DE6445C - Lehrgerüst für Abzugskanäle - Google Patents
Lehrgerüst für AbzugskanäleInfo
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Description
1878.
Klasse 85.
J. CHAILLY in WIEN. Lehrgerüst für Abzugskanäle.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 3. December 1878 ab.
Dieser Apparat ist, wie auf der beiliegenden Zeichnung dargestellt, in zweierlei Weise, je
nach seinen speciellen Verwendungszwecken, auszuführen, und zwar, besteht zunächst der Apparat,
No. I aus einem Rohre, dessen äufsere Mantelfläche die innere Mantelfläche des zu
bauenden Kanales darstellt. Dieses Rohr ist seiner Länge nach in sechs oder mehrere Theile
bezw. Schalstücke zerschnitten, und zwar dergestalt, dafs die Theilungsebenen gleich breit
bleibende Seitenstreifen ausschneiden und nur das unterste Schal- oder Sohlenstück und das
oberste Schal- oder Gewölbstück keilförmig gestaltet sind. Das obere keilförmige Gewölbschalstück
mufs im ganzen schmäler als der Halbkreis des Gewölbes sein, damit sich dasselbe
seiner Zeit ohne Zwang und Zeitverlust von der Betonmasse loslösen läfst. Sämmtliche
Schalstücke sitzen in glatten Lagerfugen auf einander und ist das aus denselben gebildete
Rohr, wie in der Zeichnung zu ersehen ist, an seinem vorderen und hinteren Ende etwas nach
innen abgerundet oder zusammengezogen, so dafs sich dessen Querschnitte an diesen Stellen
um etwas verkleinern, um dasselbe vorn in eitlen Lehrring G und hinten in den fertigen
Kanaltheil leichter hinein bringen zu können; gleichzeitig aber auch um zu ermöglichen, dafs
man mit diesem Rohre auch schwach gekrümmte Kanäle herstellen kann. Die Seitenschalstücke
stecken vorn mittelst konischer Zapfen in den vorspringenden Lappen w des Lehrrings G.
Das Sohlenschalstück ist mit zwei Keilen m im Lehrring G befestigt. Dieser schliefst die auf
gewisse Längen einzubringende Masse gegen Ort dergestalt ab, dafs jedes neu anzufertigende
Stück Kanal mit dem letzt angefertigten falzartig verbunden wird. Ist ein solches Kanalstück
fertig geworden, so wird vorerst das Sohlenschalstück mittelst der Zugschraube n,
indem deren Mutter gegen eine an der Aufsenseite des Lehrringes, angebrachte Eisenschiene 0
wirkt, gelüftet. Selbstverständlich ist hierbei dasselbe zuvor durch Entfernung der beiden
Keile m von dem Lehrring G zu lösen. Nachdem das Sohlenstück gelüftet ist, wird der Lehrring
G durch die Schlüsselschrauben p, deren Muttern in die an demselben befindlichen Lappen
eingeschnitten sind, oder auch auf andere Weise, abgedrückt, nun eine Baulänge weiter
vorgesetzt, in die richtige Stellung gebracht, und seitlich mittelst gegen das Erdreich eingetriebener
Holzkeile in dieser festgehalten. Zur Richtigstellung des Lehrringes dienen die beiden
Keile m und es sind auch an demselben oben und unten je ein mit Rifsmarken versehenes
Winkelstück / angebracht. Vom Mittelrifs des oberen Winkelstückes hängt ein Semkel k herab,
dessen Einspielung in den Mittelrifs des unteren Winkelstückes die Verticaleinstellung des Lehrringes
ergiebt. Da der Lehrring stets normal oder rechtwinklig zu der Kanalnivelette stehen
mufs, so würde seine Ebene nur bei horizontallaufenden Kanälen lothrecht zu stehen kommen.
Die Kanäle haben jedoch in der Regel ein gröfseres oder kleineres Gefalle, und da dieselben
gewöhnlich von unten nach oben erbaut werden, so wird bei der vorbeschriebenen Manipulation
der Lehrring immer um eine gewisse Länge gleich R i oben überhängen. Hierbei
bedeutet i die Tangente des Neigungswinkels des Kanales zur Horizontalebene und R die
Höhe des Lehrringes, d. i. die Entfernung / des oberen vom unteren Winkelstück.
Diese Länge R i wird auf dem unteren Winkelstück markirt und der Lehrring so gestellt,
dafs der Semkel k in diese Markirung einspielt. Die obere Fläche des unteren Winkelstückes
fällt mit der Verlängerung der Kanalsohle zusammen und dient gleichzeitig zur Aufstellung
einer Visirstarige, welche in Uebereinstimmung mit zwei vor und hinter der im Bau
begriffenen Kanalstrecke aufgestellten festen Visiren die richtige Höhenstellung des Lehrringes
angiebt. Die richtige Stellung desselben nach der Längenrichtung des Kanales erfolgt
mittelst einer in dieser oberhalb desselben gezogenen Schnur, von welcher auf die Marke
des oberen Winkelstückes / herabgelothet wird.
Das Sohlenschalstück wird nun, nachdem es vorher gelüftet wurde, aus dem fertigen Kanalstück
herausgezogen, vorn mittelst der zwei Keile;» in dem Lehrring G befestigt und hinten
gegen die einstweilen in ihrer Lage verbleibenden übrigen Schalstücke mit zwei Keilen q
festgekeilt. Um das Herabfallen der zwei Seitenschalstücke, welche auf dem Sohlstück
lagen, bei Herausziehen desselben zu verhüten, sind die Keilspreizen S zwischen die Hülsen
der Langstücke h eingetrieben, überdies liegen
sie mittelst der langen Stücke h auch auf den hinteren Wagen auf. Nachdem nun, wie beschrieben,
das Sohlenschalstück vorn und hinten mittelst der Keile m und q befestigt ist, wird
die Masse mit gebogenen Hämmern H zwischen das Erdreich und das Sohlenschalstück festgestampft
und mit zum Kanalquerschnitt radialen Lagerfugen abgeglichen, womit der Sohlenstein
beendet ist. Es erfolgt hierauf die Anfertigung der auf beide Seiten des Sohlsteines kommenden
Wände, indem man die untersten Schalstücke von den Keilspreizen S und den Keilen q befreit,
diese Schalstücke herauszieht und mit ihren vorderen Enden mittelst konischer Zapfen
an den Lehrring G steckt, und die hinteren Enden derselben durch die zwei Keile q, wie
vorher beim Sohlenstück, gegen die nächst oberen Seitenschalstücke festkeilt und ebenso
die Keilspreizen S antreibt. Hierauf geschieht das Einbringen der Masse wieder wie vorbeschrieben,
nur mit dem Unterschiede, dafs man nun zum Feststampfen der Masse krumme Stämpfel H' benutzt.
Zur Vollendung der Baulänge wird mit dem Herausziehen und Befestigen der nun weiter
folgenden Schalstücke sowie herzustellenden Kanalwandungen in gleicher Weise fortgefahren.
Das obere Gewölbe wird hierbei mittelst Richtscheit abgeglichen, indem dasselbe gegen Ort
auf den Lehrring G und hinten auf das Gewölbe des fertigen Kanales aufzuliegen kommt.
Die Langstücke h mit den Keilspreizen ,S und S
dienen zugleich als Ueberbau für die Fufsböden, auf welchen die Arbeiter stehen und die Masse
abgesetzt werden können.
Bei dem Herausziehen des Gewölbschalstückes folgt diesem zugleich der mit breitspurigem
Rade versehene Wagen, da derselbe durch die beiden AVinkelarme r daran befestigt ist. Diese
letzteren gestatten dem Gewölbschalstück während des Vorziehens des Wagens eine geringe
Senkung und ebenso eine successive Hebung desselben, wenn es wieder auf den Lehrring
aufzuliegen kommt. Die gesammte Schalung bezw. das Rohr ist aus praktischen Gründen
an seinem hinteren Ende um etwa 3 mm niedriger, als vorn, damit der zuletzt gezogene
Gewölbschalschlufs beim Herausziehen nicht an das fertige Kanalgewölbe streife oder dieses
beschädige und überhaupt gestatte, dafs derselbe leicht und ohne Zeitverlust herausgezogen
werden kann; sollte es übrigens aber nothwendig sein,- so kann das Gewölbschalstück
hinten durch Keile in die Lagerfugen um diese Differenz gehoben werden.
Wie aus der Zeichnung zu ersehen ist, hat der Wagen oberhalb ein Auflager für das
Stück v, welches mit dem Gewölbschalstück fest verbunden ist, seitwärts ist derselbe mit je
zwei Auflagen für die Langstücke h versehen; letztere sind nach innen geneigt, damit die
Seitenschalstücke nach ihrer Lösung und während des Ziehens derselben sich von der fertigen
Kanalwand entfernen und dieselbe nicht durch Anstreifen beschädigen können. Der Wagen selbst ist durch Lösung der Schrauben t
und Herausnahme seiner unteren Theile aus der Radaxe, sowie durch Lösung der zwei
Schrauben u in Theilen auseinanderzunehmen, welche bei Beginn des Baues einzeln durch die
Schalung hindurch nach hinten getragen und daselbst wieder zusammengesetzt werden.
Bei Beginn des Kanalbaues bezw. des ersten Kanalstückes sind sämmtliche Schalstücke auf
beiden Enden in je einen Lehrring befestigt, von denen jedoch der hintere bei Herstellung
des folgenden Kanalstückes nicht mehr benöthigt wird. Die langen Verbindungsstücke h
können innerhalb ihrer Hülsen S hin- und hergeschoben werden. Bei Ausführung von Kanalkrümmungen
müssen die Langstücke h entweder ganz herausgenommen oder durch kürzere ersetzt werden, so dafs diese letzteren
zwar nach Beendigung eines Kanalstückes auf dem Wagen aufliegen, nicht aber wenn sie gezogen
sind. Damit der Wagen in diesem Falle nach dem Ziehen der Gewölbschalung dann beim Weiterbau die längeren Verbindungsstücke
h wieder leicht aufnehmen kann, sind deren hintere Enden etwas zugespitzt und abgerundet.
Wenn sämmtliche Schalstücke sich in ihrer richtigen Lage befinden, so liegen die
Langstücke h nicht auf dem Wagen auf, sondern hängen frei über deren Auflagern.
Will man die Masse aus ökonomischer Rücksicht in zweierlei Qualität verwenden, d. h. die
innere Kanalwandung aus besserer Masse als die äufsere herstellen, so werden diese Wandungen,
wie die punktirten Linien χ angeben, in folgender Weise ausgeführt: Ehe das Sohlenschalstück
gezogen wird, stampft man vorerst die geringere Betonmasse fest und gleicht sie,
wie punktirt angegeben, ab; hierauf wird das Sohlenschalstück gezogen und die bessere Masse
mittelst der krummen Hammer H eingestampft. Für Anfertigung der Seitenwände werden keilförmige
Holzstücke entsprechend eingelegt, und die äufsere Masse festgestampft, dann nach
Herausnahme dieser Holzstücke die innere bessere Betonmasse eingebracht und mittelst
der Stampfen H' festgestampft. Sämmtliche Schalstücke, mit Ausnahme des Sohlenstückes,
werden, ehe sie herausgezogen werden, durch Hammerschläge nach der Länge des Kanales
gelöst.
Für schärfere Kanalkrümmungen, welche mit der durch die Zeichnung mit Apparat No. I
bezeichneten Vorrichtung nicht mehr hergestellt werden können, sowie auch für kleinere Kanalbauten
ist die mit Apparat No. II bezeichnete Vorrichtung anzuwenden.
Dieselbe besteht, wie der Apparat No. I, aus einem bezw. zwei Lehrringen und einer Anzahl
Schalstücke; letztere sind jedoch vorn und hinten von gleichen Dimensionen und laufen
daher deren Lagerfugen parallel mit der Kanalnivellete. Für die Kanalkrümmung sind diese
Schalstücke nach dem Halbmesser derselben
entsprechend geformt und gewöhnlich nicht zu lang, damit sie ohne merklichen Fehler auch
für etwas gröfsere oder kleinere Krümmungshalbmesser gebraucht werden können. Das
Sohlenschalstück erhält seine Auflage vorn im Lehrring und hinten im fertigen Kanal bezw.
bei Beginn des Baues in einem zweiten Lehrring; die sichere Lage in beiden aber durch
die Arbeiter, welche während des Einstampfens der Betonmasse darauf stehen. Nach Vollendung
des Sohlensteines werden die zwei unteren Seitenschalstücke eingesetzt und durch
Keilspreizen S gegenseitig verspannt. Auf diese letzteren kommt die Arbeitsbühne α für die
Arbeiter zu liegen, welche, wie bereits beschrieben, das Einstampfen der Betonmasse besorgen.
In gleicher Weise werden die folgenden Seitenschalstücke eingesetzt und verspannt, das
Gewölbschalstück aber ohne weiteres aufgesetzt. Die sämmtlichen Schalstücke sind von Holz
oder einem anderen hierzu geeigneten Material; hölzerne werden am besten mit Blech überzogen,
um sie vor allzuschneller Abnutzung zu schützen.
Ist ein Stück Kanal beendet, so werden die Keilspreizen S entfernt, und zwar bei kleineren
Kanälen durch einen seitlichen Stofs mittelst einer Stange; dieselben sind deshalb an ihren
Hirnenden abgerundet, wie die Zeichnung zeigt, um diesem Stofse leicht nachgeben zu können.
Bei diesem Einstofsen und nachdem man die untersten Seitenschalstücke gelöst hat, fällt die
ganze Form vermöge ihres Fugenschnittes zusammen. Die einzelnen Formstücke werden
dann in die Nähe oder am besten auf den fertigen Kanal gelegt, bis sie für das nächste
Kanalstück nach und nach wieder gebraucht werden. Im übrigen gilt für die Anwendung
des Apparates II das nämliche Verfahren, wie das erstbeschriebene.
Claims (3)
1. Die Construction und Anwendungsweise eines Lehrgerüstes für Kanalbauten aus
Beton oder ähnlichen Massen, dessen einzelne Schalstücke (die insgesammt die Form
eines dem Kanalquerschnitt entsprechenden Rohres bilden) in ihren Lagerfugen zwar
parallel laufen, gegen die Kanalrichtung aber ihrer Länge nach keilförmig oder schief
geschnitten sind, und daher deren leichteres Herausziehen aus den angefertigten Kanalwandungen
gestatten.
2. Die Befestigung des Sohlenschalstückes an dem Lehrring, und die Vorrichtung zur Lüftung
desselben.
3. Die Anwendung eines Wagens, der als Auflage der Schalstücke dient und an welchem
das Gewölbschalstück befestigt ist, um diesem beim Herausziehen als Unterstützung
zu dienen.
Alles im wesentlichen und zum Zwecke wie vorstehend beschrieben und durch Zeichnung
dargestellt.
Hierzu I Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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