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Jacquardmaschine Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine jacquardmaschine
der durch das Patent 5o2 6¢5 geschützten Art. Ihr Zweck besteht darin, die für Rutenteppichgewebe
bestimmte Jacquardmaschine des Hauptpatentes so abzuwandeln, daß sie zur Herstellung
ein- und doppelschütziger . Doppel-Kettenflorgewebe ebenso.vorteilhaft zu verwenden
ist wie zum Weben von Rutenflorgeweben.
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Um derartige Gewebe zu erzeugen, bediente man sich bisher - von älteren,
unvollkommeneren Mitteln abgesehen - fast ausschließlich zwei- und mehrteiliger
jacquardmaschinen mit einem Messerkasten und einem Platinenboden in jeder Abteilung.
Die Platinen und Messer der einzelnen Abteilungen standen in der Regel verschieden
gerichtet, wenn man nicht doppelnasige Platinen und wendbare Messer anwendete, so
daß nach Belieben von ein und derselben Musterkarte das positive und das negative
Fach ausgewählt werden konnte.
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Solange man insbesondere bei den breiten und schweren Doppelteppichgeweben
mit Rückseitenmuster Bindungen anwandte, die es gestatteten, daß die einzelnen Maschinenabteilungen
beim übergang vom positiven zum negativen Fach und umgekehrt wenigstens für einen
Arbeitsgang in ihre Grundstellung zurückkehren konnten, war mit den eingangs geschildertenjacquardmaschinen
auszukommen. Bei schroffem Wechsel von positiven und negativen Fächern mußten, diese
Maschinen indes naturgemäß wegen der durch die schweren Massen des jacquardangehänges
sowie wegen der durch die stark wechselnde Beanspruchung hervorgerufenen Stöße versagen.
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Mit Hilfe der vorliegenden Erfindung, die darin besteht, daß jede
Abteilung der zwei-oder mehrteiligen Jacquardmaschine mit drei Hubmitteln ausgestattet
ist, die unabhängig voneinander ihren Höchsthub ausführen können, gelingt es, diese
Nachteile zu vermeiden und dadurch den Weber in bezug auf die Auswahl der Bindung
weniger abhängig von der jacquardmaschine zu machen. Erst dadurch wird es z. B.
möglich, ein technisch einwandfreies doppelschütziges Dreischuß-Doppelteppichgewebe
und ein ebensolches einschütziges Zweischuß-Doppelteppichgewebe, beide mit Rückseitenmuster,
wirtschaftlich ohne Schwierigkeiten zu weben.
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Die Erfindung, die in Abb. i im Schnitt, teilweise schematisch dargestellt
ist, wird im nachstehenden an
Hand von zwei Gewebebeispielen erklärt,
und zwar zeigt Abb. 2a, b, c die Arbeitsweise der neuen Jacquardmaschine für ein
doppelschütziges Dreischuß-Doppelteppichgewebe, das in Abb. 3 im Längsschnitt gezeichnet
ist und für die Abb. q. das Arbeitsschema bedeutet, während Abb. 5a, b, c, d die
Arbeitsweise für ein aus Abb.6 ersichtliches einschütziges Zweischuß-Doppelteppichgewebe
erkennen läßt, für welches Abb. 7 das zugehörige Arbeitsschema ist.. Wie aus den
Längsschnitten Abb. 3 und 6 ersichtlich ist, sind beide Gewebe technisch insofern
einwandfrei, als die Konturen des Musters beim Übergang vom Unterpol zum Oberpol
und umgekehrt sauber und unvermischt ausfallen müssen, weil die Polschenkel durch
zwischenliegende Schüsse voneinander getrennt sind. In Bezug auf den Rückseiten,
ausfall ist insbesondere Abb.3 vorteilhaft, weil der tote Pol und die Füllkette
in zwei Ebenen liegen und somit ein Durchschlagen des ersteren nach der Rückseite
zu wirkungsvoll verhindert wird. Beiden Bindungen ist als besonderes Kennzeichen
der schroffe Übergang vom positiven Fach zum negativen Fach eigen (vgl. hierzu den
Übergang von Schußpaar II, II auf Schußpaar III, III in Abb. 3 und denjenigen von
Schuß III auf Schuß IV in Abb. 6). -Diese unvermittelten Umkehrungen des Webfaches
werden mühelos ermöglicht durch die in Abb. r dargestellte neue Jacquardmaschine.
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Wie allgemein. üblich, 'besitzt dieselbe je eine oder mehrere Abteilurigen
0W für die Oberpolfäden .und UW für die Unterpölfäden, die mit doppelnasigen Platinen
OP und UP
bekannter Artbesetzt sind. Ein einziges Nadelsystem N steuert,
von einer Jacquardkarte auf dem Prisma P beeinflußt, diese Platinen OP und
UP. Ini Gegensatz 'zum Bekannten besitzt jede - Abteilung 0W bzw.
U W drei auf die Platinen 0 P bzw. UP
wirkende Hubmittel in
Gestalt eines beweglichen Platinenbodens 0 P B bzw. U P B,
mit deren-
Hilfe alle Platinen einer Abteilung gemeinsam gehoben werden können, des üblichen
Messerkastens OMK bzw. UMK, der beispielsweise die von der Karte unbeeinflußt gelassenen
Platinen 'und eines zweiten Messerkastens OFR bzw: UFR, der beispielsweise die von
der Karte 'abgedrückten Platinen zu -erfassen 'vermag. Dieser zweite Messerlasten
OFR bzw. UFR,, der wegen der eigenartigen Anördnung seiner gegenüber den Messern
des - ersten -Messerkastens verkehrt stehenden Messer auf langen, . zwischen den
Messern, des OMK bzw. UMK hindurchreichenden Fingern im nachfolgenden stets mit
Fingerrechen bezeichnet werden soll, kann vollständig unabhängig vom Messerkasten
0MK bzw. UMK seinen vollen Hub ausführen. Er kann sich mit den auf ihm hängenden
Platinen heben, während sich gleichzeitig der Messerkasten OMK bzw. UMK mit den
auf ihm befindlichen Platinen senkt, ohne daß sich beide berühren oder da.ß irgendwelche
Zwischenstellungen nötig sind.
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Die Arbeitsweise der neuen Jacquardmaschine für ein- und doppelschützige
Doppel-Kettenflorgewebe sei im nachstehenden an Hand zweier Bindungsbeispiele erläutert.
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Abb.3 zeigt 'einen Längsschnitt durch ein doppelschützig zu webendes
Dreischuß-Doppelteppichgewebe mit Rückseitenmuster, bei welchem zwischen den SchußpaarenII
und III an den mit x und xx bezeichneten Stellen schroffer Fachwechsel im.Oberpol
bzw. Unterpol stattfindet, der es bei den bisher bekannten jacquardmaschinen nötig
machen würde, daß alle Platinen der betreffenden Abteilung zunächst einmal in eine
Ebene gebracht, von den Messern freigegeben und beispielsweise durch Wenden der
Messer zmn Bilden des umgekehrten 'Faches wieder erfaßt werden müssen.
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Die Bewegungen der - neuen Jacquardmaschine gestalten sich gemäß den
Abb. 2a, 2b, 2c und q. folgendermaßen, wobei vorauszuschicken ist, daß zum Weben
dieser Bindung 'der- Oberpol-Messerkasten QMK in Mittelfachstellung und .der Unterpol-Platinen-Boden
UPB in Tieffachstellung festgelegt ist.
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Schußpaar I, I: -Der Oberpol - Platinenboden OPB hebt alle Oberpolplatinen
OP in das Oberfach, während gleichzeitig auch der Oberpol-Fingerrechen in
die Oberfachstellung geht. Die - Unterpolplatinen O P hingegen sitzen sämtlich auf
dem -in Tieffachstellung festliegenden Unterpol-Platinenboden UPN. Der Unterpol-Messerkasten
U11T K und der Unterpol-Fingerrechen UFR befinden sich ebenfalls in -ihrer
Tieflage. -Während des Schützendurchganges drückt die Karte an und-wählt die Platinen
für das nächste Doppelfach aus (Abb. 2a). -Schußpaar II, II: -Der Oberpol-Platinenboden
OPB senkt sich -mit- den nicht abgedrückten Platinen, die"schließlich auf dem in
Mittelfachstellung festliegenden Obermesserkasten OMK aufsitzen, während die abgedrückten
Platinen auf dem Oberpol-Fingerrechen-OFR-.in Oberfachstellung hängenbleiben. Gleichzeitig
heben Tinterpol-Messerkasten UMK und.Unterpol-Fingerrechen UFR. Der erstere bringt
.die nicht abgedrückten Platinen -- in die Mittelfachlage, der letztere die abgedrückten
ins .Oberfach (Abb. 2b). Ohne
nochmaligen Andruck der Karte wird
hierauf für .das _ Schußpaar III-III das umgekehrte Fach gebildet? in dem der Oberpol-Fingerrechen
OFR und der-Unterpol-Fingerrecheri UFR sich mit den auf ihnen hängenden Platinen
in das Tieffach senken, während alle übrigen Platinen auf, dem in Mittelfachstellung
festliegenden Oberpol-Messerkästen OMK bzw. dem dort verharrenden Unterpol-Messerkasten
UMK hängenbleiben (Abb.2c).
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Für jede weitere Gruppe von Schußpaaren (IV, V, VI) wiederholt sich
dann der soeben geschilderte Vorgang.
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Deutlicher als die"Abb. Za bis 2c läßt die Abb. q. erkennen, daß der
Oberpol-Platinenboden OPB und der Unterpol-Messerkasten UMK bei verschieden großem
Hub im Gegenzug arbeiten, so daß sie z. B. mittels ungleicharmiger Doppelhebel Hl,
H2 (Abb. r) bewegt werden können. Für den Unterpol-Fingerrechen UFR und den Oberpol-Fingerrechen
OFR ist je ein besonderer Antrieb nötig.
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'Ähnlich verläuft der Bewegungsvorgang der neuen jacquardmaschine
für das in Abb. 6 in einem Längsschnitt dargestellte, einschützig zu webende Zweischuß-Doppelteppichgewebe
mit Rückseitenmuster. Hierfür' ist nur der Unterpol-Platinenboden UPB (Abb. 5a bis
5d) in Tieffachstellung festzulegen. Alle übrigen Hubmittel sind beweglich. Für
Schuß I befinden sich sämtliche Hubmittel für die Oberpolplatinen OP in der Hochlage
und sämtliche Hubmittel für die Unterpolplatinen UP in der Tieflage (Abb.
5 a), in welcher sie auch für Schuß II verharren (Abb. 5b). Während der Schuß II
in das Fach eingetragen wird, drückt die Karte an und wählt die Platinen für das
nächste Fach aus. Durch gleichzeitiges Senken des Oberpol-Platinenbodens OPB und
des Oberpol-Messerkastens O1yTK werden alle nicht abgedrückten Oberpolplatinen OP
für Schuß III in das Unterfach gebracht, während die abgedrückten Platinen auf dem
in Oberfachstellung verharrenden Oberpol-Fingerrechen OFR hängenbleiben. Die von
der Karte abgedrückten Unterpolplatinen UP werden durch den Unterpol-Fingerrechen
UFR in das Oberfach gehoben, wohingegen die nicht abgedrückten Unterpolplatinen
UP über denn Unterpol-;Messerkasten, UMK in Tieffachlage auf dem Unterpol-Platinenboden
UPB (Abb. 5 c) stehenbleiben. Ohne nochmaligen Kartenandruck wird hierauf für Schuß
IV das entgegengesetzte Fach durch Hebung der beiden Messerkästen OMIS und UMK bei
gleichzeitigem Senken der beiden Fingerrechen OFR und UFR gebildet. Aus der Abb.
7 ist ohne weiteres zu erkennen, daß in diesem Falle je zwei Hubmittel, und zwar
der Oberpol-Messerkasten OMK mit dem Urnterpol-Fingerrechen UFR sowie der Ünterpol=Messerkasten
UMK mit' dem Oberpol-Fingerrechen O F R, im Gegenzug gehen und demzufofge vor, je
einem Doppelhebel bewegt werden können. Der Oberpol-Platinenboden OPB hingegen braucht
einen besonderen Antrieb.
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Die neue jacquärdmaschine gestattet aber nicht nur, das ein-- und
das doppelschützige Weben, sondern man kann auch gemischt ein-und doppelschützig
arbeiten.
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Gemäß Abb. 6 z. B. ist es möglich, die Schüsse=l und II gleichzeitig
einzutragen, weil bei beiden Schüssen (Abb.5a und 5b) alle Oberpolfäden gehoben
und alle Unterpolfäden gesenkt sind. Die Schüsse III und IV hingegen müssen jeder
für sich einzeln einäeschossen werden, weil zwischen beiden das Fach wechselt. Während
nach dem einschützigen Webverfahren vier Arbeitsgänge .zum Erzeugen einer Noppenreihe
in Ober-und Unterware notwendig sind, kommt man nach dem gemischten Verfahren mit
drei Arbeitsgängen aus. Um in der beschriebenen Weise arbeiten zu können, sind besondere
Vorkehrungen in der jacquardmaschine selbst nicht erforderlich. Für die zusammengezogenen
Schüsse I und 1I (Abb.6 bzw. 5a und 5b) muß den drei Hubmitteln der Oberpolabteilung
der Maschine (OMK, OFR, OPB) ein dem doppelten Fach entsprechender größerer Hub
erteilt werden.
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Der Webstuhl bekommt an Stelle der üblichen feststehenden Doppelschützenkästen
dann bewegliche Doppelschützenkästen mit je zwei Zellen, die sich beide im Bereich
der beiden, von einem Schlagstock gemeinsam bewegten Picker befinden, wenn sie gemeinsam
das Webfach durcheilen sollen, während beim einschützigen Weben durch Heben oder
Senken des Schützenkastens um die Höhe einer Zelle die eine oder die andere Zelle
aus dem Bereich der Picker gebracht wird.
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Es ist ohne weiteres klar, daß die beschriebene neue jacquardmaschine
durch Wegfall von Zwischenstellungen bei schroffem Fachwechsel eine bei weitem höhere
Arbeitsgeschwindigkeit und damit ein wirtschaftlicheres Arbeiten gestattet, als
es mit den bisher bekannten Maschinen möglich war. Da in der Regel ein einziger
Andruck der Musterkarte genügt, um die Platinen für sämtliche zum Erzeugen einer
Flornoppenreihe erforderlichen Fachbewegungen einzustellen, so werden Karten, Nadeln
und Platinen geschont, und es wird jede überflüssige Beunruhigung der verhältnismäßig
langen Platinen und damit die Hauptursache fehlerhafter
Fachbildung
vermieden. Wenn bauliche Gründe, die Art der Harnischvorrichtung -oder andere Gründe
es erforderlich erscheinen lassen, können die Platinen und Hubmittel jeder Abteilung
gegebenenfalls auch in getrennten Gestellen untergebracht werden, ohne daß sich
grundsätzlich etwas an der Erfindung ändert. Messerkasten - (OMK bzw. UMK) und Fingerrechen
(UFR bzw. OFR) sind so gebaut, daß man sie im Bedarfsfalle auch um i8o° drehen und
so ihr Messer in die entgegengesetzte Stellung bringen kann.