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Die vorliegende Endung betrifft die
Verwendung eines Inhibitors der Glucosylceramidsynthese, N-Butyldesoxynojirimycin,
zur Herstellung von Arzneimitteln zur Verwendung in einer Kombinationstherapie
für die Behandlung
folgender Krankheiten, die mindestens zu einem Teil auf Glycolipid-Speicherung
beruhen: Niemann-Pick C-Speicherkrankheit,
Gaucher-Syndrom, Sandhoff-Syndrom, Tay-Sachs-Syndrom, GM1-Gangliosidose und
Fabry-Syndrom.
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Die GM2-Gangliosidosen sind eine
Gruppe von lysosomalen Glycosphingolipid- (GSL) Speicherkrankheiten,
die Tay-Sachs-Syndrom, Sandhoff-Syndrom und GM2-Aktivator-Mangel einschließt (Gravel
et al. (1995) in The Metabolic and Molecuar Bases of Inherited Disease
(Scriver et al.) Bd. 2, S. 2839-79, 3 Bde. McGraw Hill, New York).
Sie beruhen auf Mutationen in den Genen, die jeweils die Hexosaminidase-α-Untereinheit, β-Untereinheit
und das GM2-Aktivatorprotein codieren. Sie sind durch progressive
Neurodegeneration als Folge von großen Mengen lysosomaler Speicherung
von GM2 und verwandten GSLs in Neuronen des zentralen Nervensystems
(ZNS) gekennzeichnet (Gravel et al. (1995) in The Metabolic and
Molecuar Bases of Inherited Disease (Scriver et al.) Bd. 2, S. 2839-79,
3 Bde. McGraw Hill, New York). Es gibt zur Zeit keine Therapien
für diese
Krankheiten. Aussichtsreiche therapeutische Strategien für das Tay-Sachs-
und Sandhoff-Syndrom umschließen
Enzym-Vermehrung
und Substrat-Unterdrückung
(Radin (1996) Glycoconj. J 13:153-7; Platt et al. (1998) Biochemical
Pharmacology 56:421-30). Die Erhöhung
des Enzymspiegels kann durch die Verwendung von drei klinischen
Strategien, Enzym-Ersatz, Knochenmarkstransplantation oder Gentherapie erreicht
werden.
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Intravenöse Verabreichung von Mannose-terminierter
Glucocerebrosidase (β-D-Glycosyl-Nacylspingosinglucohyrolase,
EC 3.2.1.45) ist eine wirkungsvolle Therapie für das Typ 1- Gaucher-Syndrom, das eine nicht-neurologische
GSL-Speicherkrankheit ist (Grabowski et al., (1995), Ann. Intern.
Med. 122:33-39; Beutler et al., (1991), Blood 78:1183-9). Da Glycoprotein-Enzyme
die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden
können,
ist dies keinen geeigneter Ansatz für Krankheiten, die GSL-Speicherung
im ZNS betreffen. Die Knochenmarkstransplantation gibt die Möglichkeit,
Enzymspiegel in der Peripherie zu erhöhen und aufgrund von Enzym-Sekretion
von Zellen, die aus dem Knochenmark stammen, einschließlich Mikroglia,
in begrenztem Umfang auch im ZNS (Krivit et al., (1995), Cell Transplant
4:385-392). Ergebnisse von Knochenmarkstransplantationen bei lysosomalen
GSL-Speicherkrankheiten, die die Speicherung im ZNS betrafen, sind
gemischt worden (Hoogerbrugge et al., (1995) Lancet 345:1398-1402).
Ein Teilerfolg wurde kürzlich
in einem Maus-Modell des Sandhoff-Syndroms berichtet, in dem synergetisches
Wildtyp-Knochenmark
gegeben wurde (Norfus et al., (1998), J. Clin. Invest. 101:1881-8).
Dies führte
zu einer erhöhten Überlebensrate
der Mäuse
und verbesserte neurologische Funktionen. Gentherapie verspricht
ebenso Erfolg bei der Behandlung dieser Krankheiten, obwohl sich
dies zur Zeit im experimentellen Stadium befindet (Salvetti et al.
(1995) Br. Med. Bull. 51:106-122). Substrat-Unterdrückung ist
eine Erfolg versprechende generische pharmakologische Vorgehensweise
zur Behandlung der GSL-Speicherkrankheiten (Platt et al., (1998),
Biochemical Pharmacology 56:421-30), einschließlich der GM2-Gangliosidose.
Diese Strategie basiert auf der teilweisen Inhibition der Ceramid-spezifischen
Glucosyltransferase (Glucosylceramid-Synthase, UDP-Glucose:N-Acylsphingosin-D-Glucosyltransferase,
EC 2.4.1.80), die den ersten Schritt in der GSL-Biosynthese katalysiert
(Sandhoff et al., (1998), Adv. Lipid Res. 26:119-142). Dies würde den
Spiegel der synthetisierten GSLs senken, so dass sie vollständig von
der restlichen, in den Zellen vorhandenen Enzymaktivität abgebaut
werden können.
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Substrat-Unterdrückung unter Verwendung des
GSL-Biosynthese-Inhibitors N-Butyldesoxynojirimycin (NB-DNJ)
wurde schon zuvor in einem in vitro-Modell des Gaucher-Syndroms getestet,
und die Verhinderung der Speicherung wurde gezeigt (Platt et al.,
(1994), J. Biol. Chem. 269:8362-6). NB-DNJ wurde auch in einem asymptomatischen
Maus-Modell des Tay-Sachs-Syndroms eingesetzt, und es ließ sich zeigen,
dass es GM2-Akkumulierung im Hirn verringert und die Neuropathologie,
die mit dieser Speicherung einher geht, verhindert (Platt et al.,
(1997), Science 276:428-31).
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Der Iminozucker N-Butyldesoxynojirimycin
(NB-DNJ) ist ein wirksamer Inhibitor der alpha-Glucosidase 1 (an der N-Glycansynthese
beteiligt) und ein sogar noch wirksamerer Inhibitor der Glucosylceramid-Glucosyltransferase.
NB-DNJ befindet sich zur Zeit in klinischen Versuchsreihen als eine
Behandlung der Typ 1-Gaucher- und Fabry-Syndrome, Glycolipid-Speicherkrankheiten,
die auf Mutationen in Glucocerebrosidase beziehungsweise alpha-Galactosidase A zurück gehen.
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Wir haben nun heraus gefunden, dass
NB-DNJ, das Mäusen
zusammen mit Glucocerebrosidase verabreicht wird (der wesentlichen
Therapie für
Typ1-Gaucher-Patienten),
in unerwarteter Weise die Aktivität von Glucocerebrosidase nicht
behindert und auf Grund eines schützenden Einflusses von NB-DNJ
auf das Enzym eine Erhöhung
der Enzymaktivität über die
Zeit liefert. Dies ist überraschend,
da erwartet wurde, dass die Wirksamkeit des Enzyms bei Anwesenheit
von NB-DNJ beeinträchtigt
würde,
weil letzteres ein schwacher Inhibitor der Glucocerebrosidase ist
(IC50 = 0,52 mM). Darüber hinaus fanden wir auch
heraus, dass die gemeinsame Verabreichung von NB-DNJ mit einer Knochenmarkstransplantation
(zur Erreichung von Enzym-Vermehrung, um die Rate des Abbaus von
neuronalem Glycolipid zu erhöhen)
eine unerwartete synergistische Wirkung zeigt.
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Auf diese Weise liefert die vorliegende
Erfindung die Verwendung von N-Butyldesoxynojirimycin (NB-DNJ)
zur Herstellung eines Arzneimittels zur Verabreichung in Kombination
mit einem Wirkstoff, der zur Steigerung der Rate des Glycolipid-Abbaus
in der Lage ist, zur Behandlung einer Glycolipid-Speicherkrankheit ausgewählt aus
Gaucher-Syndrom,
Sandhoff-Syndrom, Fabry-Syndrom, Tay-Sachs-Syndrom, Niemann-Pick C-Speicherkrankheit
und GM1-Gangliosidose.
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Gaucher-Syndrom, Sandhoff-Syndrom,
Fabry-Syndrom, Tay-Sachs-Syndrom, Niemann-Pick C-Speicherkrankheit
und GM1-Gangliosidose sind Krankheiten, die auf Akkumulation/Speicherung
von Glucosylceramid beinhaltenden Glycolipiden beruhen.
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Wirkstoffe, die in der Lage sind,
die Rate des Glycolipid- (bevorzugt, aber nicht notwendiger Weise neuronalen
Glycolipid-) Abbaus zu erhöhen,
enthalten Enzyme, die Glycolipide abbauen, z.B. Glucocerebrosidase,
lysosomale Hexoseaminidasen, Galactosidasen, Sialidasen und Glucosylceramid-Glucosidase
und Moleküle,
die die Aktivität
solcher Enzyme steigern. Zusätzlich
könnte
der Wirkstoff eine Nucleinsäuresequenz (DNA
oder RNA) enthalten, die die vorstehend erwähnten Enzyme codiert; solche
Sequenzen könnten
z.B. übertragen
werden, um die natürliche
Produktion solcher Enzyme zu steigern. Der Wirkstoff kann sogar
transplantiertes Knochenmark enthalten. Eine Kombination der vorstehenden
Wirkstoffe kann verwendet werden.
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Vom Galactose-Analog zu NB-DNJ, N-Butyldesoxygalactonojirimycin
(NB-DGJ) ist bekannt, dass es die GSL-Synthese in vitro ebenso wirksam
wie NB-DNJ hemmt, aber spezifischer ist, indem es α-Glucosidase I
und II oder β-Glucocerebrosidase
nicht hemmt (Platt et al., (1994), J. Biol. Chem. 269 (43):27108-14).
Es ist bekannt, dass nur etwa 10% des Serum-Spiegels von NB-DNJ
in der cerebrospinalen Flüssigkeit
vorhanden ist. Daher müssten
hohe systemische Dosen von NB-DNJ verabreicht werden, um therapeutische
Spiegel im ZNS zu erreichen, und sie müssten über die Dauer eines Patientenlebens
verabreicht werden. Hohe Konzentrationen von NB-DNJ bei Menschen
verursachen Diarrhoe, und in Mäusen
verursachen sie Gewichtsverlust und reduzieren die Größe lymphatischer
Organe.
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Es ist vorstellbar, dass NB-DNJ einem
Patienten mit einer Glycolipid-Speicherkrankheit verabreicht werden
kann, um den Glycolipidspiegel niedrig zu halten. Wenn die Dosierung
von NB-DNJ aus irgend einem Grund nicht richtig sein sollte, kann
ein Wirkstoff zur Steigerung der Rate des Glycolipd-Abbaus verabreicht werden,
um die niedrigen Glycolipid-Spiegel
wieder herzustellen.
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Methoden und Verfahren zur Produktion
von N-Butyldesoxynojirimycin können
zum Beispiel in US-A-4182767, EP-B-0012278, EP-A-0624652, US-A-4266025;
US-A-4405714 und US-A-5151519 gefunden werden.
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Die hierin beschriebenen Arzneimittel
können
einen oder mehrere der folgenden Wirkstoffe enthalten: Konservierungsmittel,
Lösungsmittel,
Stabilisatoren, Benetzungsmittel, Emulgatoren, Süßstoffe, Farbstoffe, Duftstoffe,
Salze, Pufferlösungen,
Hüllstoffe
oder Antioxidantien. Sie können
auch therapeutisch aktive Wirkstoffe zusätzlich zu den hier beschriebenen
Bestandteilen und/oder Wirkstoffen enthalten.
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Verabreichunswege
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Die Arzneimittel können für jede geeignete
Art der Verabreichung angepasst werden, zum Beispiel für orale
(einschließlich
buccaler oder sublingualer), rektale, nasale, lokale (einschließlich buccaler,
sublingualer oder transdermaler), vaginale oder parenterale (einschließlich subkutaner,
intramuskulärer,
intravenöser
oder intradermaler) Verabreichung. Eine solche Zusammenstellung
kann durch jedes auf dem Gebiet der Pharmazie bekannte Verfahren
hergestellt werden, zum Beispiel durch Vermischung des aktiven Inhaltsstoffes
mit einer Trägersubstanz
unter sterilen Bedingungen.
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Verschiedene Verabreichungswege werden
nun eingehender betrachtet:
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(i) Orale Verabreichung
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Arzneimittel, die für die orale
Verabreichung angepasst sind, können
als Kapseln oder Tabletten hergestellt werden; als Pulver oder Granulate;
als Lösungen,
Sirupe oder Suspensionen (in wässrigen
oder nicht wässrigen
Flüssigkeiten);
als essbare Schäume
oder als Emulsionen.
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Tabletten oder Kapseln aus harter
Gelatine können
Lactose, Maisstärke
oder Derivate hiervon, Stearinsäure
oder Salze hiervon enthalten.
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Kapseln aus weicher Gelatine können Pflanzenöle, Wachse,
Fette, halbfeste oder feste Polyole etc. enthalten.
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Lösungen
und Sirupe können
Wasser, Polyole und Zucker enthalten. Zur Herstellung von Suspensionen
können Öle (z.B.
Pflanzenöle)
verwendet werden, um Öl-in-Wasser
oder Wasser-in-Öl
Suspensionen herzustellen.
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(ii) Transdermale Verabreichung
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Arzneimittel, die für die transdermale
Verabreichung angepasst sind, können
als diskrete Pflaster hergestellt werden, die in über einen
längeren
Zeitraum in direktem Kontakt mit der Epidermis des Empfängers bleiben
sollen. Zum Beispiel kann der aktive Inhaltsstoff mittels Iontophorese
(Iontophorese ist in Pharmaceutical Research 3(6):318 (1986) beschrieben)
aus dem Pflaster abgegeben werden.
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(iii) Lokale Verabreichung
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Arzneimittel, die für die lokale
Verabreichung angepasst sind, können
Salben, Cremes, Suspensionen, Lotionen, Puder, Lösungen, Pasten, Gels, Sprays,
Aerosole oder Öle
enthalten.
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Bei einer Infektion des Auges oder
anderer äußerer Gewebe,
zum Beispiel Mund und Haut, wird bevorzugt eine lokale Salbe oder
Creme verwendet. Bei der Formulierung als eine Salbe kann der aktive
Inhaltsstoff entweder mit einer Salbe auf Paraffin- oder Wasser-mischbaren
Basis verbunden werden. Alternativ kann der aktive Inhaltsstoff
in einer Creme mit einer Öl-in-Wasser-Basis oder
einer Wasser-in-Öl-Basis
formuliert werden.
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Arzneimittel, die für lokale
Verabreichung im Auge angepasst sind, schließen Augentropfen ein. Hier kann
der aktive Inhaltsstoff in einem geeigneten Trägerstoff, z.B. in einem wässrigen
Lösungsmittel,
gelöst oder
suspendiert sein.
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Arzneimittel, die für lokale
Verabreichung im Mund angepasst sind, schließen Lutschtabletten, Pastillen
und Mundwässer
ein.
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(iv) Rektale Verabreichung
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sArzneimittel, die für rektale
Verabreichung angepasst sind, können
als Zäpfchen
oder Klistiere geliefert werden.
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(v) Nasale Verabreichung
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Arzneimittel, die für nasale
Verabreichung angepasst sind und feste Trägerstoffe verwenden, schließen ein
grobkörniges
Puder (z.B. mit einer Partikelgröße im Bereich
von 20 bis 500 Mikrometer) ein. Dies kann in der Weise verabreicht
werden, wie Schnupftabak eingenommen wird, d. h. durch rasche Inhalation
durch die Nase aus einem Behälter
mit Puder, der dicht unter die Nase gehalten wird.
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Zusammenstellungen, die für nasale
Verabreichung angepasst sind und flüssige Trägerstoffe verwenden, schließen Nasensprays
oder Nasentropfen ein. Diese können
wässrige
oder ölige
Lösungen
der aktiven Inhaltsstoffe enthalten.
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Arzneimittel, die für Verabreichung
durch Inhalation angepasst sind, umschließen feine Partikelstäube oder
-nebel, die mit Hilfe verschiedener Typen von Apparaturen, z.B.
komprimierter Aerosole, Nebler oder Insufflatoren, erzeugt werden
können.
Solch ein Apparat kann in der Weise konstruiert sein, dass er vorbestimmte
Dosen des aktiven Inhaltsstoffes freisetzt.
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(vi) Vaginale Verabreichung
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Arzneimittel, die für vaginale
Verabreichung angepasst sind, können
als Pessare, Tampons, Cremes, Gels, Pasten, Schäume oder Spray-Formulierungen
hergestellt werden.
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(vii) Parenterale Verabreichung
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Arzneimittel, die für parenterale
Verabreichung angepasst sind, schließen wässrige und nicht wässrige,
sterile injizierbare Lösungen
oder Suspensionen ein. Diese können
Antioxidantien, Pufferlösungen,
Bakteriostatika und Lösungen,
die die Zusammenstellung weitgehend isotonisch mit dem Blut eines
ausgewählten Empfängers halten,
enthalten. Andere Bestandteile, die in solchen Zusammenstellungen
anwesend sein können,
schließen
zum Beispiel Wasser, Alkohole, Polyole, Glycerin und Pflanzenöle ein.
Zusammenstellungen, die für
parenterale Verabreichung angepasst sind, können in Einheiten-Dosierung
oder in Multi-Dosierungspackungen
angeboten werden, zum Beispiel als versiegelte Ampullen oder Phiolen
und können
in einem gefriergetrockneten (lyophilisierten) Zustand gelagert
werden, so dass lediglich ein steriler, flüssiger Trägerstoff, z.B. steriles Wasser
für Injektionen,
direkt vor der Verwendung zugegeben werden muss. Gebrauchsfertige
Injektionslösungen
oder Suspensionen können
aus sterilen Pudern, Granulaten und Tabletten hergestellt werden.
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Dosierungen Die Dosierungen werden
durch Routineverfahren leicht zu bestimmen sein und stehen unter
der Kontrolle des Arztes oder des Klinikpersonals. Das Leitprinzip
zur Bestimmung einer geeigneten Dosis wird die Bereitstellung einer
ausreichend wirksamen, aber nicht toxischen oder vertretbar toxischen
Menge an Material sein. Bei NB-DNJ kann die tägliche Dosis für einen
Erwachsenen in dem Bereich von 1 mg bis 2 g des aktiven Inhaltsstoffes
erwartet werden, und kann in dem Bereich von 100 bis 800 mg oder
300 bis 600 mg liegen. Die Dosis kann in einer einzigen täglichen
Dosis oder alternativ in zwei, drei oder mehr Dosen pro Tag verabreicht
werden.
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Bevorzugte Eigenschaften jedes Anspruchs
der Erfindung gelten für
jeden der anderen Ansprüche
in entsprechender Weise.
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In den begleitenden Abbildungen:
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1 ist
ein Diagramm, in dem % Überleben
gegen Alter von Sandhoff-Mäusen
in Tagen bei Behandlung mit verschiedenen Wirkstoffen aufgetragen
ist.
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2A-D sind
Diagramme, die die Kurzzeit-Verteilung von radiomarkiertem NB-DNJ
und NB-DGJ in Mäusen
zeigen. Die Mäuse
(n = 5 pro Gruppe) wurden 90 Minuten nach oraler Verabreichung von [14C]-NB-DNJ (helle Balken) oder [3H]-NB-DGJ (dunkle Balken) seziert. A = Gesamte
Verbindungen in Darm und Urin. B = Gesamte Verbindungen in Organen.
C = Konzentration der Verbindung im Serum. D = Verbindung in Organen,
ausgedrückt
als ein Verhältnis
zu Verbindung im Serum. * kennzeichnet einen signifikanten Unterschied
zwischen den mit NB-DNJ und den mit NB-DGJ behandelten Mäusen (p<0.05).
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3 A-C
zeigen den Abbau von Glycosphingolipid in Mausleber nach Fütterung
von NB-DNJ oder NB-DGJ. Ganglioside wurden aus der Leber isoliert
und durch TLC aufgetrennt. Die GM2-Konzentration wurde durch Densiometrie
der gescannten TLC-Chromatogramme
bestimmt. A = GM2-Konzentration in Lebern von Mäusen, die über 10 Tage mit 300 – 4800 mg/kg/Tag
NB-DNJ (helle Balken) oder NB-DGJ (dunkle Balken) gefüttert worden
waren, (n = 5 pro Gruppe). B = TLC-getrennte GM2-Banden von Lebern
von Mäusen,
die über 5
Wochen mit 2400 mg/kg/Tag behandelt worden waren. C = Densiometrie
der TLC von B. * kennzeichnet signifikant niedrigere Konzentration
als die Kontrollkonzentration (p<0,05).
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4 zeigt
das Wachstum von Mäusen,
die mit NB-DNJ oder NB-DGJ gefüttert
wurden. Die Mäuse erhielten
2400 mg/kg/Tag NB-DNJ (o), NB-DGJ (•), oder eine Kontrolldiät (0). N
= 10 pro Gruppe. * kennzeichnet einen signifikanten Unterschied
im Vergleich mit den Kontrollgewichten (p<0,01).
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5 zeigt
die Größe der lymphatischen
Organe in Mäusen
nach Behandlung mit NB-DNJ oder NB-DGJ. Nassgewichte von Thymus
und Milz wurden bei Sektion nach fünf Wochen Behandlung mit 2400 mg/kg/Tag
mit NB-DNJ (helle Balken), NB-DGJ (dunkle Balken) oder einer Kontrolldiät (schraffierte
Balken) bestimmt. N = 4 pro Gruppe). * kennzeichnet einen signifikanten
Unterschied im Vergleich mit den Kontrollgewichten (p<0,001).
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6 zeigt
die Hemmung der Lactase-Aktivität
durch NB-DNJ, NB-DGJ, DNJ und DGJ. Lactase-Aktivität ist als
% der Kontroll-Aktivität
bei verschiedenen Konzentrationen von NB-DNJ (o), NB-DDJ (•), DNJ (0) und DGJ (⧫) dargestellt.
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Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme
auf die folgenden Beispiele, die in keiner Weise angeführt werden,
um den Bereich der Endung zu begrenzen, beschrieben.
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BEISPIELE
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Beispiel 1 – gemeinsame
Verabreichung von CeredaseTM und NB-DNJ
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Eine Gruppe von Mäusen wurde über 5 Wochen mit NB-DNJ zu
4800 mg/kg/Tag behandelt. Nach einer niedrigen intravenösen Dosis
(5–10
U/kg) von CeredaseTM (Genzyme Corporation),
verabreicht als eine einmalige Injektion in die Schwanzvene, wurde
die Serum-Enzymaktivität gemessen,
indem man aufeinander folgende Serumproben aus der Schwanzvene entnahm,
um die Enzymaktivität über die
Zeit aufnehmen zu können.
CeredaseTM ist eine modifizierte Form von β-Glucocerebrosidase.
Die Ergebnisse werden in nachstehender Tabelle 1 gezeigt.
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Tabelle
1 – Einfluss
von NB-DNJ auf zirkulierende Aktivität und Halbwertzeit von Ceredase
TM
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Die CeredaseTM-Aktivität und Serum-Halbwertzeiten
schienen bei mit NB-DNJ behandelten Mäusen erhöht zu sein, was auf einen schützenden
Einfluss der Verbindung auf die Enzym-Clearance hinweist. Daher beeinträchtigt (a)
gemeinsame Verabreichung von NB-DNJ und CeredaseTM die Aktivität nicht,
und besteht (b) eine überraschende
Unterstützung
der Enzymaktivität über die
Zeit, was auf einen schützenden
Einfluss der Verbindung auf das Enzym zurück zu führen ist.
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Beispiel 2 – gemeinsame
Verabreichung von NB-DNJ und Knochenmarkstransplantation in einem
Maus-Modell des Sandhoff-Syndroms
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Sandhoff-Mäusen wurde im Alter von 2 Wochen
Knochenmark übertragen,
und die medikamentöse Therapie
begann im Alter von 9,5–11
Wochen (600 mg/kg/Tag). Überlebenskurven
wurden für
jede Tiergruppe aufgenommen, wobei jeder Punkt auf der Kurve einem
Tod entsprach (vgl. 1).
Die unbehandelten (keine KMT, kein Arzneimittel) überlebten
(längstes Überleben)
bis zu 140 Tage (dunkle Kreise), nur mit NB-DNJ (keine KMT) behandelte überlebten
bis zu 170 Tage, nur mit KMT (kein NB-DNJ) behandelte überlebten
bis zu 200 Tage und mit NB-DNJ plus KMT behandelte hatten eine verlängerte Überlebensrate
von 200–280
Tagen. Die Daten zeigen Synergie von annähernd 13% über den einzelnen Bestandteilen.
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In den nachstehenden Beispielen 3–7 wurden
die folgenden Materialien und Verfahren verwendet:
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Tiere
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Weibliche C57BL/6-Mäuse wurden
unter nicht sterilen Standardbedingungen gehalten. Die Mäuse wurden
mit Wasser ad libitum versorgt und vor der Verabreichung des Wirkstoffs
mit pelletiertem Futter gefüttert
(expendet Rat and Mouse Chow 1, SDS Ltd., Witham, Essex, UK.). Alle
Versuche wurden mit gleichaltrigen Tieren durchgeführt.
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Behandlung von Mäusen mit
NB-DNJ und NB-DGJ
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Die Mäuse (6 Wochen alt) wurden mit
einer Kost aus Futtermehl (expendet Rat and Mouse Chow 3, ground,
SDS Ltd.) oder einer Kost, die NB-DNJ oder NB-DGJ enthielt, gefüttert. Futter
und Verbindung (beides trockene Feststoffe) wurden gründlich gemischt,
bei Raumtemperatur gelagert und innerhalb von 7 Tagen nach dem Mischen
verbraucht. Die Mäuse
erhielten NB-DNJ- oder NB-DGJ-Dosen von 300–4800 mg/kg/Tag über 10 Tage
oder 2400 mg/kg Tag über
5 Wochen.
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Radiomarkierung von NB-DGJ
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Ein Galactose-Oxidase/Na [3H]4 B-Verfahren
wurde verwendet, um den C6-Kohlenstoff von NB-DGJ radioaktiv zu
markieren. Eine Lösung
aus NB-DGJ (1,3 mg), Galactose-Oxidase (80 Einheiten) und Katalase (37000
Einheiten) in 200 μl
10 mM Natriumphosphatpuffer wurde über 24 h bei Raumtemperatur
unter Rühren inkubiert.
Die Reaktion wurde durch Erhitzen auf 95°C für 5 min gestoppt. Nach Zentrifugation
(10 min, 13000 rpm) wurde 1 M NaCl zum Überstand hinzu gegeben, bis
pH 10-12 erreicht wurde. Na[3H]4B
(4,3 mCi) wurde zugegeben und die Lösung für 2 h bei 30°C inkubiert,
wonach NaBD4 (1 mg) zugegeben und die Lösung für 1 h bei
30 °C inkubiert
wurde. Die Lösung
wurde mit 1 M Essigsäure
neutralisiert und dann eingetrocknet. Nach Entfernung des Borats
durch 5–10
maliges Waschen mit acidiertem Methanol (0,6% Eisessigsäure in Methanol)
wurde das [3H]-NB-DGJ-Gemisch in Wasser
resuspendiert, auf eine AG50-Säule
gegeben (mit Wasser äquilibriert)
und mit 1–4
M NH3 eluiert. [3H]-NB-DGJ
wurde mittels HPLC (Dionex CS10 hpcec-Chromatographie, isokratische
Eluierung mit 50 mM Na2SO4,
2,5 mM H2SO4, 2,5
mM H2SO4 und 5%
ACN) weiter gereinigt, und schließlich wurde der Schritt auf
der AG50-Säule
wiederholt.
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Kurzzeit-Verteilung von
[14C]-NB-DGJ und [3H]-NB-DGJ
in Mäusen
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Mäusen
wurde oral 100 μl
Wasser, das 25 μl
(106 cpm) [14C]-NB-DNJ
oder [3H]-NB-DGJ und 1 mg nicht radiomarkiertes
NB-DNJ oder entsprechend NB-DGJ enthielt, eingeflößt. Urin
und Faeces wurden über
90 min gesammelt. Nach 90 min wurden die Mäuse getötet, und das Serum, Organe
und aller weiterer Urin und Faeces wurden gesammelt. Die Organe
wurden im einem vierfachen Wasservolumen homogenisiert, die Faeces in
einem zehnfachen Volumen. Aliquots von 500 μl Homogenat, 100 μl Urin oder
50 μl Serum
wurden mit 4 ml Szintillationsflüssigkeit
vermischt und [14C] oder [3H]
Counts gemessen. Das Quenchen durch die unterschiedlichen Gewebe
der beiden Isotope wurde durch das Messen der Counts bekannter Mengen
radiomarkierter Verbindungen, die den Gewebehomogenaten zugegeben
wurden, bestimmt, und die Ergebnisse wurden entsprechend korrigiert.
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Glycosphingolipid-Analyse aus Mausleber
Leberproben wurden in Wasser homogenisiert und lyophilisiert. Die
getrockneten Homogenate wurden zweimal mit Chloroform: Methanol
(2:1, v/v) extrahiert, zuerst über Nacht
bei 4 °C
und dann für
3 h bei Raumtemperatur, zusammengeführt und unter Stickstoff getrocknet. Die
Extrakte wurden in 500 μl
Chloroform: Methanol (1:1, v/v) resuspendiert, durch Zugabe von
0,35 M NaOH in Methanol Basen-behandelt und für 90 min bei Raumtemperatur
enzymatisch gespalten und durch 83 μl Wasser: Methanol (9:1, v/v),
166,5 μl
Wasser und 416 μl
Chloroform aufgeteilt. Die obere Phase, die die Ganglioside enthielt,
wurde nach Mischung und Zentrifugation bei geringer Geschwindigkeit
von der unteren Phase abgetrennt, und die untere Phase wurde zweimal
mit Folsh-Lösung
(Chloroform: Methanol: 0,47% KCI, 3:48:47, v/v) gewaschen. Die oberen
Phasen wurden zusammengeführt,
unter Stickstoff auf ihr halbes Volumen eingetrocknet, gegen Wasser
dialysiert, lyophilisiert und in Chloroform: Methanol (2:1, v/v)
resuspendiert. Ein Äquivalent
von 5 mg Trockengewicht des Gewebes wurde durch TLC Chloroform:
Methanol: 0,22% CaCl2 (60:35:8, v/v) aufgetrennt.
Die TLC-Platte wurde luftgetrocknet, mit Orcinol:schwefliger Säure (0,2%
(w/v):2N) besprüht
und wärmebehandelt
(90°C für 10 min).
Die Intensität
der Banden wurde mit Scan-Densiometrie bewertet.
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Bestimmung von NB-DNJ-
und NB-DGJ-Konzentrationen in Serum und Leber
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Serum und der Überstand von Leber-Homogenat
(130 mg/ml in 10% Methanol) wurden dreimal durch einen Milipore
Ultrafree-Filter zentrifugiert, nachdem den Proben ein interner
Standard (NB-pentylDNJ) zugegeben worden war. Die vereinigten Filtrate
wurden auf einer mit HCl vorbehandelten SCX-Säule gereinigt, mit 1% NH3 in MeOH eluiert, eingetrocknet, in Wasser
resuspendiert, auf einer C18-Säule
(MeOH vorbehandelt, H2O-Waschung und McOH-Eluierung)
weiter gereinigt, und schließlich
mittels HPLC (Dionex CS 10 hpcec-Chromatographie,
isokratische Eluierung mit 50 mM Na3SO4, 2,5 mM H3SO4 und 5% ACN) quantifiziert.
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Reinigung von Disaccharidase
und Messung der Aktivitäten
von Sucrase, Maltase und Lactase
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Die Enzyme Sucrase-Isomaltase (EC
3.2.1.10/48) und Lactase-Phlorizin-Hydrolase (EC 3.2.1.62/108) wurden
aus Eingeweiden vom Schwein bei 4°C
in folgender Weise gereinigt. Die Eingeweide (100 g) wurden in kleine
Stücke
geschnitten, unter Rühren
in 250 ml 150 mM NaCl/10 mM KCl über
30 min gewaschen und zweimal mit 125 ml 2M Harnstoff, 50 mM EDTA
und 50 mM KCl bei pH 7 extrahiert. Die Harnstoff-Extrakte wurden zusammengegeben
und homogenisiert (Waring-Homogenisator), das Homogenisat wurde
bei 60.000 g für
75 min zentrifugiert, und das Pellet wurde in 50 ml einer Lösung aus
10 mM EDTA und 10 mM L-Cystein-HCl in 50 mM Kaliumphosphat-Puffer
bei pH 7,5 (vorgewärmt
auf 37°C)
resuspendiert. Nach Zugabe von Papain (15 Einheiten/ml) wurde das
Gemisch für
30 min bei 37°C
inkubiert und bei 105.000 g für
60 min zentrifugiert. Der Überstand
wurde entnommen und mit 75 ml Ethanol bei –20°C für 1 h ausgefällt. Der
Niederschlag wurde durch Zentrifugation bei 5.000 g für 10 min
zurückgewonnen,
in 5–10
ml 10 mM Kaliumphosphat-Pufferlösung bei
pH 7,5 gelöst,
und die Lösung
wurde bei 30.000 g für
60 min zentrifugiert. Der Überstand
wurde entnommen und bei 4°C
unter Anwesenheit von 0,02 % Natriumazid gelagert. Die Bestimmung
der Aktivitäten
von Sucrase, Maltase und Lactase in der Enzympräparation (verdünnt auf
eine geeignete Konzentration) erfolgte durch Inkubation von 50 μl Enzym,
125 μl Natriumcitrat-Puffer
(60 mM, pH 6) und 125 μl
Disaccharid-Substrat bei 37°C
für 30
min, Erwärmung
auf 100°C
für 3 min,
um das Enzym zu inaktivieren, Zentrifugation des Gemisches bei 13.000
g für 10
min und Bestimmung der Glucose-Konzentration durch Zugabe von 50 μl des Überstands
zu 1 ml Trinder-Reagenz (Sigma) und Bestimmung der Absorption bei
505 nm nach 18 min.
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Statistische Analyse
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Die üblichen statistischen Methoden
wurden angewendet, um Mittelwerte und Standardabweichungen der Mittelwerte
(S.E.M.) zu berechnen. Unterschiede zwischen den Mäusegruppen
wurden mit Student's
t-Test für
ungekoppelte Daten auf Signifikanz untersucht. Ergebnisse im Text
und in den Tabellen werden als Mittelwerte ± S.E.M. dargestellt.
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Beispiel 3 – Kurzzeit-Verteilung
von [3H]-NB-DGJ und [14C]-NB-DNJ
in Mäusen
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Die Kurzzeit-Verteilung von NB-DGJ
und NB-DNJ in Mäusen
wurde bestimmt, indem den Mäusen
die der Verbindungen oral verabreicht wurden. Die radioaktiven Counts
in Organen, Serum, Faeces und Urin wurden nach 90 min gemessen.
Im gesamten gesammelten Urin war die Konzentration von NB-DNJ um
28% höher
als die von NB-DGJ, während
sich in den Eingeweiden 77% mehr NB-DGJ als NB-DNJ fand (2A). Dies legt nahe, dass
NB-DGJ den Gastrointestinaltrakt (GI) relativ zu NB-DNJ langsamer
passierte. Es schien kein Unterschied in der Verteilung der beiden
Verbindungen in anderen Gewerben zu geben ( 2B). Die Serumkonzentration unterschied
sich jedoch signifikant mit einem niedrigeren Spiegel von NB-DGJ,
relativ zu NB-DNJ (2C),
was möglicherweise
die langsamere Aufnahme von NB-DGJ aus dem GI-Trakt widerspiegelt.
Wenn NB-DGJ an unterschiedliche Serumspiegel angepasst wurde, wurde
es wirksamer im Gewebe verteilt als NB-DNJ ( 2D).
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Beispiel 4 – Langzeitverteilung
von NB-DGJ und NB-DNJ in Serum und Leber der Maus
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Um die Gleichgewichtsspiegel der
Verbindungen zu untersuchen, wenn sie längere Zeit über den oralen Weg verabreicht
werden, wurden die Konzentrationen von NB-DGJ und NB-DNJ in Serum
und Leber durch HPLC bestimmt, nachdem die Mäuse mit 2400 mg/kg/Tag NB-DNJ oder NB-DGJ (nicht
radiomarkiert) über
5 Wochen behandelt worden waren (vgl. Tabelle 2, nachstehend). Sowohl
die Serum- als auch die Leber-Konzentration des Wirkstoffs waren
in den mit NB-DGJ behandelten Mäusen
höher,
verglichen mit denen mit NB-DNJ behandelten (66 ± 3,1 μM im Vergleich zu 51 ± 13,3 μM im Serum
und 207 ± 30,6 μM im Vergleich
zu 103 ± 21,2
in der Leber). Der Vergleich des Spiegels von NB-DGJ in der Leber
zu dem von NB-DNJ legt nahe, dass NB-DGJ im Vergleich zu NB-DNJ
selektiv in die Leber aufgenommen wird. Auf diese Weise vermag NB-DGJ
wirksamer in die Gewebe einzudringen und dort länger zu bestehen als NB-DNJ.
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Tabelle
2 – Konzentration
von NB-DGJ und NB-DNJ in Serum und Leber: Mäuse wurden mit 2400 mg/kg/Tag NB-DGJ
oder NB-DNJ über
5 Wochen behandelt (n = 2), und die Konzentration der Verbindung
in Serum und Leber wurde darauf durch doppelte HPLC-Durchläufe bestimmt.
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Beispiel 5 – Abbau
von GSL durch NB-DGJ und NB-DNJ
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Der Grad des Abbaus von GSL in der
Leber nach 10 Tagen oder 5 Wochen wurde bei Mäusen, denen NB-DGJ oder NB-DNJ
verabreicht worden war, verglichen. Die Lebern wurden mit Chloroform:
Methanol extrahiert, Ganglioside wurden durch Dünnschichtchromatographie analysiert,
und die Intensität
der GM2-Bande wurde mit Densiometrie quantifiziert. Die relativen
GM2-Konzentrationen (im Vergleich zu Kontrollmäusen) in Lebern von Mäusen, die
mit einer Reihe von NB-DGJ- oder NB-DNJ-Dosen (300-4800 mg/kg/Tag) über 10 Tage
behandelt worden waren, zeigten eine von der Dosis abhängende Antwort
auf beide Verbindungen (vgl. 3A).
In keiner der getesteten Konzentrationen gab es einen signifikanten
Unterschied bei dem durch die beiden Verbindungen bewirkten GM2-Abbau.
Nach längerer
Behandlung (2400 mg/kg/Tag über
5 Wochen) waren die GM2-Konzentratioen in den Lebern von Mäusen, die
mit NB-DNJ oder NB-DGJ behandelt worden waren, um 35 ± 4% und
26 ± 11%
reduziert, im Vergleich zur Konzentration in Kontroll-Lebern (vgl. 3B und C).
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Auf diese Weise wurde gezeigt, dass
beide Analoga (NB-DNJ und NB-DGJ) wirkungsvolle Inhibitoren der
GSL-Biosynthese in vivo sind. Nach 10-tägiger Behandlung wurde ein
Dosisabhängiger
Abbau von GSL in Lebern von Mäusen,
die entweder mit NB-DNJ oder NB-DGJ gefüttert worden waren, sichtbar.
Die niedrigste, GSL-Abbau bewirkende Dosis war 600 mg/kg/Tag (25%
Reduktion). Die höchste
untersuchte Dosis (4800 mg/kg/Tag) bewirkte 60-70% Abbau. Mit beiden Verbindungen wurden ähnlichen
Daten erhalten. Obwohl eine zweifach höhere Konzentration von NB-DGJ
in der Leber besteht, wurde dies nicht bei der Messung vom GSL-Abbau
beobachtet, wobei beide Verbindungen eine vergleichbare Hemmung
der GM2-Biosynthese ergaben. Dies mag eine unterschiedliche zelluläre Aufnahme
der Verbindungen in die Hepatocyten, Endothelzellen und Kuppfer-Zellen
widerspiegeln, da GM2 im Wesentlichen das Produkt eines Zelltyps
sein könnte,
während die
Verbindung in nicht-GM2-synthetisierenden Zellen nachgewiesen werden
könnte.
GSL-Abbau nach längerer Behandlung
mit einer Dosierung von 2400 mg/kg/Tag wurde ebenfalls bestimmt.
Nach Fütterung über 5 Wochen
war die GM2-Konzentration bei NB-DGJ um 74% und bei NB-DNJ um 65%
reduziert.
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Beispiel 6 – Auswirkungen
von NB-DGJ und NB-DNJ auf Wachstum und Größe der lymphatischen Organe
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Um den Gesamtzustand der mit NB-DGJ
oder NB-DNJ (2400 mg/kg/Tag über
5 Wochen) behandelten Mäuse
aufzunehmen, wurden die Mäuse
2-3 mal pro Woche untersucht, Körpergewichte
aufgezeichnet und die Auswirkungen von NB-DGJ und NB-DNJ auf die
Wachstumsraten bestimmt (vgl. 4).
Die mit NB-DNJ behandelten Mäuse
wuchse langsamer als unbehandelte Kontrollmäuse, während die mit NB-DGJ behandelten
Mäuse keine
Unterschiede in den Wachstumsraten im Vergleich zu den unbehandelten
Kontrollen zeigten. Nach 5-wöchiger
Behandlung wogen die mit NB-DNJ behandelten Mäuse 25% weniger als Kontrollen
und die NB-DGJ-Mäuse.
Thymusse und Milzen, die den NB-DNJ-Mäusen
entnommen wurden, waren kleiner als jene der Kontroll- oder NB-DGJ-Mäuse (vgl. 5), während die Gewichte anderer
Organe wie Leber und Niere nicht betroffen waren. Behandlung mit
NB-DNJ reduzierte das Thymusgewicht um 61 ± 2% und das Milzgewicht um
62 ± 3%,
verglichen mit Organen von Kontrollmäusen. Im Gegensatz dazu hatte
NB-DGJ keinen Einfluss auf das Gewicht lymphatischer Organe. Der
Verlust des Körpergewichts
bei NB-DNJ-Mäusen
ließ sich nicht
mit der umfangreichen Reduktion der Größe der lymphatischen Organe
erklären.
Ausgedrückt
als ein Verhältnis
zum Körpergewicht
waren die Organgewichte ebenfalls signifikant reduziert (in NB-DNJ-Mäusen war
das Verhältnis
von Thymus- zu Körpergewicht
war um 45 ± 5%
reduziert und das Verhältnis
von Milz- zu Körpergewicht
um 48 ± 4%,
verglichen zu Kontrollen). Es wurde beobachtet, dass mit NB-DNJ behandelte Mäuse im Vergleich
zu Kontrollen oder mit NB-DGJ behandelten Mäusen weniger mit den Organen
(Niere, Milz etc.) assoziiertes Fett aufwiesen und ihnen Unterhautfett
fehlte (Daten nicht gezeigt).
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Die Tatsache, dass der Verlust von
Körpergewicht
und die Größenreduktion
der lymphatischen Organe von NB-DNJ, nicht aber von NB-DGJ verursacht
wird, legt nahe, dass diese Auswirkungen eine Funktion der Glucosidase-Hemmung
(oder einer bisher noch nicht identifizierten Aktivität) von NB-DNJ
ist, nicht der Hemmung der GSL-Biosynthese (eine Aktivität, die von
beiden Verbindungen geteilt wird). Die Wirkung von NB-DNJ in der
vorliegenden Studie auf die Hemmung des vollstandigen Glycogen-Verbrauchs
könnte
zumindest zum Teil eine mögliche
Erklärung
für den
bei den mit NB-DNJ behandelten Mäusen
beobachteten Gewichtsverlust sein. Es wurde gezeigt, dass die mit
NB-DNJ behandelten Mäuse
nach 12 Std. Hungern, nach denen die Kontrollgruppe und die mit
NB-DGJ behandelten
Mäuse den
größten Teil
ihres Glycogens abgebaut hatten, noch immer eine signifikante Menge
an Glycogen in ihren Lebern aufwiesen. Sowohl nach einer Hungerzeit
als auch in den Zeiträumen
zwischen Fütterungen
würden
die Mäuse
normaler Weise Glycogen abbauen, um das Gehirn, die Muskeln und
andere Gewebe des Körpers
mit Glycogen zu versorgen. Wenn die Glycogenolyse jedoch zum Teil
gehemmt war, wie bei den mit NB-DNJ behandelten Mäusen, würde die
Maus andere Energiequellen wie Fett nutzen müssen, um ihren Energiebedarf
zu decken. Der Speicher an Fettgewebe würde mit der Zeit abnehmen,
was zu reduziertem Körpergewicht
führen
würde.
Diese Theorie wird von der Beobachtung gestützt, dass die mit NB-DNJ behandelten
Mäuse (sowohl
gefütterte
als auch hungernde) sehr wenig Unterhautfett im Vergleich zu normalen
oder zu NB-DGJ behandelten Mäusen
aufwiesen. Die Hemmung der Glycogenolyse durch NB-DGJ beruht wahrscheinlich
auf der Hemmung des Glycogen aufspaltenden Enzyms (4-α-Glucotransferase,
EC 2.4.1.25 und α-1,6-Glucosidase,
EC 3.2.1.33). Obwohl es noch nie für NB-DNJ berichtet wurde, wurde
die Hemmung der Aktivität
der α-1,6-Glucosidase
dieses Enzyms zuvor schon für
andere DNJ-Derivate beobachtet (Arai et al., 1998, Circulation 97(13):
1290-7; Bollen et al., Eur-J-Biochem 181(3): 775-80). Falls dies
auch für
NB-DNJ zutrifft, könnte
dies während
längerer
Behandlungszeiträume
(pathologische) Speicherung von Glycogen verursachen.
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Falls dies auftritt, ist es jedoch
nur eine langsame Speicherung, denn Tiere, die über längere Zeiträume von mehr als sechs Monaten
mit dem Wirkstoff behandelt werden, zeigen keine offensichtlichen
Anzeichen einer Pathologie (Daten nicht gezeigt). Was auftreten
kann, ist, dass der Grundspiegel an Glycogen auf Grund von teilweiser
Enzymhemmung erhöht
ist, dass dies aber bei der in dieser Studie verwendeten Inhibitor-Dosis über die
Zeit relativ konstant bleibt.
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Mit NB-DNJ behandelte Mäuse hatten
gleichbleibend kleinere lymphatische Organe. NB-DGJ zeigte diesen Effekt jedoch nicht,
was wiederum nahe legt, dass dies nicht das Ergebnis einer Hemmung
der GSL-Biosynthese bei mit NB-DNJ behandelten Tieren ist.
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Beispiel 7 – Hemmung
von Disaccharidase in vitro
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NB-DGJ, NB-DNJ und die parental nicht
alkylierte Verbindung DNJ wurden auf ihre Fähigkeiten untersucht, die Sucrase-
und Maltase-Aktivitäten
des Enzyms Sucrase-Isomaltase (das Disaccharidase-Aktivitäten für den Abbau
von Sucrose, Maltose und Isomaltose besitzt) zu hemmen. Hemmung
dieses Enzyms durch DNJ wurde schon zuvor berichtet (Hanozet et
al., (1981), J. Biol. Chem. 256:3703-3711). Sowohl Konzentrat- als
auch Inhibitor-Konzentrationen
wurden variiert und der K; berechnet (vgl. Tabelle 3). Es zeigte
sich, dass NB-DNJ und DNJ wirksame Inhibitoren sowohl der Sucrase
als auch der Maltase waren (K; (Sucrase) = 0,03 μM und K; (Maltase) = 0,07 μM für DNJ und
K; (Sucrase) = 0,26 μM
und K; (Maltase) = 0,37 μM
für NB-DNJ), während NB-DGJ
weniger wirksam war (K; (Sucrase) = 2 mM, (Maltase) kein Inhibitor
bei 2 mM).
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NB-DNJ, DNJ, NB-DGJ und DGJ wurden
auch auf ihre Fähigkeit
getestet, Lactase zu hemmen (6 und
Tabelle 4). Alle, DNJ, NB-DGJ und DGJ, hemmten Lactase (K; von 13 μM, 30 μM und 85 μM entsprechend für DNJ, DGJ
und NB-DGJ). Lactase-Hemmung durch NB-DNJ war sehr schwach (K; =
4 mM).
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Tabelle
3 – K;
für die
Hemmung von Sucrase und Maltase durch DNJ, NB-DNJ und NB-DGJ. NI
(nicht inhibitorisch bei 2 mM).
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Tabelle
4 – K;
für die
Hemmung von Lactase durch DNJ, NB-DNJ, DGJ und NB-DGJ.
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Die größte Nebenwirkung von NB-DNJ,
die beobachtet wurde, war osmotische Diarrhoe. Man glaubt, dass
die Diarrhoe durch Hemmung der Disaccharidase im Verdauungstrakt
verursacht wird, was bedeutet, dass Zucker wie Sucrose und Maltose
nicht vom Verdauungssystem abgebaut und absorbiert werden können. Sucrose
besteht aus einem Glucose- und einem Fructose-Rest und Maltose aus
zwei Glucose-Resten. Es ist daher nicht überraschend, dass die Ergebnisse
in diesem Beispiel zeigen, dass die Glucose-Analoga NB-DNJ und DNJ sehr
wirksame Inhibitoren der Sucrase- und Maltase-Aktivität sind,
während
das Galactose-Analog NB-DGJ nicht hemmend ist. Es wurde herausgefunden,
dass DNJ, NB-DGJ
und DGJ alle Lactase hemmten, die jeweiligen K; waren aber mindestens
102 mal höher als für Sucrase- und Maltase-Hemmung
durch die Glucose-Analoga. NB-DNJ war jedoch kein guter Inhibitor
von Lactase (K; 4 mM).
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