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Verfahren zur Herstellung eines bakterienreichen Bodenverbesserungsmittels
aus frischem Meeresschlick Die Verwendung des in der Hauptsache an den. Flußmündungen
anfallenden Seeschlicks zur Bodenverbesserung hat sich bisher in der Weise vollzogen,
daß man ihn nach der Gewinnung durch Baggern in besonderen Schlickfächern absitzen
ließ, um ihn so von dem seinen Transport verteuernden und fsir den Acker schädlichen
Salzwasser-soweit wie möglich zu befreien. Der zunächst im Wasser kolloidal gelöste
Schlick geht dabei in einen speckigen Zustand über, in dem man ihn spittreif nennt
und aus dem @er sich nicht wieder in die ursprüngliche kolloidale Form zurückführen
läßt. Im spittreifen Zustand ist er wegen seiner außerordentlich zähen Bindigkeit
sehr schwer zu behandeln. Beim Abstechen zum Verladen muß der Spaten vor jedem Stich
in Wasser getaucht werden. Der spittreife Schlick ist aber - in dieser Form auch
sehr schwer, wenn überhaupt auf dem Ackerboden in der richtigen Weise zu verteilen.
Aus diesem Grunde läßt man ihn überwintern, und zwar in so niedrigen Haufen, daß
er mit Sicherheit ganz durchfriert und dann im nächsten Frühjahr zerschlagen und
zerkrümelt auf den Acker gestreut werden kann. Ist nun diese Art der Verbringung
auf den Acker schon selbst sehr langwierig, kommt noch hinzu, daß die Ertragssteigerung
des-Ackers durch derartige Schlickgahen in der Regel erst nach zwei fahren einsetzt.
Der größte Nachteil bei dieser Behandlungsweise besteht aber darin, daß schon der
spittremfe Schlick in bio:logiischer Beziehung eine bedeutende Veränderung gegenüber
dem frisch gewonnenen Schlick zeigt. Neben dem für dien. Ackerboden günstigen Gehalt
an anorganischen Stoffen besteht in frischem Schlick auch ein reiches Bakterienleben.
Von den B:akterien geht aber beim Absitzen Infolge Luftmangels der allergrößte Teil
und damit dem Acker verloren.
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Durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung wird die Möglichkeit
gegeben, der Landwirtschaft, anstatt spittreifen oder erst aus solchem in andere
Formen übergeführten Schlick bakterienreichen Schlick in wirtschaftlicher Weise
zuzuführen und damit den bio@-lo@gischen Zustand des Bodens, dessen Bedeutung für
das Pflanzenwachstum heute immer mehr und mehr erkannt wird, stärker und schneller
zu beheben, als es bisher mÖglich war.
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Man hat -bereits versucht, den Schlick os mo-tisch oder unit Saugapparaten
oder durch Abpressen .des Wassers zu entwässern, erhielt damit jedoch wenig befriedigende
Ergebnisse. Es ist aber nichts darüber bekannt, ob diese Versuche überhaupt das
Ziel des Verfahrens der Erfindung im Auge hatten und nicht vielmehr nur das, auf
schnellerem und noch wirtschaftlich tragbarem Wege die lange Ablagerungszeit des
Schlicks in den üblichen Schlickfächern von mindestens 6 bis 7 Monaten zu
ersparen,
dabei aber doch wieder auf kern anderes Produkt abzuzielen als den sog. spittreifen
Schlick. Da die Versuche längere Zeit zurückliegen, .ist das letztere bei den damals
herrschenden Anschauungen das Wahrschelnl:ichere. Jedenfalls haben sich diese Versuche
nicht durchsetzen. können.
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Man hat wemtex vorgeschlagen, u. a. auch Schlick unter beständiger
Bewegung in dünner Schicht ausgebreitet und - unter kontinuierlichem Durchgang durch
eine Rieseltrocknungsvo,rrichtung, z. B. eine Rieseltrommel mit kreuzförmigen Rieseleinbauten,
mit erwärmten Gasen oder überhitztem Dampf zu behandeln und dadurch so zu trocknen,
daß er in eine streubare Form übergeführt wird. Zunächst ist hierfür die Voraussetzung,
daß der Schlick schon in mehr oder weniger fester Form aufgegeben wird, die man
bisher nur über die spittreife Farm gewinnen konnte. Nach diesem Vorschlage wird
also im Sinne der vorliegenden Erfindung schon minderwertiger Schlick aufgegeben,
dann weiterzerkleinert, bis er in dünner Rieselschcht von dem Heizgas durchstrichen
und weiter bis auf etwa 5 bis I o o/o Wassergehalt getrü ckneit ,,wird. Es hat ,also
im Sinne der Erfindung keine praktische Bedeutung mehr, wenn nach diesem Vorschlage
die Temperaturen so gewählt werden sollen, daß das humus.fördernde Baktezlenleben
nicht beeinträchtigt wird; denn was im spittrefen Schlick von solchem Leben schon
vernichtet war, bleibt verloren. Auf noch flüssigen Schlick läßt sich dieses Verfahren
aber nicht anwenden.
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Man hat ferner schon den Vorschlag gemacht, dichte entwässerte Schlämme
mit 70 bis 75% Wassergehalt mit porösen, große AbsoirptIonisfähigkeit besitzenden
Stoffen zu mischen, z. B. Industrieasche, Schlacke, Ton und anderen. Dieses Gemisch
wird dann aber noch so geschichtet, daß es ¢8 Stunden einer Gärung unterzagen wird.
Hier handelt es sich also um einen Ausgangsstoff, der als solcher noch nicht als
Düngemittel brauchbar ist, sondern erst eine innere Veränderung durch Vergärung
erfahren muß. Auch dieses. Verfahren läßt sich nicht auf frischer. Seeschlick anwenden;
denn das gesamte Seesalz des ursprünglichen Wassergebaltes würde darin verbleiben
und den Acker schädigen; außerdem wären aber die. Mengen an den genannten Zusatzstoffen
gar nicht zu beschaffen, die für den Seeschlickanfall benötigt würden. DemgAgenüber
handelt es sich bei Seeschlick um .einen Ausgangsstoff, der als solcher die optimale
Beschaffenheit für seine Verwendung zur Bodezverbesserung schon besitzt, sofern
er nur von überflüssigem, zur Erhaltung seines Bakterienlebens nicht nötigen Seewassergehalt,
d. h. einschließlich des in diesem vorhandenen Seesalzes, befreit ist und für dessen
Verwendung es nur darauf ankommt, ihn möglichst ohne jede Beeinträchtigung dieser
Beschaffenheit bis in dve Ackerkrume zu bekommen.
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Man hat schließlich vorgeschlagen, Seeschlick so. aufzubereiten, daß
die feinste Schlickmasse von der gröberen getrennt und der Gehalt an Seesalz auf
ein Minimum, z. B. '/1o, herabgesetzt wird. Solcher Schlick wird dann mit einem
Wassergehalt von 7 0 % in langen Rohrleitungen bis zu i oo km ins Land hineintransportiert
und auf kleineren Lagerplätzen bis auf 50 0!o Wassergehalt getrocknet und dann in
Fuhren wie bisher abgeholt. Auch dieser Vorschlag steht im Gegensatz zum Verfahren
der Erfindung. Es ist zunächst fraglich, @ob '/,o des Seewass:ersalzgehaltes
nicht schon gewissen Bakterien die bisherigen Lebensbedingungen nimmt. Jedenfalls
wird das Bakterienleben bei einem Transport in so langen Rohrleitungen und dann
auch beim Absitzen auf den Lagerplätzen, in denen der Schlick doch wieder in den
spittreifen Zustand gelangt, nach Ansicht des Erfinders teilweise abgebaut. Nach
diesem Vorschlag wird also ein Extrakt natürlichen Schlicks ohne. Rücksicht auf
Belüftung weiterbehandelt. Das so, erhaltene Erzeugnis kann höchstens einen Bereich
von ioo km Radius von den Gewinnungsplätzen aus erreichen.
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Demgegenüber besteht das -Verfahren der vorliegenden Erfindung darin,
den frischen Seeschlick zunächst nur von überflüssigem Seewasser zu befreien, d.
h. bis zur noch fließfähigen, breiigenBeschaffenheit zu ent<"ä-ssern und dann
durch einfache Zugabe von Sand oder anderen wenig saugfähigen Stoffen unmittelbar
in eine belüftungsfähige und ,gut vierteilbare Form zu überführen. Das Gemisch wird
gegebenenfalls noch bis auf einen Wassergehalt von etwa 25 bis q.oo/o getrocknet.
Die Menge des Sandes, die dem Schlick zugesetzt wird, richtet sich,, ganz abgesehen
von dem Wassergehalt des Schlickes, auch nach dem Zustand des Schlickes, ob er mehr
oder weniger bindig ist: Der Schlick ist an den verschiedenen Lagerstätten auch
verschieden in seiner Zusanunensetzung und verschieden in seinem physikalischen
Zustand. Speckiger, bindiger Schlick benötigt mehr Sand trotz geringen Wassergehaltes
als ein Schlick, der weniger bindig und speckig ist und größeren Wassergehalt besitzt.
Da aber andererseits ein größerer Sandzusatz sich auf schweren Böden vorteilhaft
auswirkt, so ist auch die Verwendung des Schlickes mitbestimmend für die Mengen
des zuzusetzenden Sandes. Es muß demnach der prozentuale Sandzusatz sowohl für jede
Schlicksorte durch Versuch bestimmt wie auch gegebenenfalls dem Verwendungszweck
angepaßt werden. Die am häufigsten vorkommenden Mittelwerte
dürften
zwischen io und 400/p des Fertigproduktes liegen.
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Die Vozentwäsiserung des frischen Seeschlickes kann z. B. durch kurzzeitiges
Abstehenlass:en oder durch Schleudern vorgenommen werden.
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An Stelle von Sand können auch Stoffe Verwendung finden, die nicht
als Sand an der Verarbeitungsstelle vorhanden sind, z. B. Gesteine an felsigen Küsten.
Diese Gesteine müssen vorher vermahlen werden. Gesteine, wie Granit, Basalt u. dgl.,
sind z. B. als Zusatzmittel zum Schlick geeignet. Im allgemeinen kommen alle kleinkörnigen
Stoffe in Frage, die wenig oder gar nicht saugfähig sind. Sie müssen nur ihrer Natur
nach dem Verwendungszweck angepaßt sein. So kann für bestimmte Bodensorten auch
Grieß von Thomasschlacken verwendet werden.
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Diese Behandlung des Schlickes erfolgt fast unmittelbar nach seiner
Gewinnung, so daß er keine Gelegenheit zum Absitzen erhält. Auch bei eventueller
Lagerung und beim Transport des Gemenges muß für Luftzutritt gesorgt werden, wenn
das Ziel des Verfahrens der Erfindung erreicht werden soll, den Schlick mit einem,optimalen
Bakterienzustand auf die Ackerkrume zu Uringen. Unter dieser Voraussetzung sind
seiner Verschickung keine Grenzen gesetzt. Das Gemenge anuß also z. B. in durchlöcherten
Gefäßen, wie Holzfässern, verpackt und verfrachtet werden oder so: niedrig geschichtet
bleiben, daß keine größeren Mengen von der Luft abgeschlossen werden.
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Das Erfinderische des vorliegenden Verfahrens liegt zunächst in der
Erkenntnis, :daß Seeschlick gerade in seinem Gewinnungszustand hinsichtlich biologischer
Aktivität :einen optimalen Zustand besitzt, und in der Stellung der Aufgabe, ihn
durch wirtschaftliche Maßnahmen unter möglichst vollkommener Beibehaltung dieses
Zustandes unmittelbar transportfähig zu machen und insbes@ondere in eine leicht
streufähige Form zu bringen. Daß dies durch eine so besonders einfache und billige
Maßnahme, wie 'das Zugeben von Sand zu breiförmigem Schlick gelingt, ist hierbei
besonders verdienstlich und ein überraschender Erfolg, an dem vermutlich die kolloidale
Beschaffenheit des Schlickes mitbeteiligt ist, deren Erhaltung auch noch für seine
belebende Wirkung im Acker von gro:-ßem Wert ist. Man erhält also nach dem Verfahren.
der vorliegenden Erfindung auf einfache Weise ein bakterienreiches, lockeres und
streufähiges, ,gut transportierbares Boden-. verbesserungsmittel, welches außerdem
auch einen hohen Gehalt an Kolloiden besitzt. Das hergestellte Mittel eignet sich
besonders zur Verbesserung der leichten Böden. Ausführungsbeispiel Beispielsweise
werden ioookg Schlick mit einem Wassergehalt von 8o% so weit entwässert, bis der
Schlick eine breiige, aber noch fließbare: Form angenommen hat. In diesem Zustand
beträgt der Wassergehalt 5o bis 6o% von der Trockensubstanz. Die Trockensubstanz
beträgt zoo kg, der Wassergehalt des breiigen. Schlickes also ioo bis i 2o kg. Es
sind also 68o bis 70o kg Wasser entfernt worden. Die nunmehr 30o bis 3z0
kg
wiegende breiige Schlicknasse erhält einen Sandzusatz von i oo bis i 5o
kg feinen Sandes, so daß man 400 bis q.70 kg fertiges Produkt :erhält. Das Zusetzen
des Flußsandes kann auch vor der Filtrierung geschehen; es richtet sich ganz nach
dem Zustand, in dem der Schlick gewonnen wird. Der Flußsand kann zugleich als Filtermasse
dienen.
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Der dem Schlick beigemischte Sand hat besondere Aufgaben zu erfüllen.
Er hat zunächst für-die Weiterverarbeitung die Bindigkeit des Schlickes zu vermindern.
Die Verminderung der Bindigkeit hat weiter große Vorteile für das spätere Aufbringen
auf die Ackerböden. Der Sand macht den Schlick locker und luftdurchlässig und gibt
dadurch erst die Möglichkeit der Erhaltung der. biologischen Eigenschaften.
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Nach Einbringen des Sandes kann das Gemenge zum Zwecke weiterer Trocknung
geeigneten Trocknungsverrichtungen zugeführt werden; jedoch ist es zur Erhaltung
der 'biologischen Eigenschaften notwendig, daß der Feuchtigkeitsgehalt auf etwa
25 bis q.0% gehalten wird.
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Das Verfahren nach der Erfindung kann auch auf andere Schlammarten
angewendet werden, die, wie Seeschlick, biologisch besonders hochwertig sind und
unter möglichster Erhaltung dieser Hochwertigkeit his an ihre Verwendungsstelle
gebracht werden sollen.