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Verfahren zum Verbinden von Schuhwverkseinzelteilen aus Kautschuk
in Fließarbeit Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Verbinden von Schuhwerkseinzelteilen
aus Kautschuk in Fließarbeit zwecks Herstellers von Gummischuhwerk, wie z. B. Stiefeln,
Gummischuhen, Gamaschen, Überziehschuhen und Halbschuhen, und bezweckt, die Zeit,
den Raumbedarf, das Material, die Ausrüstung und die Arbeit zu vermindern, die beim
Aufbau von Schuhwaren aus Kautschuk und Gewebe erforderlich sind.
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Von dem früheren Aufbau des vollständigen Gegenstands auf einem Leisten
hat sich die Praxis in gewissem Maße dahin entwickelt, bestimmte Teile von Schuhwaren
in der Fläche und frei vom Leisten zusammenzufügen, dann in vereinigter Form auf
den Leisten zu bringen und den Zusammenbau des Gegenstandes zu vollenden. So sind
Oberteile von Gummischuhen und von pelzgefüttertem Schuhwerk in der Fläche aufgebaut,
dann auf einem Leisten über eine Brandsohle gearbeitet und die Schuhware durch Anbringen
der übrigen Teile auf dem Leisten vollendet worden.
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Die Anwendung von Fließarbeit für verschiedene Arbeitsvorgänge in
der Kautschukindustrie ist an sich bekannt. Es ist auch bekannt, durch ein Förderband
die Einzelteile einer Schuhware, z. B. eines Tennisschuhes, zu den verschiedenen
Arbeitsstationen zu bringen, wo sie der Arbeiter abnimmt und auf einer längs des
Förderbandes aufgestellten Bank zum Schuh weiter zusammenfügt.
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Beim fließenden Zusammenbau von Kautschukschuhwerk ist auch die Anordnung
eines Hauptförderers bekannt, von dem Wagen mitgeführt werden. jeder Wagen trägt
eine Reihe von Leisten und eine Sammlung von Schuhwerksteilen, die auf dem Leisten
zusammengebäut werden sollen. Durch eine selbsttätige Einrichtung wird ein Wagen
von dem Hauptförderer zu einer Station geleitet, an der ein Arbeiter steht. Der
Arbeiter nimmt dann die Leisten und die jeweils erforderlichen Teile von dem Wagen
und vereinigt sie auf der Werkbank. Hat der Arbeiter seine bestimmte Arbeit an sämtlichen
Leisten auf dem Wagen ausgeführt, so wird der Wagen wieder in den Gang des Hauptförderers
eingeschoben und selbsttätig zur nächsten Arbeitsstation gebracht.
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Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung werden die einzelnen Zuschnitteile
aus urvulkanisierter Kautschukmasse oder gummiertem Gewebe nacheinander auf eine
kalandrierte urvulkanisierte Kautschukplatte aufgelegt, die durch ein Förderband
an den einzelnen in Abständen nebeneinander angeordneten Stapeln
von
Zuschnitteilen-vorbeigeführt wird. Dann werden die- überflüssigen Stücke der Kautschukplatte
von den. aufgelegten Teilen abgetrennt und- die geschichteten Teile durch Pressen
zu einer flachen Schuh-,verksverbindung fest miteinander verklebt, die dann vom
Förderband abgenommen wird.
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Erfindungsgemäß wird hierbei- so verfahren, daß die Zuschnitteile
in jeder einzelnen Reihe die gleichen, aber von denen in einer anderen Reihe verschieden
sind. Die unvulkanisierte Kautschukplatte wird zweckmäßig vor dem Auflegen der Zuschnitteile
in an sich bekannter Weise über eine Lichtquelle geführt, um Fehlstellen (Blasen,
Risse usw.) in der Kautschukplatte festzustellen.
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Der wesentliche Vorteil der Arbeitsweise gemäß der Erfindung besteht
darin,', daß bei dem Herstellen von einigen der rößeren Teile, die aus kalandrierter
Kautschukplatte bestehen, beispielsweise der Außenteile von Stiefelschäften, Gummigamaschen
o. dgl., das Einstapeln dieser Teile in Büchern oder Zwischenlegen von Papierlagen
überflüssig wird.
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Auch mußte bisher beim Aufnehmen der Teile, gleichgültig ob sie einzeln
ausgeschnitten und in Büchern gelagert oder ob sie stoßweise in vielfacher Faltung
durch Stanzwerkzeuge ausgeschnitten wurden, zwecks ihres Zusammenbaues zu einer
Schuhware mit größter Sorgfalt verfahren werden, um ein Verzerren des -Kautschuks
oder ein Überlappen oder Ankleben seiner Teile zu vermeiden. Diese Schwierigkeit
fällt bei dem Verfahren gemäß der Erfindung fort.
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Die Zeichnung zeigt beispielsweise schematisch eine Vorrichtung zum
Aufbau eines Stiefelschaftes gemäß der Erfindung.
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i bezeichnet einen Vorratshaspel, von dem eine Platte :2 aus unvulkanisierter
Kautschukmasse, welche die Gummiaußenteile des Stiefelschaftes bilden soll, untergleichzeitigem
Ablauf eines die einzelnen Kautschukwindungen trennenden (nicht dargestellten) Zwischentuches
abgezogen wird. Die Kautschukplatte :2 geht in an. sich bekannter Weise über die
Glasplatte 3, die von unten stark beleuchtet wird. Mit dem Darüberweggehen der Kautschukplatte
über diese Glasplatte wird bezweckt, eine leichte Kontrolle von etwaigen Fehlern
in dem Material zu bekommen. Bei Verwendung verhältnismäßig dicker Kautschukplatten,
z. B. für Stiefelaußenteile, ist eine Kontrolle mit durchscheinendem Licht gewöhnlich
unnötig, da Fehlstellen bei direkter Beleuchtung sichtbar sein können; aber eine
Kontrolle mit durchscheinendem Lieht ist sehr erwünscht bei dem Herstellen von Gamaschen
und leichten Gummischuhen, wenn deren Außenteile aus sehr dünner und tief eingeprägter
Kautschukplatte bestehen; die Folge ist, daß hierbei Fehler leichter in dem Material
auftreten und schwieriger zu entdecken sind. Die Kautschukplatte geht dann auf ein
gewöhnliches Förderband q., bis sie gegenüber der ersten Arbeitsstation kommt. Die
Klammern an der linken Seite der Zeichnung bedeuten die einzelnen Arbeitsstationen.
In dieser ersten Station legt ein Arbeiter Schaftformen 5 in entsprechenden gegenseitigen
Abständen auf die Kautschukplatte :2 auf, wenn diese an ihm vorbeigeht. Die Schaftform
ist aus auf beiden Seiten gummiertem Gewebe hergestellt und hat, wie dargestellt,
im wesentlichen die Gestalt eines Stiefelschaftes, der an der Hinterseite aufgeschnitten
und flach gelegt ist. Die Schaftformen 5 können dem Arbeiter in irgendeiner Weise
zugeführt werden; in dem vorliegenden Fall ist eine Vorratsstelle 6 schematisch
angegeben, die nahe der Station des Arbeiters liegt. Die Kautschukplatte 2 mit den
daraufgelegten Schaftformen geht dann zu der nächsten Station, in der ein Kautschukzuschnitt
für den Knöchelteil 7, ein gummierter Gewebezuschnitt 8 und gummierte Bindestreifen
9 durch den Arbeiter auf die vorbeigehende Kautschukplatte aufgebracht werden. Über
.den Knöchelteil 7 wird der gummierte Gewebezuschnitt für den Knöchelteil 8 gebracht,
der aus beiderseits gummiertem Stoff besteht. Der Teil 8 hat etwas geringere Höhe
als der Knöchelteil 7. Der Bindestreifen 9 ist lediglich ein kleiner Streifen aus
gummiertem Gewebe, dessen .eines Ende mit den oberen Teilen des Stiefelschaftes
vereinigt wird, während sein anderes Ende über das obere Ende des Stiefelschaftes
vorsteht. Dieses vorstehende Streifenende 9 wird später an dem oberen Ende des Stiefelleistens
befestigt, um den Stiefelschaft in richtiger Ausdehnung während der Herstellung
zu halten. Nach Vollendung des Stiefels wird das vorstehende Streifenende zusammen
mit dem oberen Ende des Stiefelschaftes bündig weggeschnitten. Die obenerwähnten
Zuschnitteile können in irgendeiner Weise zugeführt werden, und entsprechende Vorratsstellen
für solche Teile sind schematisch mit io, i i und z2 angegeben.
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Die Kautschukplatte :2 mit den darauf vorher vereinigten Teilen bewegt
sich dann auf dem Förderband q. zu der nächsten Station, in der zwei Fersensteifen
13, zwei Seitenteile 1d. und eine Vordersteife 15 aus unvulkanisiertem Kautschuk
aufgebracht werden. Die Fersensteifen 13 sind kleine; längliche und nahezu
dreieckige Stücke, die aus auf beiden Seiten gummiertem Gewebe bestehen können,
und werden nahe den unteren rechten und linken Ecken der Schaftform angebracht,
so daß, wenn die Seitenkanten des Stiefelschaftes an
der Rückseite
zusammengebracht werden, die Steifen den Fersenteil verstärken. Die Seitenteile
14 können gleichfalls aus auf beiden Seiten gummiertem Stoff gebildet sein; jedes
Seitenteil hat eine verlängerte dreieckige Form. Die Seitenteile werden auf die
Schaftform in solcher Stellung gelegt, daß sie in dem vollendeten Stiefelschaft
auf jeder Seite des Stiefelschaftes liegen und ihre Scheitel sich in dem Schaft
aufwärts erstrecken. Die aus Kautschuk bestehende Vorderseite 15 ist ein schmaler
Streifen, der sich bis zur Mitte des Knöchelteils und streckenweise bis auf den
Schaft erstreckt. Jeder der obenerwähnten Teile kann zugeführt werden, wie es zweckmäßig
ist, und entsprechende Vorratsstellen sind im vorliegenden Fall bei 16,
17
und 18 schematisch angegeben.
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Bei der weiteren Bewegung kommen die Stiefelschaftverbindungen auf
dem Förderband 4 bei der nächsten Station an, in welcher das Schaftfutter i9 aufgebracht
wird. Das Schaftfutter i9 ist ein Gewebestück, welches das innere Futter des Stiefelschaftes
bilden soll und auf einer Seite gummiert ist. Dieser Teil wird, wie verlangt, zugeführt,
und eine Vorratsstelle ist bei 2o angedeutet. Das Schaftfutter hat im wesentlichen
die gleiche Gestalt wie der Stiefelschaft und wird mit seiner Gewebeseite zuoberst
auf die vorher zusammengefügten Teile aufgelegt. Aus der Zeichnung ist zu ersehen,
daß die aufgelegten Teile sich nicht ganz bis zu der rechten Kante der Schaftform
oder bis zu seiner unteren Kante erstrecken. Dies geschieht, um einen zu starken
übergreifenden Saum an der Rückseite des geschlossenen Stiefelschaftes sowie eine
Erhöhung an dem unteren Teil, wenn die untere Kante des Stiefelschaftes über die
Brandsohle auf dem Leisten gezogen ist, zu vermeiden.
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In der nächsten Station steht ein Arbeiter, welcher die überflüssigen
Stücke der Kautschukplatte 2 wegschneidet, die eine jede Stiefelschaftverbindung
umgeben. Wenn man auch solche Abfallteile mit einem gewöhnlichen Messer wegschneiden
kann, so läßt sich doch der Kautschuk mit einem gewöhnlichen Messer schwer schneiden,
wenn dieses nicht sehr scharf ist und seine Schneide mit Wasser schlüpfrig gemacht
wird. Da die Verbindungen sich bewegen und das Schneiden rasch ausgeführt werden
muß, so wird deshalb vorgezogen, ein verhältnismäßig stumpfes Messer zu benutzen,
dessen Klinge in üblicher Weise elektrisch erwärmt ist. Die Folge ist, daß, wenn
die erwärmte Klinge rund um die Stiefelschaftverbindung geht, sie auf ihrem Wege
im wesentlichen den Kautschuk durchdringt und die überflüssigen Stücke leicht abgezogen
werden können. Dieses Verfahren vermeidet äuch Beschädigungen des Förderbandes 4,
wie sie durch dauernde Benutzung eines scharfen Messers verursacht würden. Es vermeidet
ferner das Durchschneiden der Gewebeteile im Fall, daß das Messer des Arbeiters
in sie hineinrutscht. Erforderlichenfalls kann dieser Arbeitsvorgang unmittelbar
nach dem Auflegen der Schaftform auf die Kautschukplatte 2 und vor der Verbindung
der übrigen Teile ausgeführt werden.
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Die vollständige Stiefelschaftverbindung geht dann zur Presse 21,
in der etwaige Unregelmäßigkeiten geglättet, Luftbläschen entfernt und sämtliche
Teile fest miteinander -verklebt werden.
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Es ist möglich, diesen Preßvorgang durch über und unter dem Förderband
4 zusammenwirkende Walzen durchzuführen; es hat sich aber herausgestellt, daß, wenn
Walzen benutzt werden, .der Kautschuk in der Stiefelschaftverbindung das Bestreben
hat, vor der Walze zusammenzukriechen oder sich anzuhäufen, so daß beste Ergebnisse
nicht erreich werden. Deshalb wird vorgezogen, eine Vorrichtung, etwa wie dargestellt;
zu benutzen, bei der :ein kurzes endloses Band 22 rund um Walzen 23, 24 läuft. Die
getriebene Walze 24 ist nachgiebig angebracht, wird gegen das Förderband 4 abwärts
gedrückt und wirkt vorzugsweise mit einer Walze 25 unter dem Förderband zusammen,
während die Walze 23 ortsfest mit :einem geringen Abstand über dem Förderband 4
angeordnet ist. Das untere Trum des Bandes 22 bildet mit dem unter diesem befindlichen
Teil des Förderbandes 4 einen langen schmalen Keil, dessen Spitze an der Stelle
liegt, wo die Walze 24 das Band 22 gegen das Förderband 4 preßt, während sein offenes
Ende nahe der Walze 23 liegt. Durch diese Anordnung wird die Stiefelschaftverbindung
keiner unmittelbaren Walzbehandlung ausgesetzt, sondern sie erhält statt dessen
eine im wesentlichen unmittelbare Pressung zwischen den Bändern 22 und 4, die allmählich
wächst, wenn die zusammengefügten Schuhwerksteile von der Walze 23 zu der Walze
24 gehen.
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Nach Vollendung des Preßvorgangs werden die Schuhschaftverbindungen
durch einen Arbeiter entfernt und können auf einen Förderer 26 gelegt werden, der
sie zu der nächsten Bearbeitungsstelle bringt.
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Auf dieselbe Weise kann der Oberteil eines Gummischuhes oder einer
Gummiaußengamasche in der Fläche zusammengebaut und nach Vollendung über eine Brandsohle
auf einem Leisten gearbeitet werden, worauf dann die Ware fertiggestellt wird.
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Wenn auch die Erfindung, wie vorher erwähnt, im besonderen auf das
Herstellen von Teilen, die einen großen Gummiaußenteil erfordern,
anwendbar
ist, so kann sie doch auch bei dem Herstellen kleinerer Teile oder von Teilen mit
Stoffaußenseiten angewendet werden.
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Im Rahmen der Erfindung kann für die Kautschukplatte einerseits eine
frisch kalandrierte Kautschukplatte verwendet werden, die, entweder unmittelbar
aus dem Kalander oder mittelbar über einen Vorratshaspel zugeführt wird. Andererseits
ist der Fall nicht ausgeschlossen, daß das Arbeitsgut unter manchen Verhältnissen
nicht ganz frisch kalandert zu sein braucht und die vollen Vorratshaspeln vor dem
Gebrauch noch einige Zeit lagern, so daß das aufgewickelte Gut eine gewisse Schrumpfung
erleidet. Selbst . in diesem Fall werden a11 die bisherigen Nachteile des Ausschneidens
der Einzelteile, ihres Einlegens zwischen die Stoffblätter eines Buches, der Förderung
der Bücher zu der Arbeitsstelle und der Entfernung der geschnittenen Teile aus den
Büchern vollständig vermieden.