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Verfahren zur Herstellung eines trockenen Düngemittels aus Torf oder
ähnlichen Massen Das im Hauptpatent beschriebene Verfahren zur Düngerherstellung
aus Torf oder ähnlichen kohlenstoff- und stickstoffhaltigen Massen kolloidalen Aufbaues
besteht darin, daß in der zersetzten feuchten Masse der kolloidale Zustand und die
wasserbindende Kraft durch Gefrierenlassen oder andere bekannte Mittel zerstört
wird und eine Behandlung mit Abwasser und nötigenfalls .eine Nachtrocknung mittels
Durchleitens von Lift durchgeführt wird.
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Die vorliegende zusätzliche Erfindung bezweckt eine Vereinfachung
-und Verbilligung jenes Verfahrens, insbesondere hinsichtlich einer Ersparnis an
Herstellungsarbeiten :und an Zufuhr- und Verteilungskosten des Düngers, besonders
für die Urbarmachung größerer Sand-, Heideboden-, Wiesen- und ähnlicher Flächen.
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Das Wesentliche des verbesserten Verfahrens besteht darin, daß das
Vermischen des Torfes mit Abwasser und die Zerstörung seines kolloidalen Zustandes
am Verwendungsort vorgenommen wird, insbesondere, indem Torf und Abwasser, gegebenenfalls
vermischt, auf die Verwendungsstelle aufgebracht, insbesondere in Breiform aufgepumpt
werden, worauf dann nach Zerstörung des kolloidalen Zustandes des Torfes durch Gefrierenlassen
oder andere bekannte Mittel gegebenenfalls !eine Trocknung erfolgt.
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Es ist zwar schon bekannt, Torfstreu bzw. Torfmull im Herbst auf eine
zu düngende Fläche aufzubringen und dann im Frühjahr, nachdem also gegebenenfalls
der Frost auf die Torfstreu eingewirkt hat, unterzupflügen. Diese bisher verwendete
Torfstreu bzw. der Torfmull enthalten aber im Gegensatz zu dunklem Brenntorf fast
gar- keine Kolloide und werden demnach durch das Gefrieren in kolloidaler Hinsicht
nicht beeinflußt. Kolloidaler Brenntorf ist dagegen für Dungzwecke bisher nicht
verwendet worden, weil ier Jahrzehnte gebrauchen würde, -um sich im Boden zu zersetzen,
wähnend sich der übliche Torfmull auch ohne Einwirkung von Frost etwa innerhalb
von drei Jahren im Boden zersetzt.
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Es ist weiter vorgeschlagen, Torf oder ähnliche organische Massen
durch Entwässerung ihres kolloidalen Zustandes zu berauben. Eine Zerstörung der
Kolloide durch Entwässerung ist aber unmöglich.
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Es ist ferner bekannt, Fäkalabwässer oder Gülle, gemischt mit Torfmull,
durch Aufpumpen auf Äcker zu leiten, nicht aber in Verbindung mit kolloidalem Brenntorf
oder ähnlichen Massen kolloidalen Aufbaues.
Durch das Verfahren
nach der Erfindung wird demgegenüber erreicht, daß Brenntorf oder ähnliche Massen
kolloidalen Aufbaues, die nach Zerstörung ihrer Kolloide sich besonders schnell
im Erdboden zersetzen, mit geringstem Aufwand an Herstellungsarbeiten und Zeit und
mit geringsten Zufuhr- und Verteilungskosten auf die zu düngende Fläche aufgebracht
werden können, wobei sie entweder vor dem Aufbringen oder auch später mit den Abwässern
angereichert werden können. Hierbei wird insbesondere die Zeit zur Zerstörung des
Kolloidzustandes des Torfes und zur Anreicherung des Torfes mit Abwässern vor der
Abfuhr an die Verwendungsstelle gespart, und die Zerstörung des Kolloidzustandes
kann in sehr einfacher Weise durch Gefriererlassen während des Winters am Verwendungsort
geschehen. Der mit Abwässern gemischte Brenntorf .ergibt dann ein im Erdboden sehr
schnell zersetzbares und besonders hochwertiges Düngemittel.
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Das neue Verfahren kann derart vorgenommen werden, daß der Torf ,auf
die Verwendungsstelle aufgebracht, sein kolloidaler Zustand dort zerstört und dann
Abwasser über die Masse geleitet wird, oder es kann auch Torf zunächst seines kolloidalen
Zustandes beraubt, dann in trockenem Zustande auf die Verwendungsstelle aufgebracht
und darauf Abwasser über die Masse geleitet werden. Es kann auch zunächst Abwasser
auf die Verwendungsstelle geleitet und dort der -Lufttrocknung überlassen werden
und darauf Breitorf auf die Verwendungsstelle gepumpt, dann dem Gefrieren überlassen
und dann umgepflügt werden. Schließlich kann auch Abwasser mit seines kolloidalen
Zustandes beraubtem trockenem Torf vermischt und das Gemisch auf die Verwendungsstelle
gepumpt werden.
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In jedem Falle ist das ganze Verfahren gegenüber dem Verfahren nach
dem Hauptpatent wesentlich vereinfacht und verbilligt, weil das Aufpumpen der Hauptbestandteile
des Düngemittels in Breiform einfacher durchführbar ist als ein vorheriges starkes
Trocknen und Transportieren im trockenen Zustande, und weil selbst ein halbtrockenes
Verteilen immer noch wesentlich leichter und billiger durchführbar ist als der weite
Transport von einer Fertigerzeugungsstelle zum Felde hin. Zerstörung des kolloidalen
Zustandes gibt dabei immer eine außerordentliche Oberflächenvergrößerung der Masseteilchen
und dadurch eine entscheidende Erhöhung ihrer Adsorptionswirkung für die Abwässer
und somit die wertvollste erreichbare Düngewirkung.
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An folgenden Beispielen sei das neue Verfahren näher erläutert: Beispiel
I Die zu düngende, möglichst ebene Fläche wird im Herbst zunächst mit einer 40o
mm hohen Bretterwand umgeben und dann eine Breitorfschicht (oder etwa Braunkohlenbrei)
von etwa 4oo mm Höhe auf sie aufgepumpt, welche im Winter gefriert. Das im Breitorf
vorhandene freie Wasser läuft bald ab, so daß nach kurzer Zeit,die Bretterwand entfernt
und an einer anderen Stelle zum gleichen Zweck weiterbenutzt werden kann. Ist die
Breitorfmasse im Frühjahr lufttrocken geworden, so wird so lange Abwasser, z. B.
aus einer städtischen Kanalisation, darauf geleitet, bis die Aufnahmefähigkeit der
Torfmasse :erreicht ist. Bei der dann folgenden Trocknung tritt, bedingt durch die
Abwasserkolloide, ein starkes Zerreißen der Masse ein, wodurch ein Luftaustausch
mit der nichtkolloidalen Unterlage herbeigeführt wird. Nach der Trocknung wird das
Feld umgepflügt und ist anbaufertig. Beispiel I1 Auf den zu düngenden Boden wird
lufttrockener Torf, dessen Kolloidzustand vorher zerstört wurde, in einer Höhe von
etwa ioo mm aufgebracht, dann Abwasser daraufgeleitet- und die Fläche trocknen gelassen.
Beispiel III Es wird zuerst Abwasser auf das Feld gepumpt, wie dies bei Rieselfeldern
der Fall ist. Wenn das Wasser verdunstet und versickert ist, bringt man im Spätjahr
Torfbrei in entsprechender Höhe durch Pumpen auf, der im Winter seinen kolloidalen
Zustand verliert. Ein Durchpflügen des Bodens bringt dann die Vermischung der aufgebrachten
Dungstoffe. Dieses Verfahren ist jedoch nur bedingt anwendbar.
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Beispiel IV Dem Abwasser wird Torf, in dem der kolloidale Zustand
ausgeschaltet ist, zugesetzt, bevor es auf das zu düngende Feld gepumpt wird, und
zwar in solchen Mengen, daß die Pumpfähigkeit des Abwassers nicht unterbunden wird,
z. B. 3 bis 5 kg Torf pro i cbm Wasser. Das angereicherte Wasser wird auf die zu
kultivierende Fläche geleitet und letztere nach der Trocknung umgepflügt bzw. geeggt.
Beispiel V Wie im Beispiel IV werden dem Abwasser Torf oder ähnliche Stoffe, deren
Kolloid. zustand ausgeschaltet wurde, zugesetzt. Dann werden gitterartige Blockumfassungswände
aufgestellt (wie z. B. in dem Patent 539 63 $
zum Trocknen
von Torf beschrieben) und das angereicherte Abwasser wird in den gebildeten Raum
geleitet. Im vorliegenden Fall-, sind die Torfkolloide zerstört. Dafür treten die
eiweißhaltigen, schleimigen, kolloiden Stoffe der Abwässer, deren hoher Gehalt an
solchen Stoffen bekannt ist, in Wirktrog. Die Maschenweite oder Löchergröße- der
Wände richtet sich hier nach der Viscosität des zusammengesetzten Abwassers. Die
siebartigen Wände lassen das freie Wasser bald ablaufen, und die Masse trocknet
unter dem Einfluß der Luftbewegung. Nacheiniger Zeit werden die Wände entfernt und
zum gleichen Zweck an anderer Stelle aufgestellt. Wenn erforderlich, ist eine Geruchsbelästigung
dadurch zu beseitigen, daß im Laufe der Trocknung eine Abdeckung des Blockes mit
trockenem Torf, dessen Kolloidzustand ebenfalls ausgeschaltet sein muß, vorgenommen
wird.
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Um die Zerstörung des kolloidalen Zustandes im Torf usw. durch Frost
auch in weniger kalten Wintern sicher zu urreichen, kann man der Masse Säuren oder
Salze, die einen Düngewert besitzen, in geringen Mengen zusetzen.
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Durch die genannten Verfahren werden nicht nur die Kosten der Herstellung,
der Zufuhr und Verteilung des Düngers auf die zu kultivierenden Flächen wesentlich
verringert, sondern durch die große Adsorptionsfähigkeit der hochgradig zerkleinerten
Kohle bzw. des Torfes wird auch Geruchsbelästigung von Rieselfeldern herabgesetzt.