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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung liegt im Allgemeinen auf dem Gebiet neurologischer
Erkrankungen und Störungen.
Insbesondere bezieht sie sich auf neurodegenerative Erkrankungen,
Neuroprotektion, Nervenmyelinisierung und Bildung von Zellen, die
Myelinscheide herstellen. Insbesondere stellt die vorliegende Erfindung die
Verwendung von IL6R-IL6-Chimären
für die
Herstellung eines Medikaments zur Behandlung von neurologischen
Erkrankungen oder Störungen,
speziell zur Neuroprotektion und für die Behandlung von Demyelinisierungserkrankungen
und die Verbesserung der Nervenregeneration bereit.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Die
Nervenmyelinisierung ist ein wesentlicher Vorgang bei der Bildung
und Funktion der Teile des zentralen Nervensystems (ZNS) und peripheren
Nervensystems (PNS). Die Myelinscheide um Axone ist notwendig für die richtige
Weiterleitung von elektrischen Impulsen entlang von Nerven. Der
Verlust von Myelin tritt bei einer Anzahl von Erkrankungen auf,
darunter die das ZNS betreffende Multiple Sklerose (MS), das Guillain-Barre-Syndrom,
CIDP und andere (siehe Abramsky und Ovadia, 1997; Trojaborg, 1998,
Hartung et al. 1998). Obwohl verschiedene Krankheitsursachen zugrunde
liegen, wie beispielsweise infektiöse Pathogene oder Autoimmunattacken,
verursachen alle Demyelinisierungserkrankungen den Verlust von neurologischen Funktionen
und können
zu einer Lähmung
und zum Tod führen.
Während
gegenwärtige
therapeutische Wirkstoffe inflammatorische Attacken bei MS reduzieren
und den Krankheitsfortschritt verzögern, besteht ein Bedarf zur
Entwicklung von Therapien, die zu einer Remyelinisierung und Wiederherstellung
von neurologischen Funktionen führen
könnten
(Abramsky und Ovadia, 1997, Pohlau et al. 1998).
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Die
Synthese von Myelin ist eine Funktion von spezialisierten Gliazellen:
den Oligodendrozyten im ZNS und den myelinisierenden Schwann-Zellen
im PNS. Diese zwei Zelltypen können
in ihrem voll differenzierten Stadium myelinisierende Zellen genannt
werden. Myelin ist eine Lipidmembranstruktur, die eine Anzahl von
verschiedenen Proteinen enthält.
Myelinbasisproteine (MBP) stellen die Hauptkomponenten (30%) der ZNS-
und ebenso der PNS-Myelinproteine dar. Die Expression von MBP und
anderen Genen, die für
verschiedene Myelinproteine kodieren (z.B. P0, PMP-22, MAG bei PNS,
PLP, MOG bei ZNS), wird während
der terminalen Differenzierung von Oligodendrozyten und myelinisierenden
Schwann-Zellen angeschaltet. Der Ursprung dieser Zellen liegt in
der embryonalen Neuralleiste (Fraser, 1991) von wo sie abwandern
und einer Differenzierung unterworfen sind, die in einer Anzahl
von Schritten fortschreitet. Die Entwicklung der Schwann-Zellen
(SC) scheint drei Hauptschritte zu beinhalten: 1) die Erzeugung
von Vorläufern
(pSC) aus abwandernden Zellen; 2) die Teilung und der Übergang
zu embryonalen SC (eSC), die das S100-Protein exprimieren; 3) die postnatale
terminale Differenzierung eines Teils der eSC-Population in myelinisierende SC, die
MBP und andere Myelinproteine exprimieren (Kioussi und Gruss, 1996).
Die von der Neuralleiste abwandernden Zellen ergeben nicht nur pSC,
sondern ebenso sensorische und sympathische Neuronen, glatte Muskelzellen
und Zellen, die die Haut und Haarfollikel erreichen und pigmentierte
Melanocyten werden. Das Schicksal der Zellen der Neuralleiste wird
durch verschiedene induzierende Faktoren beeinflusst: Differenzierung
zu Gliazellen, zu Neuronen und zu Muskeln wird durch Neureguline,
wie beispielsweise Gliawachstumsfaktor (GGF), durch BMP2/4 bzw.
durch TGF-β unterstützt (Anderson,
1997). Die Differenzierung zu Melanozyten kann durch Wachstumsfaktoren,
wie beispielsweise bFGF oder PDGF oder SDF unterstützt werden
(Stocker et al. 1991; Anderson, 1997).
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Die
terminate Differenzierung der Schwann- und Oligodendrozyten-Vorgänger in
aktive myelinisierende Zellen und die Myelinisierung selbst scheint
von Signalen, die durch die Interaktion zwischen neuronalen Axonen
und den Gliazellen erzeugt werden, abhängig zu sein (Lemke und Chao,
1988; Trapp et al. 1988). Wenn der Kontakt zwischen Axon und Schwann-Zelle
unterbrochen ist, wie nach einer Nervenschädigung, kehren die Zellen zu
einem nicht-myelinisierenden Zustand zurück und die Expression von Myelinprotein-Genen
geht verloren (Jessen und Mirsky, 1991). Um die Myelinisierung oder
Remyelinisierung nach neuralen Erkrankungen oder Trauma stimulieren
zu können,
würde es äußerst wichtig
sein, die Faktoren zu identifizieren, die fähig sind, die Synthese von
Myelin zu induzieren
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ZNS-Verletzungen,
die durch akute Verletzungen einschließlich Trauma, Hypoxie und Ischämie verursacht
werden, können
sowohl Neuronen als auch weiße
Hirn- und Rückenmarksubstanz
beeinträchtigen.
Obwohl die meiste Aufmerksamkeit auf Prozesse gelenkt war, die zum
Tod von Neuronen geführt
haben, legen zunehmende Beweise nahe, dass eine Schädigung von
Oligodendrozyten, die Axone myelinisieren, ebenso eine spezifische
Komponente einer ZNS-Verletzung ist. So wurde in einer sehr frühen Phase
nach einer Gehirn-Ischämie
(drei Stunden) bei Ratten eine Oligodendrozyten-Pathologie gezeigt, die nahe legt, dass
diese Zellen sogar noch anfälliger
gegenüber
exzitotoxischen Ereignissen sind, als neuronale Zellen (Pantoni
et al. 1996). Ein potentieller Kandidat, der den Zelltod vermittelt,
ist die markante Erhöhung
der Glutamatkonzentration, die viele akute ZNS-Verletzungen begleitet
(Lipton et al. 1994). Tatsächlich
wurde herausgefunden, dass neben Neuronen sogar Oligodendrozyten
funktionale Glutamat-Rezeptoren exprimieren, die zu dem AMPA/Kainat-Subtyp
gehören.
Ferner zeigen Oligodendrozyten eine hohe Anfälligkeit gegenüber Glutamat-Verabreichung (McDonald
et al. 1998).
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Neureguline,
wie beispielsweise GGF, die auf embryonale Schwann-Zellen-Vorläufer wirken,
sind ebenso Überlebens-,
Wachstums- und Reifungsfaktoren für postnatale Oligodendrozyten
und Schwann-Zellen in verletzten Nerven, und GGF ist einer der mitogenen
Faktoren, der durch axonalen Kontakt bereitgestellt wird (Topliko
et al. 1996). Rekombinantes hGGF2 konnte die Remyelinisierung nach
einer längeren
Verabreichung in einem Mausmodell für Multiple Sklerose (Cannella
et al. 1998) oder in gequetschten peripheren Nerven (Chen et al.
1998) verbessern. Ein weiteres Zytokin, das in Schwann-Zellen durch axonalen
Kontakt induziert wird, ist der ziliäre neurotrophe Faktor CNTF
(Lee et. al. 1995). Es wurde gezeigt, dass CNTF sowie der Leukämie-inhibierende
Faktor (LIF) das Überleben
von Oligodendrozyten von optischen Nerven, die in vitro mit bFGF
oder PDGF kultiviert wurden, verbessert und die Anzahl von MBP-exprimierenden
Oligodendrozyten in diesen Kulturen erhöht (Mayer et al. 1994). Wenn
CNTF und LIF zu Glia-Vorläuferzellen
hinzugefügt
werden, scheinen sie jedoch eher die Astrozyten-Differenzierung zu begünstigen
und die Expression des Astrozyten-Markers GFAP zu induzieren, während sie
auf Oligodendrozyten hauptsächlich
eine Überlebenswirkung haben
würden,
mit wenig Auswirkung auf das Niveau der MBP-Genexpression (Kahn
and De Vellis, 1994, Bonni et al. 1997). Trotzdem verbessern Kombinationen
aus CNTF mit dem aus dem Gehirn abgeleitetem neurotrophen Faktor
BNDF die Regenerierung eines verletzten peripheren Ischiasnervs
(Ho et al. 1998).
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CNTF
und LIF sind Zytokine, die durch ein gemeinsames Rezeptorsystem
wirken, das den LIF-Rezeptor (LIFR) und die gp130-Kette umfasst,
wobei letztere auch ein Teil des Interleukin-6-(IL6)-Rezeptorkomplexes
ist (Ip et al. 1992). CNTF und LIF sind daher Teil der IL6-Zytokinfamilie.
Im Fall von CNTF und LIF funktioniert die Signalübermittlung durch Dimerisierung
von LIFR mit gp130, wohingegen im Fall von IL6 das Signal durch
die Dimerisierung von zwei gp130-Ketten erzeugt wird (Murakami et
al. 1993). Um gp130 zu binden, bildet IL6 einen Komplex mit einer
IL6-Rezeptorkette, die auf bestimmten Zellen als ein gp80-Transmembranprotein
vorkommt, aber dessen lösliche
Form ebenso als ein IL6-Agonist wirken kann, wenn sie von außerhalb der
Zelle bereitgestellt wird (Taga et al. 1989, Novick et al. 1992).
Durch Fusionieren der gesamten kodierenden Regionen der cDNAs, die
für den
löslichen
IL6-Rezeptor (sIL6R) und IL6 kodieren, kann eine rekombinante IL6R-IL6-Chimäre in CHO-Zellen
hergestellt werden (Chebath et al. 1997, WO 99/02552). Diese IL6R-IL6-Chimäre hat verbesserte
IL6-typische biologische Aktivitäten
und bindet in vitro mit einer viel höheren Effizienz an die gp130-Kette
als das Gemisch von IL6 mit sIL6R (Kollet et al. 1999).
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Eine Übersicht
der Wirkungen von IL6 auf Zellen des zentralen und peripheren Nervensystems
zeigt, dass die Zytokine sowohl schützende Wirkungen auf neuronale
Zellen haben können
als auch an inflammatorischen neurodegenerativen Prozessen teilhaben
können
(Gadient und Otten, 1997, Mendel et al. 1998). Bei Gliazellen waren
CNTF und LIF viel wirksamer als IL6, um Astrozyten-Differenzierung
zu stimulieren, aber sie hatten keine Wirkung auf Myelinprotein-produzierende
Zellen (Kahn und De Vellis, 1994). Es wurde festgestellt, dass IL6
den Glutamat-induzierten Zelltod in Neuronen des Hippokampus (Yamada
et al. 1994) sowie des Striatums (Toulmond et al. 1992) verhindert.
Der IL6-Mechanismus der Neuroprotektion gegenüber der durch NMDA, dem selektiven
Agonisten für
den NMDA-Subtyp des Glutamat-Rezeptors, bewirkten Toxizität ist noch
unbekannt. Tatsächlich
wurde festgestellt, dass IL6 die NMDA-vermittelte intrazelluläre Kalziumerhöhung fördert. In
transgenen Mäusen,
die höhere
Levels von sowohl IL6 als auch löslichem
IL6R (sIL6R) exprimieren, wurde nach einer Verletzung des Hypoglossus
eine beschleunigte Nervenregeneration festgestellt, wie durch retrograder
Markierung des Hypoglossus im Gehirn gezeigt wurde (Hirota et al.
1996). In dieser Arbeit zeigte die Zugabe von IL6 und sIL6R zu Kulturen
von Spinalganglien-(DRG)-Zellen
eine erhöhte
Neuritenverlängerung
in Neuronen, aber es wurde keine Wirkung auf myelinisierende Zellen
gemeldet.
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Im
Hinblick auf die vorstehend präsentierten
Daten, haben CNTF, LIF oder ein Gemisch aus IL6 und sIL6R nicht
gezeigt, dass sie die terminale Differenzierung von Gliazellen in
myelinisierende Zellen induzieren. Wie jedoch vorstehend erwähnt, würde die
Stimulierung der Diffenzierungen von myelinisierenden Zellen von großem Nutzen
für Patienten
sein, die an demyelinisierenden oder neurodegenerativen Erkrankungen
leiden.
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Die
Erwähnung
irgendeines Dokuments hierin, soll nicht als Aussage dahingehend
verstanden werden, dass ein derartiges Dokument einen relevanten
Stand der Technik oder berücksichtigtes
Material für
die Patentierbarkeit eines Patentanspruchs der vorliegenden Anmeldung
darstellt. Jede Angabe im Hinblick auf den Inhalt oder ein Datum
irgendeines Dokuments beruht auf der Information, die den Anmeldern
zum Zeitpunkt der Einreichung zur Verfügung stand, und stellt keine
Aussage über
die Richtigkeit einer derartigen Angabe dar.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Es
ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Mittel für die Behandlung
und/oder Vorbeugung von neurologischen Erkrankungen oder Störungen,
ausgewählt
aus der Gruppe aus traumatischer Nervendegeneration, Demyelinisierungserkrankungen
des ZNS oder PNS und/oder neurodegenerativen Erkrankungen, bereitzustellen.
Im Besonderen ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Mittel
bereitzustellen, um die Differenzierung von Vorgängern oder differenzierten
Gliazellen in myelinisierende Zellen zu stimulieren oder zu verbessern.
Die Grundlage der Erfindung liegt in der Verwendung des rekombinanten
IL6R-IL6-Chimären-Proteins,
das eine wesentlich höhere
Affinität
für gp130
besitzt als das Gemisch von IL6 und sIL6R.
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Es
ist ferner eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung Mittel bereitzustellen,
um die Myelinisierung oder Remyelinisierung von verletzten Fasern
zu stimulieren, wie es durch die induzierte Remyelinisierung von Axonen
nach einer Axotomie der Ischiasnerven in vivo, zusätzlich zu
den myelinisierenden Wirkungen der IL6-Chimäre auf die Induktion von Myelingenen
in vitro, veranschaulicht wird.
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Es
ist ebenso eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die IL6R-IL6-Chimäre dafür zu verwenden, um
die Anzahl an Schwann-Zellen, die sich in Kulturen von Spinalganglien
(DRG) entwickeln, zu erhöhen.
Weiterhin ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, IL6R-IL6
zur Induktion der Differenzierung von diesen Zellen zu verwenden,
bis zu dem Punkt, an dem diese sich um Axone wickeln und Myelinbasisprotein
herstellen, wie es in Co-Kulturen von Schwann-Zelllinien mit primärem DRG
veranschaulicht wird.
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Es
ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die IL6R-IL6-Chimäre zur Induktion
der Transkription der Myelinbasisprotein-(MBP)-Gene zu verwenden,
in einem Transdifferenzierungssystem, in dem Zellen mit melanozytischem
Phänotyp
in einen myelinisierenden Schwann-Phänotyp umgewandelt werden, wie
durch die Wirkung von IL6R-IL6 auf ein Mausmelanom veranschaulicht
wird.
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Es
ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die IL6R-IL6-Chimäre als einen
protektiven Wirkstoff gegen den Neurotoxizitätsprozess, der durch exzitatorische
Aminosäuren
ausgelöst
wird, zu verwenden, wie es durch den Schutz von Glutamatinduzierter
Neurotoxizität,
der durch die IL6-Chimäre
in Primärkulturen
von Kleinhirnneuronen von neugeborenen Ratten bereitgestellt wird,
veranschaulicht wird.
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Ein
molekularer Mechanismus wird vorgeschlagen, durch den IL6R-IL6 spezifische
Transkriptionsfaktoren, die die Induktion der MBP-Gendifferenzierung
in den myelinisierenden Phänotyp
hervorbringen, induziert und reprimiert.
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Daher
stellt die vorliegende Erfindung die Verwendung der IL6R-IL6-Chimäre zur Herstellung
eines Medikaments für
die Behandlung und/oder Vorbeugung von neurologischen Erkrankungen
und Störungen, ausgewählt aus
der Gruppe von traumatischer Nervendegeneration, demyelinisierenden
Erkrankungen des ZNS oder PNS und/oder neurodegenerativen Erkrankungen
bereit.
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Genauer
gesagt, stellt die Erfindung die Verwendung von IL6R-IL6-Chimären bei
der Behandlung von Multipler Sklerose (MS), Alzheimer-Krankheit,
Parkinson-Krankheit oder ALS bereit.
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Die
Erfindung stellt ebenso pharmazeutische Zusammensetzungen, die die
IL6R-IL6-Chimäre, wahlweise
zusammen mit einem oder mehreren pharmazeutisch-akzeptablen Exzipienten
umfassen, für
die Behandlung und/oder Vorbeugung von neurologischer Erkrankung
und Störungen,
ausgewählt
aus der Gruppe von traumatischer Nervendegeneration, demyelinisierenden
Erkrankungen des ZNS oder PNS und/oder neurodegenerativen Erkrankungen,
bereit.
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Eine
bevorzugte Verwendung der pharmazeutischen Zusammensetzungen der
vorliegenden Erfindung ist die Behandlung von MS, Alzheimer-Krankheit,
Parkinson-Krankheit
oder ALS.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 zeigt
den Anstieg von MBP-RNA in Kulturen von Schwann-Zellen, die mit
der IL6R-IL6-Chimäre oder
mit Forskolin (FSK) behandelt wurden oder unbehandelt blieben (NT).
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2 zeigt
die Proliferation von undifferenzierten Oli-neu-Zellen, gemessen
nach 24, 48 und 72 Stunden nach der Behandlung mit verschiedenen
Mengen der IL6R-IL6-Chimäre.
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3 zeigt, dass IL6R-IL6 im Lauf der Zeit
in den F10.9 Zellen MBP-mRNAs (A) stark induziert und Pax-3-mRNA
(B) herabsetzt. NT kennzeichnet unbehandelte Zellen.
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4 zeigt
einen Vergleich der Neuroprotektion durch IL6 alleine und der IL6-Chimäre auf NMDA-vermittelte
Neurotoxizität
in hippokampalen organtypischen Schnitten.
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5 zeigt
die anhaltende neuroprotektive Wirkung der IL6-Chimäre vs. die
Wirkung von IL6 alleine in hippokampalen organtypischen Schnitten.
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6 zeigt
die Wirkung der IL6R-IL6-Chimäre
auf das Überleben
von Neuronen, denen NGF entzogen wurde, mittels MTT-Assay nach 24
Stunden der Behandlung gemessen.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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In Übereinstimmung
mit der Erfindung wurde herausgefunden, dass die Zugabe von IL6-IL6R-rekombinantem
Protein zu Kulturen von Spinalganglienzellen oder von Melanomzellen
die Differenzierung von diesen Zellen in myelinisierende Zellen
stimuliert. Es wurde ebenso herausgefunden, dass die Zugabe von
dem IL6-IL6R-rekombinantem Protein zu Co-Kulturen von Neuronen und
Schwann-Zellen die Letzteren dazu induziert, eine normale Scheide
um die Axonen zu bilden. Die Erfindung bezieht sich daher auf die
Verwendung der IL6R-IL6-Chimäre
für die
Herstellung eines Medikaments, um myelinisierende Zellen zu erzeugen
oder die Erzeugung von myelinisierenden Zellen zu stimulieren, zu
verbessern oder zu beschleunigen.
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Die
IL6-Chimäre
induziert weiterhin in vivo die Remyelinisierung von durchtrennten
Fasern nach einer Axotomie von Ischiasnerven bei Ratten. Die Erfindung
bezieht sich daher ferner auf die Verwendung der IL6R-IL6-Chimäre zur Herstellung
eines Medikaments, um die Remyelinisierung insbesondere nach Nervenschädigung oder
Trauma oder axonaler Verletzung zu induzieren, zu verbessern oder
zu beschleunigen.
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Es
wurde ferner herausgefunden, dass die Zugabe des IL6-IL6R-rekombinanten
Proteins zu organtypischen Kulturen eine anhaltende protektive Wirkung
vor neurotoxischen Wirkstoffen induziert. Die Erfindung bezieht
sich daher ebenso auf die Verwendung der IL6R-IL6-Chimäre zur Herstellung
eines Medikaments, um die Neuroprotektion zu induzieren, zu verbessern,
zu verlängern
oder zu beschleunigen, insbesondere vor neurotoxischen Wirkstoffen,
und um den Tod von Neuronen, der z.B. aufgrund von programmiertem
Zelltod (Apoptose) eintritt, zu inhibieren, zu reduzieren oder zu
verlangsamen.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung der „IL6R-IL6-Chimäre" (auch „IL6R-IL6" oder „IL6-Chimäre" genannt), die ein
rekombinantes Glykoprotein darstellt, das durch Fusionieren der
gesamten kodierenden Sequenz des natürlich vorkommenden löslichen
IL6-Rezeptors δ-Val
an die gesamte kodierende Sequenz des reifen natürlich vorkommenden IL6 erhalten
wird, wobei beide humanen Ursprungs sind. Die IL6R-IL6-Chimäre kann
in beliebigen geeigneten eukaryotischen Zellen hergestellt werden,
wie beispielsweise Hefezellen, Insektenzellen und dergleichen. Sie
wird bevorzugt in Säugerzellen
hergestellt, am meisten bevorzugt in genetisch veränderten
CHO-Zellen, wie in WO 99/02552 beschrieben wird. Während das
Protein humanen Ursprungs bevorzugt wird, ist dem Fachmann klar,
dass ein ähnliches
Fusionsprotein irgendeines anderen Ursprungs gemäß der Erfindung verwendet werden
kann, solange es seine hierin beschriebene biologische Aktivität behält.
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Insbesondere
betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung der IL6R-IL6-Chimäre, um die
Differenzierung von Vorgänger-
oder differenzierten Gliazellen in myelinisierende Zellen zu stimulieren.
Wie hierin bewiesen, führt
der Differenzierungsprozess der IL6R-IL6-induzierten myelinisierenden Zellen
sowohl zur Aktivierung von Genen, die für die Bildung der Myelinscheide
um neuronale Axone erforderlich sind, als auch zur Repression eines
Gens, das für
den Erhalt von nicht-myelinisierenden Phänotypen erforderlich ist.
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In Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung wurde beobachtet, dass die Zugabe
der IL6R-IL6-Chimäre
zu Kulturen von embryonalen Spinalganglien (eDRG)-Zellen, die aus
Mausembryos an den Gestationstagen 14–15 isoliert wurden, eine große Wirkung
auf die Entwicklung der Schwann-Vorläuferzellen, die in den DRG
vorliegen, hat. Nach 2–5
Tagen in Kultur tritt ein markanter Anstieg der Anzahl der embryonalen Schwann-Zellen, eine markante
phänotypische
Veränderung
dieser Zellen, die beginnen, ihre Membran um die DRG-Axone zu wickeln,
und eine Induktion von MBP auf. In Übereinstimmung mit der vorliegenden
Erfindung wurde ferner beobachtet, dass in einer Co-Kultur von Schwann-Zellen
mit Neuronen die IL6-Chimäre
einen signifikanten Anstieg der Bindung der Schwann-Zellen entlang
der nicht-myelinisierten Axone innerhalb von 5 Stunden induzieren
kann. Die mit Fluorogold markierten Schwann-Zellen verlängern sich
und nach einigen Tagen konnte beobachtet werden, dass ihr fluoreszierendes
Zytoplasma eine regelmäßige Scheide
um die Axone bildete. Ohne die Chimäre, oder mit NGF, binden die
Schwann-Zellen weit weniger und bilden keine Scheide.
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Daher
bezieht sich die Erfindung ferner auf die Verwendung der IL6R-IL6-Chimäre für die Herstellung eines
Medikaments, um die Proliferation und/oder Differenzierung der Schwann-Zellen
zu induzieren, sowie auf die Myelinisierung durch Schwann-Zellen
in dem peripheren Nervensystem.
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In Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung wurde weiterhin gezeigt, dass die
IL6-Chimäre
die Remyelinisierung von peripheren Nerven in vivo induzieren kann.
Nach einer Axotomie von Ischiasnerven bei Ratten und dem Nebeneinanderstellen
der proximalen und distalen Enden konnte die IL6-Chimäre die Regeneration
der peripheren Nerven und die Remyelinisierung der durchtrennten
Fasern in vivo induzieren. In Gegenwart der IL6-Chimäre wurde
ein vierfacher Anstieg der Anzahl und Dicke der myelinisierten Fasern
gefunden und ein Anstieg der Remyelinisierung der weiter entfernten
Fasern. Daher bezieht sich die Erfindung ferner auf die Verwendung
der IL6R-IL6-Chimäre zur Herstellung
eines Medikaments, um eine Remyelinisierung in dem peripheren Nervensystem
zu induzieren.
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Weiterhin
wurde auch herausgefunden, dass die IL6-Chimäre gemäß der vorliegenden Erfindung
die Expression von Genen, die für
Bestandteile des Myelinproteins kodieren, wie beispielsweise MBP,
PLP und P0-Gene in myelinisierenden Zellen des peripheren Nervensystems,
wie beispielsweise Schwann-Zellen, und in Zellen des zentralen Nervensystems,
wie beispielsweise Oligodendrozyten, induzieren kann.
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Daher
bezieht sich die Erfindung weiterhin auf die Verwendung der IL6R-IL6-Chimäre für die Herstellung
eines Medikaments, um eine Myelinisierung und/oder Remyelinisierung
durch Oligodendrozyten in dem zentralen Nervensystem zu induzieren.
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Ferner
wurde gemäß der vorliegenden
Erfindung herausgefunden, dass die Zugabe der IL6R-IL6-Chimäre zu Kulturen
der B16/F10.9 Mausmelanom-Zelllinie innerhalb von 6–12 Stunden
die Expression des MBP-Gens induziert. Andere Gene, die für Proteine
des Myelins kodieren, wie beispielsweise das CNPase-Gen, werden
induziert, wohingegen die Expression von Genen, die an der Melanogenese
(Bildung von Melaninpigmenten) beteiligt sind, wie beispielsweise
Tyrosinase, stark reprimiert wird. Die mit IL6R-IL6 behandelten
F10.9-Zellen machen auch eine markante morphologische Veränderung
durch und erwerben einen Schwann-ähnlichen Phänotyp. Die phänotypischen
Veränderungen
und die Induktion von spezifischen Myelingenen unterstützen die
Hypothese, dass IL6R-IL6 eine Transdifferenzierung dieser Zellen
von einem melanozytischen zu einem myelinisierenden Zustand verursacht.
Da in den Embryozellen, die von der Neuralleiste abwandern, entweder
zu Melanozyten oder zu myelinisierenden Schwann-Zellen und Oligodendrozyten
führen können, wird
vorgeschlagen, dass IL6R-IL6 das Schicksal dieser Zellen beeinflussen
und die Bildung von myelinisierenden Zellen begünstigen kann. Daher bezieht
sich die Erfindung ebenso auf die Verwendung der IL6R-IL6-Chimäre für die Herstellung
eines Medikaments, um die Bildung von myelinisierenden Zellen in
dem peripheren und dem zentralen Nervensystem zu induzieren, zu
unterstützen,
zu verbessern oder zu beschleunigen und/oder die Transdifferenzierung
von melanocytischen Zellen in myelinisierende Zellen zu induzieren.
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Mehr
noch wird in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung gezeigt, dass IL6R-IL6 durch Herabregulierung
des Homöobox-Gens
Pax-3 wirkt, ein Gen, das in embryonalen Neuralleistenzellen exprimiert wird,
bevor diese in myelinisierende Schwann-Zellen differenzieren (Kioussi
und Gruss, 1996). Pax-3 repromiert bekanntlich das MBP-Gen. Daher
scheint die Pax-3-Repression ein Schlüsselereignis in der terminalen Reifung
der myelinisierenden Zellen zu sein. Daher wirkt IL6R-IL6 auf einen
Schlüsselschalter
der Differenzierung (d.h. pax-3-Repression).
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Pax-3
ist ein Transaktivator des Mikrophthalmie-assoziierten Transkriptionsfaktors
MITF, der wiederum die Expression von Tyrosinase und anderen Genen,
die für
den melanozytischen Phänotyp
verantwortlich sind, induziert und aufrecht erhält. Die Entdeckung der schnellen
Repression von Pax-3 durch IL6R-IL6 kann daher die molekularen Ereignisse
erklären,
die die myelinisierende Aktivität
der von Neuralleisten abstammenden Zellen unterstützen. Nach
einer Nervenverletzung, machen die myelinisierten Axone eine Demyelinisierung
als Teil der Waller-Degeneration durch. Während dieses Prozesses regulieren
die Schwann-Zellen die Expression des MBP-Gens und anderer verwandter Myelinprotein-Gene
herab. Gleichzeitig findet eine Heraufregulierung von Pax-3 und
GFAP statt, die eine Reversion von myelinisierender SC zu nicht-myelinisierender
und proliferierender SC kennzeichnet (Kioussi und Gruss, 1996).
In Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung scheint die IL6R-IL6-Chimäre ein potentes
Zytokin zu sein, um den Prozess der Waller-Nervendegeneration durch
Repression von Pax-3 umzukehren und die SC zu induzieren, ihre myelinisierenden
Aktivitäten
wiederaufzunehmen. Dieselben Überlegungen
würden
auf Demyelinisierungserkrankungen des Gehirns zutreffen, da, wie
in Traumen, die Neurodegeneration bei diesen Erkrankungen durch
einen von Makrophagen und anderen inflammatorischen Zellen angetriebenen
Demyelinisierungsprozess angespornt wird. Daher bezieht sich die
Erfindung ebenso auf die Verwendung der IL6R-IL6-Chimäre
für die
Herstellung eines Medikaments zur Behandlung von Nervenschädigungen
und/oder traumatischer Nervendegeneration und/oder axonaler Verletzung.
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IL6R-IL6
kann Mäusen
injiziert werden, in denen eine autoimmune Demyelinisierung als
ein Modellsystem für
chronisch wiederkehrende Multiple Sklerose durch Immunisierung mit
MBP induziert wurde (Cannella et al. 1998). Die Fähigkeit
von IL6R-IL6 Myelinprotein-Gene und die Differenzierung von myelinisierenden Gliazellen
zu induzieren, kann in vivo unter Verwendung dieses pharmazeutischen
Musterbeispiels beobachtet werden. Die Erfindung bezieht sich daher
weiterhin auf die Verwendung der IL6R-IL6-Chimäre für die Herstellung eines Medikaments
zur Behandlung und/oder Vorbeugung von autoimmunen Demyelinisierungserkrankungen,
insbesondere für
die Behandlung und/oder Vorbeugung von Multipler Sklerose.
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Es
wurde auch gezeigt, dass die IL6-Chimäre neuroprotektive Wirkungen
aufweist und dem durch exzitotoxische Wirkstoffe induzierten Verlust
der Lebensfähigkeit
von neuronalen Zellen in Regionen, die an der Gedächtniskodierung
sind, und eine frühe Degeneration
bei der Alzheimer-Krankheit und Ischämie aufweisen, verhindert.
Es wurde herausgefunden, dass die IL6-Chimäre Neuronen vor Glutamat-induzierter
Neurotoxizität schützt. Daher
bezieht sich die Erfindung auf die Herstellung eines Medikaments
für die
Behandlung und/oder Vorbeugung von neurodegenerativen Erkrankungen,
wie z.B. Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit oder ALS.
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Die
Definition „pharmazeutisch-akzeptabel" soll einen beliebigen
Träger
umfassen, der nicht mit der Wirksamkeit der biologischen Aktivität des aktiven
Inhaltsstoffes interferiert und der nicht toxisch auf den Empfänger, dem
er verabreicht wird, wirkt. Die IL6R-IL6-Chimäre
kann, z.B. für
parenterale Verabreichung, in einer Einheitsdosisform für die Injektion
in Vehikeln, wie beispielsweise Salzlösung, Glukoselösung, Serumalbumin und
Ringer-Lösung
formuliert sein.
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Die
IL6R-IL6-Chimäre
ist geeignet, um einem Patienten, der eine Verabreichung davon benötigt, in
einer Vielfalt von Wegen verabreicht zu werden. Die Verabreichungswege
umfassen intradermale, transdermale (z.B. in Rezepturen für eine langsame
Freisetzung), intramuskuläre,
intraperitoneale, intravenöse,
subkutane, orale, epidurale, topische und intranasale Wege. Jeder
andere therapeutisch wirksame Verabreichungsweg kann verwendet werden,
z.B. Absorption durch epitheliales und endotheliales Gewebe oder
mittels Gentherapie, bei der dem Patienten ein DNA-Molekül, das für die IL6R-IL6-Chimäre kodiert,
(z.B. über
einen Vektor) verabreicht wird, was dazu führt, dass die IL6R-IL6-Chimäre in vivo
exprimiert und sezerniert wird. Zusätzlich kann die IL6R-IL6-Chimäre zusammen
mit anderen Bestandteilen von biologisch aktiven Wirkstoffen, wie
beispielsweise pharmazeutisch-akzeptablen oberflächenaktiven Stoffen, Exzipientien,
Trägern,
Verdünnungsmitteln
und Vehikeln verabreicht werden.
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Für die parenterale
(z.B. intravenöse,
subkutane, intramuskuläre)
Verabreichung, kann die IL6R-IL6-Chimäre als eine Lösung, Suspension,
Emulsion oder lyophilisiertes Pulver in Verbindung mit einem pharmazeutisch-akzeptablen
parenteralen Vehikel (z.B. Wasser, Salzlösung, Glukoselösung) und
Zusätzen, die
die Isotonizität
(z.B. Mannitol) oder die chemische Stabilität (z.B. Konservierungsmittel
und Puffer) aufrecht erhalten, formuliert sein. Die Formulierung
wird durch herkömmlich
verwendete Techniken sterilisiert.
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Eine „wirksame
Menge" bezieht sich
auf eine Menge der aktiven Inhaltsstoffe, die ausreichend ist, um den
Ablauf und die Schwere der vorgenannt beschriebenen Erkrankungen
zu beeinflussen und dabei zur Reduzierung oder Remission einer derartigen
Pathologie führt.
Die wirksame Menge wird von dem Verabreichungsweg und dem Zustand
des Patienten abhängig
sein.
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Die
als Einzel- oder Mehrfachdosis an ein Individuum verabreichte Dosis
wird von verschiedenen Faktoren abhängig sein, einschließlich pharmakokinetischer
Eigenschaften der IL6R-IL6-Chimäre,
dem Verabreichungsweg, dem Zustand der Patienten und Charakteristika
(Geschlecht, Alter, Körpergewicht,
Gesundheit, Größe), dem
Ausmaß der
Symptome, den gleichzeitig erfolgenden Behandlungen, der Häufigkeit
der Behandlung und der gewünschten
Wirkung. Die Einstellung und Veränderung
von etablierten Dosierungsbereichen gehört zu der Fähigkeit der Fachleute, und
das gilt auch für
in vitro und in vivo Verfahren zum Bestimmen der Remyelinisierung
der Nerven.
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Während die
Erfindung in Verbindung mit einer spezifischen Ausführungsform
davon beschrieben wird, soll verstanden werden, dass sie weiteren
Veränderungen
unterworfen werden kann. Diese Anmeldung soll, jegliche Variationen,
Verwendungen oder Anpassungen der Erfindung abdecken, welche im
allgemeinen die Grundsätze
der Erfindung befolgen, einschließlich derartiger Abweichungen
von der vorliegenden Veröffentlichung,
die zur bekannten oder gebräuchlichen
Praxis in dem Fachgebiet gehören,
auf das sich die Erfindung bezieht, und die auf die wesentlichen
Merkmale angewendet werden können,
die nachfolgend im Bereich der beigefügten Patentansprüche dargelegt
sind.
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Die
vorliegende Erfindung wird nun ausführlicher in den folgenden nicht-beschränkenden
Beispielen und den begleitenden Abbildungen beschrieben werden.
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BEISPIELE
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Beispiel 1: Wirkung von
IL6R-IL6 auf Myelinisierung und Remyelinisierung in vitro
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Im
Rückenmark
umfasst die hintere Spinalwurzel essentielle sensorische Neuronen,
die Synapsen in den Spinalganglien (DRG) bilden. Während der
Embryogenese der Maus (an den Tagen e14–e15) stellen DRGs eine geeignete
Quelle an Neuronen und embryonalen Schwann-Zellen dar, die sich
noch nicht in myelinisierende SC differenziert haben. Verfahren,
um Explantate (kleine Gewebefragmente) von DRGs für in vitro Kulturen
zu erhalten, werden von Li (1998) beschrieben. Die Kulturen wurden
auf Glasobjektträgern
durchgeführt,
die in die Vertiefungen (wells) von Costar-Platten im Medium F12/DMEM
(Gibco) übertragen
wurden. Die Objektträger
waren entweder mit Collagen oder mit poly-D-Lysin überzogen
und ergaben im wesentlichen ähnliche
Ergebnisse. Die Kulturen wurden entweder in einem Medium ohne Wachstumsfaktor
oder Zytokinzugaben oder in einem Medium, das mit Nervenwachstumsfaktor
(NGF, 40 ng/ml) ergänzt
wurde, oder in einem Medium, das mit IL6R-IL6-chimärischen
rekombinanten Proteinen (3 μg/ml)
ergänzt
wurde, ausgeführt.
Die Kulturen wurden täglich
mittels Lichtmikroskopie mit einem Olympus-Umkehrmikroskop, das
mit einem Videokamera-Bildsystem (Leica LIDA-System) verbunden war, überprüft. Ein
Teil der Objektträger
wurde in Paraformaldehyd fixiert und MBP-Proteine wurden mit monoklonalen
primären
Antikörpern
gegen Myelinbasisproteine und Fluoresceinkonjugierten sekundären Antikörpern markiert.
Neuronale Zellkörper
und Axone wurden mit Antikörpern
gegen das Neurofilament-Protein gefärbt. Einige der Objektträger wurden
mittels Raster-Elektronenmikroskopie (EM) überprüft.
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Nach
2 bis 5 Tagen zeigten die DRG-Explantate, die ohne Zugabe kultiviert
wurden, dass die aus dem Explantat ausgewachsenen Zellen entweder
polygonal oder ovalförmig
waren. Wenn NGF hinzugefügt
wurde, entwickelten jedoch die ovalförmigen Zellen lange axonale
Verlängerungen,
die ein dünnes
durch Antikörper gegen
Neurofilamente gefärbtes
Netzwerk bildeten. Einige der Axone waren lang und gabelten sich,
aber es konnten keine Schwann-Zellen entlang der Axone beobachtet
werden. Im Gegensatz dazu zeigten Kulturen mit IL6R-IL6 nicht nur
neuronale Zellen mit Axonen, die für Neurofilamente gefärbt wurden,
sondern auch Schwann-Zellen, die als flache Zellen erschienen, und
die lange bipolare Ausläufer
mit endständigen
Verzweigungen aufwiesen. Diese Ausläufer wurden nicht für Neurofilamentproteine
gefärbt.
Mittels Rasterelektronenmikroskopie wurden diese Schwann-Zellen
deutlich entlang der axonalen Verlängerungen beobachtet, mit Membrankrausen
(membrane rufflings), die begannen, sich um das Axon herumzuwickeln.
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Das
Anfärben
mit Anti-MBP zeigte positiv gefärbte
Schwann-Zellen in den IL6R-IL6-behandelten
Kulturen, insbesondere von Zellen, die eine nach der anderen angeordnet
waren. Andererseits wurde wenig MBP-spezifische Fluoreszenz in den
NGF-behandelten
Kulturen ohne IL6R-IL6 gesehen.
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Ähnliche
Ergebnisse wurden bei DRG-Kulturen aus e15 Rattenembryonen beobachtet.
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Schwann-Zellen,
die von den Ischiasnerven der Maus abstammen, wurden ebenso in vitro
mit IL6R-IL6 1,4 μg/ml
kultiviert und das Niveau des MBP-RNA-Transkripts wurde gemessen.
Im Vergleich dazu, wurden die gleichen Kulturen mit Forskolin 20 μM behandelt,
einer Chemikalie, die das zyklische AMP-Niveau in den Zellen künstlich
erhöht
und dafür
bekannt ist, MBP zu induzieren (Lemke und Chao, 1988). Die Ergebnisse
zeigten, dass IL6R-IL6 genauso wirksam war wie Forskolin, um die
MBP-Genexpression
zu induzieren, und noch wirksamer, um die MBP-RNA-Niveaus nach 3
Tagen Kultivierung aufrechtzuerhalten (1).
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In
einer Studie in 18 Tage alten embryonalen Spinalganglien (DRG)-Zellen
wurde herausgefunden, dass die IL6-Chimäre die MBP- und P0-mRNA-Expression
innerhalb von 3 Tagen induziert, wohingegen Pax-3-mRNA in demselben
Zellsystem stark gehemmt wurde. Eine dosisabhängige Kurve der Wirkung der IL6-Chimäre auf die
P0 und MBP-Genexpression zeigt eine maximale Wirkung der IL6-Chimäre bei 500
ng/ml. Die IL6-Chimäre
erscheint daher als ein wichtiger Induktor der Myelin-Genexpression
in normalen Neurogliazellen.
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Schwann-Zelllinien,
die vom Ischiasnerv von Ratten oder von Spinalganglien (DRG)-Zellen von Ratten erhalten
wurden, wurden hergestellt, um weiter die Wirkungen der IL6-Chimäre zu studieren.
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Es
wurde herausgefunden, dass die vom Ischiasnerv von Ratten abstammende
Schwann-Zelllinie auf die IL6-Chimäre mit einer mittels RT-PCR
und Northern-Blot-Analyse
bestimmten 2–3-fachen
P0-Geninduktion antwortet, deren Proteinprodukt ungefähr 50 %
des peripheren Nervenmyelins bildet.
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Um
die transkriptionale Aktivierung der Myelin-Genkomponenten durch
die IL6-Chimäre
zu studieren, wurde der MBP-Promotor in einen Expressionsvektor
stromaufwärts
des Luziferase-Reportergens eingebracht und in der Schwann-Zelllinie
des Ischiasnervs von Ratten überprüft. Eine
bis zu 7-fache Induktion der transkriptionalen Aktivität des MBP-Promotors wurde als
Antwort auf die IL6-Chimäre
in diesen Zellen in der Abwesenheit von Forskolin beobachtet. In
einem zusätzlichen
Reportergen-Assay wurde herausgefunden, dass die IL6-Chimäre eine
2,5fache Induktion der Transkription des Promotors des P0-Gens in
diesen Zellen induziert.
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Die
vorstehenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass die IL6-Chimäre eine
direkte Wirkung auf die Myelin-Gentranskription in determinierten
Schwann-Zellen hat.
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Eine
zusätzliche
Schwann-Zelllinie wurde aus dem Spinalganglion (DRG) von Ratten
isoliert und „CH-Zelllinie" genannt. Über diese
Zelllinie wurde herausgefunden, dass sie eine langsame Wachstumsrate hat
und ihr Wachstum von der IL6-Chimäre (140 ng/ml) abhängig ist.
Interessanterweise hatten die CH-Zellen eine sternförmige Morphologie,
die der von Oligodendrozyten ähnelte.
Die Zellen schienen bezogen auf die Induktion der Myelinisierung
durch die IL6-Chimäre
funktional zu sein. Die Zellen exprimierten P0 und MBP und starben
ab, wenn sie in einem Serum-haltigen Medium in Abwesenheit der Chimäre gezüchtet wurden.
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Beispiel 2: Hemmung der
Oligodendrozytenproliferation in vitro
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Die
Wirkungen der IL6-Chimäre
wurden an Zellen des zentralen Nervensystems untersucht. Es ist
bekannt, dass die Differenzierung der Oligodendrozyten mit der Hemmung
ihrer Proliferation einhergeht und daher die Scheidenbildung und
Myelinisierung durch Oligodendrozyten unterstützt.
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Folglich
wurde die Fähigkeit
der IL6R-IL6-Chimäre,
die Proliferation von Oligodendrozyten zu inhibieren, in vitro getestet.
Für diesen
Versuch wurde eine primäre
Oligodendrozyten (Oligodendroglia)-Zelllinie der Maus, die mit dem
t-neu-Onkogen („Oli-neu"-Zelllinie) immortalisiert
wurde, verwendet. Die Etablierung und die Eigenschaften der Oli-neu-Zelllinie
sowie die Kultivierungsbedingungen werden von Jung et al. (1995)
beschrieben.
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Die
Proliferation der undifferenzierten Oli-neu-Zellen wurde nach 1,
2 und 3 Tagen als Antwort auf verschiedene Mengen der IL6R-IL6-Chimäre (1μg/ml, 500
ng/ml, 250 ng/ml, 125 ng/ml und 0 ng/ml (Kontrolle)) gemessen. Die
Wachstumsrate wurde durch Messen der zellulären Stoffwechselaktivität mit einem
fluorometrischen/colorimetrischen Wachstumsindikator, Alamar Blue,
quantifiziert. Dieser Wirkstoff enthält einen Oxidations-Reduktions-Indikator,
der sowohl Fluoreszenz zeigt als auch seine Farbe als Antwort auf
die aus dem Zellwachstum resultierende chemische Reduktion des Wachstumsmediums ändert. Der
verwendete Wirkstoff und Assay werden von Ahmed et al. (1994) und
in dem US-Patent 5,501,959 beschrieben.
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Die
Ergebnisse werden in 2 gezeigt. Die Zugabe der IL6R-IL6-Chimäre zu dem
Kulturmedium der Oligodendrozyten führte zu einer deutlichen Reduzierung
des Wachstums bereits nach 48 Stunden. Nach 72 Stunden war das Wachstum
auf 40 bis 50 % im Vergleich zur Kontrolle reduziert. Interessanterweise
war die höchste
Menge an IL6R-IL6-Chimäre
(1 μg) weniger
wirksam als die niedrigeren Mengen von 500 bis 125 ng/ml.
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Dieser
Versuch zeigt, dass die IL6R-IL6-Chimäre die Proliferation der Oligodendrozyten
in vitro stark inhibiert, was anzeigt, dass sie ein Promotor der
Differenzierung von Oligodendrozyten ist. Da Oligodendrozyten die
Gliazellen sind, die Myelinscheiden im ZNS produzieren, kann die
IL6R-IL6-Chimäre
ein Wirkstoff sein, der aktiv Remyelinisierung in vivo unterstützt.
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Beispiel 3: Einfluss der
IL6R-IL6-Chimäre
auf Oligodendrozytenmorphologie
-
Um
die Wirkung der IL6-Chimäre
auf die Morphologie von Oligodendroglia zu untersuchen, wurden Oli-neu-Zellen
(siehe Beispiel 2) in Gegenwart von 1 μg/ml der IL6R-IL6-Chimäre für 3 Tage
kultiviert.
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Dibutyl-cAMP
(dbcAMP) ist ein Wirkstoff, der bekannt dafür ist, die Differenzierung
in Oligodendrozyten zu induzieren (siehe z.B. Jung et al. (1995)).
Um zu überprüfen, welche
morphologische Wirkung die IL6R-IL6-Chimäre der Wirkung von dbcAMP hinzufügt, wurden
Oli-neu-Zellen vor der Zugabe der IL6R-IL6-Chimäre plus dbcAMP für 3 Tage
mit dbcAMP vorbehandelt. Gleichzeitig wurden Zellen mit der IL6R-IL6-Chimäre ohne
Vorbehandlung behandelt.
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Änderungen
der Morphologie wurden mittels Phasenkontrastmikroskopie oder mittels
Immunohistochemie-Färbung
für die
Oligodendrozyten-Marker CNPase (2',3'-Cyclonucleosid-3'-phosphodiesterase)
und GalC (Sialoganglioside und Sulfatide) und unter Verwendung des
Antikörpers
A2B5, der für
das Myelinlipid Galactocerebrosid spezifisch ist, bewertet.
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Die
Zugabe der IL6R-IL6-Chimäre
induzierte deutliche morphologische Veränderungen in den Oli-neu-Zellen.
Zellkörper
sammelten sich in Reihen an und ihre Fortsätze wurden länger. Die
Zellen selber wurden länger
und schienen fusioniert zu sein, was einen fortgeschrittenen Zustand
der Differenzierung anzeigt.
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Die
Expression der Oligodendrozyten-Marker wurde mittels Immunohistochemie
gezeigt. Die Zellen waren positiv für die Oligodendrozyten-spezifischen
Marker A2B5-Antigen und CNPase, aber negativ für den Astroglia-Marker GFAP,
was zeigt, dass der Phänotyp
der Oligodendrozyten tatsächlich
erhalten blieb.
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Die
DbcAMP-Vorbehandlung und kombinierte Behandlung mit der IL6R-IL6-Chimäre und dbcAMP
erhöhte
die Anzahl der Scheiden-bildenden Oligodendrozyten nach 3 Tagen.
Neben verlängerten
Zellen, die mit der IL6R-IL6-Chimäre allein auftraten, sah die
Morphologie der Zellen sogar noch differenzierter aus. Zellen mit
einer blattähnlichen
Form konnten beobachtet werden, was einen fortgeschrittenen Differenzierungszustand
anzeigt.
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Als
Schlussfolgerung führte
die Behandlung mit der IL6R-IL6-Chimäre zu einer morphologischen
Veränderung
der Oligodendrozyten in vitro, was ihre Rolle als ein Induktor der
Oligodendroglia-Differenzierung und -Myelinisierung weiter unterstützt.
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Beispiel 4: Wirkungen
der IL6-Chimäre
auf neuronale Schwann-Zellinteraktion
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Durch
Kultivieren von Maus-DRG in Anwesenheit der DNA-Syntheseinhibitoren
ArabinoseC (AraC) und Fluordesoxyuridin (FudR) können neuronale Zellen Axone
entwickeln, wohingegen die Gliazell-Proliferation inhibiert ist.
Diese DRG-Kulturen können
als eine Quelle von neuronalen Zellen mit nicht-myelinisierten Axonen
verwendet werden. Schwann-Zellen werden exogen zu diesen Kulturen
hinzugefügt,
um die Interaktion zwischen Neuronen und Schwann-Zellen zu untersuchen.
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Ischiasnerv-Schwann'-Zelllinienzellen
von Ratten wurden mit Fluorogold markiert, einem Marker, der in
die Zellmembranlipiddoppelschicht eindringt und für eine lange
Zeitdauer erhalten bleibt, ohne die Zellfunktion zu beeinträchtigen.
Die Co-Kultivierung der neuronalen Zellen mit diesen Schwann-Zellen
in Anwesenheit der IL6-Chimäre
führt zu
einem wesentlichen Anstieg der Bindung der Schwann-Zellen entlang
der Axonzellen innerhalb 5 Stunden. Die Zellen werden länger und
nach ein paar Tagen kann man sehen, dass ihr fluoreszierendes Cytoplasma
eine reguläre
Scheide um die Axone bildet. Ohne die Chimäre oder mit NGF binden die Schwann-Zellen
weit weniger und bilden keine Scheide. Diese Ergebnisse zeigen,
dass die IL6-Chimäre
eine sehr schnelle Wirkung auf die Interaktion der Gliazellen mit
Neuronen besitzt, und deuten darauf hin, dass Adhäsionsmoleküle induziert
oder aktiviert sind. Dieses System erlaubt es, die verschiedenen,
durch die IL6-Chimäre
beeinflussten Schritte des Myelinisierungsprozesses zu untersuchen.
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Beispiel 5: Wirkung der
IL6R-IL6-Chimäre
auf die Myelinisierung in gemischten Kulturen aus Neuronen und Oligodendrozyten
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Um
weiterhin die Myelinisierungs-induzierende Aktivität der IL6R-IL6-Chimäre zu überprüfen, wurden getrennte
Kulturen aus Großhirnhälften der
Maus am E15 (Embryonaltag 15) hergestellt. Die Herstellung und Kulturbedingungen
werden von Lubetzki et al. (1993) beschrieben. Die Primärzellen
wurden für
8 Tage in Kultur gehalten, bevor IL6R-IL6 (1,5 μg/ml) für 11 Tage zugegeben wurde.
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MBP
(Myelinbasisprotein) und das Oligodendrozyten-spezifische Protein
PLP (ProteoLipid Protein) sind Marker für reife und/oder myelinisierende
Oligodendrozyten und sind die Hauptbestandteile des ZNS-Myelins.
Sie können
daher als Marker für
die Bewertung der aktiven Myelinisierung, die in der Zellkultur
stattfindet, verwendet werden.
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Unter
den Bedingungen der Kultur ist am Tag 4 keine Myelinisierung zu
sehen. Daher wurde die Tag 4-mRNA als eine Eichkontrolle in diesem
Versuch verwendet. Am Tag 19 wurde unter den Kulturbedingungen eine
Myelinisierung in der Zellkultur beobachtet.
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So
wurde an den Tagen 4 und 19 mRNA aus behandelten und nicht-behandelten
Vertiefungen extrahiert, um MBP und PLP-mRNA zu quantifizieren.
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Die
mRNAs für
MBP, PLP und GAPDH, die als eine interne Kontroll-RNA dienten, wurden
durch quantitative Echtzeit-RT-PCR gemessen (Medhurst et al (2000)),
wobei ein PE Applied Biosystems Prism Modell 7700 Sequenzerkennungsgerät verwendet
wurde.
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Die
Ergebnisse werden nachfolgend in Tabelle 1 zusammengefasst. Zwei
unabhängige
Versuche wurden ausgeführt.
Die mRNA-Expression ist als Vielfaches der Expression der Kontroll-RNA
an Tag 4 gezeigt. In beiden Versuchen steigerte die IL6R-IL6-Chimäre deutlich
die Expression von MBP und BLP um ein Zweifaches, was die Rolle
der IL6R-IL6-Chimäre als ein
Induktor oder Verstärker
der Myelinisierung wiederum unterstützt.
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Tabelle
1: MBP- und PLP-Expression in primären kortikalen Kulturen
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Als
Schlussfolgerung zeigen die Beispiele 1 bis 5, dass die IL6R-IL6-Chimäre eine
antiproliferative Differenzierungs- und Myelinisierungs-induzierende
Aktivität
aufweist. Diese Aktivität
der IL6R-IL6-Chimäre
deutet stark darauf hin, dass die IL6R-IL6-Chimäre eine nützliche Wirkung in der Remyelinisierung
des peripheren und zentralen Nervensystems hat. Diese Wirkung kann
für alle
Störungen,
die auf Myelinisierungsdefekten, Demyelinisierung oder ungenügender Myelinisierung
der Nerven des ZNS oder PNS basieren, ausgenutzt werden. Die IL6R-IL6-Chimäre kann
folglich ein wirksamer Wirkstoff sein, um Re- und/oder Demyelinisierungsstörungen,
wie z.B. Multiple Sklerose, zu behandeln.
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Beispiel 6: Die Wirkung
der IL6-Chimäre
auf periphere Nervenregeneration in vivo
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Nach
einer Axotomie des Ischiasnervs bei Ratten und dem Nebeneinanderstellen
von proximalen und distalen Enden bzw. Stümpfen, können periphere Nerven induziert
werden, zu regenerieren und durchgeschnittene Fasern können induziert
werden in vivo zu remyelinisieren (Sahenk et al. 1994). Die Wirkung
der IL6-Chimäre
auf Remyelinisierung von peripheren Nerven nach einer Axotomie wurde
untersucht. Den Ratten (7 Tiere) wurde, beginnend mit dem Tag der
Operation, jeden zweiten Tag die sIL6-IL6-Chimäre intraperitonal in einer
Dosis von 100 μg/kg
für 12
Tage verabreicht. Kontrolltieren (9 Ratten) wurde PBS injiziert.
Nach 12 Tagen wurden Schnitte der regenerierenden Nerven 2,5 und
5 mm unterhalb der Axotomie mittels Transmissionselektronenmikroskopie
analysiert und die Anzahl der positiven Fasern wurde bewertet.
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In
Anwesenheit der IL6-Chimäre
wurde ein 2,5-facher Anstieg der Anzahl an myelinisierten Fasern
in einem Abstand von 2,5 mm unterhalb der Axotomie, verglichen zu
PBS-behandelten Kontrollen, gefunden.
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Es
wurde weiter herausgefunden, dass die Chimäre die Remyelinisierung von
weiter entfernten Fasern erhöhte
und dabei einen 5,2-fachen Anstieg der Anzahl von myelinisierten
Fasern 5 mm distal zu dem Schnitt induzierte. Das ist wichtig, da
die Remyelinisierung abnimmt, wenn der Abstand von dem Schnitt zunimmt.
Wirkungen von CNTF wurden 0,5 mm von dem Schnitt entfernt beobachtet,
aber mit der IL6-Chimäre scheint
die Wirkung stark erweitert und bei 5 mm größer als bei 2,5 mm zu sein.
Auch nahm die Dicke der myelinisierten Fasern nach einer Behandlung
mit der Chimäre
um mehr als das 2-fache zu. Insgesamt scheint die IL6-Chimäre eine
Remyelinisierung von ungefähr
10 % der Fasern im Vergleich zu intakten nicht-axotomisierten Ratten
zu induzieren.
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Beispiel 7: Induktion
des MPB-Gens durch IL6R-IL6 in Kulturen aus B16-F10.9-Melanomzellen
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Der
embryonale Ursprung von Hautmelanozyten, die die Melaninpigmente
herstellen, und der von Schwann-Zellen liegt in gemeinsamen Vorläuferzellen,
die aus der Neuralleiste in e8-Mausembryonen auswandern. Melanome
sind bösartige
Tumoren, die sich in der Haut aus Melanozyten entwickeln, und stammen daher
ebenso von Neuralleisten-Vorfahren ab. Die B16-Zelllinie ist aus
einem spontanen Melanom der Balb/c-Maus abgeleitet und der F10.9-Klon
wurde aus B16 wegen seines sehr bösartigen Metastasen-Phänotyps isoliert.
Die F10.9-Zellen stellen, wie andere B16-Zellen, schwarzes Eumelaninpigment her
und sind reich an Tyrosinase, dem ersten Enzym des melanogenen Stoffwechselweges
(Bertolotto et al., 1996).
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Die
F10.9-Zellen wurden in Mikrotiterplatten mit 96 Vertiefungen zu
30.000 Zellen/Vertiefung eingesät und
für 3 Tage
in DMEM-Medium mit 10% FCS kultiviert, ohne oder mit IL6R-IL6 in
Konzentrationen von 0,3–1 μg/ml. Gesamtzell-RNA
wurde extrahiert und mittels Northern-Blot mit cDNA-Sonden für MBP analysiert.
Die MBP- mRNAs wurden
in den F10.9-Zellen mittels IL6R-IL6 bei 48 (Stunden) sehr stark
induziert (3A). Eine Zeitverlaufsstudie
zeigte, dass der Anstieg der MBP-RNA 12 Stunden nach der Zugabe
der IL6R-IL6-Chimäre zu
den Zellkulturen begann.
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Die
IL6R-IL6-Chimäre
induziert nicht nur die MBP-Genexpression, sondern ebenso die 2'3'-Cyclo-AMP-Phosphodiesterase oder CNPase,
die eine weitere Komponente des Myelins und ein Marker für differenzierte
Schwann-Zellen ist. Die Zellen entwickelten ebenso verlängerte Ausläufer an
entgegengesetzten Polen des Zellkörpers und ordneten sich in
langen Reihen an, wie sie für
Schwann-Zellen in Kulturen typisch sind.
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Überraschenderweise
schaltete IL6R-IL6 den Phänotyp
der F10.9-Zellen von Melaninproduzierenden Zellen in Myelin-produzierende
Schwann-Zellen um. Die Tyrosinase-Enzymaktivität und die Herstellung von Melanin
waren 48 Stunden nach Zugabe der IL6R-IL6-Chimäre zu den Zellen vollständig verloren.
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MITF
ist ein Transkriptionsfaktor, der das Tyrosinase-Gen aktiviert (Bertolotto
et al. 1996). Die Behandlung der F10.9-Zellen durch IL6R-IL6 reprimierte
die MITF-Genexpression
stark. MITF selbst wird durch den homöotischen Transkriptionsfaktor
Pax-3 transaktiviert (Watanabe et al. 1998) und Messungen der Pax-3-mRNA
in den IL6R-IL6-behandelten F10.9-Zellen zeigten, dass Pax-3-Expression
beginnend ab 6 Stunden bis zu 48 Stunden abnimmt (3B).
Pax-3 ist bekannt dafür,
das MBP-Gen zu reprimieren (Kioussi und Gruss, 1996). Die Wirkung
der IL6R-IL6-Chimäre
kann daher einer genregulatorischen Wirkung auf das Pax-3-Homöobox-Gen
zugeschrieben werden, das während
der Entwicklung der embryonalen Schwann-Zellen vor der Myelinisierung
exprimiert wird und reprimiert werden muss, damit eine Myelinisierung
auftreten kann. Weiterhin wird Pax-3 in degenerierenden demyelinisierenden
Nerven in den Schwann-Zellen
re-exprimiert, wenn diese Zellen aufhören, MPB herzustellen. Daher
ist es von großer
Bedeutung, dass IL6R-IL6 sowohl Pax-3 reprimieren, als auch die
Differenzierung der Schwann-Zellen in myelinisierende Zellen durch
Induzieren der Myelinproteingene verursachen kann.
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Beispiel 8: Injektionen
von IL6R-IL6 in einem Mausmodell der chronisch wiederkehrenden Multiplen
Sklerose
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Mäuse des
SJL/J-Stamms entwickeln experimentelle Autoimmunencephalomyelitis
(EAE) nach einer Immunisierung mit 0,4 mg Rinder-MBP in inkomplettem
Freund'schen Adjuvans,
enthaltend 60 μg
Mycobacterium tuberculosis H37Ra (Difco). Die Erkrankung kann passiv
auf syngene Empfänger
durch intravenöse
Injektion von 30 Millionen Lymphknotenzellen, die 10 Tage nach der
Immunisierung entnommen wurden, übertragen
werden. Die klinischen Zeichen der Lähmung erscheinen nach einer
Woche bis zu 10 Tagen. Auf eine akute Phase der Erkrankung folgen
später
Remissionen und Rückfälle. IL6R-IL6
wird diesen Mäusen
intraperitonal oder subkutan in einer Dosis von 1, 3 und 5 μg pro Maus
(Körpergewicht
ungefähr
25 g) injiziert. Die Injektionen werden 4 Mal pro Woche für mindestens
3 Wochen gegeben, beginnend entweder an Tag 3 oder Tag 7 nach dem
passiven Transfer. Die klinische Bewertung der Tiere folgt und wird
eingestuft als: 1) Verlust der Rigidität des Schwanzes; 2) Schwäche der
hinteren Extremität;
3) Extremitätenlähmung auf
einer Seite; 4) Extremitätenlähmung auf
beiden Seiten; 5) Lethalität.
Das Gehirn und Rückenmark
der Tiere wird nach der Färbung
des Myelins mit Luxol fast blue mittels Lichtmikroskopie untersucht.
Die Wirkung des IL6R-IL6
auf die Reduzierung der klinischen Einstufung und die Reduzierung
der Demyelinisierung der weißen
Gehirnsubstanz kann bestimmt werden.
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Beispiel 9: Neuroprotektive
Wirkung der IL6-Chimäre
auf neuronale und Oligodendroglia-Neurozytotoxizität
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Organotypische
Kulturen stellen eine einzigartige Strategie dar, mit der viele
Aspekte der Gehirnphysiologie und -pathologie untersucht werden
können.
Langzeitschnittkulturen des Hippokampus, einer Region, die an der
Gedächtniskodierung
beteiligt ist, und die eine frühe
Degeneration bei Alzheimer-Krankheit und Ischämie aufweist, sind besonders
nützlich
in diesem Bezug aufgrund ihrer Expression der synaptischen Plastizitätsmechanismen
(z.B. Langzeit-Potenzierung) und Empfindlichkeit gegenüber pathologischen
Einwirkungen (z.B. Exzitotoxizität).
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Die
Kulturen wurden, wie bereits früher
von Bahr et al. (Bahr 1995) beschrieben, mit geringen Veränderungen
hergestellt. Hippokampi wurden von 8 Tage alten Wistar-Ratten herausgenommen
und 400 μm
dicke Scheiben wurden auf eine poröse und transparente Millizell-CM-Membran
(Millipore) gelegt und in Multiwellplatten mit 6 Vertiefungen kultiviert.
Auf jede Membran wurden vier Scheiben gelegt. Das Kulturmedium bestand
aus 50 % minimalem essentiellen Medium (+ 25 mM HEPES, + 4 mM NaHCO3 + NaOH, pH 7,2), 25 % Pferdeserum und 25
% Hank'sche Lösung, Glukose
(6,4 g/l), Penicillin/Streptomycin (10 ml/l), L-Glutamin (2 mM).
Kulturen wurden bei einer Temperatur von 37°C für mindestens 3 Wochen in einem
5 % CO2-Inkubator gehalten, bevor sie verwendet
wurden. Das Medium wurde jede Woche gewechselt.
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Hippokampale
Schnitte wurden dem IL6 oder der IL6-Chimäre bei Konzentrationen im Bereich
von 10 pg/ml bis 10 μg/ml
für 15
Minuten ausgesetzt, anschließend
wurde 50 μM
NMDA für
zusätzliche
30 Minuten hinzugefügt.
Die Kulturen wurden in frisches Medium mit oder ohne IL6 oder der
IL6-Chimäre überführt. Mindestens
vier Scheiben wurden für
jeden Versuchspunkt verwendet. NMDA-induzierter Zelltod wurde entweder einen
oder 3–7
Tage nach der experimentellen Verletzung mittels Inkubieren der
Kulturen für
1 Stunde in frischem Medium, das Propidiumiodid (PI 5 μl/ml) enthielt,
bewertet. Aufgrund seiner hydrophilen Eigenschaft geht PI in zerstörte Zellen
und bindet an das Chromatin des Kerns. Die abgestrahlte rote Fluoreszenz
(Marker für
Zelltod) wurde unter Verwendung eines Fluoreszenz-Umkehrmikroskops
(Zeiss) in Verbindung mit einer intensivierten CCD-Kamera (intensified
charged-coupled device camera) untersucht. Eine Quantifizierung
der Gesamtfluoreszenz wurde durch ein Bildanalysensystem (Image
Pro Plus) durchgeführt.
-
Es
wurde festgestellt, dass sowohl IL6 als auch die IL6-Chimäre vor NMDA-induziertem
hippokampalen Zelltod schützen.
Es wurde festgestellt, dass nach einem Tag in Kultur IL6 bei einer
Konzentration im Bereich von 0,1 bis 10 ng/ml ungefähr 50 %
bzw. 30 % der neuronalen Zellen schützt, während die IL6-Chimäre bei einer
Konzentration im Bereich von 0,05 bis 1 pg/ml ungefähr 40 %–75 % der
neuronalen Zellen schützt. Die
maximale Schutzwirkung der IL6-Chimäre (Schutz von 75 % der Zellen)
wurde bei einer Konzentration von 0,5 pg/ml beobachtet (3).
-
Es
wurde festgestellt, dass die protektiven Wirkungen von IL6 mit der
Zeit abnehmen. Die Lebensfähigkeit
der neuronalen Zellen verringerte sich nach der Behandlung und nach
zwei Tagen wurde die protektive Wirkung von IL6 nur mit der Konzentration
von 0,1 ng/ml des IL6 mit einer Schutzwirkung bei nur 30 % der Zellen
an Tag 5 beibehalten. Im Gegensatz hierzu hatte die IL6-Chimäre bei einer
Konzentration von 0,5 pg/ml eine verlängerte protektive Wirkung und
ungefähr
60 % der Zellen wurden für
5 Tage (4) aufrechterhalten.
-
Die
Anwesenheit der Oligodendrozyten in den organotypischen Schnitten
wurde durch immunohistologisches Färben mit Gal-C bestimmt, einem
spezifischen Oligodendrozytenmarker. Nach 2–3 Wochen wurden in vitro organotypische
Schnitte für 30
Minuten 50 μM
NMDA ausgesetzt, was den nekrotischen Zelltod der in diesen Kulturen
vorliegenden Zellen induziert. Tatsächlich geht, wie durch RT-PCR
bestimmt wurde, nach einer Behandlung mit NMDA jegliche MBP-Expression,
die für
Oligodendrozyten charakteristisch ist, in diesen Kulturen verloren.
-
Die
Aktivierung von ionotropen Glutamat-Rezeptoren stellt das Primärereignis
in dem Neurotoxizitätsprozess,
der durch exzitatorische Aminosäuren
ausgelöst
wird, dar. Primärkulturen
aus Kleinhirnneuronen von neugeborenen Ratten (welche > 97 % Neuronen enthalten)
wurden für
die Untersuchung der Wirkungen der IL6-Chimäre auf die Glutamat-induzierte
Neurotoxizität
eingesetzt und mit den Wirkungen von IL6 verglichen.
-
Primärkulturen
von Kleinhirnkörnerzellen
wurden von 8 Tage alten Sprague-Dawley-Rattenbabies, wie vorher beschrieben
(Pizzi et al. 1993), hergestellt. Die Zellen wurden auf poly-L-Lysin-überzogene
Schalen ausplattiert und in Eagle-Basalmedium, das 10 % Hitze-inaktiviertes
fötales
Rinderserum, Glutamin (2 mM), Gentamicin (50 μg/ml) und KCl (25 mM) enthielt,
bei einer Dichte von 2,5 × 105 Zellen/cm2 kultiviert.
Cytosin-Arabinosid (10 μM)
wurde 18 Stunden nach dem Einsäen
zu den Kulturen hinzugefügt,
um eine nicht-neuronale Zellproliferation zu verhindern. Die Versuche
wurden nach Kultivierung der Neuronen für 10 Tage ausgeführt.
-
Sofern
nichts anderes angegeben ist, wurden die Kulturen für 15 Minuten
50 μM Glutamat
in einer Mg2+-freien Locke-Lösung ausgesetzt.
IL6 oder die IL6-Chimäre
wurden 5 Minuten vor der Glutamat-Behandlung hinzugefügt. Die
Schalen wurden dann zu konditioniertem Kulturmedium bei 37°C in 95 %
Luft/5 % CO2 zurückgebracht und die Lebensfähigkeit
der Zellen wurde 18–24
Stunden später
gemessen.
-
Die
Lebensfähigkeit
der Zellen wurde 18 Stunden später
durch intravitale Färbung
mit einem Gemisch aus Fluorescein-Diacetat und Propidiumiodid bewertet,
wie vorher beschrieben (Pizzi et al. 1993). Der Prozentsatz der überlebenden
Neuronen in der einlagigen Schicht wurde durch Bewerten des Verhältnisses
zwischen der Fluorescein-Diacetat-
(grüne
lebensfähige
Zellen) und Fluorescein-Diacetat plus Propidiumiodid-Färbung (Gesamtzellen) in Mikroaufnahmen
von drei repräsentativen
Gebieten aus jeder einlagigen Schicht berechnet. Die Werte wurden
aus drei gleichartigen Schalen entnommen.
-
Während keine
protektive Wirkung auf Kleinhirnkörnerzellen von Ratten mit IL6
bei einer Dosis im Bereich von 0,1 bis 10 ng/ml induziert wurde,
schützten
0,1 pg/ml bzw. 1pg/ml der IL6-Chimäre 40–20 % der neuronalen Zellen
vor Glutamat-induzierter Neurotoxizität.
-
Beispiel 10: Wirkung der
IL6R-IL6-Chimäre
auf das Überleben
von oberen Halsganglienneuronen nach NGF-Wegnahme
-
Die
durch die IL6R-IL6-Chimäre
ausgeübte
neuroprotektive Wirkung, wurde auch in einem peripheren neuronalen
Kultursystem untersucht.
-
Die
oberen Halsganglienneuronen (SCG-Neuronen) wurden aus oberen Halsganglien
von Ratten zum Zeitpunkt P0–P3
(postnatale Tage 0 bis 3) isoliert. Die Neuronen wurden für 4 Tage
in einem Medium, das 5 % Rattenserum und NGF enthielt, gehalten.
NGF wird von den Neuronen für
das Überleben
benötigt,
wohingegen NFG-Entzug dazu führt,
dass die Zellen aufgrund der Induktion der Apoptose sterben. Das
Ursprungsmedium wurde durch NGF-freies Medium, das neutralisierende
Antikörper
gegen den Wachstumsfaktor enthielt, ausgetauscht. Zu diesem Zeitpunkt
wurden 0,1 oder 1 μg/ml
IL6R-IL6-Chimäre
in 1 % DMSO Endkonzentration hinzugefügt. Die Kultur wurde für 24 Stunden
bei 37°C
gehalten.
-
Die
Wirkung der IR6R-IL6-Chimäre
auf das Überleben
der Neuronen, denen NFG entzogen wurde, nach 24 Stunden der Behandlung
wurde mittels Mikroskopie sowie mittels der mitochondrialen Aktivität der Zellen,
gemessen mittels MTT-Assay, der ausführlich von Mosmann (1983) beschrieben
wird, bewertet. Die Konzentrationen der IL6R-IL6-Chimäre, die
verwendet wurden, zeigten keine toxische oder morphologische Wirkung
auf die mit NGF behandelten SCG-Neuronen.
-
Die
Zugabe der IL6R-IL6-Chimäre
in Konzentrationen von 100 ng/ml und 1 μg/ml rettete bis zu 40 % der
SCG-Neuronen vor dem neuronalen Tod, der durch NGF-Entzug induziert
wurde, wie aus den Ergebnissen des MTT-Assays (6)
entnommen werden kann. Daher besitzt die IL6R-IL6-Chimäre eine
neuroprotektive Wirkung auf periphere Neuronen, was auf eine Aktivität in neurodegenerativen
Erkrankungen, wie z.B. Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit
oder ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) hindeutet.
-
Da
die Erfindung nunmehr vollständig
beschrieben wurde, ist dem Fachmann klar, dass dieselbe innerhalb
eines breiten Bereiches von äquivalenten
Parametern, Konzentrationen und Bedingungen ohne unangemessenes
Experimentieren durchgeführt
werden kann.
-
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