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Sprengstoffgemische Brauchbare Sprengstoffmischungen mit einem Gehalt
von mehr als 65 % inerter Stoffe sind bisher nicht bekannt gewesen, obgleich derartige
Mischungen wegen der nicht nur zerteilenden, sondern auch gleichzeitig schiebenden
Wirkung angestrebt worden sind. Die bisherigen Versuche zur Herstellung derartiger
Mischungen haben nicht zu Erfolgen geführt, so daß man es schließlich für unmöglich
hielt, Sprengstoffgemische mit einem höheren Gehalt an indifferenten Stoffen h erzustellen,
die noch zur Detonation zu bringen sind.
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Verwendet man nämlich als inerten Stoff hieselgur, so erhält man Mischungen,
wie sie z. B. in folgender Zusammensetzung schon vorbeschrieben sind: Nitroglycerin
. . . . . ...... 30 0/0, Kieselgur . . . . . . . . . . . . 600 /0, Hochofenschlacke
........ 4.0/0, C'alciumcarbonat . . . . . . . . . i 0/0, Gelber Ocker . . . . .
. . . . . . 5 0fo.
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Bei der Nachbearbeitung dieser Mischung ist festgestellt worden, daß
sie wegen fehlender Detonationsfähigkeit als Sprengstoff überhaupt nicht brauchbar
ist.
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Es wurde nun gefunden, daß man im Gegensatz zu den bisher herrschenden
Ansichten zu ausgezeichnet wirkenden Sprengstoffen gelangt, wenn man brisanten,
energiereichen Sprengstoffen von guter übertragungsfähigkeit, wie z. B. Nitroglycerin
in gelatiniertem oder nichtgelatiniertem Zustande' oder Pentaerythrittetranitrat,
inerte Stoffe, wie Salze, z. B. Kochsalz, Silicate, Sand o. dgl., in Mengen von
mehr als 65 % zusetzt und dafür Sorge trägt, daß diese Zusatzstoffe in geeigneter
Korngröße verwendet werden. Die geeignete Korngröße ist abhängig von der Natur des
brisanten Bestandteiles und der indifferenten Zusatzstoffe und kann durch einfache
Versuche leicht festgestellt werden. Allgemein kann gesagt werden, daß sich indifferente
Zusatzstoffe in staubförmigem Zustande zur Herstellung von Sprengstoffen nach dem
vorliegenden Verfahren nicht eignen.
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Je nach der zu erzielenden Wirkung können die hochbrisanten Sprengstoffe
teilweise durch schwächer wirkende, z. B. anorganische Nitrate oder organische Nitrokörper
oder durch Kohlenstoffträger, z. B. Holzmehl, ersetzt werden.
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Es war zwar schon bekannt, daß ein gewisser Zusammenhang zwischen
den Eigenschaften und der Korngröße von Sprengstoffgemischen
besteht.
Dagegen ist es neu, daß die Korngröße @ der -inerten Bes tandteile von Sprengstoffen
ausschlaggebend ist für die Wettersicherheit- find =De'tbriationsfäliigkeit-;x@'
Durch die nachstehenden Beispiele soll die Beziehungen zwischen der Menge der-=
gesetzten inerten Stoffe, ihrer Korngröße, d(5r,.`; Wettersicherheit der aus ihr
hergestellten Sprengstoffe und der Detonationsfähigkeit der Mischung klargestellt
werden.
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Ungeeignete Mischungen: a) Nitroglycerin . . . . . . . . . . . 30
°/0a Kieselgur . . . . . . . . . . . . 6o "/o, Hochofenschlacke ........
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4107 Calciumcarbonat . . . . . . . . . 1_0 %2 Gelber
Ocker ........... Die verwendeteKieselgur ging zu über 9o"/0 durch ein Sieb mit
ioooo Maschen je Quadratzentimeter hindurch.
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Die Mischung ist nicht zur Detonation zu bringen.
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b) Nitroglycerin .......... 1a "/ Kollodiumwolle . . . . . . . . 0,2
" Kieselgur . . . . . . . . . . . . . 87,8"/,.
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Die Kieselgur hatte dieselbe Feinheit wie in der vorher angeführten
Mischung.
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Die Mischung ist nicht zur Detonation zu bringen.
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c) Nitroglycerin . . . . . . . . . . i2,o Kollodiumwolle . . . . .
. . . 0,2 °/°, Kochsalz . . . . . . . . . . . . . 87,8 "/°.
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Die Korngröße des Kochsalzes ist derart, daß es durch ein Sieb von
3000 Maschen je Quadratzentimeter zu ioo "/o hindurchgeht.
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Die Mischung detoniert nicht mit der Sprengkapsel Nr. B.
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Mischungen nach der Erfindung: Beispiel i Nitroglycerin . . . . .
. . . . . i2,o Kollodiumwolle . . . . . . . . 0,2 "/o, Kochsalz . . . . . . . .
. . . . . 87,8%. Hierbei wurde gewöhnliches Kochsalz verwendet, das durch ein Sieb
von 3000 Maschen je Quadratzentimeter nicht hindurchgeht, wohl aber durch
ein solches von 6oo Maschen je Quadratzentimeter.
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Die Mischung detonierte schon mit der Sprengkapsel Nr. 2.
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Beispiel 2 Nitroglycerin . . . . . . . . . . . 30 Kochsalz . . . .
. . . . . . . . . . . 7o "/o.
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Das Kochsalz geht zu ioo "/° durch ein Sieb von ioooo Maschen je Quadratzentimeter
hindurch. Die Mischung läßt sich mit der Sprengkapsel Nr. 8 zur Detonation bringen
und zündet frei hängend in der Versuchsstrecke kein Schlagwetter.
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`'?@?: Beispiel 3 e:@ !" Nitroglycerin . . . . . . . . . . . 35 °/"
Kochsalz . . . . . . . . . . . . . . . 65 °/°.
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Die Feinheit des Kochsalzes ist dieselbe wie im Beispiel 2. Die Mischung
läßt sich durch die Sprengkapsel Nr. 8 zur Detonation bringen, freihängend wird
aber Schlagwetter gezündet.
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Beispiel Nitroglycerin . . . . . . . . . . . 25 °/ o, Kochsalz . .
. . . . . . . . . . . . . 75 °/o.
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Das Kochsalz geht zu 70 "(° durch ein Sieb von goo Maschen je Quadratzentimeter
hindurch, zu 40 "/° durch ein Sieb von 25oo Maschen je Quadratzentimeter, zu. 2,5
"/o durch ein Sieb von 4900 Maschen je Quadratzentimeter, wird aber durch ein Sieb
von io ooo Maschen je Quadratzentimeter nicht durchgelassen.
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Die Mischung ist durch eine Sprengkapsel Nr.8 zur Detonation zu bringen
und zündet kein Schlagwetter. Beispiel 5 Nitroglycerin . . . . . . . . . . . 3o'/0,
Kochsalz . . . . . . . . . . . . . . . 70 "/o.
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Die Feinheit des Kochsalzes war dieselbe wie bei Beispiel 4. Die Mischung
ist ebenfalls durch eine Sprengkapsel Nr. 8 zur Detonation' zu bringen. Schlagwetter
wird von ihr aber gezündet.
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Aus den Beispielen lassen sich die folgenden Regeln entnehmen: i.
Inerte Zusatzstoffe von staubförmiger Beschaffenheit, wie z. B. Kieselgur, führen
bei einem Zusatz von mehr als 65 "/" zu Sprengstoffgemischen, die nicht mehr detonieren.
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2. Unter sonst gleichen Bedingungen werden durch eine feinere Korngröße
der inerten Zusatzstoffe eine bessere Wettersicherheit, aber eine schlechtere Detonationsfähigkeit
erzielt. -3. Durch Zugabe größerer Mengen der inerten Zusatzstoffe wird die Wettersicherheit
verbessert, die Detonationsfähigkeit verschlechtert.
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An Hand dieser Regeln können für einen gegebenen Zweck und aus gegebenen
Sprengstoffbestandteilen durch einfache Versuche jeweils die günstigsten Zusammensetzungen
und die günstigsten Korngrößen gefunden werden.
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Es sei übrigens bemerkt, daß diese Regeln nur für solche Zusatzstoffe
Gültigkeit haben, die sich während der Explosion wirklich
inert
`erhalten. Solche Stoffe, die, wie z. B. Natriumbicarbonat, während der Explosion
Gase abspalten, folgen anderen Gesetzen. N atriumbicarbonat kann z. B. auch in größeren
Mengen in äußerst feiner Beschaffenheit zu Nitroglycerin zugesetzt werden, ohne
daß die Detonationsfähigkeit der Mischung hierunter leidet.
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Nach der vorliegenden Erfindung werden die Energie und Ladedichte
der brisanten Sprengstoffe durch die Zusätze in stärkerem Maße herabgesetzt als
ihre Detonationsgeschwindigkeit; es werden Sprengstoffe erhalten, die nicht zertrümmernd,
sondern mehr schiebend wirken, wenig brisant, Schlagwetter- und kohlenstaubsicher
sind. Durch Veränderung der Menge und Korngröße der Zusatzstoffe kann auch die Energie
und Brisanz der Sprengstoffe beliebig abgestuft werden.