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Vorrichtung für Wagenspinner zum Antrieb der Lieferwake Bei Wagenspinnern,
insbesondere bei Streichgarnw agenspinnern, wird das Vorgarn auf drei verschiedene
Arten verstreckt. Entweder wird zunächst durch die Lieferwalze mit einer von der
Wagengeschwindigkeit unabhängigen, aber größeren Geschwindigkeit eine bestimmte
Länge Vorgarn geliefert und diese dann bei stillstehender Lieferwalze durch den
Wagen auf die gewünschte Feinheit verstreckt oder die Lieferwalze läuft während
der Vorgarnlieferung mit einer etwas geringeren Geschwindigkeit um als der Wagen,
wobei schon während der Vorgarnlieferung eine gewisse Verstreckung erfolgt und die
gewünschte Feinheit ebenfalls durch den Wagen bei stillstehender Lieferwalze erzielt
wird. Endlich aber kann die Vorgarnlieferung über den gesamten Wagenweg ausgedehnt
werden, wobei die Lieferwalze mit einer dem Gesamtverzug entsprechenden geringeren
Geschwindigkeit als der Wagen angetrieben wird. Die beiden letztgenannten Arten
der Verstreckung werden als halbstetiger und ganzstetiger Verzug bezeichnet.
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Wird der dem Vorgarn während der Ausfahrt jeweils erteilte Verzug
als Funktion- des Wagenweges aufgetragen, so ergeben sich die in Fig. z dargestellten
Schaulinien. Die unterhalb der Abszisse r,o liegenden Werte bedeuten größere, die
darüberliegenden geringere Geschwindigkeit, also Verzug des Vorgarnes. Linie I stellt
die zuerst geschilderte, jetzt fast nicht mehr übliche Art des Verstreckens dar.
Die Linien II und III zeigen den Verlauf des Streckens beim halb- und gänzstetigen
Verzug. Strecke O bis A ist die Vorlieferung; bei B erfolgt das Stillsetzen der
Lieferwalze. Wie ersichtlich, steigert sich die Verstreckung beim halb- und ganzstetigen
Verzug zunächst unverhältnismäßig rasch. Infolgedessen wird die jeweils gelieferte
Vorgarnmenge durch den Verzug ganz verschieden, und zwar im Verhältnis zu ihrer
Größe zunächst zu stark, beansprucht.
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Nun ist es bei Wagenspinnern bekannt, ein Differentialgetriebe anzuwenden,
welches jedoch nur dazu dient, entweder der Lieferwalze zu Beginn der Ausfährt eine
beschleunigte Bewegung zu erteilen - in diesem Falle ist es nur zu Beginn der Ausfahrt
in Tätigkeit - oder Wagen- und Lieferwalzengeschwindigkeit im gleichen Verhältnis
herabzusetzen, so daß .der Verzug während der Vorgarnlieferung immer der gleiche
ist. Es ist bei Wagenspinnern ferner auch schon bekannt, einen allmählich ab- oder
zunehmenden Verzug dadurch zu erzielen, daß die Lieferwalze unmittelbar von einer
Schnecke mit abfallender Spirale angetrieben wird. Bei einem derartigen Lieferwalzenantrieb
ist es jedoch weder vorgesehen noch beabsichtigt, den Verzug in ein bestimmtes,
vom Gesamtverzug abhängiges Verhältnis zum jeweils
zurückgelegten
Wagenweg zu bringen, da jede Änderung des Gesamtverzuges auch eine Änderung der
Schnecke mit abfallender Spirale erfordern würde.
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Die Erfindung bezweckt, den Verzug im Verhältnis zur gelieferten Vorgarnmenge
zu steigern, d. h. Verzug und jeweils zurückgelegten Wagenweg in ein bestimmtes
Verhältnis zueinander zu bringen, welches durch den- zu erteilenden Gesamtverzug
bestimmt wird. Dies ist erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß die Lieferwalze von
einer mit gleicher Geschwindigkeit wie der Wagen umlaufenden Welle oder Rolle über
eih Umlaufgetriebe angetrieben wird, das unter dem Einfluß einer mit der Welle oder
Rolle verbundenen Schnecke mit ansteigender Spirale steht. Durch diese Ausbildung
des Lieferwalzenantriebes wird der Verzug in ein gesetzmäßiges Verhältnis zur je*eils
gelieferten Vorgarnmenge, d. h. zum jeweils zurückgelegten Wagenweg, gebracht. Außerdem
ist der Antrieb der Lieferwalze vom Antrieb durch die mit gleichbleibender Geschwindigkeit
umlaufende Hauptwelle unabhängig gemacht, da die Lieferwalze erfindungsgemäß nur
von einer der Wagenbewegung entsprechend umlaufenden Welle, Rolle o. dgl. abgeleitet
wird.
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Der durch die Erfindung erreichte gesetzmäßige Verzug ist in Fig.2
graphisch dargestellt, welche erkennen läßt, daß der Verzug immer in bestimmtem
Verhältnis zum jeweils zurückgelegten Wagenweg steht, indem seine Steigerung geradlinig
verläuft. Der mit einer Vorrichtung gemäß der Erfindung erteilte Verzug errechnet
sich an jeder Stelle des Wagenweges nach der Formel v - (w-k) ki +l. Hierbei ist
k eine durch die Vorlief erung gegebene Konstante und ki die Tangente des Winkels
a, der sich jeweils aus dem zu erteilenden Gesamtverzug V bestimmt. Der Verzug steht
also während der Vorgarnlieferung immer in einem bestimmten, dein Gesamtverzug entsprechenden
Verhältnis zum jeweils zurückgelegten Wagenweg.
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Erreicht wird dieser Verzug durch ein an sich bekanntes, zum Antrieb
der Lieferwalze dienendes Umlaufgetriebe, welches seinen Antrieb erfindungsgemäß
von einer mit dem Wagen gleich schnell umlaufenden Welle oder Rolle erhält und von
einer mit dieser Welle oder Rolle fest verbundenen, spiralig ansteigenden Schnecke
als Summiergetriebe beeinflußt wird.
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In Fig. 3 und q. ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung in Vorder-
und Seitenansicht dargestellt. Der zeichnerischen Einfachheit halber wurde das Umlaufgetriebe
auf dem Schaft der Lieferwalze -i angeordnet. Es kann aber auch an beliebiger anderer
Stelle zwischen der Lieferwalze i und der Welle oder Rolle 2 eingeschaltet werden.
Die Welle oder Rolle z, die mit gleicher Geschwindigkeit wie der Wagen umläuft,
treibt über die Räder j_ bis io die Kupplungshälfte i i, welche während der Vorgarnlieferung
mit der mit der Lieferwalze verbundenen Kupplungshälfte i2 in Eingriff steht. Die
Räder 8 und, 9 sind die Umlaufräder des Umlaufgetriebes 1q.. Von einer mit der Welle
oder Rolle 2 fest verbundenen Schnecke 15 mit ansteigender Spirale wird mittels
Seil- oder Kettenzuges ,i6, Trommel 17 und Räder 18 bis 21 das Umlaufgetriebe 14
so angetrieben, daß der Verzug immer im bestimmten, dem Gesamtverzug entsprechenden
Verhältnis zum jeweils zurückgelegten Wagenweg steht. Durch die Wechselräder i9
und 2o wird die Beeinflussung des Umlaufgetriebes dem Gesamtverzug angepaßt.
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Die sich durch die Erfindung ergebenden Vorteile bestehen vor allem
in der gleichmäßigen Beanspruchung des Vorgarnes während der Vorgarnlieferung, wodurch
sich bei verminderten Fadenbrüchen ein besonders gleichmäßiges Gespinst ergibt.