-
Verfahren zur Trocknung von für landwirtschaftliche oder ähnliche
Zwecke verwertbarem Schlamm Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Trocknung von
für landwirtschaftliche oder ähnliche Zwecke verwertbarem Schlamm, z. B. aus häuslichen
Abwässern absitzendem Schlamm, Klärschlamm, Schlick, Planktonschlamm usw., sowie
mancher an organischen Stoffen reichen industriellen Schlämme. Der Schlamm soll
durch die Trocknung in eine Form übergeführt werden, in der er sich z. B. mit Hilfe
von besonderen Maschinen streuen läßt, so daß er ohne weiteres für landwirtschaftliche
oder gärtnerische Zwecke, z. B. zur Bodenverbesserung oder Düngung, Verwendung finden
kann.
-
Diese Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, daß man den
Schlamm unter beständiger Bewegung in dünner Schicht ausbreitet und unter kontinuierlichem
Durchgang durch eine Rieseltrociknungsvorrichtung, z. B. eine Rieseltrommel mit
kreuzförmigen Rieseleinbauten, mit erwärmten Gasen oder überhitztem Dampf behandelt.
Der in der Trommel abrieselnde Schlamm bildet dünne, schleierartige Schichten, durch
welche man das Trocknungsmittel an zahlreichen Stellen hindurchtreten läßt, worauf
für sofortige Entfernung des mit Feuchtigkeit beladenen Trocknungsmittels Sorge
getragen wird. Dabei ist es wichtig, daß der so charakterisierte Trocknungsvorgang
in an sich bekannter Weise unter Vermeidung einer Erhitzung des Schlammes auf solche
Temperaturen, welche die llumusbildenden Bakterien schädigen, durchgeführt wird.
Verschiedene der im Rahmen dieses Verfahrens angewandten Maßnahmen sind für sich
bereits bei früheren Versuchen, Schlamm zu trocknen, in Vorschlag gebracht worden.
Dagegen ist ihre Zusammenfassung in 'dem vorliegenden Verfahren neu und. insofern
mit einem erheblichen Fortschritt verbunden, als es gelingt, die Trocknung beträchtlicher
Schlammassen anstatt in einer vielstündigen Behandlung in einem Bruchteil der bisher
benötigten - Zeit, nämlich .etwa in 1; s bis 1/1o des früheren Zeitaufwandes durchzuführen
oder aber mit einer entsprechend kleineren Apparatur erheblich größere Schlammassen
mit geringem Wärmeaufwand in kürzerer Zeit zu trocknen, als es früher möglich war.
Dabei werden streufähige Produkte von gering em N Vassergehalt erzielt, die versandfähig
sind und deren Düngewirkung gegenüber dem nassen Faulschlamm in keiner Weise vermindert
ist.
-
Man hat bereits vorgeschlagen, Fä:kalienschlamm in einer rotierenden
Trockentrommel zu trocknen, deren Innenwandung mit Messern zur Zerkleinerung des
Schlammes versehen ist. Hierbei wird der Schlamm aber nicht in dünnen, schleierartigen
Schichten ausgebreitet, die beständig von dem Trocknungsmittel durchzogen werden,
sondern er bleibt in verhältnismäßig großer Masse der Einwirkung der hocherhitzten,
z. B. etwa 700e C besitzenden Trommelwandung unterworfen,
so daß
schädigende Einflüsse auf den Bakteriengehalt der mit der Trommelwandung in Berührung
kommenden Schichten der Schlammasse nicht zu vermeiden sind.
-
Nach einem andern Verfahren soll zwar der Schlamm nur auf etwa 6o
bis 70° C erhitzt werden. Dieses Verfahren muß aber, da auch hier eine Bewegung
des Schlammes unter Ausbreitung desselben in dünnen Schichten und ein Hindurchtrete!n:
des Trocknungsmittels durch diese Schichten nicht vorgesehen ist, während sehr langer
Zeit, etwa 12 bis 4,8 Stunden, durchgeführt werden. Dies Verfahren hat schon inlfolge
'seines großen Wärmeverbrauchs und der für die Verarbeitung großer Schlammassen
erforderlichen umfangreichen Apparatur keine praktische Bedeutung. Man hat weiter
auch schon vorgeschlagen, den Schlamm in dünner Schicht sowie unter Anwendung niedrigen
Druckes zu entwässern. Bei diesem Verfahren wurde der Schlamm aber nicht in Bewegung
gehalten. Auch hat man dabei keinen Wert auf die Einhaltung solcher Eigentemperaturen
des Schlammes gelegt, bei denen die humusbildenden Bakterien nicht geschädigt werden.
-
Erst der Vorschlag des Erfinders, die Temperaturbehandlung in einer
Rieseltrocknungsvorrichtung vorzunehmen, in welcher der ständig in Bewegung begriffene,
abrieselnde Schlamm in dünnen, schleierartigen Schichten ausgebreitet wird, die
ständig von dem Trocknungsmittel durchzogen werden; wobei .für sofortige Entfernung
des durch die Schichten hindurchgetretenen, mit Feuchtigkeit beladenen Trocknungsmittels
Sorge getragen wird und gleichzeitig Eigentemperaturen des Schlammes, welche die
humusbildenden Bakterien schädigen, vermieden werden, bringt die Möglichkeit mit
sich, den Trocknungsprozeß unter Bewältigung großer Schlammmassen in einer gegenüber
dein bisherigen Vorschlägen außerordentlich kleinen Apparatur in sehr kurzer Zeit
durchzuführen und dabei ein Produkt zu erzielen, das alle Eigenschaften eines guten,
streufähigen Düngers besitzt.
-
Die für das Verfahren benutzten Rieseltrommeln können z. B. nach Art
der bekannten, z. B. zum Trocknen von Rübenschnitzeln u. dgl. gebrauchten Trommeln
eingerichtet sein. Außer den bekannten Kieseleinbauten können noch besondere Organe
zum Zerkleinern des Schlammes vorgesehen sein, so daß der Schlamm, der an der Einwurfseite
der Trommel z. B. in fester Form aufgegeben wird, die Trommel unter fortwährender
Zerkleinerung und unter fortwährendem Umrieseln durchwandert. Bei denn Abrieseln
der immer kleiner werdenden Schlammteile kommt jedes Teilchen immer wieder mit neuer
Luft in Berührung, so daß man schließlich ein streufähiges Endprodukt von einem
Wassergehalt von 5 bis t o o;`o erhält. Die einzuhaltenden Eigentemperaturen des
Schlammes richten sich nach der besonderen Art desselben. Bei der Behandlung von
Emscher Faulschlamm empfiehlt es sich, z. B. die Eigentemperatur des Schlammes nicht
lange Zeit hindurch auf über etwa 5o bis 6o° C zu steigern.
-
Falls mit verhältnismäßig hochtemperierten Tro.cknungsmitteln, z.
B. mit Luft oder überhitztem Dampf von r3o bis 16o" C, gearbeitet wird, ist dafür
Sorge zu tragen, daß, der überhitzte Dampf in möglichst feiner Verteilung durch
die dünnen Schichten des sich bewegenden Guts in so kurzer Zeit hindurchgeführt
wird, daß eine Erhitzung des Schlammes auf schädliche Temperaturen nicht eintritt.
Den mit Feuchtigkeit angereicherten Dampf kann man nach dem Verlassen des Trockenapparats
durch einen überhitzer leiben und dann von neuem in den Trockenapparat eintreten
lassen. Diese Arbeitsweise empfiehlt sich insbesondere bei einem weitgehend, z.
B. durch Gegenstrom- oder Gleichstrombehandlung vorgetrockneten Schlamm, um den
Feuchtigkeitsgehalt desselben in kürzester Zeit auf das gewünschte Minimalmaß, herunterzu-..etzen.
Ausführungsbeispiel Ein Faulschlamm der Emscher Genossenschaft, Essen, wurde in
einer kleinen Trockentrommel mit Rieseleinbau mit warmer Luft in der Weise getrocknet,
daß stündlich 72 kg Naßgut in die Trommel gegeben wurden. Die Eingangstemperatur
der von einem Lufterhitzer gelieferten trockenen Luft betrug etwa 8o° und die Ausgangstemperatur
3o°. Bei einem Endwassergehalt von etwa r o ojo erhält man ein streufähiges Produkt,
dessen Versandfähigkeit auch bei längerer Lagerung erhalten bleibt iuid dessen Düngewirkung
gegenüber dem nassen Faulsch'amm in keiner Weise vermindert war.
-
Für viele Zwecke hat es sich für die Durchführung des Trocknungsprozesses
als vor; teilhaft erwiesen, dem Schlamm vor oder während der Trocknungsbehandlung
feste, z. B. pulverförmige Stoffe, die selbst als Düngemittel wertvoll sind, insbesondere
aufgeschlossene Gesteine, wie Phosphor oder Kalkgesteine, oder neben diesen auch
Hornmehl Guano, zerkleinerten Seetang usw., zuzusetzen. Der Zusatz dieser Stoffe
befördert und beschleunigt in außerordentlich günstiger Weise den vorstehend beschriebenen
Trocknungsprozeß. Man hat bereits vorgeschlagen, wertvolle Düngestoffe, wie Kalk-
und P'hosphatgesteine, dem Schlamm zuzusetzen, um denselben
im
Wege eines Destillationsprozesses zu verarbeiten. Dagegen ist die hier beschriebene
Maßnahme neu, pulverförmige, feste Düngestoffe der erwähnten Art mit dem Schlamm
zu vermischen, um denselben in eine für die den Hauptgedanken der Erfindung bildende
Troeknungsbehandlung vorteilhafte Form überzuführen.