-
Verfahren zur Herstellung eines Düngemittels aus älterem- Moostorf
(Schwarztorf) Bekanntlich ruhen in den Hochmoorlagerstätten zwei verschiedene Torfschichten
aufeinander, die sich ihrer Struktur und Farbe nach deutlich voneinander unterscheiden.
Die untere, häufig mächtigere Schicht besteht aus älterem Moostorf, sogenanntem
Schwarztorf; sie ist stark zersetzt, dunkel gefärbt und von kolloidaler Beschaffenheit.
Die Pflanzenstruktur ist nur noch erkennbar, soweit Wollgrasbulten eingesprengt
sind, im übrigen ist sie verschwunden.
-
Der' darüberliegende jüngere Moostorf, sogenannter Weißtorf, steht
in geringerer Mächtigkeit an; er ist in seiner Farbe hellbraun und läßt die Struktur
des Sphagnummooses, das als Torfbildner der Hochmoore hauptsächlich in Frage kommt,
deutlich, fast wie in lebendem Zustand, erkennen. Nur dieser Torf wird heute zur
Bodenverbesserung benutzt, obwohl die ganze Masse eines Torflagers zum Abbau nicht
ausgenutzt werden kann, da eine Schicht von 50 cm Stärke nach dem Moorschutzgesetz
für die spätere Kultur des abgetorften Landes zurückgesetzt werden muB.
-
Der Abbau des Schwarztorfes dient gegenwärtig nur der Brenntorfgewinnung
und industriellen Zwecken. Es besteht ein volkswirtschaftliches Interesse daran,
ihm neue Verwendungsgebiete, besonders auf dem Gebiet der Bodenverbesserung und
Düngung, zu erschließen, zumal die Weißtorflager aus den geschilderten Gründen für
diesen Zweck. auf lange Sicht gesehen, nicht ausreichend sind. Durch den verstärkten
Abbau des Schwarztorfes wird auch die Gewinnung von Neuland für die sehr ertragreiche
Fehnkultur erleichtert und beschleunigt.
-
Es ist bisher nicht versucht worden, Schwarztorf zur- Bodenverbesserung
einzusetzen, da er in seinen Eigenschaften hinsichtlich der Verwendung zu diesem
Zweck hinter Weißtorf weit zurücksteht. Schwarztorf stellt eine dunkle, kolloidale
Masse dar, die im naturfeuchten Zustand sehr viel Wasser kolloidal- gebunden enthält
und beim
Trocknen zu einer dichten, schweren, harten Masse zusammenschrumpft.
Weißtorf dagegen enthält das Wasser in der Hauptsache kapillar und oberflächlich
gebunden; er verändert beim Trocknen seine Struktur nicht. Seine überragenden Wirkungen
hinsichtlich -der Bodenverbesserung beruhen vor allem auf seinen physikalischen
Eigenschaften.
-
Diese Eigenschaften fehlen dem Schwarztorf zunächst völlig. Er hat
jedoch gegenüber dem Weißtorf den Vorteil voraus, einen weit höheren Gehalt an sogenannten-
echten Humusstoffen (Huminsäuren) zu besitzen. In feuchtem Zustande kann Schwarztorf
nicht verwendet werden, da seine klebrige Beschaffenheit die Vermischung mit dem
Boden unmöglich macht. In trockenem Zustand und gemahlener Form würde er ebensowenig
brauchbar sein, da die dichten Humusteilchen nicht mehr quellbar und chemisch träge
sind. Es würde daher durch ihn weder eine physikalische Bodenverbesserung noch eine
Bereicherung des Bodens an sorptiven Bestandteilen erzielt werden.
-
Der Gedanke der vorliegenden Erfindung fußt darin, daß der Schwarztorf
bei einem mittleren Feuchtigkeitsgehalt noch genügend Ouellfäliigkeit besitzt, obwohl
er bereits den größten Teil seines Wasserballastes abgegeben hat. Daß der Schwarztorf
in diesem Zustand noch nicht für die Düngung eingesetzt worden ist, liegt wohl daran,
daß man ihn nicht für mahlbar hielt. Versuche haben jedoch gezeigt, daß Schwarztorfsoden,
die an der Luft halb getrocknet sind und noch einen Wassergehalt von nicht höher
als 65'1, besitzen, sich leicht mahlen lassen. Durch den Mahlvorgang bei diesem
Wassergehalt wird die kolloidale 'lasse aufgerissen und in eine flockige, poröse
Form mit hohem Volumen und großer Oberfläche gebracht. Dadurch wird der Schwarztorf
in seiner Struktur dem Weißßtorf ähnlich, ohne ihn natÜrlich in seinen physikalischen
Eigenschaften erreichen zu können. Seine chemischen Wirkungen sind jedoch denen
des Weißtorfs überlegen. Sie beruhen auf dem Gehalt an echten Humusstoffen und der
hohen Sorptionskraft, die besonders für Sandböden von Vorteil sind. Durch die Mahlung
in halbtrockener Form wird ein leichtes Mahlgut erzielt, das :ich bequem streuen
und gut mit dem Boden vermischen läßt, Vorteile, die weder durch Verwendung von
Schwarztorf natürlicher heuchtigkeit noch durch Anwendung trocken gemahlenen Schwarztorfs
zu erreichen wären. . Die vorliegende Erfindung bezweckt demnach, den Schwarztorf
für die Zwecke der Düngung und Bodenverbesserung dadurch brauchbar zu machen, daß
er in halbtrockener Form gemahlen und so in eine physikalisch günstige Struktur
gebracht wird, ohne die Ouellbarkeit zu verlieren. Die Latitüde, innerhalb der die
Mahlung vor :ich gehen muß, liegt zwischen 5o und 651/". Unterhalb 5o111, verliert
der Torf allmählich seine Ouellbarkeit, über 65 °(, hört die 11ah1-fähigkeit auf.
da das 1Tahlgut schmierig wird.
-
Der Gedanke der Erfindung erstreckt sich naturgeinä ß auch auf Niedermoorschwarztorf.
Zwar wurde diese Torfart schon bisher gelegentlich zum Düngen benutzt, aber stets
in naturfeuchter oder einer. dieser nahekommenden Form. Es ist wenig wirtschaftlich,
N iedermoorschwarztorf mit 8o'/" Wässer und darüber zur Düngung einzusetzen, da
große Wassermassen befördert werden müssen und die Verteilbarkeit des Düngetorfes
gänzlich ungenügend ist. Es bedeutet daher einen Fortschritt, auch diesen Torf nach
dein Gedanken der Erfindung vorher auf einen mittleren Feuchtigkeitsgehalt zu bringen,
ihn dann- zu mahlen und so für Düngezwecke nutzbar zu machen. -Die Neuheit der Erfindung
beruht nicht auf der Gewinnung von Schwarztorf mit einem mittleren Feuchtigkeitsgehalt
an sich: denn bei jedem Trocknungsverfahren durchschreitet der Torf einmal die vorgeschlagene
mittlere Zone. 5o kann nach einem älteren Verfahren Torf auf 5:1.,:I°,", entwässert
werden, wenn er im gefrorenen Zustand abgepreßt wird. Für alle diese Verfahren ist
Jedoch kennzeichnend, daß die Trocknung bei diesem mittleren Feuchtigkeitsgrad nicht
steh.enbleibt, sondern in irgendeiner Form, z. B. durch Luft oder Heizgase, weitergeführt
wird. Nach dem Verfahren der vorliegenden Erfindung wird jedoch die Trocknung bei
einem mittleren Feuchtigkeitsgrad unterbrochen und das Trockengut sofort für Düngezwecke
vermahlen. Hierbei ist es gleichgültig, nach welchem Verfahren der Schwarztorf aus
der Lagerstätte gewonnen wird. In Kleinbetrieben ist noch der Handstich üblich,
während die industriellen Betriebe in der Hauptsache den sogenannten Maschinentorf
mittels Baggermaschinen herstellen. Außerhalb Deutschlands wird 'das Fräsverfahren
angewandt. und vereinzelt wird in Deutschland und im Ausland Seliwarztorf nach dem
Hydroverfahren gewonnen. Den ersten drei ''erfahren ist es gemeinsam, daß sie den
Schwarztorf in naturfeuchtem Zustande von der Lagerstätte lösen, während beim Hydroverfahren
sogar noch Wasser zugesetzt wird. Alsdann wird der Torf auf dein Trockenfeld der
Lufttrocknung ausgesetzt, wobei der mittlere Feuchtigkeitsgehalt erreicht werden
kann.
-
Das Verfahren der vorliegenden Erfindung, den Schwarztorf in halbtrockenem
Ztistand
durch Mahlung für die Düngung aufzubereiten, ist billig.
Es erspart den Entzug der letzten Wassermengen aus dem Torf, was bekanntlich am
schwierigsten ist und von besonders. günstigem Trocknungswetter abhängt. Damit wird
die Ausweitung der Erzeugung, die heute beim Weißtorf dem Bedarf bei weitem nicht
entsprechen kann, ermöglicht. Es bietet sich demnach durch die Erfindung ein Weg,
der Landwirtschaft und dem Gartenbau aus der Humusnot zu helfen und ihnen ein preiswertes
Düngemittel bzw. Bodenverbesserungsmittel zur Verfügung zu stellen; andererseits
wird der Abbau des Schwarztorfes aus den Torflagerstätten beschleunigt und dadurch
früher Neuland für die Urbarmachung ge-,vonnen. Die Anwendung des nach dem Verfahren
der Erfindung gewonnenen halb getrockneten Schwarztorfes in der Landwirtschaft und
im Gartenbau geschieht in für Humusdüngemittel bzw. Bodenverbesserungsmittel allgemein
üblicher Weise. Zur Verbesserung der Düngewirkung kann die nach dem Verfahren der
Erfindung erhaltene Humusmasse noch in beliebiger Weise mit bekannten N, P@O.5,
K=O u. dgl. enthaltenden Pflanzennährstoffen, mit Kalk, Ton, Schlacken, Aschen,
Hormonen, hormonartigen Stoffen, Spurenelementen oder sonstigen das Pflanzenwachstum
fördernden liitteln vermischt werden.
-
Ausführungsbeispiele i. Schwarztorf, der in der Torflagerstätte einen
Wassergehalt von über 9o °/o besitzt, wird, wie üblich, im Handstich gewonnen und
zum Trocknen an der Luft aufgestellt. Nach verhältnismäßig kurzer Zeit schrumpft
die Oberfläche der Soden zusammen, so daß sie wasserabweisend wird, während der
Kern feucht bleibt. Wenn ein Wassergehalt von 65111, erreicht ist, werden die Soden
in einfachen leistungsfähigen Mühlen gemahlen.
-
2. Der Schwarztorf wird in bekannter Weise aus den Lagerstätten gebaggert
und in breiiger Form als sogenannter Maschinentorf in Strängen aufs Feld zum Trocknen
abgelegt. Nach oberflächlicher Abtrocknung und Erreichung eines Wassergehaltes von
65°(o können die Soden vermahlen werden.
-
3. Schwarztorf wird aus der Lagerstätte gebaggert und daraufhin in
bekannter Weise in Spezialmaschinen druckentwässert, wobei der Wassergehalt auf
etwa 6o bis 70°t, gebracht wird. Das erzielte Preßgut wird entweder unmittelbar
darauf vermahlen und abgesiebt oder erst nach kurzem Nachtrocknen der Preßmasse
an der Luft oder durch Heizgase, falls dies erforderlich ist.
-
4. Schwarztorf wird nach dem Frästorfverfahren von der gewachsenen
Oberfläche gelöst und bereits in halbtrockenem Zustand nach Erreichung eines Feuchtigkeitsgehaltes
von 650f, vom Trockenfeld entfernt, anschließend vermahlen. -5. Schwarztorf wird
nach dem Hydroverfahren ,aus der Lagerstätte igespritzt und gepumpt und darauf auf
das Trockenfeld gespült. Dort verliert er seinen Wassergehalt teils durch Versickerung,
teils durch Lufttrocknung. Nach Erreichung eines mittleren Feuchtigkeitsgehaltes
von 5o bis 6504 wird er vom Trockenfeld aufgenommen und kommt zur V ermahlung.