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Vorrichtung zum Anpassen von Oberschenkel- und Unterschenkelhülsen
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Anpassen von Oberschenkel- und Unterschenkelhülsen.
Mit der Erfindung wird bezweckt, daß Anpassen derartiger orthopädischer Teile einfacher,
schneller und sowohl für den Patienten als auch für den Orthopäden bequemer, aber
gleichzeitig vor allem auch genauer als bisher zu ermöglichen und die Mittel hierzu
zu vereinfachen und zu verbilligen.
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Beim Anpassen solcher Hülsen -kommt es darauf an, die besonderen Eigenarten
in den Bewegungen des Patienten beim Stehen und Gehen zu berücksichtigen. Es ist
also beim Anpassen z. B. einer Oberschenkelhülse wichtig, deren Maße unter solchen
Bedingungen vom Gliedstumpf des Patienten abzunehmen, unter denen sich die Hülse
in richtiger, ungezwungener Lage am Gliedstumpf des Patienten befindet, wenn derselbe
sein gesundes Bein frei bewegt und allein auf der Prothese .des kranken Beines steht.
Denn nach solcher richtigen Lage der Hülse zum Gliedstumpf richten sich bekanntlich
die am Schluß des Anpassens abzunehmenden Höhen- und Seitenmaße bezüglich der Lage
der Hülsen. Besonders schwierig für den Patienten ist es, wenn er sein gesundes
Glied bzw. dessen Kraft und Bewegung für andere Zwecke braucht, so daß er darauf
angewiesen ist, seinen Körper lediglich auf die Prothese des kranken Gliedes zu
stützen. Daher muß für diese Fälle die Prothese bzw. deren Hülse so gebaut sein,
daß sie die in solchem Fall vorherrschenden Druck- und Lastenverhältnisse berücksichtigt
und dem Patienten keine Schwierigkeiten oder Schmerzen bereitet.
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Bisher hat man ein solches Anpassen dadurch bewerkstelligt, daß man
die Hülse auf ein schemelartiges Gestell oder auch auf ein Kunstbein stellte, den
Patienten mit seinem Gliedstumpf sich. in die Hülse stützen ließ und nun die richtige
Lage der Hülse bei entsprechenden Bewegungen zum Gliedstumpf des Patienten durch
Unterlegen von Keilen zu erreichen versuchte. Die Ausführung dieser Arbeiten dauerte
nicht nur lange, sondern war dem Patienten auch unbequem. Zudem ergaben sich nur
ungenaue Resultate insofern, als man nur die annähernd richtige, aber nicht die
einwandfrei richtige Lage der Hülse ermittelte.
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Es sind auch Vorrichtungen zum Anpassen von Oberschenkel- und Unterschenkelhülsen
bekannt, welche eine in ihrer Höhe einstellbare Stütze für eine schwenkbar an letzterer
befestigte Hilfshülse für die eigentliche Maßhülse haben, wobei die Stütze und die
Hilfshülse durch ein Universalgelenk miteinander verbunden sind. Diese bekannten
Vorrichtungen sind aber umständlich gebaut, teuer und @vor allem unbequem in ihrem
Gebrauch sowie mangelhaft in der Wirkung. Denn das Universalgelenk liegt zu tief
und läßt nur eine Winkelbestimmung zwischen Oberschenkel und Unterschenkel zu. Der
Amputierte kann sich nicht allein bzw. nicht ohne Schwierigkeiten über dem Unterstützungspunkt
ausrichten.
Ein unterhalb der Maßhülse liegendes Universalgelenk kann
vom Amputierten nicht beherrscht werden. Es |
muß erst festgestellt- -werden, bevor der Ax |
putierte sich darauf stützen kann, sonst wü£$& |
er zusammenbrechen. Infolgedessen ist e |
1g |
freie Ausbalancierung auf der Stütze unte |
der vollen Körperlast unmöglich. Es kann hierbei niemals der genaue Gleichgewichtspunkt
ermittelt werden, weil .dieses nur unter voller Körperlast möglich ist. Damit ist
aber die Anwendungsmöglichkeit der bekannten Vorrichtungen stark vermindert; denn
entweder ist das Universalgelenk festgestellt, dann ist aber die Maßhülse nicht
beweglich; oder das Universalgelenk ist gelockert, dann ist aber die Vorrichtung
nicht belastbar. Eine Einstellung bei voller - Körperlast ist also nicht möglich.
Der Amputierte müßte jede einzelne Stellung ausprobieren. Da aber sehr viele Stellungen
nötig sind, die unter Umständen gar nicht im Wirkungsbereich des Universalgelenkes
liegen, .da außerdem unerwünschte Begleiterscheinungen, wie z. B. Ermüdung des Patienten,
auftreten; da ferner mit jeder Stellungsänderung eine Beeinflussung der Gesamtlänge
verbunden ist und schließlich die Maßhülse -erst in die Hilfshülse eingepaßt werden
muß, so sind die bekannten Vorrichtungen unpraktisch, in der Handhabung zeitraubend
und in der Wirkung umgenau.
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Diesen Mängeln ist durch .die Vorrichtung nach der Erfindung dadurch
abgeholfen, daß die Stütze bzw. ein Kunstbein mittels eines nach oben offenen Bügels
derart einen Rahmen oder einen Ring trägt, daß die Maßhülse kardanisch an der Stütze
gelagert ist. Die Hülse trägt als Boden eine Lochplatte, in deren Löcher eine Stellschraube
zum Feststellen der Hülse in ihrer endgültigen Stellung eingreifen kann.
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Auf Grund dieser Erfindungsmerkmale ergeben sich folgende Vorteile:
Das Kardangelenk ist mittels des Bügels hoch gelagert und dadurch in die Nähe des
natürlichen Gelenkes gebracht; es folgt dessen Bewegungen und unterliegt dadurch
dem Willen des Amputierten, der es mit seinem Stumpf dirigieren kann. Somit gestattet
die kardanische Aufhängung der Maßhülse eine Abstimmung zwischen der Achse des ganzen
Kunstbeines und der Stumpfachse. Dieses- ist vorteilhaft, weil es darauf ankommt,
die Hüftgelenkstellung zu ermitteln,. bei welcher das Gleichgewicht hergestellt
ist. Das Hüftgelenk bei Oberschenkelamputierten und das Kniegelenk bei Unterschenkelainputierten,
je als gemeinsamer Drehpunkt sowohl des Stumpfes als auch des Kunstbeines, ist durch
den starr an der Stütze bzw. dem Kunstbein befestigten Bügel, in welchem die Maßhülse
hängt, zuverlässig gestützt. Der Amputierte kann
.daher, im vorteilhaften Gegensatz zu den be- |
»t,giten Vorrichtungen, die Gesamtvorrich- |
'voll belasten und dennoch seinen Stumpf |
s. |
@SF-egen, um dessen richtige Stellung zu er- |
tteln, die nur während der vollen Belastung |
getunden werden kann. Weiterhin ermoglicnt dle kardanische Aufhängung der Maßhülse
eine größere Bewegungsfreiheit. Diese ist insbesondere für kurze Stümpfe vorteilhaft
und notwendig, -weil die Abweichungen der Stumpfachse von der Lotlinie erfahrungsgemäß
größer werden, je kürzer der Stumpf ist.
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Dadurch, daß nach einem weiteren Erfindungsmerkmal die Feststellschraube
der Anpaßvorrichtung in einer Querbrücke verschraubbar angeordnet ist, welche seitlich
an den Schenkeln des Traggestellbügels ihrer Höhenlage nach einstellbar ist, ist
der Vorteil erreicht, daß man bei den verschiedenen Längen der Hülsen die Feststellschraube
schnell und leicht durch entsprechendes Verschieben der Querbrücke in solche Lage
bringen kann, daß sie sich finit ihrer Spitze nahe -der Lochplatte befindet.
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Auf- der -Zeichnung ist die Anpaßvorrichtung nach der Erfindung ih
einer Ausführungsform beispielsweise dargestellt, und zwar zeigt: Abb. i eine Seitenansicht,
Abb. a eine Ansicht von hinten und Abb. 3 einen Grundriß.
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An einem Kunstbein oder, wie bei der Ausführungsform nach der Zeichnung,
an einer Stütze i, welche je nach der Körpergröße des Patienten in ihrer Höhe einstellbar
sein kann, ist bei 2 ein Traggestell 3 für die anzupassende Hülse q. befestigt.
Dieses Traggestell 3 besteht aus einem U-förmigen, nach oben offenen Bügel mit dem
Steg 5 und den beiden seitlichen Schenkeln 6, 7.
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Am oberen Ende der beiden Bügelschenkel 6, 7 ist an und zwischen,
diesen ein Rahmen, ein Ring o. dgl. 8 um eine waagerechte Achse g,. io schwenkbar
gelagert. In diesem Rahmen 8 kann die anzupassende Hülse mittels der Tragglieder
11, 12 ebenfalls um eine waagerechte Achse 13, 1:4 schwenkbar angebracht sein. Die
waagerechte Schwenkachse der Hülse q. im Rahmen 8 und die waagerechte Schwenkachse
des Rahmens 8 innerhalb des Traggestelles 3 stehen senkrecht aufeinander. tadurch
ergibt sich eine kardanische Aufhängung der Hülse q. innerhalb des Traggestelles
3.
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Unterhalb der Hülse 4. ist an den Bügelschenkeln 6, 7 und zwischen
.diesen eine Querbrücke 15 aufwärts und abwärts verschiebbar und mittels der beiden
Schrauben 16, 17 in beliebiger Höhenlage an den Bügelschenkeln
6,
7 feststellbar angebracht. Diese Querbrücke 15 trägt eine Feststellschraube 18,
deren Spitze i8a je nach der endgültigen Stellung der Hülse q. in ein entsprechendes
Loch iga einer auf der Unterfläche der Hülse q. befestigten Lochplatte ig zum Eingriff
gebracht werden kann.
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Der Gebrauch und die Wirkungsweise der. neuen Vorrichtung sind folgende:
Je nach .der Höhe der anzupassenden Hülse q. wird die Querbrücke 15 ungefähr
so verschoben und mittels der Schrauben 16, 17 an den beiden Bügelschenkeln 6, 7
festgestellt, daß die Spitze 18a der Stellschraube 18 mit wenigen Umdrehungen zum
Eingriff in das entsprechende Loch iga der an der Hülse q. sitzenden Lochplatte
ig in der zu ermittelnden endgültigen Stellung der Hülse q. zum Eingriff gebracht
werden kann.
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Nunmehr setzt man die Vorrichtung, welche je nach Körpergröße einstellbar
ist, unter den Gliedstumpf des Patienten und läßt diesen durch vorsichtige Körperbewegung
bzw. Verlegung seines Körpergewichtes eine solche Stellung einnehmen, daß der Patient
frei, sicher und ungezwungen mittels des kranken Gliedes und der Anpaßvorrichtung
stehen kann. Beim Ermitteln dieser Stellung des Patienten kann sich die Hülse 4
dank ihrer kardanischen Aufhängung ungezwungen nach allen Richtungen bewegen.
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Ist so .die erwähnte endgültige Stellung bzw. Stützung des Patienten
lediglich auf sein krankes Glied und auf die Vorrichtung erreicht, dann wird die
Hülse 4 in ihrer so geschaffenen endgültigen Stellung mittels der Stellschraube
18 -festgestellt, indem man die Stellschraube 18 anzieht, so daß ihre Spitze i8a
in das entsprechende Loch iga der Lochplatte ig eingreift. Nunmehr können vom Orthopäden
die erforderlichen Höhen-, Seiten- und anderen Maße abgenommen, sowie beim Gehen
Fehlstellungen erkannt und geändert werden.