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Vorrichtung zum Ermöglichen oder Erleichtern des Sitzens für körperlich
und geistig behinderte Personen Die BrSindung betrifft eine Vorrichtung zum Ermöglichen
oder erleichtern des Sitzens als Voraussetzung zur Rehabilitation für körperlich
und geistig behinderte Personen, z.B. spastisch, durch Kinderlähmung oder Querschnitt
gelähmte Kinder,-mit einen Gestell für einen Sitz und einer schwenkbaren Rückenlehne
mit einer in der Höhe verstellbaren Kopfstütze und Seitenkissen.
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Die Schädigung des Gehirns geschieht meistens durch den Entzug von
Sauerstoff oder durch eine Wachstumsstörung in der embryonalen Entwicklung. Daraus
folgt eine Zerstörung oder Nichtentwicklung einer Zahl von Gehirnzellen. Die Gehirnzellen
regenerieren nicht, ihre Funktion kann aber in bestimmten Fällen durch andere Zellen
ersetzt werden. Während den zerstörten Zellen ihr Auftrag programmiert war, müssen
die funktionsübernehmenden Zellen erst an ihre Funktion herangebracht werden. Die
Dauer des Sauerstoffabschlusses ist ausschlaggebend für den Grad der Zerstörung.
Bestimmte Teile des Gehirns unterliegen eher als andere der Zerstörung.
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Ausschlaggebend für die .löglichkeit einer Rehabilitation ist der
Grad der Zerstörung.
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Voraussetzung für jede weitere Rehabilitation körperlich und geistig
behinderter Personen ist das erlernen der oitzstellung. Erst aus dieser Sitzstellung
können visuelle und manuelle Anregungen an das Kind herangetragen werden. Das xind
sieht wenigstens die Umwelt auf normale Weise. Die Liegehaltung eines Kindes bewirkt
aus natürlichen Gründen ein Abschalten der Denkfähigkeit. Somit ist die Sitzsbellung
nicht nur Voraussetzung zu einer Behandlung, sondern auch Voraussetzung zu einer
geistigen Entwicklung Daß die durch die Sitzstellung erst mögliche Behandlung ein
Teil der Entwicklung ist-, braucht nicht besonders hervorgehoben werden.
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Es muß also jedes behinderte Kind, insbesondere bei schwerster Behinderung,
wenn eDen möglich, in eine sitzende Stellung gebracht werden. Während dies bei-
leichteren bis mittleren Behinderungen relativ leicht durchzuführen iat, ergeben
sich bei schweren und schwersten Behinderungen außerordentliche Probleme.
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Alle Schwierigkeiten zu erklären, die einer Sitzstellung entgegenstehen,
würde an dieser Stelle zu weit führen.
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Es ist nun unmöglich Hilfen anzusetzen, die den Körper in sich begradigen.
Man kann in diesen Fällen nur den Körper selbst und sein Gewicht einsetzen,- das
in Verbindung mit Hilfen die voraussichtlichen Kontrakturen verhütet.
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Will man das Gewicht des-Eörpers und des Kopfes einsetzen,
so
muß die Person eine liegende Stellung erhalten. Eine liegende Stellung widerspricht
aber häufig der spastischen Lahmun-: an sich. Sie bringt oft schwere Haltungsreflexe
und widerspricht auch, wie oben gesagt, der geistigen Entwicklung.
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Die bekannten Vorrichtungen erlauben nur eine Sitzkorrektur aus der
vertikalen Ebene. In besonderen Fallen ist dies jedoch nur eine relative Hilfe.
Für alle Fälle, bei denen eine Hilfe nur aus der horizontalen Ebene ermöglicht werden
kann, versagen die - bekaiinten Vorrichtungen.
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Der erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung
zum Ermöglichen oder erlernen des Sitzens als Voraussetzung zur Rehabilitation für
körperlich und geistig behinderte Personen zu schaffen, die alle Varianten von Sitzmöglichkeiten
in sich birßt, einfach deshalb, weil auch die BehinderunÖen in den verschiedensten
Erscheinungsformen auftreten. Insbesondere sollen beide Funktionen, die Hilfe aus
der vertikalen Ebene und die Hilfe aus der horizontalen Ebene ineinander übergehen,
d.h. daß eine Person in dieser Vorrichtung aus der horizontalen Bbene in die vertikale
Ebene und umgekehrt überführt werden soll.
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Diese Aufgabe wird gemäß der erfindung dadurch gelöst, daß der Sitz
gegenüber dem Gestell um eine horizontale Achse stufenlos kippbar und mit dieser
Achse in vertikaler Richtung stufenlos verstellbar gelagert ist.
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Dadurch ist es möglich, daß eine Person schon in der horizontalen
Ebene eine normale Sitzstellung einnehmen kann0
In dieser Sitz stellung
kann die Person dann aus der horizontalenSitzstellung nach und nach an die vertikale,
also normale Sitzstellung herangeführt werden. it dem Stuhl gemäß der Erfindung
können sogar solche Personen in eine Sitz stellung gebracht werden, bei denen dies
bisher für unmöglich gehalten wurde.
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Wesentlich ist, daß durch die Erfindung eine Sitz-Liegestellung, d.h.
beide Stellungen, sowohl das Sitzen als auch das Liegen, teilweise gleichzeitig
eingenommen werden können.
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Nur dadurch ist eine Vermeidung der Spastizität, eine Kondition für
die geistige Entwicklung und eine Entlastung der Wirbelsäule gleichzeitig möglich.
Dabei ist die Sitz- und Liegehilfe immer nur eine Unterstützung der Eigeninitiative
des Körpers, keineswegs mehr. Wenn eine starre Hilfe eingesetzt würde, würden die
stillgelegten iNuskeln nämlich sehr schnell inaktiv.
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Die Kippstellung des Stuhles gemäß der Erfindung kann in jedem gewünschten
Winkel von 90° bis 170° eingestellt werden Dadurch kann die einsitzende Person eine
Sitzstellung von 90° und weniger einnehmen, wenn das Verhältnis zwischen Hüft- und
Kniebeuge zugrunde gelegt wird. Dabei kann der Stuhl entsprechend der günstigsten
einstellung jede Gradeinstellung erhalten. Dadurch ist es möglich, jede, auch eine
schwere Kzphose, Skoliose oder sonstige Kontraktur weitgehend zu berücksichtigen.
Die einsitzenden Personen können sowohl Erwachsene als auch Kinder sein.
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bei einer praktischen Ausführungsform ist die Rückenlehne mit dem
ICopfteil und den Seitenkissen gegenüber dem Sitz in
Läiigsrichtung
des Sitzes stufenlos verstellbar gelagert.
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Dadurch kann das Wachsen der Beine und Arme gleichzeitig berUcksichtigt
werden.
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Um die Kopfhaltung bei schrägliegendem Sitz auszugleichen und die
Blickrichtung zu normalisieren, ist die Kopfstütze gegenüber der Rückenlehne um
eine horizontale Achse stufenlos kippbar und mit dieser Achse in Llngsriehtung der
Rückenlehne stufenlos verstellbar gelagert. Dadurch wird es der einsitzenden Person
möglich, an dem Geschehen um sie herum teilzunehmen. Ferner kann bei behinderten
mit Opisthotonus durch Kippen der Kopfstütze der Opisthotonus abgeschächt oder aufgehoben
werden.
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Zur Anpassung der Oberschenkelhaltung der jeweiligen einsitzenden
Person an die Normallage und um eine Luxation im Laufe der Zeit zu vermeiden, sind
die Seitenkissen zu Armlehnen abgewinkelt und gegenüber Rückenlehne und Sitz in
Längsrichtung des Sitzes und schräg zur LängsriChtung des Sitzes stufenlos verstellbar
gelagert. Ferner kann dadurch einer Abduktion der Oberschenkel entgegengewirkt werden.
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Um die Sitz-Liege-Stellung dem Jeweiligen Zustand der einsitzenden
Person möglichst feinfühlig anpassen zu können, ist der Sitz mittels einer Gelenkschere
und Gewindespindel kippbar.
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Bei schwerbehinderten Kindern, die im Kindesalter keine ihrer Behinderung
entsprechende Hilfe erhalten haben, kUnnen,mit Sicherhelt weitere sog. Folge-Behinderungen
angenommen werden.
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Dies sind als leichteste Form ein Handrücken und in dessen
Erweiterung
eine Kyphose, aber auch eine Skoliose liegt in solchen Fällen in der Natur, vor
allem der spastischon Lähmungen. Diese Rückenverkrümmungen sind nach einigen Jahren
fixiert, das heißt, daß eine solche Verkrümmung nicht mehr rückgäng)Lg gemacht werden
kann. Durch die damit vorhandene Verkrümmung bestehen veränderte Druck- und Spannungsverhältnisse,
die bewirken, daß sich eine solche Verkrümmung in der Regel immer mehr erweitert,
soweit, daß in einem schweren Fall die Muskeln, die die einzelnen Wirbel halten,
sich so stark verlängern, daß der Behinderte dann durchbricht. Dies gilt für die
verschiedensten Behinderungen, vor allem aber für Patienten mit progressiver Muskel-Dystrophie.
Damit bei einem solchen Patienten eine weitere Ausweisung der Verkrümmung verhindertJ6wird,
ist die flache Rückenlehne gegen eine Rückenschale auswechselbar, die in Verbindung
mit einer Kippstellung die Druckverhältnisse auffängt und überspielt Zusätzlich
ist die Blickrichtung gerade eines mit einem Rundrücken oder dessen Erweiterung
einer Kyphose behafteten Behinderten immer etwa auf seine Füße gerichtet. Dadurch
wird die geistige Entwicklung nicht nur gehemmt, sondern seine vorhandene geistige
Substanz wird rückgängig. Dies kann in Fällen, in denen besondere geistige Fähigkeiten
sowieso nicht vorhanden waren, bis zum Schachsinn führen.
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Durch die Rückenschale, in Verbindung mit der eingenommenen Klppstellung
kann der Behinderte seine Blickrichtung wieder normalisieren. Damit wird sein Interesse
an seine Umgebung wieder geweckt. Die damit durch die Rückenschale gegebenen Möglichkeiten
haben also eine zweifache Wirkung und sind für den einzelnen Patienten von außerordentlicher
Bedeutung.
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Unter Muskel-Dystrophie versteht man eine langsame Verlängerung der
einzelnen Muskel, die, Je Langer diese Krankheit besteht, die
Muskulatur
immer schneller sozusagen ausleiert. Daher der Ausdruck progressiv. Ein solcher
Patient - die Krankheit ist vorerst nicht heilbar - ist im späten Stadium nicht
mehr in der Lage, seinen Körper aufrecht zu halten. Er wird in jede zufällige Richtung
abkippen. Dieser Patient kann ebenfalls in dem Wagen mit ie gekipptem Sitz und mit
einer Rückenschale versehen, in eine für seine Verhältnisse normale Sitzstellung
gebracht werden.
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Die Erfindung ist in der Zeichnung an einem AusSührungsbeispiel veranschaulicht.
Es zeigen: Fig. 1 die Vorrichtung gemäß der Erfindung mit auseinandergezogener Rückenlehne
und Sitz in schaubildlicher Ansicht, Fig. 2 die schräggestellten Armlehnen in schaubildlicher
Ansicht, Fig. 3 die leicht gekippte Kopfstütze in schaubildlicher Ansicht, Fig.
4 eine konkav gekrümmte Rückenlehne in schaubildlicher Ansicht und Fig. 5 die Rückenlehne
von hinten.
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Ein Gestell 10, das im Ausführungsbeispiel für einen Rollstuhl mit
zwei starr gelagerten Rädern 11, 12 und zwei lenkbaren Rädern 1,14 versehen ist,
besteht aus einem Rahmen 15, auf dem vordere hohle Säulen 16 und hintere Säulen
17 befestigt sind, die mittels Streben 18 miteinander verbunden sind. Die Streben
18 sind hohl und nach hinten offen, damit die Enden 19 eines GriffbUgels 20 in sie
eingeschoben werden können.
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Die hohlen Säulen 16 sind nach oben offen. In sie sind Stangen 21
mit ihren unteren Enden eingeschoben und feststellbar.
Li den oberen
Enden der Stangen 21 ist mittels Lager 22 ein Sitzrahmen 23 um die horizontale Achse
der Lager 22 kippbar gelagert. Auf dem Sitzrahmen 23 ruht ein in strichpunktierten
Linien angedeutetes Sitzpolster 24.
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Zwischen einer Querstrebe 25 des Sitzrahmens 23 und einer Querstrebe
26 des Gestells 10 mst eine Gelenkschere 27 angelenkt, deren gelenkig miteinander
verbundene Glieder 28 an zwei Gewindemuttern 29 angelenkt sind, die auf je einem
Rechts- und Linksgewinoeteil einer Gewindespindel 30 verschiebbar sind. Je nachdem,
in welcher Richtung an einer mit der Gewindespindel 30 verbundenen Kurbel 31 gedreht
wird, bewegen sich die Gewindemuttern 29 auseinander oder zueinander, wodurch die
Glieder 28 der Gelenkschere 27 gespreizt oder geschlossen und dadurch der Sitzrahmen
23 im Gegenuhrzeigersinn um die Achse der Lager 22 abwärts zur vertikalen Ebene
hin oder im Uhrzeigersinn aufwärts in die horizontale Ebene gekippt wird.
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Durch senkrechte Verstellung der Stangen 21 an den Säulen 16 kann
der Sitzwinkel, von dem bei geschlossener Schere 27 ausgegangen wird, verstellt
werden. Während eine normale Sitzhaltung bei einem normalen Sitzwinkel von 90 automatisch
eine Linderun der Spastizität ergibt, sollte der Bitswinkel in schweren Fällen noch
mehr auf evtl. 80 eingeschränkt werden.
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Die seitlichen Schienen 32 des Sitzrahmens 23 sind hohl, nach hinten
offen und oben mit einem Schlitz versehen.
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In die offenen Enden der Schienen 32 sind Kufen 33 eines Behnenrahmens
34 einschiebbar und mittels Griffmuttern 35 feststellbar. Auf den Kufen 33 sind
Streben 36 befestigt, deren obere Enden miteinander verbunden sind und horizontale
Armlehnen 37 tragen, die mit vertikalen Seitenkissen 38 aus einem Stück bestehen.
Die einstückigen Armlehnen und Seitenkissen 37,38 sind an den Streben 36 bzwO an
deren Verbindung in der Weise beweglich befestigt, daß sie zur Längsrichtung des
Sitzes schräggestellt werden können, und zwar zum Sitz hin sowohl divergierend,
vergleiche Sigo 2, als auch konvergierend, je nachdem ob ein durch l«Iuskeldehnung
im Laufe der Zeit bedingtes Auskugeln der Hüftgelenke oder ein Spreizen der Oberschenkel
der einsitzenden Person vermieden werden soll. Mittels Griffmuttern 39 sind die
Armlehnen und Seitenkissen 37,38 in jeder beliebigen einstellbaren Stellung feststellbar.
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Am rückwärtigen Ende des Behnenrahmens 34 sind zwei Lager 40 angebracht,
die innenseitig mi:t; einer Sternverzahnung versehen sind, in die eine außenseitige
Sternverzahnung an beiden Seiten einer Rückenlehne 41 eingreift. Je nach Stellung
der Sternverzahnungen zueinander sind verschiedene Neigungen der Rückenlehne 41
einstellbar. Auch läßt sich die Rückenlehne 41 aus den Lagern 40 herausnehmen und
beispielsweise gegen die aus Fig. 4 ersichtliche Rückenlehne 42 mit einer konkav
gekrummten Mulde 43 auswechseln, die für eine Person mit Rundrücken bestimmt ist.
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Der Dehnenrahmen 34 besteht aus zwei Längs rohren 44, die durch zwei
Querstreben 45 miteinander verbunden sind. In die offenen oberen Enden der Längsrohre
44 ist je eine
Stange 4o einer iLopfstütze 47 einsteckbar und mittels
je einer btellschraube 48 feststellbar. Durch mehr oder weniger tiefes Einschieben
der Stangen 46 in die Rohre 44 wird die Höhe der Kopfstütze verstellt.
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Um die Kopfstütze 47 kippen zu können, sind an ihrer Rückseite zwei
Drahtbügel mit ihren Stegen 49 parallel zur Rückseite verlaufend in Lagerblechen
50 drehbar gelagert. Die rechtwinklig nach hinten abgebogenen Schenkel 51 der Drahtbügel
sind durch je zwei übereinander angeordnete Bohrungen 52 in den oberen inden der
xängsrohre 44 gesteckt und mittels Stellschrauben 53 in jeder eingestellten Stellung
festgehalten werden. Dadurch ist es möglich, die Kopfstütze 47 in einem bestiinten
Bereich um eine waagerechte Achse zu kippen.
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Die Kurbel 31 ist von der Gewindespindel 30 lösbar und kann auf der~Rückseite
der Rückenlehne angeklemmt werden.