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Verfahren zur Herstellung von Sprengstoffen Bisher war es üblich,
bei der Sprengstoffherstellung Gemische von mehr oder weniger brisanten Explosivstoffen
mit Sauerstoffträgern, wie den Nitraten der Alkalien und Erdalkalien, Chloraten
und Perchloraten, und Kohlenstoffträgem, wie Mehlen, Nitrokörpern usw., zu verwenden.
Zur Erhöhung der Schlagwetter- und Kohlenstaubsicherheit wurden vorzugsweise die
Chloride und Sulfate der Alkalien oder kristallwasserhaltige Salze zugesetzt.
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Dieses Verfahren ist mit verschiedenen Nachteilen behaftet, da fast
alle Nitrate der Alkalien und Erdalkalien hygroskopische Natur besitzen und deshalb
ein wasserfester Einschluß der Patronen erforderlich ist. Außerdem haben sie, insbesondere
der Ammonsalpeter, die Eigenschaft, unter gewissen Umständen zum Zusammenbacken
zu neigen, wodurch ihre Brauchbarkeit für die Schießarbeit beeinträchtigt wird.
Ferner sind die auf die obengenannte Weise hergestellten Sprengstoffe für manche
Spezialzwecke der Schießarbeit, besonders in weichen Materialien, zu brisant, indem
sie das Material zu stark zertrümmern.
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Es ist ferner vorgeschlagen worden, brisante Explosivstoffe mit größeren
Mengen inerter Stoffe, wie z. B. Gesteinsstaub oder Kochsalz, zu vermengen. Man
erhält hierbei aber nur solche Gemische, deren Arbeitsfähigkeit verhältnismäßig
gering ist. Außerdem entstehen bei der Wahl der geeigneten Korngröße der inerten
Zusatzstoffe gewisse Schwierigkeiten. Verwendet man z. B. zu feines Kochsalz, so
erhält man zwar Sprengstoffe von guter Wettersicherheit, die Detonationsempfindlichkeit
dieser Mischungen ist dann aber sehr gering, so daß mit dem Kochsalzzusatz über
ein gewisses Maß nicht hinausgegangen werden kann. Erhöht man die Korngröße des
Kochsalzes, so können allerdings größere Mengen zugesetzt werden, ohne daß die Detonationsempfindlichkeit
verringert wird. Die Wettersicherheit solcher Mischungen mit einem Zusatz von inerten
Stoffen in gröberer Korngröße wird aber häufig unter das zulässige Maß verringert.
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Es wurde nun gefunden, -daß in jeder Beziehung befriedigende Sprengstoffe
erhalten werden, wenn als Grundstoff oder Träger, d. h. in einer Menge, die die
des brisanten Anteils übersteigt, von flüssigen brisanten Explosivstoffen solche
inerten Stoffe verwendet werden, die bei der Explosion unter Wärmeabsorption inerte
Gase, wie Kohlensäure oder Stickstoff, entwickeln. Als Beispiel für derartige Zusatzstoffe
können die Bicarbonate der Alkalien oder Ammoniumnitrit oder äquivalente Gemische
von Natriumnitrit mit Ammoniumsalzen, wie Ammoniumchlorid, Ammoniumbicarbonat oder
Ammoniumsulfat, angeführt werden. Derartige Sprengstoffe entzünden Schlagwetter-
und Kohlenstaubluftgemische
nicht und bewirken daher eine bedeutend
größere Sicherheit als die bisher bekanntgewordenen Sprengstoffe.
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Im allgemeinen setzt man die inerten gasliefernden Bestandteile in
Mengen von 65 bis 85 % zu. Je nach den besonderen Erfordernissen können diese Grenzen
aber auch unter- oder überschritten werden.
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Es ist zwar schon vorgeschlagen worden, Alkalibicarbonate Sprengstoffen
zuzusetzen, um diese zu stabilisieren. Demgegenüber sollen nach den vorliegenden
Verfahren die gasbildenden inerten Stoffe, wie z.B. die Alkalibicarbonate, in erheblichen
Mengen, die die Menge des brisanten Beständteils überschreiten, als Aufsaugmasse
oder Träger für den flüssigen brisanten Bestandteil verwendet werden und durch die
Menge des entwickelten inerten Gases unter gleichzeitiger wesentlicher Herabsetzung
der Explosionstemperatur eine bedeutende Rolle beim Explosionsvorgang spielen.
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Den Mischungen von brisanten Explosivstoffen und inerten gasliefernden
Stoffen können natürlich noch andere bekannte Bestandteile zugesetzt werden. Man
kann z. B. Sauerstoffträger, wie Harnstoffnitrat, Natron- und Kalisalpeter, und/oder
Kohlenstoffträger, wie Holzmehl, Kohle, Di- oder Trinitrotoluol, zusetzen. Außerdem
können als Bestandteile noch andere inerte Stoffe, wie z. B. Kochsalz, verwendet
werden.
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'Als Beispiele können folgende Mischungen genannt werden:
i. I\Titroglycerin . . . . . . . . . . . . . . 20,00/0 |
Natriumbicarbonat . . . . . . . . . 80,o % |
i00,00/0 |
2. Nitroglycerin . . . . . . . . . . . . 20,o 0/0 |
Natriumbicarbonat . . . . . . . . . 65,o 0/0 |
Kochsalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15,0o/. |
i00,00/0 |
3. Gel. Nitroglycerin . . . . . . . . . . 35,0% |
Natriumbicarbonat . . . . . . . . . 48,0% |
Natronsalpeter . . . . . . . . . . . . . 5,o 0/0 |
Holzmehl. . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,o0/, |
Kochsalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . io,o 0/0 |
ioo,o 0/0 |
Gel. Nitroglycerin . . . . . . . . . . 30,o 0/0 |
Natriumbicarbonat . . . . . . . . . 40,0% |
Natronsalpeter . . . . . . . . . . . . . i3,0 0/0 |
Korkmehl ...... . . . . . . . . . . . 4,5% |
Kochsalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . z2,5 0/ |
0 |
100,01)/, |
5. Nitroglycerin . . . . . . . . . . . . . . 20,o 0/0 |
Natriumnitrit . . . . . . . . . . . . . . 45,0% |
Ammoniumchlorid .......... 35,0% |
ioo,o 0/0 |
Das Natriumbicarbonat besitzt die Eigenschaft, daß es sogar in einer sehr großen
Feinheit von go bis Zoo % Durchgang durch ein Sieb mit io ooo Maschen pro Quadratzentimeter
noch Sprengstoffgemische liefert, die eine außerordentlich gute Initiierbarkeit
besitzen, was bei anderen Körpern, wie Kieseldur, Kochsalz und Gesteinsstaub, nicht
der Fall ist. Für. die Sprengstoffherstellung besitzt dieses Salz die günstigen
Eigenschaften, daß es nicht hygroskopisch ist und selbst bei feinster Kristallstruktur
nicht zum Hartwerden durch Zusammenbacken neigt.
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Das Nitroglycerin kann in gelatinierter oder nicht gelatinierter Form
verwendet werden. Es kann auch durch andere Explosivstoffe, wie z. B. Nitroglykol,
Nitrochlorhydrin, Pentaerythrittetranitrat usw., ganz oder teilweise ersetzt werden.