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Verfahren zur Äscherung von Leimleder Bekanntlich muß Leimleder, bevor
es auf Leim verkocht werden kann, mehrere Wochen oder Monate mit Kalkmilch behandelt
werden. Diese Behandlung hat im wesentlichen den Zweck,. das Gewebe zu lockern,
Fette zu verseifen und die nicht leimgebenden Substanzen teilweise zu lösen; sie
muß außerdem verhindern, daß das Leimgut hierbei in Fäulnis übergeht.
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Es ist schon eine Reihe von Vorschlägen gemacht worden, die dasselbe
Ziel in kürzerer Zeit zu erreichen streben. Alle diese Vorschläge brachten aber,
soweit sie ihren Zweck überhaupt erfüllten, schwerwiegende Nachteile mit sich. Es
sollten entweder statt Kalk z. B. Salze, wie Aluminiumchlorid, benutzt werden,'
die für den großtechnischen Betrieb schon viel zu teuer sind; oder es sollte eine
Behandlung mit Säuren oder Laugen vorgenommen werden, die indes infolge ihrer livdrolisierenden
Eigenschaften in jedem Falle die Ausbeute an Leim oder dessen Qualität schwer beeinträchtigten.
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Es wurde nun gefunden, daß die Kälkungsdauer auf einen Bruchteil herabgesetzt
werden kann, wenn dem Kalk geringe Mengen C alciumchlorid zugesetzt werden. Das
Leimleder wird hierbei also viel schneller sudreif als bei dem üblichen Kälkungsverfahren.
Außerdem zeigte sich aber, daß die Ausbeute an Leim nach dein neuen Verfahren wesentlich
erhöht wird und daß der Leim eine bessere Qualität besitzt als bei Behandlung mit
Kalk ohne Zusatz von Calciumchlorid. Beispiel 9 kg gebrannter Kalk werden gelöscht
und in 3001 Wasser aufgeschlämmt. In diese Mischung bringt man r,8 kg Chlorcalcium
(85°1oig), das in etwas Wasser aufgelöst worden ist. Man verrührt gut und trägt
3oo kg Leimleder ein. Von Zeit zu Zeit wird das Leimleder gut durchgemischt. Bei
diesen Konzentrationen wird die Kälkungsdauer von j Monaten auf etwa 6 Wochen herabgedrückt.
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An Stelle von Calciumchlorid können auch andere Salze, wie Strontiumchlorid,
Bariumchlorid oder Magnesiumchlori.d, verwendet werden, die eine quellende oder
peptisierende Wirkung auf das Kollagen haben.
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Das neue Verfahren hat nichts mit den Verfahren zu tun, die Salze
benutzen, um gegerbtes Leder, das auf Leim verarbeitet werden soll, zu entgerben,
und bei welchen die Salze nur dazu dienen, die gerbenden Verbindungen mittelbar
oder unmittelbar aus dem Leder leer auszulösen.
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Auch unterscheidet sich das neue Verfahren wesentlich von dem bekannten
Verfahren, Leimleder, das zur Enthaarung in Kalkmilch gelegen hatte, mit einer Säure
zu übersättigen, damit der in die Poren eingedrungene und durch die Kohlensäure
der Luft zu C alciumcarbonat umgesetzte Kalk in lösliche Verbindungen überführt
und so die Poren der Haut wieder geöffnet werden. Zwar entsteht nach diesem bekannten
Verfahren Calciumchlorid, wenn Salzsäure zur Behandlung des Leim-
Leders
verwendet wird. Versuche zeigten aber, daß. hierdurch noch nicht die Vorteile erreicht
werden, die eintreten, wenn der Kalkbrühe erfindungsgemäß Erdalkalichloride zugesetzt
werden. Wenn man etwa i kg Leimleder mit 11 Wasser versetzt und danach Salzsäure
zusetzt, bis das Wasser gegen Lackmus gerade eben schwach sauer reagiert, darauf
3o g abgelöschten Kalk zufügt, das Ganze unter zeitweiligem Umrühren 17 Tage stehen
läßt, das Leimleder danach auswäscht und im Wasserbad bei etwa 9o° C 7 Stunden lang
erhitzt, so zeigt sich, daß das Leimleder lange nicht so weitgehend verkocht ist,
als wenn man den Versuch unter genau den gleichen Umständen durchführt, jedoch erfindungsgemäß
nicht das Calciumchlorid durch die Zufügung von Salzsäure entstehen läßt, sondern
es als Salz in genau der gleichen Menge zufügt. Nach der gleichen Kochdauer sind
im Sud kaum noch Leimlederstückchen festzustellen, wenn Calciumchlorid zugesetzt
worden war. Wurde das Salz jedoch durch Behandlung des Leimleders mit Salzsäure
gebildet, so bleibt noch sehr viel Leimleder unverkocht vorhanden. Der Unterschied
des Ergebnisses findet seine Erklärung vermutlich darin, daß bei der Anwendung von
Salzsäure eine zonenmäßig fortschreitende Säurequellung des Kollagens eintritt,
die starke Gefügeänderungen hervorruft und so bewirkt; daß die Nachäscherung mit
Kalk gehemmt wird. Ferner ist bei der Säurequellung in unerwünschter Weise mit Hydrolyse
zu rechnen. Bei Anwendung von Neutralsalzen sind diese Übelstände ausgeschlossen.
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Die vorteilhafte Wirkung des neuen Verfahrens zeigen auch die folgenden
Vergleichs-, versuche: i kg Leimleder wird mit Wasser auf ein Gesamtvolumen von
2ooo ccm gebracht. Im Versuch A werden erfindungsgemäß 5 g Ca Cl. und 3o g Ca0 zugesetzt.
In Versuch B werden gemäß dem dargelegten bekannten Verfahren 2o ccm Salzsäure vom
spezifischen Gewicht 1,16 und
30 g Ca0 zugesetzt. Im Versuch C werden gemäß
dem üblichen Verfahren nur
30 g Ca0 zugegeben. Bei den drei Versuchen bleibt
der Ansatz 17 Tage unter zeitweiligem Umrühren stehen. Hierauf wird i Stunde lang
mit fließendem Leitungswasser gespült, mit 25 ccm Salzsäure neutralisiert, abermals
etwa 112 Stunde lang mit fließendem Leitungswasser . gewaschen und darauf das Leimleder
im Wasserbad bei 9o° C verkocht. Man macht von jedem der drei Versuche drei Auszüge
und bringt das Gesamtvolumen der drei Auszüge auf 2,400 ccm. Die Analyse erzibt
dann:
A B C |
Prozent Leim... zz,o io,o 9,5 |
Viscosität |
-bei 25° C.... 20,2 11,4 12,q. Sekunden. |
Es zeigt sich also, daß gemäß der Erfindung mehr und besserer Leim gewonnen wird
als bei dem älteren Verfahren.