langem für die Herstellung von in Körperhöhlen einzuführenden
Arzneiformen, wie Suppositorien, Bougies u. a., Grundmassen, wie Fette, z. B. Cacaoöl,
Wachs, Cetaceum, hydrierte Pflanzenfette u. dgl. Da derartige Zubereitungen bei
Körpertemperatur schmelzen sollen, müssen die Grundmassen einen niedrigen Schmelzpunkt
haben, eine Forderung, die mit vielen Nachteilen verbunden ist; so zerfließen die
Massen häufig bei sommerlicher Hitze und Tropentemperatur. Da ferner die Resorption
der Grundmasse sehr langsam erfolgt, besteht die Gefahr, daß ein Teil der geschmolzenen
Masse aus den Körperhöhlen wieder abfließt, wodurch eine genaue Dosierung des Arzneistoffes
unmöglich gemacht wird. Schließlich werden die meisten Fette leicht ranzig und wirken
dann reizend auf die Schleimhäute. Man hat daher seit langem neben Grundmassen aus
Fetten solche aus Lösungen von Gelatine, Agar-Agar u. dgl. in Glycerin und Wasser
im Gebrauch. Aber auch diese Grundmassen zeigen mancherlei Mängel. Sie trocknen
beim Lagern leicht aus, wodurch die Löslichkeit in den Körperhöhlen beeinträchtigt
wird. Da sie einen Nährboden für Schimmelpilze und Bakterien darstellen, sind sie
der Gefahr des Verschimmelns ausgesetzt und bilden einen unerwünschten, u. U. sogar
schädlichen Nährboden für pathogene Bakterien in den Körperhöhlen.
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Versuche, die diesen beiden grundlegende Verfahren anhaftenden Nachteile
zu beseitigen, haben bisher zu keinem praktischen Erfolge geführt. Auch Quellkörper,
welche häufig für in die Harnröhre oder Wundkanäle einzuführende Arzneiformen verwendet
werden, sind nicht frei von Nachteilen. Auch sie härten z. B. beim Lagern aus und
sind dann in den Körperhöhlen nur schwer zerfallbar.
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Es wurde nun gefunden, daß Polyalkylenoxyde und ihre Derivate hervorragende
Grundmassen für die Herstellung von in Körperhöhlen einzuführenden geformten Arzneizubereitungen
darstellen. Im Gegensatz zu den fettigen Grundmassen spielt der Schmelzpunkt der
neuen Grundmassen keine Rolle, da die Auflösung nicht durch einen Schmelzprozeß
erfolgt, sondern durch Auflösung der Arzneiform in dem Sekret der Körperhöhle.
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Die nach dem Verfahren darstellbaren Arzneiformen zeigen ferner folgende
vorteilhaften Eigenschaften: Sie erleiden beim Lagern weder Zersetzung noch Austrocknung.
Sie sind irr festem wie in geschmolzenem Zustand mit den meisten Arzneistoffen ausgezeichnet
mischbar und
verformbar. Die aus ihnen bereiteten Arzneiformen sind
von einwandfreier Festigkeit und Formbeständigkeit. Da die den neuen Arzneiformen
zugrunde liegenden Grundstoffe Wasser- und lipoidlöslich sind, lösen sich die Arzneizubereitungen
in den Körperhöhlen schnell auf und lassen die ihnen einverleibten Arzneistoffe
rasch und völlig zur Resorption gelangen.
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Sie sind physiologisch indifferent, reiz- und geruchlos und vollkommen
tropenbeständig. Infolge der oberflächenaktiven Eigenschaft der Grundmasse wird
ein sehr hoher Verteilungsgrad der inkorporierten Arzneistoffe erreicht.
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Das Verfahren der Erfindung läßt sich sowohl mit Polyalkylenoxyden,
wie Polyäthylenoxyd, als auch mit ihren Derivaten, welche z. B. durch Einwirkung
von Äthylenoxyd auf Rizinusöl, Oleylalkohol u. a. entstehen, ausführen.
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Natürlich kann man für die Herstellung der festen Arzneiformen auch
Mischungen der erwähnten Stoffe verwenden. Ferner lassen sich, je nach dem gewünschten
Zweck, bei der Ausführung des Verfahrens geeignete Hilfskörper und Korrigenzien
verwenden, wie Glycerin, Wasser, geringe Mengen Fett, höhere Kohlenwasserstoffe
u. a.
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Wie weiter gefunden wurde, lassen sich die Polyalky lenoxyde und ihre
Derivate mit gleichem Erfolge für die Herstellung von Pillen, Pastillen u. dgl.
verwenden. Es ist bekannt, daß derartige nach den bekannten Verfahren hergestellte
Arzneiformen beim Lagern oft stark aushärten und dann im Magen und Darm nur noch
langsam oder ungenügend zerfallen. Das gleiche gilt auch für Tabletten und Dragees.
Wie eingehende Versuche gezeigt haben, gelingt es nach dem neuen Verfahren, per
os einzuführende Arzneiformen herzustellen, welche die erwähnten Mängel nicht aufweisen.
Auch hier läßt sich das Verfahren mit den verschiedensten Abkömmlingen der Polyalkylenoxyde
durchführen. Auch können die verschiedensten Hilfsstoffe dabei Verwendung finden.
Beispiele |
i. Morphiumsuppositorien. |
Morphiumhydrochlorid ... o,5 Teile, |
Polyäthylenoxyd, reinst, ge- |
bleicht ......... ..... 227 - , |
Kondensationsprodukt aus |
Äthylenoxyd und Ricinol- |
säure ................ 22,3 - , |
Wasser ................ 22,2 - |
Kondensationsprodukt aus Äthylenoxy d und Ricinolsäure sowie das Wasser werden zusammengerührt.
Das Morphium wird mit dieser Mischung angeschlämmt, dann das vorher im Dampfbad
geschmolzene Polväthlenoxyd hinzugerührt. Das Ganze wird in' üblicher Weise in Suppositorienhohlformen
gegossen und erkalten gelassen.
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2. Suppositorien aus Dimethvlaminophenyldimethylpyrazolon, phenyldimethylpyrazolonmethylaminomethansulfosaurem
Natrium und Urethan.
Dimethylaminophenyl- |
dimethylpvrazolon ....... .1o Teile, |
phenyldimethylpyrazolon- |
methylaminomethansulfo- |
saures Natrium ..... ... 6o - , |
Urethan .... .. ....... 45 - , |
Polyäthylenoxyd, reinst, ge- |
bleicht ... . . . . . ....... .. 25o - |
Dimethylaminophenyldimethylpyrazolon, phenyldimethylpyrazolonmethylaminomethansulfosaures
Natrium und Urethan werden zunächst unter Umrühren im Dampfbad zusammengeschmolzen,
dann mit dem vorher durch Erwärmen im Dampfbad verflüssigten Polyäthylenoxyd verrührt.
Das Ganze wird in üblicher Weise in Suppositorienhohlformen gegossen und erkalten
gelassen.
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3. Stäbchen mit der Verbindung von Gelatose mit Silbernitrat.
Verbindung aus Gelatose |
mit Silbernitrat ....... o,25 Teile, |
Polyäthylenoxyd, reinst, ge- |
bleicht ...... . ..... 42 - |
Kondensationsprodukt aus |
Äthylenoxyd und Ricinol- |
säure ................ 4 - , |
Wasser ................ 4 - . |
Die Masse wird, wie unter Beispiel i beschrieben, hergestellt und in Stäbchenbohlformen
ausgegossen.
4. Papaverinpastillen. |
Papaverinhydrochlorid ...... 4 Teile, |
Polyäthylenoxyd, reinst, ge- |
bleicht.................. 33 - , |
Glycerin .................. 3 - . |
Das Papaverin wird mit dem Glycerin angeschlämmt, dann das durch Erwärmen im Dampfbad
verflüssigte Polyäthylenoxyd hinzugerührt. Die Masse wird entweder in Hohlformen
gegossen und erkalten gelassen oder auf einer Glasplatte o. dgl. ausgegossen, wo
man sie erstarren läßt und aus ihr Pastillen sticht.
5. Coffeinphenyläthylmalonylharnstoffpillen. |
Coffein . . . . . . . . . . . . . . . . 2,5 Teile, |
Phenyläthylmalonylharnstoff 5 - , |
Polyäthylenoxyd, reinst, ge- |
bleicht ..... « .......... 15 - , |
Zuckersirup .............. 5 - |
Der Phenyläthylmalonylharnstoff und das Coffein werden. mit dem
vorher gepulverten Polyäthylenoxyd gemischt und die Mischung mit dem Zuckersirup
zu einer plastischen Masse angeknetet. Aus dieser Massee werden in üblicher Weise
Pillen geformt.