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Die Erfindung bezieht sich auf ein Balance-, Aufbau- und Meßgerät
für Kunstbeine.
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Die Schwierigkeit, die überwiegende, gesunde Körperseite des Beinamputierten
während der Stand-und Gangphase auf dem Kunstbein zufriedenstellend im Gleichgewicht
zu halten, stößt immer wieder auf Schwierigkeiten.
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Der gesunde, nicht amputierte Mensch findet beim einbeinigen Stand
immer die Stellung heraus, die er braucht, um seinen Körper aufrecht und in der
Balance zu halten. Er hat alle Muskelkräfte hierfür zur Verfügung. Beim Kunstbeinträger
ist das nicht der Fall. Bei ihm treten wesentliche Schwierigkeiten dadurch auf,
daß er stich mit Hilfe seines ihm verbliebenen Stumpfes und der entsprechenden Restmuskulatur
über dem statisch und dynamisch mehr oder weniger richtig gebauten Kunstbein ausbalancieren
muß. Die hierbei auftretenden Kräfte zwingen den Beschädigten immer wieder zu Bewegungen,
die von einem vollkommen ausgeglichenen bis zum unnatürlichen Gang reichen können.
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Das Ziel des guten Kunstbeinaufbaues ist ein unauffälliger, beschwerdefreier
und kräftesparender Gang. Voraussetzung ist in jedem Fall, daß der Stumpftrichter
einwandfrei paßt.
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Trotz der guten Paßform wird es dem Beschädigten nicht möglich sein,
den Oberkörper über dem Kunstbein aufrecht und ruhig zu halten, wenn er beim Verspreizen
des Stumpfes infolge einer falschen Stellung des Trichters keinen Halt findet.
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Aber auch dann, wenn die Stumpfmuskulatur voll zur Wirkung kommtrder
obere Trichterrand jedoch ein ungünstiges Druckverhältnis aufweist, fällt es dem
Beschädigten schwer,auf dem Kunstbein zu stehen bzw. mit ihm zu gehen.
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Die Anstrengung und der Druck sind infolge der ungleichen Kräfteverhältnisse
zu groß. Der Beschädigte reagiert mit dem bekannten Abknicken in der Hüfte, dem
Abspreizen des Kunstbeines oder sonstigen unschönen Bewegungen, mit denen er sich
Entlastung zu schaffen versucht.
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Es ist nämlich nicht einerlei, in welcher Stellung der Stumpftrichter
aufgebaut wird und wo sich der Körperschwerpunkt im Verhältnis zum Unterstützungspunkt
befindet. Als Unterstützungspunkt wird hier und im folgenden der sich aus der Dreipunktabstützung
Ferse-Ballenlinie des Fußes ergebende gedachte Fußdruckmittelpunkt verstanden.
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Der Beschädigte muß um so mehr Kraft entfalten, je ungünstiger dieses
Verhältnis ist. Vom Aufbau des Kunstbeines hängt es ab, wie gut der Beschädigte
sich und dasselbe beherrscht. Wo die besten Werte zu finden sind, kann nicht annähernd
gesagt werden.
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Sie sind bei jedem Beinamputierten individuell zu behandeln und müssen
gesucht werden.
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Beim Bau des Kunstbeines ist man bemüht;=den Erfordernissen durch
entsprechende Stellungsänderungen während des Probelaufens gerecht zu werden.
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Dieses Verfahren kann unter Umständen sehr langwierig sein, und trotzdem
wird kein genaues Resultat erreicht.
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Deshalb ist man dazu übergegangen, bessere und schnellere Ergebnisse
durch geeignete Aufbaumethoden, Belancegeräte oder Gehmaschinen zu erzielen. Diese
Methoden sind bekannt und oft beschrieben worden. Eine rein objektive Festlegung
des Kunstbeinaufbaues sowie eine exakte Ermittlung der Druckverteilung, des Flächenschwerpunktes
und
der Kräfteverhältnisse lassen diese Verfahren jedoch auch nicht in vollem Umfang
zu, weil es schwierig ist, die labilen Gleichgewichtsverhältnisse beim Kunstbeinträger
als Meßgrundlage heranzuziehen.
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Der Beschädigte entspricht beim Gebrauch der Beinprothese dem ungleicharmigen
Hebel. Auf der einen Seite befindet sich der Stumpf im Kunstbeintrichter als kurzer,
auf der anderen die überwiegende, gesunde Körperseite als langer Hebelarm.
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Man sieht daraus, daß bei dem Kunstbeinträger niemals ein Ruhezustand
bestehen kann, weil der Schwerpunkt seitlich vom Unterstützungspunkt liegt.
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Der Beschädigte muß also seinen Schwerpunkt verlagern und durch die
ungleichen Verhältnisse Kräfte heranziehen, die er mehr oder weniger im Stumpf zur
Verfügung hat. Der Stumpf dient als Kraftarm zur Erreichung des Gleichgewichts und
der Stabilität.
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Genau wie bei dem ungleicharmigen Hebel zur Erzielung des Gleichgewichts
das Kräfteverhältnis durch dessen Versetzen beeinflußt werden kann, ist es auch
möglich, beim Kunstbeinbau durch Einstellen des Trichters im Verhältnis zum Unterstützungspunkt
bessere Werte zu bekommen.
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Der Flächenschwerpunkt ist nur dann richtig gewählt, wenn sich im
Einklang zum Unterstützungspunkt die Schwerkraft und die Verspreizkraft sowie die
außerdem auftretenden Kräfte die Waage halten.
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Der Beschädigte muß zu dem Zweck seinen Körper ausbalancieren. Hierbei
verändert sich die Winkelstellung des Stumpfes zum Körper, denn der Beschädigte
hält sein Becken nicht starr fest, sondern versucht, es in der Waage zu halten.
Die auftretenden Hebelkräfte des Stumpfes, entstanden durch das Bemühen des Beschädigten,
den Oberkörper während des Balanceaktes auf dem Kunstbein aufrecht und das Becken
in der Waage zu halten, dienen als Maßstab für jede Gleichgewichtsstörung.
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Man geht bei den bekannten Balancegeräten und Gehmaschinen von einem
Punkt aus, der durch eine Balancekugel dargestellt ist. Die Trichterstellung wird
durch das Ausbalancieren aus der Kugel von unten heraus erreicht. Es wird zwar eine
günstige Trichterstellung ermittelt, der Flächenschwerpunkt aber nur angenommen,
weil er nicht genau festgestellt werden kann. Die beim Auspendeln auftretenden labilen
Gleichgewichtsverhältnisse lösen beim Kunstbeinträger kein absolut sicheres Gefühl
für die besten Werte aus. Je länger das Ausbalancieren dauert, desto schwieriger
wird es für den Beschädigten, genaue Angaben zu machen. Letzten Endes verliert er
ganz das Gefühl für die beste Balancestellung, weil von ihm beim Eine und Auspendeln
erhebliche Kraftanstrengungen verlangt werden. Der Vorgang muß daher nach einer
Pause wiederholt werden. wieder andere Geräte gehen von der Ermittlung der Schwerpunktlage
des Körpers und der Lage des Hüftgelenkes aus. Da die Schwerpunktlage auf diese
Art wohl zum Gesamtkörper, nicht aber zum Unterstützungspunkt des Kunstbeines in
direkten Einklang gebracht werden kann, müssen auch die ermittelten Werte Ungenauigkeiten
beim Kunstbeinaufbau nach sich ziehen. Zwar ist die Lage des Hüftgelenkes wegen
seines Drehpunktes wichtig, maßgebend jedoch bleibt beim Aufbau das Kunstbein mit
seinem Unterstützungspunkt und dem einregulierten Flächenschwerpunkt in Höhe des
oberen Trichterrandes.
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Außerdem lassen sich bei allen Geräten die Fußaußenstellung und die
Innen- und Außenrotation des
Kunstbeines infolge der Stumpfverhältnisse
erst während des Probelaufens einwandfrei feststellen. Sie führen oft zu Nachkorrekturen.
Ebenso ist ein zusätzliches Aufbaugerät und ein Lotsystem erforderlich.
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Andererseits werden auch einstellbare Gehmaschinen angewandt, die
beim Probelaufen als Knieteil zwischengeschaltet werden, um so bei fehlerhaftem
Lauf gleich am KunstbeinVeränderungen vornehmen zu können, bis ein einwandfreier
Gang erreicht ist.
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Nach dem Probelaufen muß aber das Zwischenstück herausgenommen und
durch das richtige Kniestück ersetzt werden. Wenn bei diesem Vorgang keine Fehlerquellen
entstehen sollen, ist ein kompliziertes Justiergerät erforderlich. Es bedeutet eine
Erschwerung beim Aufbau.
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Die Erfindung überwindet diese Unzulänglichkeiten, indem sie Meß-,
Balance- und Aufbaugerät in einer Konstruktion vereint. Sie löst die Aufgabe mit
Hilfe eines auf mechanischer Grundlage konstruierten Gerätes, welches das labile
Gleichgewicht in ein stabiles umwandelt, den Flächenschwerpunkt ermittelt sowie
den exakten Aufbau im Gerät gewährleistet. Das Lotsystem fällt fort. Die Erfindung
ist gekennzeichnet dadurch, daß zur Aufnahme des Stumpftrichters ein allseitig ver-
und feststellbares Gelenklager vorgesehen ist, dieses Gelenklager seinerseits- in
der festgestellten Gelenkstellung mit dem aufgenommenen Stumpftrichter im belasteten
Zustand in allen Ebenen transportierbar ist und dazu in zwei um jeweils eine Schwenkachse
schwenkbaren und senkrecht zueinander verschiebbaren Halterungen gehalten ist und
daß diese schwenkbaren Halterungen als anzeigende Waagevorrichtungen in der Frontal-
und Sagittalebene ausgebildet sind und sich die senkrecht verlaufende Schnittlinie
dieser beiden Ebenen immer über dem Unterstützungspunkt des Kunstbeines befindet,
so daß bei Normallage beider Waagevorrichtungen der Flächenschwerpunkt am oberen
Stumpftrichterrand auf dieser Schnittlinie liegt.
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Der Aufbau des Kunstbeines geht vom Unterstützungspunkt aus. Von
ihm geht senkrecht nach oben die Unterstützungslinie. Sie ist die Bezugslinie, auf
die die Belastung, die Schwer- und Hebelkraft, die Kniesicherheit und Bewegungsebene
des Fußes sowie die Rotationswirkung der Stumpfmuskulatur abgestimmt werden müssen.
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Die Unterstützungslinie bildet die Mittellinie in Form einer vertikalen
Achse. Durch das Auffinden des Flächenschwerpunktes am oberen Trichterrand infolge
des Hin- und Hertransportierens des Frontal-und Sagittalschlittens unterhalb der
Waage, die wiederum genau oberhalb des Unterstützungspunktes sich mit den Schnittlinien
des Achsenkreuzes deckt, sowie das Ausrichten des Trichters in die günstigste Stumpfstellung
ist eine Auslastung der Kräfteverhältnisse gewährleistet.
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Die Aufhängung der Supporte befindet sich in Höhe des Hüftgelenkes.
Dadurch wird einmal das natürliche Drehmoment desselben annähernd beibehalten, zum
anderen erhält das Ausbalancieren einen stabilen Charakter, weil sich der Trichter
unterhalb der Aufhängung (Waage) befindet. Der Beschädigte erleidet dadurch niemals
das Gefühl der Überanstrengung. Jede Gleichgewichtsstörung wird durch das Ausschlagen
der Waage angezeigt und kann bis ins Feinste ausgeglichen werden. Die Stumpfstellung
und der Flächenschwerpunkt sind
jetzt vorher festgelegt und für den Kunstbeinaufbau
auswertbar. Gleichzeitig wird das Verhältnis des Körpers zum Unterstützungspunkt
bei Ausschaltung der Schubkraft (Stumpfpseudarthrose) festgelegt. Die Fußaußenstellung
ist durch einen um die vertikale Achse rotierenden Fußteller individuell einstellbar
und in Graden abzulesen. Der Trichter ist in sämtlichen Ebenen transportierbar.
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Alle ermittelten Werte werden ohne Lot und Wasserwaage festgehalten,
weil das ganze Gerät in seinen Aufbauteilen aufeinander abgestimmt, mit Skalen versehen
und feststellbar ist. Teile des Gerätes dienen als Abschneidevorrichtung auf jeder
gebräuchlichen Bandsäge und Planschleifmaschine. Dieses geschieht immer winkelgerecht.
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Ausgleichgewichte erzielen automatisch während der Einregulierung
des Flächenschwerpunktes das Gleichgewicht der Masse der beweglichen Teile des Gerätes.
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Überprüfungen des richtigen Aufbaues sämtlicher Kunstbeinkonstruktionen
können durchgeführt und Veränderungen, z. B. durch vorhandene Beuge-und Abduktionskonstrakturen,
jederzeit festgestellt werden.
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In den Zeichnungen ist ein bevorzugtes Beispiel eines solchen Gerätes
in mehreren Ansichten und Schnitten dargestellt.
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F i g. 1 zeigt das Gerät in Vorderansicht bei Verwendung für einen
Rechtsamputierten (darin enthalten im Schnitt das Gelenklager und die vertikale
Achse); Fig. 2 zeigt das Gerät in Seitenansicht (darin im Schnitt den Sagittalschlitten
und die Kugellageranordnung im Frontalschlitten); Fig. 3 zeigt das Gerät in Draufsicht
ohne Kniefixierungseinrichtung (im Schnitt den Sagittalschlitten und die Gewindebuchse
des Frontalschlittens); F i g. 4 zeigt die Draufsicht bei nach vorn gefahrenem Frontalschlitten;
Fig. 5 ist die Halterung für die Frontalachse im Längsschnitt; Fig. 6 zeigt die
Draufsicht auf die Darstellung gemäß F i g. 5 mit dem Träger und dem Sagittalrahmen;
Fig. 7 ist ein Querschnitt nach der Linie A-A in Fig. 6; Fig. 8 ist ein Querschnitt
nach der LinieB-B in Fig. 9; Fig. 9 stellt die Draufsicht auf die Darstellung in
Fig. 8 dar; Fig. 10 zeigt das Anschlagblech von vorn; Fig. 11 ist eine Seitenansicht
der Darstellung nach Fig. 10; Fig. 12 ist die Draufsicht auf das Anschlagblech mit
Fußteller.
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Das Gerät ruht zur besseren Handhabung und damit der Beschädigte
das Unsicherheitsgefühl überwindet auf einem niedrigen Dreipunktsockell, welcher
eine Rundlibelle 2 und zwei Stellschrauben3 zur Einstellung der Horizontalen aufweist.
Dieser Sockel 1 trägt eine Säule4 für die Aufnahme der gesamten Balancevorrichtung.
Die Balancevorrichtung läßt sich mit Hilfe der Spindel 5 mit dem Handrad 6 auch
vom Beschädigten selbst in der Höhe regulieren. Im Schnittpunkt des Achsenkreuzes,
hier Unterstützungspunkt genannt, befindet sich die vertikale Achse 7 zur Aufnahme
des Fußtellers 8. Dieser weist das Achsenkreuz und die Zentimetereinteilung
für
die Fußgröße auf. Um eine spielende Drehung um die Vertikalachse 7 zu erreichen,
ist der Fußteller 8 auf einer Kugel 9 gelagert und mit einem Feststeller 10 in der
ermittelten Fußaußenstellung und während des Balanceaktes feststellbar. Zum Ausrichten
der Fußaußenstellung setzt man auf den Vierkantstutzen33, der auf der lateralen
Seite des Fußtellers 8 befestigt ist, ein parallel zur Sagittalebene verlaufendes
Anschlagblech 57. Beim Ausbalancieren bringt der Amputierte durch Anheben und Anlehnen
seines gesunden Fußes an das Anschlagblech 57 den Fußteller 8 in die individuell
ausgerichtete Fußaußenstellung. Eine Skala 11 zeigt die Außenstellung des Fußes
in Graden an.
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Die Balancevorrichtung, mit Hilfe der Säule 4 und der VertikalspindelS
auf- und abwärts verstellbar, besteht aus einer horizontalen Achse 12 (Frontalachse),
welche außen in Höhe des Hüftgelenkes liegt. Diese Achsel2 läßt eine Kippbewegung
aus der Waagerechten um etwa 150 zu und kann durch einen Sperrstift 13 arretiert
werden, wenn es für die Auffindung der besten Stumpfstellung erforderlich ist. Sonst
dient diese Achse 12 als Waage zur Anzeige der Druckverhältnisse in der Frontalebene.
Mit dieser Achse 12 ist der Frontalsupport 14 verbunden.
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Eine Spindel 15 transportiert den Frontalschlitten 16 auf dem Support
14 so lange, bis das richtige Druckverhältnis erreicht ist. Das Ausgleichsgewicht
17 wandert beim Einregulieren automatisch entgegengesetzt und sorgt für das Gleichgewicht
der Masse der Balancevorrichtung auf frontaler Ebene. Der Frontalschlitten 16 hat
drei Stiftschrauben 18 zur Aufhängung des abnehmbaren Trägers 19 für den Sagittalrahmen
20. Der U-formige Träger 19 weist an seinen Enden in sagittaler Richtung zwei Gelenke
21 und 21' auf. Diese dienen als Waagepunkte zur Aufhängung des Sagittalrahmens
20 und bilden die Sagittalebene des Achsenkreuzes, die sich mit der auf dem Fußteller
deckt. Die Gelenkpunkte 21 und 21' liegen ebenfalls in Höhe des Hüftgelenkes. Der
Schwenkungsbereich der Sagittalwaage beträgt so wie der der Frontalwaage etwa 150
und ist ebenfalls durch einen Sperrstift22 am Träger 19 feststellbar.
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Mit Hilfe einer Spindel 23 kann nun der Sagittalschlitten 24 lateral
und medial innerhalb des U-förmigen Rahmens 20 bewegt werden. Der Sagittalschlitten
24 transportiert das Gelenklager 25, welches wiederum der Aufnahme des Stumpftrichters
dient. Der Transport erfolgt in lateraler oder medialer Richtung, bis das Kräfteverhältnis
ausgewogen ist. Auf diese Weise kann der Flächenschwerpunkt am oberen Trichterrand
ermittelt werden. Er muß immer senkrecht über dem Unterstützungspunkt stehen. Da
der Transport des Sagittaischlittens 16 so lange vorgenommen wird, bis sich der
Körperschwerpunkt mit der Verspreizkraft die Waage hält, wird auch die Stumpfpseudarthrose
ausgeschaltet. Der dabei ermittelte Fixpunkt ist der Flächenschwerpunkt in Höhe
des oberen Trichterrandes, von vorn gesehen. Das Gelenklager 25 ist kugelig gearbeitet
und um die vertikale Achse 7 drehbar sowie im Sinne der Ab-und Adduktion und der
Beugung und Streckung des Stumpfes um etwa 150 kippbar. Der Stumpftrichter wird
im Innenring 26 des Gelenklagers mittels zweier Spindeln 27 festgehalten. Durch
die Feineinstellung 28, die Innenring 26 und Außenring29 verbindet, kann die beste
Trichterstellung einreguliert werden.
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Das Gelenklager 25 läßt sich nach der Ermittlung
der besten Stumpfstellung
mit zwei Schrauben 30 fixieren. Der Gewichtsüberhang des eingespannten Stumpftrichters
wird durch Federn 61 ausgeglichen.
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Nach der Kontrolle, ob der ermittelte Wert stimmt, was man durch
den Waageausschlag ersehen kann, sorgen die Feststellstifte 13 und 22 sowie die
Schrauben 30 dafür, daß die ermittelten Werte nicht ver lorengehen. Der so in der
Balancevorrichtung fixierte Stumpftrichter kann mit dem Träger 19 vom Frontalschlitten
16 abgenommen werden. Der Träger 19 dient mit Hilfe zweier Verlängerungen 31 zum
Ablängen des Stumpftrichters in der Waagerechten sowie zum Planschleifen. Ein entsprechender
Anschlag dient als Führung am Bandsägentisch und an der Planschleifmaschine. Ausgleichsgewichte
32 am Sagittalrahmen20, die auf einer Stange 59 gleiten und über Rollen 60 transportiert
werden, verhindern, daß durch die Masse desselben falsche Werte angezeigt werden.
Auf dem Fußteller 8 ist an der lateralen Seite der Vierkantstutzen33 befestigt.
Über diesen wird ein Vierkantständer 34, der seitlich mit Höhenskalen 35 versehen
ist, gesteckt. Auf dem Vierkantständer 34 gleitet die feststellbare Kniefixierungseinrichtung.
Diese besteht aus der vertikalen Führung 36 mit dem oberen 37 und unteren Querbalken
38.
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Der obere Querbalken 37 hat eine waagerechte Führung 39, in der ein
Schieber 40 mit Hilfe einer Skala von Mitte (0) jeweils für rechts und links in
Zentimeter die Kniesicherheit angibt. Der Schieber 40 ist mit Schrauben 41 feststellbar.
Im Nullpunkt befindet sich die gegen Verdrehung sechskantig gearbeitete Knieachsenstange
42 und auf ihr verschiebbar je eine für innen und außen an den Knieschienen vorgesehene
Feststellverschraubung 43. Eine Markierung auf der Knieachsenstange 42 zeigt die
Lage des Nullpunktes im Kniegelenk, von vorn gesehen, an.
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Beide Feststellverschraubungen 43 haben einen verlängerten Schenkel44,
der mit einer Bohrung zur Aufnahme der kleinen Achse 45 - zum Aufbau von Unterschenkelkunstbeinen
bestimmt - versehen ist.
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Die Enden dieser Schenkel 44 sind als Gelenkköpfe, zu den Unterteilen
der Holzunterschenkelbeinschienen passend, ausgebildet. Da sie parallel angeordnet
sind, können sie gleichzeitig als Lehren zum Eingießen der Unterteile der Unterschenkelbeinschienen
verwendet werden. Soll der Unterschenkeltrichter zunächst ohne Schienen aufgebaut
werden, so kommt die kleine Achse 45 zur Anwendung. Beide Achsen 42 und 45 stehen
waagerecht und senkrecht ansgerichtet über dem Achsenkreuz des Fußtellers 8, so
daß sie einen achsenparallelen Aufbau des Unterschenkels gewährleisten und sich
eine nachträgliche Messung und Aufzeichnung mit Lot und Wasserwaage erübrigt. Am
unteren Querbalken 38 der Kniefixierungseinrichtung befindet sich rechts und links
je eine Führung mit der Spannvorrichtung46 zum Feststellen der Wade bzw. des Unterschenkelstumpftrichters
mittels der Spindeln 47. In den verlängerten Schenkeln 44 befinden sich zwei weitere,
größere Bohrungen zur Aufnahme des Quersteges 48. Durch diesen geht eine Spindel
49, die zum Feststellen des Knieteiles am Paßteil vorgesehen ist.
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Die gesamte Vorrichtung ist vom Fußteller 8 einschließlich der eingespannten
und festgestellten Paßteile, Trichter oder Kunststoffbauteile abnehmbar, so daß
nach dem Einstellen der parallel zum Schnitt laufenden AnschlagspangeSO, als Führung
am Bandsägentisch gedacht, an der markierten Länge der
horizontale
Sägeschnitt und Planschliff durchgeführt werden kann.
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Die Fußabschneidevorrichtung besteht aus einer kleiner als der Fuß
ausfallenden Bodenplatte 51 und der senkrecht dazu stehenden Seitenplatte 52. Letztere
hat nach hinten eine Aussparung, damit die Platte beim Schneiden und Schleifen nicht
stört. Nach vorn zu befindet sich eine Schiebevorrichtung 53, um jeweils die Schnitthöhe
einstellen zu können. Der Fuß wird durch eine Spindel 54 mit Druckstück 55, die
in einer Gabel 56 schwenkbar geführt wird, festgehalten. Zum Ablängen wird die Vorrichtung
mit dem eingespannten Fußknöchelpaßteil um 900 gekippt und der Knöchelteil nach
der eingestellten Länge waagerecht abgeschnitten und plangeschliffen, wobei der
rechtwinklig abgebogene Teil der Schiebevorrichtung als Führung im Schlitz des Bandsägentisches
dient.
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Am Sockelende befindet sich eine Rolle 58, die den leichteren Transport
des Gerätes ermöglicht.
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Die Handhabung des Gerätes geht folgendermaßen vor sich: Der Balancevorgang
wird in einzelne Arbeitsgänge aufgeteilt.
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1. Messen und Vergleichen der Stumpfkräfte beim Vor- und Rückwärtsbewegen
des Stumpfrichters und Ausschalten der Rotationskräfte des Stumpfes während der
Stumpfvor- und Rücklagebewegung.
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2. Messen und Kontrollieren der Verspreizkräfte durch Einstellen
des Trichters mittels Feineinstellung.
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3. Einregulierung und Feststellen der richtigen Stumpfstellung in
Beuge- und Streckstellung.
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4. Aufsuchen des Flächenschwerpunkts in Höhe des oberen Trichterrandes
in der Frontalebene bei voll belastetem Stumpf.
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5. Aufsuchen des Flächenschwerpunktes in der Sagittalebene unter
den gleichen Bedingungen.
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6. Einstellen der Fußaußenstellung.
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7. Ablängen und Planschleifen des Trichters.
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8. Ablängen und Planschleifen des Fußknöchelpaßteils.
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9. Ablängen und Planschleifen des Kniepaßteils oben und unten.
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10. Verleimen der Teile im Gerät.
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Die Kniepaßteil-Abschneidevorrichtung ist vom Stutzen 33 und ebenso
auch die Fußabschneidevorrichtung vom Fußteller 8 herabgenommen. Dafür wird das
Anschlagbiech 57 auf den Stutzen 33 gesteckt. Dann wird der Stumpftrichter in das
Gelenklager 25 eingespannt. Nun läßt man den Beschädigten auf den festgestellten
Fußteller 8 treten und den Stumpf in den Trichter ziehen. Dabei sind beide Waagen
fixiert, das Gelenklager 25 allerdings frei beweglich. Danach wird die Höheneinstellung
vorgenommen. Schon jetzt spielt sich der Stumpftrichter in die individuelle Stumpfstellung
ein, weil das Lager sowohl um die vertikale Achse drehbar ist als auch nach der
Stellung des Stumpfes gekippt werden kann.
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Der Oberkörper soll dabei zwanglos aufrecht stehen.
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Zu 1: Der Beschädigte bewegt den Stumpf vor-und rückwärts. Sind die
Ausschläge nach hinten stark genug, ist die Stellung richtig gewählt. Bei einem
zu schwachen Ausschlag erfolgt eine Korrektur des Trichters nach vorn in Beugestellung
usw. Inzwischen
haben die Rotationskräfte des Stumpfes den Trichter bei den Pendelbewegungen
in die bestmögliche Stellung zum Körper (Schrittrichtung) gebracht.
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Zu 2: Nun wird die Feineinstellung 28, die sich an der äußeren Seite
des Gelenklagers 25 befindet, so lange durch Anziehen der Schraube betätigt, bis
der Beschädigte einen spürbaren Gegenhalt findet und die Abduktoren zur Wirkung
kommen. Wenn der Beschädigte in der Lage ist, das Becken in der Waage zu halten,
ohne daß er den Oberkörper aus seiner aufrechten Haltung bringen muß, ist die günstigste
Verspreizstellung erreicht. Tritt dabei verstärkter Druck am Perineum auf, muß dieser
beseitigt werden.
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Zu 3: Ist eine Beuge- oder Abduktionskontraktur vorhanden, wird der
Stumpf dem Trichter diese Richtung geben. Es muß nur herausgefunden werden, wie
weit die extreme Stellung noch berichtigt werden kann. Dazu wird der Trichter aus
der Kontrakturstellung herausgedrückt. Gelingt dieses, ohne daß der Beschädigte
seine ungezwungene Körperhaltung aufgibt, so kann die neue Stellung des Trichters
beibehalten werden. Andernfalls erfolgt die Berichtigung nur bis zur möglichen Grenze,
wobei darauf zu achten ist, daß die Stumpfbewegung aktiv bleibt. Danach wird das
Gelenklager 25 mit den Schrauben 30 fixiert, so daß der Trichter in seiner ermittelten
Stellung festgestellt ist.
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Zu 4: Damit die Frontalwaage ausschlägt, wird der Sperrstift 13 gelöst.
Durch Drehen der Spindel 15 mittels Handrad kann der voll belastete Stumpftrichter
durch den Frontalschlitten 16 so lange in Richtung des ansteigenden Schenkels des
Supports 14 transportiert werden, bis das Gleichgewicht erreicht ist. Der Beschädigte
prüft es, indem er den Fuß anhebt. Wird der Oberkörper mitsamt dem Trichter nicht
aus der Richtung geworfen und bleibt der Support 14 dabei in der Waage, ist die
richtige Lage des Flächenschwerpunkts erreicht. Der Sperrstift 13 wird danach wieder
eingerastet.
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Zu 5: Dasselbe geschieht beim Sagittaltransport.
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Der Sperrstift 22 muß zuvor gelöst werden. Mit der Spindel 23 transportiert
man den Sagittalschlitten 24 so lange in Richtung des ansteigenden Schenkels des
Sagittairahmens 20, bis auch hier das Gleichgewicht erreicht ist. Wieder überprüft
der Beschädigte, ob er das Gleichgewicht hält. Die Waage zeigt objektiv an, wann
der Flächenschwerpunkt erreicht ist. Der Trichter behält durch das Gelenklager bei
dem Ausschlag der Frontal- wie auch Sagittalwaage die durch den Stumpf gegebene
Stellung bei. Nach richtiger Auslastung wird der Sperrstift 22 wieder eingerastet.
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Zu 6: Beim Einrichten der Trichterstellung wird der gesunde Fuß angehoben,
um die Wirkung der Verspreizkräfte zu prüfen. Dabei spielt sich der frei bewegliche
Fußteller durch das Blech 57, woran sich der Fuß hält, auf die Fußaußenstellung
des Beschädigten ein. Die Skala 11 zeigt diese Stellung in Graden an. Die abgelesene
Außenstellung wird auf das Kunstbein übertragen und der Fußteller 8 in dieser Stellung
festgestellt. Nun kann das Anschlagblech 57 wieder vom Stutzen 33 abgenommen werden.
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Zu 7: Der absolute Flächenschwerpunkt und die richtige Trichterstellung
ist ermittelt und festgehalten.
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Der waagerechte Sägeschnitt kann durchgeführt werden. Zu dem Zweck
wird der fixierte Sagittalrahmen 20 mitsamt dem Träger 19 vom Frontalschlitten 16
abgenommen, um 900 gekippt und der festgestellte Trichter an der nach dem Kniepaßteil
markierten
Stelle abgesägt, plangeschliffen und wieder eingehängt.
Der Anschlag dazu dient als Führung am Bandsägentisch.
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Zu 8 : Den Fuß einschließlich Knöchelteil stellt man auf die Bodenplatte
51 der Fußabschneidevorrichtung und spannt ihn-mit der Spindel 54 fest, so daß er
- je nach Körperschwere des Beschädigten -mäßig angedrückt, aber fest und achsenwaagerecht
steht. Vorher ist die Schiebevorrichtung 53 auf die Schnitthöhe eingestellt worden.
Dann wird der rechtwinklig abgebogene Teil der Schiebevorrichtung 53 in den Schlitz
des Bandsägentisches gelegt. Dieser dient dann als Führung beim Sägen. Auch beim
Planschleifen wird er als Anschlag zur besseren Führung benutzt. Der Sägeschnitt
und Planschliff kann durchgeführt werden.
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Zu 9: Zum Bau von Oberschenkelkunstbeinen wird die Kniefixierungseinrichtüng
mit dem Vierkantständer 34 auf den Stutzen 33 gesteckt. Die Knieachsenstange 42
muß nach der Höhenskala 35 in die Höhe des Kniegelenks eingestellt werden. Die Öffnung
62 in der Führung 36 dient zum Ablesen der Kniegelenkhöhe für Unterschenkelbeine.
Nun rückt man den Schieber 40 auf die vorgesehene Kniesicherheitsmarke. In die Kniebuchse
des Paßteils wird eine Probierachse gesteckt,-Dann verbindet man den den Schenkel
44 tragenden Teil der Feststellverschraubung 43 mit der innßren Paßteilschiene durch
Verschrauben. ~Der Kiiiepaßteil kann nun auf die Knieachsenstange42 in jede Entfernung
vom Schieber geschoben werden, die Schenkel 44 zeigen um 1200 nach hinten oben.
Das Gegenstück der Feststellverschraubung 43 sorgt; dafür; daß der Kniepaßteil sicher
auf der Knierchsenstange 42 festsitzt. Danach stellt man die Wade auf den kosmetischen
Anschluß des Fußpaßteils eine und fixiert sie mit Hilfe der Spannvorrichtung 46
und deren Spindel 47. Jetzt wird der hintere Quersteg 48 in die hierfür vorgesehenen
Bohrungen der verlängerten Schenkel 44 gesteckt und der Knieteil durch die Spindel
49 festgestellt. Nachdem an dem Wadenpaßteil-der Anschlußschnitt für den Knöchelteil
und am Knieteil der des Stumpftrichters angezeichnet wurde, nimmt man die Kniefixierungseinrichtung
vom Stutzen 33 herunter. Die Anschlagspange 50 wird auf die Bandsägentischbreite
eingestellt und der Schnitt und das Planschleifen an den angezeichneten Stellen
vorgenommen.
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Zu 10: Im Anschluß daran werden die Schnittstellen in dem Gerät verleimt,
wobei zu beachten ist, daß der Kniepaßteil, von vorn gesehen, den richtigen Anschluß
zum Fuß und Trichter erhält. Es ist damit die Gewähr gegeben, daß alle Teile aufbaugerecht
und achsenparallel zueinander stehen und ohne Fehlerquellen zusammengefügt sind.
Der eingespannte Fuß muß sich in seiner Längsachse mit der Linie auf dem Fußteller
8 decken und sein Unterstützungspunkt mit dem Unterstützungspunkt des Fußtellers
übereinstimmen.
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Es wird keine Wassermenge und kein Lot benötigt.
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Ungeachtet dessen läßt sich der komplette Unterschenkel bzw. das Bein
mit dem Fußteller 8 um die vertikale Achse drehen und dadurch von allen Seiten betrachten
bzw. überprüfen. Danach wird das verleimte Kunstbein aus dem Gerät herausgenommen
und ihm die kosmetische Form gegeben. Das Kunstbein ist anprobefertig.
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Für den Aufbau von Unterschenkelkunstbeinen
wird bei neuen Kunstbeinen
die kleine Knieachse 4' in die hierfür vorgesehenen Bohrungen der verlänger ten
Schenkel44 gesteckt, außerdem gleichzeitig i eine Bohrung in der Führung 36 und
des Schieber 40. So ist die Gewähr gegeben, daß die Achse absolu parallel und waagerecht
zur Fußachse verläuft unc sich nicht in der Richtung verändern kann.
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Ist an einem vorhandenen Unterschenkelkunstbeir mit Schienen der
Fuß zu erneuern oder ist ein Zwi schenring einzusetzen, so wird durch die als Gelenkt
ausgebildeten Schenkel 44 eine genaue Fixierung unc Einstellung vorgenommen. Die
bei der Kontrolle er mittelten Werte lassen sich jederzeit wieder her stellen.
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Wenn auch beim Kunstbeinaufbau noch manche andere Faktoren hineinspielen,
so hat doch diese Methode den Vorteil, daß der Flächenschwerpunk am oberen Trichterrand
ermittelt werden kann Gerade durch die Kenntnis der Lage dieses Punktes wird es
möglich, den Aufbau des Kunstbeines systematisch in jeder Weise so durchzuführen,
daß dem Beschädigten Erleichterung beim Stehen und Gehen zuteil wird, denn nun ist
es leicht, nach dem Prinzip des Parallelogramms der Kräfte den auftretenden Druck
so anzusetzen, daß der Beschädigte beschwerdefrei, unauffällig und kräftesparend
geht.