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Verfahren zum Nutzbarmachen der beim Entfleischen von frischen faserhaltigen
Blattpflanzen entfallenden feuchten Abfälle Bei der Entfleischung von faserhaltigen
Blattpflanzen, z. B. Sisalblättern, verarbeitet eine einzige große Entfleischungsmaschine
täglich ioo bis Zoo t Blätter, wobei aus ioo kg Sisalblättern i2 kg nasse Fasern
gewonnen werden und 88 kg Abfall entstehen, der triefend naß vom Saft der Blätter
die Maschine verläßt. Bei der Verwendung mehrerer Entfleischungsmaschinen, wie dies
auf manchen Pflanzungen der Fall ist, vermehren sich die Abfallmengen entsprechend.
Bisher hatte man diese Abfälle auf unbenutzte Geländeteile gefahren oder in Bodenvertiefungen
gestürzt, wo man sie verfaulen ließ. Auf Pflanzungen, die viel Wasser zur Verfügung
haben, werden die Abfälle auch durch Wasser fortgespült und in Flußläufe geleitet.
Diese Verfahren der Abfallbeseitigung haben aber den Nachteil, daß durch den verfaulenden,
übelriechenden Abfall die Gegend und die Flußläufe verpestet wurden, wodurch sich
Seuchenherde bildeten. Für das Abtransportieren der Abfälle einer einzigen Entfleischungsmaschine
wurden durchschnittlich auf der Pflanzung etwa i¢ Mann gebraucht.
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Als Antriebskraft für die Maschinen einer Pflanzung gebraucht man
je nach Leistung der Entfleischungsmaschine i2o bis i8o PS. Da man nun bei in den
Tropen liegenden Pflanzungen damit rechnen muß, daß sie sich ziemlich isoliert in
der Wildnis befinden, so mußte die Antriebskraft durch eine eigene Kraftanlage beschafft
werden. Dazu hat man in früheren Jahren fast ausschließlich Lokomobilen benutzt,
die mit Holz beheizt wurden. Das Holz ist an und für sich in den Tropen billig,
teuer wird es für die Pflanzung aber dadurch, daß es weit ab von der Pflanzung geschlagen
und zur Maschine herangeführt werden muß. Dazu wird eine große Anzahl von Arbeitskräften
benötigt, die ständig mit der Holzbeschaffung beschäftigt sind. Um die Krafterzeugung
zu verbilligen, sind einige Pflanzungen von der Lokomobile zum Dieselmotor übergegangen.
Obwohl sich die Verwendung von C51 als Brennstoff billiger erwiesen hat als Holzfeuerung,
so sind doch die Kosten für die Beschaffung des Öles ebenfalls sehr erheblich, da
der Brennstoff auch besonders zur Pflanzung gefördert werden muß. Man könnte natürlich
den Abfall an der Sonne trocknen und ihn dann verfeuern. Das Ausbreiten und das
Wiedereinsammeln der sehr großen Abfallmengen würde aber so viel Arbeitskräfte benötigen,
daß man gegenüber dem alten Verfahren der Holzverfeuerung praktisch keinen Vorteil
hätte.
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Die vorgenannten Nachteile sollen durch die Erfindung beseitigt werden,
die darin besteht, daß die aus der Entfleischungsmaschine kommenden frischen grünen
Abfälle durch Auspressen auf einen die unmittelbare Verfeuerung gestattenden Feuchtigkeitsgehalt
gebracht werden. Die ausgepreßten Abfälle lassen sich, wie dies angestellte Versuche
ergeben haben, ohne weitere Trocknung zur Beheizung
von auf der
Pflanzung befindlichen Dampferzeugern für Antriebsmaschinen, z. B. Lokomobilen,
oder zur Beheizung von Trockenanlagen für die aus den Blättern ge-,vonnenen Fasern
verwenden.
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Das Verfahren bietet den Vorteil, daß einerseits die Kosten zur Beseitigung
des Abfalls gespart, anderseits dieser in seiner Gesamtheit nutzbringend verwendet
werden kann. Es wird so viel Brennstoff gewonnen, daß keine weiteren Brennstoffe,
wie Holz, zur Beheizung des Dampferzeugers mehr benötigt werden. Da der ausgepreßte
Abfall einen Heizwert von etwa 2ooo WE hat; so eignet er sich ohne weiteres zur
Beheizung von auf der Pflanzung befindlichen Dampferzeugern für die Antriebsmaschinen
(Lokomobile). Da ferner der zur Beheizung des Dampferzeugers dienende Stoff kostenlos
zur Verfügung steht, so tritt eine wesentliche Verbilligung des Betriebes der Pflanzung
ein, wodurch sowohl bereits bestehende als auch neu anzulegende Pflanzungen erst
auf eine vorteilhafte wirtschaftliche Grundlage gestellt werden können.
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Als Quetschvorrichtung zum Auspressen des Abfalls kann z. B. ein einziges
Walzenpaar vorgesehen werden, durch das der Abfall je nach Bedarf ein oder mehrere
Male hindurchgeführt wird. Es können aber auch zwei oder mehrere Walzenaggregate
verwendet werden, durch die das Gut nacheinander hindurchgeführt wird. Dabei können
die Walzenaggregate hintereinander, schräg zueinander oder untereinander angeordnet
sein. Auch kann die Quetschwirkung der Walzenaggregate in Richtung der Gutzuführung
allmählich gesteigert werden.
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Zur Ausübung des Verfahrens kann ein Quetschwalzwerk benutzt werden,
ähnlich dem, wie es zum Auspressen von Zuckerrohr dient, bei dem mehrere geriffelte
Walzenpaare hintereinandergeschaltet sind, die das auszupressende Gut nacheinander
durchläuft. Die Walzen laufen zweckmäßig mit einer zwei- bis dreimal so großen Geschwindigkeit
als die bei Zuckerrohrwalzwerken üblichen. Das ganze Walzwerk kann von leichter-Bauart
sein.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, ausgelaugte Gerberlohe auf einen
festen, schnell trocknenden Brennstoff zu verarbeiten. Die gelaugte nasse Gerberlohe
will man abtropfen lassen und dann durch Pressen oder Walzen möglichst von dem Rest
des mechanisch anhaftenden Wassers befreien. Es hat sich aber gezeigt, daß der auf
diesem Wege erzielte Brennstoff infolge seines noch vorhandenen hohen Wassergehaltes
nur einen sehr geringen Heizwert besitzt; dennes ist in wirtschaftlicher Weise nicht
möglich; das Wasser, welches die Lohe durch das Lagern im Wasser aufgesaugt hat,
durch Pressen zu entfernen. Wollte man dieses Wasser auch nur zum größeren Teil
durch Trocknen an der Luft entfernen, so müßten die Kuchen monatelang lagern. Bei
zu weitgehender Trocknung würden die Kuchen sogar ihren Zusammenhang verlieren und
auseinanderfallen.
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Es ist ferner vorgeschlagen worden, faserhaltige Stoffe, wie Torf,
Zellstoff o. dgl., zu entwässern. Auch bei diesen Stoffen läßt sich bisher durch
Auspressen allein der Feuchtigkeitsgehalt nicht so verringern, daß die Stoffe nach
dem Auspressen unmittelbar verfeuert werden können; vielmehr müssen auch die Torfkuchen
noch besonders getrocknet werden.
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Die vorgenannten Verfahren betreffen die Behandlung von toten Stoffen,
das Verfahren gemäß der Erfindung dagegen die Behandlung von frischen Pflanzen mit
lebenden Zellen. Nachdem .es nicht möglich war, aus solchen toten Stoffen, die doch
keine lebenden, mit Feuchtigkeit gefüllten Zellen mehr haben, lediglich durch Auspressen
einen Brennstoff zu erhalten, der ohne Nachtrocknung in wirtschaftlicher Weise unmittelbar
verfeuert werden kann, erschien es ausgeschlössen, dies bei frischen Pflanzen mit
lebenden Zellen zu erreichen. Auf Grund eingehender Untersuchungen und Versuche
ist es jedoch- überraschenderweise gelungen, durch Auspressen solcher Pflanzen bzw.
Abfälle das Ziel in durchaus wirtschaftlicher Weise zu erreichen. Besonders hat
das Auspressen von feuchten; beim Entfleischen von frischen faserhaltigen Pflanzenteilen
sich ergebenden Abfällen zu überraschenden Erfolgen geführt, die für die betreffenden
Pflanzengen bedeutende gewerbliche Vorteile bringen. Es ist erkannt worden, daß
gerade bei diesen Abfällen die Entziehung der Feuchtigkeit durch Auspressen dadurch
begünstigt wird, daß beim Entfleischen, d. h: Abschlagen bzw. Abschaben des Fleisches,
die die Feuchtigkeit einschließenden Zellenwände zum großen Teil zerstört werden.
Infolgedessen fließt der Saft in ähnlicher Weise leicht ab wie beim Auspressen von
Zuckerrohr, bei dem die den Zuckersaft einschließenden Zellen zerquetscht und zertrümmert
worden sind.
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Das Verfahren -gemäß der Erfindung ist für die Sisalindustrie noch
in folgender Hinsicht von großer Bedeutung.
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Man bewirkt bisher die Trocknung der aus den Blättern gewonnenen Fasern
auf Trokkenplätzen durch die Sonne. Die Fasern verlassen in nassem Zustände die
Entfleischungsmaschine, und etwa 1a kg nasser Faser entsprechen q. kg getrockneter
Faser. Da eine Entfleischungsmaschine aber eine Leistung
von q.
bis 8 t trockener Faser pro Tag hat, muß man natürlich sehr große Trockenplätze
haben, die mit Gestellen versehen wurden, in denen die zu trocknenden Fasern ausgebreitet
wurden. Die Instandhaltung dieser Trockengestelle bedeutet für die Sisalpflanzung
eine ständige Quelle von Ausgaben. Ebenso ist auch das Fördern der nassen Fasern
von der Maschine zu den Trockengestellen und später das Einsammeln der getrockneten
Fasern mit erheblichen Unkosten verknüpft, da dafür viele Leute erforderlich sind.
Die getrockneten Fasern werden dann durch Bürstmaschinen geglättet, wobei beim Auskämmen
der durch den Trockenwind verwirrten Faser Verluste entstehen. Ein weiterer Nachteil
des Trocknens der Fasern auf Trockenplätzen ist der, daß die Sonne auf die Fasern
keine, wie man annehmen sollte, bleichende Wirkung ausübt, sondern daß die Fasern
infolge der Sonnenbestrahlung eine gelbliche Farbe bekommen, was natürlich unerwünscht
ist, da dadurch der Verkaufswert der Faser herabgesetzt wird. Um diese Nachteile
zu vermeiden, benutzt man auf vielen Pflanzungen Trockenvorrichtungen, in denen
die von der Maschine kommenden Fasern vermittels heißer, in Dampfkaloriferen erzeugter
Luft getrocknet werden. Diese Art der Trocknung hat den Vorzug, daß die die Maschine
verlassenden geglätteten Fasern in dieser Form durch den Trockner hindurchgeführt
werden, wobei sie ihre weiße Farbe behalten. Dies wirkt sich günstig auf den Verkaufspreis
der Fasern aus. Dieses Verfahren hätte sich schon längst allgemein auf den Pflanzungen
eingebürgert, wenn nicht die Schwierigkeiten und die Unkosten für die Beschaffung
des Brennstoffs gewesen wären, um die erforderliche Trockenluft zu erzeugen. Das
Verfahren gemäß der Erfindung erlaubt, ohne besondere Brennstoffkosten eine künstliche
Trocknung der Fasern vorzunehmen, da nunmehr die Pflanzung den benötigten Brennstoff
liefert.
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Auf Grund des neuen Verfahrens ist es nun auch möglich geworden, ,
aus dem aus dem Abfall in großen Mengen ausgepreßten Saft Spiritus herzustellen,
mit dem dann auf der Pflanzung befindliche Automobile, Traktoren o. dgl. betrieben
werden können. Die Verarbeitung des Pflanzensaftes auf Spiritus scheiterte bisher
an den großen Kosten für den Brennstoff, denn man muß bekanntlich sehr große Wärmemengen
zur Verfügung haben, um die Vergärung und Destillation des Saftes vorzunehmen. Auf
Grund von Laboratoriumsversuchen kann man etwa ebensoviel Spiritus aus den Abfällen
erzeugen, als man trockene Faser aus den Blättern gewinnt.