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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Behandlung
und Prävention
einer asthmatischen Reaktion.
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STAND DER
TECHNIK
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Asthma
ist eine entzündliche
Erkrankung der Luftwege der Lunge, aufgrund derer die Luftwege dazu neigen,
sich zu sehr zu verengen und zu leicht auf eine große Vielzahl
provozierender Stimuli zu reagieren. In der Lunge ist das hauptsächliche
innervierende sensorische und motorische Nervensystem im Vagusnerv
enthalten (1). Sind die Luftwege Reizstoffen
wie Schwefeldioxid, Prostaglandinen, Histamin oder kalter Luft ausgesetzt,
kann dies die afferenten sensorischen Fasern des Vagus stimulieren,
wodurch eine Bronchkonstriktion bzw. Verengung der Luftwege infolge
einer reflexartigen Freisetzung von Acetylcholin durch cholinerge efferente
motorische Zweige des Vagus ausgelöst wird. Dieser Reflex ist
zwar bei normalen Personen vorhanden, doch ist er bei asthmatischen
Patienten stark übertrieben.
Diese übertriebene
Verengung wird oft als Hyperreaktivität der Luftwege bezeichnet.
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Es
wird angenommen, dass die Hyperreaktivität der Luftwege bei asthmatischen
Patienten und bei Tiermodellen von Asthma auf eine verstärkte Freisetzung
des endogenen Neurotransmitters Acetylcholin aus den die Luftwege
innervierenden efferenten motorischen Vagusenden zurückzuführen ist
(A. D. Fryer, et al., Journal of Clinical Investigation (1992) 90:
2292–2298).
Im Luftweg unterliegt die Freisetzung von Acetylcholin aus den Vagusnerven
der örtlichen
Kontrolle der inhibitorischen Muskarin-Autorezeptoren auf den postganglionären Nerven (1).
Diese Autorezeptoren werden als M2-Muskarinrezeptoren
bezeichnet, während
die Muskarinrezeptoren auf der glatten Muskulatur der Luftwege M3-Rezeptoren sind. Aus dem Vagus freigesetztes
Acetylcholin stimuliert also sowohl M3-Muskarinrezeptoren
auf der glatten Muskulatur der Luftwege, was zu Bronchokonstriktion
führt,
als auch M2-Muskarinrezeptoren auf den Nerven, was
die weitere Freisetzung von Acetylcholin herabsetzt. Bei Asthmatikern
sind die inhibitorischen M2-Muskarinrezeptoren
gestört,
was zu einer übertriebenen
Freisetzung von Acetylcholin und daher einer übertriebenen Bronchokonstriktion
bzw. Hyperreaktivität
der Luftwege in Reaktion auf einen gegebenen, die Luftwege reizenden
Stimulus führt
(A. D. Fryer, et al, Journal of Clinical Investigation (1992) 90:
2292–2298;
D. B. Jacoby, et al., Journal of Clinical Investigation (1993) 91:
1314–1318).
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Die
Steuerung der durch den M2-Muskarinrezeptor
bereitgestellten Freisetzung von Acetylcholin durch negative Rückkopplung
kann experimentell nachgewiesen werden durch Messen der vagusbedingten
Bronchokonstriktion in Gegenwart selektiver Muskarinagonisten oder
-antagonisten. Durch die Blockade neuronaler M2-Muskarinrezeptoren
mit Gallamin wird die vagusbedingte Bronchokonstriktion noch verstärkt. Der
selektive M2-Muskarinrezeptor-Antagonist
Pilocarpin dagegen hemmt die durch Reizstoffe ausgelöste reflexartige cholinerge
Bronchokonstriktion bei normalen Patienten. Dieser inhibitorische
Mechanismus ist bei Asthmatikern wegen der gestörten M2-Rezeptoren nicht
vorhanden (P. A. Minette, et al., Journal of Applied Physiology (1989)
67: 2461–2465).
Eine solche Störung
der Muskarin-Autorezeptoren führt
zu übertriebenen
cholinergen Reflexen bei Asthma, weil die normale Rückkopplungshemmung
der Freisetzung von Acetylcholin verloren gegangen ist.
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Die
Dysfunktion der M2-Rezeptoren und die anschließende Hyperreaktivität der Luftwege
bei Asthma werden auf eine erhöhte
Anfälligkeit
der Rezeptoren für
eine Beschädigung
durch Produkte der Entzündungsreaktion
in den Luftwegen zurückgeführt. Asthma
führt zu
einem Zustrom von Entzündungszellen,
insbesondere Eosinophilen, in die Luftwege. Bei Asthmatikern scheiden
aktivierte Eosinophile eine Anzahl von schädlichen Proteinen ab, einschließlich das
Hauptbasisproteins, der eosinophilen Peroxidase und des eosinophilen kationischen
Proteins. Alle diese Proteine sind stark positiv geladen. Diese
und andere positiv geladene Proteine können zu einer Überreaktionsfähigkeit
der Luftwege führen
(R. H. Gundel, et al., Journal of Clinical Investigation (1991)
87: 1470–1473;
A. J. Coyle, et al., American Review of Respiratory Diseases (1993)
147: 896–900).
Das Hauptbasisprotein (D. B. Jacoby, et al., Journal of Clinical
Investigation (1993) 91: 1314–1318) und
andere positiv geladene Proteine (J. Hu, et al., Molecular Pharmacology
(1992) 42: 311–324)
funktionieren nachweislich als M2-Muskarinrezeptor-Antagonisten.
Die Hyperreaktivität
der Luftwege bei Asthma ist also eine Folge des direkten Antagonismus
der inhibitorischen cholinergen M2-Rezeptoren
durch Komponenten einer Luftwegsentzündung.
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Die
Behandlung einer Hyperreaktivität
der Luftwege bei Asthma zielt derzeit entweder auf die Hemmung einer
Luftwegsentzündung
ab, die zur Freisetzung von Produkten führt, die M2-Rezeptoren hemmen, oder
auf die direkte Umkehr der Bronchokonstriktion der glatten Muskulatur
der Luftwege. Die entzündungshemmende
Therapie stützt
sich dabei auf Corticosteroide. β-adrenerge
Agonisten, die durch Stimulation von β2-adrenergen Rezeptoren
auf der glatten Muskulatur der Luftwege wirken, dienen als Bronchodilatatoren,
um verengte Luftwege direkt wieder zu erweitern. Nichtselektive
anticholinerge Arzneimittel wie Atropin und Ipratropiumbromid stehen
zur Verwendung als Bronchodilatatoren zur Verfügung, blockieren aber präjunktionale M2-Rezeptoren und M3-Rezeptoren
auf glatter Muskulatur mit gleicher Wirksamkeit. Dies erhöht die Freisetzung
von Acetylcholin, womit die postjunktionale Blockade überwunden
wird, und macht diese nichtselektiven anti cholinergen Mittel unwirksam
bei der Umkehr einer vagusbedingten Bronchokonstriktion. Eine spezifischere
Behandlung zur Umkehr der M2-Rezeptorblockade
wäre von
großem
Nutzen als Behandlung für
die Hyperreaktivität
der Luftwege bei Asthma.
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Unlängst hat
sich gezeigt, dass das gerinnungshemmende Arzneimittel Heparin eine
antigenbedingte Dysfunktion des M2-Rezeptors bei Meerschweinchen
unter Antigen-Challenge umkehrt (A. D. Fryer, et al., Journal of
Clinical Investigation (1992) 90: 2292–2298) und die Bindung des
M2-Rezeptors durch das Hauptbasisprotein
in vitro umkehrt (D. B. Jacoby, et al., Journal of Clinical Investigation
(1993) 91: 1314–1218).
Heparin wurde über
die Jahre als Behandlung für
Asthma vorgeschlagen (M. M. Hartman, California Medicine (1963)
98: 27–32;
D. A. Dolowitz, et al., Annals of Allergy (1965) 23: 309–313; T.
Ahmed, et al., American Review of Respiratory Diseases (1992) 145:
566–570;
T. Ahmed, et al., Journal of Applied Physiology (1993) 74: 1492–1498; S.
D. Bowler, et al., American Review of Respiratory Diseases (1993)
147: 160–163;
T. Ahmed, et al., New England Journal of Medicine; Internationale
PCT-Anmeldung PCT/US93/02880). Als Behandlung für eine Hyperreaktivität der Luftwege
bei Asthma hat Heparin jedoch einen großen Nachteil: es ist eine gerinnungshemmende
Substanz. Als solche würde
es den behandelten Patienten der inakzeptablen Gefahr einer Blutung
aussetzen, selbst wenn die Behandlung durch Einsprühen von
Heparin in die Luftwege der Lunge örtlich begrenzt wird. Aerosoliertes
Heparin wird vom Körperkreislauf
gut absorbiert, und die Verabreichung von Heparin durch Einsprühen in die
Lunge wurde als Methode zum Antikoagulieren des Blutes empfohlen
(L. B. Jaques, et al., Lancet (1976) ii: 157–1161).
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Um
Heparin gefahrlos als Behandlung für die Hyperreaktivität der Luftwege
bei Asthma verwenden zu können,
müsste
es zunächst
als Antikoagulans inaktiviert werden, ohne seine Wirksamkeit für die Behandlung von
Asthma zu beeinträchtigen.
Es gibt mehrere chemische Verfahren zum Inaktivieren von Heparin
als Antikoagulans. Die meisten basieren auf Techniken der chemischen
Desulfatierung, da feststeht, dass Sulfatgruppen von Heparin wichtig
sind für
die gerinnungshemmende Wirksamkeit. Unlängst wurde jedoch berichtet, dass
N-desulfatiertes Heparin unwirksam ist beim Verhindern einer asthmaartigen
Bronchokonstriktion mit Hilfe eines aerosolisierten Antigens (T.
Ahmed, et al., American Review of Respirator Diseases (1992) 145: 566–570, siehe 2).
Außerdem
wurde unlängst
berichtet, dass N-desulfatiertes Heparin bei der Komplementhemmung
nur 50% so wirksam ist wie Heparin (J. M. Weiler et al., J. Immunol.
(1992) 148: 3210–3215; R.
E. Edens et al., Complement Today (Cruse, J. M. und Lewis, R. E.
Jr., Hrsg.): Complement Profiles (1993) 1: 96–120).
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Die
Internationale Patentanmeldung mit der Veröffentlichungsnummer WO 93/19734
offenbart die Verwendung von handelsüblichem Heparin, Heparinen
oder Heparinfragmenten mit niedrigem Gewicht und teilweise N-desulfatierten
Heparinen zur Behandlung von antigenbedingtem Asthma. Es wird der
völlige
Mangel an gerinnungshemmender Wirksamkeit von teilweise N-desulfatiertem Heparin
offenbart, der für
die Behandlung von antigenbedingtem Asthma besonders wertvoll ist.
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Das
US-Patent Nr. 5,380,716 offenbart stark sulfatierte Hexasaccharid-
und Octasaccharidderivate (stark sulfatierte Heparinfragmente),
die im Vergleich zu handelsüblichem
Heparin oder handelsüblichen
Heparinfragmenten eine erhöhte
Fähigkeit
haben, die Proliferation von glatten Muskelzellen zu hemmen, und eine
verminderte Fähigkeit,
als Antikoagulans zu wirken. Außerdem
wird offenbart, dass 3-O-Sulfat für Antithrombin III und somit
für eine
gerinnungshemmende Wirksamkeit erforderlich ist.
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In
der Literatur wird somit gelehrt, dass eine chemische Desulfatierung
keine wirksame Strategie wäre beim
Modifizieren von Heparin zur Verwendung als wirksame Behandlung
einer asthmatischen Hyperreaktivität der Luftwege. Im Gegensatz
zu dem, was von der Literatur vorhergesagt wird, offenbart die vorliegende
Erfindung, dass die selektive O-Desulfatierung von Heparin überraschenderweise
die gerinnungshemmende Wirksamkeit von Heparin eliminiert, ohne
die Fähigkeit
von Heparin, eine M2-Muskarinrezeptor-Blockade
bei Asthma umzukehren, zu zerstören.
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Asthma
wird in der medizinischen Literatur seit langem als episodische
Erkrankung beschrieben, die gekennzeichnet ist durch eine reversible
Blockierung der Luftwege. Dies steht im Gegensatz zu der chronischen
obstruktiven Erkrankung der Luftwege aufgrund einer chronischen
Bronchitis oder eines Emphysems, wo die physiologische Blockierung
der Luftwege dauerhaft ist und langsam fortschreitet. Die Charakterisierung der
Blockierung der Luftwege bei Asthma als episodisch und reversibel
kann jedoch zu einfach sein. Klinische Lungenfachärzte haben
unlängst
damit begonnen, eine Population von Asthmatikern, normalerweise älteren Personen,
zu untersuchen, die anscheinend eine nicht nachlassende Krankheit
haben, wo sich die Lungenfunktion zwischen akuten bronchospastischen
Episoden niemals normalisiert. Einige dieser Patienten scheinen
eine feste Blockierung der Luftwege zu entwickeln, ohne dass andere
bekannte Risikofaktoren wie aktives oder früheres Zigarettenrauchen vorhanden
sind. Diese Population stellt eine schwierige klinische Aufgabe dar,
da viele dieser Personen steroidabhängig oder sogar relativ resistent
sind gegen eine Behandlung mit Steroiden und anderen entzündungshemmenden
oder bronchodilatatorischen Medikamenten.
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Eine
mögliche
Erklärung
für diese
schwierig zu behandelnde Population ist, dass Patienten mit chronischem
Asthma eine Umgestaltung ihrer Luftwege erfahren, wobei es zu einer
beachtlichen Zunahme der Menge an glatter Muskulatur in den Wänden der
Luftwege kommt (Heard, B. E., und S. Hossain. 1973. Hyperplasia
of bronchial muscle in astham. J. Path. 110: 319–331; James, A. L., P. D. Pare
und J. C. Hogg. 1989. The mechanics of airway narrowing in asthma.
Am. Rev. Respir. Dis. 139: 242–246;
Saetta, M., A. DiStefano, C. Rosina, G. Thiene und L. M. Fabbri.
1991. Quantitative structural analysis of peripheral airways and
arteries in sudden fatal asthma. Am. Rev. Respir. Dis. 143: 138–143; Ollerenshaw,
S. L. und A. J. Woolcock. 1992. Characteristics of the inflammation
in biopsies from large airways of subjects with asthma and subjects
with chronic airflow limitation. Am. Rev. Respir. Dis. 145: 922–927). Patienten,
die an Asthma sterben, haben mehr als die doppelte Menge an glatter
Muskulatur der Luftwege wie nichtasthmatische Patienten (Saetta,
M., A. DiStefano, C. Rosina, G. Thiene und L. M. Fabbri. 1991. Quantitative
structural analysis of peripheral airways and arteries in sudden
fatal asthma. Am. Rev. Respir. Dis. 143: 138–143), und eine Hypertrophie
der glatten Muskulatur der Luftwege ist bei sensibilisierten Ratten
der Rasse "Brown
Norway" (Sapienza,
S., T. Du, D. H. Eidelman, N. S. Wang und J. G. Martin. 1991. Structural
changes in the airways of sensitized Brown Norway rats after antigen challenge.
Am. Rev. Respir. Dis. 144: 423–427;
Wang, C. G., T. Du, L. J. Xu und J. G. Martin. 1993. Role of leukotriene
D4 in allergen-induced increases in airway
smooth muscle in the rat. Am. Rev. Respir. Dis. 148: 413–417) und
bei Katzen (Padrid, P., S. Snook, T. Finucane, P. Shiue, P. Cozzi,
J. Solway und A. R. Leff. 1995. Persistent airway hyperresponsiveness
and histologic alterations after chronic antigen challenge in cats.
Am. J. Respir. Crit. Care Med. 151: 184–193) nach einer Antigen-Challenge
festzustellen. Man könnte
erwarten, dass die vermehrte glatte Muskulatur der Luftwege den
Ausgleich der Kräfte
verändert,
die das Lumen der Luftwege erweitern oder schließen wollen, wodurch die Lage
des Punktes gleichen Drucks verändert
wird, wenn Luft nicht mehr strömen
kann (Pride, N. B., S. Permutt, R. L. Riley und B. Bromberger-Barnea.
1967. Determinants of maximal expiratory flow from the lungs. J.
Appl. Physiol. 23: 646– 662).
Eine Verdickung der Wände der
Luftwege wurde ebenfalls als teilweise Erklärung für übertriebene Veränderungen
im Durchmesser der Luftwege vorgeschlagen, wenn sich die glatte
Muskulatur der Luftwege verkürzt
(James, A. L., P. D. Pare und J. C. Hogg. 1989. The mechanics of
airway narrowing in asthma. Am. Rev. Respir. Dis. 139: 242–246). Selbst geringe Änderungen
in der Wanddicke der Luftwege, die wenig Auswirkung haben auf den
Basiswiderstand gegen den Luftstrom, können zu einer Zunahme der maximalen
Reaktionsfähigkeit
der Luftwege auf Agonisten führen, ähnlich wie
es bei Asthmatikern zu beobachten ist (Moreno, R. H., J. C. Hogg
und P. D. Pare. 1985. Mechanisms of airway narrowing. Am. Rev. Respir.
Dis. 133: 1171–1180).
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Die
genauen Stimuli für
eine Hypertrophie der glatten Muskulatur der Luftwege bei Asthma
sind unklar, aber es wurden mehrere mögliche Mitogene für die glatte
Muskulatur der Luftwege nachgewiesen, einschließlich Endothelin, Histamin,
das Mastzellenenzym Tryptase und Leukotriene (Wang, C. G., T. Du,
L. J. Xu und J. G. Martin. 1993. Role of leukotriene D4 in allergen-induced
increases in airway smooth muscle in the rat. Am. Rev. Respir. Dis.
148: 413–417;
Vitori, E. N., M. Marini, A. Fasoli, R. De Franchia und S. Mattoli.
1992. Increased expression of endothelin in bronchial epithelial
cells of asthmatic patients and effect of corticosteroids. Am. Rev.
Respir. Dis. 146: 1320–1325;
Noveral, J. P., S. M. Rosenberg, R. A. Anbar, N. A. Pawlowski und
M. M. Grunstein. 1992. Role of endothelin-1 in regulating proliferation
of cultured rabbit airway smooth muscle cells. Am. J. Physiol. 263
(Lung Cell. Mol. Physiol. 7): L317–L324; Glassberg, M. K., A.
Ergul, A. Wanner und D. Puett. 1994. Endothelin-1 promotes mitogenesis
in airway smooth muscle cells. Am. J. Respir. Cell Mol. Biol. 10:
316–321;
Panettieri, R. A., P. A. Yadvish, A. M. Kelly, N. A. Rubinstein
und M. I. Kotlikoff. 1990. Histamine stimulates proliferation of
airway smooth muscle and induces c-fos expression. Am. J. Physiol.
259 (Lung Cell. Mol. Physiol. 3): L365–L371; Ruoss, S. J., T. Hartmann
und G. Caughey. 1992. Mast cell tryptase is a mitogen for cultured
fibroblasts. J. Clin. Invest. 88: 493–499) The Polycation protamine
is mitogenic for cultured vascular smooth muscle (Edelman, E. R.,
L. A. Pukac und M. J. Karnovsky. 1993. Protamine and protamine-insulins exacerbate
the vascular response to injury. J. Clin. Invest. 91: 2308–2313).
Daher ist es auch möglich,
dass aus Eosinophilen gewonnene positive geladene Polykationen wie
zum Beispiel das Hauptbasisprotein die Proliferation der glatten
Muskulatur der Luftwege stimulieren könnten.
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Ebenso
unklar ist, wie eine Umgestaltung der glatten Muskulatur der Luftwege
bei Asthma verhindert werden könnte.
Der Bronchodilatator Salbutamol hemmt die Proliferation gezüchteter
menschlicher glatter Muskelzellen der Luftwege in Reaktion auf Thrombin
und epidermalen Wachstumsfaktor (Tomlinson, P. R., J. W. Wilson
und A. G. Stewart. 1994. Inhibition by Salbutamol of the proliferation
of human airway smooth muscle cells grown in culture. Br. J. Pharmacol.
111: 641–647).
Indem man jedoch eine Mastzellendegranulation verhindert, können β-adrenerge Agonisten
darstellende Bronchodilatatoren die proliferationshemmenden Wirkung
der Freisetzung von Mastzellenheparin auf die Luftwege aufheben,
wodurch die Umgestaltung der glatten Muskulatur verstärkt wird
(Page, C. P. 1991. One explanation of the asthma paradox: inhibition
of natural anti-inflammatory mechanism by B2-agonists.
Lancet 337: 717–720).
Bei der chronisch unter Antigen-Challenge stehenden, mit Ovalbumin
sensibilisierten Ratte der Rasse "Brown Norway" reduzierte der Leukotrien-D4-Antagonist MK-571 die Proliferation der
glatten Muskulatur in den kleinen Luftwegen, war aber nur teilweise
wirksam beim Verhindern einer Luftwegsumgestaltung größerer Luftwege
(Wang, C. G., T. Du, L. J. Xu und J. G. Martin. 1993. Role of leukotriene
D4 in allergen-induced increases in airway
smooth muscle in the rat. Am. Rev. Respir. Dis. 148: 413–417). Weil
vermutlich mehr als ein Mitogen die Proliferation der glatten Muskulatur
bei Asthmapati enten fördert,
ist es nicht überraschend,
dass die gezielte Blockade eines Mediators den Umgestaltungsprozess
nicht verhindern kann. Als Therapie wird eine Behandlung gebraucht,
die an einem konkreteren Kontrollpunkt bei den das Wachstum regelnden
Vorgängen
eingreift.
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Es
wurde vorgeschlagen, dass Mastzellenheparin normalerweise Wachstum
und Proliferation der glatten Muskulatur der Luftwege moduliert
(Page, C. P.. 1991. One explanation of the asthma paradox: inhibition of
natural anti-inflammatory mechanism by B2-agonists.
Lancet 337: 717-720). Das eng verwandte sulfatierte Polysaccharid
Heparansulfat hemmt nachweislich die Proliferation gezüchteter
glatter Muskelzellen der Luftröhre
beim Hund (Panettieri, R. A., P. A. Yadvish, A. M. Kelly, N. A.
Rubinstein und M. I. Kotlikoff. 1990. Histamine stimulates proliferation
of airway smooth muscle and induces c-fos expression. Am. J. Physiol.
259 (Lung Cell. Mol. Physiol. 3): L365–L371). Heparin ist ein starker
Inhibitor für
die Proliferation der glatten Gefäßmuskulatur in vitro (Hoover,
R. L., R. Rosenberg, W. Haering und M. J. Karnovsky. 1980. Inhibition
of rat arterial smooth muscle cell proliferation by heparin. Cir.
Res. 47: 578–583)
und in vivo (Guyton, J. R., R. D. Rosenberg, A. W. Clowes und Karnovsky.
1980. Inhibition of rat arterial smooth muscle cell proliferation
by heparin. In vivo studies with anticoagulant and nonanticoagulant
heparin. Cir. Res. 46: 625–634;
Clowes, A. W. und M. M. Clowes. 1985. Kinetics of cellular proliferation
after arterial injury. II. Inhibition of smooth muscle growth by
heparin. Lab. Invest. 42: 611–616;
Clowes, A. W. und M. M. Clowes. 1986. Kinetics of cellular proliferation
after arterial injury. IV. Heparin inhibits rat smooth muscle mitogenesis
and migration. Circ. Res. 58: 839–845).
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Unlängst wurde
von Kilfeather et al. nachgewiesen, dass Heparin und Heparin mit
niedrigem Molekulargewicht starke Inhibitoren sind für serumbedingte
Proliferation kultivierter glat ter Muskelzellen der Luftröhre beim
Rind (Kilfeather, S. A., S. Tagoe, A. C. Perez, K. Okona-Mensa,
R. Martin und C. P. Page. 1995. Inhibition of serum-induced proliferation
of bovine tracheal smooth muscle cells in culture by heparin and
related glycosaminoglycans. Brit. J. Parmacol. 114: 1442–1446).
Bei der Diskussion der Implikationen ihrer Erkenntnisse auf die
Strukturwirksamkeit haben Kilfeather und seine Mitarbeiter angedeutet,
dass die O-Sulfatierung für
eine proliferationshemmende Wirksamkeit bei glatten Muskelzellen
der Luftwege erforderlich ist. Früher hatten Wright et al. schon
gezeigt, dass eine Erhöhung
der Ladung inaktiver Tetrasaccharidfragmente durch O-Übersulfatierung
bei diesen eine proliferationshemmende Wirkung gegenüber der
glatten Gefäßmuskulatur
hervorrief, während
eine Reduzierung der Ladung aktiver größerer Fragmente dazu führte, dass
diese ihre proliferationshemmende Wirksamkeit verlieren (Wright,
T. C., Jr., J. J. Castello, Jr., M. Petitou, J.-C. Lormeau, J. Choay und
M. J. Karnovsky. 1989. Structural determinants of heparin's growth inhibitory
activity. Interdependence of oligosaccharide size and charge. J.
Biol. Chem. 264: 1534–1542).
Castellot et al. hatten angedeutet, dass 3-O-Sulfatierung absolut
erforderlich ist als notwendige strukturelle Anforderung, damit
Heparin die Proliferation der glatten Gefäßmuskulatur hemmt (Castellot,
J. J., Jr., J. Choay, J.-C. Lormeau, M. Petitou, E. Sache und M.
J. Karnovsky. 1986. Structural determinants of the capacity of heparin
to inhibit the proliferation of vascular smooth muscle cells. II.
Evidence for a pentasaccharide sequence that contains a 3-O-sulfate
group. J. Cell. Biol. 102: 1979–1984).
Maccarana et al. berichteten über
die Bedeutung von 2-O-Sulfaten für
die Heparinbindung des mitogenen grundlegenden Fibroblastenwachstumsfaktors
(Maccarana, M., B. Casu und U. Lindahl. 1993. Minimal sequence in
heparin/heparan sulfate required for binding of basic fibroblast
growth factor. J. Biol. Chem. 268: 23898–23905).
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Die
vorliegende Erfindung liefert dagegen die überraschende Entdeckung, dass
ein durch alkalische Lyophilisierung produziertes, wahlweise 2-O-,
3-O-desulfatiertes Heparin ein starker Inhibitor für die durch
fetales Kälberserum
stimulierte Proliferation der glatten Muskulatur der Luftwege ist.
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Von
der Herstellung von 2-O-desulfatiertem Heparin wurde berichtet (R.
Rej et al., Thrombosis and Hemostasis (1989) 61: 540; und M. Jaseja
et al., Canadian Journal of Chemistry (1989) 67: 1449–1456).
Tatsächlich
haben diese Autoren nicht erkannt, dass die Verbindung, die sie
hergestellt haben, in der Tat 2-O- sowie 3-O-desulfatiertes Heparin
war. Kurz gesagt, bei dem Verfahren von Rej et al. und bei dem Verfahren
von Jaseja et al. geht man zunächst
von einer Heparinlösung
aus, deren pH-Wert mit 0,1 N Natriumhydroxid eingestellt wurde und
die dann lyophilisiert wird, um einen 2-O-desulfatierten α-L-Iduronsäurerest
(und einen 3-O-desulfatierten Glucosaminrest) zu erhalten. Die gerinnungshemmende
Wirksamkeit von Heparin wurde untersucht; es gab jedoch keinen Hinweis
auf eine Hemmung der Reaktionsfähigkeit
der Luftwege oder eine Behandlung asthmatischer Zustände. Ebenso
haben Rej et al. und Jaseja et al. keine Wirksamkeit für 2-O-, 3-O-desulfatiertes Heparin
offenbart, und sie haben ferner keine wirksamen Dosen für die Verbindung
für irgendeinen
Zweck offenbart.
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INHALT DER
ERFINDUNG
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Es
ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Verwendung von
O-desulfatiertem Heparin mit O-Desulfatierung mindestens in der
2-O- und der 3-O-Stellung bei der Herstellung eines Medikaments
zur Verringerung bzw. Hemmung einer Hyperreaktivität der Luftwege
in Form einer asthmatischen Reaktion bei Säugetieren bereitzustellen.
Es ist eine Aufgabe der Erfindung, die Verwendung von O-desulfatiertem
Heparin bei der Herstellung eines Medikaments zur Erhöhung der
Wirksamkeit des M2-Muskarinrezeptors bei
einem asthmatischen Säugetier
bereitzustellen. Es ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin bei der Herstellung
eines Medikaments zur Reduktion bzw. Prävention der Bronchokonstriktion
bei einem Säugetier
bereitzustellen. Es ist noch eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin bei der Herstellung
eines Medikaments zur Hemmung der komplementvermittelten Hämolyse bei
einem Säugetier
bereitzustellen. Es ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin mit O-Desulfatierung
mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung bei der Herstellung
eines Medikaments zur Verringerung bzw. Hemmung der Proliferation
der glatten Muskulatur der Luftwege bei einem Säugetier bereitzustellen. Es
ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, solche Verwendungsmöglichkeiten
bereitzustellen, die im Wesentlichen keine gerinnungshemmende Wirksamkeit
herbeiführen.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 zeigt
eine schematische Darstellung cholinerger neuraler Bahnen und Muskarinrezeptor-Untertypen
der afferenten sensorischen und efferenten motorischen Äste der
Vagusinnervation der Lungenluftwege. Folgende Abkürzungen
werden verwendet: ACh = Acetylcholin; N = Nikotinrezeptor; M1, M1 = Muskarinrezeptor;
M2, M2 = Muskarinrezeptor;
M3, M3 = Muskarinrezeptor;
die Pfeile deuten die Neurotransmission an.
-
2 zeigt
eine chemische Formel der Pentasaccharidbindungssequenz von natürlich vorkommendem
Heparin.
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3 zeigt
eine graphische Darstellung der Hemmung einer vagusbedingten Bronchokonstriktion durch
Heparin und O-desulfatiertes
Heparin bei sensibilisierten asthmatischen Meerschweinchen unter
Ovalbumin-Challenge. Die leeren Säulen zeigen eine vagusbedingte
Bronchokonstriktion ohne Behandlung. Die ausgefüllten Säulen zeigen den Einfluss der
Behandlung mit Kochsalzlösung,
vollständig
gerinnungshemmendem Heparin (2.000 E/kg) oder O-desulfatiertem Heparin
(91,2 mg/kg) auf eine vagusbedingte Bronchokonstriktion. Die Daten
sind Mittelwerte, wobei die Standardabweichung durch vertikale Balken
dargestellt ist, n = 5 für
Kochsalzlösung,
n = 4 für
Heparin und n = 5 für
O-desulfatiertes Heparin. *P < 0,05,
bei Verwendung des paarweisen Student-t-Tests.
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4 zeigt
die Hemmung einer vagusbedingten Bronchokonstriktion durch O-desulfatiertes
Heparin bei sensibilisierten Meerschweinchen unter Ovalbumin-Challenge.
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5 zeigt
eine graphische Darstellung des Einflusses von Heparin und O-desulfatiertem
Heparin auf die Reaktion auf Pilocarpin bei Meerschweinchen unter
Antigen-Challenge. Die Ergebnisse sind ausgedrückt als Verhältnis vagusbedingter
Bronchokonstriktion nach Pilocarpin zu vagusbedingter Bronchokonstriktion
vor Pilocarpin. Jeder Punkt ist der Mittelwert von 4–6 Tieren,
wobei die Standardabweichung durch vertikale Balken dargestellt
ist. Pilocarpin (1–100 μg/kg i. v.)
hat bei Kontrollmeerschweinchen die vagusbedingte Bronchokonstriktion
signifikant gehemmt (leere Quadrate, P = 0,01). Nach der Antigen-Challenge
war der Einfluss von Pilocarpin auf vagusbedingte Bronchokonstriktion
aufgehoben (leere Dreiecke). Der Einfluss von Pilocarpin auf vagusbedingte
Bronchokonstriktion wurde dosisabhängig wiederhergestellt durch
Verabreichen von O-desulfatiertem Heparin (11,4 mg/kg, ausgefüllte Dreiecke;
22,8 mg/kg, ausgefüllte
Kreise; 57,0 mg/kg, ausgefüllte Rauten;
91,2 mg/kg, ausgefüllte
Quadrate). * Signifikant verschieden von der Kontrollgruppe; + signifikant
verschieden von der Gruppe unter Antigen-Challenge (leere Dreiecke),
bei Verwendung der Doppelvarianzanalyse für wiederholte Maßnahmen.
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6 zeigt
eine graphische Darstellung des Einflusses von Serum auf die Proliferation
glatter Muskelzellen der Luftwege. Die Zellen wurden mit Serum in
Kontakt gebracht, die Zellen wurden in Abständen von 24 Stunden gezählt, und
die Ergebnisse sind ausgedrückt
als Zellzahl in jeder von vier Serumkonzentrationen in jedem 24-Stunden-Intervall.
Folgende Serumkonzentrationen wurden verwendet: (A) 0,25% FBS (FBS
= fetales Rinderserum); (B) 2,5% FBS; (C) 5,0% FBS und (D) 10,0%
FBS. Jeder Punkt stellt den Mittelwert plus die Standardabweichung
der Zellzahlen in mindestens 5 Mulden dar.
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7 zeigt
ein Balkendiagramm des Einflusses von Heparin und O-desulfatiertem
Heparin auf die glatten Muskelzellen der Luftwege. Die mit durchgehenden
Linien gezeichneten Balken geben Heparin an, und die schraffierten
Balken geben O-desulfatiertes
Heparin an. Den Zellen werden folgende Konzentrationen zugegeben:
(1) 0 μg/ml,
(2) 2,0 μg/ml,
(3) 20 μg/ml,
(4) 200 μg/ml.
Nachdem 62 Stunden mit der angegebenen Verbindung inkubiert wurde,
wurden die Zellen gezählt.
Jeder Balken stellt den Mittelwert plus die Standardabweichung bei
den Zellen in mindestens 5 Mulden dar.
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8 zeigt
die Spektren von Rinderheparin als unmodifiziertem Ausgangsmaterial.
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9 zeigt
die Spektren von erfindungsgemäßem O-desulfatiertem Rinderheparin.
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10 zeigt
die Spektren von Schweineheparin als unmodifiziertem Ausgangsmaterial.
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11 zeigt
die Spektren von erfindungsgemäßem O-desulfatiertem Schweineheparin.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung wird besser verständlich anhand der folgenden
ausführlichen
Beschreibung spezifischer Ausführungsformen
und der darin enthaltenen Beispiele und Figuren.
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Das
in den Ansprüchen
verwendete Wort "ein" kann ein oder mehr
bedeuten, je nach dem Kontext, in dem es verwendet wird.
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Die
vorliegende Erfindung stellt die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin
mit O-Desulfatierung mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung
bei der Herstellung eines Medikaments zur Prävention oder Behandlung asthmatischer
Reaktionen bereit. Diese Reaktionen können bei Patienten mit Intrinsic-Asthma, d. h. mit
einer chronischen leichten Entzündung
in den Luftwegen, die sich darüber
hinaus in Reaktion auf einen Reizstoff zu einer Hyperreaktivität der Luftwege
ausweiten kann, behandelt bzw. verhindert werden. Diese Reaktionen
können
auch behandelt bzw. verhindert werden bei Patienten mit Extrinsic-Asthma,
d. h. mit einer chronischen Entzündung
in den Luftwegen, die weiter reagiert mit einer Hyperreaktivität der Luftwege
infolge einer Antigenexposition. Mit dem hierin verwendeten Begriff "Hyperreaktivität der Luftwege" oder "Überreaktionsfähigkeit
der Luftwege" ist
eine hyperakute Reaktion in den Luftwegen gemeint, die über der
normalen Reaktion einer nichtasthmatischen Person auf einen Stimulus,
d. h. ein Antigen bzw. einen Reizstoff, liegt. Diese Reaktion kann
die erhöhte
Freisetzung von Acetylcholin, den Zustrom von Entzündungszellen
wie Eosinophilen und die damit einhergehende Freisetzung von positiv
geladenen Proteinen (einschließlich
Hauptbasisprotein, eosinophiler Peroxidase und eosinophilem kationischem
Protein), Entzündung
der Luftwege und Bronchokonstriktion einschließen.
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Die
vorliegende Erfindung stellt die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin
mit O-Desulfatierung mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung
bei der Herstellung eines Medikaments zur Verringerung der asthmatischen
Reaktion bei einem Säugetier
bereit. Der Begriff "asthmatische
Reaktion" schließt jede
in Verbindung mit Asthma auftretende physiologische Reaktion in
den Luftwegen ein, einschließlich
einer Hyperreaktivität
der Luftwege, einer Bronchokonstriktion, einer Desensibilisierung
des M2-Muskarinrezeptors und einer Proliferation
der glatten Muskelzellen der Luftwege.
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Insbesondere
stellt die vorliegende Erfindung die Verwendung von O-desulfatiertem
Heparin mit O-Desulfatierung mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung
bei der Herstellung eines Medikaments zur Verringerung der Hyperreaktivität der Luftwege
in Form einer asthmatischen Reaktion bei einem Säugetier bereit.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ferner die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin
mit O-Desulfatierung mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung
bei der Herstellung eines Medikaments zur Erhöhung der Wirksamkeit eines
desensibilisierten M2-Muskarinrezeptors
bei einem asthmatischen Säugetier
bereit.
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Die
vorliegende Erfindung stellt außerdem
die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin mit O-Desulfatierung
mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung bei der Herstellung
eines Medikaments zur Verringerung der Bronchokonstriktion bei einem
Säugetier
bereit.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ferner die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin
mit O-Desulfatierung mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung
bei der Herstellung eines Medikaments zur Verringerung einer Proliferation
der glatten Muskelzellen der Luftwege bei einem Säugetier
bereit.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ferner die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin
mit O-Desulfatierung mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung
bei der Herstellung eines Medikaments zur Hemmung einer komplementvermittelten
Hämolyse
bei einem Säugetier
bereit. Die Hemmung der komplementvermittelten Hämolyse kann die Verringerung
der komplementvermittelten Hämolyse
gegenüber
einer komplementvermittelten Hämolyse
ohne einen Inhibitor der komplementvermittelten Hämolyse umfassen.
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Unter "O-desulfatiertem
Heparin" ist zu
verstehen, dass das Heparin soweit O-desulfatiert ist, dass es zu
einer Verringerung der gerinnungshemmenden Wirksamkeit des Heparins
gekommen ist. O-desulfatiertes Heparin schließt Heparin ein, das nach dem
in Beispiel I beschriebenen Verfahren hergestellt wurde, um wenigstens
teilweise, vorzugsweise im Wesentlichen, in der 2-O- und der 3-O-Stellung
desulfatiert zu sein. Vorzugsweise ist das O-desulfatierte Heparin
mindestens etwa 10%, mehr bevorzugt mindestens etwa 25%, mehr bevorzugt
mindestens etwa 40%, mehr bevorzugt mindestens etwa 50%, mehr bevorzugt
mindestens etwa 60%, mehr bevorzugt mindestens etwa 75%, mehr bevorzugt
mindestens etwa 80%, mehr bevorzugt mindestens etwa 90%, mehr bevorzugt
mindestens etwa 95%, mehr bevorzugt mindestens etwa 97% und mehr
bevorzugt mindestens etwa 98% oder 100% unabhängig voneinander jeweils in
der 2-O- und der
3-O-Stellung desulfatiert, wie durch Disaccharidanalyse ermittelt
wird. Der Grad der Desulfatierung muss nicht in jeder O-Stellung
der gleiche sein. Der Grad der O-Desulfatierung
kann nach bekannten Verfahren wie zum Beispiel der Disaccharidanalyse
ermittelt werden. Die Desulfatierung in der 6-O-Stellung kann nach
den derzeit zur Verfügung
stehenden Verfahren nicht ermittelt werden. Bei einer bevorzugten
Ausführungsform
ist die 6-O-Stellung im Wesentlichen sulfatiert, wenngleich nicht
festgestellt werden kann, ob ein Teil, insbesondere eine geringe
Menge, der Sulfate während
der Herstellung der bei der vorliegenden Erfindung verwende ten Verbindungen
verloren gegangen ist (desulfatiert wurde). Es wird nicht erwartet,
dass die Desulfatierung in der N-Stellung in
nennenswertem Umfang unter den beschriebenen Bedingungen stattfindet.
Ein Verfahren zur Herstellung von O-desulfatiertem Heparin wird in den Beispielen
erläutert.
O-desulfatiertes
Heparin kann die Blockade des M2-Muskarinrezeptors,
die zu einer übertriebenen
Reaktionsfähigkeit
der Luftwege in Form von Asthma beiträgt, wirksam reduzieren, aber
ohne die gerinnungshemmenden Eigenschaften von unbehandeltem Heparin. Die
Verabreichung von O-desulfatiertem Heparin beinhaltet auch, dass
das O-desulfatierte Heparin sich in einem pharmazeutisch verwendbaren
Zustand befindet, z. B. dass sein pH-Wert zum Verabreichen neutral
genug ist, wie in der Technik bekannt ist. Ein Fachmann wird wissen,
wie der pH-Wert einzustellen ist, um in einem akzeptablen Bereich
zu liegen, und er wird einen pharmazeutisch verwendbaren Bereich
kennen. Vorzugsweise liegt der pH-Wert zwischen etwa 6 und etwa
7 bei einem Aerosolpräparat
und zwischen etwa 7 und etwa 7,5 für die intravenöse Verabreichung,
um als akzeptabel zu gelten. Um einen alkalischen pH-Wert zu neutralisieren,
wird die Lösung
normalerweise mit großen
Mengen Wasser ultrafiltriert, der pH-Wert wird mit einer ausgewählten Säure wie
zum Beispiel Salzsäure
wieder auf einen neutralen Wert gebracht, und die Lösung wird
dann getrocknet, lyophilisiert oder vakuumdestilliert.
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"O-desulfatiertes" Heparin kann O-desulfatiertes
Heparin mit Modifikationen wie zum Beispiel einem verminderten Molekulargewicht
oder einer Acetylierung, Deacetylierung, Oxidation und Decarboxylierung
umfassen, solange es seine Fähigkeit
behält,
eine abnormale M2-Rezeptorfunktion wiederherzustellen
und eine übertriebene
Reaktivität
der Luftwege in Form von Asthma zu hemmen. Das modifizierte O-desulfatierte
Heparin kann angesichts der hier vorliegenden Lehre mit bekannten
Verfahren problemlos auf diese Wirksamkeiten hin untersucht werden.
Solche Modifikationen können
entweder vor oder nach der teilweisen Desulfatierung vorgenommen
werden, und Modifikationsverfahren sind in der Technik Standard.
Es wurden mehrere Heparinmodifikationen mit niedrigem Molekulargewicht
entwickelt (siehe Seite 581, Tabelle 27.1 in Heparin, Lane & Lindall). Das
Molekulargewicht kann normalerweise im Bereich von etwa 2500 bis
etwa 8100 liegen, und es kann auch O-desulfatiertes Heparin mit vermindertem
Molekulargewicht verwendet werden, das seine die asthmatische Reaktion
reduzierende Funktion beibehält.
Heparinarten mit niedrigem Molekulargewicht können auch enzymatisch hergestellt
werden, indem man Heparinase-Enzyme verwendet, um Heparin in kleinere Fragmente
zu spalten. Ein solches O-desulfatiertes Heparin mit vermindertem
Molekulargewicht kann normalerweise ein Molekulargewicht von etwa
1000 bis etwa 8000 haben.
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Zum
Beispiel ist die Periodatoxidation (US-Patent Nr. 5,250,519 von
Conrad und Yuchuan) ein bekanntes Oxidationsverfahren, bei dem ein
oxidiertes Heparin mit einer verminderten gerinnungshemmenden Wirksamkeit
entsteht. Weitere Oxidationsverfahren, die in der Technik ebenfalls
wohlbekannt sind, können
verwendet werden. Außerdem
ist zum Beispiel ebenfalls bekannt, dass die Decarboxylierung von
Heparin die gerinnungshemmende Wirksamkeit herabsetzt, und solche
Verfahren sind in der Technik Standard. Ferner ist es in der Technik
bekannt, dass Heparinarten mit niedrigem Molekulargewicht eine verminderte
gerinnungshemmende Wirksamkeit haben, und sie werden nach Standardverfahren
hergestellt. Zur Verwendung bei der vorliegenden Erfindung in Betracht
gezogenes modifiziertes O-desulfatiertes Heparin kann also zum Beispiel
periodatoxidiertes O-desulfatiertes Heparin, decarboxyliertes O-desulfatiertes Heparin,
acetyliertes O-desulfatiertes Heparin, deacetyliertes O-desulfatiertes
Heparin, deacetyliertes und oxidiertes O-desulfatiertes Heparin,
deacetyliertes O-desulfatiertes
Heparin, deacetyliertes und oxidiertes O-desulfatiertes Heparin und O-desulfatiertes
Heparin mit niedrigem Molekulargewicht umfassen. Viele andere Modifikationen werden
angesichts der hier dargelegten Lehre für den Fachmann offensichtlich
sein.
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Unter
dem "Verringern" oder "Verstärken" einer Reaktion oder
Wirksamkeit ist zu verstehen, dass die Reaktion oder Wirksamkeit
im Vergleich zu dem Grad der Reaktion in dem Patienten vor Verabreichung
des O-desulfatierten Heparins verringert oder verstärkt ist.
Normalerweise kann eine solche Verringerung oder Verstärkung von
dem Patienten leicht festgestellt werden, indem er eine Verringerung
der Symptome der asthmatischen Reaktion erfährt, z. B. eine Erleichterung
der Atmung. Die "Verringerung" oder "Verstärkung" einer Reaktion oder
Wirksamkeit bedeutet auch die Verringerung oder Verstärkung einer
Reaktion im Vergleich zu einem typischen Grad der Reaktion für diesen
Patienten ohne Behandlung. Außerdem
kann eine Verstärkung oder
Verringerung nach der hierin dargelegten Lehre und nach in der Technik üblichen
Verfahren ohne weiteres festgestellt werden, indem ein relevanter
Parameter vor der Verabreichung gemessen wird und dann nach der Verabreichung
erneut gemessen wird. Außerdem
können
zunächst
Standarddosen ermittelt werden, sogar für einen bestimmten Patienten,
und können
dann für
eine Routinebehandlung routinemäßig verabreicht
werden.
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Eine
die asthmatische Reaktion reduzierende Menge an O-desulfatiertem Heparin
ist eine Menge, die bei jeder Reaktion einer asthmatischen Episode,
wie zum Beispiel einer Hyperreaktivität der Luftwege, einer Bronchokonstriktion
und einer Proliferation der glatten Muskelzellen der Luftwege eine
Reduktion bewirkt. Eine "die
Hyperreaktivität
der Luftwege reduzierende Menge" ist
eine Menge, die eine Reduktion jeglicher Manifestation einer Hyperreaktivität der Luftwege
bewirkt, zum Beispiel eine Menge, die bei Asthmatikern eine Zunahme
der beeinträchtigten
M2-Rezeptorwirksamkeit bewirkt, eine Menge,
die eine Entzündung
abschwächt, und/oder
eine Menge, die eine Bronchokonstriktion vermindert. Eine die Wirksamkeit
eines desensibilisierten M2-Muskarinrezeptors
erhöhende
Menge ist eine Menge, die bei einem Asthmatiker eine Zunahme der
Wirksamkeit eines desensibilisierten M2-Muskarinrezeptors
bewirkt. Eine "die
Bronchokonstriktion reduzierende Menge" ist eine Menge, die bei einem Asthmatiker
die Bronchokonstriktionsreaktion vermindert. Eine "die Proliferation
der glatten Muskelzellen der Luftwege reduzierende Menge" ist eine Menge,
die bei einer asthmatischen Reaktion die Proliferation der glatten
Muskelzellen der Luftwege reduziert. Eine "die komplementvermittelte Hämolyse hemmende
Menge" ist eine
Menge, die die komplementvermittelte Hämolyse bei einem Patienten,
insbesondere bei einem Asthmapatienten, reduziert oder hemmt. Eine
wirksame Dosis ist eine Menge, die ausreicht, um die positive Ladung
auf den bei der Hyperreaktivität
der Luftwege in die Luftwege freigesetzten positiv geladenen Proteinen
zu binden und somit zu neutralisieren. Eine wirksame Menge kann
bei jeder einzelnen Person verschieden sein und kann auf die Schwere
der Reaktion zugeschnitten sein. Zum Beispiel kann man bei einer
schwereren Reaktion eine höhere
Dosis verabreichen und bei einer weniger schweren Reaktion eine
niedrigere Dosis. Außerdem
kann die Verabreichung mit derselben oder einer angepassten Menge wiederholt
werden, wenn mit der Anfangsdosis noch nicht genügend Linderung erreicht wird.
Es kann also zunächst
eine vorsichtige Dosis verabreicht werden, und wenn dies zu keiner
Linderung führt,
kann eine weitere Dosis (bzw. weitere Dosen) nach Bedarf verabreicht
werden, um Linderung zu erhalten.
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Zum
Beispiel kann eine wirksame Dosis eine Dosis sein, die größer ist
als etwa 1 mg/kg, und vorzugsweise größer als etwa 5 mg/kg, mehr
bevorzugt größer als
etwa 10 mg/kg, und ferner beträgt
die wirksame Dosis vorzugsweise weniger als etwa 100 mg/kg und vorzugsweise
weniger als etwa 70 mg/kg. Ein bevorzugter Dosisbereich kann von
etwa 1 mg/kg bis etwa 70 mg/kg reichen. Ein weiterer bevorzugter
Dosisbereich kann von etwa 50 mg bis etwa 500 mg reichen. Für einen
durchschnittlichen Erwachsenen kann also eine typische Minimaldosis
kann etwa 50 mg und eine typische Maximaldosis etwa 5,0 g O-desulfatiertes
Heparin umfassen.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ferner die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin
mit O-Desulfatierung mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung
bei der Herstellung eines Medikaments zur Verhinderung einer Hyperreaktivität der Luftwege
bei einem Säugetier
bereit. Die Erfindung stellt außerdem
die Verwendung von O-desulfatiertem Heparin mit O-Desulfatierung
mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung bei der Herstellung
eines Medikaments zur Verhinderung der Bronchokonstriktion bei einem
Säugetier
bereit. Ferner stellt die Erfindung die Verwendung von O-desulfatiertem
Heparin mit O-Desulfatierung
mindestens in der 2-O- und der 3-O-Stellung bei der Herstellung
eines Medikaments zur Verhinderung einer Proliferation der glatten
Muskelzellen der Luftwege bei einem Säugetier bereit.
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Unter "Verhinderung" ist zu verstehen,
dass die asthmatische Reaktion kein akutes Niveau erreicht und im
Wesentlichen nicht nachweisbar ist. Zur Prävention kann das Medikament
mit dem O-desulfatierten Heparin vor einer Antigenexposition verabreicht
werden, beispielsweise vor einem vorhergesagten Kontakt mit einem
bekannten Antigen. Außerdem
kann das Medikament mit dem O-desulfatierten Heparin routinemäßig verabreicht
werden, um eine Hyperreaktivität
der Luftwege und/oder eine Proliferation der glatten Muskelzellen der
Luftwege nachhaltig zu verhindern. Asthma eignet sich gut zur Prävention
einer Hyperreaktivität
der Luftwege und/oder einer Bronchokonstriktion wegen des konstant
niedrigen Entzündungsgrades.
Bei dieser Prävention
werden positive Ladungen in den Luftwegen durch das negativ geladene
O-desulfatierte Heparin nachhaltig gebunden.
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Die
Verwendungsmöglichkeiten
dieser Erfindung zur Prävention
umfassen vorzugsweise eine konstante Unterdrückung der asthmatischen Reaktion,
was durch eine wiederholte, routinemäßige Verabreichung des Medikaments
mit dem O-desulfatierten Heparin erreicht werden kann. Bei einer
wiederholten, routinemäßigen Verabreichung
kann eine optimale Dosis leicht festgestellt werden, indem man die
Dosis verändert,
bis die optimale Prävention
erreicht ist. Vorzugsweise wird die Dosis etwa 2–4 mal pro Tag verabreicht.
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Außerdem kann
nach einer Exposition durch große
Mengen eines Antigens oder Reizstoffs, wenn es schließlich zu
einer Reaktion kommt, eine zusätzliche
Dosis des Medikaments mit O-desulfatiertem
Heparin verabreicht werden. Wenn darüber hinaus eine Exposition
durch eine große
Antigenmenge im voraus bekannt ist, kann eine zusätzliche
Dosis des Medikaments mit O-desulfatiertem Heparin verabreicht werden,
um eine Reaktion zu verhindern. Weil die zur Reduktion oder Prävention
einer Reaktion auf ein Antigen benötigte Dosis des Medikaments
mit O-desulfatiertem Heparin in direktem Zusammenhang steht mit
der Menge an positiver Ladung in den Luftwegen, die eingeschleust
wurde durch die Migration von Zellen mit positiv geladenen Proteinen
infolge der Exposition durch das Antigen oder den Reizstoff und
durch das negativ geladene Heparin gebunden wird, kann man leicht
feststellen, wann zusätzliche
Dosen notwendig sein können,
und eine entsprechende Menge bestimmen. Eine typische Dosis für eine wiederholte
präventive
Verabreichung kann im Bereich von etwa 0,5 mg/kg bis etwa 70 mg/kg
liegen, wobei eine bevorzugte Dosis im Bereich von etwa 5 mg/kg bis
etwa 7 mg/kg liegt. Diese bevorzugte Dosis kann so oft wie notwendig
gegeben werden, um die Reaktion zu verhindern.
-
O-desulfatiertes
Heparin kann nach einem Verfahren hergestellt werden, bei dem eine
reduziertes Heparin enthaltende Lösung auf einen pH-Wert von
13 oder höher
alkalisiert wird und man eine Desulfatierung stattfinden lässt. Die
Desulfatierung kann schneller erreicht werden, wenn man die alkalische
Heparinlösung lyophilisiert,
trocknet oder vakuumdestilliert. Der Grad der Desulfatierung kann
während
des Desulfatierungsprozesses ermittelt werden, indem man eine Probe
zieht und den Grad der Desulfatierung der Probe nach Standardverfahren
wie zum Beispiel eine Disaccharidanalyse ermittelt. Die alkalische
Lösung
sollte vor Verabreichung neutralisiert werden, was erreicht werden
kann durch Ultrafiltration mit großen Mengen Wasser, Einstellen
des pH-Werts auf einen neutralen pH-Wert nach Standardverfahren,
wie zum Beispiel Zugabe von Salzsäure, und durch anschließende Lyophilisierung,
Trocknung oder Vakuumdestillation. Ein Beispiel des vorliegenden
Verfahrens ist in Beispiel I angegeben, in dem der raschere Desulfatierungsprozess
gezeigt wird, der durch Lyophilisieren der alkalischen Heparinlösung erreicht
wird. Alternativ kann die alkalische Heparinlösung getrocknet oder vakuumdestilliert
werden oder einfach stehengelassen werden, damit die Desulfatierung fortschreitet.
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Die
Heparinlösung
kann eine etwa 1–10%ige
Heparinkonzentration haben. Falls gewünscht, kann Heparin fakultativ
zum Steuern des Molekulargewichts (zum Reduzieren des fragmentierten
Anteils des Heparins) mit einem Reduktionsmittel wie zum Beispiel
unter anderem Natriumborhydrid, katalytischem Wasserstoff und Lithiumaluminiumhydrid
versetzt werden, das auf die herkömmliche Art des leichten Alkalisierens
der Lösung
auf pH 8–9
mit Natriumbicarbonat (Conrad et al., US-Patent Nr. 5,250,519 vom
5. Oktober 1993) zugesetzt werden kann, aber das Reduktionsmittel
kann, falls es verwendet wird, vorzugsweise zugegeben werden, ohne
die Lösung
leicht zu alkalisieren (d. h. ohne Natriumbicarbonat). Die Lösung kann
mit dem Reduktionsmittel für
etwa 12–24
Stunden bei etwa 15–30°C, oder mehr
bevorzugt bei 20–25°C inkubiert
werden. Die Inkubationszeit muss nur so lang sein, dass die Reduktion
von Heparin stattfinden kann, wie zum Beispiel von etwa 4 Stunden
bis über
mehrere Tage, wie zum Beispiel mehr als 60 Stunden. Nach dieser
Inkubation wird eine Base wie zum Beispiel Natriumhydroxid zugegeben,
um den pH-Wert auf 13 oder höher
anzuheben, vorzugsweise auf eine Konzentration von etwa 0,25 bis
0,50 M. Diese alkalische Lösung
kann dann getrocknet, lyophilisiert oder vakuumdestilliert werden.
Diese Verfahren können
den Prozess der O-Desulfatierung beschleunigen; alternativ kann
man die O-Desulfatierung der Lösung
ohne diese Verfahren fortschreiten lassen. Unabhängig von dem speziell verwendeten
Verfahren wird das Heparin dann vor Verabreichung auf einen pharmazeutisch
verwendbaren pH-Wert neutralisiert. Normalerweise wird das O-desulfatierte
Heparin durch Ultrafiltration mit großen Mengen Wasser neutralisiert,
und ggf. wird der pH-Wert
durch Standardverfahren wie zum Beispiel die Zugabe von Salzsäure eingestellt,
und das O-desulfatierte Heparin wird dann getrocknet, lyophilisiert
oder vakuumdestilliert. Die hierin verwendeten Verfahren zur Herstellung
von O-desulfatiertem
Heparin werden offenbart in WO 95/21198, veröffentlicht am 10. August 1995.
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Die
vorliegenden Medikamente können
ferner das O-desulfatierte
Heparin oder eine Modifikation desselben zur Verabreichung in einem
physiologisch verwendbaren Träger
umfassen. Es kann jeder physiologisch verwendbare Träger verwendet
werden, wie zum Beispiel physiologisch gepufferte Kochsalzlösung, normale Kochsalzlösung und
destilliertes Wasser. Unter "pharmazeutisch
verwendbar" ist
ein Material zu verstehen, das nicht biologisch oder anderweitig
unerwünscht
ist, d. h. das Material kann einer Person zusammen mit dem O-desulfatierten Heparin
verabreicht werden, ohne unerwünschte
biologische Wirkungen zu verursachen oder auf schädliche Weise
mit einem der anderen Bestandteile der pharmazeutischen Zusammensetzung,
in der es enthalten ist, in Wechselwirkung zu treten.
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Das
Medikament mit O-desulfatiertem Heparin kann in Aerosolteilchen,
durch Inhalation, durch Injektion in die Luftröhre, durch intravenöse (i. v.)
Injektion, durch peritoneale Injektion oder oral verabreicht werden. Solche
Arten der Verabreichung können
einen physiologisch verwendbaren Träger und eine wirksame Menge von
O-desulfatiertem Heparin oder einem Analogon desselben umfassen.
Aerosolteilchen können
im Wesentlichen aus Teilchen von weniger als 10 μm und vorzugsweise weniger als
5 μm bestehen.
Solche Aerosole können
durch die erhältlichen
allgemein üblichen
Düsenaerosol-
oder Ultraschallzerstäubersysteme
oder durch die in der Technik bekannten Trockenpulverinhalationssysteme
bereitgestellt werden.
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Je
nach der beabsichtigten Verabreichungsart können die pharmazeutischen Zusammensetzungen als
feste, halbfeste oder flüssige
Darreichungsformen vorliegen, zum Beispiel als trockenes Pulver
oder als Flüssigkeit
zur Aerosolinhalation. Die Zusammensetzungen werden, wie oben angegeben,
eine wirksame Menge des ausgewählten
Arzneimittels in Kombination mit einem pharmazeutisch verwendbaren
Träger
enthalten und können
außerdem
noch andere Heilmittel, Arzneimittel, Träger, Hilfsstoffe, Verdünnungsmittel
etc. enthalten. Verbindungen können
z. B. als Komplex mit kationischen Liposomen oder gekapselt in anionischen Liposomen
verabreicht werden.
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Flüssige pharmazeutisch
verwendbare Zusammensetzungen können
zum Beispiel hergestellt werden durch Lösen, Dispergieren etc. einer
hierin beschriebenen wirksamen Verbindung und optionaler pharmazeutischer
Hilfsstoffe in einem Träger
wie zum Beispiel Wasser, Kochsalzlösung, wässrige Dextrose, Gylzerin, Ethanol
und dergleichen, um dadurch eine Lösung oder Suspension zu bilden.
Falls gewünscht
kann die zu verabreichende pharmazeutische Zusammensetzung auch
geringe Mengen nichttoxischer Hilfsstoffe wie Netzmittel oder Emulgatoren,
pH-Puffer und dergleichen
enthalten, zum Beispiel Natriumacetat, Sorbitanmonolaurat, Triethanolaminnatriumacetat,
Triethanola minoleat, etc.. Flüssige
Zusammensetzungen können
zur Verabreichung aerosolisiert werden. Die eigentlichen Verfahren
zur Herstellung solcher Darreichungsformen sind dem Fachmann bekannt
oder werden für
ihn offensichtlich sein; siehe zum Beispiel Remington's Pharmaceutical
Sciences, E. W. Martin (Hrsg.), Mack Publishing Co., Easton, PA.
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Die
ggf. verwendete parenterale Verabreichung ist allgemein gekennzeichnet
durch Injektion. Injektionsmittel können in herkömmlichen
Formen hergestellt werden, entweder als flüssige Lösungen oder Suspensionen, als
feste Formen, die vor der Injektion in einer Flüssigkeit gelöst oder
suspendiert werden können,
oder als Emulsionen. Bei einer unlängst in Betracht gezogenen
Methode der parenteralen Verabreichung wird ein System mit langsamer
oder verzögerter
Freisetzung verwendet, so dass eine konstante Höhe der Dosis aufrechterhalten
wird. Siehe z. B. das US-Patent Nr. 3,710,795.
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Die
vorliegende Erfindung wird in den folgenden Beispielen näher beschrieben,
die nur als Veranschaulichung gedacht sind, da zahlreiche darin
enthaltene Modifikationen und Variationen für den Fachmann offensichtlich
sein werden.
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BEISPIELE
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BEISPIEL I
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O-Desulfatierung
von Heparin
-
Eine
5%ige wässrige
Lösung
von Natriumheparin der Schweinedarmschleimhaut (Scientific Protein Labs,
Waunakee, WI) wurde hergestellt durch Zugabe von 500 g Heparin zu
10 L deionisiertem Wasser. Natriumborhydrid wurde auf eine Endkonzentration
von 1% zugegeben, und die Mischung wurde über Nacht bei 25°C inkubiert.
Natriumhydroxid wurde dann auf eine Endkonzentration von 0,4 M zugegeben
(pH-Wert mindestens 13), und die Mischung wurde eingefroren und
zur Trockne lyophilisiert. Überschüssiges Natriumborhydrid
und Natriumhydroxid wurden durch Ultrafiltration entfernt. Das Endprodukt
wurde auf pH 7,0 eingestellt, durch Zugabe von drei Volumenanteilen
von kaltem Ethanol ausgefällt
und getrocknet. Das nach diesem Verfahren hergestellte O-desulfatierte
Heparin war ein feinkristallines, leicht gebrochen weißes Pulver
mit weniger als 10 USP-Einheiten/mg gerinnungshemmender Wirksamkeit
und weniger als 10 E/mg gerinnungshemmender Anti-Xa-Wirksamkeit.
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Die
Synthese von O-desulfatiertem Heparin durch Reduzieren von Heparin
in Lösung
und Trocknen, Lyophilisieren oder Vakuumdestillieren der reduzierten
Heparinlösung
kann die folgenden Modifikationen umfassen. Man kann das Ausgangsheparin
zum Beispiel in Wasser oder ein sonstiges Lösemittel geben, solange die
Lösung
nicht stark alkalisch ist. Eine typische Konzentration der Heparinlösung kann
von 1 bis 10 Prozent Heparin betragen. Das bei der Umsetzung verwendete
Heparin kann man aus zahlreichen Quellen erhalten, die in der Technik
bekannt sind, zum Beispiel aus Schweinedarm oder Rinderlunge. Man
kann Heparin verwenden, das auf eine von vielen verschiedenen dem
Fachmann bekannten Arten modifiziert wurde, wie sie oben erläutert wurden.
-
Die
reduzierte Heparinlösung
kann getrocknet und lyophilisiert werden oder das Lösemittel
kann vakuumdestilliert werden. Die Lyophilisierung oder Vakuumdestillation
des Lösemittels
wird bevorzugt. Im Allgemeinen wird die Lyophilisierung verwendet.
Das Heparin kann reduziert werden, indem es mit einem Reduktionsmittel
wie zum Beispiel Natriumborhydrid, katalytischem Wasserstoff oder
Lithiumaluminiumhydrid inkubiert wird. Eine bevorzugte Reduktion
von Heparin wird durchgeführt,
indem das Heparin mit Natriumborhydrid inkubiert wird. Im Allgemeinen
können
etwa 10 Gramm NaBH4 pro Liter Lösung verwendet
werden, aber diese Menge kann verändert werden, solange die Reduktion
des Heparins stattfindet. Außerdem
können andere
bekannte Reduktionsmittel verwendet werden, sind aber nicht notwendig
zum Erzeugen eines für
die Behandlung wirksamen O-desulfatierten Heparins. Die Inkubation
kann über
einen weiten Temperaturbereich erfolgen, wobei darauf geachtet wird,
dass die Temperatur nicht so hoch ist, dass das Heparin karamellisiert.
Ein empfohlener Temperaturbereich ist etwa 15–30°C oder sogar etwa 20–25°C. Die Dauer
der Inkubation kann ebenfalls über
einen weiten Bereich schwanken, solange sie ausreicht, damit es
zur Reduktion kommt. Zum Beispiel können mehrere Stunden bis über Nacht
(d. h. etwa 4 bis 12 Stunden) ausreichend sein. Die Zeit kann jedoch auf
mehrere Tage ausgedehnt werden, z. B. auf mehr als etwa 60 Stunden.
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Außerdem kann
das Syntheseverfahren angepasst werden, indem der pH-Wert der reduzierten
Lösung
auf 13 oder höher
angehoben wird, indem der reduzierten Heparinlösung eine Base zugesetzt wird,
die den pH-Wert auf 13 oder höher
anheben kann. Der pH-Wert kann angehoben werden durch Zugabe einer
Anzahl von Mitteln einschließlich
Hydroxiden wie Natrium-, Kalium- oder
Bariumhydroxid. Ein bevorzugtes Mittel ist Natriumhydroxid (NaOH).
Selbst wenn ein pH-Wert von 13 oder höher erreicht wurde, kann es
von Vorteil sein, die Konzentration der Base weiter zu erhöhen. Zum
Beispiel sollte NaOH vorzugsweise auf eine Konzentration von etwa
0,25 M bis etwa 0,5 M NaOH zugesetzt werden. Diese alkalische Lösung wird
dann getrocknet, lyophilisiert oder vakuumdestilliert.
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BEISPIEL II
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Analyse des Grades der
2-O- und 3-O-Desulfatierung von O-desulfatiertem Heparin
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Die
folgenden zwei Sätze
von Disaccharidanalysen an Proben aus Rindern und aus Schweinen
wurden durchgeführt,
die entsprechenden HPLC-Spektren der Disaccharidanalyse wurden erzeugt
und die quantitative Integration und Identifizierung der HPLC-Peaks
wurde vorgenommen, um den Grad der Desulfatierung der vier Heparinproben
zu ermitteln.
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Die
Disaccharidanalyse wurde durchgeführt nach dem Verfahren von
Guo und Conrad (Guo, Y., und H. E. Conrad. 1988. Analysis of oligosaccharides
from heparin by reversed-phase ionpairing high-performance liquid
chromatography. Anal. Biochem. 178: 54–62). Bei diesem Verfahren
werden N-acetyl-D-glucosaminreste mit
Hydrazin deacyliert. Das Heparin wird dann durch Kontakt mit salpetriger
Säure bei
pH 4 deaminiert und depolymerisiert, um die Bindungen zwischen D-Glucosamin
und Uronsäuren
zu spalten, und dann bei pH 1,5, um die Bindungen zwischen D-Glucosamin-N-sulfat
und Uronsäuren
zu spalten. Bei beiden Reaktionen bleiben die O-Sulfate intakt,
und Glucosamin oder Glucosamin-N-sulfat werden zu Anhydromannose
umgewandelt, die mit NaB[3H4]
radioaktiv markiert wird, wobei Anhydromannose zu Anhydromannitol
umgewandelt wird. Radioaktiv markierte Disaccharide werden dann
durch Hochdruckflüssigkeitschromatographie
mit Ionenpaarbildung und umgekehrten Phasen getrennt.
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Der
erste Satz von Analysen wurde an Rinderlungenheparin durchgeführt, wobei
Folgendes verglichen wurde: a) das Ausgangsmaterial, Rinderlungenheparin
von der Sigma Chemical Corp. (8) und b)
das Produkt, O-desulfatiertes Rinderlungenheparin, das hergestellt
wurde durch Zugabe von 160 mg des Rinderlungenheparins vom Beginn
zu 40 ml deionisiertem Wasser, so dass man eine 0,4%ige Lösung erhielt,
Einstellen der Lösung
auf pH 13 oder größer mit
Natriumhydroxid, Einfrieren und Lyophilisieren des Materials gemäß Beispiel
I (9).
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Die
Ergebnisse des ersten Vergleichs zeigen, dass das erste Produkt,
O-desulfatiertes Rinderlungenheparin, verglichen mit dem ersten
Ausgangsmaterial etwa 97,6% 2-O-desulfatiert und etwa 99% 3-O-desulfatiert
ist. Die Desulfatierung in der 2-O- Stellung lässt sich nachweisen, weil bei
dem Ausgangsmaterial der ISM-Peak bei 10,7 min eine Fläche von
104.517 cpm hat, und der ISMS-Peak bei 49,65 min eine Fläche von 207.919
cpm hat, während
das Produkt einen vernachlässigbaren
ISM-Peak und einen ISMS-Peak bei 49,75 min von 7.461 cpm hat, was
eine etwa 97,6%ige Reduzierung der 2-O-Sulfatgruppen darstellt.
Die Desulfatierung in der 3-O-Stellung kann nachgewiesen werden,
weil bei dem Ausgangsmaterial der GMS2-Peak
bei 47,85 min eine Fläche
von 10.461 cpm hat, während
das Produkt einen vernachlässigbaren
GMS2-Peak hat, was eine etwa 99%ige Reduzierung
der 3-O-Sulfatgruppen darstellt. (Siehe 8 und 9).
Das erste Produkt wird immer noch im Vergleich zu dem Ausgangsmaterial
in der 6-O-Stellung im Wesentlichen sulfatiert sein, wie aus einem
großen
IMS-Peak bei dem ersten Produkt hervorgeht.
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Der
zweite Satz von Analysen wurde an Heparin aus Schweineschleimhaut
durchgeführt,
wobei Folgendes verglichen wurde: a) das Ausgangsmaterial, Heparin
aus Schweineschleimhaut von der Sigma Chemical Corp. (10)
und b) das Produkt, O-desulfatiertes
Heparin aus Schweineschleimhaut, das hergestellt wurde durch Zugabe
von 160 mg des Heparins aus Schweineschleimhaut vom Beginn zu 40
ml deionisiertem Wasser, so dass man eine 0,4%ige Lösung erhielt;
Einstellen der Lösung
auf pH 13 oder größer mit
Natriumhydroxid; Einfrieren und Lyophilisieren des Materials gemäß Beispiel
I (11).
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Die
Ergebnisse des zweiten Vergleichs zeigen, dass das zweite Produkt,
O-desulfatiertes Heparin aus Schweineschleimhaut, im Vergleich zu
dem zweiten Ausgangsmaterial etwa 97,1% 2-O-desulfatiert und etwa 99% 3-O-desulfatiert
ist. Die Desulfatierung in der 2-O-Stellung lässt sich nachweisen, weil bei
dem Ausgangsmaterial der ISM-Peak bei 14,85 min eine Fläche von
50.298 cpm hat, und der ISMS-Peak bei 51,45 min eine Fläche von
249.088 cpm hat, während
das Produkt einen vernachlässigbaren
ISM-Peak und einen ISMS-Peak bei 52,15 min von 8.471 cpm hat, was
eine etwa 97,1%ige Reduzierung der 2-O-Sulfatgruppen darstellt. Die Desulfatierung
in der 3-O-Stellung
kann nachgewiesen werden, weil bei dem Ausgangsmaterial der GMS2-Peak bei 50,35 min eine Fläche von
17.082 cpm hat, während
das Produkt einen vernachlässigbaren GMS2-Peak hat, was eine etwa 99%ige Reduzierung
der 3-O-Sulfatgruppen darstellt. Das zweite Produkt war immer noch
im Vergleich zu dem Ausgangsmaterial in der 6-O-Stellung im Wesentlichen
sulfatiert, wie aus einem großen
IMS-Peak bei dem zweiten Produkt hervorgeht.
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BEISPIEL III
-
Behandlung
einer asthmatischen Hyperreaktivität der Luftwege mit O-desulfatiertem
Heparin
-
In
der Lunge wird die Freisetzung von Acetylcholin aus den Vagusnerven
durch inhibitorische Muskarin-Autorezeptoren auf den postganglionischen
Nerven gesteuert, wie in 1 gezeigt. Diese M2-Autorezeptoren
steuern die Freisetzung von Acetylcholin durch negative Rückkopplung.
Diese Steuerung durch negative Rückkopplung
lässt sich
in vivo nachweisen durch Messen der vagusbedingten Bronchokonstriktion
in Gegenwart des selektiven M2-Muskarinagonisten
Pilocarpin. Die Stimulation der neuronalen M2-Rezeptoren
mit Pilocarpin vermindert die vagusbedingte Bronchokonstriktion
sogar um 70–80%
(A. D. Fryer, et al., British Journal of Pharmacology (1984) 83:
973–978).
Der Funktionsverlust dieser M2-Rezeptoren
ist gekennzeichnet durch eine Überreaktionsfähigkeit
der Luftwege auf die elektrische Stimulation des Vagusnervs und
durch die Tatsache, dass Pilocarpin die vagusbedingte Bronchokonstriktion
nicht unterbinden kann. Die Wiederherstellung der M2-Rezeptorfunktion
geht dagegen einher mit einem Verlust der Überreaktionsfähigkeit
der Luftwege und einer Wiederherstellung der Fähigkeit von Pilocarpin, eine
vagusbedingte Bronchokonstriktion zu unterbinden. Dies lässt sich
bei einem Meerschweinchenmodell von allergenbedingtem Asthma nachweisen,
wo der Verlust der M2-Rezeptorfunktion durch
Verabreichen von Heparin wiederhergestellt werden kann (A. D. Fryer,
et al., Journal of Clinical Investigation (1992) 90: 2290–2298).
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Speziellen,
von Pathogenen freien Meerschweinchen (Dunkin Hartley, 200–250 g)
wurde intraperitoneal (ip) entweder Kochsalzlösung (Kontrolle) oder 10 mg/kg
Ovalbumin jeden zweiten Tag für
drei Injektionen injiziert. Drei Wochen nach der ersten Injektion
wurden die mit Ovalbumin sensibilisierten Meerschweinchen (nicht
aber die, denen Kochsalzlösung
injiziert wurde) für
5 Minuten an jedem von vier aufeinander folgenden Tagen mit einem
Aerosol mit 5% Ovalbumin behandelt. Nur am Tag 1 (als die akuten
Reaktionen auf die Ovalbumin-Challenge am größten waren) wurde 60 Minuten
vor der Challenge Pyrilamin (1 mg/kg i. v.) verabreicht. Die Tiere
waren in Käfigen
untergebracht, die während
dieser ganzen Zeit unter Laminarströmungshauben gehalten wurden.
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Vierundzwanzig
Stunden nach der letzten Aerosol-Challenge wurden die Tiere mit
Urethan (1,5 g/kg ip) narkotisiert. Zur Verabreichung der Arzneimittel
wurde in beide äußeren Jugularvenen
eine Kanüle
gelegt. Am Beginn jedes Experiments wurde Guanethidin (10 mg/kg
i. v.) gegeben, um die Freisetzung von Noradrenalin aus den Sympathikusnerven
zu verhindern. Beide Vagusnerven wurden im Hals durchgeschnitten
und auf isolierte Elektroden gelegt, die in flüssiges Paraffin eingetaucht
waren. Die Elektroden waren mit einem Stimulator vom Typ Grass SD9
verbunden. Mit Hilfe einer Heizdecke wurde die Körpertemperatur auf 37°C gehalten.
In die Luftröhre
wurde eine Kanüle
gelegt, und die Tiere wurden mit Suxamethonium (mit 10 μg/kg/min infundiert)
paralysiert und mit einem Harvard-Tierbeatmungsgerät mit Überdruck
und konstantem Volumen künstlich
beatmet. Der Lungenaufblasdruck (Ppi) wurde an der Luftröhre mit
einem Druckwandler der Marke Spectramed gemes sen. Der Durchsatz
wurde mit einem Pneumotachometer der Marke Fleish mit einem Differenzdruckwandler
der Marke Grass gemessen, und dieses Signal wurde integriert, um
das Atemvolumen zu messen. In eine Halsschlagader wurde eine Kanüle gelegt,
um den Blutdruck mit einem Wandler der Marke Spektramed zu messen,
und die Herzfrequenz wurde mit einem Tachographen vom Blutdruck
abgeleitet. Alle Signale wurden auf einem Polygraphen der Marke
Grass aufgezeichnet. pO2 und pCO2 wurden mit Hilfe von Arterienblutproben
gemessen, die am Beginn und Ende jedes Experiments gezogen wurden.
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Ein Überdruck
von 100–120
mm H2O war für eine ausreichende Beatmung
der Tiere notwendig. Bei konstantem Durchsatz und Volumen wurde
die Bronchokonstriktion als Anstieg im Ppi über dem Basisaufblasdruck gemessen.
Das Ppi-Signal wurde in den Eingang des Vorverstärkers eines zweiten Kanals
auf dem Polygraphen eingespeist, und der Basis-Ppi wurde elektrisch
subtrahiert. Ppi wurde also auf einem Kanal aufgezeichnet, und der
Anstieg im Ppi wurde auf einem separaten Kanal mit einer höheren Empfindlichkeit
aufgezeichnet, so dass es möglich
war, einen Ppi-Anstieg von nur 2 mm H2O über dem
Basisniveau genau zu messen.
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Um
eine Bronchokonstriktion zu erzeugen, wurden beide Vagusnerven gleichzeitig
in Abständen
von 1 Minute stimuliert (2 oder 15 Hz, 0,2 ms Impulsdauer, 5–30 Volt,
45 Impulse pro Serie). Dies führte
außerdem zu
einer Bradykardie. Nachdem eine stabile Basisreaktion auf die Vagusstimulation
bei 15 Hz hergestellt war, wurde entweder Kochsalzlösung, Heparin
oder O-desulfatiertes
Heparin intravenös
injiziert, und die elektrische Stimulation der Vagusnerven wurde
minütlich über die
nächste
halbe Stunde fortgesetzt. Dreißig
Minuten nach der Injektion von Kochsalzlösung, Heparin oder O-desulfatiertem
Heparin und vor Verabreichung von Pilocarpin erhielt man Kontrollreaktionen
auf die elektrische Stimulation der Vagusnerven bei 2 Hz. Die Bronchokonstriktion
in Reaktion auf die Stimulation der Vagusnerven (2 Hz, 0,2 ms, 45
Impulse pro Serie) wurde bei Kontrollmeerschweinchen und bei sensibilisierten
Meerschweinchen durch Einstellen der Spannung (in einem Bereich
von 5–20
Volt) verglichen. Der Einfluss von Pilocarpin auf vagusbedingte
Bronchokonstriktion konnte also zwischen den Gruppen ohne Rücksicht
auf die verschiedenen bronchokonstriktiven Anfangsreaktionen verglichen
werden. Sobald die Parameter für
vagusbedingte Bronchokonstriktion bei 2 Hz eingestellt waren und
mehrere konstante Reaktionen erhalten wurden, wurde Pilocarpin (1–100 μg/kg i. v.)
in kumulierten Dosen gegeben, und die Wirkungen auf eine vagusbedingte
Bronchokonstriktion wurden gemessen. 30–100 μg/kg i. v. Pilocarpin erzeugten
eine vorübergehende
Bronchokonstriktion. Der Einfluss dieser Pilocarpindosen auf eine
vagusbedingte Bronchokonstriktion wurde daher gemessen, nachdem
Ppi wieder zum Basisniveau zurückgekehrt
war. In früheren
Untersuchungen haben sich 2.000 E/kg i. v. Heparin als wirksam erwiesen,
um die neuronale M2-Rezeptorfunktion wiederherzustellen
(A. D. Fryer, et al., Journal of Clinical Investigation (1992) 90:
2290–2298).
Am Ende jedes Experiments blockierte Atropin (1 mg/kg i. v.) alle
Reaktionen auf eine Stimulation des Vagusnervs, womit bewiesen war,
dass vagusbedingte Bronchokonstriktion und Bradykardie über Muskarinrezeptoren
vermittelt wurden.
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Die
Basisreaktionen in Form von Bronchokonstriktion und Bradykardie
auf die Stimulation der Vagusnerven wurden zwischen Kontrollmeerschweinchen
und einer Challenge unterzogenen Meerschweinchen sowie behandelten
Meerschweinchen mit einer Ein-Faktor-Varianzanalyse verglichen.
Die anfängliche
Wirkung von Kochsalzlösung,
Heparin oder O-desulfatiertem Heparin auf vagusbedingte Bronchokonstriktion
und Bradykardie wurde mittels einer Ein-Faktor-Varianzanalyse untersucht.
Die Wirkungen von Kochsalzlösung,
Heparin und O-desulfatiertem Heparin auf die Dosis-Wirkungs-Kurven
für Pilocarpin
bei Meerschweinchen unter Antigen-Challenge und Kontrollmeerschweinchen
wurden mittels einer Doppelvarianzanalyse für wiederholte Maß nahmen
verglichen. Der Einfluss eines zusätzlichen Bolus von Heparin
auf die Reaktion auf 100 μg/kg
Pilocarpin wurde mit einem paarweisen t-Test untersucht. P-Werte
gleich oder kleiner als 0,05 wurden als signifikant erachtet.
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Bei
Kontrolltieren und bei Tieren, die sensibilisiert waren und einer
Ovalbumin-Challenge unterzogen wurden, waren Basis-Ppi, Herzfrequenz
und Blutdruck gleich. Die Behandlung mit Kochsalzlösung, Heparin oder
O-desulfatiertem Heparin konnte Basisherzfrequenz, Lungenaufblasdruck
oder Blutdruck nicht ändern. Die
elektrische Stimulation beider Vagusnerven (2 oder 15 Hz, 0,2 ms
Impulsdauer, 5–20
Volt, 45 Impulse pro Serie) erzeugte Bronchokonstriktion (gemessen
durch einen Anstieg im Ppi) und Bradykardie. Diese beiden Reaktionen
auf eine Stimulation der Vagusnerven waren vorübergehend und kehrten sich
schnell um, nachdem die elektrische Stimulation unterbrochen wurde.
Am Ende jedes Experiments wurden vagusbedingte Bronchokonstriktion
und Bradykardie durch Atropin (1 mg/kg) vollständig unterbunden, was darauf
hindeutet, dass sie über
die Freisetzung von Acetylcholin auf Muskarinrezeptoren vermittelt
wurden.
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Bei
Meerschweinchen, die nicht sensibilisiert waren oder einer Challenge
mit Ovalbumin unterzogen wurden, hatte die Verabreichung von Heparin
keinen Einfluss auf vagusbedingte Bronchokonstriktion (Anstieg von
27,6 ± 5,4
mm H2O vor Heparin vs. 25,2 ± 7,3 mm
H2O 20 Minuten nach Heparin) oder Bradykardie
(Abfall von 74,3 ± 15
Schläge/Minute
vor Heparin vs. 63,4 ± 24
Schläge/Minute
nach Heparin). Bei Tieren unter Antigen-Challenge hatte Kochsalzlösung keinen
Einfluss auf eine vagusbedingte Bronchokonstriktkion (siehe die Säulen 1–2, 3)
oder Bradykardie (Abfall von 62,0 ± 26 Schläge/Minute vor Kochsalzlösung vs.
50,0 ± 27 Schläge/Minute
20 Minuten nach Kochsalzlösung).
Dagegen verringerte Heparin (2.000 E/kg) die vagusbedingte Bronchokonstriktion
bei sensibilisierten, einer Challenge unterzogenen Tieren und erreichte
ein Plateau bei einer Hemmung von 50% zwanzig Minuten nach Verabreichung
von Heparin (siehe die Säulen
3–4, 3). Heparin
hatte keinen Einfluss auf vagusbedingte Bradykardie (Abfall von
82,5 ± 6,3
Schläge/Minute
vor Heparin vs. 70,0 ± 9,1
Schläge/Minute
20 Minuten nach Heparin). Die Verabreichung von O-desulfatiertem
Heparin (91,2 mg/kg) verringerte ebenfalls die vagusbedingte Bronchokonstriktion
und erreichte ein Plateau 20 Minuten nach Verabreichung (siehe die
Säulen
5–6, 3 und 4).
Wie Heparin konnte O-desulfatiertes Heparin eine vagusbedingte Bradykardie
nicht ändern.
-
Bei
nichtsensibilisierten Kontrolltieren hemmte Pilocarpin (1–100 μg/kg i. v.)
eine vagusbedingte Bronchokonstriktion durch Stimulation der M2-Muskarinrezeptoren auf den parasympathischen
Nerven der Lunge (leere Quadrate, 5). Dies
zeigt sich in einer progressiven Verringerung im Verhältnis der
Bronchokonstriktion nach Pilocarpin gegenüber der Bronchokonstriktion
vor Pilocarpin. Pilocarpin hatte dagegen keinen signifikanten Einfluss
auf die Reaktion auf eine Vagusstimulation bei sensibilisierten,
einer Challenge unterzogenen Meerschweinchen (leere Dreiecke, 5),
womit bewiesen war, dass die Wirksamkeit der M2-Muskarinrezeptoren
bei diesen Tieren beeinträchtigt
war. Die Reaktion auf Pilocarpin wurde auf dosisabhängige Weise
wiederhergestellt durch Behandlung mit O-desulfatiertem Heparin
(5), was darauf hindeutete, dass O-desulfatiertes
Heparin wirksam war beim Umkehren der M2-Rezeptordesensibilisierung,
ein Grund für
die Hyperreaktivität
der Luftwege bei diesen Tieren. Im Anschluss an die höchste verwendete
Dosis war die Fähigkeit
von Pilocarpin, eine vagusbedingte Bronchokonstriktion bei einer
Challenge unterzogenen Meerschweinchen zu hemmen, vollständig wiederhergestellt.
Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen dem Einfluss von Pilocarpin
auf vagusbedingte Bronchokonstriktion bei Kontrolltieren (leere
Quadrate, 5) und bei einer Challenge unterzogenen
Tieren, die diese Dosis von O-desulfatiertem Heparin erhalten hatten
(ausgefüllte Quadrate, 5).
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Diese
Experimente zeigen definitiv, dass das O-desulfatierte Heparin die
für eine
Hyperreaktivität
der Luftwege bei Asthma verantwortliche Desensibilisierung der M2-Muskarinrezeptoren wiederherstellt. Bei
Kontrolltieren hemmte Pilocarpin eine vagusbedingte Bronchokonstriktion
infolge einer Stimulation inhibitorischer M2-Muskarinrezeptoren
auf den parasympathischen Nerven der Lunge. Die pilocarpinbedingte
Hemmung einer vagusbedingten Bronchokonstriktion war im Anschluss
an eine Antigen-Challenge merklich abgeschwächt. Bei Meerschweinchen unter
Antigen-Challenge können
also die neuronalen M2-Rezeptoren die Freisetzung von Acetylcholin
nicht länger
hemmen. Dieser Verlust einer durch neuronale M2-Rezeptoren
vermittelten Steuerung der Freisetzung von Acetylcholin führt zu einer Überreaktionsfähigkeit
auf die elektrische Stimulation der Vagusnerven. Die M2-Rezeptorfunktion
wird durch O-desulfatiertes
Heparin wiederhergestellt. Zwanzig Minuten nach Verabreichung von
O-desulfatiertem Heparin konnte der neuronale Rezeptor bei Meerschweinchen unter
Antigen-Challenge
durch exogene Agonisten erneut stimuliert werden, da Pilocarpin
die vagusbedingte Bronchokonstriktion unterband (5).
Die Fähigkeit
von endogenem Acetylcholin, die neuronalen M2-Rezeptoren
zu stimulieren, wurde durch O-desulfatiertes
Heparin ebenfalls wiederhergestellt, wie aus der Verminderung der
bronchokonstriktiven Reaktion auf eine Vagusstimulation in Gegenwart
dieses nichtgerinnungshemmenden Heparin-Analogons hervorgeht.
-
BEISPIEL IV
-
Behandlung
einer Hyperreaktivität
der Luftwege beim Menschen
-
O-desulfatiertes
Heparin kann durch Inhalation eines Aerosols aus einem Ultraschall-
oder Düsenzerstäuber, der
zum Einatmen geeignete Partikel mit einem mittleren aerodynamischen
Massendurchmesser (MMAD) von weniger als 5 μm erzeugt, in die Lunge verabreicht
werden. Während
der genaue Prozentsatz des die Lunge tatsächlich erreichenden Aerosols
je nach Art des verwendeten Düsen-
oder Ultraschallzerstäubers
schwankt, erreichen etwa 10% der Dosis in dem Zerstäuber die
Lunge tatsächlich.
Newman, S. P., "Therapeutic
Aerosols, in Aerosols in the Lung," Clinical and Experimental Aspects,
S. W. Clarke und D. Pavia, Hrsg., Butterworths: London (1984) S.
197–224.
Ein Patient wird daher mit einer Zerstäuberdosis behandelt werden
müssen,
die zehnmal so groß ist
wie das für
eine wirksame Erhöhung
der M
2-Rezeptorwirksamkeit tatsächlich benötigte Medikament. Berechnung
der Akutdosis am unteren Ende bei einem Patienten
Ziel: | 0,1–0,2 mg/kg
erreichen die Lunge tatsächlich |
Verabreichen: | etwa
1,0–2,0
mg/kg inhaliert durch Zerstäuber |
Berechnung
der mittleren Dosis für
einen Patienten
Ziel: | 0,5
mg/kg erreichen die Lunge tatsächlich |
Verabreichen: | etwa
5,0 mg/kg inhaliert durch Zerstäuber |
Berechnen
der Dosis am oberen Ende für
einen Patienten
Ziel: | 0,7
mg/kg erreichen die Lunge tatsächlich |
Verabreichen: | etwa
7,0 mg/kg inhaliert durch Zerstäuber |
-
Aufgrund
der obigen Berechnungen kann O-desulfatiertes Heparin in niedrigeren
oder höheren
Anteilen durch Erhöhen
oder Verringern der Dosis verabreicht werden. Außerdem kann die Dosis für einzelne
Patienten der jeweiligen Person entsprechend modifiziert werden.
Ferner kann die Dosis mit fortschreitender Behandlung entsprechend
den bei einer spezifischen Dosis festgestellten therapeutischen
Wirkungen verän dert werden.
Ferner kann sich Heparin in der Lunge bis zu einem Plateau ansammeln.
Ungefähr
10% des verabreichten Heparins bleiben durch heparinbindende Proteine
(z. B. Kollagen und Fibronektin) an die Matrix der Lunge gebunden.
Eine Dosisstrategie kann also mit einer Dosis am unteren Ende beginnen
und auf die Ansammlung von Heparin in der Lunge im Verlauf der Zeit
abzielen, vor allem zur langfristigen Prävention.
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Die
genaue Menge solcher erforderlicher Verbindungen wird von Patient
zu Patient verschieden sein, abhängig
von Spezies, Alter und allgemeinem Zustand des Patienten, der Schwere
der behandelten Krankheit, der speziell verwendeten Verbindung,
ihrer Verabreichungsart und dergleichen. Es ist also nicht möglich, eine genaue,
die Wirksamkeit fördernde
Menge im Voraus anzugeben. Ein Fachmann kann jedoch angesichts der hierin
dargelegten Lehre eine geeignete Menge nur durch routinemäßiges Experimentieren
ermitteln.
-
BEISPIEL V
-
Einfluss von
O-desulfatiertem Heparin auf die Blutgerinnung
-
Das
gerinnungshemmende Potenzial des O-desulfatierten Heparins aus Beispiel
I wurde untersucht, indem sein Einfluss auf die aktivierte partielle
Thromboplastinzeit (APPT) in vitro ermittelt wurde. Der Test wurde
auf die übliche
Weise durchgeführt,
wie sie zur klinischen Überwachung
der gerinnungshemmenden Wirkung von Heparin bei Patienten verwendet
wird. Bei dem Test wurden 0,1 und 1,0 mg/ml Heparin oder O-desulfatiertes Heparin
gemäß Beispiel
I verwendet, mit dem menschliches Testserum in vitro versetzt wurde.
-
-
Das
O-desulfatierte Heparin aus Beispiel I wurde außerdem untersucht, um festzustellen,
ob Plasmaverdünnungen
von 0,1 mg/ml Heparin oder gemäß Beispiel
I desulfatiertem Heparin den Faktor Xa hemmen konnten, wobei sich
die Testzeit bei einer Untersuchung der Xa-Wirksamkeit unter Verwendung
von Plasma, das mit Gift der Russell-Viper behandelt wurde, verlängerte.
-
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Im
Gegensatz zu Heparin zeigte das gemäß Beispiel I desulfatierte
Heparin wenig Fähigkeit,
APTT zu verlängern,
und wenig Wirksamkeit gegen Faktor Xa. Das O-desulfatierte Heparin
zeigte also eine wesentlich geringere gerinnungshemmende Wirksamkeit
als nichtdesulfatiertes Heparin.
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BEISPIEL VI
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Kultur von
glatter Muskulatur der Luftwege
-
Normale
erwachsene männliche
Sprague-Dawley-Ratten wurden mit einer Überdosis Pentobarbital geopfert.
Es wurde ihnen die Luftröhre
entnommen, und die hintere Membran wurde isoliert. Die hintere Membran,
die glatte Luftröhrenmuskulatur
enthält,
wurde zerkleinert, dann zweimal für 30 min bei 37°C in Hanks' Balanced Salt Solution
aufgeschlossen, die 0,2% Kollagenase Typ IV und 0,05% Elastase Typ
IV (Sigma Chemical Co., St. Louis, MO) enthielt. Die Zellen wurden
dann in Dulbecco's
Modified Eagle's
Medium (DMEM) mit 10% fetalem Rinderserum (FBS) gewaschen und in
diesem Medium in Kunststoffkolben mit einer Fläche von 25 cm2 mit
2 × 105 Zellen/Kolben eingesät. Die Zellkulturen der glatten
Muskulatur zeigen das typische "berg-und-tal-artige" morphologische Aussehen,
wenn sie mit dem Phasenkontrastmikroskop untersucht und für eine α-Wirkung der glatten
Muskulatur speziell angefärbt
wurden. Zur Immunfärbung
wurden die Zellen über
Nacht auf Objektträger
aus Glas ausgestrichen (3 × 104 Zellen/Objektträger), mit phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS,
ohne Calcium und Magnesium) gewaschen und zweimal jeweils 10 min
mit eiskaltem Aceton fixiert. Die Immunfärbung wurde mit einem polyklonalen
Antikörper
gegen α-Wirkung
glatter Muskulatur des Menschen durchgeführt und mit einem Avidin-Biotin-Immunperoxidase-Färbesatz sichtbar gemacht (Sigma,
Produkt Nr. IMMH-2).
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BEISPIEL VII
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Einfluss von
Serum auf die Proliferation glatter Muskelzellen der Luftwege
-
Die
Zellen wurden in 24 Mikrotiterplatten in einer Dichte von 1,5 × 104 Zellen pro Mulde mit DMEM, das verschiedene
Konzentrationen von FBS enthielt (0,25%, 2,5%, 5,0% und 10%), ausgestrichen.
24 Stunden später
wurde damit begonnen, in Abständen
von 24 Stunden Zellzählungen
durchzuführen.
Die Mulden wurden zweimal mit PBS gewaschen, dann wurden die Zellen
durch 10-minütigen
Kontakt mit Saponin (0,5 mg/ml in PBS) durchlässig gemacht. Nach dem Waschen
mit PBS wurden die Zellen dann 5 Minuten mit Methanol fixiert, dann
5 Minuten mit Geimsa-modifizierter Wright's Farbe (Sigma) angefärbt und
wieder mit PBS gewaschen. Die Zellzahlen jeder Mulde erhielt man
aus einem Durchschnitt der Zählungen
von 10 zufällig
ausgewählten
Feldern, die mit einem Okulargitter von 1 mm3 mit
40facher Vergrößerung durchgeführt wurden.
In Tabelle III sind die erhaltenen Daten aufgeführt.
-
-
In 6 sind
die in Tabelle III aufgeführten
Ergebnisse graphisch dargestellt, und es wird gezeigt, dass FBS
die Proliferation glatter Muskelzellen der Luftwege dosisabhängig stimuliert.
-
BEISPIEL VIII
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Einfluss von
Heparin und O-desulfatiertem Heparin auf die Proliferation glatter
Muskelzellen der Luftwege
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Glatte
Muskelzellen der Luftwege wurden wie oben beschrieben gezüchtet mit
10% FBS in Gegenwart verschiedener Konzentrationen von Heparin oder
O-desulfatiertem Heparin aus Schweinedarmschleimhaut (0, 2, 20 oder
200 μg/ml),
die unmittelbar nach dem Ausstreichen der Zellen dem Medium zugegeben
wurden. Zellzählungen
wurden nach 62 Stunden durchgeführt.
Die Daten sind in der folgenden Tabelle IV aufgeführt.
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In 7 sind
die Daten von Tabelle IV graphisch dargestellt, und es wird gezeigt,
dass Heparin und O-desulfatiertes
Heparin die Proliferation glatter Muskelzellen der Luftwege dosisabhängig gleichermaßen hemmen
konnten. Die höchste
Dosis von jedem Heparin (200 μg/ml)
hemmte das Zellwachstum um ungefähr 50%.
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BEISPIEL IX
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Einfluss von
Heparin und O-desulfatiertem Heparin auf komplementvermittelte Auflösung roter
Blutkörperchen
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Die
komplementvermittelte Hämolyse
roter Blutkörperchen
wurde untersucht durch Modifikation eines bereits beschriebenen Verfahrens
(Friedrichs et al. (1994) Circ. Res. 75: 701–710). Menschliches Blut wurde entnommen
und mit 2000 × g
10 Minuten bei Raumtemperatur zentrifugiert. Die Plasmaschicht wurde
entsorgt, und die roten Blutkörperchen
wurden dreimal mit PBS gewaschen. Eine Lösung von 10% Erythrozyten wurde in
Analysepuffer (PBS mit 0,25% Rinderserumalbumin, pH 7,4) hergestellt.
Die Untersuchung zum Nachweis der Hämolyse wurde durchgeführt durch
Messen der Extinktion der Testlösung
bei 540 nm, dem Hauptpeak für
Hämoglobin.
Kaninchen-Vollblutplasma
(500 μl)
und PBS (500 μl)
oder die untersuchten Heparine (500 μl in PBS, 1 mg/ml Endkonzentration)
wurden in silikonisierten Röhrchen
gemischt. Es wurden rote Blutkörperchen
vom Menschen (0,5% Endkonzentration) zugegeben, und die Röhrchen wurden
in einem Wasserbad mit Schüttler
bei 37°C
30 Minuten inkubiert. Die Röhrchen
wurden mit 1000 × g
10 Minuten zentrifugiert, und die Extinktion des Überstands
wurde unverzüglich
bei 540 nm abgelesen und mit einer Blindprobe, die Plasma und PBS
allein enthielt, verglichen. Der Prozentsatz der Hämolyse wurde
durch den Anteil von A540 für heparinbehandelte
und unbehandelte Kontrollröhrchen
ermittelt. Die Ergebnisse wurden ausgedrückt als Prozentsatz der Hemmung
(100 Hämolyse).
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Heparin
war ein wirksamer Inhibitor einer komplementvermittelten Hämolyse roter
Blutkörperchen
(71 ± 4%
Hemmung bei 1 mg/ml (n = 3)). O-desulfatiertes Heparin war ebenfalls
ein starker Inhibitor einer komplementvermittelten Auflösung roter
Blutkörperchen
in diesem System und hemmte die Hämolyse mit 73 ± 2% (n =
3). Diese Ergebnisse bestätigen,
dass die Hemmung des Komplements durch Heparin nicht abhängig ist
von der Antithrombin-III-Bindung oder anderen gerinnungshemmenden
Funktionen. Diese Ergebnisse zeigen außerdem, dass O-desulfatiertes Heparin
eine gleichwertige Wirksamkeit hat wie Heparin bei der Hemmung einer
komplementvermittelten Hämolyse
roter Blutkörperchen.
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Wenngleich
das vorliegende Verfahren anhand spezieller Einzelheiten bestimmter
Ausführungsformen
desselben beschrieben wurde, sollen diese Einzelheiten nicht als
Einschränkungen
des Umfangs der Erfindung verstanden werden, abgesehen vom Umfang,
in dem sie in den beigefügten
Ansprüchen
enthalten sind.